News 2021

forschen, produzieren / 30.12.2021
Life Science Lab 4.0

Einen Einblick in das smarte, vernetzte Labor 4.0 gab Ann-Claire Foetsch, Digital Solutions, Eppendorf (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)
Einen Einblick in das smarte, vernetzte Labor 4.0 gab Ann-Claire Foetsch, Digital Solutions, Eppendorf (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)

Die Akademie des Gläsernen Labors bot Technischen Angestellten (TAs) und Laborant*innen einen Weiterbildungstag zu Labortrends in den Life Sciences

Auf dem Campus Berlin-Buch fand Ende September 2021 der Weiterbildungstag „Labor 4.0 für Technische Angestellte und Laborant*innen“ in Präsenz statt. 50 Teilnehmende erweiterten ihr Wissen rund um die Themen Digitalisierung, Automatisierung und Miniaturisierung in den Life Sciences. Aus einem vollen Programm mit drei Sessions konnten sie Vorträge, Workshops, Methodentrainings oder Laborführungen wählen. Besonders gefragt waren die Themen CRISPR/Cas, Bioinformatik, Next Generation Sequencing sowie Miniaturisierung.

Für den Einführungsvortrag zum Labor 2030 konnte Dr. Peter Quick, Vorsitzender im Vorstand der Fachabteilung Life Science Research im Verband der Diagnostica-Industrie, gewonnen werden. Als ausgewiesener Experte gab er einen Überblick über die Trends und Innovationen in Diagnostik, Forschung und Analytik, die die Arbeit im Labor künftig verändern werden. Er zeigte auf, welche Qualifikationen der Fachkräfte im Labor gefordert sein werden und welche neuen beruflichen Perspektiven sich abzeichnen.
Eine Industrieausstellung ermöglichte den Teilnehmenden in den Pausen, sich zusätzlich über neue Technologien und Methoden zu informieren, wie Liquid Handling, Miniaturisierung beim„fluid lab“ oder das elektronische Laborbuch. Die Aussteller gestalteten das Programm auch durch Vorträge oder Workshops mit. Ein Workshop behandelte zum Beispiel das portable „fluid lab“ der Zukunft – mit digitaler holografischer Mikroskopie und Spektrometrie in einem „handheld device“.

„Wir bieten in Kooperation mit unseren verschiedenen Anbietern ein Programm, das speziell für TAs konzipiert wurde. Eine derart kompakte Wissensvermittlung für Technische Angestellte und Laborkräfte in den Life Science gibt es bundesweit sonst
nicht“, so Dr. Uwe Lohmeier, Leiter der Akademie des Gläsernen Labors. „Neben dem Blick über das eigene Labor hinaus, bieten wir den Labor-Fachkräften auch die Möglichkeit zur Vernetzung und thematisieren wichtige Aspekte wie Resilienz im Laboralltag. Dieses Themenspektrum und die Möglichkeit des Austauschs untereinander kommen sehr gut an.“

Margareta Herzog, Labormanagerin und TA am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), nahm erstmals am Weiterbildungstag teil: „Alle Sessions, die ich gewählt habe, waren sehr gut. Es wurden die wichtigsten Techniken vermittelt: CRISPR/Cas, Next Generation Sequencing (NGS) oder die Arbeit mit Organoiden. Auf dem TA-Tag wird kondensiertes Wissen sehr gut verständlich vermittelt – alles, was wichtig ist. Das hat mir eine mehrtägige Recherche und Lektüre erspart. Mir hat dieser Tag sehr gut gefallen. Schade, dass er nur alle zwei Jahre stattfindet.“

Bereits zum dritten Mal dabei war Andrea Rodak, Biologisch-Technische Assistentin, die viele Jahre am MDC gearbeitet hat: „Die Atmosphäre war locker und freundlich, und ich habe wieder sehr gute Vorträge gehört. Die Führungen in die Forschungsinstitute in kleinen Gruppen ermöglichten einen intensiven Austausch mit den Wissenschaftlern und auch untereinander. Am MDC erwartete uns beispielsweise eine spannende Präsentation zu Proteomics, in der die Möglichkeiten der Proteinanalyse mittels Massenspektrometrie erläutert wurden. Anschließend wurden uns die Geräte im Labor vorgestellt. Wichtig war mir, dass die Gespräche auf Augenhöhe stattfanden.“

Der Artikel erschien zuerst im Standortjournal buchinside.

www.glaesernes-labor-akademie.de

leben, heilen / 28.12.2021
Schutzimpfungen im Bucher Klinikum – erfolgreicher Jahresrückblick

Johanna (9) war die erste beim Kinderimpfen: „Ich gehe so gerne zur Schule und möchte weiter mit meinen Freundinnen jeden Tag zusammen sein können.“ (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Johanna (9) war die erste beim Kinderimpfen: „Ich gehe so gerne zur Schule und möchte weiter mit meinen Freundinnen jeden Tag zusammen sein können.“ (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Über 10.000 Dosen Corona-Impfstoff sind im Helios Klinikum Berlin-Buch im Laufe des Jahres 2021 verimpft worden. Ein besonderes Jubiläum in Pandemiezeiten. Der Impfstoff wurde durch geschultes Fachpersonal der Krankenhausapotheke vor Ort aufbereitet und eigenes medizinisches Fachpersonal verimpft.

Das Helios Klinikum Berlin-Buch startete genau vor einem Jahr mit den ersten Corona-Schutzimpfungen. Inzwischen konnten über 10.000 Dosen verimpft werden. „Erst- und dann Zweitimpfungen waren im ersten Halbjahr nicht nur bei unseren eigenen Mitarbeitern gefragt. Auch Patienten, Angehörigen, Personal aus Kitas und Schulen sowie einigen Firmen vom Forschungscampus Berlin-Buch waren Impfungen wichtig. Vielen konnten wir helfen und spezielle Impftermine entsprechend der Richtlinien bei uns organisieren. Die Impfungen erfolgten jeweils im Haus durch eigenes medizinisches Fachpersonal“, berichtet Prof. Dr. med. Henning T. Baberg, Ärztlicher Direktor im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Aufgrund begrenzter Impfstoffverfügbarkeit am Anfang des Jahres war nach Maßgabe der durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) erlassenen Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) sowie der Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) eine Priorisierung bestimmter Personengruppen bei der Impfung vorgesehen, die auch das Helios Klinikum Berlin-Buch beachtete. Prof. Dr. Henning. T. Baberg sagt: „Über den ersten Impftag bei uns im Hause am 30. Dezember 2020 habe ich mich sehr gefreut. Aber noch mehr über die große Impfbereitschaft bei unseren Mitarbeitern und die vielen Anfragen aus unseren Nachbareinrichtungen - und das quer durch alle Berufsgruppen.“ Aufgrund der derzeitigen Pandemielage ist jetzt vor allem das Boostern gefragt. Auch hier konnte das Klinikum bereits Termine anbieten.

Start der Kinderimpfungen

Ein besonderer Moment war für das gesamte Impfteam der Start der Kinderimpfungen in diesem Jahr Mitte Dezember entsprechend der STIKO-Empfehlung. „Wir konnten unseren kleinen Patienten und auch Mitarbeiterkindern erste Impfungen anbieten. Viele Eltern hatten schon in den letzten Wochen immer wieder nach Impfterminen für ihren Nachwuchs gefragt“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch. „Impfen bleibt der einzig sinnvolle Ausweg aus der Pandemie und ist entsprechend der STIKO-Empfehlung und aufgrund der derzeitigen Lage auch für Kinder und Jugendliche wichtig.“  

Im neuen Jahr werden über den Berliner Senat wieder Impfdosen geliefert. Dann geht es weiter mit den Schutzimpfungen gegen Corona für Pflegeteams, medizinisches und weiteres Personal. Und sicher auch für Interessierte aus der „Nachbarschaft“, für Kinder und Jugendliche. Die große Bereitschaft, dabei zu sein bzw. weiterzumachen, ist beim Team im Helios Klinikum Berlin-Buch spürbar.

www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch/

heilen / 28.12.2021
Allergie oder Intoleranz?

Die Untersuchung mittels confokaler Laser-Endomikroskopie wird vorbereitet (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Die Untersuchung mittels confokaler Laser-Endomikroskopie wird vorbereitet (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine neue Technologie ermöglichen, die genauen Ursachen für Beschwerden durch Nahrungsmittel zu finden

Immer häufiger kommt es durch Nahrungsmittel zu Allergien und Intoleranzen bis hinzu entzündlichen Vorgängen, die sich beim Betroffenen im Magen-Darm-Trakt äußern. Die Ursache der Beschwerden wird oft nur schwer oder nicht gefunden, weil unter anderem einseitig fokussiert diagnostiziert wird. Ein neuer fachübergreifender Ansatz mit allergologischer und gastroenterologischer Diagnostik kann helfen.

In einem standardisierten Verfahren werden Typ-I-Allergien, Zöliakie und Intoleranzen abgeklärt und organische Erkrankungen ausgeschlossen. Dann folgt die innovative, bislang wenig verbreitete Austestung von Nahrungsmitteln auf der Dünndarmschleimhaut mit gleichzeitiger Untersuchung mittels confokaler Laser-Endomikroskopie (CLE): Nahrungsmittel werden direkt auf der Dünndarmschleimhaut auf Verträglichkeit getestet. In der Zusammenschau aller Befunde werden die  Patient:innen abschließend beraten, ob und welche Nahrungsmittel strikt oder vorübergehend zu meiden sind und welche individuellen Therapiemöglichkeiten es gibt.

Das neue fachübergreifende Rund-um-Diagnostikverfahren zwischen den Experten der Dermatologie/Allergologie und Innerer Medizin/Gastroenterologie richtet sich an Menschen mit unklaren Bauchbeschwerden, fraglichen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien.

Auskunft geben Dr. med. Kerstin Lommel, Chefärztin Dermatologie/Allergologie, und Prof. Dr. med. Frank Kolligs, Chefarzt Innere Medizin/Gastroenterologie, Helios Klinikum Berlin-Buch:

Dr. Lommel:
„Beschwerden in zeitlichem Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme können sich viele Betroffene nicht eindeutig erklären – es gibt Menschen, die gleichzeitig verschiedene Symptome unterschiedlicher Ursachen haben. Typische Beispiele sind Kribbeln im Mund, Hautreaktionen wie Quaddelbildung oder Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, eventuell bereits als Reizdarmsyndrom diagnostiziert. Aufgrund von vermuteten Unverträglichkeiten oder Allergien befinden sich die Betroffenen in einer Art Dauerschleife aus Untersuchungen und selbstgewählten Karenzdiäten. Ob eine bestimmte Körperreaktion allergisch bedingt ist oder eine andere Ursache hat – zum Beispiel eine Intoleranz, weil Enzyme fehlen oder eine Empfindlichkeitsreaktion auf Nahrungsmittel vorliegt – ist zunächst differenziert abzuklären und damit fester Diagnostikbaustein des neuen Angebotes. Diese intensive„Detektivarbeit“ umfasst eine gründliche Befragung sowie eine erweiterte allergologische Diagnostik.“

Prof. Kolligs:
„Nach der allergologischen Abklärung folgt eine umfassende Diagnostik des Magen-Darm-Traktes, um organische Störungen auszuschließen, bevor die neue Untersuchungsmethode in der Gastroenterologie zum Einsatz kommt. Die confokale Laser-Endomikroskopie (CLE) wird in Deutschland erst in wenigen Kliniken angeboten. Sie ist das erste endoskopische Bildgebungsverfahren, welches in Echtzeit mikroskopische Einblicke in die Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes ermöglicht. Die vorher durch die Dermatologie/Allergologie bestimmten, möglichen beschwerdeauslösenden Nahrungsmittel werden während einer Endoskopie direkt auf dieDünndarmschleimhaut aufgebracht. Ohne eine Gewebeprobe zu entnehmen, wird über ein gut verträgliches Kontrastmittel während der Untersuchung direkt sichtbar, ob die Schleimhaut empfindlich reagiert. Wenn alle Befunde vorliegen, werden die Ergebnisse gemeinsam ausgewertet und mit dem Betroffenen individuelle Therapiemöglichkeiten besprochen.

Text: Susanne Hansch/Helios Klinikum Berlin-Buch

www.helios-gesundheit.de/berlin-buch

bilden / 23.12.2021
VHS Pankow - Programmheft für Frühjahrssemester erschienen

1500 Volkshochschul-Kurse im Angebot, viele davon auch online

Das neue Programmheft für das am 3. Januar 2022 beginnende Frühjahrssemester der Volkshochschule Pankow ist jetzt erschienen. Knapp 1.500 Kursangebote warten auf bildungshungrige Menschen. Bis auf weiteres gilt die 2G-Regel. Bei Kursen in den Bereichen Grundbildung und Deutsch gilt die 3G-Regel. Immer mehr Kurse können aber auch online durchgeführt werden und in Zukunft wird es möglich sein, auch von zuhause aus am Präsenzkurs teilzunehmen.
Aktuelles zum Thema, die Öffnungszeiten für die persönliche Anmeldung und weitere nützliche Informationen finden Interessierte auf der Startseite unter www.vhspankow.de.

"Bildungsurlaub" heißt jetzt "Bildungszeit". Das und was es sonst noch Neues gab, gibt es im Vorspann des Programmheftes zu lesen. Ebenso neu: die FAQ sind auf Wunsch der Teilnehmenden deutlich umfangreicher. Vorträge und Exkursionen sind für den Überblick tabellarisch zusammengefasst.  Das gesamte Programmheft gibt es zum Download hier: https://www.berlin.de/vhs/volkshochschulen/pankow/service/downloads/

forschen, produzieren, heilen / 21.12.2021
Grüner Park für Wissenschaft und Hightech

Kurze Wege gehören zu den Vorzügen des Campus in Buch (Foto: David Ausserhofer/CBB)
Kurze Wege gehören zu den Vorzügen des Campus in Buch (Foto: David Ausserhofer/CBB)

Schritte zu mehr Nachhaltigkeit

Auf dem Campus Berlin-Buch arbeiten rund 3.000 Beschäftigte in Wissenschaftseinrichtungen, Biotech-Unternehmen und weiteren Firmen. Ihre Labore verbrauchen enorme Energiemengen: Sie benötigen regelmäßigen Luftaustausch, Kälte- oder Wärmezufuhr für biologische Proben, Server und Laborgeräte. Welche Energie verbraucht wird, liegt zu großen Teilen in den Händen der Campus-Betreiberin Campus Berlin-Buch GmbH (CBB). Zur Frage, wie der Campus umweltfreundlich und nachhaltig entwickelt werden kann, gehören neben einem effizienten Energieeinsatz auch die Mobilität der Beschäftigten und die Nutzung des Grünraums.
Diese drei Schwerpunkte treibt die CBB in enger Abstimmung mit den Campus-Einrichtungen voran. Zur umweltfreundlichen gesunden Mobilität und zum nachhaltigen Energiemanagement fanden in diesem Herbst Workshops mit Beteiligten aus den Campuseinrichtungen statt.
Welche Vorhaben lassen sich umsetzen, und wie ist der Stand?

Umweltfreundliche Mobilität

Zukunftsorte wie Buch messen sich mit Technologie- und Wissenschaftsstandorten weltweit, und Exzellenz in der Forschung setzt einen attraktiven Standort voraus. Dazu gehört eine gute Verkehrsanbindung. „Dieses Thema ist für uns ein zentrales Handlungsfeld. Wir setzen uns für einen Regionalbahnhof in Buch, die Verkürzungen der Taktfrequenzen der S-Bahn und für Fahrradschnellwege nach Buch und zum Campus ein. Erste Erfolge sind frühestens in fünf Jahren zu erwarten. Umso wichtiger sind Mobilitätsprojekte, die kurzfristig die Wege zum Campus erleichtern können“, so Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH. Die Mobilitätsumfrage von 2019, an der sich ein Drittel der Campusbeschäftigten beteiligten, erbrachte neben einer Analyse der Wegebeziehungen der Beschäftigten viele Vorschläge und Ideen zur verbesserten Verkehrsverbindung des Campus mit dem S-Bahnhof sowie zur Stärkung der Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer auf dem Campus.

Was ist seitdem passiert? Seit Mai dieses Jahres gibt es zwei feste Station für E-Scooter auf dem Campus. Sechs Ladesäulen für E-Autos wurden eingeweiht. Die Campusbikes werden so gut genutzt, dass weitere Stationen auf dem Campus eingerichtet wurden. Auch die Zahl der kostenlosen Leihräder ist gestiegen. Das Bezirksamt hat ein externes Planungsbüro beauftragt, um ein verbessertes Radwegekonzept für die letzte Meile zwischen S-Bahnhof Buch und Campus zu erarbeiten. „Im nächsten Jahrsollen auf dem Campus in Kooperation mit der BVG ein bis zwei „Jelbi“-Hubs installiert werden für Mieträder, E-Scooter, E-Mopeds und E-Car-Sharing. Korrespondierend sind weitere Hubs in Buch geplant. Hierfür sind wir in finalen Gesprächen mit der BVG und verschiedenen Mobilitätsanbietern.“

Ergebnisse des Workshops

Die Akteure des Campus Buch sind sich einig, dass die Rad- und E-Mobilität auf dem Campus gestärkt werden soll. Die Verkehrssicherheit und die Parksituation auf dem Campus zu verbessern, gehört ebenfalls zu den Schwerpunkten. Darüber hinaus sollen die Anreize für die Beschäftigten erhöht werden, umweltfreundliche Mobilität zu nutzen.
Geplant ist ein„Shared-Space-Konzept“ für den Campus, für das zum Teil Straßen verbreitert und Bus- und Radspuren angelegt werden sollen. Der Lieferverkehr soll präzise geführt und möglichst an die Peripherie des Campus verlegt werden. Das Zentrum des Campus soll autofrei werden, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und noch stärker zum Verweilen und Kommunizieren einzuladen.
Ein Ring- und Einbahnstraßensystem soll sich an künftigen Achsen des Campus ausrichten. Dieses Achsenkonzept wird gerade im Rahmen der Fortschreibung des Campusrahmenplans entwickelt und soll bei der Verkehrsplanung berücksichtigt werden.

Energiemanagement

Seit Jahren setzt die CBB konsequent auf Energieeffizienz. Dennoch lässt sich an vielen Stellen weiterhin Energie einsparen oder durch erneuerbare Energien ersetzen, um den Ausstoß an Kohlenstoffdioxid zu verringern. Um diese Potenziale zu ermitteln, hat die CBB ihr Energiemanagementsystem an den Standard DIN EN ISO 50001:2018 angepasst. Im Rahmen der Zertifizierung wurden energierelevante Faktoren im BiotechPark analysiert. In der Folge wurden ineffiziente Pumpen im Wärmekreislauf durch stromsparende Hocheffizienzpumpen ersetzt. Dank ihres integrierten Zählers erlauben sie erstmals ein Monitoring der Massenströme. Außerdem wurde der Wärmeverbrauch in der Nacht und am Wochenende gesenkt. Eine wesentliche Einsparung von CO2 konnte dadurch erzielt werden, dass der Campus seit 2020 zu 100 Prozent Grünstrom bezieht. Insgesamt konnten im Vergleich zu 2018 im letzten Jahr 176.473 kWh, also 1.469 t CO2, in den Bereichen Fernwärme und Strom eingespart werden. Allein 1.420 t CO2 wurden durch den Grünstrom eingespart. Seit 2021 bezieht der Campus auch zu 16,8 Prozent Bio-Erdgas.

Im Rahmen eines Verbundprojekts des Bundeswirtschaftsministeriums realisiert die CBB seit Ende 2020 gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin ein dreijähriges Forschungsprojekt zur automatisierten Betriebsoptimierung (Autobop). Gegenstand ist die IT-basierte Regelung von Wärmemengen in Heizungsanlagen von Bestandsgebäuden, die ein hohes Potenzial für Energieeinsparung besitzen. Hierfür wurden zunächst in einem Gebäude des BiotechParks Energieventile eingebaut, die die erforderlichen Daten messen können. Bis zu vier Häuser sollen
als Pilotsysteme untersucht werden.„Wenn Wärme zwischen Systemen übertragen wird, lassen sich je nach Bedarf und Betriebspunkt Massenströme und Rücklauftemperaturen optimieren. Wir prüfen, ob dies erfolgreich automatisiert geschehen kann und ein effizienterer Betrieb möglich ist“, so Projektmitarbeiterin Andrea Ruiz. „Das differenzierte Monitoring versetzt uns in die Lage, den spezifischen Energieverbrauch der eigenen Gebäude kontinuierlich zu erfassen und zu senken und benachbarte Gebäude optional in gleicher Weise zu ertüchtigen“, so Florian Felgentreu, der die Projekte zum Energiemanagement koordiniert.

Für 2022 stehen der CBB Fördermittel für die energetische Modernisierung von Haus 85 zur Verfügung. In den Büros werden Einzelraumregler eingebaut, die die Heizung je nach Anwesenheit automatisch steuern. In Bädern und Teeküchen wird die Abluft künftig ebenfalls nur dann aktiv,
wenn sich darin Nutzer aufhalten. Im kommenden Jahr wird auf Antrag der CBB und in Kooperation mit dem Geoforschungszentrum Potsdam geprüft, ob in Buch – und damit auch auf dem Campus – Geothermie genutzt werden könnte. „Damit ließe sich der Anteil an erneuerbaren Energien deutlich erhöhen und Synergien der Energieversorgung nutzen – auch in Zusammenarbeit mit den umgebenden Quartieren in Buch“, so Florian Felgentreu.

Nachhaltiger grüner Campus

Der Campus bietet mit Parkanlagen, offenen Grünräumen, Waldbestand und Kleinstbiotopen einen unmittelbaren Erholungswert für diejenigen, die dort arbeiten, aber auch für die Anwohner. Orte wie das Kunstwerk„Treated Wood“ oder die zahlreichen Bänke und Tische ermöglichen, im Freien zu arbeiten. Diese Qualität ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit des Campus. Gemeinsames Ziel der Einrichtungen ist es darum, die Strukturvielfalt und die ökologischen Nischen zu erhalten und die Biodiversität noch zu erhöhen. In Kooperation mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) entstehen insgesamt zehn Wildblumenwiesen. Auf diesen Flächen ist ein Insektenmonitoring als Citizen-Science-Projekt geplant. Im Fokus steht auch der Erhalt und die Entwicklung der Waldflächen sowie der einzeln stehenden Bäume mit Blick auf die klimatischen Veränderungen. „Bei Neu- oder Nachpflanzungen orientieren wir uns am aktuellen Stand der Liste ‚Zukunftsbäume für die Stadt‘", so Claudia Lühr von der Liegenschaftsverwaltung. „Dazu gehören Magnolien, von denen wir 2018 etliche angepflanzt haben, Kupferfelsenbirnen, Amber- und Maulbeerbäume. Diese Arten sind insektenfreundlich und klimaresilient.“

Dieser Artikel erschien zuerst im Standortjournal buchinside.

www.campusberlinbuch.de

forschen / 09.12.2021
Herz und Darm sind unzertrennlich

Medikamente können die Darmmikroben auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Illustration: Isabel Romero Calvo/EMBL
Medikamente können die Darmmikroben auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Illustration: Isabel Romero Calvo/EMBL

Ein Herz-Kreislauf-Leiden beeinflusst das Leben im Darm. Umgekehrt gilt das Gleiche: Die Keime des Darms wirken sich auf den Verlauf der Krankheit aus. Welche Chancen und Risiken das bietet und welche Rollen Arzneien dabei spielen, berichtet ein Team um die MDC-Forscherin Sofia Forslund in „Nature“.

Vor ein paar Jahren machte Dr. Sofia Forslund eine unerwartete Entdeckung. Gemeinsam mit dem damaligen Team um Professor Peer Bork vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg stellte die schwedische Bioinformatikerin fest, dass das Diabetesmedikament Metformin das Mikrobiom, also die Gesamtheit aller im Darm lebenden Keime, verändert. Wie Forslund herausfand, war der Einfluss dieses sehr oft verordneten Arzneimittels auf die Darmflora sogar stärker als der Diabetes selbst. Der Effekt galt als so überraschend, dass die Wissenschaftlerin ihre Arbeit in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichen konnte.

Bessere Therapien sind das Ziel

„Unsere jetzt publizierte Studie baut auf dieser Entdeckung auf“, sagt Forslund, die seit dem Jahr 2018 am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) die Arbeitsgruppe „Wirt-Mikrobiom Faktoren in Herz-Kreislauferkrankungen“ leitet. „Wir wollten herausfinden, wie sich kardiometabolische Erkrankungen und das Mikrobiom gegenseitig beeinflussen, welche Rolle die verordneten Medikamente und auch Antibiotika dabei spielen und wie sich die beobachteten Effekte künftig womöglich nutzen lassen, um die jetzigen Behandlungsmöglichkeiten zu verfeinern und zu verbessern.“ Denn viele erwünschte, aber auch unerwünschte Wirkungen von Medikamenten würden im Körper ganz offenbar indirekt erzielt, und zwar über die Veränderung des Mikrobioms, sagt die Wissenschaftlerin.

Forslund ist die Erstautorin der erneut in „Nature“ publizierten Arbeit. Daneben waren auch diesmal das Heidelberger Team des Mikrobiom-Forschers und Letztautors der Studie Peer Bork sowie weitere Gruppen aus mehreren europäischen Ländern, insbesondere aus Deutschland, Frankreich und Dänemark, beteiligt. Finanziert wurde das im Jahr 2012 gestartete Forschungsprojekt mit dem Namen MetaCardis (Metagenomics in Cardiometabolic Diseases), an dem unter anderem klinische Mediziner*innen, Bioinformatiker*innen und Systembiolog*innen mitgewirkt haben, von der Europäischen Union. Zu den kardiometabolischen Erkrankungen zählen zum Beispiel Herz-Kreislauf-Leiden wie die weit verbreitete koronare Herzerkrankung und Typ-2-Diabetes.

Unerwartete Effekte auf das Leben im Darm

Sofia Forslund und das MetaCardis-Team analysierten die Daten von 2.173 europäischen Patient*innen mit einer kardiometabolischen Erkrankung mithilfe verschiedener, zum Teil neu entwickelter statistischer Methoden. Damit konnten die Forscher*innen die Auswirkungen von Arzneimitteln und Krankheiten getrennt voneinander betrachten. „So haben wir herausgefunden, dass Medikamente die Signaturen von Krankheiten maskieren und potenzielle Biomarker oder therapeutische Ziele verbergen können“, sagt Peer Bork. „Eines der wichtigsten Ergebnisse unserer Arbeit ist die Erkenntnis, dass Medikamente – sowohl Antibiotika als auch Nicht-Antibiotika – die molekularen Merkmale des Mikrobioms und des Wirts in einem ähnlichen Ausmaß verändern, wie es die Krankheit und der Lebensstil, etwa die Ernährung und der Faktor Rauchen, zusammen tun“, erklärt Sofia Forslund. Das Ausmaß der beobachteten Veränderungen sei zudem abhängig von der Höhe der Medikamentendosis gewesen.

„Wir wissen, dass das Mikrobiom den Gesundheitszustand eines Patienten widerspiegeln und eine Reihe von Biomarkern zur Beurteilung des Schweregrads von Krankheiten liefern kann. Es wird jedoch oft übersehen, dass die zur Behandlung einer Krankheit eingesetzten Medikamente auch den Zustand des Mikrobioms beeinflussen“, fügt Rima Chakaroun hinzu, eine der Hauptautor*innen der Studie und Wissenschaftlerin am Universitätsklinikum Leipzig. Dr. Chakaroun ist derzeit Postdoktorandin am Wallenberg-Labor der Universität Göteborg. „Darüber hinaus haben wir herausgefunden, dass gleichzeitig eingenommene Medikamente sich in ihrer Wirkung auf das Mikrobiom gegenseitig verstärken können“, sagt Forslund. Manche Arzneien haben dabei einen durchaus positiven Effekt. So konnten die Wissenschaftler*innen beispielsweise zeigen, dass die gleichzeitige Gabe von Betablockern und Diuretika, die beide gegen Bluthochdruck eingesetzt werden, im Darm mit einer steigenden Zahl von Bakterien der Gattung Roseburia assoziiert ist. Diese Keime wirken im Körper antientzündlich, indem sie Ballaststoffe abbauen und daraus kurzkettige Fettsäuren herstellen, die vor entzündlichen Prozessen schützen. „Solch unerwartete Effekte von Medikamenten könnten sich künftig medizinisch nutzen lassen“, sagt Forslund.

Antibiotika zerstören die Mikroben-Vielfalt

Einmal mehr haben die Forscher*innen zudem zeigen können, dass insbesondere wiederholte Gaben von Antibiotika die Vielfalt der Mikroben im Darm nachhaltig zerstören. „Und ganz offenbar wirkt sich der Untergang der Darmkeime auch negativ auf die Entstehung und den Verlauf kardiometabolischer Erkrankungen aus“, sagt Forslund. Antibiotika sollten daher nach Möglichkeit immer nur dann verordnet werden, wenn es aus medizinischer Sicht unumgänglich sei. Auch sei es wichtig, Möglichkeiten zu erforschen, um die zerstörerischen Wirkungen der Antibiotika abzumildern. Diese beschränken sich nicht auf Herz-Kreislauferkrankungen. „Abgesehen von kardiometabolischen Erkrankungen verschlimmert der Verlust der Darmkeime viele andere chronische Krankheiten und schwächt die Wirksamkeit ihrer Behandlung ab“, sagt Co-Autor Professor Stanislav Dusko Ehrlich von MetaGenoPolis, einer Forschungseinheit für Mikrobiomanalyse am INRAE, dem französischen Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt. Stanislav Dusko gehört zu den Forschenden, die 2013 in „Nature“ aufgedeckt haben, dass die Menschen in den Industrieländern ihre mikrobielle Vielfalt im Darm einbüßen.

„Außerdem muss man bei der Konzeption von Biomarker-Studien vorsichtig sein“, sagt Forslund. „Wenn ein bestimmtes biologisches Merkmal, das sich für die Diagnose oder Prognose einer Erkrankung eignen soll, nicht wegen der Krankheit, sondern nur aufgrund der Behandlung existiert, ist es womöglich kein guter Biomarker.“ Hier müsse man gut zwischen den einzelnen Effekten unterscheiden. Dazu seien weitere computergestützte Analysen erforderlich. „Die entsprechende Software entwickeln wir am MDC permanent weiter“, sagt Forslund.

Folgestudien sollen die Ergebnisse validieren

„Wichtig sind nun Folgeuntersuchungen, die unsere Erkenntnisse über den Einfluss von Medikamenten auf das Mikrobiom überprüfen“, sagt Forslund. Um wirklich kausale und nicht nur zufällige Zusammenhänge zu erkennen, seien unter anderem Studien hilfreich, bei denen einzelne Probandengruppen über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet würden. Ein Beispiel dafür ist die BeLOVE-Studie (Berlin Longterm Observation of Vascular Events, auf Deutsch: Berliner Langzeitbeobachtung vaskulärer Ereignisse), die derzeit Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Berlin Institutes of Health (BIH) und des MDC, darunter auch Sofia Forslund, gemeinsam durchführen. Dafür sollen insgesamt 10.000 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen rekrutiert werden.

Weitere Informationen

Literatur
Sofia K. Forslund (2021): Combinatorial, additive and dose-dependent drug microbiome associations, in: Nature, DOI: 10.1038/s41586-021-04177-9

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Pressemitteilung auf der Website des MDC:
Herz und Darm sind unzertrennlich

forschen, heilen / 04.12.2021
Warum COVID-19-Kranke lange beatmet werden müssen

Foto: Immunfluoreszenz-Aufnahme der Lunge eines Patienten mit schwerem COVID-19 (Foto: Foto: Uniklinik RWTH Aachen | Saskia von Stillfried)
Foto: Immunfluoreszenz-Aufnahme der Lunge eines Patienten mit schwerem COVID-19 (Foto: Foto: Uniklinik RWTH Aachen | Saskia von Stillfried)

Bei schwerem COVID-19 vernarbt die Lunge meist außergewöhnlich stark, zeigen Forscher*innen aus Berlin, Aachen und Würzburg im Fachjournal „Cell“. Zentral sind dabei Fresszellen des Immunsystems. Die gestörte Narbenreaktion könnte erklären, warum die Lunge so lange funktionsunfähig bleibt.

Bei der Mehrheit der Patientinnen und Patienten mit schwerem COVID-19 vernarbt die Lunge in außergewöhnlich starkem Ausmaß. Das zeigen Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), der Uniklinik RWTH Aachen und des Robert Koch-Instituts in einer aktuellen Studie. Wie sie in der Fachzeitschrift „Cell“ beschreiben, spielen Fresszellen des Immunsystems eine zentrale Rolle. Einige Prozesse des COVID-19-Lungenversagens ähneln dabei denen der idiopathischen Lungenfibrose, einer bisher unheilbaren Form der Lungenvernarbung. Die gestörte Narbenreaktion könnte erklären, warum die Lunge lange funktionsunfähig bleibt und eine langwierige ECMO-Therapie erfordert.

Die Lunge ist besonders schwer geschädigt

Bei Patientinnen und Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf versagt die Lunge ihren Dienst: Sie ist so schwer geschädigt, dass der Körper nicht mehr genügend Sauerstoff aus der Luft aufnehmen kann. Fachleute sprechen von einem Acute Respiratory Distress Syndrome, kurz ARDS. Nur mit der Gabe von Sauerstoff, einer unterstützenden Beatmung oder sogar dem Einsatz einer künstlichen Lunge – der ECMO – haben Betroffene eine Chance, ein solches akutes Lungenversagen zu überleben. Im Vergleich zu anderen Ursachen für ein Lungenversagen ist die Lungenschädigung bei COVID-19 besonders schwer. „Patientinnen und Patienten mit schwerem COVID-19 haben oft ein sehr stark ausgeprägtes Lungenversagen“, sagt Professor Leif Erik Sander von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité, einer der beiden korrespondierenden Leiter der Studie. „Die weitgehende Zerstörung ihrer Lungenstruktur erfordert eine invasive Beatmung oder sogar eine ECMO-Behandlung über längere Zeit und geht leider mit einer sehr hohen Sterblichkeit von etwa 50 Prozent einher.“

Als Grund für die lange Dauer des Lungenversagens hatte das Forschungsteam unter anderem eine spezielle Form des ARDS im Verdacht, bei der das Lungengewebe vernarbt, dadurch verdickt und unelastisch wird. Schon relativ früh in der Pandemie war bei einzelnen Patient*innen ein solcher als Fibrose bezeichneter Umbau des Gewebes aufgefallen. Die aktuelle Studie des interdisziplinären Forschungskonsortiums aus ganz Deutschland bestätigt nun, dass das schwere COVID-19-bedingte Lungenversagen tatsächlich sehr häufig von einer ausgeprägten Vernarbung des Lungengewebes begleitet wird. „Eine fehlgeleitete Reaktion der Makrophagen, die auch als Fresszellen des Immunsystems bekannt sind, könnte dafür mitverantwortlich sein“, konstatiert Dr. Antoine-Emmanuel Saliba, Arbeitsgruppenleiter am HIRI in Würzburg und zweiter korrespondierender Leiter der Studie.

Proben aus Lungenspülungen und -gewebe

Für die Studie untersuchte das Team die Lungen verstorbener COVID-19-Patienten anhand verschiedener mikroskopischer Aufnahmen. „Bei fast allen Betroffenen haben wir enorme Schäden entdeckt: Die Lungenbläschen waren weitgehend zerstört, die Wände deutlich verdickt. Außerdem fanden wir ausgeprägte Ablagerungen von Kollagen, welches ein Hauptbestandteil von Narbengewebe ist. All dies ist charakteristisch für eine schwere Fibrose“, beschreibt Professor Peter Boor die Befunde. Er hat die Studie am Institut für Pathologie der Uniklinik RWTH Aachen geleitet. „Diese Beobachtungen weisen darauf hin, dass wir es beim COVID-19-Lungenversagen mit einem fibroproliferativen ARDS zu tun haben, also einer besonders schweren Form des Lungenversagens. Das könnte erklären, warum wir die Betroffenen so lange beatmen müssen.“

Der Grund für dieses Phänomen war zunächst unklar. „Bei COVID-19 entwickelt sich ein Lungenversagen typischerweise erst in der zweiten oder dritten Woche nach Symptombeginn, wenn die Viruslast eigentlich schon wieder sinkt“, erklärt Sander. „Das weist darauf hin, dass nicht die unkontrollierte Virusvermehrung zum Versagen der Lunge führt, sondern nachgeschaltete Reaktionen, beispielsweise des Immunsystems, eine Rolle spielen.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten deshalb die Zusammensetzung und Eigenschaften der Immunzellen in Lungenspülungen und -gewebe schwer erkrankter beziehungsweise verstorbener COVID-19-Patient*innen. Dazu nutzten sie modernste Methoden der Einzelzellanalyse. Mit ihnen ist es möglich, jede einzelne Zelle im Detail zu betrachten.

SARS-CoV-2 programmiert die Immunzellen um

Das Team konnte so zeigen, dass sich in der Lunge von COVID-19-Betroffenen, die ein Lungenversagen entwickeln, vor allem Makrophagen in großen Mengen ansammeln. Diese Fresszellen beseitigen zum Beispiel eingedrungene Erreger oder Zellabfall, sind aber auch an der Wundheilung und Reparatur von Gewebe beteiligt. „Überraschenderweise zeigten die Makrophagen bei schwerem COVID-19 ähnliche Eigenschaften wie bei einer chronischen Form der Lungenvernarbung, der idiopathischen Fibrose“, betont Saliba. Bei dieser unheilbaren Erkrankung vernarbt die Lunge unaufhaltsam bis zum Verlust der Organfunktion. Die Ursache ist unbekannt, unter allen Formen der Lungenfibrose hat sie die schlechteste Prognose. „Die Makrophagen treten bei schwerem COVID-19 mit bestimmten Zellen des Bindegewebes in Kontakt, die für die Bildung von Narbengewebe verantwortlich sind. Diese Zellen vermehren sich stark und produzieren große Mengen Kollagen“, ergänzt der Experte der Einzelzellforschung.

In der Zellkultur entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass SARS-CoV-2 selbst die Fresszellen so beeinflusst, dass sie den Fibroseprozess möglicherweise befeuern. Dazu isolierten sie Fresszell-Vorläufer aus dem Blut gesunder Menschen und stimulierten sie mit dem Virus. Wie eine Analyse von etwa 7000 Proteinen zeigte, produzierten die Immunzellen daraufhin verstärkt Botenstoffe, die Vernarbungsprozesse einleiten, ganz ähnlich wie bei einer idiopathischen Lungenfibrose. „SARS-CoV-2 ist also zumindest ein möglicher Auslöser für die fehlgeleitete Reaktion der Fresszellen“, erklärt Professor Matthias Selbach. Der Proteomik-Experte hat die Studie am MDC geleitet. „Das Virus vermehrt sich dabei anscheinend nicht in den Immunzellen, sondern programmiert sie um. Diesen Effekt konnten wir interessanterweise nicht beobachten, wenn wir die Makrophagen mit einem Grippevirus stimulierten. Das Influenza-Virus vermehrte sich in den Immunzellen stark. Es brachte sie aber nicht dazu, Vernarbungsprozesse zu fördern.“

Warum kann sich die Fibrose zurückbilden?

„Unsere Daten zeigen also eindeutig Parallelen zwischen COVID-19 und der chronischen Lungenfibrose auf“, resümiert Saliba. „Das erklärt vielleicht, warum einige Risikofaktoren für COVID-19 auch Risikofaktoren für die idiopathische Lungenfibrose sind – zum Beispiel Grunderkrankungen, Rauchen, ein männliches Geschlecht und ein Alter über 60 Jahre. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Erkrankungen: Bei COVID-19 ist die Vernarbung zumindest potenziell reparabel.“ Das konnte das Forschungsteam anhand von CT-Bildern nachvollziehen. Bei COVID-19-Erkrankten, die mit der ECMO behandelt wurden, zeigten die Aufnahmen zunächst typische milchglasartige Trübungen, die sich im Verlauf der Erkrankung verdichteten und vernarbten. Bei Betroffenen, die von der ECMO-Behandlung entwöhnt werden konnten und genasen, gelang es dem Körper, die Verdichtungen allmählich aufzulösen – auch wenn in manchen Fällen deutliche Vernarbungsreste zurückblieben.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nun genauer untersuchen, welche zellulären Prozesse dazu führen, dass sich eine Fibrose zurückbildet. „Wenn wir die Auflösung von vernarbtem Gewebe besser verstehen, können wir in Zukunft hoffentlich nicht nur COVID-19-Betroffenen, sondern auch Patientinnen und Patienten mit bisher unheilbarer Lungenfibrose helfen“, sagt Sander. „Die wichtige Rolle der Makrophagen für beide Krankheiten legt außerdem nahe, dass eine Hemmung der Zellen dazu beitragen könnte, die Vernarbung zu verhindern.“ An der Charité untersuchen Forschungsgruppen beispielsweise die Wirksamkeit einer Blockade von Rezeptoren, die den Fresszellen den Eintritt in das Lungengewebe ermöglichen.

Zur Studie

Die Studie erfolgte im Rahmen eines bundesweiten Konsortiums, der „Deutschen COVID-19 OMICS Initiative“ (DeCOI). Gefördert wurde die Arbeit hauptsächlich durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie im Rahmen des Berliner Proteomik-Forschungskerns MSTARS und verschiedener Verbundprojekte des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und unterstützt durch das Deutsche Register für COVID-19 Obduktionen (DeRegCOVID).

Das NUM wurde auf Initiative der Charité gegründet und wird von ihr koordiniert. Es vereint die Kräfte der 36 Universitätsklinika in Deutschland. Basis für die Generierung der jetzt veröffentlichten Daten war die Studienplattform Pa-COVID-19, die zentrale longitudinale Registerstudie für COVID-19-Patientinnen und -Patienten an der Charité. Sie zielt darauf ab, COVID-19-Betroffene klinisch sowie molekular schnell und umfassend zu untersuchen, um individuelle Risikofaktoren für schwere Verlaufsformen sowie prognostische Biomarker und Therapieansätze zu identifizieren. Das Protokoll zur Studie ist hier veröffentlicht.

Weiterführende Informationen

Pressemitteilung zu DeCOI: „Coronavirus-Forschung mit vereinten Kräften

Pressemitteilung zum Berliner Proteomik-Kern MSTARS: „Massenspektronomie für die Präzisionsmedizin

AG Selbach „Proteom-Dynamik

Coronaforschung am MDC

Einzelzellanalyse am MDC

Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité

Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI)

Uniklinik RWTH Aachen

Robert Koch-Institut

Literatur

Daniel Wendisch, Oliver Dietrich, Tommaso Mari, Saskia von Stillfried et al. (2021): „SARS-CoV-2 infection triggers profibrotic macrophage responses and lung fibrosis“. Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2021.11.033

Foto: Immunfluoreszenz-Aufnahme der Lunge eines Patienten mit schwerem COVID-19: In dem stark geschädigten Lungengewebe sammeln sich Fresszellen (Makrophagen, rot) an. Grün angefärbt sind Bindegewebszellen (Fibroblasten). Foto: Uniklinik RWTH Aachen | Saskia von Stillfried

forschen / 04.12.2021
Neuer Schwung für schwache Herzen

Künstliches Herzgewebe unter mechanischer Belastung in einem Plastikeinsatz (Foto: M. Gotthardt, MDC)
Künstliches Herzgewebe unter mechanischer Belastung in einem Plastikeinsatz (Foto: M. Gotthardt, MDC)

Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion galt bisher als kaum behandelbar. Einem MDC-Team um Professor Michael Gotthardt gelang es nun erstmals, die Herzfunktion mit Hilfe einer synthetischen Nukleinsäure zu verbessern. Die Forschenden berichten darüber im Fachjournal „Science Translational Medicine“.

Patient*innen mit Herzinsuffizienz sind oft kurzatmig und schnell erschöpft. Sie leiden häufig unter Wassereinlagerungen, Herzrasen und Schwindel. Auslöser der Erkrankung können die Kombination von erhöhtem Blutdruck, Diabetes und Nierenerkrankungen sein oder akute Ereignisse wie Infarkte oder Infektionen. Mit zunehmendem Lebensalter summieren sich die Auslöser, sodass vor allem ältere Menschen von Herzschwäche betroffen sind, insbesondere Frauen.

Auch wenn die Symptome sich gleichen, sind die Ursachen unterschiedlich. Bei einer Form der Erkrankung ist die Pumpfunktion des Organs beeinträchtigt. Sie lässt sich aber medikamentös verbessern. Bei der anderen hingegen pumpt das Herz zwar ausreichend stark – doch die Herzkammern füllen sich nicht mehr richtig, weil die Ventrikelwände versteift oder verdickt sind. Für diese Form der Herzschwäche gibt es noch immer keine effektive Therapie. Ein Team um Professor Michael Gotthardt vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) hat nun zusammen mit Forschenden der Universität Heidelberg und einem Team des in Kalifornien ansässigen Unternehmens Ionis Pharmaceuticals einen Wirkstoff entwickelt, um Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion medikamentös zu behandeln. Im Fachjournal „Science Translational Medicine“ beschreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihren neuen Therapieansatz.

Riesenprotein Titin beeinflusst die Elastizität des Herzens

Die Mechanik des Herzens wird von einem elastischen Riesenprotein namens Titin beeinflusst. Es wird von der Herzmuskelzelle in unterschiedlichen Varianten (Isoformen) produziert, die sich in ihrer Flexibilität unterscheiden. Während bei Neugeborenen sehr elastische Titin-Proteine überwiegen, werden später, wenn Wachstums- und Umbauprozesse abgeschlossen sind, zur Steigerung der Pumpleistung steifere Titin-Isoformen gebildet. Bei Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion können verdickte Herzwände, Einlagerung von Bindegewebe und steifere Titin-Filamente die Füllung der Herzkammern beeinträchtigen.

Herzmuskelzellen können sich bei Erwachsenen praktisch nicht mehr erneuern. Das Titin wird jedoch durch die permanente Pumpaktivität des Herzmuskels so stark beansprucht, dass die verschlissenen Proteine alle drei bis vier Tage abgebaut und ersetzt werden müssen. „Die mechanischen Eigenschaften der Titine sind nur schwer zu beeinflussen. Aber wir können jetzt in den Prozess eingreifen, der der Proteinsynthese vorausgeht – das alternative Spleißen“, sagt Michael Gotthardt. Alternatives Spleißen ist ein raffinierter Trick der Natur, um auf Basis eines einzelnen Gens eine Vielfalt ähnlicher Proteine zu bilden – so auch die verschiedenen Formen des Titins. Kontrolliert wird dieser Prozess durch Spleißfaktoren. „Einer davon, der Masterregulator RBM20, ist ein geeignetes Ziel, das wir therapeutisch angehen können“, erklärt Michael Gotthardt.

Antisense-Wirkstoff schaltet RBM20 ab

RBM20 bestimmt die elastischen, kontraktilen und elektrischen Eigenschaften der Herzkammern. Dass es tatsächlich der entscheidende Faktor ist, zeigten Vorversuche mit genetisch veränderten Mäusen, die nur halb so viel RBM20 bilden können wie ihre Artgenossen: Bei ihnen bilden sich vermehrt elastischere Titin-Isoformen. Gemeinsam mit dem Team von Ionis Pharmaceuticals suchten die Forschenden nun nach einem Weg, RBM20 zu beeinflussen. „Wir waren überrascht, wie einfach dies möglich ist“, sagt Gotthardt – nämlich mit Antisense-Oligonukleotiden (ASOs). Das sind kurzkettige, einzelsträngige Nukleinsäuren, die synthetisch hergestellt werden. Sie binden spezifisch an der komplementären Sequenz der RNA, dem Bauplan des angepeilten Proteins, und blockieren so dessen Synthese.

Dr. Michael Radke, einer der Erstautoren der Studie, testete die ASOs zunächst erfolgreich bei Mäusen mit steiferen Herzwänden. Anschließend züchtete sein Kollege Victor Badillo Lisakowski aus menschlichen Stammzellen Herzmuskelzellen und ließ daraus künstliches Herzgewebe wachsen. Die winzigen 3D-Strukturen können angeregt werden, gegen einen Widerstand zu kontrahieren und sich zu entspannen. So lässt sich an ihnen die Pumpsituation des Herzens nachbilden. Auch an diesem künstlichen Herzgewebe zeigte sich der Effekt der Behandlung: Die Forschenden konnten nachweisen, dass die ASO-Moleküle tatsächlich in die Zellen eindringen und die gewünschte Reaktion auslösen. „Diese Tests am künstlichen Herzgewebe waren ein wichtiger Schritt, denn die Primärsequenzen für das Titin sind bei Maus und Mensch nicht identisch“, sagt Michael Radke.

Eine wöchentliche Spritze?

Es ist erstmals gelungen, mit Antisense-Oligonukleotiden das alternative Spleißen bei Herzkrankheiten therapeutisch zu beeinflussen. Das Ionis-Team konnte das empfindliche Molekül so stabilisieren, dass es im Mausmodell die quergestreifte Muskulatur erreicht und nicht schon in Blut, Leber oder Niere abgebaut wird. Der Großteil kommt im Herzen an, etwas gelangt auch in den Skelettmuskel. „Im Mausmodell haben wir jedoch gesehen, dass es keinen störenden Effekt hat, wenn auch im Skelettmuskel vermehrt elastische Titine gebildet werden“, betont Michael Radke.

Herzinsuffizienz ist eine chronische Erkrankung, die eine langfristige Behandlung erfordert. „Wir haben unsere Mäuse deshalb auch über einen längeren Zeitraum therapiert und sehen anhaltende Behandlungseffekte“, sagt Michael Gotthardt. An der Therapieform sei noch zu arbeiten. „Schöner als eine wöchentliche Spritze, die viele Patientinnen und Patienten bereits von Insulin oder Heparin kennen, wäre eine orale Form.“

Weiterführende Informationen

Literatur

Michael H. Radke et al. (2021): „Therapeutic inhibition of RBM20 improves diastolic function in a murine heart failure model und human engineered heart tissue“. Science Translational Medicine, DOI: 10.1126/scitranslmed.abe8952

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Pressemitteilung auf der Webseite des MDC:
Neuer Schwung für schwache Herzen

leben / 03.12.2021
3. Themenwerkstatt zum Quartier Am Sandhaus: "Nachhaltigkeit und Urbanität"

Flyer zur 3. Themenwerkstatt zum Quartier Am Sandhaus (Flyer: SenStadt)
Flyer zur 3. Themenwerkstatt zum Quartier Am Sandhaus (Flyer: SenStadt)

In Berlin-Buch soll in den kommenden Jahren eines von 16 neuen Stadtquartieren entstehen. In einem mehrstufigen Gutachter:innenverfahren wurde das städtebauliche Konzept der Büros Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten Ende Juni 2021 ausgewählt, das nun Grundlage für die laufende Masterplanung ist. Auch Vertreter*innen der Bürgerschaft / Initiative Buch – Am Sandhaus waren in dem Gremium des Gutachter:innenverfahrens mit einer Stimme vertreten. Viele Ideen und Anmerkungen aus dem begleitenden Beteiligungsprozess sind in die Planung für das Quartier eingeflossen. Anschließend fanden im Rahmen des Masterplanprozesses seit August 2021 bereits drei weitere öffentliche Werkstätten statt, in denen intensiv über die Zukunft des Neuen Stadtquartiers Buch - Am Sandhaus diskutiert wurde.

Die nächste und letzte Werkstatt im Rahmen des Masterplanprozesses findet am 8. Dezember 2021 zum Thema Nachhaltigkeit und Urbanität statt, pandemiebedingt in digitaler Form.

Die Themenwerkstatt beginnt um 18 Uhr, der Einlass in den Videokonferenzraum ist ab 17:30 Uhr möglich. Alle Bürger:innen von Buch sind herzlich eingeladen, teilzunehmen. Die Anmeldung erfolgt über die E-Mailadresse: beteiligung-buch@list-gmbh.de. Anmeldefrist ist der 6. Dezember 2021. Die Einwahldaten werden spätestens 24 Stunden vor der Veranstaltung mitgeteilt.

Im Fokus der Werkstatt am 8. Dezember steht die Entwicklung einer nachhaltigen und gleichzeitig urbanen Stadt: Welche Qualitäten für Natur und Landschaft entstehen in der neuen Ausgleichslandschaft und im Siedlungsraum? Wie sieht ein wassersensibles und hitzeangepasstes Stadtquartier aus?

Die Büros Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten werden zudem über den Stand des fortentwickelten Masterplans informieren, in den zahlreiche Anregungen aus der Bürgerbeteiligung aufgenommen wurden: So bleibt der Abenteuerspielplatz an seinem Standort erhalten, es wird eine Grünverbindung zur Moorwiese erhalten, Vorschläge zu Qualität und Lage von Freiflächen und Kinderspielplätzen werden berücksichtigt. Außerdem wird dem Erhalt und der Qualifizierung des an das Masterplangebiet angrenzenden Natur- und Landschaftsraums mit Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Qualitäten Rechnung getragen. Eine umfangreiche Umweltprüfung wird in Kürze für das Planungsgebiet beginnen.

Mit dem unter intensiver Beteiligung der Öffentlichkeit fortentwickelten Masterplan soll die Vertiefung des städtebaulichen Konzepts Ende Januar 2022 seinen Abschluss finden. Dieser Masterplan bildet dann die Grundlage für das formelle Bebauungsplanverfahren.

Zum Planungsgebiet: Das Gebiet Buch - Am Sandhaus liegt am nördlichen Rand des Bezirks Pankow im Ortsteil Buch und erstreckt sich entlang der Straße Am Sandhaus sowie auf der Fläche des ehemaligen Krankenhauses der Staatssicherheit. Auf insgesamt 57 Hektar soll ein neues Quartier für rund 2.500 insbesondere bezahlbare Wohnungen entstehen, ergänzt durch Kindertagesstätten, eine neue Grundschule sowie attraktive Grün- und Freiräume. Das Gebiet hat für den dringend benötigten Wohnungsneubau in Berlin durch seine Größe und vor allem durch die Nähe zum S-Bahnhof Buch eine hohe Bedeutung für eine sozial ausgewogene, nachhaltige Stadtentwicklung.

Nähere Informationen zur Werkstatt und zum Planungsgebiet finden Sie auch unter: https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohnungsbau/buch-am-sandhaus/index.shtml

 

forschen, produzieren, leben, heilen, bilden / 01.12.2021
Die neue Ausgabe des Standortjournals buchinside ist erschienen

Titelbild der buchinside 2021/02
Titelbild der buchinside 2021/02

Liebe Leserinnen und liebe Leser, 

unsere Kernaufgabe ist es, den Campus Berlin-Buch zu entwickeln und zu betreiben, Start-ups und Unternehmen anzusiedeln. Entsprechend unserem Leitbild als Green Health Campus ist Nachhaltigkeit für uns dabei ein zentrales Thema. Gemeinsam mit den Forschungseinrichtungen folgen wir einer Entwicklungsstrategie, die auf einer ökologischen und sozialen Verantwortung für unsere Beschäftigten
beruht. Bis 2030 soll der Campus weitgehend klimabewusst und energieeffizient ausgerichtet werden. Die Forschungseinrichtungen setzen in puncto Nachhaltigkeit eigene Schwerpunkte innerhalb der Campusstrategie – mit Kampagnen wie „Green MDCampus“, der FMP Green Initiative, einer Green-Lab-Zertifizierung oder einrichtungsspezifi schen Nachhaltigkeitskonzepten. Wir wollen in diesem Heft vorstellen, welche übergreifenden Maßnahmen für den gesamten Campus geplant sind – und welche aktuell bereits umgesetzt werden.

Der Titelbeitrag stellt die gemeinsamen Überlegungen und Projekte vor, wie wir die Mobilität auf dem Campus umweltfreundlich gestalten und den Nutzergruppen gerecht werden können. Die gut sichtbaren Stationen für die Campusbikes und E-Scooter sind ein Anfang, um Anreize für eine umweltfreundliche Mobilität der Beschäftigten zu fördern.

Ein wesentliches Potenzial zur Verringerung der CO2-Emissionen liegt im Energiemanagement für den Campus. Allein der Bezug von 100 Prozent Grünstrom erbrachte im Jahr 2020 eine hohe Einsparung von Kohlenstoffdioxid. Obwohl die Bestandsgebäude im Biotechpark vollständig saniert sind, gibt es noch ein großes Potenzial, Energie einzusparen. So kann der Verbrauch von Wärme und Strom durch intelligente Regelungsstrategien, selbstlernende Algorithmen und umfangreiches Monitoring deutlich gesenkt werden. Diesbezüglich hat die CBB mehrere Pilotprojekte initiiert.

Nicht zuletzt steht auch der Grünraum des Campus mit seinem Parkcharakter, seinem Waldbestand und einer Vielzahl von schützenswerten Gehölzen im Fokus. Nachhaltigkeit bedeutet hier, die Biodiversität zu erhöhen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Bepflanzung künftig für ein wärmeres und trockeneres Klima geeignet ist. Der grüne Campus ist ein  großer Vorzug für diejenigen, die hier arbeiten und wohnen. Er bietet Erholung, Freiraum und in der wärmeren Jahreszeit die Möglichkeit, mobil und digital vernetzt im Grünen zu arbeiten.

Nachhaltig zu wirtschaften und umweltfreundliche Bedingungen zu schaffen, lässt einen Wert entstehen, der viele Dimensionen hat. Dieser Wert ist heute ein entscheidender Faktor der Anziehungskraft von Wissenschafts- und Technologiestandorten.

Hier geht es zur neuen Ausgabe 02/2021.

forschen, produzieren, heilen / 30.11.2021
Eckert & Ziegler kooperiert mit University Health Network und CanProbe zur Anwendungserweiterung des Radiodiagnostikums PENTIXAFOR

Eckert & Ziegler startet eine Kooperation mit dem University Health Network (UHN), einem Verbundunternehmen des Universitätsklinikums Toronto, Ontario (Kanada) und dem Canadian Molecular Imaging Probe Consortium (CanProbe). Die Zusammenarbeit umfasst ein klinisches Forschungsprogramm mit dem Ziel, das Ga-68 basierte Radiodiagnostikum PENTIXAFOR bei der Erkennung verschiedener Krebsarten und anderer Krankheiten weiter zu entwickeln.

Um das diagnostische Potenzial von PENTIXAFOR zu erforschen, soll die Wirkung des Radiodiagnostikums unter anderem bei Lymphomen, gynäkologischen Malignomen und Lungenkrebs sowie entzündlichen Erkrankungen untersucht werden. Die klinischen Studien sehen bis zu 300 verabreichte Dosen vor.

Das von PentixaPharm entwickelte PENTIXAFOR ist ein innovatives bildgebendes Mittel, das auf den Chemokin-4-Rezeptor (CXCR4) abzielt und zur Diagnose von Krebspatienten mit verschiedenen hämato-onkologischen und soliden Tumorerkrankungen eingesetzt wird. Das auf Ga-68 basierende PET-Radiodiagnostikum soll das Potenzial haben, die Behandlung von Patienten mit diesen Krankheiten erheblich zu verbessern.

Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700, TecDAX) und ihre Tochtergesellschaft PentixaPharm GmbH arbeiten mit CanProbe und UHN zusammen, um PENTIXAFOR für Patienten in Toronto verfügbar zu machen. Damit soll die Zulassung von PENTIXAFOR als Diagnostikum für ein Portfolio verschiedener Indikationen vorangetrieben werden. Im Frühjahr 2021 erteilte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) Eckert & Ziegler grünes Licht für den direkten Sprung in eine klinische Prüfung der Phase III und ermöglichte dem Unternehmen damit, eine Reihe zeitraubender Evaluierungsschritte einzusparen. Die klinischen Tests sollen im nächsten Jahr beginnen und etwa 500 Patienten weltweit einschließen.

„Angesichts des großen Potenzials von PENTIXAFOR haben sich eine Reihe von Medizinern weltweit entschlossen, das Radiodiagnostikum auf eigene Initiative zu testen. Die hierbei erhobenen Daten werden unsere Zulassung von PENTIXAFOR unterstützen,“ erläutert Dr. Hakim Bouterfa, Mitgründer und Geschäftsführer der PentixaPharm GmbH.

„Das große Interesse von Nuklearmedizinern, Onkologen und Hämatologen an PENTIXAFOR bestätigt unsere Strategie, die klinische Entwicklung des auf Ga-68 basierenden Radiodiagnostikums voranzutreiben,“ erklärt Dr. Andreas Eckert, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Eckert & Ziegler AG.

"Wir freuen uns, mit PENTIXAFOR zu arbeiten, da dieses bildgebende Mittel potenziell viel klarere diagnostische Bilder liefert, als dies mit herkömmlichen Methoden möglich ist. Damit erhoffen wir uns gezieltere Therapieoptionen für Patienten", kommentiert Dr. Bruno Paquin, Vorsitzender von CanProbe. "Die Zusammenarbeit zwischen PentixaPharm, CanProbe und UHN ist eine großartige Chance für uns", fügt Luke Brzozowski, Senior Director, Techna and Diagnostics Innovation, University Health Network, hinzu. "Wir sind sehr gespannt auf die Studienergebnisse am UHN mit dem von CanProbe hergestellten Tracer."

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

Über CanProbe
CanProbe ist ein Joint Venture zwischen dem Centre for Probe Development and Commercialization (CPDC) und dem University Health Network (UHN), mit dem Ziel, ein kanadisches Exzellenzzentrum für die Entwicklung, Umsetzung, Nutzung und Vermarktung von Radiopharmazeutika zu schaffen. CanProbe bündelt die Stärken seiner Partner und der mit ihnen verbundenen Unternehmen. www.canprobe.ca

Über UHN
Das University Health Network besteht aus den Krankenhäusern Toronto General und Toronto Western Hospitals, dem Princess Margaret Cancer Centre, dem Toronto Rehabilitation Institute und The Michener Institute of Education am UHN. Aufgrund seines Forschungsumfangs und seiner anspruchsvollen Behandlungsfälle hat sich das University Health Network zu einer nationalen und internationalen Einrichtung für Forschung, Ausbildung und Patientenversorgung entwickelt. Es verfügt über das größte krankenhausbasierte Forschungsprogramm Kanadas mit Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Arthritis, Kardiologie, Transplantation, Neurowissenschaften, Onkologie, chirurgische Innovationen, Infektionskrankheiten, Genomforschung und Rehabilitationsmedizin. Das University Health Network ist ein Forschungskrankenhaus, das der Universität von Toronto angegliedert ist. www.uhn.ca

leben, heilen / 26.11.2021
Wunschbaum für Pankower Kinder ab 29. November 2021

Wunschbaum im Pankower Rathaus (Foto: Bezirksamt Pankow)
Wunschbaum im Pankower Rathaus (Foto: Bezirksamt Pankow)

Erfüllen Sie kleine Weihnachtswünsche im Rathaus Pankow!

Zum 6. Mal haben Pankowerinnen und Pankower die Möglichkeit, kleinen Patient:innen und Geschwisterkindern der Björn-Schulz-Stiftung einen kleinen Weihnachtswunsch zu erfüllen.

Die Wunschbaum-Aktion findet in bewährter Tradition in Kooperation des Bezirksamtes mit der Björn-Schulz-Stiftung statt. Wegen der aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Corona-Pandemie hat sich das Bezirksamt in Absprache mit der Stiftung entschlossen, abermals auf ein gemeinsames Schmücken des Wunschbaumes zu verzichten.

Gerade in der für uns alle schwierigen Zeit, in einer ungewohnten Situation ist es umso wichtiger, den Kindern und Jugendlichen des Kinderhospiz der Björn-Schulz-Stiftung ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen, an dem sie und ihre Familien die Sorgen des Alltags für einen Moment vergessen können. Bezirksbürgermeister Sören Benn hofft auf eine ebenso starke Beteiligung der Pankower Bürger:innen wie in den vergangenen Jahren. Die Wunschsterne können ab Montag, dem 29. November 2021 im Foyer des Rathauses „gepflückt“ werden.

Die Geschenke, welche einen Wert von 25 Euro nicht überschreiten sollten, können bis zum 16. Dezember 2021 im Bürgermeisterbüro unverpackt abgegeben werden. Adresse: Rathaus Pankow, Breite Straße 24a-26, 13187 Berlin, Raum 1.49. Die Wunschpat:innen bleiben anonym.

Es wird gebeten, auf die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen zu achten.

leben / 26.11.2021
Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki möchte "Pankow weihnachtsschön" machen

Die Pankower Bezirksstadträtin für Öffentliche Ordnung, Straßen und Grünflächen sowie Umwelt und Natur, Manuela Anders-Granitzki (CDU) lädt alle Bürger:innen herzlich dazu ein, bei der Aktion "Pankow weihnachtsschön" mitzumachen. Sie ruft die Pankower:innen dazu auf, ihr ganz konkret Stellen im Bezirk zu nennen, an denen illegal Müll und Unrat abgelagert wurde. Dieser soll dann noch vor Weihnachten abgeholt und sachgerecht entsorgt werden. Finanziert wird die Aktion aus Mitteln des Aktionsprogramms "Saubere Stadt".
Alle, die mitmachen möchten, senden der Stadträtin bis zum 9. Dezember 2021 direkt eine E-Mail mit dem Betreff "Pankow weihnachtsschön" und möglichst genauen Informationen zum Standort und der Art des abgelagerten Mülls – am besten mit Foto – an manuela.anders-granitzki@ba-pankow.berlin.de.

"Ich danke schon jetzt allen, die bei der Aktion mitmachen! So können wir gemeinsam dafür sorgen, dass unser schöner Bezirk zu Weihnachten noch ein kleines bisschen schöner wird", so Anders-Granitzki.
Zudem kündigt die Stadträtin härtere Maßnahmen gegen illegal abgelagerten Müll an: "Gemeinsam mit unseren Beschäftigten des Ordnungsamtes werde ich mich außerdem dafür stark machen, dass die Müll-Sünder erwischt und zur Rechenschaft gezogen werden. Wer unser schönes Pankow, unsere Parks und sogar Naturschutzgebiete mit seinem Müll verschandelt, darf nicht mehr so einfach davonkommen. Es wird darum verstärkt Schwerpunktkontrollen geben".

forschen / 23.11.2021
Die Evolution des Tumors

Foto: Charité l Linda Ambrosius
Foto: Charité l Linda Ambrosius

Auch beim Neuroblastom – einem Krebs, der vor allem im frühen Kindesalter auftritt – unterscheidet sich innerhalb des jeweiligen Tumors das Erbgut der Zellen. Diese genetischen Unterschiede entwickeln sich zudem fortlaufend weiter. Das berichten Forschende von Charité und MDC in „Nature Communications“.

Krebszelle ist nicht gleich Krebszelle: Im erkrankten Gewebe können genetisch unterschiedliche Zellsubpopulationen in verschiedenen geografischen Regionen existieren. Diesem Phänomen der intratumoralen genetischen Heterogenität kommt in der Krebsforschung eine zunehmende Bedeutung zu. Zelluläre und molekulare Unterschiede innerhalb eines Tumors spielen bei vielen Krebserkrankungen eine wichtige Rolle, da sie sich auf die Diagnostik sowie den Einsatz von zielgerichteten Therapien auswirken können. Eine aktuelle Publikation von Charité – Universitätsmedizin Berlin, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und Deutschem Konsortium für Translationale Krebsforschung belegt jetzt: Dies gilt ebenso für Neuroblastome. Die bösartigen, soliden Tumore des peripheren Nervensystems sind eine relativ häufige Krebserkrankung bei Kindern. Sie entstehen meist ausgehend von Nervenzellbündeln in den Nebennieren oder entlang der Wirbelsäule und breiten sich dann im Bauchraum aus. 

„Mit unserer Arbeit können wir zeigen, dass Erbgutveränderungen, die für das Neuroblastom typisch sind, im Verlauf der Erkrankung wieder verschwinden oder aber neu entstehen können. Diese Mutationen kommen zudem nicht gleichmäßig verteilt im Tumor vor, sondern nur in einzelnen Bereichen oder sogar nur in einzelnen Zellen eines Tumors. Sie stellen sich wie ein Mosaik dar“, fasst Dr. Karin Schmelz, Erstautorin der Studie von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité, die zentrale Erkenntnis zusammen. 

„Krebs wird von evolutionären Prozessen getrieben", sagt Dr. Roland Schwarz, Leiter der Arbeitsgruppe „Evolutionäre und Krebsgenomik“ am MDC und einer der Letztautoren. Die Zellen verändern fortlaufend ihre genetische Zusammensetzung und kämpfen ums Überleben, auch untereinander. Sie haben jeweils eigene Stammbäume, einige bilden später Metastasen oder werden schwerer behandelbar.

Die Stammbäume der Krebszellen rekonstruieren

Die Forschungsgruppe untersuchte insgesamt 140 Proben des Neuroblastoms. Diese stammten aus räumlich verschiedenen Bereichen des Tumors und wurden im Verlauf der Erkrankungen von insgesamt zehn Kindern entnommen. Das Team hat mehrere moderne Sequenzierungsmethoden an einzelnen Gewebeproben sowie computergestützte Analysen für die Auswertung genutzt.

Die Forschenden haben die für den Verlauf und die Therapie der Erkrankung wichtigen Gene ALK, MYCN und FGFR1 besonders detailliert untersucht. Ihre Ergebnisse: ALK und MYCN waren nicht durchgehend während der Erkrankung und nicht in allen Zellen des Tumors zu finden. Veränderungen in den Genen ALK und FGFR1 können ein Angriffspunkt für eine Therapie sein, besonders wenn der Krebs erneut auftritt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bei einigen Erkrankten festgestellt, dass ALK-Mutationen zwar bei der Diagnose, aber nicht mehr zum Zeitpunkt der chirurgischen Entfernung des Tumors auftraten. Außerdem fanden sich die Veränderungen im Gen FGFR1 nur in einzelnen Bereichen des Tumors. Darüber hinaus konnten die Forschenden eine Instabilität in der Anzahl der Genkopien der Neuroblastomzellen nachweisen. In einzelnen Fällen entwickelten sich Krebszellklone schon früh anders als der Ursprungstumor und gingen als Tochterzellen in andere Organe über, bildeten also Metastasen.

„Veränderungen in der Kopienzahl bestimmter Gene in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zu erfassen, ist sehr komplex“, erläutert der Bioinformatiker Schwarz. Seine Arbeitsgruppe – darunter der Erstautor Dr. Matt Huska vom MDC, der inzwischen am Robert Koch-Institut arbeitet – hat gemeinsam mit Teams aus Großbritannien einen Algorithmus entwickelt, der trotzdem diese Kopienzahlen höchst präzise rekonstruieren kann. Mithilfe dieses Verfahrens wiesen Schwarz und seine Kolleg*innen 2020 die kontinuierliche strukturelle Evolution in verschiedenen Krebstypen nach.  „Dies konnten wir jetzt auch für das Neuroblastom belegen und detailliert zeigen, wie sich das Krebsgenom strukturell verändert“, sagt Schwarz.

Erste Hinweise für die Therapie

Professorin Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie und Letztautorin der Studie, erklärt: „Wir können nun besser verstehen, wie sich die Zellen des Neuroblastoms verhalten. Dieses Wissen ist essentiell für unsere Patientinnen und Patienten, die einen Rückfall der Erkrankungen erleiden, denn dann kommen oft personalisierte, gezielte Therapien zum Einsatz. Wenn sich der Tumor jedoch genetisch vielfältig präsentiert, kann eine molekular gezielte Behandlung vielleicht einen Großteil des kranken Gewebes erfassen, aber eben nicht alle Zellen. Aus den verbleibenden Zellen kann die Krebserkrankung erneut wachsen.“

Sie betont aber auch: „Unsere Ergebnisse sind weniger für die Diagnose und Therapiewahl in der Erstbehandlung relevant, denn die Diagnose eines Neuroblastoms ist durch jahrzehntelang erprobte Verfahren – etwa die Bildgebung, Urinuntersuchungen und auch mit einer einzelnen Gewebeprobe – zuverlässig möglich. Für die Behandlung in der Ersterkrankung bleibt die Chemotherapie, die auf alle schnell wachsenden Zellen gerichtet ist, das Mittel der Wahl. Wenn die Krankheit danach aber wieder auftritt, wird eine gezielte Therapie besonders wichtig. Die Therapieauswahl auf der Basis eines einzelnen Gewebestückes aus nur einer Stelle des Tumors wird wohl der genetischen Verschiedenartigkeit des Tumors nicht gerecht. Wir sollten für die Zukunft bei einem Rückfall also erwägen, das Tumorgewebe an mehreren Stellen mithilfe neuester Sequenziertechniken zu untersuchen. Das würde uns möglichst präzise Informationen über die Erkrankung liefern, um noch bessere personalisierte Therapieentscheidungen treffen zu können.“ 

Da dies derzeit noch mit technischen Herausforderungen verbunden ist, prüfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere methodische Möglichkeiten, darunter den Einsatz von Einzelzelltechnologien sowie Flüssigbiopsien, den Liquid Biopsies. Das sind neuartige Bluttests zur Untersuchung des Erbguts, das ein Tumor in das Blut abgibt. Anhand von mehreren Blutproben im Verlauf der Erkrankung können Veränderungen an den Genen nachgewiesen werden – ohne die Notwendigkeit einer operativ entnommenen Gewebeprobe. Beide Methoden und ihr klinischer Einsatz werden bereits intensiv an der Charité, dem Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und dem MDC erforscht.

Weiterführende Informationen
AG Schwarz
Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie

Literatur
Karin Schmelz, Joern Toedling, Matt Huska et al. (2021): „Spatial and temporal intratumour heterogeneity has potential consequences for single biopsy-based neuroblastoma treatment decisions“. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-26870-z

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de 

Foto: Aufarbeitung des Tumorgewebes für die Sequenzierungen: Für eine sensitive Analyse der genetischen Heterogenität haben die Forschenden nur Areale mit einem hohen Gehalt an vitalen Tumorzellen eingeschlossen. Diese wurden mit einem Skalpell aus Gewebeschnitten des gefrorenen Tumormaterials isoliert. Foto: Charité l Linda Ambrosius

Pressemitteilung auf der Webseite des MDC:
Die Evolution des Tumors

heilen, bilden / 23.11.2021
Vom Hörsaal in den Kreißsaal

Die Hebammenstudentinnen des Wintersemesters 2021/22 (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Die Hebammenstudentinnen des Wintersemesters 2021/22 (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Das Helios Klinikum Berlin-Buch begrüßt 12 neue Hebammenstudentinnen


Seit Jahrtausenden begleiten Hebammen Schwangere, junge Mütter und Familien. Ihr Wissen ist von unschätzbarem Wert für die werdenden Eltern. Am 16.11. begrüßte das Bucher Klinikum die neuen Hebammenstudentinnen des dualen Studienganges Hebammenwissenschaften des Wintersemesters 2021/22 in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Berlin, die nun in ihre erste Praxisphase starten.

Die 12 Hebammenstudentinnen, welche künftig ihre praktischen Ausbildung auf der Geburtsstation des Helios Klinikums Berlin-Buch absolvieren, sind die ersten Studentinnen, die nach Inkrafttreten des Hebammenreformgesetzes die vollständig akademisierte Hebammenausbildung durchlaufen. Damit folgt Deutschland nicht nur den EU-Vorgaben, sondern auch der WHO-Empfehlung, die Hebammenausbildung auf Hochschulniveau zu überführen und Hebammen zu qualifizieren, ihre geburtshilfliche Tätigkeit selbstständig und evidenzbasiert ausüben zu können. Das Erwerben der Berufsbezeichnung Hebamme ist somit ab sofort nur noch über eine hochschulische Ausbildung mit einem berufspraktischen Teil möglich. „Das wird für uns auch noch einmal eine ganz neue Erfahrung und Herausforderung. Wir sind stolz darauf als verantwortliche Praxiseinrichtung, weiterhin Teil der akademischen Hebammenausbildung zu sein und die werdenden Hebammen auf ihrem Weg zum Doppelabschluss Bachelor of Science (B.Sc.) und dem Berufsabschluss Hebamme zu begleiten,“ betont Yvonne Schildai, Leitende Hebamme im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Das Klinikum wird den angehenden Hebammen einen umfangreichen Einblick in die Arbeit im Kreißsaal und Wochenstationen bieten. Mit der Geburtshilfe und dem Perinatalzentrum Level 1 gehört das Helios Klinikum Berlin-Buch zu den hochspezialisierten und mehrfach ausgezeichneten Kompetenzzentren der Region. Mehr als 3000 Geburten pro Jahr werden hier betreut.

Prof. Dr. med. Michael Untch, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, und ein erfahrenes Team aus Hebammen, pflegerisches und ärztliches Fachpersonal der Gynäkologie und Geburtshilfe, Neonatologie und der Anästhesie sowie Babylotsinnen sorgen dafür, dass die Schwangeren sich geborgen und umfassend betreut fühlen.

Der siebensemestrige, duale Studiengang Hebammenkunde (B. Sc. of Midwifery) kombiniert wissenschaftliche und berufspraktische Ausbildungsangebote. Nach dem ersten wissenschaftlichen Teil starten die Hebammenstudierenden am 16. November mit dem ersten berufspraktischen Teil des dualen Studiums. Das Studium schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Science sowie der staatlichen Zulassung zur Hebamme ab.

Wir wünschen den Studentinnen einen erfolgreichen Praxisstart mit vielen schönen, eindrucksvollen und wunderbaren Momenten.

Schon gewusst?
Wer sich über die aktuellen Entwicklungen im Kreißsaal informieren und generell mehr zum Thema Geburt wissen möchte, kann sich neben unseren Live-Chats auch auf unserer FAQ Seite zu sämtlichen Fragen rund um die Geburt auf dem Laufenden halten.
Der Kreißsaal Live-Chat findet aktuell jeden dritten Dienstag im Monat um 17:30 Uhr live auf Facebook und Instagram statt.

forschen / 19.11.2021
Wie das Genom im Mäusegehirn gefaltet ist

Das Ultracryomikrotom kann Hirngewebe in extrem dünne Scheiben schneiden (Foto: Felix Petermann/MDC)
Das Ultracryomikrotom kann Hirngewebe in extrem dünne Scheiben schneiden (Foto: Felix Petermann/MDC)

Ein Team um die MDC-Forscherin Ana Pombo hat die 3D-Struktur des Genoms in drei Zelltypen des Gehirns von Mäusen ermittelt. Sie sind nicht nur auf spezifische Faltmuster gestoßen, berichten sie in „Nature“. Sehr lange Gene verlieren auch ihre kompakte Faltstruktur fast vollständig, wenn sie sehr aktiv sind.

Was passiert im Gehirn, wenn wir etwas lernen? Wenn wir eine Sucht entwickeln oder eine neurologische Erkrankung? Welche Gene werden dabei in den Nervenzellen aktiv? Und wie wird dieser Prozess im Zellkern gesteuert? Fragen wie diese treiben Professorin Ana Pombo, die Leiterin der Arbeitsgruppe „Epigenetische Regulation und Chromatinstruktur“ am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB), das zum Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) gehört, seit vielen Jahren um. Mit ihrer aktuellen Studie, die Pombo und ihr Team in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht haben, sind sie den Antworten darauf erneut ein Stück nähergekommen.

3D-Karten des Genoms

„Nachdem das menschliche Genom entschlüsselt war, stellte man fest, dass nur ein sehr kleiner Teil der DNA tatsächlich Bauanleitungen für Proteine enthält“, sagt Pombo. Den anderen, sehr viel größeren Teil habe man zunächst für überflüssig gehalten und ihn daher als Junk-DNA bezeichnet. „Es stellte sich jedoch heraus, dass diese geheimnisvollen Bereiche des Genoms entscheidende Informationen enthalten, die die Aktivität der Gene regulieren, indem sie mit ihnen in Kontakt treten oder ihre räumliche Position beeinflussen.“

Um mehr über diese winzigen Schalter herauszufinden, mit denen Gene an- und ausgeschaltet werden, hat Pombo gemeinsam mit ihrem Team eine Methode namens „Genome Architecture Mapping“, kurz GAM, entwickelt, die sie im Jahr 2017 in „Nature“ vorstellten. Das Verfahren liefert 3D-Karten des gesamten Genoms und deckt mithilfe statistischer Berechnungen auf, welche Abschnitte des Erbguts innerhalb des Zellkerns räumliche Nähe bevorzugen – wo also die mutmaßlichen Schalter eines ganz bestimmten Gens positioniert sind.

Untersuchungen direkt in den Zellen

Für ihre aktuelle Studie, die Dr. Warren Winick-Ng aus Pombos Arbeitsgruppe leitete, kombinierten die Wissenschaftler*innen die GAM-Methode mit einem weiteren Verfahren namens Immunoselektion. Sie markierten drei verschiedene Zelltypen im Gehirn von Mäusen, um deren dreidimensionale Genomstruktur gezielt zu untersuchen. Bei den verwendeten Zellen handelte es sich um zwei unterschiedliche Sorten von Neuronen und um eine Sorte von Gliazellen, welche die langen Fortsätze der Nervenzellen isolieren und unterstützen.

Die Forscher*innen verglichen die räumliche Genomstruktur in diesen drei sehr spezialisierten Zelltypen zudem mit der in embryonalen Stammzellen – also in Zellen, die die Vorläuferzellen aller spezialisierten Zelltypen sind. „Immunselektion mit GAM zu kombinieren, hat den großen Vorteil, dass wir sämtliche Zellen in ihrer natürlichen Umgebung untersuchen können, ohne sie aus ihrem Gewebeverband herausreißen zu müssen“, erläutert Winick-Ng.

Wie die Knospen einer Blume

„Sehr spannend war für uns die Entdeckung, dass die Faltungen des Erbguts und die Kontakte einzelner Genomelemente, sowohl im großen als auch im kleinen Maßstab, in den verschiedenen Gehirnzelltypen der Mäuse jeweils hochspezifisch sind“, erzählt Dr. Alexander Kukalev, einer der Erstautor*innen. Besonders charakteristische Faltmuster fanden die Forscher*innen bei Genen, die lediglich in einem der untersuchten Zelltypen abgelesen und in Proteine umgewandelt werden. „Dabei sind wir auf Kontakte von Erbgutabschnitten gestoßen, die im Chromosom wirklich weit voneinander entfernt liegen“, berichtet Pombo. Ob es dabei Muster gibt, untersuchten sie zusammen mit Bioinformatiker*innen der Universität von Ohio. „Wir haben einige genomische 'Wortpaare' entdeckt, die spezifisch für die Kontakte bei Neuronen sind. Damit kommen wir den zugrundeliegenden molekularen Mechanismen etwas näher, die wir als nächstes untersuchen wollen“, sagt Pombo.

Am meisten überrascht hat das Team um Pombo jedoch die Beobachtung, dass in allen drei Zelltypen viele sehr lange Gene, die verschiedene Proteine hervorbringen können, ihre kompakte Faltstuktur während des Transkriptionsprozesses fast vollständig verlieren. „Sie blühen auf wie die Knospe einer Blume“, beschreibt die Forscherin das Phänomen. Das habe man mit anderen Sequenzierungsmethoden bisher noch nicht gesehen, sagt sie und fügt hinzu, dass – je nach Zelltyp des Gehirns – jeweils komplett anderes genetisches Material aufblühe. Gemeinsam mit Professor Mario Nicodemi, Einstein-BIH Visiting Fellow in ihrer Arbeitsgruppe, habe das Team die außergewöhnlichen Vorgänge modelliert und visualisiert. „Unsere Entdeckungen sind insbesondere deshalb relevant, da viele dieser langen neuronalen Gene mit Störungen der neuronalen Entwicklung oder mit Neurodegeneration in Verbindung gebracht werden. Beispiele wären Epilepsie oder Autismus“, sagt Izabela Harabula, eine der Erstautorinnen.

ALS besser verstehen

Genetisch bedingte neurologische Erkrankungen gehen auch auf Veränderungen in der Erbgutsequenz selbst zurück, die entweder Gene betreffen können, aus denen Proteine hervorgehen, oder aber ihre Schalter, die die Genexpression regulieren. Letzteres kommt öfter vor. „Bisher ist es sehr schwer zu verstehen, was diese Variationen im Einzelnen bewirken und wie sie letztendlich zu Krankheiten führen. Denn sie kommen vor allem in den nicht-kodierenden Regionen des Genoms vor, also quasi in der dunklen Materie, die ja den Großteil des ganzen Erbguts ausmacht“, sagt Pombo. Auch aus diesem Grund freuen sich Pombo und Winick-Ng darauf, ihre neu entwickelten Methoden zu nutzen, um das Hirngewebe verstorbener Patient*innen mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) zu untersuchen, das ihnen die Charité-Universitätsmedizin Berlin dank einer Zusammenarbeit mit Professor Frank Heppner und Dr. Helena Radbruch zur Verfügung stellt. Diese Forschung wird durch eine kollaborative Förderung des Exzellenzcluster NeuroCure ermöglicht

„Jetzt, da wir unsere Methoden bei Mäusen etabliert haben, können wir mit der groß angelegten Kartierung des 3D-Genoms in menschlichen Proben beginnen“, sagt Winick-Ng. Da jeder ALS-Erkrankte zahlreiche Variationen in seiner Genomsequenz aufweist, müssen sie das Gewebe mehrerer Patientinnen und Patienten analysieren. „Denn nur so“, sagt der Forscher, „können wir verstehen, wie die für die Krankheit wichtigen genetischen Variationen mit den vielen Veränderungen in der 3D-Genomstruktur zusammenhängen, die wir vermutlich identifizieren werden.“

Weiterführende Informationen

Porträt von Ana Pombo

Pressemitteilung: Eine 3D-Karte des Genoms

AG Pombo

Einstein BIH Visiting Fellow Mario Nicodemi

NeuroCure Cluster of Excellene

Literatur
Warren Winick-Ng, Alexander Kukalev, Izabela Harabula, Luna Zea-Redondo, Dominik Szabó et al. (2021): „Cell-type specialization is encoded by specific chromatin topologies“. Nature, DOI: 10.1038/s41586-021-04081-2.

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de 

Foto: Warren Winick-Ng am Ultracryomikrotom. Dieses Gerät kann Hirngewebe in extrem dünne Scheiben schneiden, die etwa 200 Nanometer dick sind. Die Gewebeschnitte werden dann für das „Genome Architecture Mapping“ vorbereitet. Foto: Felix Petermann, MDC

Pressemitteilung auf der Website des MDC:
Wie das Genom im Mäusegehirn gefaltet ist

 

produzieren / 18.11.2021
Eckert & Ziegler: Gallium-68-Generator erhält Zulassung für Brasilien

Die Eckert & Ziegler Radiopharma GmbH hat von der brasilianischen Gesundheitsbehörde ANVISA die Marktzulassung für ihren pharmazeutischen 68Ge/68Ga-Generator GalliaPharm® erhalten. GalliaPharm® ist damit der erste und momentan einzige in Brasilien zugelassene pharmazeutische Galliumgenerator.

„Mit der Zulassung bauen wir unsere Marktposition in Brasilien aus und setzen einen weiteren Meilenstein in unserer Expansionsstrategie,“ erklärt Dr. Lutz Helmke, Vorstandsmitglied der Eckert & Ziegler AG und verantwortlich für das Segment Medical. „Da es weltweit momentan viele klinische Studien mit sogenannten Theranostika gibt, erwarten wir in den kommenden Jahren eine steigende Nachfrage sowohl nach dem diagnostischen Radioisotop Gallium-68 als auch dem therapeutischen Radioisotop Lutetium-177.“

GalliaPharm® wird bereits erfolgreich, in Kombination mit entsprechenden zugelassenen Kits, für die Diagnose von neuroendokrinen Tumoren und im Rahmen von klinischen Studien auch für Prostatakrebs (Ga-68-PSMA Kit) verwendet.

Im Jahr 2020 wurden in Brasilien mehr als 590.000 Krebserkrankungen diagnostiziert, davon entfielen 97.278 auf Prostatakrebs, 88.492 auf Brustkrebs und 55.102 auf Darmkrebs. (Quelle: IARC Global Cancer Observatory, 2020).

Galliumgeneratoren bieten eine preiswerte Alternative zur radioaktiven Markierung von Biomolekülen mit Gallium-68 im Rahmen der PET, einer bildgebenden Untersuchungsmethode, mit denen die An- oder Abwesenheit von krankem Gewebe nachgewiesen wird. Das Verfahren kommt vor allem bei der Diagnostik von Krebs, Herzinfarkten oder neurologischen Erkrankungen zum Einsatz. Bisher werden zur Markierung der Biomoleküle meist die Radioisotope Fluor-18 oder Kohlenstoff-11 benutzt. Hierfür sind Millioneninvestitionen für Großgeräte (Zyklotrone) erforderlich. Der 68Ge/68Ga-Generator dagegen hat in etwa die Größe einer Thermoskanne und kann wesentlich preiswerter bezogen werden, was in den nuklearmedizinischen Kliniken und Praxen Kosten senkt und Flexibilität erhöht.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

heilen / 11.11.2021
Die Fußretter aus Berlin-Buch

Ausgezeichnete Fußretter: Das Team vom Diabetisches Fußzentrum im Helios Klinikum Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken
Ausgezeichnete Fußretter: Das Team vom Diabetisches Fußzentrum im Helios Klinikum Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken

In Deutschland sind über sechs Millionen Menschen vom Diabetes betroffen. Viele haben Angst vor einer Fußamputation, weil sich eine Wunde gebildet hat, die einfach nicht heilen will. In vielen Fällen lässt sich dieses Schreckensszenario jedoch verhindern - wenn Diabetes-Patient:innen auch in Bezug auf das „Diabetische Fußsyndrom“ qualifiziert, strukturiert und umfassend betreut werden. Die AG Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) hat das Fußzentrums-Team um Prof. Dr. med. Michael Ritter vom Helios Klinikum Berlin-Buch erneut dafür ausgezeichnet.

Diabetes ist die Volkskrankheit Nr. 1 in Deutschland: Rund sieben Millionen Menschen sind betroffen. Weil die Krankheit u.a. Blutgefäße in Mitleidenschaft zieht, haben Patienten ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie z.B. das „diabetische Fußsyndrom“. Dabei führt eine Nervenschädigung zu Empfindungsstörungen, die dazu führen kann, dass der Patient Verletzungen und Schädigungen am Fuß nicht rechtzeitig und störend wahrnimmt. Fehlende Schutzfunktionen, geringere Infektabwehr sowie wie in vielen Fällen eine zusätzliche Durchblutungsstörung führen zu schlechterer Wundheilung. So verschlimmern sich Wunden weiter – bis schließlich (Teil-)Amputationen unumgänglich werden können. 70 Prozent aller Amputationen in Deutschland betreffen Menschen mit Diabetes.

Im Helios Klinikum Berlin-Buch trägt man maßgeblich dazu bei, dass es gar nicht erst so weit kommt. „Wichtig ist, dass man kleinste Wunden schnell bemerkt. Dann können sie optimal behandelt werden und der Fuß bleibt in vielen Fällen erhalten“, sagt Prof. Ritter, Chefarzt der Diabetologie, Angiologie und Endokrinologie im Helios Klinikum Berlin-Buch. Das Zertifizierungsverfahrens der AG Diabetischer Fuß der DDG wurde eingeführt, um Vorhalten und Qualifikation von Ausstattung und Personal der Behandlungseinrichtung ebenso zu überprüfen, wie Struktur und Prozess der Behandler selbst und die Patientenergebnisse.

Ein wichtiger Aspekt erfolgreicher Fußbehandlung ist die abgestimmte Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams. Dazu gehören spezielle Fachkräfte für die Wundversorgung, Podolog:innen und orthopädische Schuhmachermeister:innen. Spezielle Schuhe, Einlagen oder sogenannte Orthesen unterstützen die erforderliche Entlastung zur Heilung von Fußwunden. Im Bedarfsfall werden stets auch Ärzt:innen anderer Fachgebiete mit hinzugezogen.

Die hochkomplexe Behandlung wird von Diabetologen und Hausärzten koordiniert. „Die Therapie des diabetischen Fußes gilt als Musterbeispiel für fachübergreifende Behandlung“, sagt Dr. med. Michael Fiedler, Abteilungsleiter Diabetologie der Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch.
Mit dem jetzt erneut verliehenen Zertifikat verfügt das Helios Klinikum Berlin-Buch über drei Auszeichnungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG): Als zertifiziertes Diabeteszentrum, Fußzentrum und als „für Diabetiker geeignetes Krankenhaus“. Damit ist es eines der wenigen Zentren in Deutschland, das drei Zertifizierungen der DDG vorweisen kann. Prof. Dr. med. Henning T. Baberg, Ärztlicher Direktor im Helios Klinikum Berlin-Buch, betont: „Auf diese Zertifizierungen sind wir sehr stolz. So werden unser Engagement und die fachübergreifende Zusammenarbeit des ärztlichen und pflegerischen Teams zusammen mit unseren Kooperationspartnern besonders gewürdigt.“

Kontakt:

Helios Klinikum Berlin-Buch
Angiologie, Diabetologie und Endokrinologie, Chefarzt: Prof. Dr. med. Michael Ritter
Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch, Abteilungsleiter Diabetologie: Dr. med. Michael Fiedler
Diabetologische Fußambulanz  Telefon (030) 94 01-55140
E-Mail: bln-pol-gefaess-1.berlin-buch@helios-gesundheit.de
Link zur Webseite:
www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch/unser-angebot/unsere-fachbereiche/diabetologie-endokrinologie/

Über das Helios Klinikum Berlin-Buch
Das Helios Klinikum Berlin-Buch ist ein modernes Krankenhaus der Maximalversorgung mit über 1.000 Betten in mehr als 60 Kliniken, Instituten und spezialisierten Zentren sowie einem Notfallzentrum mit Hubschrauberlandeplatz. Jährlich werden hier mehr als 55.000 stationäre und über 144.000 ambulante Patienten mit hohem medizinischem und pflegerischem Standard in Diagnostik und Therapie fachübergreifend behandelt, insbesondere in interdisziplinären Zentren wie z.B. im Brustzentrum, Darmzentrum, Hauttumorzentrum, Perinatalzentrum, der Stroke Unit und in der Chest Pain Unit. Die Klinik ist von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum und von der Deutschen Diabetes Gesellschaft als „Klinik für Diabetiker geeignet DDG“ zertifiziert.
Gelegen mitten in Berlin-Brandenburg, im grünen Nordosten Berlins in Pankow und in unmittelbarer Nähe zum Barnim, ist das Klinikum mit der S-Bahn (S 2) und Buslinie 893 oder per Auto (ca. 20 km vom Brandenburger Tor entfernt) direkt zu erreichen.
Helios ist Europas führender privater Krankenhausbetreiber mit insgesamt rund 120.000 Mitarbeitern. Zum Unternehmen gehören unter dem Dach der Holding Helios Health die Helios Kliniken in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika. Rund 20 Millionen Patienten entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2020 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 9,8 Milliarden Euro.
In Deutschland verfügt Helios über 89 Kliniken, rund 130 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und sechs Präventionszentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,2 Millionen Patienten behandelt, davon 4,1 Millionen ambulant. Helios beschäftigt in Deutschland 73.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 6,3 Milliarden Euro. Helios ist Partner des Kliniknetzwerks „Wir für Gesundheit“. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.
Quirónsalud betreibt 52 Kliniken, davon sechs in Lateinamerika, 70 ambulante Gesundheitszentren sowie rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 15 Millionen Patienten behandelt, davon 14,1 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt rund 40.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro.
Helios Deutschland und Quirónsalud gehören zum Gesundheitskonzern Fresenius.

forschen, produzieren / 10.11.2021
Neuer Ansatz zur Behandlung von Bauchfellmetastasen

CEO von ASC Oncology, Dr. Christian Regenbrecht, publiziert gemeinsam mit einem Team von Wissenschaftlern einen Artikel in „Molecular Cancer“, einem der zehn einflussreichsten wissenschaftlichen Journale über neueste Forschungsergebnisse in der Krebsforschung.

Weltweit ist Darmkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung, bei jedem zweiten Betroffenen treten im Zuge der Erkrankung Fernmetastasen auf, wovon 30 % dieser Patienten Bauchfellmetastasen entwickeln. Diese Peritonealmetastasen sind aufgrund ihres diffusen und unscharf begrenzten Auftretens sowie der geringen Durchblutung des Bauchfells nur schlecht medikamentös oder durch Bestrahlung zu behandeln. Die beste  Behandlungsoption stellt ein komplexer chirurgischer Eingriff dar, der häufig mit einer Reduzierung der Lebensqualität einhergeht. Die Chance auf Heilung ist bei diesen Patienten gering.

Zukünftig gibt es durch die wissenschaftliche Arbeit der am Artikel “Peritoneal metastasis of colorectal cancer (pmCRC): Identification of predictive molecular signatures by a novel preclinical platform of matching pmCRC PDX/PD3D models” beteiligten fünfzehn Forscher einen neuen Ansatz, um die herausfordernde Behandlung von Peritonealmetastasen zu verbessern und diese individuell an jeden einzelnen Patienten anzupassen. So kann zukünftig für Onkologen und Patienten auch bei Bauchfellmetastasen eine patientenspezifische, individualisierte Behandlungsauswahl ermöglicht werden.

Die beteiligten Wissenschaftler haben sich mit ihren unterschiedlichen Expertisen zusammengetan, um die bisher begrenzten Behandlungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln und Peritonealmetastasen besser zu erforschen. Gemeinsam haben sie eine Methode entwickelt, um
Peritonealmetastasen spezifischer im Hinblick auf deren Genetik, Proteine und Zelltypen zu charakterisieren. Die Wissenschaftler nutzen für Ihre Forschung u.a. das von Dr. Regenbrecht und ASC Oncology entwickelte Reverse Clinical Engineering, um Kopien von Peritonealmetastasen im Labor zu züchten und an diesen Kopien die unterschiedlichen Tests durchzuführen. Durch die hohe Ähnlichkeit der Organoide zu den Originaltumoren der Patienten konnte so geforscht werden, ohne Patienten durch mögliche Nebenwirkungen der Therapie zu belasten.

"Molecular Cancer" ist eines der zehn wichtigsten wissenschaftlichen Journale der modernen Krebsforschung weltweit (Impactfactor 27,6). Der Fokus liegt auf dem Austausch von Ideen, Konzepten und Erkenntnissen aus allen Bereichen der Krebsforschung und verwandter biomedizinischer Wissenschaften mit Schwerpunkt auf die molekulare Betrachtungsweise. Damit möchte das Journal neue Wege für das Verständnis, die Prävention, die Diagnose und die Behandlung von Krebs eröffnen.

Link zum Artikel:
https://molecular-cancer.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12943-021-01430-7

Über ASC Oncology
ASC Oncology wurde von neun führenden Wissenschaftlern der Kompetenzfelder Pathologie, Tumorbiologie, Biochemie, Biotechnologie und Molekularbiologie 2019 mit dem Ziel gegründet, sich der wichtigsten Herausforderung der modernen Onkologie anzunehmen: Patienten zur richtigen
Zeit mit der richtigen Therapie zu versorgen. Dabei treten die Wissenschaftler von ASC Oncology an, durch das Reverse Clinical Engineering® -Verfahren mehr Patienten besser zu versorgen als je zuvor in der Geschichte der Onkologie. ASC Oncology − Rethink Oncology.
 

produzieren / 09.11.2021
Eckert & Ziegler: Sondereffekte und ein robustes operatives Geschäft heben Neunmonatsergebnis auf Rekordniveau

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (ISIN DE0005659700, TecDAX), erreichte in den ersten neun Monaten 2021 mit einem Nettogewinn von 29,2 Mio. € bzw. 1,41 € pro Aktie ein Rekordergebnis. Bis Ende September übertraf das Ergebnis somit das des gesamten Vorjahres bereits um 11,6 Mio. € oder 65%. Der Konzernumsatz lag, bereinigt um das zwischenzeitlich verkaufte Tumorbestrahlungsgeschäft, mit 126 Mio. € um 9 Mio. € oder 8% über dem Vorjahresniveau.

Ein großer Teil des 2021er Ertragszuwachses resultierte zwar aus dem Verkauf der Tumorgerätesparte, aber auch die Entwicklung des operativen Geschäftes in beiden Segmenten verlief überaus erfreulich. Bereinigt um Einmaleffekte in Höhe von 9,1 Mio. € stieg im Segment Medical der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) um 28% von 15,6 auf 19,9 Mio. €. Im Segment Isotope Products legte das EBIT sogar um 44% von 7,7 auf 11,1 Mio. € zu. In dieser Sparte hat sich die Rückkehr auf das Ertragsniveau vor Corona verstetigt. Die Holding schloss den Neunmonatszeitraum mit einem EBIT von 0,3 Mio. € ab. In der Summe addierten sich die Segmenterträge zu einem Konzern-EBIT von gut 40 Mio. €.

Das Segment Medical konnte seine Verkaufserlöse, bereinigt um den im Vorjahr noch enthaltenen Umsatz aus dem zwischenzeitlich verkauften Tumorbestrahlungsgeschäft, um 6,7 Mio. € oder 14% steigern. Lebhaft entwickelten sich die Verkäufe an pharmazeutische Unternehmen, die etwa 16% mehr an Dienstleistungen und Produkten rund um Radiopharmazeutika sowie pharmazeutische Radioisotope orderten. Die Umsätze mit Laborgeräten, der Brachytherapie und den sonstigen Produkten und Dienstleistungen stiegen um 9%.

Das Segment Isotope Products erzielte mit 73,1 Mio. € einen rund 5% höheren Umsatz als in den ersten neun Monaten 2020. Der Nettogewinn stieg um knapp 55%. Nach den Einbrüchen im Zusammenhang mit der COVID-Pandemie im letzten Jahr konnte das Segment damit erwartungsgemäß wieder zulegen.

Auf Basis der vorliegenden Neunmonatszahlen bestätigt der Vorstand weiterhin die bisherige Umsatz- und Ertragsprognose von etwa 180 Mio. € bzw. rund 1,70 € pro Aktie.

Den vollständigen Quartalsbericht finden Sie hier:  https://www.ezag.com/fileadmin/user_upload/ezag/investors-financial-reports/deutsch/euz321d.pdf

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
Wir helfen zu heilen.

 

leben / 05.11.2021
BVV konstituiert und Bezirksamt gewählt

Bezirksbürgermeister und Bezirksamtsmitglieder stehen fest

Nach der Konstituierung der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurden auch der Bezirksbürgermeister sowie die Mitglieder des Bezirksamtes Pankow am Abend des 4. November 2021 gewählt. Alle Abstimmungen benötigten nur einen Wahlgang.

Zum Vorsteher der BVV wurde zunächst Dr. Oliver Jütting (Bü. 90/Grüne) gewählt. Bezirksbürgermeister Sören Benn (Die Linke) wurde wiedergewählt (ja: 29, nein:24, enth.: 2) und Dr. Cordelia Koch (Bü. 90/Grüne) wird seine Stellvertreterin (ja: 28, nein: 13, enth.: 14). Als weitere Mitglieder des Bezirksamtes wurden Rona Tietje (SPD), Manuela Anders-Granitzki (CDU), Cornelius Bechtler (Bü. 90/Grüne) und Dominique Krössin (Die Linke) gewählt.

Die konstituierende Sitzung des neuen Bezirksamtes, auf der auch die Verteilung und Zuschnitte der Ressorts bestimmt werden, findet am Dienstag, dem 9. November 2021 statt.

produzieren / 05.11.2021
Eckert & Ziegler erwirbt Grundstück für Radiopharmaproduktion in China

Die Eckert & Ziegler AG (ISIN DE0005659700), ein weltweit tätiger Spezialist für radioaktive medizinische und industrielle Anwendungen, hat im Rahmen eines öffentlichen Bieterverfahrens ein rund 7.000 m² großes Grundstück mit Erweiterungsoption für den Bau seiner chinesischen Produktionsstätte in Jintan (VR China) erworben. An diesem Standort in der Provinz Jiangsu nahe Shanghai werden Produktionsanlagen für Radiopharmaka und Radioisotope sowie die Verwaltungszentrale von Eckert & Ziegler für den chinesischen Markt errichtet. Mittelfristig sollen auch andere Sparten der Eckert & Ziegler-Gruppe sowie Serviceeinrichtungen dort angesiedelt und Dritten die Infrastruktur zu Mitbenutzung angeboten werden. Die Geschäfte in China werden von der 100%igen Tochtergesellschaft Qi Kang Medical Technology (Changzhou) Co., Ltd. (QKM) geleitet.

Anfang nächsten Jahres beginnen die Baumaßnahmen. Die Fertigstellung des Gebäudes und die Betriebsbereitschaft sollen in Etappen erfolgen. Bis Ende 2027 wird sich das Investitionsvolumen einschließlich Grundstück, Gebäude, technische Anlagen und immaterielle Vermögensgegenstände auf bis zu 50 Millionen Euro belaufen. Kann das Projekt so umgesetzt werden wie geplant, wird am neuen Standort in Jintan radiopharmazeutische Auftragsproduktion für die internationale Pharmaindustrie sowie der Vertrieb eigener Produkte erfolgen. Eckert & Ziegler bietet damit auch in Asien einen One-Stop-Service für eine Vielzahl radiopharmazeutischer Dienstleistungen unter GMP- und cGMP-Bedingungen" an.

"Krebs zählt auch in China zu den häufigsten Todesursachen", erläuterte Dr. Andreas Eckert, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Eckert & Ziegler. "Behandlungsmethoden aus der Präzisionsonkologie sollen zukünftig auch Patienten in China zur Verfügung stehen. Als global agierender Zulieferer für onkologische Spezialfirmen ist es uns wichtig, in China mit einem lizensierten Produktionsstandort und einer starken lokalen Mannschaft vertreten zu sein. Mit dem Grundstückserwerb in Jintan sind wir für das erwartete Wachstum in China bestens gerüstet".

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
 

Quelle: Pres Release EZAG
www.ezag.com

forschen, produzieren, heilen / 04.11.2021
Campus Buch gewinnt erneut bei „Wer radelt am meisten“

Campus-Siegerteam "Shut up legs" (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)
Campus-Siegerteam "Shut up legs" (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)

Zwanzig Berliner Landesunternehmen traten im August und September 2021 im Wettbewerb „Wer radelt am meisten?“ gegeneinander an. Gewonnen hat der Campus Berlin-Buch, dicht gefolgt von den Berliner Wasserbetrieben, der Berliner Energieagentur und den Berliner Verkehrsbetrieben. Die 231 Radlerinnen und Radler des Bucher Wissenschafts- und Biotechcampus/MDC-Mitte lagen mit 136.547,9 Kilometern eindeutig vorn.

Campus-intern kamen die besten Fahrerinnen und Fahrer alle vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC): Jessica Berlin belegte den ersten Platz mit 4961,1 km, Jürgen Janke, AG Pischon/Biobank, errang mit 4913 km den zweiten Platz und Holger Gerhardt mit 3103 km den dritten Platz.

Bei den Campus-Dreierteams siegte das Team „Shut up legs“ mit Rainer Leben, Jessica Berlin und Holger Gerhardt vom MDC. Sie waren auch in der Wertung des Gesamtwettbewerbs erfolgreich – als zweitbestes Team. Den zweiten Platz vom Campus erreichten die „Re-rolling Organoids” mit Alina Pflaume, Cellphenomics GmbH, Jürgen Loskutov, Cellphenomics GmbH und Larissa Ruhe, ASC Oncology GmbH. Die „CAR-Biker“ mit Giuliano Ballacchino, Carmen Judis und Rene Jüttner vom MDC wurden Dritte.

Der Wettbewerb ist aus einer Radfahraktion der Berliner Verkehrsbetriebe mit der Berliner Stadtreinigung und den Berliner Wasserbetrieben entstanden und wird von der Initiative „mehrwert“ ausgetragen. Insgesamt sammelten 1740 Beschäftigte ihre Radkilometer. Der Wettbewerb fördert nicht nur eine umweltfreundliche und gesunde Mobilität, sondern möchte Lebensqualität bei gleichzeitiger Kosteneinsparung aufzeigen. Bevorzugt sollen sich Dreierteams bilden, um sich gegenseitig anzuspornen und bei den Kilometerleistungen zu unterstützen.

Jeder Kilometer spart CO2
Wieder gab es enorme Rekorde in der Gesamtwertung aller Teilnehmenden: Das beste Dreierteam sammelte 10.422,3 Kilometer, der beste Einzelfahrende bot allein 7.124 Kilometer auf. Für alle, die sich am Wettbewerb beteiligten, war jedoch das Mitmachen und die Motivation entscheidend, sich aufs Rad zu schwingen und vielleicht noch eine Extratour zu fahren. Jeder Kilometer mit Muskelkraft zählte, ob auf dem Fahrrad oder dem Ergometer. Elektrofahrräder, mit denen man sich fortbewegen kann, ohne selbst in die Pedale zu treten, waren nicht zugelassen.

In diesem Jahr legten alle Teilnehmenden gemeinsam eine Strecke von 1.015.553 Kilometern zurück – also rund 33 Mal um den Äquator. Dies ist nicht nur ein beeindruckendes Ergebnis für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt, da die Strecke einer Ersparnis von 192.955 kg CO2 entspricht.

Auch 2021 bestes Berliner Team beim Stadtradeln
Die mehrwert-Unternehmen haben auch in diesem Jahr wieder als eigenes Team beim Stadtradeln teilgenommen. Insgesamt sind 1.419 Radelnde aus 20 Unternehmen in den drei Wochen der Aktion 302.970 Kilometer mit dem Rad gefahren. Damit lagen sie mit großem Vorsprung vor der Polizei Berlin und dem rbb 88.8.

Weitere Informationen:
www.wer-radelt-am-meisten.de
www.mehrwert-berlin.de
www.campusvital.de

forschen / 03.11.2021
Die Tricks der Lymphome

Foto: AG Rehm, MDC
Foto: AG Rehm, MDC

Zelluläre Immuntherapien sind bei Non-Hodgkin-Lymphomen bisher wenig wirksam. Einen möglichen Grund hat ein Team um den MDC-Forscher Armin Rehm entdeckt. Wie es in „Cell Reports“ berichtet, verändern die Krebszellen große Blutgefäße, über die Immunzellen normalerweise in die Lymphknoten einwandern.

Aus der modernen Krebsbehandlung sind Immuntherapien nicht mehr wegzudenken. Besonders erfolgreich sind sie zum Beispiel bei Morbus Hodgkin, einer bösartigen Erkrankung des Lymphsystems. Bei aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen hingegen versagen vergleichbare Ansätze, bei denen das Immunsystem mit unterschiedlichen Strategien dazu gebracht wird, die Tumorzellen anzugreifen.

Zerstörte Architektur der Lymphknoten

Die wahrscheinliche Ursache für dieses Versagen hat jetzt ein Team um Dr. Armin Rehm, den Leiter der Arbeitsgruppe „Translationale Tumorimmunologie“ am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), aufgespürt. „In Versuchen mit Mäusen und menschlichem Tumorgewebe konnten wir zeigen, dass die Krebszellen die sensible Architektur in den Lymphknoten zerstören“, erläutert der Erstautor der „Cell Reports“-Studie, Dr. Lutz Menzel, aus der Arbeitsgruppe von Rehm.

Dies führe schlussendlich dazu, dass eine Gruppe großer Blutgefäße, die hochendothelialen Venolen, eine ihrer wichtigsten Funktionen verliere. „Ohne diese intakten Gefäße können die Immunzellen auf ihrer Suche nach Tumor-Merkmalen nicht in die Lymphknoten einwandern“, sagt Menzel. Mehrere Teams des MDC waren an der von der Deutschen Krebshilfe geförderten Studie beteiligt, unter anderen die von Dr. Uta Höpken geleitete Arbeitsgruppe „Mikroumgebung als Regulator bei Autoimmunität und Krebs“.

Identische Befunde bei Mäusen und Menschen

„Aus einer früheren Studie wussten wir, dass aggressive Lymphome wie beispielsweise das diffus-großzellige B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom das Wachstum kapillarähnlicher kleiner Gefäße in den Lymphknoten anregen“, sagt Rehm. Auf diese Weise stellen die Tumorzellen sicher, dass sie während ihres schnellen Wachstums optimal mit Nährstoffen versorgt werden. „Gleichzeitig zeigten uns mikroskopische Untersuchungen, dass in den befallenen Lymphknoten nur sehr wenige Blutgefäße mit großem Durchmesser zu finden waren“, sagt Rehm. Die Befunde in Mäusen seien identisch zu denen bei Menschen mit aggressiven Lymphomen gewesen.

In ihrer aktuellen Studie haben die Forschenden zunächst an Mäusen untersucht, wie es zum Verlust der hochendothelialen Venolen kommt, durch den sich die Lymphome dem Angriff des zellulären Immunsystems entziehen. „Wir haben eine komplizierte Kaskade von Veränderungen entdeckt, bei der unter anderem Gerüststrukturen im Lymphknoten zerstört werden“, erklärt Menzel. „Dadurch ändern sich die Druck- und Volumenverhältnisse, die beide Einfluss auf die Genexpression haben.“

Dies führe letztendlich dazu, dass sich die hochendothelialen Venolen in ganz normale Blutgefäße umwandeln, über die Immunzellen keinen Zugang mehr zu den Krebszellen haben. Die Beobachtungen konnte das Team anschließend im menschlichen Krebsgewebe bestätigen. Zur Validierung der Ergebnisse dienten fast 80 Gewebeproben von Patient*innen mit einem aggressiven Non-Hodgkin-Lymphom.

Die Krebszellen schaffen sich geschützte Nischen

„Viele Tumorarten nutzen Strategien, um einem Angriff des Immunsystems zu entkommen“, sagt Rehm. Zum Beispiel entwickeln die Krebszellen bestimmte Oberflächenmoleküle oder produzieren Botenstoffe, die Immunzellen ausbremsen.“ Wie sich Lymphome während ihres Wachstums vor der Körperabwehr schützen, war bisher nur wenig erforscht. „Unsere Studie liefert nun tiefere Einblicke in die Methoden, mit denen sich die Tumorzellen ihre geschützten Nischen in Lymphknoten schaffen“, sagt Rehm.

„Besonders für die Krebsimmuntherapie ist es von entscheidender Bedeutung, die Gegebenheiten der Mikroumgebung des Tumors zu kennen“, ergänzt Menzel. „Nur so lassen sich Strategien entwickeln, mit denen zum Beispiel therapeutische T-Zellen den Tumor erreichen, um ihn dort direkt bekämpfen zu können.“

Einwanderung der Immunzellen erleichtern

Mit den neuen Erkenntnissen möchte das Team jetzt gezielte Maßnahmen entwickeln, die den Prozess des Verschwindens der hochendothelialen Venolen aufhalten oder sogar rückgängig machen. „Wir versuchen zum Beispiel, mithilfe verschiedener Medikamente die Gefäße im Lymphknoten gezielt zu verändern“, sagt Rehm. Dadurch wolle man die Einwanderung von Immunzellen erleichtern und die Abschirmung der Tumorzellen in ihrer Nische verhindern. Auf diese Weise, so hoffen die Forscher, könnten immuntherapeutische Ansätze wie zum Beispiel die CAR-T-Zell-Therapie auch bei aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen effizienter werden.

Weiterführende Informationen

AG Rehm „Translationale Tumorimmunologie“

Mit scharfer Waffe gegen Lymphome

Der Unterschied bei Lymphdrüsenkrebs

Literatur

Lutz Menzel et al. (2021): „Lymphocyte access to lymphoma is impaired by high endothelial venule regression“. Cell Reports, DOI: 10.1016/j.celrep.2021.109878 

Foto: Über besonders große Blutgefäße, die hochendothelialen Venolen (im Bild rot-grün), können Immunzellen in die Lymphknoten einwandern und vorhandene Tumorzellen (weiß) zerstören. Bei aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen werden diese Gefäße nach und nach umgebaut. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb zellbasierte Immuntherapien in derartigen Fällen bislang nicht wirken. Fotonachweis: AG Rehm, MDC 

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de 

Quelle: Pressemitteilung MDC
Die Tricks der Lymphome

forschen, investieren, produzieren, heilen / 29.10.2021
Richtfest für Gründerzentrum BerlinBioCube

Richtfest für Gründerzentrum BerlinBioCube  (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH
Richtfest für Gründerzentrum BerlinBioCube (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH

Das fünfte und oberste Geschoss des BerlinBioCube steht – heute wurde auf dem biomedizinischen Campus Berlin-Buch das Richtfest gefeiert

Der BerlinBioCube entsteht für junge Unternehmen, die neue Therapien und Diagnostika oder Medizintechnik entwickeln. Der Rohbau des Gebäudes ist bis zur fünften Etage hochgezogen, und die 8.000 Quadratmeter Nutzfläche behaupten gut sichtbar ihren Platz im BiotechPark. Zwei Etagen im neuen Gründer:innenzentrum auf dem Campus Berlin-Buch sind bereits von Start-ups reserviert. Am 29. Oktober 2021 feierte die Campus Berlin-Buch GmbH nun das Richtfest mit allen am Bau Beteiligten.

„Wir freuen uns, dass wir den Bau bislang termingerecht und zu den geplanten Kosten umsetzen konnten. Alle Vergaben sind gut verlaufen“, so Dr. Christina Quensel, Geschäftsführerin der Campus Berlin-Buch GmbH.

Der BerlinBioCube wird moderne Labore, Büros und Gemeinschaftsflächen bieten. Mit dem zukunftsweisenden Projekt können bis zu 400 neue Arbeitsplätze auf dem biomedizinischen Campus entstehen – einem der führenden Wissenschafts- und Technologiestandorte in Deutschland. Bereits jetzt bietet der Campus rund 3.000, zumeist hochqualifizierte Arbeitsplätze. Exzellente Forschungsinstitute, Kliniken und innovative Unternehmen wirken am Standort eng zusammen und legen den Grundstein für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Dieses Potenzial kann mit dem BerlinBioCube für Gründerinnen und Gründer künftig noch besser erschlossen werden.

„Wir erleben eine immense Nachfrage nach Laborflächen von jungen Unternehmen“, erklärt Campusmanagerin Quensel. „Start-ups, die bereits im BiotechPark etabliert sind, benötigen weitere Flächen, und die Anfragen von externen, auch internationalen Firmen reißen nicht ab. Der Campus ist dank seines Profils besonders attraktiv für Gründerinnen und Gründer in der medizinischen Biotechnologie, Medizintechnik und angrenzenden Gebieten.“

Der kompakte Baukörper von doranth post architekten nutzt die Baufläche im BiotechPark optimal. Durch die Gliederung der Fassade und textile Elemente erhält das Gebäude eine größere Leichtigkeit. Das Gründerzentrum erfüllt Ansprüche, die auch an moderne Forschungsbauten gestellt werden. Dazu gehören eine hohe Aufenthaltsqualität, Labore mit Tageslicht und gemeinsame Flächen für die Kommunikation.

Der Neubau des BerlinBioCube ist mit einer Investition von 55 Millionen Euro verbunden und wird durch Fördermittel aus der Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur‘ (GRW) ermöglicht“. Das neue Gründerzentrum komplettiert den BiotechPark. Für den weiteren Ausbau sind Flächen in Campusnähe vorgesehen, die im Rahmenplan für Buch Süd festgelegt wurden.

Der Campus Berlin‐Buch ist ein moderner Wissenschafts‐, Gesundheits‐ und Biotechnologiepark. Alleinstellungsmerkmale sind der klare inhaltliche Fokus auf Biomedizin und das enge räumliche und inhaltliche Zusammenwirken von Forschungsinstituten, Kliniken und Biotechnologie‐Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erforschung molekularer Ursachen von Krebs,‐ Herzkreislauf‐ und neurodegenerativen Erkrankungen, eine interdisziplinär angelegte Grundlagenforschung zur Entwicklung neuer Therapien und Diagnoseverfahren, eine patientenorientierte Forschung und die unternehmerische Umsetzung biomedizinischer Erkenntnisse. Dank exzellenter Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen im BiotechPark hat der Campus ein herausragendes Innovations‐ und Wachstumspotenzial. Dazu gehören als Einrichtungen der Grundlagenforschung das Max‐Delbrück‐Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz‐Gemeinschaft (MDC) und das Leibniz‐Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP), das gemeinsam von MDC und Charité – Universitätsmedizin Berlin betriebene und auf klinische Forschung spezialisierte Experimental and Clinical Research Center (ECRC) sowie das Berlin Institute of Health (BIH). Seit 1992 sind über 600 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln durch die EU, den Bund und das Land Berlin in den Campus Berlin‐Buch investiert worden, um diese Synergien zu unterstützen.

Der BiotechPark Berlin‐Buch gehört mit 67 Unternehmen, 800 Beschäftigten und rund 31.000 Quadratmetern Büro‐ und Laborfläche zu den führenden Technologieparks in Deutschland. Ausgründungen im Bereich der Life Sciences finden hier ideale Bedingungen, vom Technologietransfer bis hin zu branchenspezifischen Labor‐ und Büroflächen. Die Life Science Community vor Ort ermöglicht einen direkten Austausch und gemeinsame Projekte. Der BiotechPark trägt maßgeblich zur dynamischen Entwicklung der Biotechnologie‐Region Berlin‐ Brandenburg bei und stärkt in besonderem Maße die industrielle Gesundheitswirtschaft.

Als Betreibergesellschaft des Campus ist die Campus Berlin‐Buch GmbH (CBB) Partner für alle dort ansässigen Unternehmen und Einrichtungen. Biotechnologieunternehmen – von Start‐ups bis zu ausgereiften Firmen – anzusiedeln, zu begleiten und in allen Belangen zu unterstützen, gehört zu ihren wesentlichen Aufgaben.Hauptgesellschafter der CBB ist mit 50,1 % das Land Berlin. Weitere Gesellschafter sind das Max‐Delbrück‐Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz‐Gemeinschaft (29,9 %) und der Forschungsverbund Berlin e.V. für das Leibniz‐Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (20 %).

www.berlinbiocube.de

forschen, produzieren / 26.10.2021
Die Signaturen der Bauchfell-Metastasen

Auf welche Therapie Darmkrebs-Fernmetastasen ansprechen, könnten neue Biomarker vorhersagen. Wie Forschende von MDC, Charité sowie Industriepartnern im Fachblatt „Molecular Cancer“ berichten, haben sie die molekularen Signaturen mit Maus- und 3D-Modellen identifiziert.

Mit der chirurgischen Entfernung des Primärtumors ist es meist nicht getan. Jede zweite Darmkrebspatientin oder Darmkrebspatient entwickelt Fernmetastasen. Bei etwa 30 Prozent entstehen sie im Bauchfell – dem Peritoneum. Und das ist tückisch. „Normalerweise fordern Metastasen ab einer bestimmten Größe Raum. Das führt dann etwa zu Schäden in der Leber oder Lunge. Oder zu Verhaltensauffälligkeiten, wenn sie im Gehirn wachsen. Doch im Bauchraum ist viel Platz. Hier wuchern sekundäre Tumore lange unerkannt. Und wenn sie entdeckt werden, haben sie sich meist schon stark ausgebreitet“, sagt Dr. Mathias Dahlmann vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) und Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er ist einer von drei Erstautor*innen der Studie. Damit Patient*innen in diesem fortgeschrittenen Krebsstadium noch möglichst viel Lebenszeit bleibt, sollte keine Zeit mit erfolglosen Therapien vergeudet werden. Doch die Frage, welche die effektivste ist, kann nur die Metastase selbst beantworten.

Während an Leber- oder Lungenmetastasen bereits länger geforscht wird, weiß man über Bauchfellmetastasen nur wenig. Zeit, das zu ändern, fanden Professorin Ulrike Stein, Letztautorin und Leiterin der Arbeitsgruppe „Translationale Onkologie solider Tumore“ am ECRC, Charité und MDC, und Professorin Beate Rau, Tumor-Chirurgin und Leiterin des Peritonealkarzinose-Zentrums der Charité. „Patient*innen mit Bauchfellmetastasen haben die schlechteste Prognose, verglichen mit allen anderen Metastasierungsorten“, betont Beate Rau.

Ein einzelnes Modell reicht nicht

„Im Rahmen eines durch den Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Projektes haben wir zunächst operativ entfernte Bauchfellmetastasen von zehn Patient*innen grundlegend charakterisiert und dann weitere Forschungspartner ins Boot geholt“, erzählt Ulrike Stein. Ein Teil des Tumorgewebes wurde direkt nach Entnahme an die EPO GmbH nach Berlin-Buch geschickt. EPO ist spezialisiert auf Tiermodelle, wie „Patient derived Xenografts“ (PDX). Dabei werden Mäusen kleine Tumorwürfel unter die Haut gepflanzt, wo sie an- und weiterwachsen. „Mausmodelle sind im Vergleich zu Zellkulturen allerdings relativ langsam. Es dauert in der Regel mehrere Monate, bis man Tumore geeigneter Größe erhält und mitunter ist der Patient inzwischen verstorben“, sagt Mathias Dahlmann. Deshalb nutzten die Forschenden noch eine zweite Technologie.

Parallel ging also ein weiteres Stück des Patienten-Tumorgewebes an die CELLphenomics GmbH, um daraus Organoide wachsen zu lassen. Damit solche Miniaturabbilder des Tumorgewebes (PDO-Modelle) entstehen können, wird das Gewebe im Labor aufgearbeitet und in eine gelartige Matrix eingebettet, die das Bindegewebe des Körpers biochemisch nachahmt. Dort wachsen die Tumorzellen so weiter, dass die Organoide die Architektur des Orginalgewebes widerspiegeln und – anders als in 2D-Zellkulturen – auch die Heterogenität des Tumors rekapitulieren können. In kurzer Zeit lassen sich so beliebig viele, mikroskopisch kleiner Tumore eines/r Patient*in züchten, an denen die Forschenden dann 17 Standard-Therapeutika testeten. 

Beide Modellsysteme zusammen ergaben ein aussagekräftiges Bild. Wirkstoffe an Modellsystemen zu testen, war jedoch nur ein Ziel. Die Forschenden ging es vor allem darum, spezifische molekulare Marker in den Krebszellen finden. Gene, die mutiert oder besonders aktiv in bestimmten Metastasen sind, die auf Behandlung X, Y oder Z ansprechen – um anhand dieser Biomarker individuelle Vorhersagen für die Therapie machen zu können.

Wie könnte man die Metastasen behandeln?

Mathias Dahlmann bereitete die Gewebeproben beider Modellsysteme und weitere Proben aus der Tumordatenbank für die Genomanalysen vor. Diese wurden dann zentral vom „Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung“ in Heidelberg durchgeführt. Anschließend machte sich Proteomics-Spezialist Dr. Philipp Mertins am MDC an die Arbeit, um die nächste Ebene zu analysieren: die von den Genen kodierten Proteine. Alle Rohdaten landeten dann wieder bei Mathias Dahlmann, der nun in einem Puzzle aus Millionen Teilen nach Mustern und Zusammenhängen suchte.

Und er fand Biomarker, die sich zur Vorhersage für das Therapieansprechen eignen. In 85 Prozent der Metastasenproben wurden schwerwiegende Mutationen des BRCA2-Gens gefunden, das eine zentrale Rolle bei der Reparatur von Zellschäden spielt. Bei den Wirkstofftests zeigte sich dann, dass ansonsten therapieresistente Metastasen mit dieser Signatur auf eine Kombination der Standard-Medikamente 5-FU mit zusätzlichem PARP-Inhibitor ansprachen. Bei anderen hemmte die Kombination von MEK- und PARP-Inhibitoren das Tumorwachstum erfolgreich.

Langer Weg in die Klinik

„Man darf nicht vergessen, woran Krebspatient*innen sterben. In den allermeisten Fällen nicht am Primärtumor – sondern zu 90 Prozent an den Metastasen“, betont Ulrike Stein. Bauchfellmetastasen treten nicht nur bei Darmkrebs auf, sondern auch bei anderen soliden Tumoren. Und Mutationen des BRCA2-Gens sind vor allem von anderen Krebsarten bekannt – an Brust, Eierstöcken, Magen oder Prostata. Auch hier versagt oft die Therapie der Metastasen.

Im nächsten Schritt wollen die Forschenden ihre Studien zunächst auf eine größere Anzahl Gewebeproben von Darmkrebspatient*innen ausweiten. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, werden klinische Studien folgen. „Bis Patient*innen davon profitieren können, wird es noch dauern. Denn die Techniken, um die molekularen Veränderungen zu erkennen, müssen deutlich schneller und noch genauer werden“, sagt Beate Rau. „Aber wir sind bereits auf einem guten Weg.“

Weiterführende Informationen
AG Stein

Pressemitteilung: „Biomarker zeigen Aggressivität des Tumors an

Literatur
Mathias Dahlmann, Guido Gambara, Bernadette Brzezicha et al. (2021): „Peritoneal metastasis of colorectal cancer (pmCRC): Identification of predictive molecular signatures by a novel preclinical platform of matching pmCRC PDX/PD3D models”. Molecular Cancer, DOI: 10.1186/s12943-021-01430-7

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Quelle: Pressemitteilung MDC
Die Signaturen der Bauchfell-Metastasen

bilden / 21.10.2021
Berlin Science Week: Covid, Austausch, kritisches Denken

MDC-Aktionsstand - hier zur Lange Nacht der Wissenschaften (Foto: Patrick Meinhold)
MDC-Aktionsstand - hier zur Lange Nacht der Wissenschaften (Foto: Patrick Meinhold)

Covid-19 und das Herz, Zelldiagnostik der Zukunft und neue Methoden für weniger Tierversuche: zur Berlin Science Week präsentieren MDC-Wissenschaftler*innen Neues aus der Biomedizin. Beim PostDoc Day können sich junge Forschende aus ganz Berlin auf Augenhöhe austauschen.

Vom 1. bis zum 10. November 2021 lädt die Wissensstadt Berlin zur Berlin Science Week ein, dem internationalen Festival für Neugierige jeden Alters. Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin bietet ein vielfältiges Programm, in vielen Fällen gemeinsam mit Partnern. In Wissensshows, Podiumsdiskussionen und Mitmachexperimenten hoffen die MDC-Forschenden auf einen interessanten Austausch mit allen, die in die Welt der Biomedizin eintauchen möchten. Ein Überblick:

Berlin PostDoc Day 2021 auf dem Campus Buch (mit FMP)
Der Berliner PostDoc Day wird von engagierten PostDocs des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) und des Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin organisiert. Es ist eine ideale Gelegenheit für junge Forscher*innen aller Erfahrungsstufen und Fachrichtungen sowie Doktorand*innen im letzten Jahr, ihre Arbeit in Vorträgen oder Postern zu präsentieren, sich kennen zu lernen und ihr Netzwerk zu erweitern. Die besten Vorträge werden prämiert. Neben zu wissenschaftlichen Sessions bietet der PostDoc Day Vorträge von Sponsoren aus der Industrie und Seminare mit Kommunikationsexpert*innen. Die Keynote hält Professor Uri Alon vom Weizmann Institute of Science.
Donnerstag, 4. November von 9:00 bis 18:00 Uhr: Öffentlicher PostDoc Day auf dem Campus Buch, Robert-Rössle-Straße 10, Berlin, MDC.C. Präsenzveranstaltung. Anmeldung hier.

Panel-Diskussion: Cardiovascular Health in the Time of COVID-19 (mit BIH und Nature)
COVID-19, verursacht durch SARS-CoV-2, hat sich zu einer weltweiten Pandemie entwickelt, die das Leben unzähliger Menschen beeinträchtigt. Das Panel, Berliner Expert*innen mit den Schwerpunkten Immunologie und Herz-Kreislauf, wird drei zentrale Aspekte diskutieren:  Wie führen kardiovaskuläre Vorerkrankungen bei einer Infektion zu einem schweren Verlauf und einem erhöhten Sterberisiko? Wie kann COVID-19 selbst zu Komplikationen wie venösen Thrombosen, hohem Blutdruck, akutem Koronarsyndrom, Verletzungen des Herzmuskels und Rhythmusstörungen führen? Und wie können wir alle diese Risiken mit einer Impfung minimieren?

Auf dem Podium:
Professorin Kathrin de la Rosa, Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
Professor Holger Gerhardt, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité und DZHK (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung) am Standort Berlin
Professor Michael Potente, Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) / Professor Leif Erik Sander, Medizinische Klinik für Infektiologie und Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Professorin Birgit Sawitzki, Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité und Institut für Medizinische Immunologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Moderation: Dr. Vesna Todorovic, Nature Cardiovascular Research
Freitag, 5. November, 18:00 bis 20:00 Uhr: Der Link zum Stream wird kurz vorher auf der Programmseite der Berlin Science Week veröffentlicht. Die Veranstaltung findet in Englisch statt.

Neue Methoden für weniger Tierversuche – so forscht Berlin (Einstein-Zentrum 3R)
Einblicke in das neue Einstein-Zentrum 3R: Forschung an Mini-Organen, menschlichem Gewebe oder Multi-Organ-Chips – moderne Technologien versprechen eine Zukunft ohne Tierversuche. Was ist der aktuelle Stand der Forschung? Wie funktionieren diese Methoden und wo liegen ihre Grenzen? Eine Podiumsdiskussion mit kurzen Filmbeiträgen aus den Laboren widmet sich diesen und weiteren Fragen. Erfahren Sie, wie Berlins Wissenschaft daran arbeitet, die Forschung im Sinne von 3R – Replace, Reduce, Refine von Tierversuchen – zu verändern und zu verbessern.
Auf dem Podium erklären Wissenschaftler*innen des neuen Einstein-Zentrum 3R ihre Forschung:
Professor Michael Gotthardt, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
Professor Stefan Hippenstiel, Charité 3R
Professorin Christa Thöne-Reineke, Freie Universität Berlin
Professor Jens Kurreck, Technische Universität Berlin
Professsorin Tanja Schwerdtle, Bundesinstituts für Risikobewertung
Freitag, 5. November 2021, 12:00 bis 13:30 Uhr: Öffentliche Diskussion im Naturkundemuseum, Invalidenstr. 43.
Anmeldung unter
registration@ec3r.org. Sie haben die Möglichkeit vor der Veranstaltung Fragen an registration@ec3r.org zu senden.
Livestream: Kurz vor Beginn der Veranstaltung wird der Stream auf der Berlin-Science-Week-Website zur Verfügung gestellt.

MDC-Aktionsstand im Museum: Laborolympiade mit Wissenschaftler*innen
Pipettieren, messen, Informationen finden – bei unserer Labor-Olympiade können Sie ausprobieren, wie gut Sie sich für den Laboralltag eignen würden. Natürlich erläutern Ihnen auch MDC-Wissenschaftler*innen, wie sie mit ihren molekularbiologischen Projekten die Medizin der Zukunft prägen wollen: von neuen Krebstherapien bis hin zur Coronaforschung. Und nicht zuletzt: Ein Labor-Selfie ist inklusive.
Freitag, 5. November - Samstag, 6. November 2021, 10:00 bis 19:30 Uhr, Naturkundemuseum, Invalidenstr. 43, Berlin.

Zelldiagnostik der Zukunft – Labor trifft Lehrer
Damit Organe oder Lebewesen funktionieren können, müssen unzählige Zellen miteinander kommunizieren, sich entwickeln und spezialisieren. Dafür rufen sie immer wieder unterschiedliche Informationen aus dem Erbgut ab. Mit neuen Omics-Technologien wie der Einzelzellanalyse können Forscher*innen im großen Maßstab und präzise beobachten, wie sich Zellen und ihr Zusammenspiel im Verlauf von Krankheiten verändern. Dank dieser Präzision sehen sie dabei selbst seltene Zelltypen wie Stammzellen – die therapeutisch interessant sind. Wer Krankheiten früher diagnostizieren und passgenau behandeln will, muss also auf die zelluläre Ebene schauen. Mit Dr. Patrick Maschmeyer und Dr. Leif Ludwig, MDC.
Mittwoch, 10. November, 16:00 bis 17:30 Uhr: Öffentliche Fortbildung via Zoom | Anmeldung erforderlich: https://www.mdc-berlin.de/form/labor-trifft-lehrer

Weiterführende Informationen
Außerdem ist das MDC an den beiden Wissenshows „Blumen!“ und „Echt oder Fake“ und der Diskussionsveranstaltung „Vielfalt statt Gleichförmigkeit“ von Berlin Research 50 beteiligt. Die MDC-Forscherin Sabrina Yasmin Geisberger erhält den Marthe-Vogt-Preis des Forschungsverbundes Berlin. 

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Quelle: Pressemitteilung MDC
Berlin Science Week: Covid, Austausch, kritisches Denken

forschen, produzieren, bilden / 21.10.2021
Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ im Roten Rathaus eröffnet

Dr. Gudrun Erzgräber ist eine der Wissenschaftlerinnen, deren Biografie Teil der Ausstellung ist. Foto (Ausschnitt): Sabine Gudath
Dr. Gudrun Erzgräber ist eine der Wissenschaftlerinnen, deren Biografie Teil der Ausstellung ist. Foto (Ausschnitt): Sabine Gudath

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat am Dienstag, 19. Oktober 2021, die Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ im Roten Rathaus eröffnet. Die Ausstellung stellt insgesamt 22 außergewöhnliche Wissenschaftlerinnen vor, die Berlin als Stadt und Wissenschaftsstandort geprägt haben und heute noch prägen. Es sind Pionierinnen ihres Faches und Wegbereiterinnen für künftige Generationen von Wissenschaftlerinnen: Von Agnes Harnack, die sich im Jahr 1908 als erste Studentin der Stadt offiziell immatrikulieren durfte, über Marlis Dürkop-Leptihn, die nach 118 männlichen Vorgängern im Jahr 1992 zur ersten Präsidentin der Berliner Humboldt-Universität gewählt wurde, bis zur Chemie-Nobelpreisträgerin des Jahres 2020, Emmanuelle Charpentier.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Wissenschaftssenator, Michael Müller, erklärt: „Viele großartige Wissenschaftlerinnen haben Berlin über Jahrzehnte zu der führenden Innovationsmetropole gemacht, die sie heute ist. Mit der Ausstellung wollen wir ihre wichtige Arbeit würdigen. So, wie die Porträts eine Reise durch die Geschichte unserer Stadt zeigen, soll auch die Ausstellung selbst später durch die Stadt reisen und an verschiedenen Orten zu sehen sein. Dabei wir wollen nicht nur informieren, sondern besonders die kommenden Generationen inspirieren und jeder Schülerin und jungen Frau zurufen: Die Welt der Wissenschaft gehört euch!“

Grundlage für die Ausstellung ist eine Initiative des Regierenden Bürgermeisters von Berlin und des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) im Rahmen der „Wissensstadt Berlin 2021“. Um Wissenschaftlerinnen in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Sichtbarkeit zu geben, haben BIH-Expertinnen gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern in sogenannten Edit-a-thons neue Wikipedia-Einträge von Berliner Hochschullehrerinnen und Forscherinnen erstellt oder bestehende Einträge überarbeitet.

Michael Müller: „Unsere Stadt hat mit 33 Prozent bundesweit den höchsten Anteil an Professorinnen und in Berlin finden sich auch mehr Wissenschaftlerinnen in Leitungspositionen, als andernorts in Deutschland. Wir haben viel erreicht und sind auf dem richtigen Weg, aber bei weitem noch nicht am Ziel. Bis wir von einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen auf allen Stufen in Forschung und Lehre sprechen können, bleibt weiterhin viel zu tun. Die Ausstellung soll dazu einen Beitrag leisten.“

Dr. Cecilie Vogt und Dr. Gudrun Erzgräber

Zwei Wissenschaftlerinnen, die auf dem Campus Berlin-Buch wirkten, sind auf den Tafeln der Ausstellung gewürdigt: Dr. Cécile Vogt und Dr. Gudrun Ergräber.

Cécile Vogt (1875-1962) war promovierte Neurologin und gilt gemeinsam mit ihrem Ehemann Oskar Vogt als eine der Begründerinnen der modernen Hirnforschung. Sie leistete eine herausragende Forschung am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung, das 1929 in Buch einen modernen Forschungsbau erhielt. Cécile Vogt war nach Angaben der Nobelstiftung die erste Frau, die für einen Medizinnobelpreis nominiert war. Insgesamt wurde sie zwischen 1922 und 1953 13-mal für einen Nobelpreis in Medizin oder Physiologie nominiert. Die höchste wissenschaftliche Auszeichnung einer Institution in Deutschland erhielt sie 1932, als sie zusammen mit Oskar Vogt in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen wurde.

Gudrun Erzgräber (*1939) ist Kernphysikerin. Sie promovierte am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch, lebte und arbeitete etliche Jahre in der Sowjetunion, wo sie ein strahlenbiologisches Labor am Kernforschungsinstitut in Dubna aufbaute. Mitte der 1980er Jahre kehrte sie nach Buch zurück und begann eine Karriere als Wissenschaftsmanagerin. 1992 übernahm sie das Management des Campus Berlin-Buch und war maßgeblich an der Entwicklung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin beteiligt. In ihrer Zeit als Campusmanagerin warb sie 66 Millionen Euro an Fördermitteln von Bund, Land und EU für die Entwicklung des Wissenschafts- und Technologiestandorts Buch ein. Mit großem Engagement baute sie den Biotechnologiepark in Buch auf, ein Innovations- und Gründerzentrum mit einer Fläche von insgesamt 26.000 Quadratmetern. Ihr ist es zu verdanken, dass der Campus heute das Herzstück des Zukunftsorts Berlin-Buch ist. Unter ihrer Leitung entstand auch das Gläserne Labor, in dem bis zu 14.000 Schüler und Schülerinnen jährlich zu Themen wie Molekularbiologie, Neurobiologie oder Chemie experimentieren sowie Fachkräfte weitergebildet werden. Gudrun Erzgräber wurde für ihre herausragenden Leistungen vom Land Berlin und von der Bundesrepublik Deutschland jeweils mit einem Verdienstorden geehrt. Über die Intention der Ausstellung freut sie sich: „Ich denke, wenn man sich für diese Ausstellung mit zur Verfügung stellt, ist das auch ein kleines Element dafür, dass Frauen mehr in die Wissenschaft gehen, mehr in Führungspositionen gehen, in Vorstände, in Aufsichtsräte.“

Die Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ ist vom 20. Oktober bis zum 20. Dezember 2021 im Roten Rathaus, Rathausstraße 15, 10178 Berlin, täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich.

Hier finden Sie einen umfangreichen Beitrag zur Ausstellung von rbb24:

"Unsichtbar und weit, weit hintendran" - Ausstellung will Arbeit von Wissenschaftlerinnen sichtbar machen | rbb24

Beitrag der Berliner Zeitung (Plus-Artikel):

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/mehr-frauen-bei-wikipedia-berlin-wuerdigt-wissenschaftlerinnen-der-stadt-li.189394?pid=true

 

Quelle: Pressemitteilung des Landes Berlin

leben / 20.10.2021
Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes

Das Straßen- und Grünflächenamt Pankow warnt für den 21. und 22. Oktober 2021 dringlich vor dem Betreten der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen. Es liegt eine aktuelle Sturmwarnung bis Freitag, 22.10.2021, 24 Uhr, des Deutschen Wetterdienstes vor. Örtlich kann es orkanartige Böen geben: https://www.dwd.de/DE/wetter/warnungen_aktuell/wochenvorhersage/wochenvorhersage_node.html

Wegen der langen Trockenperioden der vergangenen Jahre sind viele Bäume noch geschwächt und aktuell besonders gefährdet, da sie noch voll belaubt sind. Trotz regelmäßiger Überprüfung der Bäume auf Verkehrssicherheit kann es daher zum Umsturz von Bäumen oder dem Abbrechen starker Äste kommen. Für Menschen, die sich in Parks und Grünanlagen aufhalten, besteht daher Lebensgefahr.

produzieren / 11.10.2021
Eckert und Ziegler erwirbt 5.000 qm Hallenfläche für die Expansion der Auftragsentwicklungs- und Lohnfertigungssparte

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (ISIN DE0005659700, TecDAX) hat vom Berliner Senat am nordöstlichen Stadtrand im Rahmen eines über 66 Jahre laufenden Erbbauvertrages ein Grundstück mit einer 5.000 Quadratmeter großen Fertigungshalle erworben. Sie wird dort ihr Geschäft mit sämtlichen Phasen der Auftragsentwicklung und Lohnfertigung von Komponenten für Krebsmedikamente und diagnostische Radiopharmazeutika konzentrieren. In den nächsten Jahren werden dafür bis zu 10 Mio. EUR in die Grundsanierung des Gebäudes, die Errichtung moderner Labore und Reinräume gemäß den Anforderungen guter Herstellungspraxis (GMP) sowie in die Schaffung neuer Arbeitsplätze investiert. Aufgrund der Anbindung des Geländes an ein Heizkraftwerk kann die Fertigungsstätte in der energetisch höchsten Effizienzklasse errichtet werden.

„Die zahlreichen Radiopharmazeutika, die sich derzeit weltweit in fortgeschrittenen klinischen Prüfungen befinden, bestärken uns in dem Entschluss, die Kapazitäten für die Auftragsentwicklung und Lohnfertigung aufzustocken“, sagte Dr. Lutz Helmke, Betriebsvorstand der Medizinsparte von Eckert & Ziegler. Wir werden den Standort zudem für die Herstellung eigener Radiodiagnostika nutzen können.“

Der Erwerb und der Ausbau des Berliner Geländes sind ein Eckstein im globalen Kapazitätserweiterungsprogramm der Gruppe, in das bis zum Ende der Dekade knapp 100 Mio. EUR fließen werden. Von den Mitteln profitieren auch Eckert & Ziegler-Standorte in den USA und China. Dort zur Anwendung kommende Fertigungsprozesse sollen in Berlin entwickelt und validiert werden, so dass Kunden aus der Pharmaindustrie Vorprodukte für ihre Medikamente weltweit von Eckert & Ziegler nach einheitlichen Standards beziehen.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

Quelle: Pressemeldung Eckert & Ziegler
Eckert und Ziegler erwirbt 5.000 qm Hallenfläche für die Expansion der Auftragsentwicklungs- und Lohnfertigungssparte

leben, bilden / 07.10.2021
Einladung zum Feriencamp auf dem Campus Berlin-Buch

Foto: Peter Himsel / Campus Berlin-Buch GmbH
Foto: Peter Himsel / Campus Berlin-Buch GmbH

Feriencamp mal anders!

Der Forschergarten lädt Kinder von 10 - 12 Jahren zu einer spannenden Ferienwoche im Gläsernen Labor auf dem Campus Berlin-Buch ein. Vom 18. bis 22. Oktober gibt es täglich viel zu entdecken und auszuprobieren. Dabei reicht die Spannweite von gemeinsam kochen, shoppen, spielen bis hin zu praktischen Übungen in Erster Hilfe und im Feuerlöschen. Im Labor lernen die Kinder unter anderem, wie Herz und Lunge funktionieren und was mit dem Körper passiert, wenn man raucht und Alkohol trinkt. Wie Rauch auf einen Organismus wirkt, können die Kinder zum Beispiel an Wimperntierchen unter dem Mikroskop beobachten. Auch wichtige Fragen wie "Was tut mir gut?" oder "Wie kann man sich gegen Cyber-Mobbing schützen?" werden thematisiert. Nach all diesen Eindrücken geht es immer mal wieder an die Tischtennisplatten zum Match!

Übersicht über die Inhalte:

  • Kochen, Shoppen, Spielen, Tischtennis spielen, Erste Hilfe, Cyber-Mobbing, Feuerlöschübungen,
  • Was tut mir gut?
  • Wie funktionieren mein Herz und meine Lunge?
  • Was passiert mit meinem Körper, wenn ich rauche oder Alkohol trinke?

Wann: 18.10. bis 22.10.2021
            täglich von 9-16 Uhr

Wo:    Campus Berlin Buch
           Gläsernes Labor Haus A13
           Robert-Rössle-Str. 10
           13125 Berlin


Bitte melden Sie Ihr Kind verbindlich beim Forschergarten an:

Kontakt: Frau Paola Eckert-Palverini
E-Mail: paola.eckert-palvarini@forschergarten.de


Die Ferienwoche wird durch die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung im Rahmen des Programms "AUF!leben – Zukunft ist jetzt." gefördert.
Bei der Umsetzung kooperiert der Forschergarten mit dem Gläsernen Labor und dem Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins, VOEBB.

forschen / 30.09.2021
Wenn im Tumor das Licht angeht

© Matthias Schmitt, MDC
© Matthias Schmitt, MDC

Für seine Krebsforschung wird MDC-Doktorand Matthias Jürgen Schmitt mit dem Curt-Meyer-Gedächtnispreis der Berliner Krebsgesellschaft ausgezeichnet. Mit Hilfe „molekularer Reporter“ untersucht er, wie das Glioblastom – der tödlichste Gehirntumor überhaupt – resistent gegen Therapien werden kann.

Der mit 10.000 Euro dotierte Curt-Meyer-Gedächtnispreis der Berliner Krebsgesellschaft erinnert an Senatsrat Dr. Curt Meyer (1891-1984), der sich als Arzt und Gesundheitspolitiker zeitlebens für die Aufklärung, Vorsorge und Bekämpfung von Krebs eingesetzt hat. In diesem Jahr geht er an Matthias Jürgen Schmitt vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). Die Preisverleihung findet am 1. Oktober 2022 im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Berlin statt.

„Zwar geht der Preis nominell an mich, aber es ist der Erfolg unseres ganzen Teams. Und es freut uns riesig, dass die Jury unsere Arbeit gewürdigt hat, in die wir viel Energie – und teilweise auch Frustrationen – gesteckt haben“, sagt Matthias Schmitt. „Auch in Hinblick darauf, dass die meisten Preisträger*innen in ihrer wissenschaftlichen Karriere viel weiter waren, sind wir stolz darauf, dass unser junges Labor ausgezeichnet wurde.“

Die Krux mit der Resistenz

Matthias Schmitt ist Doktorand in der MDC-Arbeitsgruppe „Molekulare Onkologie“ von Dr. Gaetano Gargiulo. Gemeinsam mit Yuliia Dramaretska und Juan Carlos Company Nevado hat er molekulare Reporter entwickelt, mit deren Hilfe er untersucht, wie es Glioblastomen gelingt, resistent gegen jegliche Therapie zu werden – und wie man dies verhindern könnte.

Um neue Therapieoptionen für diese Krebsform entwickeln zu können, müssen diese Resistenzmechanismen aufgeklärt werden. „In den vergangenen 20 Jahren kam kein einziges neues wirksames Medikament auf den Markt. Und das, obwohl keine andere Tumorart molekularbiologisch so gut charakterisiert ist“, betont Matthias Schmitt.

Das Problem: Die meisten Studien waren bisher auf die Biopsie und molekulare Charakterisierung des kompletten Tumors ausgerichtet. Die Zusammensetzung eines Glioblastoms ändert sich jedoch auf Einzellzellebene mit der Zeit. Insbesondere, wenn der Tumor nach zunächst erfolgreicher Therapie zurückkehrt. Dabei gehen die Tumorzellen häufig in den aggressivsten Subtyp über. Diesen „Identitätswechsel“ können molekulare Reporter nun sichtbar machen.

Leuchtsignale aus der Zelle

Molekulare Reporter sind synthetische Kopien von DNA-Sequenzen, welche die Aktivität jener Gene regulieren, die die Zellumwandlung in Gang setzen oder stoppen. „Wir haben quasi das komplette ,Regulatom‘ dieser Signaturgene in einem kleinen DNA-Stück zusammengefasst und mit einem fluoreszierenden Protein verknüpft“, erklärt der Molekularbiologe. „Wenn sich der Zellzustand ändert, werden bestimmte Transkriptionsfaktoren aktiv, binden an den entsprechenden Zielgenen – und an unseren Reporter. Und dann geht in der Zelle das Licht an.“

Die Ursprungszellen eines Glioblastoms entwickeln sich wahrscheinlich aus neuralen Stammzellen und aus Gliazellen, dem Stützgewebe des Gehirns. Dabei wachsen sie stark in umliegendes Gewebe ein. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.800 Menschen neu an diesem sehr aggressiven Tumor. Die Diagnose ist noch immer ein Todesurteil. Denn selbst nach anfänglich erfolgreicher Standardbehandlung – Entfernung des Tumors mit anschließender Bestrahlung und Chemotherapie – kehrt er unweigerlich zurück, und die Patient*innen sterben innerhalb weniger Monate. Medikamente, die bei anderen Krebsarten sehr erfolgreich sind, erreichen diesen Tumor in der Regel gar nicht, weil sie an der Blut-Hirn-Schranke scheitern.

Molekularer Reporter entlarvt Kollaborateure

Dank der neuen Einzelzelltechnologien wurde klar, wie heterogen ein Glioblastom ist. „Man hat gesehen, dass es viele unterschiedliche Zelltypen in verschiedenen Stadien gibt und es keine „One-fits-for-all“-Therapie geben kann“, erklärt Schmitt. Als wäre es nicht fatal genug, dass diverse genetische, epigenetische und transkriptionelle Faktoren bei der Resistenzentwicklung eine Rolle spielen – auch Zellen in der unmittelbaren Mikroumgebung des Tumors schalten sich ein.

Mit Hilfe der molekularen Reporter konnten Schmitt und seine Kolleg*innen unter anderem sichtbar machen, dass Zellen des angeborenen Immunsystems die Tumorzellen regelrecht verteidigen, anstatt sie zu bekämpfen. Sie helfen dabei, den Identitätswechsel hin zum aggressivsten Zellsubtyp zu ermöglichen, der maximal resistent gegen Therapien ist. „Wir wissen inzwischen: Greift man einen Zelltyp mit einer Chemotherapie an, verändert sich die Tumorzusammensetzung in einen anderen“, sagt Matthias Schmitt. „Ein möglicher Ansatz wäre, dieses Ausweichmanöver zu nutzen, um die Anzahl der Zellzustände zu reduzieren und den Tumor möglichst in den am wenigsten aggressivsten Typ hineinzudrängen.“

Die Forschenden können nun in Echtzeit verfolgen, wie einzelne Tumorzellen auf bestimmte Therapien reagieren. Das Team will herausfinden, ob und wie es möglich ist, die Immunzellen davon abzuhalten, die Tumorzellen zu unterstützen. Das Prinzip des aufblinkenden Reporters ist aber nicht nur bei Tumoren, sondern auch für viele andere biologische Fragestellungen anwendbar.

Weitere Preisträgerin: Dr. Laura Schmalbrock, Charité

Matthias Jürgen Schmitt teilt sich den diesjährigen Curt-Meyer-Gedächtnispreis mit Dr. Laura Schmalbrock von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie wird für ihre Arbeit zur akuten myeloischen Leukämie (AML) ausgezeichnet, der am häufigsten auftretenden Form der akuten Leukämie bei Erwachsenen. Sie hat untersucht, warum manche Patient*innen auf eine bewährte Behandlungsmethode mit Tyrosinkinase-Inhibitoren in Kombination mit Chemotherapie nicht ansprechen oder warum sie einen Rückfall der Krankheit erleiden.

Weiterführende Informationen

Literatur

Matthias Jürgen Schmitt, Carlos Company, Yuliia Dramaretska et al (2020): Phenotypic mapping of pathological crosstalk between glioblastoma and innate immune cells by synthetic genetic tracing, Cancer Discovery, DOI: 10.1158/2159-8290.CD-20-0219

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Foto: Bislang nur vermutet, dank des molekularen Reporters jetzt sichtbar gemacht: Wenn menschliche Tumorzellen und Hirnzellen einer Maus aufeinandertreffen, beginnen die Hirnzellen, sich zu verändern (grün). © Matthias Schmitt, MDC

Pressemitteilung auf der Webseite des MDC
Wenn im Tumor das Licht angeht

investieren, produzieren / 28.09.2021
Bundesverband deutscher Innovationszentren mit neuer Präsidentin

Dr. Christina Quensel, Foto: David Ausserhofer / Campus Berlin-Buch GmbH
Dr. Christina Quensel, Foto: David Ausserhofer / Campus Berlin-Buch GmbH

Dr. Christina Quensel, Geschäftsführerin der Campus Berlin-Buch GmbH, folgt auf Dr. Bertram Dressel als Präsidentin des Verbandes

Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung in Greifswald übergab der langjährige Präsident des Bundesverbands deutscher Innovationszentren (BVIZ) Dr. Bertram Dressel die Führung an Dr. Christina Quensel. Die neu gewählte Präsidentin ist Geschäftsführerin der Campus Berlin-Buch GmbH (CBB). Die CBB betreibt den BiotechPark Berlin-Buch auf dem Campus Berlin-Buch, der zu den führenden Technologieparks in Deutschland gehört. Buch ist seit rund 100 Jahren renommiert für seine Kliniken und Spitzenforschung und heute einer der größten biomedizinischen Standorte Deutschlands. Über 6.000 Arbeitsplätze bietet allein die Gesundheitswirtschaft, davon fast 3.000 in Einrichtungen der Grundlagen- und klinischen Forschung sowie in Biotech-Unternehmen.

Anlässlich der Stabübergabe befragte der BVIZ Dr. Christina Quensel nach ihrer Motivation, den Verband zu führen und nach wichtigen Themen für die künftige Arbeit des BVIZ:

Frau Quensel, Sie sind die erste Präsidentin des Verbandes und stehen auch für den Generationenwechsel im Vorstand. Was hat Sie dazu bewogen für das Amt zu kandidieren?

Für mich ist der aktive Austausch zu allen möglichen Themen im Arbeitsumfeld immer sehr wichtig, in den ich mich auch selbst gerne einbringe. So kann man von Erfahrungen profitieren und in der Diskussion neue und auch überraschende Erkenntnisse gewinnen. Ein Verband braucht Menschen, die sich engagieren. Und ich denke, es ist Zeit, auch etwas zurückzugeben. Ein weiterer Grund ist auch durchaus die Tatsache, dass es an der Zeit ist, dass eine Frau die Führung übernimmt. Dies mag nach Klischee klingen, für mich sind jedoch echte Sichtbarkeit und Verantwortung weitaus wichtiger als perfekt gegenderte Texte. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich dadurch andere Frauen ermutigen lassen, ins Sichtfeld zu treten.

Sie sind seit 2015 Geschäftsführerin der Campus Berlin-Buch GmbH, einem großen BiotechPark mit 31.000 m2, dass bereits vorher BVIZ-Mitglied war. Wie war Ihr erster Eindruck zur Arbeit des Bundesverbandes?

Die Kollegen haben mich sehr offen empfangen, und insbesondere schätze ich den Austausch in der AG BioParks. Gerade bei größeren Überlegungen oder Vorhaben ist es sehr hilfreich, wenn man einfach die Kollegen anrufen und um Rat fragen kann.

Welche Themen sind für eine erfolgreiche zukünftige Verbandsarbeit Ihrer Meinung nach wichtig?

Wir erleben weltweit einen ständigen Wandel mit Auswirkungen auf die internationale Zusammenarbeit, aber auch auf die Konkurrenz und damit auf die Art und den Umfang unserer eigenen Arbeit. Unsere Themen werden zum Teil nicht grundsätzlich neu sein, in ihren konkreten Inhalten aber stetig vor neuen Herausforderungen stehen: Digitalisierung der eigenen Prozesse, Dienstleistungen für die Mieterfirmen, Marketing, Lobbyarbeit Richtung
Gesellschafter, Vernetzung im Zentrum kreativ gestalten, etc. Durch heute übliche digitale Treffen können sich Interessengruppen viel schneller finden und austauschen. Wir werden verschiedene Formate im BVIZ testen, um herauszufinden, welche Angebote neben den Arbeitsgruppen hilfreich für die Mitglieder sind. Als zweite wichtige Funktion muss es darum gehen, die Sichtbarkeit unseres Verbandes zu erhöhen, um dadurch gemeinsame
Forderungen, wie z.B. nach einem Innovationsfonds für junge hochinnovative Unternehmen, besser voranzubringen.

Über die Hälfte der BVIZ-Mitglieder betreiben eher ein kleines Zentrum oder sind im ländlichen Raum ansässig. Was kann der Verband speziell für diese Zielgruppe noch verbessern?

Hierzu möchte ich direkt an die vorherige Antwort anschließen. Es gibt Fragestellungen, bei denen kleine Zentren von großen Zentren lernen können, aber auch viele sehr spezifische, zu denen sich kleine Zentren in eigener Runde austauschen können. Vor allem sollten sich kleine Zentren nicht scheuen, ihre Themen einzubringen. Es können auch branchenspezifische Fragen sein, z.B. zur Unterstützung von green oder social Start-ups, bei denen die Zentren vor denselben Herausforderungen stehen, unabhängig von ihrer Größe. Dazu gilt es, schnell und flexibel interessierte Mitglieder miteinander ins Gespräch zu bringen.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach das BVIZ-Verbandsleben besonders aus?

Der vertrauensvolle, freundschaftliche Umgang und Austausch miteinander. Unsere Technologieparks funktionieren alle ein bisschen anders, viele werden von der Stadt oder Gemeinde getragen, es gibt viele Zentren die sich selbst tragen müssen oder auch komplett privat finanziert sind. Diese unterschiedlichen Hintergründe sind auch unser Kapital; aus Verschiedenheit wächst Neues. Je mehr man andere an seinem Wissen teilhaben lässt,
umso mehr erhält man zurück.

Die Fragen stellte Dr. Thomas Diefenthal, BVIZ Vizepräsident aus Regensburg

Quelle: https://innovationszentren.de/media/pm_09-2021_stabuebergabe_bviz.pdf


Über den Wissenschafts- und Biotechnologiecampus Berlin-Buch

Der Campus Berlin-Buch ist ein moderner Wissenschafts- und Biotechnologiepark. Alleinstellungsmerkmale sind der klare inhaltliche Fokus auf Biomedizin und das enge räumliche und inhaltliche Zusammenwirken von Forschungsinstituten, Kliniken und Biotechnologie-Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erforschung molekularer Ursachen von Krebs,- Herzkreislauf- und neurodegenerativen Erkrankungen, eine interdisziplinär angelegte Grundlagenforschung zur Entwicklung neuer Therapien und Diagnoseverfahren, eine patientenorientierte Forschung und die unternehmerische Umsetzung biomedizinischer Erkenntnisse.
Mit dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und dem Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) als Einrichtungen der Grundlagenforschung, dem gemeinsam von MDC und Charité – Universitätsmedizin Berlin betriebenen und auf klinische Forschung spezialisierten Experimental and Clinical Research Center (ECRC), dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) sowie dem BiotechPark Berlin-Buch hat der Campus ein herausragendes Innovations- und Wachstumspotenzial.
Der BiotechPark Berlin-Buch gehört mit 63 Unternehmen, 800 Beschäftigten und rund 31.000 Quadratmetern Büro- und Laborfläche zu den führenden Technologieparks in Deutschland. Ausgründungen aus den Life Sciences finden hier ideale Bedingungen, vom Technologietransfer bis hin zu branchenspezifischen Labor- und Büroflächen. Die Life Science Community vor Ort ermöglicht einen direkten Austausch und gemeinsame Projekte.
Als Betreibergesellschaft des Campus ist die Campus Berlin-Buch GmbH Partner für alle dort ansässigen Unternehmen und Einrichtungen. Biotechnologieunternehmen – von Start-ups bis zu ausgereiften Firmen – anzusiedeln, zu begleiten und in allen Belangen zu unterstützen, gehört zu ihren wesentlichen Aufgaben.

www.campusberlinbuch.de


Über den Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V. (BVIZ)

Der BVIZ wurde 1988 auf Initiative der ersten Technologiezentren in Deutschland gegründet. Im BVIZ sind aktuell rund 150 Innovationszentren und zahlreiche andere Mitglieder vereint, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Existenzgründungen zu fördern und junge, innovative Unternehmen zu unterstützen. Die Mitgliedszentren des BVIZ nehmen gründungswillige Unternehmer gern auf, beraten sie qualifiziert in allen Fragen der Unternehmensgründung, betreuen sie in den ersten Wachstumsphasen und bieten ihnen eine hervorragende Infrastruktur - von modernsten Kommunikationsmöglichkeiten bis hin zu komplexen Laborlösungen. Darüber hinaus kooperieren die Zentren häufig mit Forschungseinrichtungen und Universitäten und unterstützen den Technologie- und Wissenstransfer in die Wirtschaft. Der BVIZ-Bundesverband vertritt in erster Linie die Interessen der Mitglieder gegenüber Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft. Darüber hinaus bietet er den Mitgliedern neben Erfahrungsaustausch, Know-How-Vermittlung sowie nationalen und internationalen Netzwerken weitere Vorteile und Unterstützung.

www.innovationszentren.de

 

forschen / 27.09.2021
Nierenexperte Kai Schmidt-Ott ausgezeichnet

Foto: DGfN
Foto: DGfN

Der diesjährige Franz-Volhard-Preis der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) geht an Professor Kai Schmidt-Ott aus Berlin. Die Verleihung fand im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der 13. Jahrestagung der DGfN am 23. September 2021 in Rostock statt.

Kai Schmidt-Ott entschlüsselt mit seinen Arbeitsgruppen am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und an der Charité – Universitätsmedizin Berlin die Mechanismen von Nierenentwicklung und Nierenerkrankungen auf molekularer Ebene. Dabei sucht er nach Wegen, Nierenschäden frühzeitig zu erkennen und optimal behandeln zu können. Als ärztlicher Standortleiter der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin (CBF) der Charité sieht er diese Fälle Tag für Tag. Denn bei etwa jedem fünften Krankenhauspatienten kommt es im Laufe des Krankenhausaufenthaltes zu akuten Nierenschäden, meist im Zusammenhang mit schweren Infektionen, großen Operationen oder anderen medizinischen Eingriffen.

Schon erste Anzeichen erkennen

Bislang wird ein Nierenversagen häufig erst spät erkannt, mitunter weil der wesentliche Diagnosemarker – die Kreatinin-Konzentration im Blut – erst mit 24 bis 48 Stunden Verzögerung anspricht. „Deshalb sind wir dabei, automatisierte Systeme zu entwickeln, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Laborwerte und Untersuchungsergebnisse in kurzen Zeitintervallen interpretieren und Alarm geben, noch bevor eine unumkehrbare Schädigung eingetreten ist“, erläutert der Nephrologe.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeiten von Schmidt-Ott sind neue Biomarker, die eine genauere Differenzialdiagnose von akuten Nierenschäden ermöglichen. „Sehr wahrscheinlich wird ein einzelner Marker nicht ausreichen. Wir arbeiten auf eine molekular gesteuerte Präzisionsdiagnostik hin, um für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten genau die individuell richtige Therapie zu finden“, sagt Schmidt-Ott.

Mit Einzelzell-Sequenzierung kranke Nierenzellen erkennen

Deshalb beschäftigt sich sein Team seit einigen Jahren intensiv mit hochauflösenden molekularen Diagnoseverfahren, die in jeder einzelnen Zelle der geschädigten Niere eine molekulare Fehlsteuerung erkennen können. Das Ziel: Anhand von molekularen Unterschieden auf Einzelzellebene die krankheitsrelevante „molekulare Antwort“ der Nierenzellen zu entschlüsseln. Schmidt-Ott wendet dabei – in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in- und außerhalb Berlins – neuartige Verfahren zur hochauflösenden Sequenzierung von genetischer Information und deren Ablesung an, beispielsweise die Einzelzellsequenzierung. Dabei lassen die Forschenden einzelne Zellen über einen Chip laufen. Dort werden sie zusammen mit einem Barcode in kleine wässrige Tröpfchen verpackt. Auf diese Weise kann die RNA – der Teil des Erbgutes, den die Zelle gerade abgelesen hatte – sequenziert und später der Zelle wieder zugeordnet werden. So  lässt sich für jede einzelne Zelle mit hoher Präzision die Ablesung des Erbgutes entschlüsseln. „Die gewonnenen Daten sind sehr umfangreich und werden mittels komplizierter Computeralgorithmen aufgearbeitet, was mittlerweile einen großen Anteil an unserer Forschungstätigkeit ausmacht“, erklärt Schmidt-Ott. „Unser Ziel ist es, diese Methoden weiterzuentwickeln, in die Klinik zu implementieren und schließlich zum Wohle der Patient*innen einzusetzen.“

Engagierter Arzt und Forscher

Klinik und Wissenschaft miteinander zu verbinden, war schon früh Kai Schmidt-Otts Anliegen. Bereits während seiner medizinischen Ausbildung, die ihn von der Freien Universität Berlin erst an die Universität von Florida (Gainesville) und dann nach New York an die Columbia Universität führte, verknüpfte er die Arbeit als Arzt mit der Nierenforschung. 2007 kam er zurück nach Berlin und baute am MDC eine Nachwuchsgruppe auf, die im Rahmen des Emmy-Noether-Programms von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Zeitgleich nahm Schmidt-Ott die Arbeit als Internist an der Charité auf. Seit 2014 bekleidet er eine Professur für Nephrologie. Für seine Forschung wurde Schmidt-Ott bereits mehrfach ausgezeichnet.

Mit dem Franz-Volhard-Preis setzt die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie dem Internisten Franz Volhard (1872 – 1950) ein Denkmal, der unter anderem den Zusammenhang zwischen Bluthochdruck, Nieren- und Herzerkrankungen erforschte.

Weiterführende Informationen

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

 Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.

Foto: Professor Kai Schmidt-Ott erforscht am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und an der Charité – Universitätsmedizin Berlin die Mechanismen von Nierenentwicklung und Nierenerkrankungen auf molekularer Ebene. Dafür erhält er den diesjährigen Franz-Volhard-Preis der DGfN.

Pressemitteilung auf der Webseite des MDC:
Nierenexperte Kai Schmidt-Ott ausgezeichnet

produzieren, heilen / 27.09.2021
Eckert & Ziegler: Universitätsklinikum Nantes behandelt erste Patienten mit neuem Ga-68 Radiodiagnostikum PENTIXAFOR

Das französische Centre Hospitalier Universitaire de Nantes (CHU), ein Universitätskrankenhaus im Großraum Nantes/Saint-Nazaire, hat die ersten Patienten mit PENTIXAFOR behandelt. PENTIXAFOR ist ein innovatives bildgebendes Präparat für die Diagnose von Krebspatienten mit symptomatischen multiplen Myelomen. Das auf Ga-68 basierende Radiodiagnostikum soll die Behandlung von Patienten im Frühstadium der Krankheit erheblich verbessern.

Um das Wirkstoffpotenzial von PENTIXAFOR zu untersuchen, finanziert das CHU aus eigenen Mitteln eine klinische Studie mit bis zu 45 Patienten. Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700, TecDAX), der die Rechte am Chemokin-4-Rezeptor (CXCR4) gehört, unterstützt das CHU-Team um Professor Caroline Bodet-Milin durch die Bereitstellung des Wirkstoffs. Im Gegenzug erhält Eckert & Ziegler Zugang zu den Studiendaten.

Die Zulassung von PENTIXAFOR als Diagnostikum für ein Portfolio seltener Blutkrebsarten, darunter Myelome und Lymphome, wird von der Pentixapharm GmbH, einem Tochterunternehmen von Eckert & Ziegler, auch auf eigene Kosten vorangetrieben. Im Frühjahr 2021 erteilte die Europäische Arzneimittelagentur Eckert & Ziegler grünes Licht für den direkten Sprung in eine klinische Prüfung der Phase III und ermöglichte dem Unternehmen damit, eine Reihe zeitraubender Evaluierungsschritte einzusparen. Die klinischen Tests sollen im nächsten Jahr beginnen und etwa 500 Patienten weltweit einschließen.

Angesichts des Potenzials von PENTIXAFOR haben sich eine Reihe von Mediziner jedoch entschlossen, PENTIXAFOR auf eigene Initiative zu testen. Um die Zulassung von PENTIXAFOR zu beschleunigen, arbeitet Eckert & Ziegler eng mit diesen Akteuren zusammen und unterstützt sie soweit möglich.

Das Multiple Myelom ist eine Form von Blutkrebs, die das Knochenmark betrifft. Ursache ist die bösartige Vermehrung von Plasmazellen im Knochenmark. Weltweit erkranken jährlich rund eine halbe Million Menschen an Multiplen Myelomen, rund 100.000 Menschen sterben daran.

"Das PENTIXAFOR-PET kann die Sensitivität und Spezifität der PET-Bildgebung bei symptomatischen Patienten mit Multiplem Myelom im Vergleich zum FDG-PET verbessern. Durch die höhere Sensitivität von PENTIXAFOR könnten Knochenmarksläsionen und extra-medulläre Erkrankungen sichtbar gemacht werden, die mit FDG nicht erkannt werden und bisher zu vielen falsch negativen Ergebnisse führen. Darüber hinaus könnten mit PENTIXAFOR neue prognostische Werte zu Beginn oder während der Therapieevaluierung bestimmt werden," erläutert Professor Caroline Bodet-Milin, Leiterin der PENTIMYELO-Studie.

"Dass eine der führenden französischen Universitäten eine eigene Studie zu PENTIXAFOR durchführt, belegt das große Interesse der Hämatologen an PENTIXAFOR", erklärt Dr. Jens Kaufmann, Mitgründer und Geschäftsführer von Pentixapharm. "Wir freuen uns, dass wir Professor Françoise Kraeber-Bodéré und Professor Caroline Bodet-Milin von der Abteilung für Nuklearmedizin als Hauptprüferinnen für diese Tests gewinnen konnten."

Professor Françoise Kraeber-Bodéré ist Leiterin der Abteilung für Nuklearmedizin am Universitätskrankenhaus in Nantes, Frankreich, und Expertin des Onkologieausschusses der Französischen Gesellschaft für Nuklearmedizin (SFMN) sowie des Onkologie- und Therapieausschuss der Europäischen Vereinigung für Nuklearmedizin. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der französischen Lymphomforschungsgruppe LYSA und Expertin für PET-Lymphome und Myelome.

Professor Caroline Bodet-Milin ist Oberärztin im Fachbereich Nuklearmedizin des Universitätskrankenhaus in Nantes, Frankreich und eine der führenden Experten für PET-Lymphome und Myelome.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

forschen / 24.09.2021
BR50: So könnte Berlin zu einer weltweit führenden Wissenschaftsmetropole ausgebaut werden

Am 26. September wird nicht nur der Bundestag, sondern auch das Berliner Abgeordnetenhaus neu gewählt. In einem Positionspapier betonen die in Berlin Research 50 zusammengeschlossenen außeruniversitären Einrichtungen, worauf es nach der Wahl für die Forschung ankommt. Sie formulieren zehn Forderungen, die der künftige Berliner Senat umsetzen sollte, um Berlin als Wissenschaftsmetropole weiter zu stärken.

Berlin verfügt über eine einzigartige Vielfalt und räumliche Dichte an Forschungseinrichtungen. Gerade die außeruniversitäre Forschungslandschaft der Hauptstadt ist exzellent und thematisch breit aufgestellt. Gemeinsam mit den in der Berlin University Alliance (BUA) zusammengeschlossenen Universitäten sind die außeruniversitären Forschungseinrichtungen entscheidende Standortfaktoren. 

Der Berliner Senat hat sich in den vergangenen Jahren für die Belange von Wissenschaft und Forschung in der Hauptstadt eingesetzt. Dieses Engagement sollte fortgesetzt und ausgebaut werden. Die Weichen dafür sollten jetzt gestellt werden, fordert die im Frühjahr 2020 gegründete Initiative Berlin Research 50 (BR50). Das sei unerlässlich, um die Wissenschaftsstadt Berlin und die Region Berlin-Brandenburg als Forschungsstandort zu stärken. 

Es gelte, so die Einrichtungen, bereits bestehende Kooperationen zwischen den außeruniversitären Einrichtungen und mit den Universitäten, Hochschulen und der Charité – Universitätsmedizin Berlin zu intensivieren und die wichtige Rolle der Einstein Stiftung in der institutionenübergreifenden wissenschaftlichen Zusammenarbeit zu stärken.

Zehn Eckpunkte

Die Einrichtungen der BR50-Initiative einigten sich bei einer Vollversammlung am 9. September 2021 am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch auf ein Positionspapier. Darin benennen sie in drei Bereichen zehn wichtige Eckpunkte für die außeruniversitäre Forschung, die der künftige Senat auf Landes- und Bundesebene adressieren sollte:

Die besten Köpfe für die Metropolregion gewinnen

  1. 1.            Gemeinsame Berufungen vereinfachen und fördern
  2. 2.            Gleiche Rechte für Nachwuchsgruppenleitungen
  3. 3.            Internationale Vernetzung und Diversität als Standortfaktoren in einer globalen Wissenschaftsökonomie 

Rahmenbedingungen für exzellente Forschung sichern

  1. 4.            Besteuerung von Forschungskooperationen behindert Wissenschaft
  2. 5.            Infrastruktur für exzellente Forschung fördern
  3. 6.            Angemessene räumliche Unterbringung der Forschung sichern

Vielfalt der Wissenschaft anerkennen und fördern

  1. 7.            Ehrliche und realistische Kommunikation zu tierexperimenteller Forschung
  2. 8.            Förderung für kleine und individuelle Vorhaben ausbauen
  3. 9.            Metropolregion Berlin-Brandenburg als gesunder Lebensraum
  4. 10.          Venture Capital für die Berliner Start-up-Szene

Spitzenforschende aus der ganzen Welt gewinnen

„Die Forschung in Berlin ist außerordentlich vielfältig. Damit kann Berlin glänzen, und BR50 macht den Anteil der außeruniversitären Einrichtungen daran sichtbarer als je zuvor“, sagt Professor Thomas Sommer, Gründungskoordinator der Unit Lebenswissenschaften in BR50 und Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm.). „Wir wollen die Vernetzung der Forschenden über alle institutionellen und fachlichen Grenzen hinweg stärken. Schließlich ist Interdisziplinarität eine Voraussetzung für gute Wissenschaft.“

„Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen“, sagt Professor Michael Hintermüller, Gründungskoordinator der Unit Technik- und Ingenieurwissenschaften in BR50 und Direktor des Weierstraß-Instituts für Angewandte Analysis und Stochastik im Forschungsverbund Berlin: „Mit BR50 können wir Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie, Technologiesouveränität, Gesundheit, Klimawandel und Biodiversität gemeinsam voranbringen – indem wir die Synergien der Berliner Forschungseinrichtungen viel besser als zuvor nutzen.“

„Um Berlin zu einer weltweit führenden Wissenschaftsmetropole zu machen, brauchen wir neue Programme, die für noch mehr Diversität in den Wissenschaften sorgen, mit denen wir Spitzenforschende aus der ganzen Welt für unsere Stadt gewinnen“, sagt Professor Ulrich Panne, Gründungskoordinator der Unit Naturwissenschaften in BR50 und Präsident der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). „Und es müssen geeignete Rahmenbedingungen für State-of-the-Art-Labore und IT-Infrastrukturen geschaffen werden, die gemeinsam von allen hier ansässigen Forschungseinrichtungen genutzt werden können.“

„Wissenschaft und Wissenschaftspolitik brauchen den Schulterschluss. Nur so entstehen Verständnis und Vertrauen – notwendige Grundlagen für Investitionen, Innovationen und Visionen“, betont Professorin Jutta Allmendinger, Gründungskoordinatorin der Unit Sozial- und Geisteswissenschaften von BR50 und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). „BR50 ist ein fester Brückenkopf und ermöglicht damit eine Wissenschaftspolitik, die national und international zum Wohle von Wissenschaft und Gesellschaft wirkt und ein starkes Zeichen für die Wissenschaftsmetropole Berlin setzt.“

Weiterführende Informationen

Kurzfassung des BR50-Positionspapiers

Das vollständige Positionspapier von BR50 zu den Wahlen 2021 

Webseite von BR50

Quelle: Pressemitteilung MDc
BR50: Berlin als Metropole der Wissenschaft stärken

forschen / 16.09.2021
Pause in den Proteinfabriken der Nervenzellen

Ein Team um die MDC-Forscherin Marina Chekulaeva hat herausgefunden, warum die Eiweißproduktion in den Nervenzellen von Patient*innen mit der Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung reduziert ist. Wie die Gruppe im Fachblatt „Nucleic Acids Research“ berichtet, könnte das zu einer ersten Therapie führen.

Die Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung (CMT) ist ein seltenes erbliches Leiden. Genveränderungen führen bei den Betroffenen dazu, dass Nervenimpulse aus dem Gehirn vor allem bei den Muskeln der unteren Gliedmaßen nicht ankommen. Als Folge davon wird die Muskulatur der Unterschenkel nach und nach abgebaut. Die ersten Symptome der Krankheit, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, treten meist schon im Kindesalter auf. In Deutschland leben geschätzt rund 30.000 Menschen mit CMT.

Veränderte Enzyme

„Wir wissen schon länger, dass Mutationen in Genen, die für Enzyme namens Aminoacyl-tRNA-Synthetasen (aaRS) kodieren, CMT verursachen können“, erläutert Dr. Marina Chekulaeva, Leiterin der Arbeitsgruppe „Nicht-Kodierende RNAs und Mechanismen der Genregulation im Cytoplasma“ am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB), das zum Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) gehört.

Diese Enzyme sind für die Eiweißproduktion einer Zelle erforderlich, die in den Ribosomen, den zellulären Proteinfabriken, erfolgt. Ihre Aufgabe ist die Aminoacylierung, bei der eine Aminosäure an ein weiteres Molekül, eine sogenannte tRNA, gebunden wird. So können die einzelnen Aminosäuren in den Ribosomen zu einer Proteinkette gemäß der im Erbgut gespeicherten Bauanleitung verknüpft werden.

Gestörte Translation

„Das Paradoxe ist, dass die Mutationen die Aminoacylierungsaktivität nicht stören. Trotzdem beeinträchtigen sie die Translation, also die Proteinherstellung in den Ribosomen“, sagt Marina Chekulaeva. „Um den Mechanismus dahinter zu verstehen, haben mein Team und ich untersucht, wie sich Mutationen in der Glycyl-tRNA-Synthetase auf die Prozesse der Translation auswirken.“ Das Enzym ist bei Patienten mit einer verbreiteten Form der CMT-Erkrankung, dem Typ 2D, verändert.

Die Forschenden nutzten für ihre Arbeit unter anderem das Ribosomen-Profiling, mit der sich die Aktivität der Ribosomen im Detail ermitteln lässt. „Mithilfe dieser Technik können wir beispielsweise genau bestimmen, an welchen Stellen die Proteinproduktion unterbrochen wird und wie oft dies geschieht“, erläutert die Erstautorin der Studie, Samantha Mendonsa, Doktorandin in Chekulaevas Team.

Zu kurze Proteinketten

„Wir haben herausgefunden, dass die Genveränderung der CMT-Patient*innen zunächst dazu führt, dass für die Translation weniger Glycyl-tRNA zur Verfügung steht“, sagt Mendonsa. „Das hat zur Folge, dass die Ribosomen ihre Eiweißproduktion an den Stellen unterbrechen, an denen die Aminosäure Glycin in die wachsende Proteinkette eingebaut werden soll.“ Die Elongation, also die Verlängerung der Proteinkette, wird somit gestoppt. „Darüber hinaus löst die Pause in den Proteinfabriken an den Stellen für Glycin eine integrierte Stressreaktion der Ribosomen aus, wodurch die Initiierung der Translation gestört ist“, berichtet die Forscherin. Dadurch ist die gesamte Proteinproduktion reduziert.

Mendonsa und Chekulaeva sind davon überzeugt, dass ihre Ergebnisse Ansätze für neue Therapien gegen die bislang nicht ursächlich behandelbare CMT-Erkrankung liefern können. „Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Gabe von tRNA, um deren Mangel in den Nervenzellen zu beseitigen und so den Stillstand in den Ribosomen wieder aufzuheben“, sagt Chekulaeva. „Ein weiterer Ansatz könnte sein, die integrierte Stressreaktion der Ribosomenmit geeigneten Wirkstoffen zu unterbinden.“ Diese Ansätze weiterzuverfolgen, sei nun allerdings eine Aufgabe für klinische Forscher*innen.

Offene Fragen

„Unser Team interessiert sich nun zum Beispiel für die noch offene Frage, wie und warum die Pause in den Ribosomen die Funktion der motorischen und sensorischen Nervenfasern beeinträchtigt, die das Gehirn und die unteren Gliedmaßen miteinander verbinden,“, sagt Chekulaeva. Die Antwort darauf könnte für Menschen mit CMT vermutlich ebenfalls sehr nützlich werden.

Weitere Informationen

AG Chekulaeva, Nicht-Kodierende RNAs und Mechanismen der Genregulation im Cytoplasma

Literatur

Mendonsa, Samantha et al. (2021): Charcot-Marie-Tooth mutation in glycyl-tRNA synthetase stalls ribosomes in a pre-accommodation state and activates integrated stress response, in Nucleic Acids Research, https://doi.org/10.1093/nar/gkab730

 

Pressemitteilung auf der Webseite des MDC:
Pause in den Proteinfabriken der Nervenzellen

 

forschen / 13.09.2021
COVID-19: Was die Lawine der Entzündung antreibt

Foto: Charité | Soyoung Lee
Foto: Charité | Soyoung Lee

Schwere COVID-19-Verläufe sind wesentlich auf eine entgleiste Immunreaktion zurückzuführen. Clemens Schmitt und seine Kolleg*innen aus Berlin und Linz berichten jetzt in „Nature“, dass eine zelluläre Stressreaktion zu dieser Entgleisung beiträgt: die Seneszenz. Das eröffnet einen neuen Therapieansatz.

Zelluläre Seneszenz ist ein Gewebe-Schutzprogramm bei Stress und drohender Schädigung: Als programmierter Zellteilungsstopp bewahrt sie den menschlichen Körper davor, dass Krebs entsteht. Seneszente Zellen sondern außerdem entzündungsfördernde Botenstoffe ab, die für Prozesse wie die Wundheilung wichtig sind. Im Übermaß oder dauerhaft produziert fördern diese Entzündungsvermittler allerdings altersbedingte Krankheiten wie Diabetes oder Gefäßverkalkung. Wenig beachtet waren bisher einzelne Hinweise, dass auch eine virale Infektion Seneszenz auslösen kann. 

Wie ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz und des Kepler Universitätsklinikums (KUK) um den Onkologen Professor Clemens Schmitt in „Nature“ zeigt, trägt dieser Prozess maßgeblich zu der lawinenartigen Entzündungskaskade bei, die Lungenschäden bei COVID-19 verursacht. Wirkstoffe, die seneszente Zellen gezielt entfernen, mildern COVID-19-Lungenschäden und das Ausmaß der Entzündung im Tiermodell deutlich ab. „Diese entzündliche Überreaktion frühzeitig mit spezifischen Wirkstoffen zu unterbrechen, hat in unseren Augen großes Potenzial, eine neue Strategie zur Behandlung von COVID-19 zu werden“, sagt der Krebsmediziner.

Infektion treibt Schleimhautzellen in die Seneszenz

Clemens Schmitt ist Direktor des Molekularen Krebsforschungszentrums (MKFZ) der Charité und leitet die Forschungsgruppe „Tumorgenetik und zelluläre Stressantworten“ am MDC sowie eine Forschungsgruppe an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Charité Campus Virchow-Klinikum. Er ist Vorstand der Universitätsklinik für Hämatologie und Internistische Onkologie am KUK und Lehrstuhlinhaber an der JKU Linz. Seine langjährige Expertise auf dem Gebiet der Seneszenz, vor allem bei Tumorzellen, nutzte er nun, um COVID-19 zu erforschen. In Zell- und Tiermodellen sowie an Gewebeproben von COVID-19-Patientinnen und -Patienten untersuchten er und sein Team, welche Rolle Seneszenz für die Immunreaktion nach einer SARS-CoV-2-Infektion spielt. 

Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, leitet das zelluläre Stressprogramm eine lawinenartige Entzündungsreaktion ein, an deren Ende die COVID-19-typische Lungenentzündung steht. Die Kaskade beginnt – vereinfacht gesagt – in den mit SARS-CoV-2 infizierten Zellen der oberen Atemwege. Entert das Virus die Schleimhautzellen, lösen diese als Stressreaktion ihr Seneszenz-Programm aus. Die seneszenten Schleimhautzellen produzieren dann eine Fülle entzündungsfördernder Botenstoffe, die wiederum bestimmte Immunzellen, die Makrophagen, anlocken.

Die Makrophagen wandern in die Schleimhäute ein, um die seneszenten Zellen zu beseitigen. Durch die Botenstoffe werden sie jedoch selbst in einen seneszenten Zustand versetzt und schütten ihrerseits große Mengen an Entzündungsbotenstoffen aus. Die Immunzellen können in die Lunge gelangen und dort weitere Zellen in die Seneszenz treiben – beispielsweise die besonders empfindlichen Zellen, die die kleinen Blutgefäße der Lunge auskleiden. Das veranlasst die Blutgefäß-Zellen unter anderem, blutverklumpende Stoffe abzugeben. Mikrothrombosen entstehen, das heißt, dass die kleinen Blutgefäße in der Lunge verstopfen. Der Sauerstoffaustausch in der Lunge wird dadurch wesentlich behindert.

Die Kaskade frühzeitig unterbrechen

„Offenbar ist das zelluläre Stressprogramm der Seneszenz ein sehr wichtiger Treiber eines Entzündungssturms, der eine Vielzahl charakteristischer Merkmale der COVID-19-Lungenentzündung, wie Gefäßschädigungen oder Mikrothrombosen, maßgeblich verursacht“, erklärt Dr. Soyoung Lee, Erstautorin der Studie und Wissenschaftlerin am MDC und an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie sowie dem MKFZ am Charité Campus Virchow-Klinikum. „Da lag es nahe zu prüfen, ob wir den Verlauf der Erkrankung abmildern können, wenn wir die durch das Virus seneszent gewordenen Zellen frühzeitig attackieren.“

Das Team untersuchte im Tiermodell den Effekt von vier Wirkstoffen, die gezielt seneszente Zellen angreifen: Navitoclax, Fisetin, Quercetin und Dasatinib. Zwei dieser Senolytika sind pflanzliche Wirkstoffe, zwei werden für die Krebstherapie genutzt bzw. getestet. Alle vier Substanzen – zum Teil allein, zum Teil in Kombination – waren bei Hamstern und Mäusen in unterschiedlichem Maße in der Lage, den Entzündungssturm zu normalisieren und die Lungenschädigung abzuschwächen. Das Forschungsteam konnte auch auf Daten von zwei kleineren klinischen Studien zurückgreifen, die bereits abgeschlossen sind. Die kombinierte Auswertung deutet an, dass eines der Senolytika auch beim Menschen die Wahrscheinlichkeit eines schweren COVID-19-Verlaufs senken konnte.

Klinische Studien prüfen Dosis und Nebenwirkungen 

„Diese Ergebnisse sind sehr ermutigend“, sagt Schmitt, der auch Wissenschaftler des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) ist. „Wie alle Wirkstoffe können die Senolytika aber Nebenwirkungen haben. Bevor man sie für eine Behandlung von COVID-19 in Betracht ziehen könnte, sind deshalb noch viele Fragen zu klären: Welche Dosis ist wirksam? Wann und für wie lange müssten die Substanzen verabreicht werden? Welche Nebenwirkungen sind damit verbunden? Und könnten ältere Menschen mehr als jüngere von den Senolytika profitieren? Denn mit dem Älterwerden stehen zunehmend mehr Zellen kurz vor dem Eintritt in die Seneszenz. Dazu sind weitere klinische Studien nötig, die verschiedene Institutionen weltweit zum Teil schon aufgesetzt haben.“

Die Forschenden sehen den Ergebnissen dieser klinischen COVID-19-Studien mit großem Interesse entgegen. Gleichzeitig blicken sie über die aktuelle Pandemie hinaus. „Unsere Studie hat gezeigt, dass verschiedene Zelltypen nicht nur nach einer Infektion mit SARS-CoV-2, sondern auch mit ganz anderen Viren Seneszenz auslösen“, erklärt Dr. Lee. „Wir hoffen deshalb, dass unsere Erkenntnisse auch für andere Infektionskrankheiten relevant sind, bei denen die Immunreaktion für den Krankheitsverlauf eine große Rolle spielt.“

Weiterführende Informationen

AG Schmitt am MDC

Corona-Forschung am MDC

Molekulares Krebsforschungszentrum der Charité

Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie (CVK)

Johannes Kepler Universität Linz

Kepler Universitätsklinikum

Literatur

Lee S, Yong Y et al. (2021): „Virus-induced senescence is driver and therapeutic target in COVID-19“. Nature, DOI: 10.1038/s41586-021-03995-1

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de 

Zellen der menschlichen Nasenschleimhaut, die infolge einer SARS-CoV-2-Infektion das Seneszenzprogramm gestartet haben. Angefärbt wurden sie mit einem Standard-Nachweisverfahren für Seneszenz, das eine typische Blaufärbung erzeugt. Foto: Charité | Soyoung Lee

Pressemitteilung auf der Seite des MDC:
https://www.mdc-berlin.de/de/news/news/covid-19-was-die-lawine-der-entzuendung-antreibt

forschen / 09.09.2021
Krankheitsgene können die Hirnentwicklung retten

Vordere Neuralfalten in einem Mausembryo. Foto: AG Hammes, MDC  Morphologische Veränderungen der Neuralfalten der Maus während der Neuralrohrbildung (Foto: AG Hammes, MDC)
Vordere Neuralfalten in einem Mausembryo. Foto: AG Hammes, MDC Morphologische Veränderungen der Neuralfalten der Maus während der Neuralrohrbildung (Foto: AG Hammes, MDC)

Wenn sich beim ungeborenen Kind die vorderen Hirnhälften nicht oder unvollständig teilen, entsteht eine Holoprosenzephalie. Das MDC-Team um Annette Hammes stellt nun im Fachjournal „Development“ Kandidatengene vor, die den Schweregrad dieser angeborenen Fehlbildung des Vorderhirns positiv beeinflussen können.

Bei etwa einem bis vier von 1.000 Ungeborenen kommt es zu einer Holoprosenzephalie (HPE), bei der sich die vorderen Hirnhälften nicht oder nur unvollständig teilen. Mit dieser häufigsten Fehlbildung des Vorderhirns beim Menschen gehen Entstellungen des Gesichts einher, etwa Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten oder sehr nah beieinanderstehende Augen bis hin zur Verschmelzung der beiden Augäpfel. Die meisten Föten sterben noch im Mutterleib.

Die Ursachen der HPE sind noch nicht genau geklärt. Neben Umweltgiften und Erkrankungen der werdenden Mutter spielen genetische Faktoren eine Rolle, darunter Mutationen in Genen des Sonic-Hedgehog (SHH)-Signalwegs. Dieser Signalweg steuert die Entwicklung der Organe und des Nervensystems während der Entwicklung des Embryos. Gendefekte und ein dadurch bedingter Funktionsverlust von Lrp2, einem SHH-Co-Rezeptor, führen zu sehr unterschiedlichen Ausprägungen der Hirndefekte. „Wir wollten wissen, warum der Schweregrad dieser Erkrankung so stark variiert“, sagt Dr. Annette Hammes, die am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) die Arbeitsgruppe „Molekulare Signalwege in der kortikalen Entwicklung“ leitet. „Während manche Betroffene keine oder milde Symptome haben, müssen andere mit schweren Missbildungen leben – selbst wenn sie miteinander verwandt sind, also davon auszugehen ist, dass die Ursache für die Erkrankung dieselbe Genmutation ist.“

Krankheitsgene restaurieren den SHH-Signalweg

Forscher*innen gehen seit längerem davon aus, dass es Gene gibt, die die Fehlbildung positiv beeinflussen oder sogar ganz verhindern. Das Team der AG Hammes hat nun zwei neue Kandidaten identifiziert. „Es handelt sich um Ulk4 und Pttg1, auch als Securin bekannt“, sagt Erstautorin Dr. Nora Mecklenburg, die zum Zeitpunkt der Studie Postdoktorandin bei Annette Hammes war. ULK4 ist ein Gen, mit dem bislang Schizophrenie und bipolare Störungen assoziiert sind; PTTG1 wird hauptsächlich im Zusammenhang mit Krebserkrankungen erforscht. Im Fachjournal „Development“ beschreiben die Wissenschaftler*innen, dass diese Proteine einen gestörten SHH-Signalweg restaurieren können. Neun Jahre Forschung stecken in der Studie, die das Journal als „Research Highlight“ bezeichnet.

Ihre Ergebnisse haben sie zum Teil auch dem Zufall zu verdanken. Zusammen mit der MDC-Forschungsgruppe um Professor Thomas Willnow hatte Annette Hammes mit ihrem Team über viele Jahre hinweg Mäuse mit Lrp2-Mutation untersucht. „Wir wissen, dass Lrp2 früh in der Embryogenese die Entstehung des Neuralrohrs beeinflusst, aus dem sich später das Nervensystem entwickelt“, sagt die Neurowissenschaftlerin. Ohne Lrp2 wird der SHH-Signalweg nicht ausreichend aktiviert, und es kommt in einer sehr frühen Phase der Schwangerschaft zu Fehlbildungen des Neuralrohrs, die sehr häufig zu einer Fehlgeburt führen. Als die Wissenschaftler*innen die Lrp2-Mutanten des üblicherweise verwendeten Mausstammes mit schwarzer Fellfarbe, kurz „Black6“-Mäuse genannt, in einen anderen Mausstamm mit weißer Fellfarbe einkreuzten, war die Überraschung groß: Die Nachfahren mit weißem Fell wiesen keinerlei Fehlbildungen des Gehirns oder im Gesicht auf – trotz Mutation im SHH-Co-Rezeptor Lrp2. Sie schlussfolgerten, dass es bisher unbekannte Faktoren geben muss, die den SHH-Signalweg beeinflussen, und machten sich auf die Suche.

RNA-Analyse im Hochdurchsatzverfahren

Dafür züchtete Nora Mecklenburg zunächst die verschiedenen Mausstämme und untersuchte die Tiere hinsichtlich ihrer Krankheitsmerkmale, der Signalwege und ihrer Genetik. Zusammen mit ihren Co-Erstautorinnen Franziska Witte, damals Doktorandin in der MDC-Arbeitsgruppe von Professor Norbert Hübner, und Izabela Kowalczyk, Doktorandin bei Annette Hammes, sequenzierte und analysierte sie im Hochdurchsatzverfahren die RNA embryonaler Zellen der verschiedenen Stämme. Dabei stellten die drei Wissenschaftlerinnen fest, dass die Zellen trotz einer ähnlichen Genomsequenz völlig unterschiedliche Transkriptome aufweisen, die Gene also sehr unterschiedlich abgelesen werden. „Das Ausmaß der Unterschiede selbst zwischen den Wildtypen der beiden Mausstämme zu diesem frühen Zeitpunkt der Embryonalentwicklung hat uns wirklich überrascht“, sagt Nora Mecklenburg.

In weiteren Untersuchungen fanden die Forscher*innen heraus, dass in den weißen Lrp2-Mutanten wie auch bei den Wildtypen dieses Stammes einige Gene, darunter Ulk4 und Pttg1, im Vergleich zu den Black6-Tieren stark hochreguliert sind. Um zu sehen, ob sich das auf den SHH-Signalweg auswirkt, brachten sie die Gene in Zellen ohne Lrp2-Funktion ein. „Wir konnten beobachten, dass sie den Sonic-Hedgehog-Signalweg deutlich ankurbeln“, erzählt Izabela Kowalczyk. Ihre Schlussfolgerung: „Ulk4 und Pttg1 werden in den Lrp2-Mutanten mit den weißen Vorfahren vermehrt gebildet. Sie kompensieren das fehlende Lrp2 und stellen einen ausreichend starken SHH-Signalweg wieder her. Die Fehlbildungen bleiben aus.“ Diese Erkenntnis lässt die Krankheitsgene Ulk4 und Pttg1 in einem völlig neuen Licht erscheinen: Während sie im erwachsenen Organismus bei erhöhter Expression Krankheiten auslösen können, können sie die Entwicklung eines Embryos positiv beeinflussen. Die Wissenschaftler*innen konnten auch den Ort ausfindig machen, von dem aus diese Faktoren den SHH-Signalweg verstärken – in den Antennen-ähnlichen Fortsätzen der Neuroepithelzellen, den Zellen, die das Neuralrohr von innen auskleiden.

Angeborene Erkrankungen entschlüsseln und vielleicht verhindern

„Dass wir diese Kandidatengene, die den SHH-Signalweg modulieren, in der Maus identifiziert haben, bringt unser Wissen zur Holoprosenzephalie und anderer angeborener Erkrankungen einen Schritt weiter“, sagt Annette Hammes. „So finden wir vielleicht eine Möglichkeit, sie zu verhindern.“ Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg – ein Weg, auf dem ihr Team als nächstes erforschen möchte, welche Rolle die neu entdeckten SHH-Signalweg-Modifikatoren nicht nur während der embryonalen Entwicklung, sondern auch im erwachsenen Gehirn spielen. So haben die Wissenschaftler*innen PTTG1 bereits im Zytoskelett von Neuronen ausfindig gemacht – einem Protein-Netzwerk im Zytoplasma, das den Zellen Stabilität verleiht. Das Team untersucht derzeit, welche Funktion das Gen dort hat.

Weitere Informationen

AG Hammes, Molekulare Signalwege in der kortikalen Entwicklung
Pressemitteilung auf der MDC Webseite

Literatur

Dr. Nora Mecklenburg et al: Identification of disease-relevant modulators of the SHH pathway in the developing brain, in: Development, https://doi.org/10.1242/dev.199307

heilen / 02.09.2021
Patientenfürsprecher:innen für Pankower Kliniken gesucht Bewerbungen bis zum 15. Oktober 2021 möglich

Für die Kliniken des Bezirks Pankow, Evangelische Lungenklinik Berlin, HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Rheumaklinik Berlin-Buch (Immanuel-Krankenhaus), Maria Heimsuchung Caritas Klinik Pankow, Park-Klinik Weißensee und Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin Weißensee sind die Stellen der Patientenfürsprecher:innen neu zu besetzen.

Gemäß den Vorgaben des Landeskrankenhausgesetzes (LKG) ist es deren Aufgabe, die Wünsche, Beschwerden und Kritik der Patient:innen über die medizinische, pflegerische und sonstige Versorgung im Krankenhaus aufzunehmen sowie diese Anliegen gegenüber dem Krankenhaus bzw. dem Krankenhausträger zu vertreten und vermittelnd zu klären. Wer sich als Patientenfürsprecher:in bewerben möchte, sollte unter anderem Engagement, Verhandlungsgeschick, Einfühlungsvermögen sowie selbstbewusstes und konfliktfähiges Auftreten mitbringen. Ebenso sind das aktive Zugehen auf die Patient:innen, Kenntnisse von Beschwerdewegen und die Bereitschaft zur Fortbildung erforderlich. Es wird eine regelmäßige Anwesenheit und die Erreichbarkeit im Krankenhaus erwartet. Interkulturelle Kompetenzen und/oder Fremdsprachenkenntnisse sind wünschenswert.

Die Wahl erfolgt durch die Bezirksverordnetenversammlung. Es handelt sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit, für die eine Aufwandsentschädigung gezahlt wird. Bewerbungen sind bis spätestens 15. Oktober 2021 an das Bezirksamt Pankow, Abt. Schule, Sport, Facility Management und Gesundheit, QPK 4, Fröbelstr. 17, 10405 Berlin, zu senden. Weitere Informationen erhalten Interessierte unter Tel.: 030 90295-5881.

forschen / 02.09.2021
Dr. Michael Frieser wird neuer Administrativer Direktor des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH)

Foto: Dr. Michael Frieser © BIH
Foto: Dr. Michael Frieser © BIH

Bereits im Juni 2021 hatte der Verwaltungsrat des BIH Dr. Michael Frieser zum neuen Administrativen Direktor des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) bestellt. Dr. Michael Frieser folgt auf Andrea Runow, die nun in den Ruhestand verabschiedet wurde. Der 56-Jährige kommt mit über 20 Jahren Berufserfahrung in der Wissenschaftsadministration vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen, wo er die Verwaltung leitete. Seine Position am BIH hat er am 1. September 2021 angetreten.

Staatssekretär Christian Luft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): „Wir sind sehr froh, dass wir mit Dr. Michael Frieser einen so erfahrenen Wissenschaftsmanager für das BIH gewinnen konnten. Wir sind davon überzeugt, dass er gemeinsam mit Professor Baum das BIH auf seinem erfolgreichen Kurs weiter voranbringen wird. Wir wünschen ihm viel Freude bei seiner neuen Aufgabe.“

Auch der Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin, Steffen Krach, bestätigte die ausgezeichnete Wahl des neuen administrativen BIH-Direktors: „Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Wissenschaftsadministration ist Herr Dr. Frieser für die Aufgaben im Direktorium des Berlin Institute of Health in der Charité bestens qualifiziert. Ich wünsche ihm, in Zusammenarbeit mit Prof. Baum, viel Erfolg bei der weiteren strategischen Entwicklung des BIH. Mit der erfolgreichen Integration in die Charité und der Vervollständigung des Direktoriums hat das BIH nun die besten Voraussetzungen, die Gesundheits- und Wissenschaftsstadt Berlin in Zukunft nachhaltig zu stärken und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse schneller zum Nutzen von Patientinnen und Patienten einzusetzen.“

Erfahrungen auf relevantem Gebiet

Dr. Michael Frieser wird in seiner neuen Funktion für den kaufmännischen und administrativen Geschäftsbereich des BIH zuständig sein und gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Direktor und Leiter des BIH Direktoriums, Professor Christopher Baum, die Verantwortung für die Leitung des BIH übernehmen.

Wissenschaftlicher Direktor und Leiter des BIH Direktoriums, gleichzeitig Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Professor Christopher Baum: „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit. Mit Dr. Michael Frieser hat das BIH nun einen administrativen Direktor, der aufgrund seiner naturwissenschaftlichen Ausbildung und seiner langjährigen Verwaltungstätigkeit im Paul-Ehrlich-Institut geradezu idealtypisch für diese Aufgaben qualifiziert ist.“

Dr. Michael Frieser, Administrativer Direktor des BIH: „Die Mission des BIH, Forschungsergebnisse aus dem Labor möglichst rasch zum Patienten zu bringen, ist hochspannend und attraktiv. Ich freue mich darauf, an dieser Herausforderung mitzuarbeiten.“

Verwaltungsfachwirt und promovierter Biologe

Dr. Michael Frieser studierte an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Köln und schloss 1988 mit dem Diplom als Verwaltungsfachwirt ab. Anschließend studierte er Biologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. In seiner Diplomarbeit in klinischen Arbeitsgruppen der Max-Planck-Gesellschaft beschäftigte er sich mit Rheumatologie und Bindegewebsforschung. Von 1994 bis 1996 promovierte er am Institut für Experimentelle Medizin der Universität in Erlangen zum Dr.rer.nat mit einer Arbeit zum Endothel, der innersten Zellschicht von Blutgefäßen. Direkt im Anschluss wechselte er als Referatsleiter für Informationstechnik ans Paul-Ehrlich-Institut in Langen, wo er nach verschiedenen Positionen seit 2003 die gesamte Verwaltung leitet.

 

Dr. Michael Frieser ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 13 und 16 Jahren.

 

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Über das Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité

Die Mission des Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel der rund 400 Wisenschaftler*innen ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das MDC ist Privilegierter Partner des BIH.

forschen / 01.09.2021
Johanna Quandt-Professur für Kathrin de la Rosa

Die Stiftung Charité und das Berlin Institute of Health in der Charité setzen ihr Format zur Gewinnung herausragender Wissenschaftlerinnen fort. Zu den vier neuen Johanna Quandt-Professorinnen gehört MDC-Forscherin Kathrin de la Rosa. Die Immunologin wird hier weiterhin ihre Arbeitsgruppe leiten.

Die Stiftung Charité und das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) richten bereits zum zweiten Mal eine Reihe von neuen BIH Johanna Quandt-Professuren in Berlin ein. Die Professuren wurden weltweit ausgeschrieben und nachgefragt. Das Besondere an der internationalen Ausschreibung bestand darin, dass sie neben dem Aspekt der besonderen Förderung von Frauen themenoffen vorgenommen wurde. Interessentinnen waren aufgefordert, sich mit einem innovativen Konzept für ihre eigene Professur in Berlin zu bewerben.

„Der Open Topic-Ansatz der Johanna Quandt-Professuren verzichtet auf eine fachliche Eingrenzung und ermöglicht auf diese Weise einen echten Wettbewerb um die besten Ideen und aussichtsreichsten Forschungsansätze“, resümiert Dr. Jörg Appelhans, Vorstand der Stiftung Charité, den Auswahlprozess. Durch das Zusammenwirken der privaten Stiftung Charité und des öffentlich finanzierten Berlin Institute of Health werden in den ersten fünf Jahren für jede der neuen Professuren bis zu drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Die gemeinsame Initiative mit der Stiftung Charité erlaubt uns eine Ausstattung der Professuren, die auch Kandidatinnen von Top-Universitäten, etwa in den USA und Kanada, angezogen hat“, sagt Professor Dr. Christopher Baum, BIH-Direktoriumsvorsitzender und Vorstand des Translationsforschungsbereichs der Charité – Universitätsmedizin Medizin.

Kooperation von Charité und MDC

Die Nachhaltigkeit der Professuren wird dadurch sichergestellt, dass allen Professorinnen ein verbindliches Verstetigungsangebot unterbreitet wurde. Um die entsprechenden Langfristperspektiven zu verwirklichen, arbeiten die Charité – Universitätsmedizin Medizin und das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) bei den Berufungen eng zusammen.

Die neuen BIH Johanna Quandt-Professorinnen sind:

  • Prof. Dr. Sarah Hedtrich von der University of Vancouver in Kanada: Sie wird als Johanna Quandt-Professorin für translationale humane Organmodelle an die Charité und die dortige Klinik für Infektiologie und Pneumologie berufen. Dort wird sie vor allem zu komplexen Organmodellen der menschlichen Haut und der Lunge forschen und dabei auch Alternativen zu herkömmlichen Tiermodellen für die Entwicklung neuer Medikamente und Therapien etablieren.
  • Dr. Kirsten Kübler vom Massachusetts General Hospital der Harvard Medical School und dem Broad Institute, einer gemeinsamen Einrichtung des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard University: Ihre Johanna Quandt-Professur für die frühen Stadien der Krebsentwicklung und ihrer Prävention wird in der Charité und ihrer Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie eingerichtet. Die Medizinerin wird sich in ihrer Forschung vor allem den molekularen Veränderungen bei der Krebsentstehung widmen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen zur Verbesserung der Krebsfrüherkennung beitragen. 
  • Dr. Kathrin de la Rosa: Die Gruppenleiterin am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wird als Johanna Quandt-Professorin für Immunmechanismen in der Translation berufen. Die erst kürzlich mit einem Preis des Europäischen Forschungsrates ausgezeichnete Immunologin wird im Rahmen ihrer Professur die Forschungen auf dem Gebiet der Produktion von B-Zellen zur Abwehr von Viren wie SARS- CoV-2 oder dem HIV vertiefen. Die Forscherin leitet am MDC weiterhin ihre Arbeitsgruppe „Krebs & Immunologie / Immunmechanismen und humane Antikörper“ und ist auf dem Campus Buch räumlich verortet.

Alle drei BIH Johanna Quandt-Professorinnen werden in den nächsten Wochen ihre neue Arbeit aufnehmen. Eine vierte Johanna Quandt-Professur wird voraussichtlich in naher Zukunft besetzt. Gemeinsam mit den drei bereits 2017 ausgewählten Johanna Quandt-Professorinnen bilden sie eine neue vielversprechende Generation besonders interdisziplinärer Lebenswissenschaftlerinnen.

Die Stiftung Charité realisiert ihre Förderung der Professuren aus der Privaten Exzellenzinitiative Johanna Quandt. Die Initiative ist eine der größten privaten Einzelzuwendungen zur Förderung der Wissenschaft in Deutschland. In Rahmen der Privaten Exzellenzinitiative fördert die Stiftung Charité nunmehr knapp 500 Personen auf allen wissenschaftlich-klinischen Karrierestufen – von den Studierenden bis zum Nobelpreisträger.

Weitere Informationen

Über die Stiftung Charité

Die Stiftung Charité ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Sie wurde 2005 von der Unternehmerin Johanna Quandt mit dem Auftrag gegründet, die Innovationskraft und Exzellenz der traditionsreichen Berliner Universitätsmedizin zu unterstützen. Seither versteht sich die Stiftung Charité als Förderin und kreative Impulsgeberin für die Lebenswissenschaften in Berlin. Sie unterstützt Vorhaben im gesamten Spektrum von Forschung, Lehre, Gesundheitsversorgung sowie Wissens- und Technologietransfer. Bei ihren Aktivitäten stellt sie Menschen mit ihren Talenten in den Mittelpunkt. Seit 2014 setzt die Stiftung Charité im Rahmen ihrer „Privaten Exzellenzinitiative Johanna Quandt“ zusätzlich in besonderem Maße auf die Förderung von herausragenden Personen in allen Phasen der wissenschaftlichen Entwicklung vom Studium bis zur Professur.

Weitere Informationen: www.stiftung-charite.de

Über das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.

Weitere Informationen: https://www.mdc-berlin.de/de

forschen / 30.08.2021
Ein Zellatlas für Kinderherzen

Menschliche Herzmuskelzelle die aus induzierten pluripotenten Zellen (hIPSCs) hergestellt wurde (Foto: Sebastian Diecke/MDC)
Menschliche Herzmuskelzelle die aus induzierten pluripotenten Zellen (hIPSCs) hergestellt wurde (Foto: Sebastian Diecke/MDC)

Nach Einzelzelluntersuchungen am Herzen Erwachsener fördert die Chan Zuckerberg Initiative nun auch den Aufbau eines Zellatlas von Kinderherzen. Zu den geförderten Netzwerken gehört erneut ein internationales Team um Christine Seidman von der Harvard University und Norbert Hübner vom MDC.

Angeborene Herzfehler, Herzmuskelentzündungen oder -veränderungen sind eine der Ursachen von Todesfällen im Kindesalter. Das Wissen über die molekularen Mechanismen in Herzkrankheiten in jungen Jahren ist jedoch noch sehr begrenzt, da es kaum Referenzdaten für die normale postnatale Herzentwicklung bei gesunden Kindern gibt. Diese Lücke sollen jetzt Einzelzelluntersuchungen an gesundem Herzgewebe von Säuglingen und Teenagern schließen. Die Chan Zuckerberg Initiative (CZI) fördert das internationale Kooperationsprojekt von Forscher*innen und Kinderärzt*innen mit insgesamt 33 Millionen Dollar. Davon fließen 1,75 Millionen Dollar an das Team um Professor Christine Seidman von der Harvard Medical School (HMS) in Boston und um Professor Norbert Hübner am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in Berlin.

Kinderherzen schlagen anders

Nicht nur von der Größe her unterscheidet sich das Kinderherz massiv von dem eines Erwachsenen. „Im ersten Lebensjahr gibt es bereits eine ganze Reihe von Veränderungen – angefangen damit, dass der Säugling nach der Geburt beginnt, Luft einzuatmen“, erklärt Dr. Henrike Maatz, Wissenschaftlerin im Team von Professor Norbert Hübner am MDC. Dadurch verändert sich die gesamte Zirkulation, und das Herz ist einem anderen Blutdruck ausgesetzt. Kinderherzen schlagen zudem schneller: Während die Herzfrequenz eines Erwachsenen etwa bei ruhigen 70 Schlägen pro Minute liegt, sind es bei Kindern im Schnitt 100, bei Säuglingen sogar 130. Die Forschenden interessiert außerdem, was mit dem Herz in der Pubertät passiert.

„Wir freuen uns deshalb sehr, dass die Chan Zuckerberg Initiative unser internationales Team auch bei diesem Projekt unterstützt“, sagt Professor Norbert Hübner, Leiter der MDC- Arbeitsgruppe „Genetik und Genomik von Herz-Kreislauferkrankungen“. Insgesamt werden 17 CZI Pediatric Networks for a Human Cell Atlas aus 15 verschiedenen Ländern gefördert. Zum Netzwerk um Christine Seidman und Norbert Hübner gehören neben deren Laboren an der Harvard Medical School und am MDC auch Molekularbiolog*innen und Ärzt*innen des Imperial College (London), der Universitäten Chicago, Kentucky und Alberta (Kanada) sowie der Ruhr-Universität Bochum und des Helmholtz Zentrums München.

Human Cell Atlas wird um pädiatrische Einzelzelldaten erweitert

CZI wurde 2015 von Mark Zuckerberg und Priscilla Chan mit dem Ziel ins Leben gerufen, zur Lösung einiger der größten gesellschaftlichen Herausforderungen beizutragen: Krankheiten auszurotten, die Bildung zu verbessern und die Bedürfnisse lokaler Gemeinschaften zu erfüllen.

Sie unterstützt Projekte im Bereich Bildung und Wissenschaft. Die CZI Pediatric Networks werden gesunde pädiatrische Einzelzell-Referenzdaten zum Herzzellatlas beisteuern. Der Atlas der Herzzellen ist Teil des internationalen Großprojekts „Human Cell Atlas“. „Einzelzelltechnologien haben ein unglaubliches Potenzial, wissenschaftliche Erkenntnisse zu beschleunigen, wenn Forschende verstehen wollen, wie Zellen und Organe reifen und mit pädiatrischen Krankheiten zusammenhängen“, sagt Jonah Cool, CZI Science Program Officer für Einzelzellbiologie. „Wir freuen uns, die Teams des CZI Pediatric Networks for a Human Cell Atlas in unserer Stipendiaten-Gemeinschaft willkommen zu heißen.“

Kinderherzen schlagen anders. Frauenherzen auch

Für den adulten Herzzellatlas konnten die Wissenschaftler*innen bereits mehr als 500.000 Einzelzellen und Zellkerne aus unterschiedlichen Herzregionen von Erwachsenen isolieren und analysieren. Das Herzgewebe muss zunächst vorsichtig in einzelne Zellen zerlegt und dann zusammen mit den nötigen Reagenzien in kleine Tropfen verpackt werden, um deren RNA in einem Hochdurchsatzverfahren sequenzieren zu können. „So sehen wir, welche Gene in der Zelle aktiv waren und können aus dem Expressionsprofil ablesen, um welchen Zelltyp es sich handelt: eine Herzmuskelzelle (Kardiomyozyt), eine Bindegewebszelle (Fibroblast) oder eine Endothelzelle, welche ein Blutgefäß ausgekleidet hat“, erklärt Henrike Maatz.

Bei der Untersuchung von Zellen aus rechten und linken Herzkammern, Vorhöfen, der Herzspitze sowie dem Ventrikelseptum, also der Trennwand zwischen den Herzkammern, entdeckten Forschende bereits viel Neues. „Wir haben gesehen, dass es von allen bekannten Zelltypen des Herzens zahlreiche Subtypen gibt, die wahrscheinlich ganz unterschiedliche Funktionen haben“, sagt Henrike Maatz. Zudem gibt es deutliche Geschlechtsunterschiede: Die Herzkammern von Frauen bestehen aus mehr Muskel- und weniger Bindegewebszelle als die der Männer. Das könnte erklären, warum Frauen seltener an Herz-Kreiserkrankungen leiden.

Neues Wissen für neue Therapien

„Neben altersspezifischen Unterschieden werden wir uns nun auch bei den Kinderherzen geschlechtsspezifische Unterschiede ansehen sowie die ethnische Diversität“, betont Norbert Hübner. Das Projektteam wird vergleichend Gewebeproben mit europäischem, afro-amerikanischem und asiatischem Hintergrund untersuchen.

Zusätzlich zu den Einzelzellen soll auch die Genexpression von Gewebeschnitten hochaufgelöst analysiert werden. Denn um zu verstehen, wie Zellen miteinander agieren, müssen die Forschenden genauer bestimmen, wie sie räumlich zueinander angeordnet sind. „Diese Erkenntnisse brauchen wir, wenn wir später an kranken Herzen untersuchen werden, was in der Zellkommunikation schiefgelaufen ist. Zum Beispiel, wenn bei einer Fibrose vermehrt Bindegewebe gebildet wird und dadurch eine Herzkammer versteift“, erklärt Henrike Maatz. Dieses Wissen könnte auch zu neuen Therapien beitragen. Denn wenn im kranken Herzen plötzlich Subtypen innerhalb der Zellpopulation dominant werden, die bei gesunden Herzen kaum in Erscheinung treten, sind dies perfekte Angriffspunkte für neue, hochspezifische Wirkstoffe.

Weitere Informationen

Pressemitteilung zum Herzzellatlas: Herzatlas mit Tiefenschärfe

forschen, bilden / 30.08.2021
„Labor-trifft-Lehrer“ zu Zelldiagnostik, Krebs, KI

Im September startet das neue Programm der MDC-Fortbildung „Labor trifft Lehrer – digital“ (LTL). Die acht Online-Kurse vermitteln Lehrer*innen Einblicke in aktuelle Forschungsthemen und -methoden – etwa in die Einzelzellanalyse, die neuartige Erkenntnisse über Krankheiten verspricht.

Schlagzeilen wie „Verzehr von Broccoli senkt Krebsrisiko um 30 Prozent“ haben Aufmerksamkeitsgarantie. „Mit solchen Meldungen sollten wir jedoch kritisch umgehen“, sagt Zoe Ingram, Mitarbeiterin im LTL-Team des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). Die Studien, die für solche Aussagen bemüht werden, sind nicht selten methodisch fragwürdig oder werden unzureichend interpretiert. „Krebsprävention durch Ernährung: Wie kommen wir zu wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen?“ (6. Oktober 2021) lautet deswegen der Titel eines neuen LTL-Kurses, der sich mit diesem wichtigen Thema beschäftigt und zeigt, wie epidemiologische Einzelstudien zu mehr Wissen in der Krebsvorsorge beitragen.

Das Thema des Kurses entspringt einem wichtigen Anliegen von LTL: zeigen, wie Wissenschaft funktioniert und dabei Einblicke in neue Forschungsthemen, Methoden und Technologien geben. Das neue Kursprogramm wirft deswegen auch einen Blick auf die „Zelldiagnostik der Zukunft“ (10. November 2021), bei dem die Arbeitsgruppe von Dr. Leif S. Ludwig am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des MDC die Einzelzellanalyse vorstellt. Mit dieser Methode können Wissenschaftler*innen präzise beobachten, wie sich Zellen und ihr Zusammenspiel im Verlauf von Krankheiten verändern. So lassen sich Erkrankungen zukünftig früher diagnostizieren und passgenauer behandeln. „Die Einzelzellanalyse und Künstliche Intelligenz in der Biomedizin sind in der Forschung ein absolut heißes Thema, mit denen immer mehr Gruppen arbeiten. Aber nur wenige Menschen wissen etwas darüber. Lehrkräfte sind zentrale Schaltstellen des gesellschaftlichen Wissenstransfers, und deswegen finden wir es wichtig, Informationen über die neuesten Entwicklungen in der medizinbezogenen Wissenschaft an sie weiterzugeben“, sagt Zoe Ingram.

Wissenschaft, die begeistert

Die Veranstaltungen finden seit 2020 online als jeweils 90-minütiger Vortrag mit anschließender Diskussion statt. Der Vorteil dieses Formats: Es können alle Interessierten teilnehmen. Bei den früheren Präsenzveranstaltungen waren nur jeweils acht Lehrkräfte dabei. Zudem kam hauptsächlich Lehrpersonal aus Berlin und Brandenburg in den Genuss der Kurse; inzwischen nehmen auch Lehrer*innen aus dem Ausland teil – zum Beispiel aus Argentinien. Das im Zuge der COVID-19-Pandemie neu entwickelte Angebot kommt gut an, wie das LTL-Team aus einer Umfrage unter den Teilnehmenden der vergangenen Online-Veranstaltungen weiß. So gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an, ihre Erwartungen seien erfüllt worden. Etwa 95 Prozent fanden, dass das Online-Format eine gute Alternative zur Präsenzveranstaltung ist. Ein verbessertes Fachwissen bestätigten knapp 90 Prozent der Teilnehmenden, und etwa drei Viertel gaben an, dass die Inhalte den Schulunterricht bereichern werden. „Uns geht es bei LTL auch darum, die Lehrkräfte neu für die Wissenschaft ihres Fachgebiets zu begeistern. Das gelingt uns mit dem neuen Programm, wie die positiven Rückmeldungen zeigen“, sagt Zoe Ingram.

Die LTL-Kurse sind als Lehrer*innenfortbildung anerkannt, die Teilnahme ist kostenlos.

Text: Wiebke Peters

Weitere Informationen

Diese News auf der Webseite des MDC
https://www.mdc-berlin.de/de/news/news/labor-trifft-lehrer-zu-zelldiagnostik-krebs-ki

produzieren, heilen / 26.08.2021
Eckert & Ziegler startet Technetium-99 Auslieferung in Brasilien

Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700, TecDAX), hat mit der Auslieferung von Technetium-99 Generatoren in Brasilien begonnen. Das Tochterunternehmen Eckert & Ziegler Brasil Comercial Ltda. hatte vor kurzem von der brasilianischen Gesundheitsbehörde ANVISA als erstes und einziges privates Unternehmen eine Lizenz zum Import und Vertrieb von Technetium-Generatoren erhalten. Zwei führende Krankenhäuser im Großraum Sao Paulo zählen zu den ersten Kunden, weitere Bestellungen liegen bereits vor.

Technetium-Generatoren sind eine Kernkomponente für ein nuklearmedizinisches Diagnoseverfahren namens SPECT, das zur Erkennung von medizinischen Anomalien eingesetzt wird. Die Generatoren müssen regelmäßig ausgetauscht werden, da das radioaktive Material in ihnen nur eine kurze Halbwertszeit aufweist. In Brasilien hat der SPECT-Markt ein Volumen von etwa 100 Mio. Euro jährlich. Eckert & Ziegler beliefert in diesem Land bereits rund 500 Krankenhäuser und Kliniken mit Medizinprodukten und Radioisotopen und hofft, sich nun auch den Generatormarkt erschließen zu können. SPECT wird häufig eingesetzt beim Aufspüren von Tumoren, Metastasen und Herzerkrankungen.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
Wir helfen zu heilen.
 

heilen / 24.08.2021
Ultrahochfeld-Magnetresonanz trifft KI

@ David Ausserhofer/MDC
@ David Ausserhofer/MDC


Neue Feldstärken von bis zu 10,5 Tesla ermöglichen Magnetresonanz-Aufnahmen in nie dagewesener Detailschärfe. Welche Chancen ergeben sich daraus für die Herz-, Neuro- und experimentelle Medizin? Darüber diskutieren Forscher*innen beim Ultrahochfeld-Magnetresonanz-Meeting des MDC am 2. und 3. September 2021.

Im klinischen Alltag ist die 1,5 Tesla Magnetresonanztomographie (MRT) längst Standard. Etwa jedes fünfte größere Krankenhaus verfügt bereits über ein 3 Tesla-Gerät. „Erst wenige Herz-Scans werden schon mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla durchgeführt“, sagt Professor Thoralf Niendorf, Organisator des virtuellen Symposiums und Experte für Ultrahochfeld-Magnetresonanz (UHF-MR) am MDC. Doch die Entwicklung geht weiter. „Mit konzeptionellen Überlegungen zur grundsätzlichen Machbarkeit von Herz-MRTs bei 10,5 und 14 Tesla stoßen wir nun die Tür zur nächsten MRT-Generation auf.“
Größenveränderung der Niere früher erkennen

Um das Plus an Informationen diagnostisch nutzen zu können, ist eine hochpräzise Bilderkennung notwendig. Hier kommt die Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. Denn erst in der Symbiose mit KI, maschinellem Lernen und Deep Learning lässt sich das Potenzial der UHF-MR voll ausschöpfen: eine bis dato unerreichte Detailschärfe anatomischer und funktioneller Bilder. Beim Sprung von 1,5 zu 10,5 Tesla erhöht sich die Bildauflösung um den Faktor 10. „Dies bedeutet eine Auflösung von 100 Mikrometern – in vivo!“, schwärmt Thoralf Niendorf. „Wir erhalten Live-MRT-Bilder, in die man fast wie mit einem Mikroskop hineinzoomen kann.“

UHF-MR am MDC

„Medizinisch interessant wird damit auch die automatische Bestimmung von Organgrößen, etwa der Niere, sowie deren zeitliche Veränderung“, erzählt Niendorf. Pathophysiologische Reize, die in klinischen Szenarien auftreten – beispielsweise Sauerstoffmangel, eine Verengung der Nierenvene oder -arterie oder der Einfluss von Röntgenkontrastmitteln – führen häufig zu akutem Nierenversagen. Meist wird dies zu spät erkannt. Einzige Anhaltspunkte sind bislang bestimmte Marker im Urin. Mithilfe der UHF-MR könnte die Größenveränderung des sensiblen Organs – diese liegt im Bereich von zwei bis sieben Prozent – frühzeitig erkannt, Nierenschäden bei den Patient*innen durch rasche Intervention verhindert werden. Im Mausmodell funktioniert das bereits.

Highlights des Symposiums

„Zu den Highlights des Symposiums zählt für mich der Vortrag von Bilguun Nurzed aus meinem Team zu Antennenkonzepten für die Cardio-MRT“, sagt Niendorf. Die Antennen (Detektoren) sind neben dem Magneten die wichtigste Komponente eines MRT. Denn über sie werden die Signale erzeugt und empfangen, die später die Bilder ergeben. Bei Feldstärken von 10,5 und mehr Tesla reicht die herkömmliche Antennentechnik nicht mehr aus.

Im Bereich Neuro-MRT ist Niendorf gespannt auf den Vortrag von Professor Kamil Uurbil vom Center for Magnetic Resonanz Research (CMRR) in Minneapolis, wo bereits erste Erfahrungen mit Hirn-Scans bei 10,5 Tesla am Menschen gesammelt werden. Kliniker erhoffen sich eine viel präzisere Diagnostik von Multipler Sklerose und Demenz – und dies nicht-invasiv und in vivo. Grundlagenforscher*innen erwarten wichtige neue Erkenntnisse über die Vernetzung der Hirnregionen und die Funktionsweise des Gehirns.
Verdauungsvorgänge in Echtzeit beobachten

Noch rein experimentell ist die Nutzung von UHF-MR zur Untersuchung von Stoffwechselvorgängen, worüber Professor Lucio Frydman vom Weizmann-Institut berichten wird. Als Signalgeber wird dabei nicht die Dichte von Protonen, sondern von Deuterium, einem Wasserstoff-Isotop, im Gewebe ausgenutzt. Frydmans Team injiziert Mäusen deuterierte Glukose und verfolgt, wie diese im Körper der Nager verdaut wird.

Nichts geht mehr ohne KI

„Die Synergien zwischen UHF-MR und KI ziehen sich wie ein roter Faden durch fast jeden Vortrag des Meetings. Damit läuten wir zugleich auch die thematische Neuausrichtung unseres jährlichen Symposiums ein“, betont Niendorf. Die Keynote Lectures von Dr. Kyle Harrington (MDC) und Professor Christoph Lippert (Hasso-Plattner-Institut) unterstreichen dies. So spricht Christoph Lippert darüber, wie maschinelles Lernen die Diagnostik bestimmter Erkrankungen verfeinert, so dass Mediziner*innen deutlich früher als bisher in das Krankheitsgeschehen eingreifen können.

„Das Meeting versteht sich als Plattform für Nachwuchswissenschaftler*innen und steht gebührenfrei jedem offen: von Grundlagenwissenschaftler*innen, Anwendungsexpert*innen, Ingenieur*innen über translational Forschenden bis zu Studierenden und Auszubildenden“, betont Thoralf Niendorf. Die Vorträge werden in verschiedenen Zeitfenstern stattfinden, damit Interessierte aus unterschiedlichen Zeitzonen teilnehmen können.
 

Anmeldung zum Symposium
 

Über das UHF-MR-Meeting
Vorbild des UHF-MR-Meetings des MDC sind die Konferenzen, die die US-amerikanische Wissenschaftsorganisation Keystone Symposia on Molecular and Cellular Biology jährlich veanstaltet. Das MDC kooperiert dabei mit dem Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel, und dem Hasso-Plattner-Institut, Potsdam. Die Kooperation zwischen MDC und Weizmann Institute of Science ist Teil von iNAMES, der MDC-Weizmann Research School „Imaging from NAno to MESo“.

 

bilden / 23.08.2021
"NATürlich Ausbildung!" - Mädchen lernen MINT-Berufe kennen

Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH
Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH

Schülerinnen ab Klasse 9 können sich in dieser Veranstaltung mit MINT-Themen beschäftigen, selbst experimentieren, sich mit anderen naturwissenschaftlich Interessierten austauschen und naturwissenschaftliche Ausbildungsberufe aus erster Hand kennenlernen.

Das kostenlose Angebot richtet sich ausschließlich an Mädchen. Gastgeber sind abwechselnd die drei teilnehmenden Schülerlabore, das NatLab der Freien Universität Berlin, das Gläserne Labor auf dem Campus Berlin-Buch und das Mikroskopierzentrum des Museums für Naturkunde Berlin.

Wann: Jeden zweiten Donnerstag von 17:00 bis 19:00 Uhr.

Was: Die Mädchen lernen Frauen aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Ausbildungsberufen kennen, bekommen Einblicke in die Berufswelt, können Fragen stellen und verschiedene Experimente unter Anleitung durchführen.

Wie: Die erste Runde wurde aufgrund der Pandemie digital angeboten, je nach Pandemieverlauf wird das Angebot an die Gegebenheiten angepasst.

Anmeldungen unter: email address  natuerlich-ausbildung@genau-bb.de

Programm:

  • 26.08.2021  Auftaktveranstaltung im Gläsernen Labor
  • 09.09.2021  NatLab, Freie Universität – Gärtnerin
  • 23.09.2021  Gläsernes Labor, Campus Buch – Tierpflegerin
  • 07.10.2021  Gläsernes Labor, Campus Buch – Fachinformatikerin (Alternative: Biologie Laborantin)
  • 04.11.2021   Mikroskopierzentrum, Museum für Naturkunde – Präparatorin
  • 18.11.2021   Mikroskopierzentrum, Museum für Naturkunde – Eventmanagerin
  • 02.12.2021   NatLab, Freie Universität – Chemielaborantin
  • 16.12.2021   Abschlussveranstaltung im NatLab, Freie Universität – Gespräch mit Ausbildungsleiter*innen u. a. zu Bewerbungsverfahren, Bewerbungsgesprächen etc.

Das Angebot ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderterten MINT-Clusters Mach´s GenaU!

investieren, leben / 23.08.2021
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen übernimmt drei Bebauungspläne in Karow-Süd

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen hat aufgrund der gesamtstädtischen Bedeutung im Projektbereich „Karow-Süd“ drei Bebauungspläne an sich gezogen. Aus der Erfahrung mit komplexen Projekten, der Einbindung von Verwaltungen und Öffentlichkeit wird das Referat für Wohnungsbau bei der Stadtentwicklungsverwaltung die Weiterentwicklung dieser Projekte übernehmen. Der Schritt erfolgte im Einvernehmen mit dem Bezirk Pankow und stellt sicher, dass an der zügigen Errichtung preisgünstigen Wohnraums festgehalten wird.

Die Abteilung Stadtentwicklung des Bezirks Pankow hat mit großem Engagement für die drei Teilgebiete am Karower Kreuz, Str.52 und Karow-Teichberg den Entwurf einer Rahmenplanung erarbeitet. Bei der Umsetzung dieser Rahmenplanung, der Weiterführung bzw. Aufstellung von drei Bebauungsplänen und der Abstimmung mit den Planungen zu den drei wichtigen Verkehrsinfrastrukturen Turmbahnhof Karower Kreuz, Sellheimbrücke und Anbindung Karow an die B 2 fehlen jedoch insbesondere personelle und finanzielle Kapazitäten.

Neben der Fertigstellung ökologischer Untersuchungen des Bezirks werden die wichtigen Aufgaben gemeinsam mit dem Bezirk Pankow und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz angegangen: Mobilität, Regenwasser- und Kompensationsmanagement. Konkrete Baubeginne lassen sich derzeit noch nicht benennen.

investieren, leben / 17.08.2021
Auftaktwerkstatt zur Erarbeitung des Masterplans für das neue Stadtquartier Am Sandhaus

@ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
@ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Auftaktwerkstatt am 1. September 2021 um 17.30 Uhr in der Mensa des Campus Berlin-Buch

IM PLANGEBIET BUCH – AM SANDHAUS SOLL EIN NEUES STADTQUARTIER ENTSTEHEN.

Im Rahmen eines diskursiven, städtebaulichen Gutachter*innenverfahrens wurden in den vergangenen Monaten von drei Planungsteams, bestehend aus Stadt- und Landschaftsplaner*innen, Ideen für das neue Stadtquartier Buch – Am Sandhaus entwickelt. In der letzten Sitzung am 24. Juni 2021 wurde nach intensiver Diskussion des Entscheidungsgremiums der Entwurf des Büros Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten, beide Berlin, als Grundlage der weiteren Planung ausgewählt.

Das abgeschlossene städtebauliche Gutachter*innenverfahren ist Teil des laufenden Rahmenplanprozesses. Ziel ist die Erarbeitung eines Masterplans, der die vorliegenden Erkenntnisse und Entscheidungen vertieft. Dieser bildet die inhaltliche Grundlage für das formelle Bebauungsplanverfahren, mit dem die planungsrechtlichen Voraussetzungen für das neue Stadtquartier und den dringend benötigten Wohnungsbau geschaffen werden. Wir laden Sie ein, sich an der Weiterentwicklung des Entwurfs zu beteiligen.

Weitere Informationen über das Verfahren und das Beteiligungskonzept finden Sie auch unter
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohnungsbau/buch-am-sandhaus/index.shtml.
Den Flyer zur Beteiligung finden Sie hier.

Ihre lokale Expertise ist wichtig! – Nehmen Sie an der Auftaktwerkstatt teil!

Die Planung des neuen Quartiers Buch – Am Sandhaus wird auf Grundlage des städtebaulichen Siegerentwurfs fortgesetzt. Im Rahmen der Auftaktwerkstatt stellt das Büro Studio Wessendorf und Grieger Harzer Landschaftsarchitektenseinen Entwurf vor. Wir möchten Sie einladen, auf der Grundlage des ausgewählten Konzepts über Ihre Vorschläge für Buch – Am Sandhaus an Thementischen zu diskutieren: Welche Elemente des Entwurfs eines klimaneutralen, nachhaltigen, sozial gemischten, inklusiven Stadtquartier sollen noch gestärkt werden?

Möchten Sie an der Werkstatt teilnehmen?

Dann schreiben Sie uns bitte eine Mail an: beteiligung-buch@list-gmbh.de

Anmeldefrist ist der 30. August 2021.

Geplant ist eine Präsenzveranstaltung. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen behält sich vor, ggf. an das Infektionsgeschehen angepasste Änderungen vorzunehmen. Es gelten die dann aktuell gültigen Hygieneregelungen. Auftaktwerkstatt

Präsenzveranstaltung in der Mensa Campus Buch, Robert-Rössle-Straße 8, 13125 Berlin.

forschen / 17.08.2021
Langsame Version des Glutamat-Rezeptors AMPA entdeckt

Der Glutamat-Rezeptor AMPA war bislang für seine blitzschnelle Erregungsübertragung bekannt. Umso überraschender die Ergebnisse, die Forscher vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin jetzt vorgelegt haben: AMPA-Rezeptoren können auch außerordentlich langsam sein. Die Entdeckung des neuen Rezeptortyps stellt die synaptische Signalübertragung in ein völlig neues Licht. Die bahnbrechenden Erkenntnisse sind kürzlich im Fachjournal „Cell Reports“ erschienen.

Der Glutamat-Rezeptor AMPA (α-amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolepropionic acid) sorgt dafür, dass Neurotransmitter mit enormer Geschwindigkeit von Gehirnzelle zu Gehirnzelle übertragen werden. Dass der Rezeptor diese lebenswichtige Aufgabe in ein paar Millisekunden erledigt und damit schneller als alle anderen Glutamat-Rezeptoren ist, galt als gesichert. Nun sieht es so aus, als müssten die Lehrbücher umgeschrieben werden. Wissenschaftler*innen vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin haben an Mäusegehirnen entdeckt, dass es auch außerordentlich langsame AMPA-Rezeptoren gibt. Diese bleiben nach Stimulation 500 Millisekunden aktiv – sind also etwa 100 mal langsamer als das „Original“. Dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle: Etwa zwei Drittel aller Pyramidenzellen des Hippocampus exprimieren langsame AMPA-Rezeptoren.

Zwei neue AMPA-Rezeptoren identifiziert

„Tatsächlich sind unsere Ergebnisse für die Biophysik und die Neurowissenschaften eine kleine Revolution“, sagt Heisenberg-Professor Dr. Andrew Plested, Leiter der Gruppe „Molecular Neuroscience and Biophysics“ am FMP und Mitglied des Exzellenzclusters „NeuroCure“. „Denn erstmals konnten wir nachweisen, dass es neben den blitzschnellen AMPA-Rezeptoren noch mindestens zwei weitere Typen gibt, die in einem sehr viel langsameren Modus arbeiten.“ Dies sei zwar schon vermutet worden, aber noch nie an Gehirngewebe so detailliert gezeigt worden.

AMPA-Rezeptoren sind für unsere Gehirnfunktionen überlebenswichtig. Unklar ist noch, welche Bedeutung die jetzt entdeckten langsamen AMPA-Rezeptoren mit ihrem Synapsenpotenzial von über 100 Millisekunden für kognitive Prozessen wie etwa Denken, Sprechen, Rechnen oder Erinnern haben. Diese spannende Frage wird im Weiteren zu erforschen sein. Noch sind sich die Forschenden nicht ganz sicher, ob AMPA-Rezeptoren unterschiedliche Eigenschaften annehmen, indem sie zwischen einem schnellen und langsamen Modus hin und her wechseln können – oder ob es sich um grundverschiedene Typen handelt. Die Forscher vermuten, dass es sowohl schnelle, langsame als auch multifunktionale AMPA-Rezeptoren gibt. „Aufgrund unserer Daten gehen wir momentan von mehreren Rezeptorttypen aus, was die Funktion des Glutamat-Rezeptors in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt“, sagt Dr. Niccolò Pampaloni, Erstautor der in „Cell Reports“ publizierten Studie.

Instabiler Prozess mit gefährlichen Aspekten

In diesem Zusammenhang hat das Forscherteam noch eine weitere spektakuläre Entdeckung gemacht: Nach der gängigen Lehrmeinung wird die Aktivität des AMPA-Rezeptors ausschließlich von der signalgebenden prä-synaptische Zelle bestimmt, und die post-synaptische Zelle ist lediglich ein passiver Empfänger. Die Forscher fanden jedoch belastbare Hinweise, dass langsame AMPA-Rezeptoren in der post-synaptischen Zelle die Dauer der synaptischen Signalübertragung maßgeblich beeinflussen. Hierfür nutzen sie offenbar Hilfsproteine.

Doch das habe auch gefährliche Aspekte, meint Niccolò Pampaloni, der durch ein EMBO-Stipendium gefördert wird. „Wir haben es hier mit einem sehr instabilen Feedbackprozess zu tun, der irgendwie falsch wirkt und zum Beispiel mit Epilepsie in Verbindung stehen könnte. Wir wissen auch nicht, was passiert wenn dieser Prozess einmal außer Kontrolle gerät – etwa durch einen Unfall, einen Schlaganfall oder ein anderes Event, bei dem viel Glutamat ausgeschüttet wird.“

Neues Kapitel in den Neurowissenschaften aufgeschlagen

Grundlegende Fragen hinsichtlich Hirnfunktion und Pathologien können erst in einem übernächsten Schritt beantwortet werden. Zunächst einmal muss geklärt werden, ob auch der Mensch tatsächlich die neu entdeckten AMPA-Rezeptoren besitzt. Diese entscheidende Fragestellung wollen die Forscher*innen in Kürze an humanen Gewebeproben untersuchen. Eine Kooperation mit der Charité-Universitätsmedizin über das Exzellenzcluster „NeuroCure“ ist bereits angebahnt.

Nach den aktuellen Daten geht das Berliner Forscherteam davon aus, dass langsame AMPA-Rezeptoren im menschlichen Gehirn weit verbreitet sind, und zwar über den Hippocampus hinaus. Biophysiker Plested: „Wir hoffen, dass wir mit unserer Entdeckung ein neues Kapitel aufgeschlagen haben, mit dem sich nun Grundlagenforscher*innen und Neurowissenschaftler*innen ausgiebig beschäftigen werden.“

Publikation
Niccolò P. Pampaloni, Irene Riva, Anna L. Carbone, Andrew J.R. Plested. Slow AMPA receptors in hippocampal principal cells. Cell Reports, DOI: 10.1016/j.celrep.2021.109496, https://doi.org/10.1016/j.celrep.2021.109496

Pressemitteilung
https://www.leibniz-fmp.de/de/press-media/press-releases/press-releases-single-view1/article/slow-version-of-the-glutamate-receptor-ampa-discovered

 

produzieren / 12.08.2021
Eckert & Ziegler mit starkem ersten Halbjahr 2021

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (ISIN DE0005659700, TecDAX), erzielte im ersten Halbjahr 2021 mit einem Nettogewinn von 22,3 Mio. € bzw. 1,08 € pro Aktie ein neues Rekordergebnis. Der Konzernumsatz betrug mit 89,5 Mio. € und lag damit um 7% über dem Vorjahresniveau.

Auch wenn ein großer Teil dieses Zuwachses auf Erträgen aus dem Verkauf der Tumorgerätesparte beruht, ist die Entwicklung des operativen Geschäftes in beiden Segmenten ebenfalls überaus erfreulich. Deutlich wird dies bei einer Analyse des Betriebsergebnisses, welches von 19,0 Mio. € im Vorjahr auf aktuell 29,4 Mio. € angestiegen ist. Der Zuwachs in Höhe von 10,4 Mio. € gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 resultiert ungefähr zur Hälfte (5,4 Mio. €) aus der Erhöhung des Saldos aus sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen, während weitere 5,0 Mio. € auf Verbesserungen des operativen Ergebnisses beruhen.

Das Segment Medical konnte trotz der Entkonsolidierung der Tumorgerätesparte und dem damit verbundenen Wegfall dieser Umsätze seine Verkaufserlöse insgesamt um 3,2 Mio. € bzw. 8% auf 41,5 Mio. € steigern. Hauptwachstumstreiber blieben dabei nach wie vor das Radiopharmaka-Geschäft, das pharmazeutische Radioisotope, den Anlagenbau und das Projektgeschäft umfasst. Ebenfalls zulegen konnten die Umsätze bei Laborgeräten.

Das Segment Isotope Products erzielte mit 50,3 Mio. € einen um 3,2 Mio. € bzw. 7% höheren Umsatz als in den ersten sechs Monaten 2020. Nach den Einbrüchen im Zusammenhang mit der Covid- und Ölkrise im letzten Jahr konnte das Segment damit erwartungsgemäß wieder zulegen.

Mit rund 22 Mio. € hat die Eckert & Ziegler Gruppe im ersten Halbjahr 2021 ein über den ursprünglichen Erwartungen liegendes Ergebnis erzielt. Der Vorstand rechnet daher damit, dass das Konzernergebnis die am Jahresanfang veröffentlichte Prognose für den Jahresüberschuss im Geschäftsjahr 2021 um rund 20% übersteigen wird. Wie bereits in der ad-hoc Mitteilung vom 27. Juli 2021 publiziert, erhöht der Vorstand deshalb den Zielwert für den Jahresüberschuss von 29 Mio. € auf 35 Mio. €, was einem EPS von rund 1,70 € entspricht.

Den vollständigen Quartalsbericht finden Sie hier
https://www.ezag.com/fileadmin/user_upload/ezag/investors-financial-reports/deutsch/euz221d.pdf

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

forschen / 11.08.2021
Lungenschäden bei COVID-19-Erkrankungen verstehen

Dietert, Gruber, Freie Universität Berlin
Dietert, Gruber, Freie Universität Berlin

Nicht die direkte Zerstörung der Lunge aufgrund der Vermehrung des Virus sorgt bei einer COVID-19-Erkrankung für einen schweren Verlauf. Wie Berliner Forscher*innen im Fachjournal „Nature Communications“ berichten, sind vielmehr entzündliche Prozesse und das Endothel der Lunge daran beteiligt.

Seit eineinhalb Jahren versuchen Forschende auf der ganzen Welt, die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte Erkrankung COVID-19 zu verstehen. Bis heute gibt es nahezu keine Medikamente zur Behandlung der Krankheit, die zu akutem Lungenversagen führen und neben der Lunge weitere Organe und Organsysteme schädigen kann. Eine der Hürden: COVID-19 wird unter anderem durch eine fehlgeleitete, mitunter überschießende Reaktion des körpereigenen Immunsystems verursacht. Um therapeutische Angriffspunkte zu finden, ist es notwendig, im Detail zu verstehen, wie und wo genau welche nachteiligen Prozesse im Körper ausgelöst werden. Die patientenzentrierte Forschung stößt hierbei an Grenzen. Vor allem wenn es darum geht, in der frühen Phase der Infektion Krankheitsmechanismen zu untersuchen. Biomaterial als Grundlage für Studien ist in der Regel erst nach Aufnahme in einem Krankenhaus zugänglich. Bei leichten oder mittelschweren Verläufen, verbunden mit einer Lungenentzündung, kann meist gar kein Gewebe aus der Lunge gewonnen werden – zu hoch wäre das Risiko für akut Erkrankte. Was bleibt, ist die Analyse von Zellgewebe nach dem Tod von COVID-19-Patient*innen.

Anhand verfügbarer Patientenproben konnte das Team um Prof. Dr. Martin Witzenrath, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, wertvolle Informationen über Mechanismen und Verlauf der Erkrankung gewinnen. Um darüber hinaus Lungenareale zu untersuchen, die sich bei Patient*innen nicht ohne Weiteres betrachten lassen, und um Einblicke in die Frühphase der Erkrankung zu erhalten, war das Forschungsteam auf der Suche nach einem geeigneten Modell. In der internationalen COVID-19-Forschung wie auch bei der Erforschung des SARS-CoV-1 haben sich Hamstermodelle als aufschlussreich erwiesen. „Wir wollten wissen, ob die Modelle zur Entwicklung neuer Therapieansätze herangezogen werden können und haben versucht, Erkenntnisse aus Proben von Patientinnen und Patienten darin wiederzufinden. Das hat erstaunlich gut funktioniert“, sagt Prof. Witzenrath, Co-Letztautor der Studie, die in „Nature Communications“ erschienen ist. „Unser Interesse galt dabei insbesondere den Endothelzellen der Lunge, also der Barriere, die die Blutgefäße auskleidet. Diese verliert bei schwerem COVID-19 an Funktion, wodurch es schlussendlich zum Lungenversagen kommt.“

Goldhamster ist wichtigstes Tiermodell für COVID-19

Gemeinsam mit Forschenden am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), Virologen und Tiermedizinern der Freien Universität sowie Datenexperten des Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité haben die Wissenschaftler*innen in ihrer aktuellen Arbeit eine genaue Charakterisierung der SARS-CoV-2-Infektion im Tiermodell vorgenommen und diese mit Datensätzen aus Proben von Patient*innen untermauert. Die Analyse soll das derzeit wichtigste nicht transgene Modell für COVID-19, den Goldhamster, zur Entwicklung von Therapien nutzbar machen. Hamster infizieren sich mit denselben Virusvarianten wie Menschen. Auch entwickeln sie ähnliche Krankheitssymptome, und ihre Lunge wird bei einer schweren Erkrankung geschädigt. Dabei verläuft COVID-19 bei einzelnen Hamsterarten unterschiedlich. Während sie bei Goldhamstern in der Regel nur einen moderaten Verlauf nimmt, erkranken Roborovski-Zwerghamster schwer.

Woran das liegt und welche Prozesse sich in den Zellen der Lunge tatsächlich abspielen, haben unter anderem Einzelzellanalysen am BIMSB gezeigt. Die Forschenden lassen hierbei die einzelnen Zellen einer Probe über einen Chip laufen. Dort werden sie zusammen mit einem Barcode in kleine wässrige Tröpfchen verpackt. Auf diese Weise kann die RNA – der Teil des Erbgutes, den die Zelle gerade abgelesen hatte – sequenziert und später der Zelle wieder zugeordnet werden. Aus den gewonnenen Daten lässt sich mit hoher Präzision auf die Funktion der Zelle schließen. „So konnten wir beobachten, wie bestimmte Zellen des Immunsystems in der Lunge – die Monozyten und daraus entstehende Makrophagen – das Virus aufnehmen und sehr heftig reagieren. Sie senden Botenstoffe aus, die eine starke Entzündungsreaktion hervorrufen. In unserem Modell wird diese recht schnell wieder eingefangen, denn andere Immunzellen – die T-Zellen – schwärmen zu diesem Zweck aus. Bei schweren COVID-19-Verläufen geschieht das nicht“, erklärt Dr. Geraldine Nouailles, Wissenschaftlerin an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité und Co-Erstautorin der Studie. „Für eine erfolgreiche Genesung von COVID-19 ist eine schnelle und effiziente T-Zell-Antwort zentral.“

Nicht Virus, sondern starke Entzündungsreaktion zerstört das Lungengewebe

Während das Immunsystem im Zuge einer COVID-19-Erkankung in Aufruhr gerät, vermehrt sich SARS-CoV-2 in der Lunge und in den Zellen der Atemwege zunächst nur schwach. „Die Zerstörung des Lungengewebes bei schweren COVID-19-Verläufen wird nicht direkt durch die Vermehrung des Virus in den Zellen verursacht, sondern durch die starke Entzündungsreaktion“, erklärt MDC-Wissenschaftler Dr. Emanuel Wyler, ebenfalls Co-Erstautor. „Das scheint auf die Zellen der Blutgefäße, insbesondere die Endothelzellen in der Lunge, ebenfalls zuzutreffen. Sie reagieren stark auf das Virus, werden aber nicht von ihm infiziert und gehen nicht zugrunde.“ Nimmt die Krankheit einen schweren Verlauf, können verschlossene Blutgefäße und instabile Gefäßwände zu einem akuten Lungenversagen führen. Bei moderaten COVID-19-Erkrankungen dagegen spielen Gefäßschäden sehr wahrscheinlich keine Rolle. „Dass das Endothel, eine Art Schutzschild in den Gefäßen – das unter anderem verschiedene Prozesse in den Mikrogefäßen der Lunge regelt – bei einer COVID-19 aktiviert wird, hatten wir erwartet. Dass diese Zellen zugleich aktiver Motor der Entzündung sind, hat uns eher überrascht“, sagt Prof. Witzenrath. „Man könnte demnach auf zwei Arten therapeutisch an diesen für den Krankheitsverlauf zentralen Zellen angreifen. Zum einen mit Substanzen, die die Endothelbarriere abdichten. Zum anderen mit solchen, die das Endothel beruhigen. Eine davon erforschen wir bereits seit etwa zwei Jahren im Sonderforschungsbereich SFB-TR84 und konnten zeigen, dass sie bei Pneumonie und Beatmung erfolgreich ist.“ Aktuell ebenfalls getestete entzündungshemmende Medikamente gegen COVID-19 setzen an der Immunreaktion als solches an, sie wirken auch auf Monozyten und Makrophagen und bremsen diese ab.

Das nun bestätigte Modell soll zur Entwicklung von wirksamen und sicheren Therapien bei COVID-19 beitragen. Ziel ist es, die Zahl von Patient*innen mit schweren Lungenschäden zu reduzieren. Derzeit analysiert das multidisziplinäre Forschungsteam die Reaktionen der unterschiedlichen Zellarten im Roborovski-Zwerghamster. Die Forschenden wollen herausfinden, warum die Infektion hier schwerer verläuft und nicht selbstlimitierend ist wie im Fall des Goldhamsters. „Wir hoffen, dass wir damit auch einen Erklärungsansatz dafür finden, warum manche Menschen schwer an COVID-19 erkranken und andere nicht“, sagt Dr. Nouailles. Allerdings muss hierfür noch das Genom des Zwerghamsters entschlüsselt werden. Da Hamster in der Versuchstierkunde bislang eher als Exoten galten, bestehen noch einige Wissenslücken. „Teilweise konnten wir diese nun mit Informationen aus der aktuellen Untersuchung schließen. Das ist, auch im Sinne einer bewussten und gezielten Nutzung von Tieren in der medizinischen Forschung, ein großer Fortschritt“, erläutert Co-Letztautor Dr. Jakob Trimpert, Virologe und Tiermediziner an der Freien Universität Berlin.

Mit seinem Team hat er die COVID-19-Hamstermodelle entwickelt und zusammen mit den Tierpathologen der FU Berlin unter Leitung von Professor Dr. Achim Gruber die mikroskopischen Untersuchungen von infiziertem Lungengewebe durchgeführt. Diese histopathologischen Analysen haben wesentlich zu den nun vorliegenden Erkenntnissen der Studie beigetragen.

Über die Studie

Gefördert wurden die Arbeiten unter anderem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Sonderforschungsbereich SFB-TR84, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Projekt CAPSyS-COVID und das Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité mit CM-COVID. Ebenfalls ermöglicht hat die Studie das BMBF-geförderte Nationale Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu Covid-19 (NUM), im Teilvorhaben NAPKON, einem umfassenden Pandemie-Kohortennetzwerk.

Weitere Informationen

Literatur

Nouailles, Geraldine et al. (2021): Temporal omics analysis in Syrian hamsters unravel cellular effector responses to moderate COVID-19, in Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-25030-7     

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.

Foto: Das Endothel, die auskleidenden Zellen der Blutgefäße (Pfeilspitze), wird selbst nicht infiziert, reagiert jedoch sehr stark auf das Virus. Es löst damit eine Einwanderung von Entzündungszellen, vorrangig von T-Zellen (Pfeil), aus. Balken: 50µm . (c) Dietert, Gruber, Freie Universität Berlin

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung der Charité, des MDC und der Freien Universität Berlin
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/lungenschaeden-bei-covid-19-erkrankungen-verstehen

forschen / 10.08.2021
Defekter Kaliumkanal sorgt für Chaos im Navigationssystem des Gehirns

Abb. Modified from Gao et al., 2021
Abb. Modified from Gao et al., 2021

Der Kaliumkanal KCNQ3 ist essenziell, damit unser Gehirn präzise räumliche Landkarten erzeugen kann. Ist der Kanal defekt, hat das messbare Auswirkungen auf das innere Navigationssystem von Mäusen. Die jetzt in „Nature Communications“ publizierten Erkenntnisse eines Forscherteams unter Beteiligung des Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin sind auch für die Alzheimer-Forschung relevant.

Kalium ist unter anderem unentbehrlich für die Erregbarkeit der Muskel- und Nervenzellen. Verschiedene Ionenkanäle sorgen dafür, dass Kaliumionen über Zellmembranen fließen und dadurch elektrische Ströme erzeugen. Vor 20 Jahren konnte das Team von Prof. Thomas Jentsch vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin die Gene für die Kaliumkanalfamilie KCNQ2-5 identifizieren und später zeigen, dass Mutationen an KCNQ2 und KCNQ3 erbliche bedingte Epilepsie beim Menschen verursachen können. Dank dieser wegweisenden Arbeiten konnten Pharmafirmen zielgenaue Antiepileptika entwickeln.

Nun haben ein Team von Molekularbiologen unter Federführung von Thomas Jentsch und ein Team von Neurophysiologen, geleitet von Alexey Ponomarenko (vormals FMP, heute Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) zusammen mit Kollegen der University of Connecticut und der Universität zu Köln Hinweise gefunden, dass KCNQ3 möglicherweise auch eine Rolle bei der Alzheimer-Demenz und weiteren kognitiven Störungen spielen könnte.

Normalerweise werden bestimmte Kaliumströme vom Transmitter Acetylcholin gehemmt, was wichtig für die Erregbarkeit im Kortex und damit entscheidend für Gedächtnis und Aufmerksamkeit ist. Diese sogenannte cholinerge Neuromodulation geht bei Alzheimer-Patienten bekanntlich nach und nach verloren. In der vorliegenden Arbeit untersuchten die Forschenden die Rolle der KCNQ3-Kanäle speziell bei der Neuromodulation des Navigationssystems des Gehirns. Die sogenannten Ortsfelder („place fields“), deren Entdeckung vor einigen Jahren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, dienen dem Gehirn als innere Landkarte. „Wir fanden heraus, wie verschiedene Signale, die von Ortszellen unter der Kontrolle von KCNQ3-Kanälen erzeugt werden, mit den Gehirnrhythmen interagieren und so präzise räumliche Karten bilden“, beschreibt Alexey Ponomarenko ein zentrales Ergebnis der Studie.

Bei Knock-out-Mäusen mit defektem KCNQ3-Kanal, die von Thomas Jentschs Gruppe erzeugt wurden, zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Während bei gesunden Mäusen die Aktivitätsmuster der Ortszellen einer bestimmten räumlichen und zeitlichen Abfolge unterlagen, lief bei den Knock-Out-Mäusen die synaptische Übertragung von einzelnen oder mehreren Signalen gleichzeitig (Salven) mehr oder weniger chaotisch ab. „Salven haben normalerweise einen bestimmten Rhythmus, wann sie abgefeuert werden. Bei den Mutanten werden sie jedoch nicht mehr durch den Rhythmus kontrolliert, sondern zu völlig zufälligen Zeitpunkten bzw. Phasen des Rhythmus abgefeuert“, erklärt Ponomarenko. „Dadurch werden einzelne Aktionspotenziale unterdrückt und es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen verschiedenen Aktivitätsmustern in den Nervenzellen.“

15 Mikrometer dünne Silikon-Elektroden, die im Hippocampus der Nager implantiert worden waren, lieferten zusammen mit optogenetischen Untersuchungen die spannenden Einblicke ins Gehirn. Die amerikanischen Kollegen konnten darüber hinaus zeigen, dass der fehlende KCNQ3-Kanal zu einer starken Reduktion der Kaliumströme (hier M-Strom) in den Nervenzellen führte. „Obwohl die bisher verfügbaren Daten für eine klinische Anwendung nicht ausreichen, lassen unsere Erkenntnisse vermuten, dass die KCNQ3-Kanäle ein potenzielles Ziel für die zukünftige Erforschung von Medikamenten gegen Alzheimer- und anderen Demenzen sein könnten“, betont Prof. Ponomarenko, „zumindest im frühen Stadium, wo die Ortszellen wahrscheinlich noch vorhanden sind, aber die cholinerge Neuromodulation schon nachgelassen hat.“ Weitere Untersuchungen sollen nun folgen, um die Rolle von KCNQ3 im Gehirn noch besser zu verstehen.

Publikation:

Xiaojie Gao, Franziska Bender, Heun Soh, Changwan Chen, Mahsa Altafi, Sebastian Schütze, Matthias Heidenreich, Maria Gorbati, Mihaela-Anca Corbu, Marta Carus-Cadavieco, Tatiana Korotkova, Anastasios Tzingounis, Thomas J Jentsch, Alexey Ponomarenko
Place fields of single spikes in hippocampus involve Kcnq3 channel-dependent entrainment of complex spike bursts
Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-24805-2, https://www.nature.com/articles/s41467-021-24805-2

Bildtext: Kcnq3-Immunofluoreszenz im Hippocampus, zeitliche (weise Signalspuren) und räumliche (Ortsfelder von Salven, links, und von einzelnen Aktionspotentialen, rechts) Feuerung einer Pyramidenzelle in einer Kcnq3-Knock-Out Maus.

Pressemitteilung:
Defekter Kaliumkanal sorgt für Chaos im Navigationssystem des Gehirns

produzieren / 09.08.2021
Eckert & Ziegler erhält Herstellungserlaubnis für Thorium- und Lutetiumpräparate

Die Eckert & Ziegler Radiopharma GmbH in Braunschweig, eine Tochter der Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (ISIN DE0005659700, TecDAX), hat von den niedersächsischen Behörden für mehrere Thorium- und Lutetiumpräparate jetzt die Herstellungserlaubnis nach dem Arzneimittelgesetz erhalten. Die Genehmigungen versetzen Eckert & Ziegler in die Lage, ihre Kunden in der Pharmaindustrie mit therapeutischen Radioisotopen für klinische Prüfungen und darüber hinaus zu beliefern. Die Radioisotope sind die zentralen Wirkstoffe in einer Reihe von neuartigen Krebsmedikamenten, die von zahlreichen Arzneimittelherstellern momentan in fortgeschrittenen Phasen getestet werden.

Mit dem Erhalt der Herstellungserlaubnis kann Eckert & Ziegler zudem Meilensteine für erfolgreiche Technologieentwicklungen abrechnen. Die daraus resultierenden Erträge sind in der jüngst veröffentlichten 2021er Jahresgewinnprognose der Gruppe bereits berücksichtigt.

„Aufgrund der vielen Studien, in denen Lutetium-177 weltweit klinisch geprüft wird, erwarten wir in den kommenden Jahren eine steigende Nachfrage nach diesem Isotop und damit zusammenhängenden Dienstleistungen. Dafür sehen wir uns mit der neuen Technologie und Produktionsstätten in Europa, Asien und Nordamerika bestens aufgestellt“, erklärte Dr. Lutz Helmke, Mitglied des Vorstands der Eckert & Ziegler AG.

Radiotherapeutika, die vor der injektiven Verabreichung mit Lutetium-177 gekoppelt werden, sind derzeit für mehrere Krebsarten in Entwicklung. Bereits in Phase III der klinischen Prüfungen befinden sich auf Lutetium-177 basierende Medikamente für die Behandlung von metastasiertem Prostatakarzinom. Therapeutika für andere Tumorarten stehen ebenfalls vor der Zulassung. Neben der Wirksamkeit liegt der Vorteil einer Lutetiumbehandlung darin, dass sie mit einer sehr präzisen Diagnostik verzahnt werden kann. Man koppelt dazu die Trägersubstanz des Therapeutikums mit einem diagnostischen Radioisotop, etwa mit Gallium-68. Mit speziellen Geräten, sogenannten PET-Scannern, lässt sich die Ansprechrate für den Patienten und damit die Sinnhaftigkeit einer Behandlung dann im Vorhinein sehr genau voraussagen.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

investieren, produzieren / 03.08.2021
Eckert & Ziegler übernimmt brasilianischen Isotopenspezialisten und stärkt seine Präsenz in Südamerika

Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700, TecDAX) hat über sein brasilianisches Tochterunternehmen Eckert & Ziegler Brasil Isotope Solutions Ltda (EZBIS) zum 31. Juli 2021 die Ambientis Radioproteção mit Sitz in Sao Paulo, Brasilien, übernommen. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz im niedrigen einstelligen Millionenbereich und 24 Mitarbeitern verfügt über weitreichende Erfahrungen und Genehmigungen im Bereich Messtechnik und Logistik für radioaktive Substanzen. Ambientis ist das einzige ISO-17025-zertifizierte Messlabor in Brasilien und Südamerika.

"Eckert & Ziegler setzt beim Ausbau seines Geschäfts sowohl auf organisches Wachstum als auch auf strategische Akquisitionen. Diese Übernahme ist ein weiterer Baustein unserer Wachstumsstrategie in Südamerika, einem der dynamischsten Gesundheitsmärkte der Welt. Die geschaffenen Synergien werden dazu beitragen, unsere Marktchancen nicht nur für unser Industriesegment, sondern auch für die Bereiche Radiopharma und Nuklearmedizin in der Region zu erhöhen“, sagte Claudia Goulart, Präsidentin der Eckert & Ziegler Brasil Isotope Solutions Ltda.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

heilen / 02.08.2021
293 Parkplätze mehr: Helios Klinikum Berlin-Buch eröffnet neues Parkhaus

Das neue Parkhaus wurde von Pflegedirektorin Sylvia Lehmann, Geschäftsführer Daniel Amrein (Mitte) und Leiter der Bau- und Betriebstechnik Torsten Wegemund (re) in Betrieb genommen. (Nadine Krägeloh/Helios Klinikum Berlin-Buch)
Das neue Parkhaus wurde von Pflegedirektorin Sylvia Lehmann, Geschäftsführer Daniel Amrein (Mitte) und Leiter der Bau- und Betriebstechnik Torsten Wegemund (re) in Betrieb genommen. (Nadine Krägeloh/Helios Klinikum Berlin-Buch)

Auf diese Nachricht wurde bereits sehnlichst gewartet: Heute, am 02. August 2021 wurde das neue Parkhaus am Helios Klinikum Berlin-Buch in Betrieb genommen. Auf einer Fläche von 4237,5 Quadratmetern stehen ab sofort 293 neue Stellplätze zur Verfügung.

Elf Monate nach Spatenstich stehen im neuen Parkhaus auf ca. 4237,5 m² Patient*innen, Besucher*innen und Mitarbeiter*innen auf zehn Halbebenen deutlich mehr Stellplätze zur Verfügung.

Das Helios Klinikum Berlin-Buch und die Goldbeck Nordost GmbH, Niederlassung Berlin-Brandenburg haben in den vergangenen Monaten und auch in der vorangegangenen Planungsphase alles darangesetzt, der Parkplatznot rund um das Klinikum Abhilfe zu schaffen. Am Montag, den 02. August wurde das neue Gebäude offiziell eröffnet. Statt bisher 1257 klinikeigenen Parkplätzen stehen jetzt 1550 zur Verfügung.

„Für eine der größten und modernsten Kliniken in Berlin und Brandenburg mit mehr als 1.100 Betten, war die bisherige Anzahl an Parkplätzen natürlich zu wenig. In den letzten Jahren verzeichnete unser Klinikum und die Poliklinik ein stetiges Wachstum, sowohl in unseren Mitarbeiter- als auch Patientenzahlen. Daher war für uns ganz klar, mit dem Bau des neuen Parkhauses unseren Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen, aber auch dem Klinikpersonal die Anfahrt zu erleichtern und den Aufenthalt im Klinikum so angenehm wie möglich gestalten zu können“, betont Daniel Amrein, Geschäftsführer im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Das Parkhaus wird ein funktionaler Zweckbau, der aber auch moderne Anforderungen erfüllt. Ökologische Faktoren aber auch Sicherheit spielen bei Parkhäusern eine immer größere Rolle.

„Deshalb freut es mich, dass diese Elemente auch in der Planung und Umsetzung bedacht wurden“, so Torsten Wegemund, Leiter der Bau- und Betriebstechnik und Projektleiter beim Parkhaus. 341 Stellplätze hat das Parkhaus insgesamt, Stellplätze mit Ladestationen für Elektroautos kommen in den kommenden Wochen noch hinzu. Energiesparende LED-Technik mit Tageslichtsteuerung und eine begrünte Fassade an allen Seiten wurden aus umwelttechnischen Aspekten eingerichtet. Mit einem Bewegungsmelder bei Nacht und einer hellen gleichmäßigen Beleuchtung ohne dunkle Ecken wurde das größtmögliche Maß an Sicherheit geschaffen. Die Parkgebühren im Parkhaus unterscheiden sich nicht von den Gebühren der weiteren Parkplätze.

In Höhe und Farbgebung fügt sich das Gebäude in die Umgebung ein, aus Rücksicht auf die Anwohner sind zwischen 22.00 und 5.00 Uhr nur Ausfahrten möglich, die Fassade zum gegenüberliegenden Wohnhaus ist mit Schallschutzlamellen ausgestattet. Die Farbgebung der Parkebenen sorgt für einen hellen Eindruck und gute Orientierung, die lichtdurchlässige Fassade aus Gittermatten funktioniert gleichzeitig als Absturzsicherung für Fußgänger sowie als Anprallschutz. Ein Aufzug sorgt für Barrierefreiheit.

„Wir sind guter Dinge, dass wir mit den zusätzlichen Stellplätzen eine merkliche Verbesserung der Parksituation erreichen“, sagt Projektleiter Wegemund.

Hier finden Sie die Pressemitteilung und weitere Fotos:
https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch/unser-haus/aktuelles/detail/news/293-parkplaetze-mehr-helios-klinikum-berlin-buch-eroeffnet-neues-parkhaus/

02.08.2021
Berliner Start-up T-knife erhält 110 Millionen Dollar

Dr. Elisa Kieback, Chief Technology Officer und Mitgründerin von T-knife. (Foto: T-knife)
Dr. Elisa Kieback, Chief Technology Officer und Mitgründerin von T-knife. (Foto: T-knife)

T-knife, eine Ausgründung von MDC und Charité, hat 110 Millionen US-Dollar bei internationalen Investoren eingeworben. Das Berliner Biotech-Unternehmen entwickelt neuartige Immuntherapien gegen Krebs: Es bringt den T-Zellen von Patient*innen bei, solide Tumoren zu erkennen und zu bekämpfen.

Das Berliner Biotech-Unternehmen T-knife startet durch: Das junge Unternehmen gab am 2. August 2021 den erfolgreichen Abschluss einer Serie-B-Finanzierung in Höhe von 110 Millionen US-Dollar bekannt. Die Finanzierung wurde von Fidelity Management & Research Company, LLC. angeführt, mit Beteiligung von weiteren neuen Investoren, darunter Life Sciences Partners, Qatar Investment Authority (QIA), Casdin Capital, Sixty Degree Capital und CaaS Capital, sowie den bestehenden Investoren RA Capital Management, Versant Ventures und Andera Partners. Das Spin-off des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) zusammen mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelt neuartige Immuntherapien gegen Krebs: Es bringt den T-Zellen von Patient*innen bei, solide Tumoren zu erkennen und zu bekämpfen.

Die Erlöse aus der Finanzierung wird T-knife dazu verwenden, das wissenschaftliche Team von T-knife zu erweitern, die Produktionskapazitäten zu erhöhen und die Pipeline mit weiteren innovativen und differenzierten T-Zell-Rezeptor-Therapien (TCR-T) zu bestücken. Bei den Finanzierungsrunden der Serie B geht es für Start-ups darum, das jeweilige Unternehmen auf die nächste Ebene zu bringen, über das Entwicklungsstadium hinaus.

Mit T-Zellen gegen solide Tumoren

T-Zellen überwachen unseren Körper und schützen ihn vor Krankheiten, beispielsweise durch Infektionen mit Viren. Befallene Zellen verraten sich durch virale Antigene, deren typische Merkmale sie auf ihrer Oberfläche präsentieren. Spürt eine T-Zelle ein Antigen mit Hilfe ihres Rezeptors auf, zerstört sie die befallene Zelle oder mobilisiert weitere Kräfte gegen sie. Auch bei Krebszellen sitzen spezielle Merkmale auf der Oberfläche. Das Problem ist allerdings: Das Immunsystem erkennt diese oft nicht als krankmachend und bekämpft die Zelle nicht. Das soll die T-Zell-Therapie ändern: Die Forschenden verändern die T-Zellen der Patient*innen so, dass sie Krebszellen als Eindringlinge identifizieren können. Dazu statten sie die Immunzellen jeweils mit einem neuen T-Zell-Rezeptor (TCR) aus.

Das Unternehmen T-knife entwickelt eine neue Generation solcher adoptiver T-Zell-Therapien zur Behandlung solider Tumore. Mit Hilfe von Mausstämmen, deren T-Zellen ausschließlich menschliche T-Zell-Rezeptoren tragen identifiziert und entwickelt T-knife ein Portfolio innovativer TCR-T-Zelltherapie-Programme. T-knifes führendes Programm, TK-8001, ist ein neuartiger TCR-T-Produktkandidat. Es nimmt solide Tumoren ins Fadenkreuz, die das Antigen MAGE-A1 tragen – ein typisches Erkennungsmerkmal auf der Oberfläche von Krebszellen. Im vierten Quartal 2021 möchten die Forscher*innen mit der Rekrutierung von Patientinnen und Patienten für die klinische Phase-I/II-Studie TK-8001 IMAGE1NE beginnen; T-knife will 2022 die Genehmigung einer klinischen Studie für weitere Entwicklungsprogramme beantragen.

Die Basis: jahrzehntelange Grundlagenforschung

Die Grundlage für diese nächste Generation von T-Zell-Therapien haben T-knife-Mitgründer Professor Thomas Blankenstein und sein Team am MDC zusammen mit der Charité in jahrzehntelanger Forschungsarbeit gelegt. Um seine Vision, mit Hilfe genetisch veränderter Immunzellen Krebserkrankungen zu heilen, zu verwirklichen, haben das das Technologietransferteam des MDC und das auf Technologietransfer spezialisierte Unternehmen Ascenion viele Jahre lang eng mit Blankenstein zusammengearbeitet. Sie haben die Erfindung patentrechtlich geschützt, weiterentwickelt und die Gründung von T-knife vorbereitet und begleitet.

Der Sprung aus der Wissenschaft in die Wirtschaft gelang 2015: Professor Thomas Blankenstein, Dr. Elisa Kieback und Holger Specht, Investment Director bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, haben T-knife als Unternehmensgemeinschaft aus dem MDC heraus gegründet. 2018 wandelten die Gründer*innen T-knife in eine GmbH um, Ascenion stieg ein. Die Venture-Fonds von Boehringer Ingelheim und Andera Partners stellten eine Anschubfinanzierung von acht Millionen Euro zur Verfügung. Das reichte für 15 Mitarbeiter*innen und die ersten eigenen Räume und Labore am Campus Berlin-Buch. Im Jahr 2020 drehte T-knife eine zweite Finanzierungsrunde. Das stolze Ergebnis: 66 Millionen Euro.

Das machte T-knife zu einem der bestfinanzierten Start-ups der deutschen Biotech-Szene. Seitdem gibt es für T-knife kein Halten mehr. Gut finanziert kann das Team nach weiteren TCR-Kandidaten für verschiedene Krebsarten suchen. Die 450 Quadratmeter am Campus Berlin-Buch werden allerdings langsam eng. Ende 2020 arbeiteten dort 20 Menschen, in der ersten Jahreshälfte 2021 ist ihre Zahl auf 40 angewachsen. Die Zahl wird sich bis Ende des Jahres noch einmal verdoppeln. Parallel dazu hat T-knife einen Standort in der Biotech-Hochburg San Francisco gegründet.

Alleinstellungsmerkmal in einem wachsenden Feld

„Das Team hat erstmals ein System etabliert, das eine in-vivo-Entwicklung humaner TCR gegen krebsassoziierte Antigene ermöglicht. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und potenziell ein wichtiger Durchbruch im stark wachsenden Feld der adoptiven T-Zell-Therapien “, sagt Dr. Christian Stein, Geschäftsführer von Ascenion. „Wir freuen uns sehr, dass jetzt die finanzielle Basis gesichert ist, um diese exzellenten Forschungsergebnisse in greifbaren Nutzen für Patientinnen und Patienten zu übertragen.“

Ascenion hält Anteile an T-knife und hat einen Observer Seat im Aufsichtsrat. Erlöse aus einem späteren Verkauf der Anteile werden größtenteils an die Life-Science-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung ausgeschüttet, um insbesondere am MDC und an der Charité weitere translationale Projekte zu fördern.

„Unsere TCR haben mehrere Vorteile gegenüber solchen, die mit herkömmlichen Methoden generiert wurden. Das kann vielen Krebspatientinnen und -patienten neue Chancen eröffnen, sofern sich unsere bisherigen Daten in der klinischen Prüfung bestätigen“, sagt Thomas Blankenstein, Leiter der Arbeitsgruppe „Molekulare Immunologie und Gentherapie“ am MDC und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der Charité. „Wir danken allen Partnern, die uns viele Jahre lang über alle Höhen und Tiefen hinweg auf unserem Weg bis hierher unterstützt haben.“

 

Weiterführende Informationen

Gründerin Kieback startet mit T-knife durch
Pressemitteilung: Neue Immuntherapie gegen Krebs in der klinischen Prüfung
Pressemitteilung: 66 Millionen Euro für das Berliner Spin-Off T-knife
AG Blankenstein
Der lange Atem – T-Zellen gegen Krebs (Video)
 

T-knife Therapeutics
T-knife entwickelt eine Pipeline innovativer Therapeutika zum Nutzen von Patienten mit soliden Tumoren. Mit seiner proprietären HuTCR (Humanized T-Cell Receptor)-Mausplattform produziert das Unternehmen humane TCRs, die in vivo mit den Mechanismen eines natürlichen Immunsystems auf optimale Affinität und Spezifität selektiert werden. T-knifes innovative TCR-Therapeutika richten sich gegen Tumore mit hohem medizinischem Bedarf. Die therapeutisch adressierten Zielstrukturen umfassen Cancer/Testis-Antigene, virale Antigene und häufiger entstehende Neoantigene.
Das Unternehmen wurde von führenden T-Zell- und Immunologie-Experten gegründet und nutzt eine Technologie, die am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin zusammen mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelt wurde. www.t-knife.com

Ascenion
Die Ascenion GmbH ist ein unabhängiges Technologietransferunternehmen mit besonderer Kompetenz in den Lebenswissenschaften. Sie ist Partner von mehr als 30 Forschungseinrichtungen, Universitäten und Universitätskliniken in Deutschland und Europa, darunter führende Life-Science-Institute der Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft, die Charité, die Medizinische Hochschule Hannover, die Medizinische Universität Innsbruck und die Universitätsmedizin Göttingen. Ascenions Team verbindet interdisziplinäre Kenntnisse mit Industrieerfahrung. Ascenion arbeitet eng mit den Mitarbeitern ihrer Partnerinstitute zusammen, um Forschungsergebnisse mit hohem Anwendungspotenzial zu identifizieren, patentrechtlich zu schützen und in die Anwendung zu überführen. Besondere Stärken sind die Unterstützung von Ausgründungen und die Projektentwicklung. Dadurch werden frühe Projekte so weit vorangebracht, dass sie für potenzielle Investoren und Lizenznehmer attraktiv sind. So sind bereits zahlreiche neue Unternehmen gegründet und innovative Medikamente zugelassen worden, von denen Tausende von Patienten profitieren. Erlöse, die Ascenion aus dem operativen Geschäft und aus dem Verkauf von Unternehmensanteilen erzielt, fließen über ihre Muttergesellschaft, die LifeScience-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung, als Fördermittel an die Partnerinstitute. www.ascenion.de

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

02.08.2021
T-knife Therapeutics Announces $110 Million Series B Financing to Advance Pipeline of T-cell Receptor Therapies

Plan to initiate the IMAG1NE Phase 1/2 clinical study of TK-8001, a TCR-T cell therapy for MAGE-A1 positive solid tumors, in 2021

SAN FRANCISCO and BERLIN, Aug. 02, 2021 (GLOBE NEWSWIRE) — T-knife Therapeutics, Inc., a next-generation T-cell receptor company developing a pipeline of innovative therapeutics for solid tumor patients, today announced the successful completion of a $110 million Series B financing. The financing was led by Fidelity Management & Research Company, LLC., with participation from other new investors including, LSP, Qatar Investment Authority (QIA), Casdin Capital, Sixty Degree Capital, and CaaS Capital, along with existing investors RA Capital Management, Versant Ventures and founding investor Andera Partners. The company plans to use proceeds from the financing to expand its scientific team, increase manufacturing capacity and advance its pipeline of T-cell receptor (TCR) engineered T cell therapies (TCR-T).

“Over the past year we have made substantial progress toward our goal of building a leading TCR-T company focused on delivering clinically meaningful benefits for patients with solid tumors,” stated Thomas M. Soloway, Chief Executive Officer of T-knife. “We are excited to have the support of this group of dedicated life sciences investors to help us fulfill our mission, and we welcome Dr. Karin Kleinhans of LSP to our board of directors.”

“T-knife has an elegant and differentiated approach to identifying potent, cancer-specific TCRs with naturally optimized affinity and specificity profiles, creating a next-generation platform for this promising therapeutic field,” said Alex Mayweg, Chairman of T-knife and Managing Director at Versant Ventures. “We are pleased to be progressing TK-8001 toward the clinic and to advance our broader portfolio of product candidates.”

T-knife is leveraging its proprietary HuTCR transgenic mouse platform to discover and develop a portfolio of TCR-T programs to treat patients with solid tumors. T-knife’s lead program, TK-8001, is a novel TCR-T product candidate targeting MAGE-A1 positive cancers. T-knife plans to begin enrolling patients in the TK-8001 IMAG1NE Phase 1/2 clinical study in the fourth quarter of 2021 and is planning to submit INDs/CTAs for additional product candidates in 2022.

“The field of TCR-T holds significant promise to change the treatment paradigm for many cancer patients,” said Karin Kleinhans, PhD, Partner at LSP who joined T-Knife’s board in connection with the Series B financing. “We are highly encouraged by the progress being made at T-knife to advance its important next-generation therapies.”

Olivier Litzka, Partner at Andera Partners, commented, “As a founding investor, it is gratifying to witness the continued success at T-knife. The completion of the Series B financing is an important milestone that will enable us to execute on our vision of building a leading transatlantic immuno-oncology company.”

 

About the HuTCR platform
T cells play a key role in the immune response by directly recognizing and eliminating infected, foreign or altered cells, such as cancer cells. To do this, they use their T-cell receptors (TCRs) to scan the surface of other cells for foreign antigens presented on Human Leukocyte Antigen (HLA) complexes. Cancer cells can be recognized by mutated or viral antigens expressed only in the tumor, or self-antigens normally expressed during embryonic development and in non-somatic adult tissues. Genetic engineering of T cells with TCRs recognizing antigens aberrantly or over-expressed in cancers can redirect these T cells to the tumor, potentially offering curative responses to cancer patients.

The ability to identify potent cancer-specific TCRs has been limiting for the field of TCR-T. In the case of self-antigens, T cells bearing those TCRs are eliminated during T cell development to avoid recognition and attack of healthy tissues. For non-self tumor antigens, such as those derived from viral sequences or mutations, the very low T cell frequency in the blood has limited TCR discovery efforts.

To overcome these challenges, T-knife has developed transgenic mice (HuTCR mice) carrying the human TCRαβ gene loci and expressing multiple human HLAs. Immunizing HuTCR mice with human tumor antigens, for which mice are not tolerant, allows for the identification of both CD4+ and CD8+ T cells with TCRs that have optimized affinity / specificity profiles capable of mediating significant anti-tumor activity. The TCRs from HuTCR mice are of higher affinity for tumor self-antigens than TCRs isolated from human donors and are naturally optimized to maintain a high specificity profile, making HuTCR mice a powerful high-throughput platform for rapidly generating TCRs with best-in-class potential.

About T-Knife Therapeutics, Inc.

T-knife is a next-generation T-cell receptor (TCR) company developing a pipeline of therapeutics for solid tumor patients. The company leverages its proprietary humanized T-cell receptor (HuTCR) mouse platform to produce fully human TCRs, naturally selected in vivo for optimal affinity and specificity.

T-knife is developing a pipeline of potential first/best-in-class TCR therapeutics against targets with high unmet medical need, including cancer testis antigens, viral antigens and commonly shared neoantigens. T-knife was founded by leading T-cell and immunology experts using technology developed at the Max Delbruck Center for Molecular Medicine together with Charité University Hospital in Berlin. For additional information, please visit the company’s website at www.t-knife.com.

 

produzieren / 29.07.2021
Eckert & Ziegler unterstützt Ravensburger ICPO-Stiftung: Impulse für den Wissenschaftsstandort Deutschland

Die Eckert & Ziegler AG (ISIN DE0005659700; TecDAX), ein weltweit tätiger Spezialist für medizinische Anwendungen von Radioisotopen, wird die ICPO, eine gemeinnützige Ravensburger Stiftung zur Förderung neuer Behandlungsformen in der Nuklearmedizin, künftig unterstützen und auf der ICPO-Konferenz in München im Oktober 2021 präsentieren.

Ziel der ICPO und ihrer Veranstaltungen ist es, die globale Infrastruktur und die Ausbildung von Fachpersonal für innovative nuklearmedizinische Therapien u.a. auf dem Feld der Krebsbehandlung aufzubauen (Home - ICPO 2021FORUM (icpo-forum.org)).

„Wir sind überzeugt, mit der Unterstützung der ICPO nicht nur eigenem Nutzen zu dienen, sondern auch dem akademischen Umfeld Impulse zu geben“, erläuterte Dr. Andreas Eckert, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Eckert & Ziegler AG. „Große Teile der bundesdeutschen Hochschulforschung schmoren, was die Relevanz für den medizinischen Fortschritt betrifft, im eigenen Saft. Kaum ein Forschungsergebnis wird als Medikament zugelassen. In einer jüngst veröffentlichten Studie, die wir gemeinsam mit der Universität Hamburg erstellt haben[1], zeigt sich, dass unter den medizinischen Durchbrüchen der letzten Dekade (2010 bis 2019) nicht eine einzige deutsche Universität wesentlich beteiligt war.“

In der bundesdeutschen Nuklearmedizin besteht aufgrund jüngerer akademischer Patentierungen nun die Chance, dies zu ändern. Zahlreiche radiopharmazeutische Wirkstoffkandidaten in fortgeschrittenen klinischen Phasen basieren auf Entdeckungen, die hierzulande gemacht wurden. Mit dem Erwerb der Würzburger PENTIXAPHARM konnte Eckert & Ziegler jüngst erstmals in Medikamentenentwicklungen investieren, die auf Patenten einer deutschen Hochschule, der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität, basierten. Bislang hatte der Konzern seine Schutzrechte für innovative Produkte weitgehend von ausländischen Hochschulen einlizensiert.

„Die ICPO-Stiftung nutzt das Ökosystem, das sich in den letzten Jahren in der Bundesrepublik auf dem Gebiet der Radiotherapeutika gebildet hat, um solche Entdeckungen im großen Maße tatsächlich für Patienten zu erschließen. Das ist eine großartige Initiative, die man unterstützen muss.“

Eckert fügte hinzu: „Den Wohlstand unserer Gesellschaft werden wir angesichts der demographischen Entwicklung und dem Niedergang der schulischen Bildung nur halten können, wenn wir die Effizienz der Translation, also der Übersetzung von Forschung in Wertsteigerung, massiv erhöhen. Dazu ist der enge Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unabdingbar“.

[1] https://econpapers.repec.org/paper/hcewpaper/068.htm

forschen / 22.07.2021
Berliner Wissenschaftspreis: Anton Henssen ausgezeichnet

Porträtfoto Anton Henssen. Foto: Wiebke Peitz, Charité
Porträtfoto Anton Henssen. Foto: Wiebke Peitz, Charité

Für seine zukunftsweisende Forschung zu Krebserkrankungen bei Kindern erhält der Forscher und Arzt Dr. Anton Henssen den Nachwuchspreis beim Berliner Wissenschaftspreis 2020. Die Auszeichnung ist am 22. Juli vor dem Roten Rathaus von Berlins Regierenden Bürgermeister verliehen worden.

Anton Henssen erhält den Berliner Wissenschaftspreis 2020 in der Kategorie Nachwuchs. Der Kinderonkologe ist Gruppenleiter am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin. Henssen erforscht die Ursachen von seltenen Tumorarten bei Kindern wie das Neuroblastom. Dabei konzentriert er sich auf die Rolle kleiner DNA-Ringe – ein völlig neuer genetischer Mechanismus der Krebsentstehung – und er nutzt Technologien wie die Einzelzell-Analyse. Sein Ziel ist es, seinen kleinen Patientinnen und Patienten mit personalisierten Therapien künftig besser helfen zu können. Parallel zu seiner Forschung auf dem Campus Buch arbeitet Henssen an der Charité als Arzt in der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie. Seine Arbeit bettet sich optimal in das wissenschaftliche Umfeld der Hauptstadtregion ein und ist ein hervorragendes Beispiel für die Wirkung anwendungsorientierter Forschung, hieß es in der Begründung. 

Der mit 10.000 Euro dotierte Nachwuchspreis wird jedes Jahr mit dem Berliner Wissenschaftspreises an junge Forscherinnen und Forscher vergeben, die nicht älter als 35 Jahre sind. Die Auszeichnung würdigt innovative Forschungsansätze in einem Berliner Zukunftsfeld mit besonderem Nutzen für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. Mit dem Berliner Wissenschaftspreis werden in Berlin entstandene hervorragende Leistungen in Wissenschaft und Forschung gefördert. Ein zentrales Anliegen ist, eine Basis für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Berlins zu schaffen. Der Preis wird für 2020 zum dreizehnten Mal verliehen, ist mit 40.000 Euro dotiert und geht dieses Jahr an Professor Christian Drosten. Die Veranstaltung war im Herbst 2020 pandemiebedingt verschoben worden und wurde nun im Rahmen der Wissensstadt Berlin 2021 nachgeholt.

„Die Auszeichnung geht an ein Team“

Anton Henssen sagte nach der Preisverleihung: „Ich freue mich und bin sehr dankbar für die Auszeichnung. Auch wenn ich diesen Preis erhalte, geht die Auszeichnung an ein Team aus internationalen Kooperationspartnern. Denn ohne solche Teamarbeit wäre die von meinem Labor durchgeführte Forschung nicht möglich gewesen.“

Der Regierende Bürgermeister und Senator für Wissenschaft und Forschung von Berlin Michael Müller betonte: „Mit seiner zukunftsweisenden Forschung legt er wichtige Grundlagen, damit wir zu neuen Durchbrüchen in der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern gelangen. Mit ihrer Arbeit zeigen beide Preisträger, wie stark die Berliner Wissenschaft ist und darauf kann unsere Stadt zurecht stolz sein.“

Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm.), sagte: „Ich freue mich außerordentlich und gratuliere Anton Henssen zu dieser tollen Auszeichnung. Anton Henssen verbindet aus meiner Sicht auf ideale Art und Weise die Grundlagenforschung und mit der direkten Anwendung. Er bringt sein Wissen und seine Erfahrungen als Krebsarzt aus der Klinik mit ins Labor und macht umgekehrt seine innovativen Forschungsansätze und Erkenntnisse wieder für die erkrankten Kinder nutzbar. Ich wünsche Anton Henssen und seinem Team von Herzen viel Erfolg auf diesem Weg.“

Über den Preisträger

Der Kinderonkologe PD Dr. med. Anton G. Henssen ist in Düsseldorf aufgewachsen und arbeitet seit Ende 2018 am Berliner Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung von Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Henssen hat im Anschluss an eine neurowissenschaftliche Ausbildung im Forschungszentrum Jülich im Jahr 2013 seinen Doktor an der RWTH Aachen gemacht. Als Assistenzarzt am Universitätsklinikum Essen befasste er sich danach erstmals vertieft mit kindlichen Tumoren. Während eines Forschungsaufenthalts in den USA am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York (2013 bis 2016) spezialisierte er sich auf die DNA-Sequenzierung von Tumoren in Kindesalter. Im Jahr 2016 kam er nach Berlin, um im Clinician Scientist-Programm des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und der Charité zu arbeiten. Seit Ende 2018 leitet Henssen am ECRC die Emmy-Noether-Forschungsgruppe „Genomische Instabilität bei kindlichen Tumoren“, die zugleich auch Gastgruppe am MDC ist. Seit 2020 wird seine Forschung vom European Research Council (ERC) mit einem Starting Grant gefördert. Parallel zu seiner Forschung auf dem Campus Buch arbeitet Henssen an der Charité als Arzt in der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie.

Weiterführende Informationen

Berliner Wissenschaftspreis und Preisträger*innen

Livestream zur Veranstaltung mit Videos zu den Preisträgern

Der DNA-Künstler. Porträt Anton Henssen

Der Herr der Ringe: Preis der Kind-Philipp-Stiftung für Anton Henssen

Dem Ursprung und Wirken zirkulärer DNA auf der Spur: Anton Henssen erhält ERC Starting Grant.

Wie DNA-Ringe Krebs bei Kindern verursachen

AG Anton Henssen. Genomische Instabilität in pädiatrischen Tumoren

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Pressemitteilung auf der Website des MDC:
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/berliner-wissenschaftspreis-anton-henssen-ausgezeichnet

forschen, bilden / 22.07.2021
Ulrich Scheller ist MINT-Botschafter des Jahres 2021

Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH (Foto: David Ausserhofer/Campus Berlin-Buch GmbH)
Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH (Foto: David Ausserhofer/Campus Berlin-Buch GmbH)

Im Rahmen einer virtuellen Feierstunde wurden 46 Ehrenamtliche aus dem bundesweiten Netzwerk „MINT Zukunft schaffen!“ ausgezeichnet, darunter Dr. Ulrich Scheller als MINT-Botschafter des VBIO Berlin im Gläsernen Labor Buch

Um junge Menschen für Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu gewinnen, engagieren sich rund 20.000 MINT-Botschafterinnen und -Botschafter in der Initiative „MINT Zukunft schaffen!“. Schwerpunkt der Initiative ist es, Schülerinnen und Schüler für MINT zu begeistern und Schulen im Bereich MINT zu motivieren, zu fördern und auszuzeichnen.

Auch in diesem Jahr ließ es sich die Schirmherrin Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel nicht nehmen, die Ehrung ausgewählter Botschafterinnen und Botschafter per Videobotschaft zu begleiten und deren Engagement persönlich zu würdigen. „MINT-Bildung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche berufliche Zukunft vieler junger Menschen. MINT-Kompetenzen erschließen uns allen ein gutes Stück Zukunft. Und als MINT-Botschafterinnen und -Botschafter haben Sie großen Anteil daran. Sie inspirieren und motivieren, und so hoffe ich, dass Sie sich auch weiter engagieren“, so Dr. Merkel.

Die Ehrung selbst wurde von Herrn Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender „MINT Zukunft schaffen!“ vorgenommen: „Ohne die ehrenamtlichen MINT-Botschafterinnen und -Botschafter gäbe es keine breit aufgestellte MINT-Projektlandschaft mit tausenden MINT-Aktivitäten. Sie haben Freude an der Weitergabe von Wissen, sie bilden sich und andere weiter, sie leben MINT-Motivation vor. Die MINT-Botschafterinnen und Botschafter tragen so entscheidend zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen MINT-Welt bei. Herzlichen Dank dafür“, so Thomas Sattelberger.

Botschafter des VBIO Berlin im Gläsernen Labor

Dr. Ulrich Scheller engagiert sich im Verband Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland (VBiO) ganz besonders für die naturwissenschaftliche Bildung Jugendlicher. Seit viele Jahren ist er im Vorstand des Landesverbandes Berlin Brandenburg aktiv.

Dr. Scheller gehört zu denen, die das Gläserne Labor im renommierten Wissenschafts- und Biotechnologiepark Campus Berlin-Buch erfolgreich etabliert und weiterentwickelt haben. Heute ist er als Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH für diese Bildungseinrichtung verantwortlich. 1999 eröffnet, bietet das Gläserne Labor inzwischen rund 14.000 Jugendlichen pro Jahr die Möglichkeit, zu den Themen Molekularbiologie, Herz-Kreislauf, Neurobiologie, Chemie, Radioaktivität sowie Ökologie zu experimentieren. Die Mitmachexperimente sind eng auf die aktuelle biomedizinische Forschung der Einrichtungen des Campus bezogen. Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie sowie weitere Partner fördern die Bildungsarbeit des Gläsernen Labors aktiv. Durch die enge Kooperation kann Wissen vermittelt werden, das noch nicht im Lehrbuch steht. Wissenschaftler*innen des Campus unterstützen die Schüler*innen beim selbstständigen Experimentieren und geben Einblicke in die spannende Welt der Forschung.


Die zugehörige Pressemitteilung sowie das Video-Grußwort der Bundeskanzlerin zu Ehren der MINT-Botschafter*innen des Jahres finden Sie hier.


Als MINT-Botschafter*innen des Jahres 2021 wurden geehrt:

Bianca Woeltje
MINT-Botschafterin bei Amazon Web Services


Dr. Anna Schüth
MINT-Botschafterin von Cybermentor


Dr. Gloria Becker
MINT-Botschafterin der Deutschen Mathematiker-Vereinigung als Mathemacherin


Marcel Arendt
MINT-Botschafter bei Esri 


Prof. Dr. Insa Melle
MINT-Botschafterin der GDCh am Fortbildungszentrum Dortmund

Rita Tandetzke
MINT-Botschafterin der GDCh am Fortbildungszentrum Erlangen/Nürnberg

Univ.-Prof. Dr. Arnim Lühken
MINT-Botschafter der GDCh am Fortbildungszentrum Frankfurt/Main

Prof. Dr. Matthias Ducci
MINT-Botschafter der GDCh am Fortbildungszentrum Karlsruhe

Prof. Dr. Rebekka Heimann
MINT-Botschafterin der GDCh am Fortbildungszentrum Leipzig/Jena

Prof. Dr. Timm Wilke
MINT-Botschafter der GDCh am Fortbildungszentrum Leipzig/Jena

Prof. Dr. Marco Beeken
MINT-Botschafter der GDCh am Fortbildungszentrum NordWest

Prof. Dr. Ingo Eilks
MINT-Botschafter der GDCh am Fortbildungszentrum NordWest

Prof. Dr. Alfred Flint
MINT-Botschafter der GDCh am Fortbildungszentrum Rostock

Prof. Dr. Volker Woest
MINT-Botschafter der GDCh am Fortbildungszentrum Leipzig/Jena


Univ.-Prof. Dr. Markus Peschel
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

Stephanie O’Neal
MINT-Botschafterin der Kinderuni Saar

Nicole Müller-Bruverius
MINT-Botschafterin der Kinderuni Saar 

Univ.-Prof. Dr. Franziska Lautenschläger
MINT-Botschafterin der Kinderuni Saar

PD Dr. Guido Falk
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

Dr. Thomas John
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

Univ.-Prof. Dr. Christoph Becher
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

Jun.-Prof. Dr. Elke Neu-Ruffing
MINT-Botschafterin der Kinderuni Saar

Stefanie Krämer
MINT-Botschafterin der Kinderuni Saar

Paula Fischer
MINT-Botschafterin der Kinderuni Saar

Patrick Felix Peifer
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

Simon Schwindling
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

PD. Dr. med. Sebastian Ewen
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

Dr. med. Colmar Niederstadt
MINT-Botschafter der Kinderuni Saar

Edith Maas
MINT-Botschafterin der Kinderuni Saar


Dr. Sebastian Groß
MINT-Botschafter bei MathWorks


Prof. Dr. Nicola Marsden
MINT-Botschafterin des Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.
Forschungsprofessur Sozioinformatik, Hochschule Heilbronn


Juliane George,
MINT-Botschafterin in der Girls Day Akademie Dresden


Uwe B. Baumbach
MINT-Botschafter im VDE Chemnitz e.V.


Pauline Rößle
MINT-Botschafterin bei Salesforce, Dual Student @ Solution Engineering

Dinara Asam
MINT-Botschafterin bei Salesforce, Dual Student @ Solution Engineering

Leonard Klein
MINT-Botschafter bei Salesforce, Dual Student in Solution Engineering 

Lukas Nohl
MINT-Botschafter bei Salesforce, Dual Student in Solution Engineering

Jan Paul Poeschke
MINT-Botschafter bei Salesforce, Dual Student at Salesforce

Diana Ritter
MINT-Botschafterin bei Salesforce, Dual Student – BDR at Salesforce

Cathleen Jaenicke
MINT-Botschafterin bei Salesforce


Vivien Kohlhaas
MINT-Botschafterin am Science College Overbach

Philipp Mülheims
MINT-Botschafter am Science College Overbach

Thomas Windt
MINT-Botschafter am Science College Overbach

Tom Schönijahn
MINT-Botschafter am Science College Overbach


Dr. Ulrich Scheller
MINT-Botschafter des VBIO Berlin im Gläsernen Labor Buch


Dr. Kevin Rick
MINT-Botschafter des VDE e.V. 

 

bilden / 21.07.2021
Ein Ferientag zum Thema BIENEN

Wildblumenwiese auf dem Campus Berlin-Buch (Foto: David Ausserhofer/Campus Berlin-Buch)
Wildblumenwiese auf dem Campus Berlin-Buch (Foto: David Ausserhofer/Campus Berlin-Buch)

Kaum wird es wärmer und die ersten Blüten lassen sich sehen, summt und brummt es in Gärten und Grünanlagen. Bienen fliegen in gewagten Flugmanövern von Blüte zu Blüte, sammeln Nektar und bestäuben dabei die Blüten. Tänzelnd zeigen sie anderen Bienen, wo die besten Futterstellen zu finden sind.

Das Gläserne Labor, die Stadtteilbibliothek Buch und Spielkultur Berlin-Buch e.V. laden Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zu einem Ferientag rund um die Biene ein. Dabei gibt es viele spannende Dinge zu erfahren: Welche Obst- und Gemüsesorten gäbe es ohne die bestäubenden Insekten nicht? Wie leben Bienen? Wie sind die Augen von Bienen aufgebaut und wie sehen Bienen?

Wissen aus Büchern und Experimenten
Um ihr Wissen zu erweitern, stöbern die Kinder zunächst in der Bibliothek in bereitgestellten Medien. Dort stehen auch Experimente bereit: Wer schon immer mal wie eine Biene sehen wollte, darf durch ein Facettenauge gucken und Blüten auf dem UV-Lichttisch ansehen. Mit allen Sinnen geht es weiter beim Honigtest: Hier erfahren die Kinder, wie unterschiedlich Honige riechen, schmecken und aussehen können.

Lebensräume der Bienen kennenlernen
Die nächste Station ist der grüne Campus Berlin-Buch. Hier dürfen die Kinder den Alltag der Bienen am Bienenstock des Gläsernen Labors beobachten. Sie können das Innenleben des Stocks erforschen und sogar Honigproben entnehmen.

Zahlreiche Wildbienenarten leben nicht als Volk zusammen, sondern sind Einzelgänger und bevorzugen Nistplätze an verschiedensten Orten. Insektenhotels können den Wildbienen helfen, sich anzusiedeln. Doch dabei gilt es, geeignete Materialien zu verwenden und die Inneneinrichtung richtig anzulegen. Die Experten dafür finden sich auf dem Abenteuerspielplatz Moorwiese. An dieser letzten Station des Ferientages kann jedes Kind sein eigenes Insektenhotel bauen.

Termine: 4. August 2021; 5. August 2021 & 6. August 2021, jeweils 9 bis 17 Uhr

Geeignet für Kinder von 6 bis 10

Dauer: Eintägig

Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich.
Anmeldung und weitere Informationen:
Stadtteilbibliothek Buch bei Doreen Tiepke unter doreen.tiepke@ba-pankow.berlin.de unter Benennung des Wunschtermins

Anmeldefrist bis zum 20. Juli 2021

Veranstaltungsort: Der Kurs findet in Berlin-Buch in der Stadtteilbibliothek, im Gläsernen Labor auf dem Campus Berlin-Buch und auf der Moorwiese statt.

Kosten: keine

Die Ferientage zum Thema BIENEN werden von der HOWOGE gefördert.

Zur Corona Pandemie: Die Veranstaltung findet zumeist draußen oder in großen, belüfteten Räumen statt, so dass Abstand gewahrt werden kann. Die Gruppe wird eine Anzahl von 12 Kindern und zwei Dozenten nicht übersteigen. Wir bitten um das Tragen eines Mundschutzes und regelmäßiges Händewaschen.

forschen / 16.07.2021
Nach altem Muster

Foto: Claudia Wüstenhagen/Berlin Partner
Foto: Claudia Wüstenhagen/Berlin Partner

Virchows Lehre wird heute mit voller Computerpower weitergetrieben. Als Rudolf Virchow im Oktober 1839 sein Medizinstudium in Berlin begann, galt in der Medizin noch die Viersäftelehre aus der Antike. Keine zwei Jahrzehnte später mussten die Lehrbücher neu geschrieben werden: Der zwischenzeitlich zum Dr. med. promovierte Virchow konnte zeigen, dass der gesamte menschliche Körper aus Zellen besteht und diese winzigen Einheiten in ihrer morphologischen Erscheinung Krankheitsentwicklungen widerspiegeln können. Mit Virchows revolutionärer „Zellularpathologie“ war ein völlig neues Verständnis von Krankheitsursachen gefunden. Seine Lehre gilt bis heute und legte den Grundstein der modernen, wissenschaftlich begründeten Medizin.

Dabei waren die Voraussetzungen für eine derart folgenreiche Entdeckung aus heutiger Sicht bescheiden. Virchow betrachtete Gewebeproben unter einem einfachen Mikroskop mit Hilfe eines Spiegels und Sonnenlicht. Um Zellstrukturen sichtbar zu machen, färbte er das Gewebe mit Farbstoffen ein, die Chemiker für ihn zusammenmischten. 20 Krankheiten diagnostizierte der Urheber der zellulären Pathologie auf diese Art und Weise, darunter Leukämie und Thrombosen. Ärzte und Wissenschaftler des 21. Jahrhunderts arbeiten immer noch mit Färbeverfahren, wenn sie morphologische Muster von Zellen erkennen wollen; ein bekanntes Beispiel ist die Feindiagnostik von Krebs. Nur, dass es heute fluoreszierende Farbstoffe sind und sich das Equipment ein wenig von dem des 19. Jahrhunderts unterscheidet.

Ein Blick in die Screening Unit am FMP zeigt, wie sich die Dinge weiterentwickelt haben: Die State of the Art Technologie besteht aus einem vollautomatisierten konfokalen Mikroskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist und für jede einzelne Zelle 1.000 morphologische Eigenschaften automatisch erfasst. Da knapp 400 Experimente gleichzeitig auf einer Testplatte (200 gibt es davon in der FMP-Wirkstoffbibliothek) durchgeführt werden können, entstehen allein bei einem Durchlauf nicht weniger als 400 Millionen Datensätze für jede einzelne Testplatte. Selbst ein Vordenker wie Rudolf Virchow wäre nicht in der Lage, diese Datenmengen zu analysieren. Das hochauflösende Mikroskop ist darum mit einer Flotte an Hochleistungsrechnern verbunden, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz selbst schwächste Veränderungen in Zellen aufdecken und bestimmten Klassen respektive Krankheiten zuordnen können. „Wir arbeiten in Virchows Tradition, aber mit einer Computerpower, die sich damals niemand vorstellen konnte“, erzählt Screening-Unit-Leiter Dr. Jens von Kries.

„Virchow 2.0“ nennt er das Konzept der computergestützten Mustererkennung, das sich für die Wirkstoffsuche ebenso eignet wie für die Diagnostik von Krankheiten. Derzeit nutzt das Team um von Kries die neue Technologie zur Zelltoxizität-Profilierung. Die Forscher wollen herausfinden, welche der 70.000 chemischen Substanzen aus ihrer Wirkstoffbibliothek giftig sind. Die Klassifizierung soll das von Roboterarmen assistierte Wirkstoff-Screening künftig noch effizienter machen. „Virchow 2.0“ soll bald auch für die personalisierte Medizin eingesetzt werden. Wenn zum Beispiel Krebspatienten Resistenzen gegenüber Medikamenten entwickelt haben, können die Forscher anhand von Gewebeproben nach alternativen Arzneimitteln suchen. Entsprechende Anfragen aus Virchows langjähriger Wirkungsstätte – der Charité – liegen bereits vor. Weitere Anwendungsfelder sind laut Jens von Kries geplant, und auch die maschinelle Mustererkennung sei noch nicht ausgereizt.

„Virchow hat Grenzen verschoben“, sagt er, „und wir versuchen das ebenfalls mit den technologischen Möglichkeiten von heute.“
 

Text: Beatrice Hamberger
 

 

bilden / 13.07.2021
Einladung zur Buch_KulTour 2021

Plakat Buch_KulTour 2021
Plakat Buch_KulTour 2021

Das künftige Bildungs- und Integrationszentrum Buch stellt sich vor

Im Zentrum von Berlin-Buch soll eine neue Heimat für Kultur und Bildung entstehen: Auf der Freifläche Groscurthstraße 21-33 wird auf ca. 3.300 qm und vier Etagen das Bildungs- und Integrationszentrum (BIZ) Buch errichtet. Bislang sind nur Bibliothek und Musikschule in Buch präsent, doch das soll sich zukünftig ändern: Erstmals ziehen Volkshochschule, Musikschule, Bibliothek und der Bereich Kunst und Kultur mit Kunstwerkstätten und Tanzräumen in ein gemeinsames Haus, ergänzt um das Gläserne Labor des Campus Berlin-Buch und einzelne Ausstellungen des Pankower Museums.

Die detaillierten Planungen für das Gebäude und die Freiflächen sind abgeschlossen. Bald werden die ersten bauvorbereitenden Maßnahmen auf der Fläche starten. 2025 soll das BIZ Buch feierlich eröffnet werden. Bis dahin wird es eine Vielzahl an kleinen und größeren Aktionen in Berlin-Buch geben, um den Gedanken des BIZ Buch gemeinsam zu erleben.

Die jährlich stattfindende Aktionswoche Buch_KulTour soll als Vernetzung der Einrichtungen Gläsernes Labor, Stadtbibliothek, Jugendkunstschule, Museum, Volkshochschule, Musikschule und Kunstwerkstätten mit Angeboten aller Einrichtungen einen ersten Eindruck vermitteln. Vom 1. bis 7. August 2021 sind die interessierten Bucher:innen –  von Jung bis Alt –  eingeladen, teilzunehmen an Workshops, Sprachkursen, Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten und naturwissenschaftlichen Experimenten. Die Teilnahme an den einzelnen Veranstaltungen ist kostenfrei.

Aktionswoche vom 1. bis 7. August

Den Auftakt der Aktionswoche Buch_KulTour 2021 bildet ein Eröffnungskonzert am Sonntag. In der Aktionswoche werden z.B. musikalische Workshops der Musikschule, ein Bienenprojekt des Gläsernes Labors und eine Ausstellung über Max Skladanowsky des Museums Pankow in der Stadtbibliothek, Sprachkurse und Beratung durch die Volkshochschule sowie Mal- und Zeichenkurse der Jugendkunstschule angeboten. Zum Abschluss der Aktionswoche ist auch ein kleines Gartenfest der Musikschule mit Spieltänzen und Musik des Orchesters INKLUSIV geplant.

Anmeldungen für die Teilnahme an den entgeltfreien Veranstaltungen der Buch_KulTour 2021 werden von der Volkshochschule (VHS Pankow) telefonisch unter (030) – 90 295-1700 oder schriftlich per E-Mail an: vhs@ba-pankow.berlin.de angenommen. Persönliche Anmeldungen sind auch in der Stadtbibliothek Buch, Wiltbergstraße 19-23 möglich.

Weitere Informationen finden Sie online auf der Webseite des Bezirksamtes Pankow von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur: https://www.berlin.de/ba-pankow/buch_kultour.

Text: Bezirksamt Pankow

heilen / 07.07.2021
Helios Klinikum Berlin-Buch lädt mit Fridays for Kids zu regelmäßigen Kinder-Aktionstagen ein

Sport, Spaß und Erfahrungsaustausch – all das erwartet Familien bei Fridays for Kids im Helios Klinikum Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Sport, Spaß und Erfahrungsaustausch – all das erwartet Familien bei Fridays for Kids im Helios Klinikum Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Medizinische Versorgung von Kindern nachhaltig verbessern

Der Juli steht im Zeichen der Bewegung – zumindest im Helios Klinikum Berlin-Buch. An vier Freitagen werden hier, von Fachpersonal begleitet, kleine Sport- und Bewegungsaktionen vorbereitet. Die Events sind der Auftakt zu einem großen Programm, bei dem Pädiatrie neu gedacht werden soll. Eingeladen sind alle Kinder und deren Eltern, die sich auf einen tollen Nachmittag mit Spiel und Spaß freuen können und auf die Möglichkeit des Austausches zu unterschiedlichen Themen rund um die Kinder- und Jugendmedizin.

An vier Freitagen im Juli wird es vor dem Klinikum verschiedene Workshops und Spielangebote zu unterschiedlichen Themen geben, die eine Mischung aus Spiel, Sport und Spaß sind. Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche ihren Körper wieder bewusster wahrnehmen, sowie der Austausch mit den Eltern, wie die Pädiatrie der Zukunft aussehen könnte.

Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch:

“Ich bin mir sicher, dass den Kindern dieses Angebot großen Spaß machen wird. Die kleinen sportlichen Events werden zudem genutzt, um in den Austausch mit den Familien zu gehen, um zu verstehen, was sie bei ihrer Krankengeschichte unterstützen würde. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Eltern ehemaliger Patientinnen und Patienten mit ihren Kindern kommen und mit uns ihre Erfahrungen und Eindrücke teilen. Unser Ziel ist es, die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern. Dafür starten wir ein Programm, das Gesundheit als ganzheitlichen Ansatz verfolgt und Pädiatrie neu definiert.“


Wir laden ein zu folgenden Terminen:


Freitag 09.07.2021, 15-17 Uhr zum Thema „Sinne erleben“

Freitag 16.07.2021, 15-17 Uhr zum Thema „der Körper“

Freitag 23.07.2021, 15-17 Uhr zum Thema „der Geist”

Freitag 30.07.2021, 15-17 Uhr zum Thema „der Mensch im Krankenhaus“

Wo: Helios Klinikum Berlin-Buch

Schwanebecker Chaussee 50; 13125 Berlin

Große Wiese rechts vom Haupteingang

forschen / 05.07.2021
Ein Fehler in den Proteinfabriken des Herzens

Abb.: Mariana Guedes Simoes / AG Panakova
Abb.: Mariana Guedes Simoes / AG Panakova

Forschende des MDC haben eine bisher unbekannte Ursache für die Herzhypertrophie gefunden. Wie sie im Fachblatt „Genome Biology“ berichten, führen Abweichungen im Erbgut dazu, dass die Ribosomen der Herzzellen nicht effektiv arbeiten. Die gestörte Eiweißproduktion lässt das Organ zu stark wachsen.

Eine krankhafte Zunahme der Herzmuskelmasse gilt als die häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod. Wie es zu dieser Herzhypertrophie kommen kann, hat jetzt ein Team um Professor Norbert Hübner, den Leiter der Arbeitsgruppe „Genetik und Genomik von Herz-Kreislauferkrankungen“ am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), herausgefunden. Auch die MDC-Arbeitsgruppe „Nicht-kodierende RNAs und Mechanismen der Genregulation im Cytoplasma“ von Dr. Marina Chekulaeva war an der Studie beteiligt.

Die Wissenschaftler*innen haben einen komplexen molekularen Mechanismus entschlüsselt, der die gesamte Proteinproduktion in den Ribosomen der Herzzellen stört. Das Herz bekommt also nicht die Eiweiße, die es eigentlich braucht. Dieser Herstellungsfehler wiederum fördert das abnorme Wachstum der Herzmuskelzellen. Veröffentlicht ist die Studie, an der 19 Forschende aus sechs Ländern mitgearbeitet haben, in der Fachzeitschrift „Genome Biology“.

Die komplette Eiweißproduktion ist beeinträchtigt

„Wir wollten herausfinden, wie natürliche genetische Variationen, die jedes Lebewesen aufweist, zur Entstehung komplexer Krankheiten beitragen können“, sagt Dr. Sebastiaan van Heesch, der gemeinsam mit Hübner Letztautor der Studie in „Genome Biology“ ist. Bis Juni 2020 gehörte der Niederländer als Postdoktorand zu Hübners Arbeitsgruppe am MDC. Inzwischen forscht van Heesch mit einer eigenen Arbeitsgruppe wieder in seinem Heimatland, am Prinses Máxima Centrum für Pädiatrische Onkologie in Utrecht.

„Bekannt war bereits, dass Abweichungen im Erbgut beeinflussen können, ob und wie die Gene im Zellkern abgelesen werden“, sagt van Heesch. Dieser Transkription genannte Prozess ist der erste Schritt auf dem Weg zur Proteinherstellung. Veränderungen der DNA, die zur Herstellung einzelner fehlerhafter Proteine des Herzens führen, kannte man ebenfalls. „Aber dass es tatsächlich genetische Variationen gibt, die sich auf die komplette Proteinproduktion in den Ribosomen, den zellulären Eiweißfabriken, des Herzgewebes auswirken, war neu und auch für uns ziemlich überraschend“, sagt van Heesch.

Für lange Proteine besonders verheerend

„Wir haben für unsere Studie mit einer Gruppe von Ratten gearbeitet, von der wir alle genetischen Variationen kennen und zudem wissen, dass etwa die Hälfte der Tiere dieser Kreuzungen ein Herzleiden entwickelt“, berichtet Dr. Jorge Ruiz-Orera aus der gleichen Arbeitsgruppe. Ruiz-Orera ist gemeinsam mit Dr. Franziska Witte, die während der ersten Jahre der Studie Doktorandin im Labor von Hübner war und mittlerweile bei dem Berliner Forschungsunternehmen Nuvisan arbeitet, Erstautor*in der Studie.

„Um mehr über die Gründe für die Herzhypertrophie der Ratten herauszufinden, suchten wir nach einem Zusammenhang zwischen dem Erbgut der Tiere und der Funktion ihrer Ribosomen. Dort findet die Translation, also die Herstellung der Proteine, statt“, sagt Ruiz-Orera. Außerdem haben die Forscher*innen untersucht, ob Fehler in der Eiweißproduktion mit der bekannten Vergrößerung der Herzen in Verbindung stehen könnten.

Tatsächlich stieß das Team auf eine veränderte Region im Genom der Ratten, die einen Defekt in der gesamten Proteinsynthese zu Folge hat. Allerdings wirkt sich dieser Fehler auf lange und kurze Proteine unterschiedlich stark aus. „Bei kurzen Proteinen ist der Effekt nicht so verheerend“, erläutert Ruiz-Orera. „Lange Proteine, zum Beispiel das wichtige Muskeleiweiß Titin, hingegen werden viel weniger effizient produziert.“ Man habe zeigen können, dass sich dies negativ auf den Aufbau der Sarkomere, die kleinste funktionelle Einheit der Muskelfaser, auswirke. Letztendlich führt dieser Defekt zu einer Verdickung der Herzkammern und Herzversagen.

Ähnliche Effekte sogar bei Hefezellen

„Besonders bemerkenswert ist, dass ähnliche Erbgutvariationen auch bei anderen Arten – etwa bei Mäusen, Menschen und sogar bei einzelligen Organismen wie der Hefe – die gleichen Effekte auf die Proteinsynthese haben“, berichtet Hübner. Das zeige, wie verbreitet der genetisch bedingte Defekt in den Proteinfabriken der Zellen sei, wie wenig er sich im Laufe der Evolution verändert habe und wie wichtig er für die Entstehung komplexer Krankheiten, die auch den Menschen betreffen, sei.

„Der von uns entschlüsselte Mechanismus könnte womöglich erklären, warum manche Menschen genetisch prädisponiert sind, Herzhypertrophie zu entwickeln“, sagt Hübner. „Darüber hinaus legt unsere Arbeit den Grundstein für zukünftige Studien zur genetischen Veranlagung für komplexe Krankheiten, die auch andere Organe als das Herz betreffen können.“

Weiterführende Informationen

AG Hübner am MDC

AG van Heesch am Prinses Máxima Centrum für Pädiatrische Onkologie in Utrecht

Unbekannte Mini-Eiweiße im Herzen

Literatur

Franziska Witte, Jorge Ruiz-Orera et al. (2021): „ A trans locus causes a ribosomopathy in hypertrophic hearts that affects mRNA translation in a protein length-dependent fashion“. Genome Biology, DOI: 10.1186/s13059-021-02397-w

 

investieren, leben / 01.07.2021
Konzept für den Bucher Pankepark mit Bewegungs- und Aufenthaltsangeboten für alle Generationen

Skizze des Pankeparks (Abb.: Jens Henningsen)
Skizze des Pankeparks (Abb.: Jens Henningsen)

Erste Projekte im Ostteil werden zurzeit detailliert geplant

Schon lange wünschen sich die Menschen in Buch und die Pankower Politiker, dass zwischen S-Bahnhof und Autobahn ein Park mit Bewegungs- und Gesundheits­angeboten für alle entsteht. Das Bezirksamt Pankow hatte das Landschaftsarchitekturbüro Henningsen im vergangenen Jahr mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt. Es wurde am 22. Juni 2021 im Garten des Bucher Bürgerhauses vorgestellt. Vertreten waren das Stadtentwicklungsamt, der Bucher Bürgerverein, Straßensozialarbeiter von Gangway e.V., das BENN-Team, der Bucher Bote und engagierte Bürger:innen, von denen viele schon am Auftaktspaziergang im Oktober 2020 teilgenommen hatten. Organisiert und moderiert wurde die Veranstaltung von Mitarbeiter:innen der Gebietsbeauftragten Planergemeinschaft e.G.

Landschaftsarchitekt Jens Henningsen stellte das Konzept vor und ging auch auf die vielen Rahmenbedingungen ein. Das Projekt ist eher langfristig angelegt, denn der südliche Teil des Konzeptgebiets ist als Ausgleichsfläche für den Autobahnbau vorgesehen; die dort vorhandenen Bauwerke müssen in den nächsten Jahren abgerissen und die Flächen entsiegelt werden. Für die dortigen Nutzer, u.a. das Technische Hilfswerk (THW), müssen zuvor Ersatzstandorte gefunden werden. Im mittleren Bereich stehen ungenutzte Gebäude, die möglicherweise abgerissen werden. Eine Entscheidung steht hierzu noch aus.

Im südlichen Teil soll die Panke renaturiert werden, d.h. das Ufer wird so umgestaltet, dass der Fluss sich wieder winden – mäandern – kann. Der Pankesportplatz kann wahrscheinlich erst umgestaltet werden, wenn die Hufelandschule einen Neubau erhält. Doch zumindest im nördlichen Teil können erste kleinere Ideen mit Mitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung ab 2023 umgesetzt werden, wie Calisthenics-Sportgeräte und eine Boulefläche am Zugang zum S-Bahnhof sowie die Aufwertung der Promenade entlang der Sportplätze mit Fitness- und Bewegungs­angeboten, Tischtennisplatten und Bänken.

Trotz der langfristigen Perspektive wird das Gesamtkonzept gebraucht, denn in Buch wird sich in den nächsten Jahren sehr viel verändern: Vor allem könnten bis zu 3.500 neue Wohnungen am Sandhaus und in Buch Süd entstehen. Auch für die neuen Bewohner:innen ist ein Erholungs- und Bewegungsraum an der Panke wichtig. Das Büro Henningsen schlägt dafür im mittleren Teil einen Skaterrundweg, eine Boulderanlage (Klettern) und Fitnessgeräte sowie eine Wiese mit Baumgruppen vor. Östlich des die S-Bahn unterquerenden Weges könnte aus einem Wasserbecken an der ehemaligen Schule ein Teich entstehen. Hier sind eine Parcours-Anlage und ein Waldspielbereich angedacht, an der Panke sollen Bänke und nach Möglichkeit Plattformen oder Zugänge zum Wasser angelegt werden.

Die ehemalige Industriebahnbrücke soll als Aussichtspunkt mit einer Rampen- und Treppenanlage in Zukunft für alle erreichbar sein. Eine Schiene des Gleises könnte barrierefrei mit einem Gitterrost abgedeckt werden, die andere in einem wasser­gebundenen Belag sichtbar bleiben. 

Von den Gästen der Veranstaltung kamen viel Zustimmung und weitere Anregungen, wie die Einbeziehung von Kunst­werken am Wegesrand und der Wunsch nach Boule- und Schachflächen. Nicht zuletzt soll entlang der Industriebahn an die während der Nazizeit über diesen Weg deportierten Menschen erinnert werden.

Es bleibt viel Diskussionsstoff. Spätestens wenn die ersten Projekte anstehen, wird die Beteiligung über die genauen Inhalte fortgesetzt.

Download Lageplan Gesamtkonzept (PDF) © Henningsen Landschaftsarchitekten

Download Maßnahmensteckbrief Bewegungs- und Aufenthaltsfläche am südlichen S-Bahn-Zugang (PDF) © Henningsen Landschaftsarchitekten

Download Maßnahmensteckbrief Promenade am Pankesportplatz (PDF) © Henningsen Landschaftsarchitekten

Text: Anka Stahl

forschen, produzieren, bilden / 01.07.2021
„Zufällig genial?“ – Auftakt zur 57. Wettbewerbsrunde von Jugend forscht

Plakatmotiv Jugend forscht 2022 (© Jugend forscht)
Plakatmotiv Jugend forscht 2022 (© Jugend forscht)

Kinder und Jugendliche mit Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik können sich ab sofort online anmelden – Campus Berlin-Buch ist erneut Pate beim Regionalwettbewerb

Unter dem Motto "Zufällig genial?" startet Jugend forscht in die neue Runde. Ab sofort können sich junge Menschen mit Freude und Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) wieder bei Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb anmelden. Schülerinnen und Schüler, Aus­zubildende und Studierende bis 21 Jahre sind aufgerufen, in der Wettbewerbsrunde 2022 spannende und innovative Forschungsprojekte zu präsentieren.

Jugend forscht ermutigt alle, sich der Herausforderung zu stellen, zu forschen und zu experimentieren, zu tüfteln und zu erfinden – und dem Zufall Raum zu geben. Zugelassen sind sowohl Einzelpersonen als auch Zweier- oder Dreierteams. Die Anmeldung für die neue Runde ist bis 30. November 2021 möglich. Bei Jugend wird das Forschungsthema frei gewählt. Die Fragestellung muss sich allerdings einem der sieben Fachgebiete zuordnen lassen: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwis­senschaften, Mathematik/Informatik, Physik sowie Technik.

Für die Anmeldung im Internet sind zunächst das Thema und eine kurze Beschreibung des Projekts ausreichend. Im Januar 2022 müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine schriftliche Ausarbeitung einreichen. Ab Februar finden dann bundesweit die Regionalwettbewerbe statt. Auf dieser Ebene ist der Campus Berlin-Buch wieder Pate für Projekte aus Berlin. Wer regional gewinnt, tritt auf Landesebene an. Dort qualifizieren sich die Besten für das Bundesfinale Ende Mai 2022.

Mehr über Anmeldung und Teilnahme

Quelle: Jugend forscht e.V.

forschen / 01.07.2021
Initiative „Transparente Tierversuche“ startet

Initiative „Transparente Tierversuche“. Mehr als 50 Erstunterzeichnende sind dabei, darunter das MDC.

Die von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen getragene Informationsplattform „Tierversuche verstehen“ und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) starten am 1. Juli 2021 die Initiative „Transparente Tierversuche“. Darin erklären Forschungseinrichtungen mit lebenswissenschaftlicher Ausrichtung, transparent über Tierversuche zu informieren, den öffentlichen Dialog über tierexperimentelle Forschung aktiv zu gestalten sowie untereinander Erfahrungen auszutauschen und Aktivitäten bekannt zu machen. 

Zu den mehr als 50 Erstunterzeichnenden der Initiative gehören Universitäten, Klinika, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), forschende Unternehmen sowie Fachgesellschaften und Förderorganisationen. Weitere Einrichtungen sollen folgen. Eine eigens für die Initiative eingerichtete Webseite listet alle Unterzeichnenden auf, bietet Beispiele für gelungene Kommunikation zu Tierversuchen und stellt Informationen zur Unterstützung der Unterzeichnenden bei der Umsetzung der genannten Ziele zur Verfügung. Die Initiative folgt ähnlichen Aktivitäten in anderen europäischen Ländern, etwa Großbritannien, Frankreich und Spanien.

„Transparente Kommunikation ist uns am MDC seit vielen Jahren wichtig und so war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir der Transparenz-Initiative beitreten“, sagt Professor Thomas Sommer, der Wissenschaftliche Vorstand (komm.) des MDC. „Wir sagen, was wir tun, wie wir es tun und warum wir es tun. Uns geht es darum, die gesellschaftliche Debatten zu versachlichen. Denn davon bin ich überzeugt: Verständnis für wissenschaftliches Arbeiten und Vertrauen in die biomedizinische Forschung entsteht nur im gesellschaftlichen Dialog und nur durch größtmögliche Transparenz. Wie bedeutsam biomedizinische Forschung ist, erleben wir gerade in der Corona-Pandemie eindrücklich.“

Größtmögliches Gewicht für Transparenz

„Tierversuche sind ein gesellschaftlich kontrovers diskutiertes Themenfeld. Der transparenten Kommunikation über wissenschaftliche und ethische Aspekte der tierexperimentellen Forschung kommt daher eine besondere Stellung zu, um der Öffentlichkeit zu verdeutlichen, dass aktuell leider noch nicht alle Tierversuche in der lebenswissenschaftlichen Forschung vermieden werden können – und gleichzeitig herauszustellen, dass jeder Tierversuch erst nach sorgfältiger ethischer Abwägung des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns gegen das potenzielle Leid der Tiere erfolgt“, sagt DFG-Präsidentin Professorin Katja Becker.

Die Vorsitzende der DFG-Senatskommission für tierexperimentelle Forschung, Professorin Brigitte Vollmar, zeigt sich erfreut über die große Anzahl an Erstunterzeichnenden: „Bereits mehr als 50 Forschungseinrichtungen unterstützen die „Initiative Transparente Tierversuche“! Wir sind zuversichtlich, dass viele weitere Einrichtungen ihrer Verantwortung für eine transparente Information über tierexperimentelle Forschung gerecht werden und sich der Initiative anschließen. Wichtig ist die Unterstützung durch die gesamte Wissenschaftsgemeinschaft, um so dem Transparenzgedanken größtmögliches Gewicht zu geben.“

Für Professor Stefan Treue, den Vorsitzenden der Steuerungsgruppe von „Tierversuche verstehen“, ist die Transparenzinitiative ein weiterer wesentlicher Schritt hin zu einem proaktiveren Umgang mit tierexperimenteller Forschung: „Im Jahr 2016 hat die Allianz der Wissenschaftsorganisationen die Plattform „Tierversuche verstehen“ ins Leben gerufen, um das gesellschaftliche Interesse an Tierversuchen ernst zu nehmen und die Grundlage dafür zu schaffen, dass sich alle auf Basis solider und umfassender Informationen mit dem Thema auseinandersetzen können. Mit der heute gestarteten Initiative knüpfen wir daran an. Wir wollen die Unterzeichnenden darin unterstützen ihre transparente und offene Diskussion zur Forschung mit Tieren weiter voranzutreiben.“

„Be Open about Animal Research Day“

Die Initiative „Transparente Tierversuche“ reiht sich am 1. Juli 2021 in verschiedene Kommunikationsaktivitäten weltweit ein. Anlass ist der von der European Animal Research Association (EARA) organisierte, internationale „Be Open about Animal Research Day”, ein Aktionstag, an dem Beispiele für Offenheit und Transparenz in der tierexperimentellen Forschung geteilt werden. Die begleitende Social-Media-Kampagne ist unter dem Hashtag #BOARD21 zu finden. Das MDC ist seit 2013 Mitglied von EARA und hat sich damit bereits zu Transparenz in der Kommunikation zu Tierversuchen verpflichtet. 

Die Ständige DFG-Senatskommission für tierexperimentelle Forschung und die von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen koordinierte Plattform „Tierversuche verstehen“ haben die Initiative „Transparente Tierversuche“ gemeinsam ins Leben gerufen. Die Senatskommission ist ein interdisziplinär zusammengesetztes Expertengremium, das sich mit aktuellen wissenschaftlichen Entwicklungen sowie den komplexen ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen des Tierschutzes und der tierexperimentellen Forschung beschäftigt. Sie berät die Gremien der DFG sowie Politik und Behörden. „Tierversuche verstehen“ informiert aktuell und faktenbasiert über Tierversuche in öffentlich geförderter Forschung und trägt dazu bei, die gesellschaftliche Bedeutung tierexperimenteller Forschung zu vermitteln. 

In der biomedizinischen Forschung sind Tierversuche nach aktuellem Forschungsstand ein wichtiger Bestandteil des experimentellen Methodenspektrums. Für wesentliche grundlegende Erkenntnisse und medizinisch relevante Entwicklungen ist die Forschung mit Tieren essenziell. Zwar haben methodische Forschungsarbeiten der jüngeren Vergangenheit dazu beigetragen, dass Tierversuche in manchen experimentellen Ansätzen durch alternative Methoden ersetzt oder im Umfang reduziert werden können, ein vollständiger Ersatz von Tierversuchen ist jedoch noch nicht absehbar. Auch in Zukunft werden diese Versuche zum Erkenntnisgewinn und zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze und Methoden benötigt werden.

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/initiative-transparente-tierversuche-startet

forschen / 28.06.2021
Viermal so viele Informationen pro Zelle

Forscher*innen des BIH in der Charité, des MDC sowie aus den USA und Japan haben die Analyse von Einzelzellen auf eine neue Stufe der Präzision gehoben: Sie kombinierten Methoden, die mRNA, strukturelle Zugänglichkeit der DNA, Proteine sowie Mutationen in mitochondrialer DNA bestimmen, schreiben sie in „Nature Biotechnology“.

Bislang verstanden Biolog*innen unter der Single-Cell-Analyse insbesondere die Bestimmung des „messenger RNA“ (mRNA)-Profils einzelner Zellen. Diese Botenstoffe überbringen die Information aus dem Erbgut im Zellkern, der DNA, in das Zellplasma, wo die mRNA in Eiweiß (Protein) übersetzt wird. In jeder Zelle ist der Gehalt und die Zusammensetzung der mRNA individuell verschieden. So werden in Nervenzellen andere Proteine benötigt als in Leberzellen und entsprechend andere Gene auf der DNA abgelesen und in mRNA umgeschrieben. 

„Das Bild von der Zelle allein auf Basis des mRNA-Profils ist jedoch unvollständig“, erklärt Dr. Leif S. Ludwig, Leiter der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Stammzelldynamiken und mitochondriale Genomik“ am Berlin Institute of Heath (BIH) und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), und einer der leitenden Autoren der nun veröffentlichten Arbeit. Die Gruppe gehört seit kurzem dem gemeinsamen Forschungsfokus „Single-Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin“ an, den das BIH in der Charité gemeinsam mit dem MDC und der Charité gegründet hat. „Es werden nicht immer alle mRNA-Moleküle 1:1 in Protein übersetzt und nicht für jedes Gen ist die Menge an mRNA gut messbar. Wenn wir nun gleichzeitig die Proteinmenge bestimmen können, gibt uns das ein umfassenderes Bild von den Vorgängen in der Zelle.“ 

Verstehen, warum die Zelle manche Gene häufiger abliest
Gemeinsam mit einem internationalen Team von Kolleg*innen aus den USA und Japan bestimmten die Wissenschaftler*innen neben der mRNA und Protein-Profilen auch die „Zugänglichkeit“ der DNA in einzelnen Zellen. Denn das Erbgut der Zelle liegt nicht ungeschützt im Kern, sondern bildet einen dichten Komplex namens Chromatin: Stellen, an denen das Chromatin lockerer vorliegt, können leichter in mRNA abgeschrieben werden, besonders dichte Stellen werden kaum benutzt. „Daraus können wir erkennen, ob die DNA-Struktur mit der mRNA-Menge zusammenhängt, und können so besser verstehen, warum manche Gene häufiger als andere abgelesen werden“, sagt der promovierte Biochemiker und Humanmediziner. 

Mit seiner Gruppe, die am Berliner Institut für medizinische Systembiologie (BIMSB) des MDC angesiedelt ist, erforscht Leif S. Ludwig zudem das Erbgut von Mitochondrien – den „Kraftwerken“ der Zelle – welche über eine eigene DNA verfügen. So untersuchen sie beispielsweise, wie sich Veränderungen in der mitochondrialen DNA auf Erkrankungen beim Menschen auswirken. „Es lag daher für uns nahe, auch die mitochondriale DNA in die Single-Cell-Analyse mit einzubeziehen“, sagt Leif S. Ludwig. Damit sind die Wissenschaftler*innen die ersten weltweit, die bei der Einzelzellanalyse vier Parameter gleichzeitig untersuchen können. Und das ist wichtig, auch für die Medizin. „Je genauer es uns gelingt, zum Beispiel Krebszellen unter die Lupe zu nehmen, desto besser verstehen wir, was in der Zelle falsch läuft. Und können damit auch die Behandlung präzise anpassen.“ 

Die klinische Anwendung seiner Ergebnisse verfolgt er unter anderem gemeinsam mit seinen klinischen Partnern an der Charité, den Direktoren der Medizinischen Kliniken mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Professor Lars Bullinger am Charité Campus Virchow-Klinikum (CVK) sowie Professor Ulrich Keller am Charité Campus Benjamin Franklin (CBF). 

Literatur
E. P. Mimitou et al. (2021): „Scalable, multimodal profiling of chromatin accessibility, gene expression and protein levels in single cells“. Nature Biotechnology, DOI:  10.1038/s41587-021-00927-2 

Weiterführende Informationen
AG Ludwig
Single-Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin (Forschungsfokus mit dem BIH)
Einzelzellanalyse am MDC

Über das Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité
Die Mission des Berlin Institute of Health (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das MDC ist Privilegierter Partner des BIH.

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

forschen / 25.06.2021
Wissensstadt Berlin 2021: Die Zukunft der Medizin erleben

Forschung geht alle an –  das ist offensichtlich, nicht erst seit Corona. Das zeigen bereits   Rückblicke auf das Leben von Rudolf Virchow und Hermann von Helmholtz, deren 200. Geburtstage in diesem Jahr in Berlin gefeiert werden. Berlin wird deshalb 2021 zur Wissensstadt, und das MDC ist dabei.

Unter dem Motto „Berlin will es wissen“ laden ab Samstag, den 26. Juni 2021 mehr als 30 Wissenschaftsinstitutionen der Hauptstadt die Berliner*innen und ihre Gäste zu einem Fest der Forschung auf den Platz vor dem Roten Rathaus. Mit Podiumsdiskussionen, Mitmach-Experimenten, Spielen, Workshops, Lesungen und Performances sowie einer Open-Air-Ausstellung gehen Forscherinnen und Forscher in den Dialog mit der Gesellschaft und machen Wissenschaft erlebbar. Dabei geht es drei große Themen: Klima, Gesundheit und unser Zusammenleben.

Als Gesundheitsforschungszentrum ist das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) Teil der Wissensstadt Berlin 2021. Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm.), sagt zur Eröffnung an diesem Sonnabend: „Berlins biomedizinische Forschung ist spitze. Wir sind jung, international und dynamisch. Das möchten wir bei der Wissensstadt 2021 zeigen und zum Mitmachen einladen.“

Professorin Heike Graßmann, Administrative Vorständin, sagt zu dem Programm des MDC: „Für uns ist es eine großartige Gelegenheit zu zeigen, wie aufregend Wissenschaft ist. Wir freuen uns auf den Austausch mit den Berliner*innen.“

Unsere Schwerpunkte in Kürze:

PODIUMSGESPRÄCHE

Helmholtz – ein Gigant der Wissenschaft
Die Forschungen von Hermann von Helmholtz haben in Medizin, Meteorologie und Physik zu wegweisenden Erkenntnissen geführt. Hermann von Helmholtz‘ Errungenschaften sind aber auch heute von großem Nutzen. Darüber sprechen der Wissenschaftsphilosoph Professor Gregor Schiemann und die Medizinerin Professorin Simone Spuler vom MDC.
(Eine Veranstaltung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. mit dem Verlag wbg Theiss)

1. Juli 2021, 18 Uhr – zentrale Bühne vor dem Roten Rathaus. Tickets erforderlich.


Vom Traum einer Berliner „Zellklinik“ und dem Wunsch, Krankheiten bereits vor ihrem Ausbruch zu behandeln
Mit Einzelzelltechnologien ist es möglich, Organe oder Tumoren in einzelne Zellen zu zerlegen, ihre Genaktivität zu messen und mithilfe von Hochleistungsrechnern und künstlicher Intelligenz die Einzelzellanalysen wieder zum ganzen Organ oder Organismus zusammenzusetzen. Die Einzelzellanalysen haben eine große Bedeutung für die personalisierte Medizin. Über ihre Chancen sprechen Professor Nikolaus Rajewsky (MDC), Professor Christopher Baum (Berliner Institute of Health in der Charité), Professorin Simone Spuler (MDC und Charité / ECRC) sowie Dr. Denes Hnisz (Max-Planck-Institut für molekulare Genetik)
 

1. Juli 2021, 19:30 Uhr – zentrale Bühne vor dem Roten Rathaus. Tickets erforderlich.
 

OPEN-AIR-AUSSTELLUNG

Wie wird aus Wissen Gesundheit? Medizin auf Zellniveau
Die große Open-Air-Ausstellung vor dem Roten Rathaus gibt Antworten auf zentrale Fragen, die uns alle angehen. Sie will inspirieren, sich zu informieren und zu diskutieren.
Das MDC widmet sich in der Schau der Medizin der Zukunft und fragt: Wann treffen Zellen falsche Entscheidungen und wann entstehen Krankheiten? Welches Potenzial haben Organoide, die künstlichen Mini-Organe aus dem Labor? Und kann man Krankheiten eigentlich schon erkennen und aufhalten, bevor sie ausbrechen?

26. Juni bis 22. August 2021, Platz vor dem Roten Rathaus

 

WISSENSSHOW ECHT ODER FAKE?
Wissenschaftler*innen berichten in dieser Quizshow über aktuelle Forschung und fördern nebenher ein kritisches Bewusstsein für die Manipulierbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse. „Echt oder Fake“ sensibilisiert für gezielte Falschinformationen oder mögliche Fehlinterpretation von Fakten. (Show mit dem Verein „Besser Wissen e.V“)

9. Juli 2021, 16:30 Uhr, zentrale Bühne vor dem Roten Rathaus. Tickets erforderlich.


MDC-Aktionsstand
Ob Spielen, Pipettieren, Fotografieren oder Wetteifern mit Wissenschaftler*innen – der MDC-Aktionsstand bietet Anregungen für die ganze Familie: Scientific Image Contest, Labor-Olympiade, Selfie-Stand im MDC-Labor und Gespräche mit Forscher*innen über Corona, Krebsmedizin oder auch Berufswege in der Biomedizin.

2. und 9. Juli 2021, 15 bis 20 Uhr, Stand vor dem Roten Rathaus.


Weiterführende Informationen

Das komplette Angebot des MDC als Teil der Wissensstadt finden Sie hier.
Das vollständige Programm der Wissensstadt Berlin 2021 finden Sie hier.
Das Programm des Campus Berlin-Buch (Gläsernes Labor) finden hier.
Die Pressemitteilung auf der MDC-Webseite finden Sie hier.

investieren, leben / 25.06.2021
Ergebnis des städtebaulichen Gutachter:innenverfahrens für das neue Stadtquartier Buch – Am Sandhaus steht fest

Luftbild des Planungsgebietes Buch am Sandhaus (© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Fotograf Dirk Laubner)
Luftbild des Planungsgebietes Buch am Sandhaus (© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Fotograf Dirk Laubner)

In Berlin-Buch soll in den kommenden Jahren eines von 16 neuen Stadtquartieren entstehen. Neben 2.400 bis 3.000 Wohnungen sind Kitas und eine Grundschule geplant.

Im Rahmen eines diskursiven, städtebaulichen Gutachter:innenverfahrens wurden in den vergangenen Monaten von drei Büros/Arbeitsgemeinschaften Ideen für das neue Stadtquartier entwickelt. In der gestrigen Sitzung konnte, nach intensiver Diskussion des Entscheidungsgremiums unter Vorsitz von Professor Andreas Garkisch, der Entwurf des Büros Studio Wessendorf in Zusammenarbeit mit Grieger Harzer Landschaftsarchitekten, beide Berlin, als Grundlage der weiteren Planung mit klaren Prüfaufträgen ausgewählt werden.
 
Sebastian Scheel, Senator für Stadtentwicklung und Wohnen: „Ich gratuliere dem ausgewählten Team sehr herzlich. Mit dem heutigen Ergebnis können wir alle mehr als zufrieden sein. Der Entwurf von Studio Wessendorf mit Grieger Harzer Landschaftsarchitekten ist sowohl aus ökologischer als auch aus wohnungspolitischer Sicht nachhaltig. Das neue Stadtquartier wird Buch insgesamt stärken und die weitere Entwicklung des Ortsteils hin zu einem lebendigen Innovationsstandort unterstützen. Mit dem vorliegenden Ergebnis starten wir nun in den weiteren Prozess und die Erarbeitung des Masterplans. Ich danke allen, die sich für das Verfahren engagiert haben, insbesondere auch den Bucher Bürger:innen. Ich wünsche mir, dass sie auch die weiteren Schritte aktiv begleiten.“
 
Prof. Andreas Garkisch, Vorsitzender des Gremiums: „Mein besonderer Dank geht an die Verfasser des ausgewählten Entwurfes. Eine der Besonderheiten des Konzepts ist das sensible Eingehens auf den baulichen Bestand. Die grundlegende Idee des urbanen Angers entwickelt einen robusten öffentlicher Raum, der eine lebendige Nachbarschaft ermöglichen wird.“
 
Lars Loebner, Leiter des Sonderreferat Wohnungsbau in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und Mitglied des Entscheidungsgremiums: „Ich gratuliere allen Mitwirkenden und insbesondere dem Team zur Auswahl. Das Verfahren war ein für alle Seiten lernender Prozess. Die Vorschläge und Anregungen aus der Bürger:innenbeteiligung vor Ort flossen in die Entwurfsplanungen ein. So konnten Fragestellungen, wie die Zukunft des Abenteuerspielplatzes und des Naturerfahrungsraumes, in sachlicher Atmosphäre diskutiert und im Dialog mit den Büros in planerische Lösungen überführt werden. Der Prozess ist noch nicht zu Ende. Das Entscheidungsgremium hat uns wichtige Prüfaufträge mitgegeben. Auch für die nachfolgenden Planungsschritte setzt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen fest auf die lokale Kompetenz der Bürgerschaft und deren Mitwirkung.“
 
Das Gremium hat empfohlen, die ausgewählte Arbeit als Vorzugsvariante dem zu erarbeitenden Masterplanprozess zu Grunde zu legen. Das Planungsteam wird mit der Weiterbearbeitung ihres Konzeptes beauftragt.
 
Das abgeschlossene städtebauliche Gutachter:innenverfahren ist Teil des laufenden Rahmenplanverfahrens.  Ziel ist die Erarbeitung eines Masterplans, der die vorliegenden Erkenntnisse und Entscheidungen vertieft. Er soll bis zum Herbst vorliegen und bildet die inhaltliche Grundlage für das formelle Bebauungsplanverfahren, mit dem die planungsrechtlichen Voraussetzungen für das neue Stadtquartier und den dringend benötigten Wohnungsbau geschaffen werden.
 

 

Hier geht es zu den Entwürfen:
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/download/buch-am-sandhaus/

heilen / 25.06.2021
Impfaktion des Impfzentrums: 700 Mal BioNTech/Pfizer

Mit stark fallenden Inzidenzzahlen und gelockerten Corona-Regeln freut sich Berlin auf den Sommer. Doch die Pandemie ist noch nicht vorbei. „Das Impfen ist weiterhin ein wichtiger Baustein zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In Anbetracht einer möglichen Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus ist es wichtig, das jetzt in den Sommermonaten noch so viele Menschen wie möglich geimpft werden,“ sagt Dr. med. Michael Fiedler, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie und Leiter des Impfzentrums der Poliklinik am Helios Klinikum Berlin. Am Tag der Impfaktion wird ausschließlich der Impfstoff von BioNTech/Pfizer verimpft. 

„Wir verbrauchen jede Impfdosis und mit unserer Impfaktion möchten wir denjenigen ein Angebot machen, die bisher noch keine Chance auf einen Impftermin hatten“, sagt Daniel Amrein, Geschäftsführer der Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch. Interessierte können zur Erst- oder Zweitimpfung kommen. Personen, die am Aktionstag ihre Erstimpfung erhalten, können vor Ort direkt einen Termin zur Zweitimpfung nach fünf Wochen vereinbaren. Eine Impfung ist für Jugendliche ab 16 Jahren möglich.

Impfaktion mit Online-Terminbuchung
 Wann:  Freitag, 2. Juli 2021  ab 12:00 Uhr bis ca. 18:00 Uhr
 Wo:      Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch, Haus 210, 1. OG
             Schwanebecker Chaussee 50, 13125 Berlin-Buch

Wir bitten Sie, vorab einen Impftermin online in unserem Helios Patientenportal zu buchen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Impfinteressierte können sich ab Dienstagmorgen, 29. Juni unter diesem Link für die Impfaktion am Freitag, 2. Juli anmelden: www.helios-gesundheit.de/impftermin
Falls Sie keine Möglichkeit zur Online-Terminbuchung haben, können Sie auch unsere rund um die Uhr besetzte Helios-Hotline unter 0800 8 123 456 anrufen. Die Service-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter der Hotline haben den gleichen Termin-Zugriff wie auf der öffentlichen Website.

Falls Sie aufgrund der hohen Nachfrage keinen freien Termin finden sollten, bitten wir Sie um Verständnis. Bitten schauen Sie in regelmäßigen Abständen wieder auf unserer Terminbuchungsseite www.helios-gesundheit.de/impftermin vorbei. Wir stellen immer wieder neue Termine online.

Woher kommt der Impfstoff?
Die Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch gehört mit rund 100 Ärzten zu den größten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) Deutschlands. „Daher haben wir die Möglichkeit Impfstoff in relativ großen Mengen zu bestellen. Unser MVZ erhält zum Wochenbeginn von unserer Krankenhausapotheke immer den in der Vorwoche bestellten Impfstoff. Die maximalen und tatsächlichen Liefermengen können sich grundsätzlich von Woche zu Woche unterscheiden. Die gelieferte Impfstoffmenge entscheidet dann, über die Anzahl der möglichen Impf- und somit Online-Termine. Für unsere Impfaktion haben wir 700 Impfdosen des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer reserviert“, erläutert Dr. Susanne Dörr, Ärztliche Leitung der Poliklinik.

Digitaler Service
Neben der Online-Buchung können die Anamnese- und Einverständnisformulare zur Impfung bequem von zu Hause aus ausgefüllt werden. Bereits bei der Terminbuchung wird ein Link angezeigt, der zu diesen Dokumenten führt. „Damit sparen wir mehrere tausend Seiten Papier ein und können uns beim Prozess auf das Wesentliche konzentrieren: das Impfen“, ergänzt Dr. Dörr.

Wichtig für den Vor-Ort-Termin: Bitte denken Sie an Ihren Impfpass und Ihre Versichertenkarte. 

#heliosimpft
Im April hat Helios das bundesweite Impfangebot gegen das Coronavirus gestartet. Unter www.helios-gesundheit.de/heliosimpft sind alle Impf- und Teststellen von Helios aufgelistet. Auf der Website findet sich auch ein tagesaktueller Impfticker, welcher die Anzahl der bisher durch Helios Geimpften anzeigt.

Anmeldung zur Terminvereinbarung für den 2. Juli ab Dienstagmorgen, 29. Juni.

investieren, leben / 24.06.2021
Wohnen in den ehemaligen Klinikgebäuden

Wohnen in Denkmalen und das geplante Neubauprojekt (Foto und Abb.: Ludwig Hoffmann Quartier)
Wohnen in Denkmalen und das geplante Neubauprojekt (Foto und Abb.: Ludwig Hoffmann Quartier)

Fertigstellung des Ludwig Hoffmann Quartiers in Berlin-Buch 2024

Das Ziel rückt näher

Im neunten Jahr der seit 2012 laufenden Arbeiten am Ludwig Hoffmann Quartier in Berlin-Buch verändern sich die Schwerpunkte. Im Rahmen der Umwandlung eines 28 Hektar großen historischen Krankenhausstandortes in eine moderne Wohnanlage ging es zuerst um die Sanierung und Neubestimmung des Gebäudebestandes.

Bilanz

Diese Aufgabe ist im Wesentlichen erfüllt. Bis Ende 2020 waren etwa zwei Drittel aller geplanten Vorhaben fertig und in Nutzung. Mit über 500 Wohnungen, zwei Schulen, einer Dreifeld-Sporthalle, drei Kitas und mehreren Einrichtungen zur Betreuung in Not geratener Kinder und Jugendlicher erfüllt das Ludwig Hoffmann Quartier bereits heute städtische Kriterien. Das entspricht dem von Andreas Dahlke entwickelten Konzept. „Wir gestalten und realisieren Wohngebiete“, so der Berliner Projektentwickler und Spezialist für komplexe Stadtquartiere, „die allen wichtigen städtischen Funktionen Raum geben und die Einheit aus Wohnen, Leben, Arbeiten und Erholen verwirklichen. Dabei setzen wir auf anspruchsvolle Architektur, zukunftsorientiertes Bauen und ganzheitliche Problemlösungen.“ Diese Prinzipien prägen die Arbeiten am neuen Stadtquartier in Berlin-Buch bis in die Gegenwart. Es wird kein Aufwand gescheut, um immer das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Ein Paradebeispiel dafür sind die Erschließungsarbeiten am Beginn der Bautätigkeit. Um die gesamte Infrastruktur samt Wasserleitungen, Telefon-, Heizungs- und TV-Anschlüssen auf den neuesten Stand zu bringen, wurden umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. „Das hat sich gelohnt“, sagt Andreas Dahlke, „da wir eine solide Grundlage für das gesamte Projekt schaffen konnten.“

Zukunftsorientierung

Seit Abschluss der Arbeiten am historischen Teil des Ludwig Hoffmann Quartiers geht es bis 2024 vorrangig um den Bau neuer Gebäude. Dazu gehören eine komplette Wohnanlage, ein Zentrum für Seniorenwohnen und ein Apartment-Komplex mit zusammen noch einmal zirka 500 Wohnungen. Eine Besonderheit sind die Apartments, die vor allem für junge Leute konzipiert sind, die aus aller Welt nach Buch kommen. „Das ist ein Angebot“, so Andreas Dahlke, „an junge Führungskräfte, Studenten, Aspiranten oder Praktikanten, die sich am renommierten Wissenschafts- und Forschungsstandort Buch weiter profilieren wollen, hier aber auch wohnen und leben möchten.“

Denkmalschutz

Der gute Ruf des Ludwig Hoffmann Quartiers beruht auch auf seiner historisch einzigartigen Architektur. Kaum ein anderer urbaner Standort konnte seine architektonische Geschlossenheit so wie hier über Jahrzehnte hinweg bewahren. Nach Abschluss der Arbeiten 2024 werden im Stadtquartier in Buch von insgesamt 56 Gebäuden 29 unter Denkmalschutz stehen. Um den neoklassizistischen Charakter dieses Ensembles zu erhalten, wurde ein umfangreiches denkmalpflegerisches Leitkonzept entwickelt, das die Bewahrung des architektonisch Wertvollen ebenso garantiert wie die Erfüllung aller aktuellen baulichen und funktionalen Anforderungen. Beeindruckend ist die Großzügigkeit der Anlage, die als Gartendenkmal das gesamte Projekt dominiert. Schon allein ihretwegen lohnt sich ein Besuch des Quartiers.

Fazit

Wie aus einem Standort, der fast 100 Jahre als Krankenhausstadt im Dienst der Allgemeinheit stand, in kurzer Zeit ein modernes Stadtquartier zum Wohnen und Leben werden kann – dafür steht das Ludwig Hoffmann Quartier in Berlin-Buch. Dessen Entwicklung ist ein schönes Beispiel für die vielfältigen Möglichkeiten der Immobilienbranche, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.

Text: Dr. Ingolf Neunübel

forschen, bilden / 24.06.2021
Gläsernes Labor erhält Pankower Umweltpreis 2020/21

Wildblumenwiese auf dem Campus Berlin-Buch (Foto: David Ausserhofer/Campus Berlin-Buch GmbH
Wildblumenwiese auf dem Campus Berlin-Buch (Foto: David Ausserhofer/Campus Berlin-Buch GmbH

Die Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin hat am 22. Juni 2021 gemeinsam mit dem Bezirksamt den Umweltpreis Pankow 2020/2021 verliehen.

Unter dem Motto „Pankow summt und brummt - Insektenfreundliche Lebensräume in der Stadt“ waren alle Pankower Bürgerinnen und Bürger, Schulklassen, Gruppen aus Kindertagesstätten oder Jugendfreizeiteinrichtungen aufgerufen, Projekte und Ideen zum Thema zu entwickeln und vorzustellen.

Eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen, dem für Umweltfragen zuständigen Bezirksstadtrat Daniel Krüger sowie der Grünen Liga bewertete die Bewerbungen.

Ausgezeichnet wurden Projekte der Gartengruppe des Kultur- und Bildungszentrums Raoul Wallenberg, des Gläsernen Labors auf dem Forschungscampus Berlin-Buch, des Imkervereins Bienenfreunde Pankow e.V. sowie von BAUFACHFRAU Berlin e.V.

Über das Siegerprojekt „Unser Engagement für Insekten: Bienenvölker, Wildblumenwiesen, Totholz“

Das Projekt des Gläsernen Labors umfasst eine Vielzahl von Aktivitäten und bindet regionale und überregionale Akteure ein. Dr. Yasser Sabek hob in seiner Laudatio hervor, dass der gesellschaftliche Lernaspekt bei den Bausteinen des Projekts stets eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus betonte er: „Bei allen Vorhaben verlieren die Akteurinnen und Akteure den wissenschaftlichen Ansatz nicht.“ Das Schülerlabor erhielt den Wanderpreis „Goldene Kröte“ und ein Preisgeld in Höhe von 400 Euro.

Bienenvölker und Wildblumen auf dem grünen Campus

Seit mehreren Jahren betreut das Gläserne Labor Bienenvölker auf dem Campus Berlin-Buch, und vermittelt Wissen über ökologische Zusammenhänge und die Lebensweise von Bienen. Die Bienenbeuten wurden dafür mit Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren sowie einer Waage ausgestattet.
Seit 2019 wird die Artenvielfalt auf dem parkartigen Areal des Bucher Campus gefördert, um Insekten noch mehr Nahrung zu bieten. Dafür wurden in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde insektenfreundliche Blühwiesen angelegt. Neben Walderdbeeren, wilder Möhre und Kornblumen wurden Pflanzen mit vielleicht weniger bekannten Namen ausgesät: gewöhnlicher Wirbeldost, Herzgespann, kleine Bibernelle und großer Klappertopf. Rund 150 verschiedene Wildpflanzensorten wachsen dort. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und wird wissenschaftlich begleitet.

Ferientage zum Thema Bienen

Zum zweiten Mal nach 2020 wird das Gläserne Labor im August gemeinsam mit den Bucher Akteuren Stadtteilbibliothek Buch und Spielkultur Berlin-Buch e.V. Bienentage für Kinder anbieten. Dabei gibt es viele spannende Dinge zu erfahren: Welche Obst- und Gemüsesorten gäbe es ohne die bestäubenden Insekten nicht? Wie leben Bienen? Wie sind die Augen von Bienen aufgebaut und wie sehen Bienen?
Um ihr Wissen zu erweitern, stöbern die Kinder zunächst in der Bibliothek in bereitgestellten Medien. Mit allen Sinnen geht es weiter beim Honigtest. Die nächste Station ist der grüne Campus Berlin-Buch. Hier dürfen die Kinder den Alltag der Bienen am Bienenstock des Gläsernen Labors beobachten. Sie können das Innenleben des Stocks erforschen und sogar Honigproben entnehmen. Abschließend bauen die Kinder mit Experten des Abenteuerspielplatz Moorwiese ein Insektenhotel.

Wissen erweitern beim Insekten-Monitoring

Ein weiterer Baustein ist die Mädchen-AG „Insekten-Monitoring“, die das Gläserne Labor gemeinsam mit der Frauenberatung BerTa der Albatros gGmbH durchführt. In dieser AG erfahren die Teilnehmerinnen wie wichtig Insekten für das biologische Gleichgewicht der Natur sind und welche Vielfalt es von Insekten gibt. Im nächsten Schritt erarbeiten sie, wie Insekten geschützt werden können. Auf den Wildblumenwiesen überprüfen die Teilnehmerinnen, ob sich dort tatsächlich mehr Insekten ansiedeln.

Informationen zum Ferientag für Kinder:
https://www.glaesernes-labor.de/de/news/glb-ferientag-bienen-2021

Informationen zur AG „Insektenmonitoring“
https://www.glaesernes-labor.de/de/news/glb-arbeitsgemeinschaften-starten


Mehr zum Umweltpreis 2020/2021 in der Pressemitteilung des Bezirksamts Pankow.

 

forschen, bilden / 17.06.2021
Aktionstag "Einstein macht Schule" - Deine berufliche Perspektive in Wissenschaft und Forschung

Farbstoffe im Labor (Foto: Peter Himsel)
Farbstoffe im Labor (Foto: Peter Himsel)

Das Gläserne Labor und das Leibniz-Forschungsinstut für Molekulare Pharmakologie sind am 18. Juni mit dabei.

Der Aktionstag "Einstein macht Schule" gibt jungen Menschen praxisnahe Einblicke in die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT). Er unterstützt die berufliche Orientierung, veranschaulicht Forschungs- und Arbeitsfelder, zeigt berufliche Perspektiven auf und leistet einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchssicherung. Im direkten Austausch mit Wissenschaftler*innen wird der Dialog von Wissenschaft und Praxis gefördert.

Das Gläserne Labor und das Leibniz-Forschungsinstut für Molekulare Pharmakologie (FMP) sind mit dem Programmpunkt Chemische Biologie: Alles leuchtet! Chemie der Farbstoffe dabei.

10:00 – 11:00 Uhr
Der Aktionstag "Einstein macht Schule" startet gemeinsam aus dem Studio mit Andrea Thilo. Im Live-Stream begleitet die Moderatorin den gesamten Tag und schaltet dabei immer wieder in die verschiedenen Workshops, um mit den Teilnehmenden vor Ort zu sprechen.
Ort / Labor: nur online

09:00 – 11:00 Uhr
Neurotechnologie: Mit Gedanken Roboter steuern

Wer einen Schlaganfall oder eine Verletzung des Rückenmarks erleidet, kann anschließend oft Teile seines Körpers, z.B. die Hände, kaum noch bewegen und hat es sehr schwer, völlig alltägliche Tätigkeiten zu verrichten, z.B. etwas zu greifen oder eine Wasserflasche aufzuschrauben.
Ort / Labor: online oder vor Ort in der Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Abbestraße 2, 10587 Berlin
Experte: Prof. Surjo Soekadar (Charité - Universitätsmedizin Berlin)

10:00 – 12:30 Uhr
Weltraumwissenschaft: Wie können wir Leben auf anderen Planeten finden?
Ist unsere Erde der einzige Ort im Universum an dem Leben existiert? Gibt oder gab es jemals Lebewesen auf anderen Planeten? Vielleicht auf dem Mars?
Welche Möglichkeiten haben wir Spuren von existierendem oder vergangenem Leben zu suchen? Genau diese Fragen wird dieser Workshop versuchen zu beantworten. Dazu werden Bedingungen von fremden Planeten nachgestellt um zu erforschen, wie und wo man molekulare Bausteine des Lebens detektieren kann. Mit diesem Wissen kann man der Antwort auf die Frage, ob wir im Universum allein sind, einen Schritt näher kommen.
Ort / Labor: online oder vor Ort im FEZ Orbitall, Str. zum FEZ 2, 12459 Berlin
Experte: Dr. Andreas Elsäßer (Freie Universität Berlin)

10:00 – 12:30 Uhr
Textildesign: Textile Wearable Interactions – Programmieren mit und für den Körper
Dieser Workshop gibt einen praktischen Einblick in den Forschungsbereich Wearable Computing an der Universität der Künste Berlin.
Ort / Labor: online oder vor Ort im Computerspielemuseum, Karl-Marx-Allee 93A, 10243 Berlin
Expertin: Prof. Berit Greinke (Universität der Künste Berlin)

13:00 – 14:30 Uhr
Textilien, Lebensmittel, Waschmittel: natürliche und synthetische Farbstoffe begegnen uns im Alltag überall, seien es in leuchtenden Cremes oder in leitfähigem Garn.
In leuchtenden und farbenprächtigen Experimenten wird die Wirkung von Fluoreszin, Aesculin und Co gezeigt und erläutert, wie fluoreszierende Farbstoffe in der pharmakologischen Forschung am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie eingesetzt werden.
Ort / Labor: online oder vor Ort im Gläsernen Labor, Robert-Rössle-Straße 10, 13125 Berlin
Experte: Prof. Christian Hackenberger (FMP Berlin)

13:00 – 14:30 Uhr
Mathematik: Wie wahrscheinlich ist es ...? Von Risiko, zufälliger Mathematik und absolutem Chaos
Der Zufall spielt nicht nur eine zentrale Rolle im täglichen Leben, er hat sich auch als Kerngebiet der exaktesten aller Wissenschaften - der Mathematik - etabliert.
Ort / Labor: nur online, Technische Universität Berlin
Expert*innen: Prof. Peter Friz (TU Berlin), Dr. Christian Bayer (WIAS Berlin), Dr. Ana Djurdjevac (ZIB), Dr. Matthias Liero (WIAS Berlin), Prof. Maite Wilke Berenguer (HU Berlin).

15:00 – 16:30 Uhr
Fahrzeugsicherheit: Mit Sicherheit ans Ziel – Wie schützt uns ein modernes Auto?
In diesem Workshop werden die wichtigsten Grundlagen der Fahrzeugsicherheit vorgestellt, z. B. welche Wirkung hat der Aufprall eines Fahrzeugs.
Ort / Labor: online oder vor Ort in der Technischen Universität Berlin (Humboldthain), Gustav-Meier-Allee 25, 13355 Berlin
Experte: Prof. Steffen Müller (TU Berlin)

15:00 – 16:30 Uhr
Oralchirurgie: 3D Scanner – Digitale Werkzeuge zur Erforschung des Schädels
Wie entsteht ein einfaches Foto und wie ein dreidimensionales Modell? Wofür werden 3D Modelle des Schädels in der Medizin genutzt?
Ort / Labor: online oder vor Ort im Forum fjs e.V., Marchlewsikstraße 27, 10243 Berlin
Expertin: Prof. Tabea Flügge  (Charité Universitätsmedizin Berlin)

16:30 – 17:00 Uhr
Abschluss mit Preisverlosung
Zurück im Studio wird zum Abschluss des Aktionstages noch einmal über das Gelernte und Erlebte gesprochen. Außerdem gibt es noch ein besonderes Highlight: Unter allen Jugendlichen werden fünf Plätze für die Teilnahme an MINT-EC-Camps verlost (www.mint-ec.de, Teilnahme ab 16 Jahre).
Ort / Labor: nur online

Der Aktionstag wird durch die Einstein Stiftung Berlin umgesetzt.

https://www.einstein-macht-schule.de/274_Aktionstag.htm

forschen / 17.06.2021
Tiefer Einblick in Tumore

Tumorschnitt; im Hintergrund ist ein Massenspektrometer zu sehen. © Corinna Friedrich, MDC / Charité
Tumorschnitt; im Hintergrund ist ein Massenspektrometer zu sehen. © Corinna Friedrich, MDC / Charité

Forschende des MDC, des BIH und der Charité haben Methoden entwickelt, um Proteine in fixierten Proben von Krebsgeweben umfassend zu analysieren. Wie das Team in „Nature Communications“ berichtet, lassen sich damit neue Erkenntnisse über die Krankheitsabläufe bei verschiedenen Krebsarten gewinnen.

Um eine Krebserkrankung zu diagnostizieren, entnehmen Ärzt*innen heute wie schon vor 100 Jahren ihren Patient*innen Gewebeproben, die sie – meist fixiert in Formalin – mikroskopisch untersuchen. In den vergangenen 20 Jahren wurden zudem genetische Verfahren etabliert, die es erlauben, Mutationen in den Tumoren näher zu charakterisieren, und Hinweise auf die beste Behandlungsstrategie liefern.

Selbst kleinste Gewebeproben reichen aus, um Proteine aufzuspüren

Jetzt ist es einer Gruppe von Forscher*innen des Berliner Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), des Berlin Institute of Health (BIH), der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) gelungen, in fixierten Proben von Lungenkrebsgewebe mehr als 8.000 Proteine mit Massenspektrometern im Detail zu analysieren.

„Mit den von uns entwickelten Methoden ist es möglich geworden, molekulare Prozesse in Krebszellen auf der Proteinebene tiefgreifend zu untersuchen – und zwar in bereits vorhandenen Patientenproben, die im Klinikalltag in großer Zahl anfallen und eingelagert werden“, sagt Dr. Philipp Mertins, der Leiter der Technologieplattform „Proteomics“ am MDC und BIH. „Selbst kleinste Gewebemengen, wie sie bei Nadelbiopsien gewonnen werden, sind für unsere Experimente ausreichend.“

Die Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht ist, gilt als ein wichtiger Erfolg für das Forschungsprojekt MSTARS (Multimodal Clinical Mass Spectrometry to Target Treatment Resistance), das seit dem Jahr 2020 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 5,7 Millionen Euro finanziert wird.

Das Team um Philipp Mertins und Professor Frederick Klauschen vom Institut für Pathologie der Charité hat zum einen zeigen können, dass die Proteine – anders als die häufig untersuchten, aber recht empfindlichen RNA-Moleküle – in den Proben viele Jahre lang stabil bleiben und präzise quantifiziert werden können. „Zum anderen bilden die in dem Tumorgewebe vorhandenen Proteine das Krankheitsgeschehen besonders gut ab“, sagt Erstautorin Corinna Friedrich, Doktorandin in den Arbeitsgruppen von Mertins und Klauschen. „Denn sie geben zum Beispiel Aufschluss darüber, welche der Gene, die das Wachstum eines Tumors fördern oder hemmen, in den Zellen besonders aktiv sind.“

Die Methode soll helfen, die jeweils beste Behandlungsoption zu finden

Das Bild, das die Forschenden mit ihrer Analyse von Adeno- und Plattenepithelkarzinomen – zwei Formen von Lungenkrebs – gewonnen haben, ist auch deshalb so detailliert geworden, weil sie nicht nur eine sehr große Zahl von den in der Zelle vorhandenen Proteinen haben aufspüren können, sondern darüber hinaus mehr als 14.000 Phosphorylierungsstellen ermittelt haben. Mithilfe der Phosphorylierung, dem reversiblem Anhängen von Phosphatgruppen an Proteine, kontrolliert die Zelle fast alle biologischen Prozesse, indem sie bestimmte Signalwege auf diese Weise ein- oder ausschaltet.

„Unsere Publikation bildet somit eine wichtige Grundlage, um zu einem besseren Verständnis des Krankheitsgeschehens bei Lungenkrebs und auch bei anderen Krebsarten zu gelangen“, sagt Klauschen, der zusammen mit Mertins korrespondierender Autor der Studie ist. Inzwischen hat Klauschen die Leitung des Pathologischen Instituts an der Ludwig-Maximilians-Universität München übernommen, forscht aber auch weiterhin an der Charité. „Darüber hinaus werden wir mit den von uns entwickelten Methoden künftig besser erklären können, warum eine ganz bestimmte Therapie bei manchen Erkrankten wirkt, während sie bei anderen versagt“, ergänzt der Pathologe. Somit werde man leichter für alle Patient*innen die jeweils beste Behandlungsoption finden.

Auch Herz-Kreislauf-Leiden lassen sich besser erforschen

Philipp Mertins hofft zudem, dass sich mit der massenspektrometrischen Analyse des Proteoms in Gewebeproben nicht nur neue Biomarker für die Therapieentscheidung und die Überlebensprognose der Patient*innen finden lassen, sondern auch weitere molekulare Zielstukturen entdeckt werden, an denen potenzielle Medikamente künftig angreifen könnten.

Und noch einen Pluspunkt der geleisteten Arbeit kann der Forscher benennen: „Unsere Methode ist nicht nur für die Erforschung von Krebs geeignet, sondern sehr breit einsetzbar.“ Unter anderem hat die Arbeitsgruppe „Proteomics“ bereits das Proteom fixierter Immunzellen von COVID-19-Patient*innen erfolgreich analysiert. Zudem können die Autoren Empfehlungen geben, welche massenspektrometrischen Methoden für verschiedene Arten von klinischen Studien jeweils besonders zu empfehlen sind.

Als Nächstes sollen am MDC sowohl weitere fixierte Immunzellen als auch fixiertes kardiovaskuläres Gewebe massenspektrometrisch auf vorhandene Proteine und Phosphorylierungsstellen untersucht werden. „Auf diese Weise wollen wir zu einem besseren Verständnis für Infektions- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen“, erläutert Mertins. „Denn dann würden sich auch diese Krankheiten eines Tages vermutlich sehr viel besser behandeln lassen, als es bislang der Fall ist.“

Gemeinsame Pressemitteilung von MDC, BIH und Charité

Weitere Informationen

Literatur

Corinna Friedrich et al (2021): „Comprehensive micro-scaled proteome and phosphoproteome characterization of archived retrospective cancer repositories”, in: Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-23855-w

forschen, heilen / 16.06.2021
Wissensstadt Berlin 2021 startet mit Open-Air-Programmen und Ausstellungen

Auf Initiative des Regierenden Bürgermeisters von Berlin und Wissenschaftssenators Michael Müller kommen für das Gemeinschaftsvorhaben „Wissensstadt Berlin 2021“ über  50 Institutionen zusammen, um die nächsten Monate ganz ins Zeichen der Wissenschaften zu setzen. Ziel ist es, über grundlegende Fragen in den direkten öffentlichen Austausch mit der Stadtgesellschaft und ihren Gästen aus der ganzen Welt zu treten.

2020 ging als Jahr der Corona-Pandemie in die Geschichte ein. Die Klimadebatte wird schärfer und emotionaler, während die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher werden. Die Strukturen unseres Zusammenlebens — ob weltweit, in den Städten, den Communities oder den Familien — werden genauer beobachtet, hinterfragt, neu geordnet oder vehement verteidigt. Viele Menschen machen bei diesen prägenden Zeitgeschehnissen vor allem eine Erfahrung: Es stehen immer mehr Fragen im Raum, auf die nicht so leicht Antworten zu finden sind.

Wie faszinierend und verbindend der Weg zu Fakten, Zusammenhängen und Erkenntnissen sein kann, zeigen Wissenschaftler*innen, die als wichtige Absender*innen von belastbaren Informationen zu zentralen Akteur*innen in der öffentlichen Diskussion um politische Entscheidungen und gesellschaftliches Handeln werden. Ihre Forschungen und Erkenntnisse prägen unseren Alltag in allen Lebensbereichen. Berlin als deutsche Hauptstadt, politisches Zentrum und Standort zahlreicher Spitzeneinrichtungen der Wissenschaft und Forschung — wie der Charité, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie zahlreicher Hochschulen und Universitäten — leistet einen zentralen Beitrag zu diesen Debatten.

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin: „Wissenschaft und Forschung treiben gesellschaftlichen Fortschritt an. Sie erlauben uns, gemeinsam Grenzen zu überwinden und Herausforderungen zu meistern. Die vergangenen Monate haben das besonders gezeigt. Deshalb machen wir 2021 zu einem Wissenschaftsjahr. Wissensstadt Berlin 2021: Das ist eine herzliche Einladung zum Dialog, zu neuen Eindrücken und zum Lernen. Unter dem Motto „Berlin will’s wissen“ wollen wir den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft weiter stärken.“

Von Sommer bis Jahresende planen große wie kleine renommierte Berliner Institutionen und Akteur*innen aus Wissenschaft und Forschung zahlreiche Projekte — im digitalen Raum, in den Institutionen selbst genauso wie im Stadtraum. Aber auch institutionell übergreifende Events wie die ‚Berlin Science Week’ oder der ‚World Health Summit’ stehen auf der Agenda.

Den Auftakt des umfangreichen Open-Air-Programms vor dem Roten Rathaus macht am 26. Juni eine Open-Air-Ausstellung zu den Themen, die derzeit unsere Gesellschaft prägen und unsere Debatten beherrschen: Gesundheit, Klima und Zusammenleben. Doch nicht nur die Ausstellung, die rund um die Uhr geöffnet ist, prägt das von raumlabor errichtete beeindruckende Areal. Besucher*innen dieser kleinen Stadt des Wissens können ein Programm aus insgesamt mehr als 100 Panels, Kino-Abenden, Science Slams, Kinder-Uni und Workshops erleben — live und kostenlos. Zusammen mit der Sonderausstellung im Roten Rathaus  anlässlich der 200. Geburtstage des Physiologen und Physikers Hermann von Helmholtz sowie des Arztes und Politikers Rudolf Virchow bilden diese Angebote das „Zentrum“ der Wissensstadt Berlin 2021.

Prof. Dr. Christoph Markschies, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: „Wir erinnern im Wissenschaftsjahr 2021 an zwei Wissenschaftler aus Berlin: Von Hermann von Helmholtz und Rudolf Virchow kann man lernen, dass Wissenschaft eine soziale Verantwortung hat und dazu beitragen kann, dass Menschen in einer Stadt besser, gesünder und gerechter leben können. Beide haben sich auch dafür eingesetzt, dass Wissenschaft frei sein muss, um wirklich für eine gesunde und gerechte Gesellschaft wirken
zu können.“

Kulturprojekte Berlin bündelt und kommuniziert das Gemeinschaftsprojekt mit den verschiedenen Vorhaben und realisiert zudem weitere zentrale Formate wie die Open-Air-Ausstellung und das dazugehörige Programm.

Moritz van Dülmen, Geschäftsführer Kulturprojekte Berlin: „Für uns ist es eine große Freude, die Themen der Wissensstadt als Kulturprojekt zu realisieren, in einem kooperativen Setting mit vielen Partner*innen: von den Architekt*innen von raumlabor bis zu den Wissenschaftler*innen von 35 Forschungseinrichtungen. Es geht darum, Begegnungsräume zu schaffen, Schwellen abzubauen, den Vorhang zu lüften — und das machen wir mithilfe von Ausstellungen, Wissenschaftsshows, Theater, Performances und Kino. Wir wollen zeigen, dass Wissenschaft unterhaltsam und anschaulich sein kann — und auch Spaß macht.“

Die Open-Air-Ausstellung und die Sonderausstellung im Roten Rathaus laufen vom 26. Juni bis zum 22. August 2021. Das Open-Air-Programm kann vom 1. Juli bis zum 14. August 2021 erlebt werden. Das Projekt wird ermöglicht durch eine Förderung der Lotto-Stiftung Berlin.

Das Gläserne Labor bei den Aktionstagen am Roten Rathaus erleben:

Freitag, 2. Juli 2021, 15:00 bis 20:00 Uhr
Wasserreinigung: Wie kann schmutziges Wasser gereinigt werden? Wie groß sind Mikro- und Makroplastikpartikel?

Freitag, 9. Juli 2021, 15:00 bis 20:00 Uhr
Zuckerquiz in Getränken, Sport am Schreibtisch, denn Sitzen ist das neue Rauchen

Samstag, 7. August 2021, 15:00 bis 20:00 Uhr
Über Solarzellen, Wasserspalten und Brennstoffzellen, die kleine Autos antreiben.

Weitere Informationen: www.wissensstadt.berlin

Quelle: Pressemitteilung der Kulturprojekte Berlin

forschen / 15.06.2021
Einstein-Zentrum 3R will tierversuchsfreie Forschung voranbringen – MDC beteiligt

Das Einstein-Zentrum für alternative Methoden in der biomedizinischen Forschung geht an den Start. Die Einstein Stiftung fördert das Berliner Zentrum bis Ende 2026 mit rund 5,3 Millionen Euro. Die Mittel stellt das Land Berlin zur Verfügung. Das MDC ist mit mehreren Projekten beteiligt.

Ziel des „Einstein-Zentrums 3R“ (3R: Replace, Reduce, Refine) ist es, neue Therapien für menschliche Erkrankungen zu entwickeln, indem die Übertragbarkeit von Laborerkenntnissen auf den Patienten verbessert und gleichzeitig der Tierschutz gestärkt wird. Forschungsschwerpunkt sind 3D-Modelle aus menschlichen Gewebekulturen, die Tierversuche ersetzen sollen. Diese speziellen Zellkulturen, sogenannte Organoide, können die Strukturen und Funktionen einzelner Organe darstellen und damit einen Zugang zur Erforschung und Behandlung menschlicher Erkrankungen ermöglichen. Sie sind der Untersuchung einzelner Zellen oder Tierversuchen in manchen Bereichen überlegen. Die Herausforderungen der Forschung bestehen daher in der Entwicklung von Organoiden, die in Reifung und Komplexität, beispielsweise durch Ausbildung eines Gefäß- und Immunsystems, den menschlichen Organen so ähnlich wie möglich sind.

Voraussetzung für die Förderung des Einstein-Zentrums 3R bis zum Jahr 2026 ist eine erfolgreiche Zwischenevaluation durch die Wissenschaftliche Kommission der Einstein Stiftung im Jahr 2024. Das Land Berlin stellt der Einstein Stiftung 5,3 Millionen-Förderung zusätzlich zu ihrem Grundhaushalt zur Verfügung. Der positiven Entscheidung war eine einjährige Vorbereitungsphase vorausgegangen.

„Internationale Experten und die Wissenschaftliche Kommission der Einstein Stiftung haben das Einstein-Zentrum als besonders förderungswürdig bewertet. Forschungsansatz, Struktur und Vernetzung der beteiligten Partner haben großes Potential, Berlin als wichtigen Standort in der Erforschung alternativer Methoden zu Tierversuchen zu etablieren“, sagt Prof. Dr. Günter Stock, der Vorstandsvorsitzende der Einstein Stiftung anlässlich der Förderentscheidung.

Aufgrund der artspezifischen Unterschiede ist bei Tierversuchen die Übertragbarkeit auf den Menschen häufig beeinträchtigt. Der große Vorteil der Organoide ist, dass die biomedizinische Forschung hier direkt menschliche Zellen zur Grundlage hat. Am Einstein-Zentrum sind sechs Forschungsprojekte zu Darm, Lunge, Herz, Hirn, Leber und zur neuromuskulären Verbindung geplant. Hinzu kommen zwei Querschnittsprojekte zur Qualitätsverbesserung der Modelle: Eines erarbeitet einen für alle gültigen Rahmen von Maßnahmen und Prinzipien, das andere richtet eine Bildgebungs- und Analyseplattform ein, um menschliche und tierische Modelle hinsichtlich der Ausprägung von Krankheitsmerkmalen, beispielsweise bei COVID-19, besser vergleichen können.

Regierender Bürgermeister: Vorreiterrolle für Berlin

Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung, Michael Müller, bekräftigt: „Zusammen mit der Charité, unseren Universitäten und Forschungsinstituten haben wir in den vergangenen Jahren viel dafür getan, Berlin Schritt für Schritt zur Hauptstadt der Erforschung und Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen zu machen. Das neue Einstein-Zentrum 3R ist nun ein weiterer Schritt in diese Richtung. Es vereint die herausragende Expertise der exzellenten und innovativen Biomedizin-Forschung in Berlin und nimmt mit seinem breit aufgestellten Forschungsnetzwerk deutschlandweit und international eine wichtige Vorreiterrolle ein.“

Die Gründung eines Einstein-Zentrums 3R wurde initiiert von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Technischen Universität Berlin; es entsteht in enger Kooperation mit dem Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, dem Bundesinstitut für Risikobewertung und dem Robert Koch-Institut. Das Zentrum soll langfristig ein Forschungsnetzwerk in Berlin etablieren, das gemeinsam an Gewebemodellen forscht und innovative Projekte entwickelt. Nach dem 3R-Prinzip von William Russell und Rex Burch gilt es, Tierversuche zu ersetzen (Replace), die Anzahl der Versuchstiere zu reduzieren (Reduce) oder die Belastung für Versuchstiere zu mindern (Refine). Nachwuchswissenschaftler*innen sollen im geplanten Zentrum durch Ausbildung, Schulung und Weiterbildung in die Lage versetzt werden, das 3R-Prinzip stringent anzuwenden. Auch die Wissenschaftskommunikation und der Dialog mit der Öffentlichkeit werden eine bedeutende Rolle einnehmen.

„Wir freuen uns sehr, dass nun mit dem Einstein-Zentrum 3R eine institutionenübergreifende Struktur geschaffen wird, die die Umsetzung des 3R-Prinzips und die Entwicklung von Alternativmethoden verbessert sowie die berlinweite Vernetzung der Forschungsprojekte strukturell befördert“, ergänzt Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité.

MDC mit Stammzell- und Organoid-Technologien beteiligt

Das MDC ist mit mehreren Forschungsinitiativen am Einstein-Zentrum 3R beteiligt. So arbeiten die Professor*innen Mina Gouti, Carmen Birchmeier und Nikolaus Rajewsky mit ihren Teams daran, aus pluripotenten Stammzellen reife menschliche Organoide zu entwickeln und zu charakterisieren, die den adulten Geweben sehr ähnlich sind. Dies wird es ermöglichen, Krankheiten zu modellieren, die sich erst spät im Leben entwickeln, wie die Amyotrophe Lateralsklerose. Ein solcher Fortschritt erfordert die Zusammenarbeit von interdisziplinären Teams, die an der Schnittstelle von Stammzell- und Organoid-Technologien, Mausgenetik und Systembiologie arbeiten. Dies könnte letztendlich dazu beitragen, die für die Forschung benötigten Tiermodelle zu reduzieren. Langfristig könnte die Entwicklung von ausgereiften Organoid-Modellen auch die Grundlage für neue Ansätze in der personalisierten Medizin bilden.

Die beiden MDC-Wissenschaftler Professor Michael Gotthardt und Sebastian Diecke untersuchen gemeinsam mit Burkert Pieske (Charité) gentechnisch hergestelltes künstliches menschliches Herzgewebe (Engineered Heart Tissue, kurz ETH). Hierfür nutzen sie pluripotente menschliche Stammzellen. Die Teams wollen so die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen­ - noch immer eine der häufigsten Todesursachen weltweit - tiefer erforschen und neue Therapieansätze finden. Dabei sollen auch Erkenntnisse aus Tierversuchen mit denen der ETH-Technologie verglichen werden. Außerdem wollen sie in Berlin die notwendige Infrastruktur aufbauen, um möglichst vielen Wissenschaftler*innen Zugang zur EHT-Technologie zu ermöglichen.

Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm.), sagte zu der Entscheidung: „Das Vermeiden, Verringern, Verbessern von Tierversuchen ist für uns am MDC oberstes Prinzip. In unserer Gesundheitsforschung nutzen wir bei der großen Mehrheit aller Experimente Zell- und Gewebekulturen, Computermodelle und Künstliche Intelligenz. Außerdem haben wir am MDC eine Organoid-Plattform etabliert und inzwischen viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir unsere Expertise in das Berliner Einstein-Zentrum 3R einbringen und gemeinsam mit Partnern weiterentwickeln können. Das Einstein-Zentrum ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Weiterentwicklung von Alternativen zu Tierversuchen. Das ist wichtig für den Wissenschaftsstandort Berlin als Vorreiter. Allerdings möchte auch dies betonen: Noch sind, aus heutiger Sicht, Tierversuche für die Grundlagenforschung und Medikamentenentwicklung unverzichtbar.“

Mehr Informationen:

Mini-Organ, mathematisches Modell oder Maus? Forschungsmodelle am MDC

Technologie-Plattform Organoide am MDC

Technologie-Plattform Pluripotente Stammzellen

Forschung, Tierversuche und 3R am MDC

Einstein-Zentrum 3R

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Einstein Stiftung

Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Sie fördert Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau. Insgesamt 172 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – unter ihnen drei Nobelpreisträger – 71 Projekte und sechs Einstein-Zentren wurden bislang gefördert.

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
https://www.mdc-berlin.de/de/news/news/einstein-zentrum-3r-will-tierversuchsfreie-forschung-voranbringen-mdc-beteiligt

investieren, leben / 14.06.2021
Start der dritten Beteiligungsphase für das neue Stadtquartier Buch-Am Sandhaus

Abbildung aus der Beteiligungsbroschüre der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
Abbildung aus der Beteiligungsbroschüre der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

In Berlin-Buch soll in den kommenden Jahren eines von 16 neuen Stadtquartieren entstehen. Neben 2.400 bis 3.000 neuen Wohnungen sind im autoarmen Quartier auch Kitas und eine neue Grundschule vorgesehen. Nun startet die dritte Beteiligungsphase. Bis zum 24. Juni 2021 haben wieder alle Interessierten die Gelegenheit, sich über die Entwurfsarbeiten zu informieren und aktiv an deren Weiterentwicklung mitzuarbeiten.

- Zaunausstellung
Die Entwürfe werden am Zaun der Grundschule Am Sandhaus, Wiltbergstraße 37, am Rande des Plangebietes ausgehängt. Ab dem 14. Juni können Passant:innen sich so vor Ort über den Planungsstand informieren.
 
- Online-Dialog
Die neuen Entwürfe sind bereits auf mein.berlin.de, der Beteiligungsplattform des Landes Berlins, abrufbar: https://mein.berlin.de/projekte/rahmenplanung-buch-am-sandhaus/
Neben den Entwürfen aus dem aktuellen Verfahren wird auf der Seite diesmal auch der städtebauliche Entwurf der Bürgerinitiative Buch Am Sandhaus vorgestellt. Aufgrund der formalen Regeln und inhaltlichen Rahmenbedingungen, zu deren Einhaltung die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen als Ausloberin verpflichtet ist, kann der Entwurf nicht als vierte Variante mit in die Auswahl der zu beurteilenden Entwürfe aufgenommen werden.  Er stellt jedoch einen wichtigen Diskussionsbeitrag da, der die Vorstellungen der Bürgerinitiative gegenüber der Berliner Stadtöffentlichkeit kommuniziert. Der städtebauliche Entwurf der Initiative wird somit als Stellungnahme gewertet, die sich daraus ergebenden Fragestellungen und Vorschläge fließen in die weitere Ausarbeitung im nächsten Planungsschritt ein. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen begrüßt die aktive Mitwirkung der Initiative am Verfahren und die konstruktive Zusammenarbeit ausdrücklich.
 
In der nächsten Sitzung des Gutachter:innengremiums am 24. Juni wird eine Vorzugsvariante für die weitere Bearbeitung ausgewählt. Das Ergebnis der Sitzung wird zeitnah bekanntgemacht. Das städtebauliche Gutachter*innenverfahren ist Teil des informellen Rahmenplanverfahrens mit dem Ziel der Erarbeitung eines Masterplans. Er bildet die Grundlage für das darauffolgende formelle Bebauungsplanverfahren, mit dem die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den dringend benötigten Wohnungsneubau geschaffen werden.
 
Weitere Informationen über das neue Stadtquartier Buch-Am Sandhaus finden Sie online unter folgendem Link: https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohnungsbau/buch-am-sandhaus/index.shtml
 

 

Weitere Informationen:

Mein.Berlin.de Beteiligung

Projektwebsite

forschen / 14.06.2021
Sieben Millionen Dollar für die Herz-Kreislauf-Forschung

Herzmuskelzelle der Ratte: Das Protein alpha-Aktinin (rot) zeigt die periodische Struktur der Muskelfibrille. Zwei Zellkerne sind blau gefärbt. © CU Boulder
Herzmuskelzelle der Ratte: Das Protein alpha-Aktinin (rot) zeigt die periodische Struktur der Muskelfibrille. Zwei Zellkerne sind blau gefärbt. © CU Boulder

Unterschiedliche Boten-RNAs entstehen in Zellen durch „alternatives Spleißen“. Die Leducq Foundation unterstützt nun ein transatlantisches Netzwerk, das diesen Prozess in Herzmuskelzellen erforscht – und welche Rolle er bei der Entstehung von kardiovaskulären Krankheiten spielt. Professor Michael Gotthardt vom MDC und Professorin Leslie Leinwand von der Universität Boulder, Colorado, koordinieren das Projekt.

Herzkreislauferkrankungen sind trotz Prävention und verbesserter Therapien noch immer eine der Haupttodesursachen weltweit. Wie wichtig alternatives Spleißen – der „Zusammenschnitt“ der Boten-RNA beim Ablesen der Gene – bei kardiovaskulären Erkrankungen ist, wurde erst vor kurzem erkannt. Mit sieben Millionen US-Dollar unterstützt die Leducq Foundation in den nächsten fünf Jahren das Projekt CASTT (Cardiac Splicing as a Therapeutic Target) von sechs europäischen und US-amerikanischen Forscherinnen und Forschern. Sie werden insbesondere die Regulation und Krankheitsrelevanz von alternativem Spleißen in den unterschiedlichen Zellen des Herzens untersuchen.

„Ziel ist es unter anderem, den Weg von der Identifizierung eines Spleißfaktors hin zum Medikament aufzuzeigen sowie eine Datenbank aufzubauen, die es künftig erleichtert, die komplexen Spleißinformationen in die Diagnostik von Herzerkrankungen einzubeziehen“, sagt Professor Michael Gotthardt, Leiter der Arbeitsgruppe „Neuromuskuläre und kardiovaskuläre Zellbiologie“ am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und europäischer Koordinator von CASTT. Die nordamerikanische Koordinatorin Professorin Leslie Leinwand, Biologin und Gründerin mehrerer erfolgreicher BioPharma-Unternehmen, ergänzt: „Die Leducq-Stiftung ermöglicht es Grundlagenwissenschaftlern und Klinikern, über den traditionellen Tellerrand effektiver Behandlungen für Herzkrankheiten hinauszudenken und unterschiedliche Forschungsrichtungen vom Tiermodell bis zum Patienten mit innovativen genomischen und rechnergestützten Ansätzen zu verbinden.“

Zum Netzwerk gehören außerdem Professor Euan Ashley, Kardiologe an der Stanford Universität (Kalifornien), Professorin Maria Carmo-Fonseca, Zell- und Onkobiologin an der Universität Lissabon, der Kardiologe Professor Benjamin Meder vom Universitätsklinikum Heidelberg sowie Lars Steinmetz, Professor für Genetik am EMBL Heidelberg und der Stanford Universität.

Fehler beim Spleißen können Herzerkrankungen verursachen
Herzmuskelzellen benötigen eine Vielzahl von Proteinen, um sich zu entwickeln, zu kontrahieren, elektrische Impulse an Nachbarzellen weiterzuleiten oder auf äußere Einflüsse wie Stress zu reagieren. Die Baupläne für diese Eiweiße sind in den Genen abgelegt und werden in die Boten-RNA (mRNA) umgeschrieben, die diese Information dann an die Proteinfabriken der Zelle – die Ribosomen – übermittelt.

Um eine große Vielfalt an Eiweißmolekülen zur Verfügung stellen zu können, nutzen Zellen vor allem in höheren Lebewesen einen Trick: Ihre Gene codieren nicht nur für jeweils ein Protein, sondern können die Blaupause für mehrere sein. Gene enthalten in der Regel mehrere codierende Abschnitte, die Exons, und nicht-codierende Bereiche, die Introns. Letztere können beim Ablesen je nach Bedarf herausgeschnitten werden und Exons variabel verknüpft werden. So entstehen mRNAs, die unterschiedlich zusammengesetzt sind. Dieser als „alternatives Spleißen“ bezeichnete Vorgang wird vom Spleißosom gesteuert - einer komplexen Maschinerie aus Spleißfaktoren und Spleißregulatoren. Fehler beim Spleißen können Ursache von Herzerkrankungen sein. „Während im embryonalen Herzen Umbauprozesse dominieren, die das Herz wachsen und reifen lassen, sind es beim erwachsenen Organ eher solche, die eine effektive Pumpfunktion sicher stellen“, erklärt Michael Gotthardt. „Bei kranken Herzen sehen wir jedoch Genexpressionsmuster, die bezüglich der Proteinbildung zum Teil wieder in die embryonale Richtung gehen. Dadurch arbeitet das Herz nicht mehr im normalen Bereich.“

Ein Herz für große Mahlzeiten
Die Forschenden arbeiten sowohl klinisch als auch mit künstlichem Herzgewebe, Zellkulturen und mit Tiermodellen. Neben der Maus kommt dabei der burmesische Python ins Spiel, denn die Würgeschlange gehört zu den wenigen Lebewesen, die kurzfristig die Größe ihres Herzens verändern können – innerhalb eines Tages, nachdem sie eine große Beute verschluckt hat. Dadurch werden die Durchblutung erhöht und Nährstoffe schneller im Körper verteilt. Anschließend schrumpft das Organ wieder auf Normalgröße. „Wir wollen die sehr spezielle Regulation der Spleißprozesse am Pythonherz aufklären, weil wir denken, dass diese Erkenntnisse von therapeutischem Nutzen sein können. Etwa für Patienten, die an hypertropher Kardiomyopathie leiden, also einer Verdickung der Herzmuskulatur“, sagt Leslie Leinwand, die das BioFrontiers-Institut an der Universität Boulder, Colorado, leitet.

Die Leducq Foundation wurde 1996 in Paris von dem Industriellen Jean Leducq und seiner Frau Sylviane gegründet, um die transatlantische Zusammenarbeit bei der Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen voranzutreiben. Seither hat die Stiftung über 70 internationale Netzwerke auf diesen Gebieten gefördert, an denen mehr als 800 Forschende an über 130 Institutionen in 25 Ländern beteiligt sind.

Weiterführende Informationen

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Die University of Colorado Boulder ist eine innovative Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden, die nach Lösungen für die humanitären, sozialen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit suchen. Das BioFrontiers Institute vereint Forschende aus den Bereichen Lebenswissenschaften, Physik, Informatik und Ingenieurwesen, um die Grenzen der interdisziplinären Wissenschaft zu erweitern. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie wandeln sie die gewonnenen Erkenntnisse in Instrumente zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit um. www.colorado.edu

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
Sieben Millionen Dollar für die Herz-Kreislauf-Forschung

forschen, produzieren, heilen / 10.06.2021
Gründerin Kieback startet mit T-knife durch

Dr. Elisa Kieback, Mitgründerin und Chief Technology Officer von T-knife (Foto: © T-Knife)
Dr. Elisa Kieback, Mitgründerin und Chief Technology Officer von T-knife (Foto: © T-Knife)

Bestfinanziertes Start-up der deutschen Biotech-Szene

Ein aufgehender Stern am Himmel der deutschen Biotech-Branche ist ein junges Berliner Unternehmen: T-knife. Mitgründerin Dr. Elisa Kieback hat das Spin-off von MDC und Charité gemeinsam mit Kolleg*innen an die Spitze der deutschen Biotech-Start-ups katapultiert.Seit einem Jahr fühlt sich Dr. Elisa Kieback „wie auf einer Raketenabschussrampe“, sagt sie. 2015 hat die heute 40-jährige Forscherin und Unternehmerin zusammen mit Professor Thomas Blankenstein vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und Holger Specht, Investment Director bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, T-knife als Unternehmensgemeinschaft aus dem MDC und der Charité heraus gegründet. Diesem Sprung aus der Wissenschaft in die Wirtschaft gingen fast 20 Jahre Grundlagenforschung am MDC voraus – so lange schon arbeitet Thomas Blankenstein an seiner Vision, mit Hilfe genetisch veränderter Immunzellen, den T-Zellen, Krebserkrankungen zu heilen.

Etwa zehn Jahre lang trug er den Gedanken an eine Ausgründung mit sich herum. Elisa Kieback lernte er 2004 als Zweitgutachter ihrer Doktorarbeit kennen. „Sie ist eine herausragend intelligente, motivierte, organisierte und hart arbeitende junge Wissenschaftlerin, die sich der T-Zell-Rezeptor (TCR)-Gentherapie verschrieben hat“, charakterisiert Blankenstein seine Mitgründerin. 2015 wechselte die Biologin aus der Arbeitsgruppe von Professor Wolfgang Uckert in Blankensteins Team und koordinierte die erste klinische Studie zur TCR-Gentherapie, die im Januar dieses Jahres an der Charité – Universitätsmedizin Berlin startete. „Als sie hörte, dass ich eine Ausgründung aus dem MDC plane, wollte sie gerne dabei sein. Ich stimmte sofort zu. Das werde ich nie bereuen“, erzählt Blankenstein. Der Name T-knife ist so alt wie die Gründungsidee selbst: Er steht dafür, dass gentechnisch veränderte T-Zellen – das sind Zellen des Immunsystems – wie ein chirurgisches Präzisionsmesser Tumore aus dem gesunden Geweber herausschneiden sollen.

Neue Immuntherapie gegen Krebs in der klinischen Prüfung

Bis 2018 bestand T-knife nur auf dem Papier. „Die Rechtsform als Unternehmensgemeinschaft war wichtig, um erste organisatorische Schritte zu gehen, beispielsweise eine Anwaltskanzlei beauftragen zu können“, sagt Elisa Kieback. Dann wandelten die Gründer*innen T-knife in eine GmbH um, Holger Specht stieg aus, das Technologietransfer-Unternehmen Ascenion stieg ein. Die Venture-Fonds von Boehringer Ingelheim und Andera Partners stellten eine Anschubfinanzierung von acht Millionen Euro zur Verfügung. Davon engagierte Elisa Kieback 15 Mitarbeiter*innen und richtete die ersten eigenen Räume und Labore am Campus Berlin-Buch ein. 2020 drehte sie eine zweite Finanzierungsrunde und konnte stolze 66 Millionen Euro einwerben – wieder von Andera Partners und Boehringer Ingelheim sowie von den US-Risikokapitalgebern Versant Ventures und RA Capital Management. Damit machte sie T-knife zum bis dato bestfinanzierten Start-up der deutschen Biotech-Szene. Sie hat sich Thomas Soloway als Geschäftsführer und Camille Landis als Finanzchefin an die Seite geholt. Sie selbst kümmert sich als Technologiechefin um die Plattform- und Produktentwicklung, Thomas Blankenstein gehört dem Beirat an.

Seitdem gibt es für T-knife kein Halten mehr. Gut finanziert kann Elisa Kieback mit ihrem Team nach weiteren TCR-Kandidaten für verschiedene Krebsarten suchen. Die Forschenden haben mehrere vielversprechende Antigene entdeckt, die bei Krebserkrankungen auftreten. „Wir werden nun passende Rezeptoren herstellen und testen“, sagt Elisa Kieback. Die 450 Quadratmeter am Campus Berlin-Buch, die T-knife bezogen hat, werden allerdings langsam eng. Ende 2020 arbeiteten dort 20 Menschen, in der ersten Jahreshälfte 2021 ist ihre Zahl auf 40 angewachsen. „Bis zum Ende dieses Jahres wird sich die Anzahl noch einmal verdoppeln“, schätzt die Gründerin. In Berlin Mitte eröffnet T-knife ein Büro für das Team, das sich um klinische Studien kümmert.

Auf nach Amerika – und in die ganze Welt

Parallel dazu hat T-knife einen Standort in der Biotech-Hochburg San Francisco gegründet. Denn zum einen kommt das meiste Kapital, das in T-knife steckt, aus den USA. „Wenn wir uns langfristig als Firma gut aufstellen wollen durch weitere Finanzierungsrunden oder einen Börsengang, dann müssen wir für amerikanische Investoren attraktiv sein“, erklärt Elisa Kieback. Zum anderen strebt sie klinische Studien in amerikanischen Kliniken an. „Gerade bei der Umsetzung der T-Zell-Therapien in klinische Studien ist die wissenschaftliche Expertise in den USA derzeit größer als in Deutschland.“ Nicht zuletzt erhofft sie sich dadurch eine raschere Zulassung und einen schnelleren Zugang zum amerikanischen Markt.

Was nicht heißt, dass sie Deutschland den Rücken kehren will. „Berlin als Wissenschaftsstandort hat sehr viel zu bieten“, schwärmt sie. Aus den zahlreichen Forschungsinstituten, Universitäten und der Charité gehen viele Forscherinnen und Forscher hervor, die T-knife rekrutieren könne. San Francisco sei der Schlüssel zum amerikanischen Markt – Elisa Kieback will jedoch auf den Weltmarkt.

Einzigartige Technologie mit riesigem Potenzial

Sie ist zuversichtlich, dass das gelingt. „Wir verfügen über eine einzigartige Technologie, die Thomas Blankenstein entwickelt hat“, erklärt sie selbstbewusst. „Auch Leute, die nicht aus der Biotechnologie kommen, erkennen sehr schnell, dass sie etwas ganz Besonderes und Neuartiges ist – mit großem Wachstumspotenzial in medizinischer wie ökonomischer Hinsicht.“ Deshalb habe sie die Investoren überzeugen können. Ohne das viele Geld wäre es auch gar nicht gegangen. „Diese Form der Therapie ist sehr kapitalintensiv“, erklärt sie. Für die klinische Studie, die sie an der Charité zum Laufen gebracht hat, stellte das Bundesforschungsministerium vier Millionen Euro zur Verfügung. „Das erscheint viel und ist auch eine tolle Unterstützung. Im Zelltherapiebereich ist das Geld aber ganz schnell weg, wenn man ein echtes Produkt entwickeln möchte, das vielen Patienten zu Gute kommt.“ Die klinische Studie, das Monitoring, die Herstellung der patientenindividuellen Zellprodukte – das ist absolutes Neuland und kostet eine ganze Menge. Die Gründung sei deshalb unausweichlich gewesen, um Geld für die weitere Entwicklung einwerben zu können. Ihr Budgetplan steht jetzt bis 2023.

Erfindungen brauchen Unternehmer

Mit ihrer neuen Rolle als Unternehmerin hadert Elisa Kieback kein bisschen. „Wir brauchen im Forschungsumfeld eine viel größere Offenheit dafür, dass Unternehmertum gebraucht wird, damit Erfindungen den Sprung aus der Forschung in die Anwendung schaffen“, ist sie überzeugt. Außerdem forsche sie ja weiter – wenn auch mit einem anderen Fokus: weg von der Grundlagenforschung, die die Basis gebildet hat, hin zu neuen Produktkandidaten und letztlich neuen Therapeutika.

Forschen wollte sie schon immer und hat sich deshalb nach dem Abitur für ein Biologiestudium in Heidelberg entschieden. Nach einem Erasmusjahr in Schottland schrieb sie ihre Diplomarbeit am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). 2004 bewarb sie sich für das PhD-Programm am MDC in Uckerts Arbeitsgruppe zur Zellulären Gentherapie. „Gentherapie hat mich total fasziniert“, erzählt sie. „In den 2000-er Jahren war es ein großer Hype, dass man Krankheiten heilen kann, indem man kaputte Gene repariert und neue Gene in die Zelle einschleust. Das wollte ich auch.“ Für ihre Doktorarbeit entwickelte sie eine Art Sicherheitsschalter, mit dem eine Zell- und Gentherapie im Fall unerwünschter Nebenwirkungen gestoppt werden kann.

Rollenmodell für Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft

Irgendwann wollte sie neue Karrierewege gehen und bewarb sich deshalb als Studienkoordinatorin in der Arbeitsgruppe von Thomas Blankenstein. „Das war ein Allroundjob, der den großen Vorteil hatte, dass ich in viele Bereiche reinschnuppern konnte“, erinnert sie sich. Als sie von Blankensteins Gründungsabsichten hörte, war sie sofort begeistert und dabei. Es macht ihr Spaß, Teams aufzubauen, zu erkennen, wer welche Stärken und Schwächen hat, Menschen zu fördern und in ihrer Karriere zu unterstützen. Was ihr sehr wichtig ist: „Vorbild zu sein für Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft. Ich wusste nicht, dass mich das reizt. T-knife hat mir dazu verholfen.“ Parallel dazu möchte sie unbedingt herausfinden, ob die T-knife-Technologie für die Patient*innen wirklich funktioniert. Das werden am Ende erst die klinischen Daten zeigen. „Doch für unsere Plattform haben wir die allerbesten Voraussetzungen geschaffen, um sie optimal zu testen. Das ist das, was mich antreibt“, betont sie.

Das atemberaubende Tempo, das T-knife an den Tag legt, bedeutet, sich konstant zu verändern. Muss man aushalten können. Es ist nicht immer leicht zu managen, wenn aus 20 Mitarbeiter*innen binnen kürzester Zeit 40 werden. „Aber ich bin ein Mensch, der eher von und mit Bewegung lebt als mit Stillstand. Stillstand frustriert mich“, sagt sie und lacht ein bisschen.

Von Stillstand kann vorerst keine Rede sein. Im Juli bringt sie ihr zweites Kind auf die Welt. Und wenn im nächsten Jahr tatsächlich alles ein bisschen ruhiger werden sollte, hofft sie, wieder Zeit für ihr Hobby zu finden: das Tanzen. Passt zu ihr, vereinen sich darin doch harte Arbeit und schwebende Leichtfüßigkeit.  

Text: Jana Ehrhardt-Joswig

Mehr Informationen

Website von T-knife

Film "Der lange Atem" - ein Film mit Thomas Blankenstein, Elisa Kieback, Mathias Leisegang, Antonio Pezzutto und Wolfgang Uckert

leben / 10.06.2021
Neuer Teil von Buch

Schlosspark-Manager Peter Scholz vor dem Neubau. Der Platz soll mit Marktständen belebt werden
Schlosspark-Manager Peter Scholz vor dem Neubau. Der Platz soll mit Marktständen belebt werden

Der dritte Bauabschnitt der Schlosspark-Passage wurde Anfang März eröffnet. Neue Geschäfte, ein Fitnessstudio und Praxen beleben Buch
 

Jahrelang dümpelte ein Restposten-Laden in der früheren Kaufhalle vor sich hin. Deren Grundstück gehörte ursprünglich der Konsum-Genossenschaft der DDR, die dort den dritten Teil der Schlosspark-Passage plante. Nach der Insolvenz der Genossenschaft erwarb die Unternehmensgruppe Widerker die ersten beiden Bauabschnitte, die sie 2003 und 2007 fertigstellte. Der dritte Abschnitt war an einen ausländischen Investor verkauft worden. Erst Jahre später konnte Widerker dieses Grundstück erwerben, um die Passage zu erweitern.

Am 11. März 2021 eröffnete nun der dritte Teil der Schlosspark-Passage – coronabedingt ohne großes Fest. Der Schlosspark-Manager Peter Scholz ist froh, dass das Bauvorhaben zügig vorankam und seine Mieter pünktlich einziehen konnten. Ein Bio-Supermarkt, ein großer Markt für Wohnbedarf und die Filiale einer großen Drogeriekette waren die ersten, die Kunden willkommen hießen. Neben dem Biomarkt wird noch ein Blumenladen eröff nen. Im ersten Obergeschoss hat die Praxis für Logo- und Ergotherapie aus der Schlosspark-Passage eine größere Fläche bezogen. In ihren ehemaligen Räumen schafft Haus- und Betriebsarzt Dr. Christ eine eigene Praxis für Betriebsmedizin. Im zweiten Obergeschoss wird eine Kieferchirurgie einziehen. Ein großes Fitnessstudio wird seine Türen öffnen, sobald die Pandemie-Lage es erlaubt. Der neue Platz, der noch von Grünflächen umrahmt werden wird, bietet die Möglichkeit für Märkte und Veranstaltungen. Hierfür wird noch ein Marktbetreiber gesucht.

Einwohnerzahl wird wachsen

„Mit diesem erweiterten Einkaufsangebot sind wir in Vorleistung gegangen“, sagt Peter Scholz mit Blick auf die Entwicklung von Berlin-Buch. Die Zahl der Einwohner wird deutlich wachsen. In den nächsten Jahren soll entlang der Straße Am Sandhaus und auf der Fläche des ehemaligen Krankenhauses der Staatssicherheit ein neues Quartier mit bis zu 3.000 Wohnungen entstehen. Im Ludwig Hoffmann Quartier werden in absehbarer Zeit noch bis zu 500 Wohnungen gebaut. Für das südliche Buch plant der Senat perspektivisch bis zu 1.000 Wohneinheiten.

Bereits jetzt wird die Schlosspark-Passage nicht nur von Kunden aus dem direkten Umfeld frequentiert. Zahlreiche Pendler steigen in Buch vom Auto in die S-Bahn Richtung City um und kaufen auf dem Rückweg hier ein. Die Kaufland-Filiale gehört zu den umsatzstärksten deutschlandweit.

Die Corona-Pandemie hat auch die Mieteinnahmen in der Schlosspark-Passage getroffen. Aber da dort viele Geschäfte Waren des täglichen Bedarfs oder gesundheitsrelevante Sortimente anbieten, konnten trotz Pandemie viele Geschäfte geöffnet bleiben.

Wirkung als Ensemble

Wenn 2025 das geplante Bildungs- und Kulturzentrum entsteht, läuft eine Promenade an der Karower Chaussee am Neubau der Passage vorbei. Ihre Fläche gehört dem Bezirk und wurde vorläufig mit Straßenbelag verfüllt. Künftig erhält auch diese eine Aufwertung. Auf öffentlichem Grund, direkt an der Walter-Friedrich-Straße, steht seit 1987 auch die Skulptur „Mutter und Kind“ von Gerhard Rommel. Peter Scholz wirbt dafür, sie an die Ecke zur Wiltbergstraße zu versetzen, damit sie im Ensemble besser wirken kann.

Die Schlosspark-Passage wird täglich gereinigt, doch immer wieder führen Achtlosigkeit oder auch Vandalismus dazu, dass die Passage manchmal ungepflegt wirkt. „Alle, die sich hier aufhalten, sollten respektvoll mit dem zentralen Ort in Buch umgehen“, so der Schlosspark-Manager. „Wir tragen dazu bei, dass Buch sich entwickelt und wünschen uns natürlich, dass diese positive Entwicklung auch im Erscheinungsbild
ablesbar ist.“

heilen / 08.06.2021
Diagnose Hirntumor: Live-Chat mit Neurochirurgin Prof. Dr. Yu-Mi Ryang am 16. Juni

Chefärztin der Neurochirurgie im Helios Klinikum Berlin-Buch Prof. Dr. med. Yu-Mi Ryang informiert im Live-Chat rund um das Thema Tumor im Kopf. (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Chefärztin der Neurochirurgie im Helios Klinikum Berlin-Buch Prof. Dr. med. Yu-Mi Ryang informiert im Live-Chat rund um das Thema Tumor im Kopf. (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Jeden Tag wird bei rund 20 Menschen in Deutschland ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert und kann Menschen in jedem Lebensalter treffen. Zum Welthirntumortag am 8. Juni haben Patient:innen und Interessierte die Möglichkeit, ihre Fragen rund um das Thema Tumor im Kopf direkt im Live-Chat an die Chefärztin der Neurochirurgie im Helios Klinikum Berlin-Buch Prof. Dr. med. Yu-Mi Ryang, zu stellen.

Schockdiagnose Hirntumor: Wie geht man damit um und was bedeutet ein chirurgischer Eingriff am Gehirn? „Hirntumore gehören zwar zu den selteneren Erkrankungen, bedeuten aber eine besondere Herausforderung für die Betroffenen. Deshalb ist es wichtig, über die mögliche Behandlung und ihre Grenzen zu sprechen. Mit modernsten Verfahren der Neuromedizin können wir in vielen Fällen den Patienten spürbar Erleichterung verschaffen“, sagt Professor Ryang. Mit dem Begriff „Hirntumor“ werden alle Tumore im Gehirn oder Kopf beschrieben, die man u.a. in gutartig und bösartig und in hirneigen und nicht hirneigen unterteilen kann. Der häufigste bösartige Hirntumor bei Erwachsenen ist das Glioblastom. „Zum Welthirntumortag möchten wir ein Zeichen für Hirntumorpatienten setzen und über mögliche Krankheitsverläufe und Heilungschancen aufklären,“ so Prof. Dr. Ryang. 

Live-Chat und Fragen
Der Hirntumor-Live-Chat findet am Mittwoch, 16.06.2021 um 17:00 Uhr auf Facebook statt. Chefärztin Prof. Dr. med. Yu-Mi Ryang, erklärt die wichtigsten Themenbereiche wie Krankheitsbild, Diagnose, Therapie und Behandlungsschritte und lässt viel Raum für Fragen. Stellen Sie uns Ihre Fragen gerne bereits vorab via Facebook und Instagram und schalten am 16. Juni ein. 

Link zur Facebook Veranstaltung

Welthirntumortag 

Der Welthirntumortag wurde von der gemeinnützigen Organisation Deutsche Hirntumorhilfe initiiert, um auf die schwierige Situation von Betroffenen aufmerksam zu machen. Weitere Informationen und Aktionen zum Welthirntumortag unter: www.hirntumorhilfe.de

Mehr über die Neurochirurgie im Helios Klinikum Berlin-Buch:

www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch/unser-angebot/unsere-fachbereiche/neurochirurgie/

investieren, leben / 08.06.2021
Konzept für Gebietsentwicklung Buch-Süd noch bis 23. Juni online

Abbildung: Bezirksamt Pankow
Abbildung: Bezirksamt Pankow

Stadt der kurzen Wege - Schwammstadt - Holzbauweise: Quartier mit neuem Charakter für Buch

Zwischen der Wolfgang-Heinz-Straße, der Panke und der Autobahn soll ein autoarmes Wohnquartier mit rund 650 Wohneinheiten, einer Kita und Gewerbeflächen für den Biomedizinischen Campus Berlin Buch errichtet werden. Wie kann ein vielfältiges und nachhaltiges Quartier aussehen, das eine Verknüpfung zu den Nachbarschaften schafft und sich in den umgebenden Landschaftraum einfügt?

Hier gibt es Überlegungen, eine „Stadt der kurzen Wege“ zu etablieren, die auf eine Nutzungsvielfalt und dem Nebeneinander von Wohnen, Versorgung, Arbeit und Erholung setzt. Das Konzept soll für den Wohnungsbau eine lockere Anordnung der Gebäude zum Waldbereich an der Panke und eine Durchlässigkeit zum Grünraum des zukünftigen Pankeparks gewährleisten. Um den ruhenden Verkehr zu bündeln, ist eine Quartiersgarage geplant. Nach dem Prinzip der „Schwammstadt“ soll ein abflussloses Stadtquartier entwickelt werden – das Regenwasser wird als eine Ressource verstanden. Dächer und Teile der Fassaden sollen begrünt werden und einen Betrag zu Steigerung der Biodiversität, Kühlung und Rückhaltung des Regenwassers leisten. Die Dächer eigenen sich auch für die Gewinnung regenerativer Energien, diese Qualität soll genutzt werden. Durch die offene Bebauungsstruktur soll sichergestellt werden, dass das neue Stadtquartier in Hitzeperioden durch die Umgebungsluft gekühlt wird. Ein grüner Saum wird für den ökologischen Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft einen wichtigen Beitrag leisten. Bei der weiteren Planung werden auch die Anwendung von Holzbauweise und die Verwendung kreislauffähiger Baumaterialien Thema sein. Weiterhin spielt die Energieeffizienz von Gebäuden eine bedeutende Rolle zur Erreichung der Klimaziele Berlins. Entsprechend soll eine innovative und effiziente Energieversorgung vorgesehen und die Gebäude mit einem hohen Energiestandard ausgestattet werden.

Online-Beteiligung bis 23. Juni 2021

Die Planungen der vertiefenden städtebaulichen Studie für Buch-Süd werden vom 2. - 23. Juni 2021 auf dem Portal mein.berlin.de vorgestellt. Alle Interessierten sind eingeladen, Hinweise und Ergänzungen für die weitere Ausarbeitung mitzuteilen.

Hier geht es zum Projekt Buch-Süd: https://mein.berlin.de/projekte/gebietsentwicklung-buch-sud-bezirk-pankow/

Auswertung des Online-Beteiligungsverfahrens

Die Hinweise aus der Online-Beteiligung werden inhaltlich ausgewertet und fließen gebündelt in die weitere Bearbeitung der städtebaulichen Studie ein. Im Zuge der Abwägung von verschiedenen Interessen (Einzelinteressen, lokale Interessen, Gemeinwohl- bzw. Interesse der Gesamtstadt etc.) erfolgt eine Ergänzung oder Anpassungen der bisher aufgenommenen Planungsinhalte.

Die abschließende Fassung der städtebaulichen Studie soll vom Bezirksamt Pankow von Berlin beschlossen werden und damit Grundlage für das weitere Planungsverfahren und die fortlaufende Beteiligung der Öffentlichkeit werden.

Hintergrund:

Seit 2010 verzeichnet das Land Berlin eine kontinuierliche Bevölkerungszunahme, die eine verstärkte Nachfrage nach Wohnraum auslöst. Dieses dynamische Wachstum bietet für den Ortsteil Buch die Chance und die Herausforderung, geeignete Wohnbaupotenziale zu erschließen und durch entsprechende Planungen auch Verbesserungen für die bestehenden Quartiere im Ortsteil zu erreichen. Die seit 2009 bestehenden Förderprogramme Stadtumbau / nachhaltige Stadtentwicklung ermöglichten und ermöglichen hier bereits die Umsetzung wichtiger Maßnahmen mit dem Schwerpunkt der Erneuerung und Qualifizierung der Infrastruktur. Weitere Herausforderungen stellen u.a. die Umwandlung des ehemaligen THW-Geländes neben der Panke zu einem Park und die Nutzung der ehem. Industriebahntrasse als Wegeverbindung dar. Daher sind die Konzepte für Buch-Süd mit den weiteren Planungen aus der Umgebung zu den Themen Verkehr, soziale Infrastruktur und Grünflächen aufeinander abzustimmen.

Nachdem die städtebauliche Rahmenplanung für das zentrale und südliche Gebiet von Buch durch das Bezirksamt am 5. Mai 2020 beschlossen wurde, sollen durch eine vertiefende städtebauliche Studie Vorschläge für die Weiterentwicklung der Wohnsiedlung Buch IV und die Aktivierung der Flächenpotenziale im Bereich zwischen der Ernst-Busch-Straße und dem südlich gelegenen Kappgraben gemacht werden.
 

Quelle: mein.berlin.de

bilden / 08.06.2021
Ein Ferientag zum Thema BIENEN

Campusprojekt mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde: Wildblumenwiese, um Insekten noch mehr Nahrung zu bieten (Foto: David Außerhofer)
Campusprojekt mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde: Wildblumenwiese, um Insekten noch mehr Nahrung zu bieten (Foto: David Außerhofer)

Kaum wird es wärmer und die ersten Blüten lassen sich sehen, summt und brummt es in Gärten und Grünanlagen. Bienen fliegen in gewagten Flugmanövern von Blüte zu Blüte, sammeln Nektar und bestäuben dabei die Blüten. Tänzelnd zeigen sie anderen Bienen, wo die besten Futterstellen zu finden sind.

Das Gläserne Labor, die Stadtteilbibliothek Buch und Spielkultur Berlin-Buch e.V. laden Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zu einem Ferientag rund um die Biene ein. Dabei gibt es viele spannende Dinge zu erfahren: Welche Obst- und Gemüsesorten gäbe es ohne die bestäubenden Insekten nicht? Wie leben Bienen? Wie sind die Augen von Bienen aufgebaut und wie sehen Bienen?

Wissen aus Büchern und Experimenten
Um ihr Wissen zu erweitern, stöbern die Kinder zunächst in der Bibliothek in bereitgestellten Medien. Dort stehen auch Experimente bereit: Wer schon immer mal wie eine Biene sehen wollte, darf durch ein Facettenauge gucken und Blüten auf dem UV-Lichttisch ansehen. Mit allen Sinnen geht es weiter beim Honigtest: Hier erfahren die Kinder, wie unterschiedlich Honige riechen, schmecken und aussehen können.

Lebensräume der Bienen kennenlernen
Die nächste Station ist der grüne Campus Berlin-Buch. Hier dürfen die Kinder den Alltag der Bienen am Bienenstock des Gläsernen Labors beobachten. Sie können das Innenleben des Stocks erforschen und sogar Honigproben entnehmen.

Zahlreiche Wildbienenarten leben nicht als Volk zusammen, sondern sind Einzelgänger und bevorzugen Nistplätze an verschiedensten Orten. Insektenhotels können den Wildbienen helfen, sich anzusiedeln. Doch dabei gilt es, geeignete Materialien zu verwenden und die Inneneinrichtung richtig anzulegen. Die Experten dafür finden sich auf dem Abenteuerspielplatz Moorwiese. An dieser letzten Station des Ferientages kann jedes Kind sein eigenes Insektenhotel bauen – und mit nach Hause nehmen.

Termine: 4. August 2021; 5. August 2021 & 6. August 2021, jeweils 9 bis 17 Uhr

Geeignet für Kinder von 6 bis 10

Dauer: Eintägig

Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung erforderlich.
Anmeldung und weitere Informationen:
Stadtteilbibliothek Buch bei Doreen Tiepke unter doreen.tiepke@ba-pankow.berlin.de unter Benennung des Wunschtermins

Anmeldefrist bis zum 20. Juli 2021

Veranstaltungsort: Der Kurs findet in Berlin-Buch in der Stadtteilbibliothek, im Gläsernen Labor auf dem Campus Berlin-Buch und auf der Moorwiese statt.

Kosten: keine

Die Ferientage zum Thema BIENEN werden von der HOWOGE gefördert.

Zur Corona Pandemie: Die Veranstaltung findet zumeist draußen oder in großen, belüfteten Räumen statt, so dass Abstand gewahrt werden kann. Die Gruppe wird eine Anzahl von 12 Kindern und zwei Dozenten nicht übersteigen. Wir bitten um das Tragen eines Mundschutzes und regelmäßiges Händewaschen.

produzieren, heilen / 08.06.2021
Eckert & Ziegler-Verbundunternehmen erhält zusätzliche NIAID-Förderung für pharmazeutische Entwicklung

Myelo Therapeutics GmbH, ein Verbundunternehmen von Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700, TecDAX), hat von der NIAD, einer Zweigstelle der amerikanischen Gesundheitsbehörde, weitere finanzielle Mittel zur Entwicklung seiner Wirkstoffkomponente Myelo001 erhalten. Aufgrund einer Aufstockung der bestehenden Vereinbarung erhält Myelo Therapeutics jetzt zusätzlich 2 Millionen US-Dollar für die klinische Entwicklung zur Behandlung des Hämatopoetischen Akuten Strahlensyndroms (H-ARS). Der Rahmenvertrag, der im April 2020 unterzeichnet wurde, umfasst nunmehr ein Volumen von bis zu 6,2 Mio. US$.

Mit den Mitteln wird unter anderem die Entwicklung von Myelo001 als H-ARS-Monotherapie in Richtung einer Investigational New Drug Application bei der U.S. Food and Drug Administration (FDA) vorangetrieben. Die Gelder für die Entwicklung werden ganz oder teilweise durch das Radiation and Nuclear Countermeasures Program der NIAID finanziert. Nur eine ausgewählte Anzahl von Unternehmen wird auf der Grundlage eines hoch kompetitiven Bewerbungsverfahrens gefördert.

Über das Akute Strahlensyndrom (ARS)
Das akute Strahlensyndrom (ARS), auch Strahlentoxizität oder Strahlenkrankheit genannt, ist eine Erkrankung, die auftritt, wenn große Teile des Körpers einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Das Hauptmerkmal von ARS ist die Zerstörung von hämatopoetischen Stamm- und Vorläuferzellen, eine der Hauptursachen für die Sterblichkeit. Die US-Regierung fördert die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von körperlichen Schäden, die durch ARS entstehen.

Über Myelo Therapeutics
Myelo Therapeutics entwickelt in Berlin innovative Therapien mit hohem medizinischem Bedarf z.B. gegen chemotherapieinduzierte Myelosuppression, strahleninduzierte Myelosuppression und ARS. Sein Leitkandidat Myelo001 ist ein adjuvantes Krebstherapeutikum im klinischen Stadium zur Behandlung von chemotherapie- und strahlentherapieinduzierter Myelosuppression. Er wird als orale Tablettenformulierung verabreicht und ist bei Raumtemperatur für mindestens drei Jahre stabil. Präklinische und klinische Studien haben gezeigt, dass Myelo001 sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch wirksam ist, um durch Strahlen- und Chemotherapie verursachte hämatopoetische Symptome zu reduzieren. Eckert & Ziegler ist einer der größten Anteilseigner von Myelo und unterstützt einen wesentlichen Teil der Entwicklungsaktivitäten. www.myelotherapeutics.com.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit rund 800 Mitarbeitern zu den größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet an seinen weltweiten Standorten Dienstleistungen für Radiopharmazeutika an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet. www.ezag.com

forschen / 07.06.2021
RNA-Moleküle in Raum und Zeit beobachten

Einzellembryo des Zebrafisches: Die MDC-Forschungsgruppe fand darin zahlreiche lokalisierte Gene. Viele ihrer Erbinformationen wandern in die Vorläuferzellen der späteren Keimzellen.  © AG Junker, MDC
Einzellembryo des Zebrafisches: Die MDC-Forschungsgruppe fand darin zahlreiche lokalisierte Gene. Viele ihrer Erbinformationen wandern in die Vorläuferzellen der späteren Keimzellen. © AG Junker, MDC

Einem MDC-Team ist es gelungen, im Einzellembryo des Zebrafisches Gene in Raum und Zeit zu beobachten – noch bevor die Zellteilung einsetzt. Im Fachjournal „Nature Communications“ stellen sie eine Methode vor, mit der künftig beispielsweise auch in Organoiden gemessen werden könnte, wie Zellen auf Medikamente reagieren.

Zu keinem späteren Zeitpunkt offenbart sich das „Wunder des Lebens“ so sehr wie an seinem Anfang: wenn die befruchtete Eizelle sich zu Blastomeren furcht, mit einer Fruchtblase umhüllt, Keimblätter ausfaltet. Wenn die Blastomere beginnen, zu unterschiedlichen Zellen zu differenzieren. Wenn aus ihnen schließlich ein kompletter Organismus wird.

„Wir wollten herausfinden, ob die späteren Unterschiede zwischen den verschiedenen Zellen zum Teil bereits in der befruchteten Eizelle angelegt sind“, sagt Dr. Jan Philipp Junker, der am Berliner Institut für Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) die Arbeitsgruppe „Quantitative Entwicklungsbiologie“ leitet. Mit seinem Team untersucht Junker, wie Zellen Entscheidungen treffen und wovon es abhängt, ob sie zu Nerven-, Muskel- oder Hautzellen werden. Dafür erstellen die Wissenschaftler*innen Stammbäume von Zellen, mit denen sie Herkunft und Zelltyp für Tausende einzelner Zellen aus einem Organismus bestimmen können. Anhand dieser Stammbäume können sie nachvollziehen, wie und auf welchen Wegen Zellen sich zu einem funktionierenden Organismus zusammenfügen oder wie sie auf Störungen reagieren.

Baupläne für verschiedene Zelltypen stecken schon im Einzellembryo

Doch diese Spurensuche mittels Zellstammbäumen setzt an einem späteren Zeitpunkt an – nämlich dann, wenn Zellteilung und -differenzierung eingesetzt haben. Zudem werden dabei große Zeiträume – über Monate oder Jahre hinweg – betrachtet. In ihrer aktuellen Studie, die gerade im Fachjournal „Nature Communications“ erschienen ist, legt Junkers Forschungsgruppe ihr Augenmerk auf eine sehr kurze Zeitspanne: auf die ersten Stunden nach der Befruchtung, vom Einzellstadium bis zur Gastrulation – der Ausbildung der Keimblätter – des Embryos. Die Wissenschaftler*innen wollten wissen, ob in der einzelnen Zelle bereits Teile des Bauplans für die vielen verschiedenen Körperzellen stecken, die sich später aus ihr bilden. Sie arbeiteten dafür mit Zebrafisch- und mit Klauenfroschembryonen. Schon zuvor war es Forschenden gelungen, einzelne Gene zu finden, deren RNA innerhalb der Einzellembryonen des Zebrafisches an bestimmten Stellen lokalisiert ist. Die Berliner Wissenschaftler*innen haben nun nachgewiesen, dass es noch viel mehrsolcher Gene gibt. „Wir haben zehnmal mehr Gene entdeckt als bislang bekannt, deren RNA in der befruchteten Eizelle räumlich lokalisiert ist“, erklärt Karoline Holler, Erstautorin der Studie. „Viele dieser RNA-Moleküle werden später in die Vorläuferzellen der Keimzellen transportiert. Das bedeutet, dass schon in der befruchteten Eizelle das Programm für die spätere Zelldifferenzierung angelegt ist.“  

Neue Ansätze für die Transkriptomik

Die Zelldifferenzierung lässt sich mit modernen Methoden der Einzelzell-Transkriptomik sehr gut nachvollziehen. Wissenschaftler*innen ordnen dafür einzelne Zellen nach der Ähnlichkeit ihrer Transkriptome – das sind sämtliche in der Zelle enthaltenen RNA-Moleküle – und können anhand der sich dabei bildenden Muster bestimmen, auf welchen Wegen die Zellen zu dem geworden sind, was sie sind. Die ersten Schritte in der Embryonalentwicklung können sie damit allerdings nicht nachvollziehen, denn hier ist die räumliche Anordnung von RNA-Molekülen entscheidend. Dafür griff das Team auf eine Technik namens „Tomo-seq“ zurück, die Jan Philipp Junker 2014 am Hubrecht Institute in den Niederlanden entwickelt hat. Damit ist es möglich, RNA-Moleküle räumlich innerhalb der Zelle zu verfolgen. Das funktioniert, indem die Wissenschaftler*innen Embryonen der Modellorganismen in dünne Scheiben schneiden. Entlang der Schnittflächen können sie die RNA-Profile ablesen und in räumliche Expressionsmuster umrechnen. Karoline Holler verfeinerte diese Technik so, dass nun auch die räumliche Verteilung des Transkriptoms in der befruchteten Eizelle gemessen werden kann.

Mit einer zweiten neuen Methode untersuchten die Wissenschaftler*innen, zu welchen Zellen die lokalisierten Gene später beitragen. „Um die RNA-Moleküle über verschiedene Entwicklungsstadien zu verfolgen, markieren wir sie. So können wir sie nicht nur im Raum, sondern auch im Lauf der Zeit beobachten“, erläutert Jan Philipp Junker. Auf diese Weise können die Wissenschaftler*innen die RNA, die seitens der Mutter in den Embryo gelegt wird, von der RNA unterscheiden, die der Embryo selbst bildet. Diese „scSLAM-seq“ genannte Methode zur Markierung von RNA wurde am BIMSB in den Arbeitsgruppen von Professor Markus Landthaler und Professor Nikolaus Rajewsky verbessert, so dass nun eine Anwendung im lebenden Zebrafisch möglich ist. „Das Labeling von RNA-Molekülen erlaubt es uns, mit hoher Präzision zu messen, wie sich die Genexpression in einzelnen Zellen verändert, beispielsweise nach einem experimentellen Eingriff“, erläutert Junker.

Wie wirken sich Medikamente auf die Zelldifferenzierung aus?

Mit RNA-Labeling eröffnen sich ganz neue Wege, um beispielsweise die Wirkungsweise medikamentöser Therapien zu erforschen. „Wir können damit in Organoiden untersuchen, wie verschiedene Zelltypen auf Substanzen reagieren“, erklärt der Physiker. Für langfristige Veränderungsprozesse sei die Methode nicht geeignet. „Aber wir sehen, welche Gene sich innerhalb von fünf bis sechs Stunden nach der Behandlung verändern. So können wir versuchen zu verstehen, wie wir die Zelldifferenzierung beeinflussen können.“ 

Auch die räumliche Analyse hat medizinische Relevanz: Auf lange Sicht könnte sie für die Erforschung solcher Krankheiten geeignet sein, die auf fehllokalisierte RNA zurückzuführen sind, beispielsweise Krebs oder neurodegenerative Erkrankungen. Bei ihnen werden viele Moleküle durch die Zelle transportiert. „Wenn wir diese Transportprozesse verstehen, dann können wir möglicherweise Risikofaktoren für diese Krankheiten bestimmen“, erklärt Karoline Holler. Doch das ist Zukunftsmusik. „Bis der Zebrafisch-Einzellembryo als Modellsystem für menschliche neurodegenerative Erkrankungen genutzt werden kann, ist es noch ein sehr weiter Weg“, betont Jan Philipp Junker. 

Vorerst wollen die Wissenschaftler*innen die Mechanismen zur Lokalisierung der RNA entschlüsseln: Worin unterscheidet sich die aufgespürte RNA von den Transkripten, die sonst noch in der Zelle stecken? Zusammen mit der Arbeitsgruppe von Professorin Irmtraud Meyer am BIMSB will Junkers Team die Sequenzmerkmale der lokalisierten RNA charakterisieren. Mithilfe von Algorithmen wollen sie vorhersagen, ob die lokalisierten Gene eine zwei- oder dreidimensionale Faltung gemeinsam haben. Darüber hinaus arbeiten sie daran, ihre Methode so weiterzuentwickeln, dass sie auch in anderen Systemen als dem Zebrafisch-Einzellembryo zum Einsatz kommen kann.

Weitere Informationen

AG Junker, Quantitative Entwicklungsbiologie
AG Landthaler, RNA-Biologie und Posttranskriptionale Regulation
AG Meyer, Bioinformatik der RNA-Struktur und Transkriptomregulierung
AG N. Rajewsky, Systembiologie von Gen-regulatorischen Elementen

Wie Zellen Entscheidungen treffen

Literatur

Karoline Holler et al (2021): „Spatio-temporal mRNA tracking in the early zebrafish embryo“, Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-23834-1

forschen / 04.06.2021
130 Aha-Momente am 5. Juni 2021: wissenschaftliche Einrichtungen präsentieren sich digital

Auch wenn die Lange Nacht der Wissenschaften in diesem Jahr mit Präsenzveranstaltungen noch einmal aussetzen muss, am 5. Juni präsentieren wissenschaftliche Einrichtungen 130 digitale Programmpunkte auf langenachtderwissenschaften.de und sorgen damit für viele Aha-Momente. In einer LNDW-Sondersendung von radioeins berichten Expert*innen aus den Forschungsbereichen Mensch, Natur und Technik.

Die Programmpunkte zeigen das breite Spektrum der Berliner Forschungslandschaft auf und bieten mit einer Auswahl an Vorträgen, virtuellen Touren, Konzerten, einem Pubquiz und Speed-Dating ein abwechslungsreiches Angebot − rein digital. Umweltthemen, medizinischer Fortschritt, archäologische Forschungsreisen und Murphys Law, kaum ein Themenfeld, das nicht erkundet werden kann:

• Ob Zero-Waste in einer Stadt wie Berlin überhaupt praktikabel ist, fragt zum Beispiel die Humboldt-Universität Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gastronomie.
• Dass das als klimaschädlich bekannte Kohlendioxid auch ein Rohstoff sein könnte, aus dem sich Kraftstoffe und Chemikalien herstellen lassen, wird bei einer virtuellen Tour im Helmholtz-Zentrum Berlin erklärt.
• Wie erfolgreiche Influencer*innen Partnerschaftsvorstellungen der 50er reproduzieren, verfolgt die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft.
• Wie ein 3D-Rundgang in einer türkischen Tempelanlage aussieht, zeigt die Beuth-Hochschule.
• Wie man Maschinen mit Algorithmen dazu bringt, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen und wo dabei die Grenzen liegen, wird im Zuse-Institut Berlin ergründet.
• Die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung verrät, wie sich Sütterlin & Co entziffern lassen.

Auch für Kinder und Jugendliche werden besondere Programmpunkte angeboten:
• Bist du eher Dichter*in oder Denker*in fragt zum Beispiel das Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Kinder zwischen 5 und 12 Jahren.
• Die Frage, ob es für uns Menschen einen Bauplan gibt, können Kinder ab 12 Jahren zusammen mit dem Gläsernen Labor auf dem Campus Berlin Buch beantworten.

Eine Sondersendung von radioeins wird am 5. Juni 2021 von 19 bis 23 Uhr live aus dem Futurium in Berlin ausgestrahlt. In der vierstündigen Sendung kommen Wissenschaftler*innen mit ihren spannenden Projekten zu Wort. Die radioeins-Reporterin hat sich zum Beispiel angeschaut, wie an der Technischen Universität ein Lungenmodell am 3D-Drucker produziert wird, um daran Impfstoffe zu erforschen. Auf dem Gelände der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Horstwalde macht sie sich zudem auf die Spur nach dem grünen Wasserstoff.

Folgende Einrichtungen beteiligen sich mit digitalen Angeboten:
• Beuth Hochschule für Technik Berlin
• Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
• Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
• Bundesinstitut für Risikobewertung
• Forschungsverbund Berlin e.V.
• Futurium
Gläsernes Labor/Campus Berlin-Buch GmbH
• Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH
• HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft
• Humboldt-Universität zu Berlin
• Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS)
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft
• Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene
• Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie
• Stiftung Planetarium Berlin
• Technische Universität Berlin
• Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS)
• Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS)
• Zuse-Institut Berlin (ZIB)

Alle Informationen zu den digitalen Programmpunkten sind auf der LNDW-Website unter www.langenachtderwissenschaften.de veröffentlicht.

Über die Lange Nacht der Wissenschaften Berlin | Potsdam
Die Lange Nacht der Wissenschaften (LNDW) findet seit 2001 jährlich statt. 2022 ist sie für den 2. Juli geplant. Organisiert und finanziert wird die Lange Nacht der Wissenschaften weitgehend von den beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen selbst. Darüber hinaus wird sie von zahlreichen Partnern unterstützt, insbesondere von der Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH und der Technologiestiftung Berlin. 2021 konnten zusätzlich Siemens und Bayer als Unterstützer gewonnen werden.

 

produzieren / 03.06.2021
Eckert & Ziegler und Telix Pharmaceuticals schließen Vertrag zur gemeinsamen Vermarktung eines Prostatakrebs-Diagnostikums in den Vereinigten Staaten

Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700, TecDAX) und Telix Pharmaceuticals (Telix) werden bei der Vermarktung von GalliaPharm® (68Ge/68Ga Generator) und Illuccix® (Kit zur Herstellung von Ga-68 PSMA-11 Injektion) in den USA eng zusammenarbeiten. Ein entsprechender Vertrag, wurde jetzt von beiden Unternehmen unterzeichnet. Illuccix® ist ein Präparat für die Bildgebung von Prostatakrebs mit Positronen-Emissions-Tomographie (PET), das derzeit in mehreren Märkten weltweit, darunter auch in den Vereinigten Staaten, zur Zulassung geprüft wird.

Eckert & Ziegler und Telix werden ihre bestehende Zusammenarbeit ausbauen, um den Zugang zur Ga-68 Versorgung in den Vereinigten Staaten weiter voranzutreiben. Im Rahmen der Vereinbarung werden Eckert & Ziegler und Telix die Kombination von GalliaPharm® und Illuccix® an nationale Radiopharmazie-Netzwerke, kommerzielle Apothekenketten, Krankenhausapotheken und andere Zielinstitutionen vermarkten.

"Nachdem wir vor kurzem für Illuccix® die exklusiven Vertriebsrechte für Deutschland erhalten haben, markiert diese Kooperation einen weiteren wichtigen Meilenstein für unser Ga-68 Generatoren Geschäft sowie unsere nuklearmedizinischen Aktivitäten,“ erklärte Dr. Harald Hasselmann, Eckert & Ziegler Vertriebsvorstand und verantwortlich für das Segment Medical. "Wir freuen uns, gemeinsam mit Telix die Versorgung von Prostatakrebspatienten in den Vereinigten Staaten sicherzustellen."

"Die enge Zusammenarbeit zwischen den Eckert & Ziegler und Telix Vertriebsteams wird uns dabei helfen, die 68Ga-PSMA-Bildgebung in den USA einzuführen. Vorbehaltlich der FDA-Zulassung werden wir gemeinsam das Bewusstsein für dieses innovative bildgebende Verfahren erhöhen und Prostatakrebspatienten in den USA den Zugang zu dieser Diagnosemethode erleichtern", ergänzte Dr. Bernard Lambert, Präsident von Telix Americas.

Nach der Marktzulassung soll Illuccix® als sogenannte Kit-Präparation für die Diagnose von Prostatakrebs angeboten werden. Illuccix® ermöglicht eine Markierung von PSMA-11 mit dem Radionuklid Ga-68 durch das medizinische Personal, direkt vor Verabreichung. Nach Fertigstellung des Radiopharmazeutikums und Injektion in den Patienten können Tumore, die das sogenannte Prostataspezifische Membranantigen aufweisen, mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) genau lokalisiert werden.(1), (2)

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland, die mit etwa 68.000 Fällen im Jahr 2020, eine deutlich höhere Inzidenz als Lungenkrebs (38.000 Neuerkrankungen) oder Darmkrebs (31.000 Neuerkrankungen) (3) aufweist. Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern. Im Jahr 2020 starben in Deutschland über 15.000 Männer an Prostatakrebs. Im gleichen Jahr lebten in Deutschland schätzungsweise 290.000 Prostatakrebspatienten.

  1. Fendler W et al. JAMA Oncol. 2019; 5(6): 856-863.
  2. Hofman M et al. The Lancet. 2020; 395: 1208-1216.
  3. IARC Global Cancer Observatory, 2020.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit rund 800 Mitarbeitern zu den größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet an seinen weltweiten Standorten Dienstleistungen für Radiopharmazeutika an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet. www.ezag.com

Über Telix Pharmaceuticals
Telix ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Produkten mittels Molecularly Targeted Radiation (MTR) spezialisiert hat. Telix hat seinen Hauptsitz in Melbourne, Australien und internationale Niederlassungen in Belgien, Japan und den Vereinigten Staaten. Telix entwickelt ein Portfolio von Produkten, die sich in der klinischen Phase befinden und einen bedeutenden, bisher ungedeckten medizinischen Bedarf in der Onkologie und bei seltenen Krankheiten adressieren. Telix ist an der Australian Securities Exchange (ASX: TLX) notiert. www.telixpharma.com 

Über Illuccix®
Das führende Entwicklungsprodukt von Telix, Illuccix® (TLX591-CDx) für die Bildgebung bei Prostatakrebs, wurde von der US-amerikanischen FDA zur Einreichung angenommen und wird von der australischen Therapeutic Goods Administration (TGA) vorrangig geprüft. Telix arbeitet außerdem an den Zulassungsanträgen für Illuccix® in der Europäischen Union und in Kanada.

forschen / 02.06.2021
Einzelzellen, RNA und die Zukunft der Medizin

Drei Tage, zwei Veranstaltungen: Forscher*innen, Vertreter*innen der Industrie und Politik sowie die Öffentlichkeit sind am 16./17. Juni zur LifeTime-Konferenz 2.0 und am 18. Juni zum Berlin Summer Meeting 2021 eingeladen, um neueste Technologien, Werkzeuge und Methoden der Krankheitsbehandlung zu diskutieren.

Die zweite LifeTime-Konferenz tut sich in diesem Jahr Berlin Summer Meeting zusammen. Veranstalter der beiden spannenden virtuellen Events vom 16. bis 18. Juni ist das Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). 

Während der LifeTime-Konferenz 2.0 am 16. und 17. Juni präsentieren führende Forscher*innen, die an Einzelzell-Multi-Omics, Bildgebung, künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen sowie experimentellen Krankheitsmodellen aus den Zellen von Patient*innen arbeiten, ihre neuesten Ergebnisse. Ihr Ziel ist eine „zellbasierte Medizin“, die eine Erkrankung in allerfrühsten Stadien oder sogar bereits vor Beginn abfangen und unterbrechen kann. Beim 14. Berliner Summer Meeting am 18. Juni stehen Wissenschaftler*innen im Mittelpunkt, die innovative RNA-Werkzeuge entwickeln und damit ganz aktuell einen Wandel in der Medizin herbeiführen. 

„Diese beiden sich ergänzenden Veranstaltungen bringen weltweit anerkannte Wissenschaftler*innen zusammen, die auf wichtigen Gebieten von Forschung und Entwicklung Pionierarbeit leisten. Sie verändern grundlegend, wie wir Krankheiten analysieren und behandeln“, beschreibt Professor Nikolaus Rajewsky, Wissenschaftlicher Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des MDC. „Wir freuen uns darauf, dass Forscher*innen, Vertreter*innen der Industrie, politische Entscheidungsträger*innen, Investor*innen und Patientensprecher*innen bei uns Ideen austauschen und helfen, schnell neue Lösungen für Patient*innen zu finden.“

Krankheitsursachen verfolgen – Zelle für Zelle
Die seit 2019 von MDC und Pariser Institut Curie gemeinsam koordinierte LifeTime-Initiative will früheste Mechanismen verstehen, die Zellen von gesunden Wegen abweichen und stattdessen Krankheit entstehen lassen. Derartige Veränderungen Jahre oder sogar Jahrzehnte vor Entstehung eines Tumors oder der Degeneration von Nervenzellen abzufangen und zu korrigieren, könnte vollkommen neue Wege in der Behandlung eines breiten Krankheitsspektrums öffnen. Die LifeTime-Konferenz 2.0 widmet sich den neuesten Fortschritten, die die außergewöhnlich detailreiche Analyse einzelner Zellen im Verlauf der Zeit sowie deren genaue Verortung im Gewebe für die Erforschung von Gesundheit und Krankheit bietet.

Professor Ido Amit, Molekularbiologe am israelischen Weizmann Institute of Science, hält am 16. Juni eine Keynote mit dem Titel „The power of ONE: Immunology in the age of single cell genomics”. Amit ist entwickelt Technologien der Einzelzell-Genomik und nutzt sie, um grundlegende Fragen zum Immunsystem zu beantworten. Mit seinen Kolleg*innen erforscht er außerdem, wie man Gensequenzen für die Therapie herstellen kann.

Weitere Sprecher*innen aus den USA und Europa – darunter Partner aus dem Single Cell Omics Germany (SCOG) Netzwerk und dem LifeTime-Konsortium – gruppieren ihre Präsentation um fünf zentrale Themen: „Wir sind froh, renommierte Expert*innen aus aller Welt zusammenzubringen und freuen uns, außerdem Postdocs und Doktoranden die Möglichkeit geben zu können, auf kurze Vorträge Feedback zu ihren Projekten zu erhalten“, sagt Marco Uhrig, Projektmanager am BIMSB. „Eine weitere Besonderheit wird eine Paneldiskussion mit Geschäftsführer*innen von Unternehmen aus dem Bereich Einzelzelltechnologie sein.“

RNA kommt zu Hilfe
Das Berlin Summer Meeting ist ein Dauerbrenner und bekannt dafür, rechnergestützte und experimentelle biologische Forschung zusammenzubringen. Die diesjährige Ausgabe 

Innovative RNA: from basic discoveries to future medicine“ befasst sich dank RNA-basierter COVID-19-Impfstoffe mit einem derzeit hochaktuellen Thema.

Natürlich sind die COVID-19-Impfstoffe nur ein Beispiel, das zeigt, dass RNA die Medizin grundlegend verändern kann. Führende Wissenschaftler*innen aus den USA Und Europa stellen kurz ihre aktuelle Forschung vor, sowohl zur Entwicklung RNA-basierter Medikamente gegen Krebs und neurodegenerative Krankheiten als zu Nanobauteilen und RNA-Editierung. Zu den renommierten Vortragenden gehört Professor David Liu von der Harvard University, dessen Arbeitsgruppe erfolgreich das Base-Editing etabliert hat, mit dem man einzelne Basenpaare in DNA austauschen kann. Derartige Werkzeuge, die auf CRISPR-Cas9 Technologie aufbauen, könnten in Zukunft bei der Behandlung von Erbkrankheiten helfen. Denn viele werden von einer Punktmutation verursacht, etwa Sichelzellanämie.

Auch die Perspektive von Forscher*innen in der Industrie ist vertreten, beispielweise durch Dr. Jennifer Petter, Gründerin und wissenschaftliche Leiterin von Arrakis Therapeutics. Das Unternehmen baut eine Pipeline  auf RNA abzielender, auf niedermolekularen Verbindungen basierender Medikamente („small-molecule (rSM) medicines“), um ein ganzes Spektrum an Krankheiten zu behandeln. Darunter sind verschiedene Krebsarten und kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Idee besteht darin, RNA zu verändern, bevor sie in DNA und Proteine umgewandelt wird, was „flussaufwärts“ ganz neue Eingriffsmöglichkeiten schafft.

„Wissenschaftler*innen haben das Potenzial von RNA für die Impfstoffanwendung schon seit über 30 Jahren erforscht, doch die Genehmigung von RNA-basierten COVID-19 Impfstoffen hat die Tür nun richtig weit aufgestoßen, das Konzept dahinter bewiesen und den Weg für die Entwicklung von RNA-Impfstoffen gegen Krebs und neurodegenerative Krankheiten geebnet“, bilanziert Rajewsky, einer der wissenschaftlichen Organisatoren des Berlin Summer Meeting.

Das wissenschaftliche Komitee umfasst außerdem Professor Emmanuelle Charpentier, Direktorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene und 2020 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet, Professor Markus Landthaler, Leiter der Arbeitsgruppe RNA-Biologie und Posttranskriptionale Regulation am MDC sowie Professor Jörg Vogel, Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung.

Weiterführende Informationen
Bitte beachten Sie, dass man sich für die beiden Veranstaltungen jeweils einzeln registrieren muss. Die Teilnahme ist in beiden Fällen kostenlos. Sämtliche Details und Registrierung:

https://lifetime-initiative.eu/lifetime-conference-2-0/

https://berlin-summer-meeting.org/

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de 

forschen, investieren, produzieren, leben, heilen, bilden / 31.05.2021
Die neue Ausgabe des Standortmagazins buchinside ist erschienen

Cover der Ausgabe 1/2021. Foto: Peter Himsel
Cover der Ausgabe 1/2021. Foto: Peter Himsel

Im Titelthema: Bauen für die Medizin der Zukunft - Grundsteinlegung für den BerlinBioCube

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

ein neues Forschungshaus zu eröffnen oder einen Grundstein für ein Gründerzentrum zu legen, darf hoffentlich bald wieder ein Höhepunkt mit zahlreichen Gästen vor Ort sein – mit freudigem Händedruck, lächelnden Gesichtern und Beifall. Doch noch gelten Einschränkungen.

So fand die außerordentlich spannende Eröffnung des Käthe-Beutler-Hauses auf dem Campus Berlin-Buch im März virtuell statt. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Regierende Bürgermeister und Senator für Wissenschaft und Forschung Berlins, Michael Müller, weihten das neue Gebäude für die translationale medizinische Forschung des Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) ein. Hier werden rund 200 Spezialist*innen aus MDC und BIH auf dem Gebiet der Blutgefäßmedizin forschen – zum Nutzen der Patient*innen. Mit dem neuen Gebäude wird der nördliche Eingang des Campus am Lindenberger Weg deutlich aufgewertet.

Mit kleinster, ebenfalls prominenter Besetzung wurde Mitte April der Grundstein des BerlinBioCube gelegt. Der Regierende Bürgermeister von Berlin und der Bezirksbürgermeister von Pankow, Sören Benn, nahmen an der feierlichen Zeremonie teil. Hier, im neuen Gründerzentrum des BiotechPark Berlin-Buch, werden ab 2023 junge Unternehmen in der Biotechnologie und Medizintechnik ausgezeichnete Bedingungen vorfinden.

Moderne, helle Laborräume sind das eine, was Start-ups in dieser Branche benötigen. Der biomedizinische Campus bietet jedoch weit mehr. Zum Umfeld gehören exzellente Grundlagen- und klinische Forschung, Hightech-Plattformen und Kliniken ebenso wie junge und etablierte Unternehmen. Durch die räumliche und inhaltliche Nähe entstehen vielfältige Vernetzungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Eine inspirierende Life-Science-Community prägt den Campus, dessen 3.000 Beschäftigte aus 60 Nationen stammen. Im BerlinBioCube sollen die Vernetzung und der Austausch weiter intensiviert werden. Darum sind im Gebäude Gemeinschaftsflächen und ein großer Konferenzraum geplant. Der parkartige grüne Campus lädt zum Arbeiten und Entspannen im Freien ein. Ein Barista-Café, die Mensa oder Foodtrucks bringen ein urbanes Lebensgefühl nach Buch. Sommerfeste, sportliche Wettbewerbe oder die Lange Nacht der Wissenschaften sind Teil der Campus-Kultur. Nachhaltigkeit ist fest im Leitbild des Green Campus verankert und wirkt bis in die Standortentwicklung hinein, für die sich die Campusakteure ebenfalls engagieren. Der Ort Buch, der an die Landschaft des Barnim grenzt, wächst. In den nächsten Jahren entstehen hier mehrere tausend Wohnungen. Und auch hier findet sich die Bestrebung, modellhaft eine Green Health City zu entwickeln.

Bis zu 40 Start-ups können im BerlinBioCube einziehen, und die Nachfrage nach branchenspezifischen Flächen ist bereits jetzt sehr hoch. Die Pandemie hat eines gezeigt: Die Medizinische Biotechnologie ist eine Branche, die essenzielle Beiträge zur Bewältigung der Krise liefern und sogar noch Wachstum verzeichnen konnte. Der Zeitpunkt, in ein neues Gründerzentrum in Buch zu investieren und an die 400 Arbeitsplätze zu schaffen, ist genau richtig.

Dr. Christina Quensel und Dr. Ulrich Scheller
Geschäftsführende der Campus Berlin-Buch GmbH

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forschen, heilen / 28.05.2021
Neue Muskeln für die Blase

Menschliche Muskelzelle, wie sie aus Muskelstammzellen differenziert. (Blau: Zellkern, grün: Desmin, rot: Myosin Heavy Chain). Foto: mit freundlicher Genehmigung der American Society for Clinical Investigation; https://insight.jci.org
Menschliche Muskelzelle, wie sie aus Muskelstammzellen differenziert. (Blau: Zellkern, grün: Desmin, rot: Myosin Heavy Chain). Foto: mit freundlicher Genehmigung der American Society for Clinical Investigation; https://insight.jci.org

Etwa sieben Jungen, deren Harnröhre und Blasenschließmuskel unvollständig ausgebildet sind, werden jedes Jahr in Deutschland geboren. Sie bleiben oft inkontinent. ECRC-Forscher*innen wollen prüfen, ob den Kindern eine Stammzell-Transplantation helfen kann. BMBF und BIH in der Charité fördern die Studie mit ca. 4,3 Millionen Euro.

Über 8000 verschiedene Seltene Erkrankungen sind bekannt, über 30 Millionen Menschen sind allein in Europa betroffen. Therapien für diese meist noch nicht behandelbaren Krankheiten zu entwickeln, ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe und damit eine Herausforderung für die Forschung. Die Epispadie ist eine davon. Hier führt eine vorgeburtliche Entwicklungsstörung zu einer abnormalen Lage und Spaltbildung der Harnröhre und einem unvollständig ausgebildeten Blasenschließmuskel. 

Nur etwa sieben Jungen und noch weniger Mädchen werden jedes Jahr in Deutschland mit dieser Besonderheit geboren. Sie ist mit einem hohen Leidensdruck verbunden: Denn die äußerlich sichtbare Fehlbildung kann man mit einer Operation beheben, das gelingt aber leider beim Blasenschließmuskel nicht so einfach. „Daher sind diese Kinder oft lebenslang inkontinent, was mit einer hohen psychologischen Belastung für die Betroffenen und deren Familien einhergeht“, erklärt Professorin Simone Spuler vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). Sie ist Spezialistin für Stammzell- und Muskelforschung. „Wir haben deshalb überlegt, wie wir ihnen mit unserer Expertise helfen können.“ 

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) fördert die Studie mit rund 3,3 Millionen Euro. Das Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité hat das Vorhaben mit seinem Spark-BIH-Programm auf dem Weg vom Labor in die Klinik mit einer Million Euro unterstützt.

Muskelstammzellen bilden neuen Schließmuskel

Die Wissenschaftler*innen um Simone Spuler hatten eine Methode entwickelt, mit der sie regenerationsfähige Muskelstammzellen aus Muskelgewebe isolieren können. „Wir nehmen eine Gewebeprobe, eine Biopsie, aus dem Oberschenkel und isolieren daraus Muskelstammzellen. Diese vermehren wir anschließend auf ein Vielfaches und spritzen sie direkt an in die Defektstelle des Blasenschließmuskels.“ Bei Ratten führte das tatsächlich dazu, dass sich ein neuer Schließmuskel bildete, der auch funktionstüchtig war. Da deren verändertes Immunsystem menschliche Zellen tolerierte, gelang dies auch mit menschlichen Muskelstammzellen.

„Doch trotz dieser ermutigenden Ergebnisse konnten wir nicht sofort eine klinische Studie mit Betroffenen beginnen“, sagt die Medizinerin. „Denn die Vorschriften sind streng. Nur Zellen, die in einem pharmazeutischen Herstellungsverfahren, der „good manufacturing practice“ kurz GMP, produziert werden, dürfen im Menschen angewandt werden. Dieses Verfahren aufzusetzen, ist sehr anspruchsvoll.“ Die unter GMP-Bedingungen hergestellten Zellen werden für die präklinischen Sicherheitsprüfungen zunächst im Tiermodell eingesetzt. 

Unterstützung aus den USA – und vom BIH

Die Auflagen der Zulassungsbehörden, in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut, verlangen, dass nur speziell dafür akkreditierte Labore die Tierversuche für eine klinische Studie durchführen dürfen. Der Fachbegriff ist „good laboratory practice“, GLP-Bedingungen. Auf der Suche nach einem GLP-Labor, das gleichzeitig über mikrochirurgische Fähigkeiten verfügte, mit denen sich die Muskelstammzellen in den Blasenschließmuskel von Ratten übertragen lassen, wurden die Wissenschaftler*innen in den USA fündig: „Ungefähr 300 km östlich von Chicago, mitten in Michigan, gab es ein solches Labor“, berichtet Simone Spuler. „Um den dortigen Kollegen genau zu erklären, was wir planen, mussten wir mehrmals in die USA reisen. Die Vorbereitungen, die erforderliche Einarbeitungszeit und die Durchführung der Versuche waren unglaublich zeit- und kostenintensiv. Das hätten wir ohne die Unterstützung durch das BIH-Spark-Programm nicht geschafft!“ 

Eine Million Euro stellte das BIH den Muskelforscher*innen um Simone Spuler zur Verfügung. „Genau dies ist unser Anliegen“, erklärt Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH-Direktoriums und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité. „Wir wollen Wissenschaftler*innen dabei unterstützen, ihre Ergebnisse aus dem Labor zu den Patientinnen und Patienten zu bringen und damit die medizinische Translation fördern. Damit erreichen wir, dass aus Forschung Gesundheit wird.“ Dr. Tanja Rosenmund, die Leiterin des BIH-Spark-Programms freut sich ebenfalls. „Das Projekt für die Epispadie ist deshalb so spannend, weil es – falls es gelingt – viele weitere Möglichkeiten eröffnet: Inkontinenz ist ja ein weit verbreitetes Problem und Muskelschwäche ohnehin. Wir hoffen deshalb, mit dieser Förderung möglichst vielen weiteren Studien den Weg zu ebnen.“ 

Klinische Studie mit 21 Jungen 

Nachdem die Ergebnisse in den USA gezeigt hatten, dass die transplantierten Muskelstammzellen die Inkontinenz bei den Ratten beheben konnte und die Sicherheit des Zellproduktes bestmöglich bestätigt werden konnte, steht nun der klinischen Studie nichts mehr im Weg: 21 betroffene Jungen im Alter zwischen drei und siebzehn Jahren sollen an den Universitätskliniken Ulm und Regensburg behandelt werden. Dort leiten Professorin Anne-Karoline Ebert und Professor Wolfgang Rösch die Zentren für den Blasenekstrophie-Epispadie-Komplex. Die Studie ist Placebo-kontrolliert, randomisiert und doppelt-verblindet geplant. Das bedeutet, dass zufällig ausgewählte fünf der 21 Jungen ein Placebo (Kochsalzlösung) statt ihrer eigenen Muskelstammzellen erhalten. Weder Ärzt*innen noch Patient*innen wissen bis zum Ende der Studie, wer diese fünf waren. „Das müssen wir tun, um wissenschaftlich gesicherte Ergebnisse zu erhalten“, erklärt Simone Spuler. „Wenn sich nach der Datenanalyse zeigt, dass es den Kindern nach der Zellinjektion besser geht als denen, die das Placebo erhalten haben, besteht natürlich die Möglichkeit, die Zellinjektion nachzuholen. Das ist möglich, da sich die isolierten Muskelstammzellen problemlos tiefgekühlt aufbewahren lassen.“ 

Das Bundesforschungsministerium war so überzeugt von dem Antrag aus Berlin, dass es 3,3 Millionen Euro für die Durchführung der Klinischen Studie zur Verfügung gestellt hat. In wenigen Monaten soll der erste Patient behandelt werden. 

Berlin Institute of Health in der Charité (BIH)
Die Mission des Berlin Institute of Health (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das MDC ist Privilegierter Partner des BIH.

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Quelle :Gemeinsame Pressemitteilung von MDC und BIH
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/epispadie-neue-muskeln-fuer-die-blase

forschen, produzieren, heilen, bilden / 26.05.2021
Lange Nacht der Wissenschaften 2021 digital

Grafik: Campus Berlin-Buch GmbH
Grafik: Campus Berlin-Buch GmbH

Die klügste Nacht des Jahres einmal anders: Der Campus Berlin-Buch begrüßt große und kleine Wissenschaftsinteressierte zur diesjährigen Langen Nacht der Wissenschaften am 5. Juni, 17 -24 Uhr digital! Die Teilnahme ist kostenfrei.

Wie schön wäre es, endlich einmal wieder Besucher in die Labore zu lotsen, ihnen die spannende biomedizinisch Forschung persönlich näher zu bringen, Luftballons zu verteilen, Kinder mit Experimenten zu begeistern oder ihnen am Rande Spiel und Spaß auf dem Bungee-Trampolin zu bieten. Doch in diesem Jahr ist im Juni noch keine Großveranstaltung möglich. Die Campus-Einrichtungen laden Sie daher ein, sich virtuell dazuzuschalten, per "Reality TV" mit ins Labor zu kommen, beim Online-Quiz mitzumachen oder sich die Instagram-Live-Show anzusehen! Experimentieren Sie mit dem Team vom Gläsernen Labor am heimischen Küchentisch, werfen Sie im Instagram-Live-Stream einen Blick hinter die Kulissen des Schülerlabors oder seien Sie dabei, wenn ein Sars-CoV-2-Schnelltest-Kit auseinandergenommen und erklärt wird.

Das Programm des Gläsernen Labors finden Sie hier https://www.glaesernes-labor.de/de/news/programm2021-lnw

Das Programm des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) finden Sie hier: https://www.mdc-berlin.de/de/lange-nacht

Lange Nacht der Wissenschaften im Radio
Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 5. Juni 2021 gibt es von 19 bis  23 Uhr eine Sondersendung auf radioeins. Zum Nachhören: Lange Nacht der Wissenschaften 2020 auf radioeins

Veranstaltungsort:

Online-Veranstaltung

forschen, produzieren, heilen / 25.05.2021
E-Scooter bis an Brandenburgs Grenze: Lime startet Pilotprojekt mit Pankow und Senatsverwaltung in Berlin-Buch

Von links: Jashar Seyfi, Lime-Deutschlandchef; Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz; Dr. Ulrich Scheller, Campus Berlin-Buch GmbH; Magnus Johansson, Swiftmile EMEA Managing Director (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH)
Von links: Jashar Seyfi, Lime-Deutschlandchef; Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz; Dr. Ulrich Scheller, Campus Berlin-Buch GmbH; Magnus Johansson, Swiftmile EMEA Managing Director (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH)

Im Zentrum von Berlin haben sich E-Scooter längst als nachhaltige Mobilitätsoption bewährt. Im Rahmen des einzigartigen Pilotprojekts „Erste und Letzte Meile gemeinsam bewältigen“ mit dem  Bezirk Pankow und der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz bietet Lime ab sofort  stationsungebundene E-Scooter in Berlin-Buch über seine App an. Lime ist damit der erste E-Scooter-Anbieter, der seinen Betrieb bis an die Grenze von Brandenburg ausweitet. Neu ist, dass es an hoch frequentierten Knotenpunkten feste Swiftmile-Ladestationen für die E-Scooter geben wird. Zum Start des Projekts sind insgesamt 30 E-Scooter im gesamten Geschäftsgebiet rund um den S-Bahnhof und den Forschungscampus Berlin-Buch sowie das Klinikum verfügbar sowie drei Swiftmile-Ladestationen. Ziel der Initiative  ist es, den Pendlerinnen und Pendlern aus Berlin und dem angrenzenden Brandenburg ein möglichst attraktives Angebot für die “letzte Meile” zu ihrem Zielort zu machen. Die Swiftmile-Ladestationen sorgen für ein geordnetes Stadtbild und erlaubt Lime Logistikkosten einzusparen, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts nachhaltig zu sichern.

Wir meinen es ernst mit unserem Ziel, dass noch mehr Berlinerinnen und Berliner ihr Auto stehen lassen. Als Berliner Unternehmen möchten wir unseren Teil dazu beitragen die Mobilität in der gesamten Stadt zu verbessern und investieren deshalb kräftig“, sagt Lime-Deutschland-Chef Jashar Seyfi. „Dazu gehört auch die Anbindung von Außenbezirken wie Berlin-Buch mit nachhaltiger Mikromobilität, in denen die Dichte an ÖPNV-Haltestellen geringer ist. Das Pilotprojekt zusammen mit dem Bezirk Pankow und der Berliner Senatsverwaltung ist ein schönes Beispiel, das zeigt, wie eine nachhaltige Verkehrswende nicht nur in den Stadtzentren gelingen kann. Finanziert wird das Projekt übrigens vollständig durch unsere E-Bike und E-Scooter Flotte im Zentrum der Stadt.”

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, ergänzt: „E-Scooter können eine wichtige Rolle für die Mobilitätswende spielen: Sie sind klimafreundlich, leise und bedienen im besten Fall Strecken, die den Nahverkehr bequem ergänzen – wie hier auf dem Campus Buch, wo Mitarbeitende künftig von und zur S-Bahn fahren können, auf dem Weg zur Arbeit oder in den Feierabend. Ich begrüße sehr, dass der Anbieter Lime hier am Stadtrand, an einem bedeutenden Gesundheitsstandort, aktiv wird. Dies sollte an anderen Standorten ausgeweitet werden und viele Nachahmer finden. Ich wünsche allen Nutzer*innen eine sichere Fahrt.“

Vollrad Kuhn, stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat von Pankow: „Ich freue mich, dass dieses Mobilitätsangebot für alle nun auch am Stadtrand Pankows in Buch möglich wird. Wir sehen das als Startpunkt für weitere Angebote wie z. B. eine zukünftige Jelbi-Mobilitätsstation in Buch. Dazu sind wir mit der BVG in intensiven Abstimmungen.“

Stefan Gelbhaar, Direktkandidat aus Pankow und Sprecher für städtische Mobilität und Radverkehr der Grünen-Bundestagsfraktion, sagt: „Damit startet ein innovatives Projekt zur Verbesserung der Verkehrssituation im Pankower Norden. Der Ausbau der Infrastruktur für die letzte Meile wird um einen Aspekt bereichert. Weitere Angebotsverbesserungen für den Pendelverkehr insbesondere bei Rad, Bus und Bahn sind notwendig und stehen auf der Agenda.“

Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH: „Wir fördern bereits auf vielfältige Weise die umweltfreundliche Mobilität unserer Beschäftigten – entsprechend unserem Leitbild eines Green Health Campus. Mit den E-Scootern von Lime erproben wir eine zusätzliche Möglichkeit, den S-Bahnhof und den Campus attraktiv und flexibel zu verbinden. Berlin-Buch bietet mit eng kooperierenden Regionalakteuren wie Helios sehr gute Voraussetzungen, ÖPNV und Sharing-Angebote zu verknüpfen.“

Daniel Amrein, Geschäftsführer im Helios Klinikum Berlin-Buch: „Klasse, dass wir neben unserer etablierten Nextbike-Kooperation nun ein weiteres umweltfreundliches Mobilitätsangebot direkt auf unserem Gelände machen können. Wir unterstützen das Projekt als gemeinsames Experiment zum Ausbau des Zukunftsstandortes Buch und wünschen uns, dass vor allem unsere Pendlerinnen und Pendler noch flexibler zum Arbeitsort kommen.“

Swftimile: "Ein wirklich autofreies Berlin ist nur möglich, wenn alternative Verkehrsmittel über das Stadtzentrum hinaus ausgebaut werden und für sie die nötige Infrastruktur zum Laden und Parken zur Verfügung steht”, sagt Magnus Johansson, Swiftmile EMEA Managing Director. “Swiftmile ist stolz darauf mit Lime zusammenzuarbeiten und ein nachhaltiges Verkehrsmittel in den Bezirk Pankow zu bringen, das zu Anfang vor allem Studenten und Krankenhauspersonal zur Verfügung steht.”

Das Projekt setzt auf eine partnerschaftliche Kooperation zwischen der Stadt, Lime und Swiftmile. Nach sechs Monaten wird  das Projekt evaluiert. Lime wird anonymisierte Daten zur Verfügung stellen, auf Basis derer gegebenenfalls Änderungen am Geschäftsgebiet und der Scooter-Anzahl vorgenommen werden. Bei großer Nachfrage können weitere Ladestationen hinzukommen. 

Lime ist lokaler Marktführer in Berlin bei E-Scootern und hat als einziger New-Mobility-Anbieter der Stadt zusätzlich auch E-Bikes im Angebot. Seit dem Start von Lime in Berlin im Juni 2019 wurden bereits mehr als 5 Millionen Fahrten mit Lime E-Scootern und E-Bikes absolviert. Die flexibel nutzbaren elektrischen Fahrräder und Tretroller werden insbesondere als Zubringer zum öffentlichen Nahverkehr und auf der „letzten Meile“ zum Zielort genutzt. „Wir sind überzeugt davon, dass Lime auch und gerade außerhalb des Zentrums weitere Autofahrten ersetzen kann“, sagt Seyfi. „In der Corona-Pandemie wollen wir sicherstellen, dass Menschen Zugang zu einfacherer und sicherer Mobilität haben, die physische Distanz ermöglicht.

Theoretisch könnten jeden Tag 30 Millionen Pkw-Fahrten durch E-Scooter ersetzt werden

Bike-Sharing-Angebote wie das von Lime ergänzen und komplettieren das Mobilitäts-Angebot von Großstädten. „Je einfacher und je vielfältiger die Alternativen zum Auto sind, desto eher wird es stehengelassen oder sogar abgeschafft“, sagt Seyfi. „Da in der Lime-App sowohl Fahrräder als auch Scooter verfügbar sind, haben wir ein einfach nutzbares ökologisches und sicheres Angebot für Kundinnen und Kunden für unterschiedliche Vorlieben und Nutzungsfälle.“ Die durchschnittlich per E-Bike zurückgelegte Strecke ist fast doppelt so lang wie auf dem E-Scooter. „40 Prozent unser Kundinnen und Kunden nutzen nur E-Scooter, 30 Prozent nutzen nur E-Bikes und die restlichen 30 Prozent sind multimodal unterwegs”.

Täglich werden deutschlandweit 120 Millionen Fahrten im motorisierten Individualverkehr zurückgelegt – 25 Prozent davon sind unter zwei Kilometer lang. Die Durchschnittsstrecke von Limes E-Scootern liegt bei 1,9 Kilometer. Rein theoretisch könnten also allein mit E-Scootern jeden Tag 30 Millionen Pkw-Fahrten ersetzt werden.

Lime in Deutschland

In Deutschland ist Lime mit mehr als 45.000 E-Scootern und E-Bikes in 52 Städten der führende Anbieter von Mikromobilität und will seine Präsenz und Marktführerschaft im deutschen Markt zeitnah weiter ausbauen. Seit Juni 2019 ist Lime in Deutschland aktiv und zählt hierzulande bereits mehr als 2,5 Millionen aktive Nutzer, die bislang mehr als 18 Mio. Fahrten unternommen haben. Deutschland ist für das kalifornische Unternehmen einer der bedeutendsten und profitabelsten Märkte weltweit.

Weitere Informationen zu Lime gibt es HIER.

Über Lime

Die Mission von Lime ist es, Städte zu unterstützen, in denen die Menschen an erster Stelle stehen, indem die Bewohner auf erschwingliche, zuverlässige und nachhaltige Mobilitätslösungen zurückgreifen können. Als weltweit führender Anbieter von Mikromobilität arbeitet Lime eng mit Städten zusammen, um E-Bikes und E-Scooter anzubieten, die mit GPS und selbstaktivierenden Schlössern ausgestattet sind. Mit mehr als 200 Millionen absolvierten Fahrten in mehr als 120 Städten auf fünf Kontinenten hat Lime eine neue Generation sauberer Alternativen zum Autobesitz hervorgebracht. Mehr Informationen unter li.me.

About Swiftmile

Swiftmile ist der Pionier und Marktführer im LEV-Laden und bietet eine neue Klasse von grüner Infrastruktur, die den Grundstein für "Tankstellen der Zukunft" legt. Wir bauen und betreiben Mobility Hubs zum Laden und Organisieren von E-Scootern, E-Bikes und E-Mopeds, und zwar zu geringen oder gar keinen Kosten für die Städte, dank eines Werbebildschirms im Hub. Die Infrastruktur von Swiftmile treibt die Standardisierung von Batterien und Ladegeräten für den globalen Mikromobilitätssektor voran, mit Hubs in ganz Nordamerika und Europa. Swiftmile hat seinen Sitz in San Carlos, CA. Für die neuesten Informationen über Swiftmile, besuchen Sie https://swiftmile.com/

investieren, produzieren / 18.05.2021
Eckert & Ziegler erhält exklusive Vertriebsrechte für Prostatakrebsdiagnostikum von Telix Pharmaceuticals

Die Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700, TecDAX) hat mit der australischen Telix Pharmaceuticals (Telix) einen Vertrag über den exklusiven Vertrieb von Illuccix® (Kit für die Zubereitung einer Ga-68 PSMA-11 Injektion) in Deutschland geschlossen. Das von Telix hergestellte Illuccix® ist ein Präparat für die Prostatakrebsdiagnostik mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und wird derzeit in mehreren Ländern weltweit, darunter auch in Deutschland, zur Zulassung geprüft.

„Illuccix® dürfte eines der wichtigsten Produkte für die bildgebende Diagnostik von Prostatakrebs werden. Die breite Zulassung eines Präparates zur Diagnose von Prostatakrebs wird dringend benötigt und wir freuen uns, mit Telix den Vorreiter bei diesem Arzneimittel als Partner gewinnen zu können“, erklärt Dr. Harald Hasselmann, Mitglied des Vorstands der Eckert & Ziegler AG und verantwortlich für das Segment Medical. „Zusammen mit unseren anderen Produkten können wir den nuklearmedizinischen Praxen und Kliniken in Deutschland nach der Zulassung ein vollumfängliches Produktportfolio zur Herstellung von Ga-68 PSMA anbieten.“

"Wir freuen uns über diese Vertriebsvereinbarung mit Eckert & Ziegler. Dadurch erhalten Prostatakrebspatienten in Deutschland – vorbehaltlich der Genehmigung durch die deutsche Zulassungsbehörde - Zugang zu einem neuen Prostatakrebsdiagnostikum. Die Partnerschaft mit einem so kompetenten und patientenorientierten Marktführer in der Nuklearmedizin passt hervorragend zu unserer Mission, Krebspatienten zu einem längeren und besseren Leben zu verhelfen", erklärt Dr. Christian Behrenbruch, Vorstandsvorsitzender von Telix. 

Illuccix® wird als sogenannte Kit-Präparation für die Diagnose von Prostatakrebs angeboten. Illuccix® ermöglicht eine Markierung von PSMA-11 mit dem Radionuklid Ga-68 durch das medizinische Personal, direkt vor Verabreichung. Nach Fertigstellung des Radiopharmazeutikums und Injektion in den Patienten können Tumore, die das sogenannte Prostataspezifische Membranantigen aufweisen, mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) genau lokalisiert werden.(1), (2)

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland, die mit etwa 68.000 Fällen im Jahr 2020, eine deutlich höhere Inzidenz als Lungenkrebs (38.000 Neuerkrankungen) oder Darmkrebs (31.000 Neuerkrankungen) (3) aufweist. Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern. Im Jahr 2020 starben in Deutschland über 15.000 Männer an Prostatakrebs. Im gleichen Jahr lebten in Deutschland schätzungsweise 290.000 Prostatakrebspatienten.

  1. Fendler W et al. JAMA Oncol. 2019; 5(6): 856-863.
  2. Hofman M et al. The Lancet. 2020; 395: 1208-1216.
  3. IARC Global Cancer Observatory, 2020.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet an seinen weltweiten Standorten Dienstleistungen für Radiopharmazeutika an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

Über Telix Pharmaceuticals
Telix ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Produkten mittels Molecularly Targeted Radiation (MTR) spezialisiert hat. Telix hat seinen Hauptsitz in Melbourne, Australien und internationale Niederlassungen in Belgien, Japan und den Vereinigten Staaten. Telix entwickelt ein Portfolio von Produkten, die sich in der klinischen Phase befinden und einen bedeutenden, bisher ungedeckten medizinischen Bedarf in der Onkologie und bei seltenen Krankheiten adressieren. Telix ist an der Australian Securities Exchange (ASX: TLX) notiert. www.telixpharma.com www.telixpharma.com 

Über Illuccix®
Das führende Entwicklungsprodukt von Telix, Illuccix® (TLX591-CDx) für die Bildgebung bei Prostatakrebs, wurde von der US-amerikanischen FDA zur Einreichung angenommen und wird von der australischen Therapeutic Goods Administration (TGA) vorrangig geprüft. Telix arbeitet außerdem an den Zulassungsanträgen für Illuccix® in der Europäischen Union und in Kanada.

forschen, heilen / 18.05.2021
Mit Virchow in die Zukunft

Die einzelnen aus dem Gewebe isolierten Zellen werden zur Analyse in miniaturisierte Chips geschleust. Foto: Felix Petermann, MDC
Die einzelnen aus dem Gewebe isolierten Zellen werden zur Analyse in miniaturisierte Chips geschleust. Foto: Felix Petermann, MDC

Virchow 2.0“ ist unter den 15 Finalisten der zweiten Wettbewerbsrunde der Zukunftscluster-Initiative des BMBF (Clusters4Future). Das vom MDC koordinierte Berliner Netzwerk will ein biomedizinisches KI-Ökosystem schaffen, um die zellbasierte Medizin in die Klinik zu bringen.

„Wenn Zellen falsche Entscheidungen treffen, entstehen Krankheiten.“ Diese Erkenntnis stammt aus Berlin – von Rudolf Virchow, dessen 200. Geburtstag die Stadt in diesem Jahr feiert. Eine Zukunftsvision knüpft an diese große Tradition an und soll sie konsequent weiterentwickeln: „Wir wollen eine zellbasierte Medizin schaffen – und zwar mithilfe der neuesten Technologien. Dazu zählen bahnbrechende Einzelzell- und Bildgebungsmethoden, die wir mit künstlicher Intelligenz und personalisierten Krankheitsmodellen wie Organoiden kombinieren“, sagt Professor Nikolaus Rajewsky. Der Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) koordiniert die Initiative. „So wird es möglich, anhand der ersten zellulären Veränderungen Krankheiten zu diagnostizieren, den möglichen Verlauf einer Erkrankung vorauszusagen und die molekularen Netzwerke von der entstehenden Krankheit zurück auf den Weg eines gesunden Gleichgewichts zu lenken. Außerdem können wir so ganz neue Ansatzpunkte für Wirkstoffe oder zelluläre Therapien finden.“ 

„Die Medizin kann dann sehr früh und gezielt korrigierend eingreifen – mit der jeweils wirksamsten Behandlung. Das würde die Prognose für viele Patientinnen und Patienten erheblich verbessern“, sagt Professorin Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie stellt in dieser Initiative die Verbindung zwischen Grundlagenforschung und Klinik sicher. „Wir wollen den Krankheitsverlauf unterbrechen, bevor irreparable Schäden auftreten, und auch Therapieresistenzen rechtzeitig erkennen.“

Eine einzigartige Konstellation regionaler Akteure

Berlin bietet beste Voraussetzungen dafür, Diagnostik, die Entwicklung personalisierter Therapien und die Suche nach geeigneten Ansatzpunkten für Wirkstoffe auf völlig neue Füße zu stellen, sie effizienter, schneller und kostengünstiger zu machen: Denn hier gibt es eine deutschlandweit einzigartige Konstellation regionaler Akteure aus der Grundlagenforschung, Klinik und anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung, die in den benötigten Technologie-, Datenwissenschafts- und Medizinfeldern weltweit führend sind. 

Die Expert*innen aus Systembiologie, Medizin, Biotechnologie, Physik und Informatik/Künstliche Intelligenz wollen gemeinsam mit lokalen und überregionalen Industriepartnern ein biomedizinisches KI-Ökosystem schaffen, um die zellbasierte Medizin in die Klinik zu bringen. Gleichzeitig soll ein positives Ausgründungsklima und eine Unterstützungsplattform für etablierte Firmen entstehen. Bereits jetzt unterstützen 15 Firmen aus Pharmaindustrie und Biotech-Branche, KI-Start-ups und Investoren die Initiative. Kernpartner für das geplante Zukunftscluster sind das MDC, die Charité, das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), das Zuse-Institut Berlin (ZIB) und das Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD), ein Berliner Forschungsnetzwerk, das Anwendungen für Big Data und maschinelles Lernen entwickelt.

 „Jüngste Beispiele des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz zeigen, dass diese neuartigen Ansätze einen bedeutenden Beitrag für die Medizin leisten können“, sagt PD Dr. Tim Conrad, Abteilungsleiter für „Visual and Data-centric Computing“ am Zuse-Institut Berlin und Projektleiter am BIFOLD. „Mit der Entwicklung von spezialisierten Algorithmen und der notwendigen mathematischen Analyse werden wir sicherstellen, dass die entstehenden Methoden und Ergebnisse nachvollziehbar und interpretierbar werden.“ 

Einen ersten Eindruck des geplanten Clusters können Interessierte und potenzielle Partner bei einem HealthCapital-Webinar am 26. Mai 2021 oder auch beim Kick-Off-Symposium des Single-Cell-Fokusbereichs von BIH und MDC am 20. Mai 2021 bekommen – und sich der Initiative anschließen.

Der „Clusters4Future“-Wettbewerb

Unter dem Dach der Hightech-Strategie 2025 will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem themenoffenen Wettbewerb „Clusters4Future“ den Wissens- und Technologietransfer stärken. Akteure aus Hochschulen, Forschungsinstituten, Unternehmen und gesellschaftlichen Einrichtungen einer Region sollen optimal zusammenwirken. Die Bundesregierung plant, in den kommenden zehn Jahren insgesamt bis zu 450 Millionen Euro für die Zukunftscluster bereitzustellen.

Für die zweite Runde des Wettbewerbs konnten sich bis Mitte Februar 2021 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Vorschlägen aus allen Fachrichtungen wie zum Beispiel Robotik, Energie oder eben Biomedizin für regionale Innovationsnetzwerke – den Zukunftsclustern – bewerben. Eine unabhängige Expertenjury hat nun die besten 15 der 117 Clusterideen für eine Konzeptionsphase empfohlen. Das BMBF fördert diese sechsmonatige Phase mit bis zu 250.000 Euro. Der einzige Finalist aus Berlin: „Virchow 2.0 – Schaffung eines Innovationsclusters zur Umsetzung zellbasierter Medizin in Berlin“. 

In der Konzeptionsphase erarbeiten die Beteiligten Clusterstrategien und Projekte der ersten Umsetzungsphase. Mitte 2022 werden nach dem Votum einer unabhängigen Expertenjury bis zu sieben Zukunftscluster der zweiten Wettbewerbsrunde ausgewählt. Diese können bis zu neun Jahre lang ihre Konzepte realisieren. Pro Cluster und Jahr sind bis zu fünf Millionen Euro vorgesehen.

Weiterführende Informationen

Webinar am 26. Mai 2021: „Cluster meets | Virchow 2.0 – implementing cell-based medicine in Berlin

Pressemitteilung des BMBF: „Karliczek: Wir fördern die Innovationsnetzwerke von morgen

Die Zukunftscluster-Initiative (Clusters4Future) des BMBF

Webseite der Clusters4Future

Berlin soll zur „Zellklinik“ werden

Die LifeTime-Initiative

Single-Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin – Fokusbereich des MDC mit dem Berlin Institute of Health (BIH) und der Charité

Single Cell Focus Area Kick-Off-Symposium

Einzelzellanalyse am MDC

BIFOLD

Zuse-Institut Berlin

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

 

investieren, produzieren / 17.05.2021
Eckert & Ziegler: Rekordquartal durch Spartenverkauf und starkes Stammgeschäft

Sondererträge aus der Entkonsolidierung der Tumorgerätesparte, ein Abflauen der Corona-Einbrüche sowie eine anhaltend starke Nachfrage insbesondere nach pharmazeutischen Radioisotopen haben im erstem Quartal 2021 den Nettogewinn bei der Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (ISIN DE0005659700; TecDAX) mehr als verdoppelt. Bei Umsätzen von gut 44 Mio. EUR (VJ: 44) konnte das Berliner Technologieunternehmen einen Nettogewinn von 13,8 Mio. EUR und damit 8,8 Mio. EUR mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres verbuchen.

6,8 Mio. EUR der Quartalserträge gehen auf die Entkonsolidierung der Tumorbestrahlungssparte zurück, die im Segment Medical verbucht wurde. Nettogewinne in Höhe von weiteren 4,9 Mio. EUR (36% mehr als im Vorjahr) erwirtschaftete das Segment mit gestiegenen Erträgen und Umsätzen insbesondere bei pharmazeutischen Radioisotopen und Laborgeräten, aber auch durch Ertragsverbesserungen im Anlagenbau. Sie überkompensierten einen eher schwachen Jahresauftakt im Projektgeschäft (Dienstleistungen für Unternehmen). Die Industriesparte kehrte auf ihr historisches Ertragsniveau vor Corona zurück und wies einen Nettogewinn von 2,5 Mio. EUR aus. Das dritte Segment des Konzerns, die Holding, in der unter anderem präklinische Entwicklungskosten verbucht werden, schloss das Quartal mit einem Verlust von 0,4 Mio. EUR ab.

Obwohl im ersten Quartal bereits fast die Hälfte (48%) der 2021er Jahresertragsprognose von 29 Mio. EUR erreicht wurde, bleibt der Vorstand aufgrund der anhaltenden Pandemie, der das Geschäft weiterhin behindernden Reisebeschränkungen sowie der verlängerten Lieferzeiten für Vorprodukte, etwa im Anlagenbau, vorerst bei den im März veröffentlichten Erwartungen.

Den vollständigen Quartalsbericht finden Sie hier:  https://www.ezag.com/fileadmin/user_upload/ezag/investors-financial-reports/deutsch/euz121d.pdf

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
 

leben, bilden / 17.05.2021
Forschen und Entdecken in den Ferien

Papier schöpfen (Foto: Gläsernes Labor)
Papier schöpfen (Foto: Gläsernes Labor)

Im Sommer soll es wieder ein Ferienprogramm auf dem schönen Campus geben. Draußen grünt und blüht alles – beste Voraussetzungen also für Outdoor-Ferien. Bei Regen geht es unter ein Zeltdach.

Das Programm findet vom 24. 06. - 02. 07. und 26. 07. - 06. 08. 2021 statt.

Im Kurs „Geheime Schriften und Tintengeheimnis“ lernt ihr, wie man Tinte und Geheimtinte herstellen kann, wie ein Tintenkiller funktioniert und wie man insgeheim Botschaften übermitteln kann. Wer immer schon experimentell herausfinden wollte, welche Stoffe in unserer Nahrung enthalten sind, ist im Kurs mit dem Titel „Du bist, was du isst“ richtig. Hier geht es um Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, Vitamine und die Bausteine einer gesunden Ernährung. Kleine Tüftlerinnen und Tüftler lernen, wie Mechanik funktioniert und wo sie zum Einsatz kommt. Schon beim Pyramidenbau haben die Menschen mechanische Hilfsmittel gebaut, um riesige Steinblöcke transportieren und heben zu können. In der Zeit, als die eindrucksvollen Pyramiden entstanden, nutzte man in Ägypten bereits einen Vorläufer unseres heutigen Papiers. Das Mark der Papyrusstaude wurde zu einem Schriftträger verarbeitet, und diesem verdankt es auch seinen Namen. Die Urform des Papiers stammt allerdings aus China. Wer mehr darüber wissen will und auch selbst Papier herstellen möchte, sollte den Kurs „Alles aus Papier“ wählen.

Hier eine weitere Auswahl von Kursen:

29.06.21 9:00 – 16:00 Uhr

CHAOS IN DER BÄCKERSTUBE
Beim Bäcker Müller läuft alles drunter und drüber. Sein Lehrling sollte aufräumen und putzen. Aber was ist das? 7 Eimer ohne Beschriftung, alle gefüllt mit weißem Pulver. Finde es mit uns gemeinsam heraus, was es ist (ohne zu kosten!)
Für wen?: Kinder von 10 bis 12 Jahren

26.07.21 9:00 – 16:00 Uhr
HERZ GEGEN LUNGE
Kann das Herz ohne Lunge überhaupt arbeiten? Und wie arbeiten die beiden zusammen? In verschiedenen Experimenten zum Herz und der Lunge werden die Funktionen und das Zusammenspiel erklärt. Am Nachmittag schauen wir, wie gut eurer Herz und eure Lunge funktionieren.
Für wen: Kinder von 8 bis 10 Jahren

03.08.21 9:00 – 16:00 Uhr
DIE BUNTE WOLLE
Aus was besteht unsere Kleidung und wie erhalten sie die Farben? Wie kann man Wolle natürlich färben? Geht das auch in bunt? Stelle verschiedene Färbelösungen her mit denen du färben und zeichnen kannst. Am Nachmittag wird die fertige Wolle dann verarbeitet.

https://www.forscherferien-berlin.de

Hinweis:

Für die Teilnahme an dem Ferienkurs ist ein negativer Schnelltest auf Covid-19 verpflichtend, der nicht älter als 24 h sein darf. Dies ist durch eine aktuelle Bescheinigung nachzuweisen. Es besteht die Möglichkeit, für einen Kostenbeitrag von 4,- EUR einen Schnelltest beim Gläsernen Labor zu erwerben und diesen wahlweise selbst mit Ihrem Kind vor Ort durchzuführen oder den Test durch das geschulte Team des Gläsernen Labors durchführen zu lassen.

heilen / 14.05.2021
Impfzentrum in Buch gestartet: Online-Termine buchbar

Schnell und unkompliziert zum verbindlichen Impftermin im neuen Impfzentrum in der Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Schnell und unkompliziert zum verbindlichen Impftermin im neuen Impfzentrum in der Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Impfangebot für alle

Die Impfreihenfolge nach priorisierten Gruppen für AstraZeneca ist in Deutschland aufgehoben, doch wie kommt man zu einem verbindlichen Corona-Impftermin? Die Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch hat nun ihr Service-Angebot erweitert und ein „Impfzentrum“ gestartet. Termine können ab sofort online gebucht werden. Schnell und verbindlich zum Impfangebot

„Unser Ziel ist es, möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern ein Impfangebot zu machen“, sagt Dr. med. Michael Fiedler, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie, verantwortlich für die Impfungen im neuen Impfzentrum der Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch. Über die Online-Terminvergabe können Interessierte zurzeit einen Termin für den SARS-CoV-2-Impfstoff AstraZeneca vereinbaren. „Über 60-Jährige können sich bedenkenlos mit dem AstraZeneca-Impfstoff impfen lassen. Bei den unter 60-Jährigen ist in der Regel der Nutzen größer als das Risiko und gerade diese Menschen möchten wir erreichen“, sagt Dr. Fiedler. „Bei den sehr jungen Menschen muss individuell geklärt werden, ob der angebotene Impfstoff passend ist, denn hier überwiegt nach den aktuellen Empfehlungen noch das Risiko“, fügt er ergänzend hinzu. Seit Mitte April haben in der Poliklinik und im Impfzentrum bereits 1000 Menschen eine Corona-Impfung erhalten.

Digitaler Service

„Wir freuen uns, den Menschen mit unserer Online-Impfterminvergabe ganz unkompliziert weiterzuhelfen und dass die Corona-Impfung nun für viele konkret planbar wird“, sagt Daniel Amrein, Geschäftsführer im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Die Patientinnen und Patienten können sich neben dem langersehnten Piks auch auf weniger Zettelwirtschaft freuen: Neben der Terminvergabe werden auch die Anamnese und Impfaufklärung bequem ganz digital abgewickelt. „Jeder Impfling kann den Anamnesebogen und das Einverständnis zur Impfung über einen Link bzw. QR-Code bequem von zu Hause ausfüllen. Der Link wird direkt bei der Terminbuchung angezeigt. Somit kann im Impfzentrum ohne Papier geimpft werden. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und es geht schneller voran,“ erklärt Dr. Susanne Dörr, Ärztliche Leitung der Poliklinik, den fortschrittlichen Prozess.

„Wir hoffen, mit dem Impfangebot vielen Menschen so schnell wie möglich ein Stück Normalität im Alltag zurückzubringen. Und da die Zweitimpfung mit AstraZeneca bereits nach vier Wochen erfolgen kann, eröffnet sich für manche vielleicht noch die Chance auf einen Sommerurlaub in der Ferne“, ergänzt Amrein.

Online-Termin buchen

Unter diesem Link, kann ein Impftermin online vereinbart werden: Online-Impftermin

Impftermin-Benachrichtigung

Melden Sie sich unter diesem Link an, um direkt per E-Mail benachrichtigt zu werden, wenn neue Impftermine freigeschaltet werden. Impftermin-Alert

www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch

forschen, heilen / 12.05.2021
Zu wenig Zucker bei schwerer Multipler Sklerose?

Forschende des Berliner ECRC sind gemeinsam mit einem Team aus den USA und Kanada auf ein Zuckermolekül gestoßen, dessen Konzentration im Blut von Patient*innen mit besonders schwerer Multipler Sklerose verringert ist. Wie sie im Fachblatt „JAMA Neurology“ berichten, könnte ihre Entdeckung eine neue Therapieoption eröffnen.

Die Multiple Sklerose, kurz MS, äußert sich bei jedem Menschen etwas anders. Man nennt sie daher auch die Krankheit der tausend Gesichter. Ein besonders düsteres Gesicht trägt die MS bei Patient*innen, die an der chronisch fortschreitenden Verlaufsform erkrankt sind. Denn anders als bei der häufigeren schubförmigen Variante, bei der die Betroffenen oft monate- oder gar jahrelang beschwerdefrei sind, verschlechtert sich der Zustand der Patient*innen bei der auch als progredient bezeichneten Form der MS kontinuierlich.

Die schlecht isolierten Nervenzellen sterben ab

Heutige Therapieansätze gehen davon aus, dass ein fehlgesteuertes Immunsystem irrtümlich die Myelinschicht der Nervenzellen angreift. Dabei handelt es sich um eine isolierende Schutzhülle, die die langen Ausläufer der Zellen, die Axone, umgibt. „Bei der progredienten MS kommt es zu vermehrten neurodegenerativen Prozessen. Dadurch sterben immer mehr Nervenzellen im Gehirn und im Rückenmark ab“, erläutert Dr. Alexander Brandt, Erstautor der jetzt in der Fachzeitschrift „JAMA Neurology“ veröffentlichten Studie. „Die genauen Ursachen für diese Variante der Erkrankung sind jedoch noch immer unbekannt.“ Das US-amerikanische National Institute of Allergy and Infectious Disease, das National Center for Complimentary and Integrative Health sowie das deutsche Exzellenzcluster NeuroCure förderten die Studie.

Nun hofft Dr. Brandt zusammen mit Professor Friedemann Paul vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), sowie elf weiteren Forschenden aus Berlin, Irvine und Toronto, etwas mehr Licht ins Dunkel gebracht zu haben. Wie das Team in seiner Studie berichtet, könnte der Einfachzucker N-Acetylglucosamin, kurz GlcNAc genannt, eine wichtige Rolle bei der Entstehung der progredienten MS spielen. Im Organismus ist GlcNAc gemeinsam mit anderen Zuckermolekülen kettenartig an Proteine auf der Zelloberfläche gebunden. Dieser als Glykosylierung bekannte Mechanismus kontrolliert über eine Verzweigung dieser Zuckerketten diverse Zellfunktionen.

Das Zuckermolekül konnte als ein Biomarker dienen

„Wir haben 120 Probandinnen und Probanden aus Irvine untersucht und konnten zeigen, dass bei dieser besonders schweren Form der Erkrankung deutlich geringere Konzentrationen an N-Acetylglucosamin im Blutserum vorliegen als bei gesunden Menschen oder Patientinnen und Patienten mit schubförmiger MS“, sagt Brandt. Zum Zeitpunkt der Untersuchungen leitete der Mediziner das „Translational Neuroimaging Laboratory“ in Pauls Arbeitsgruppe für Klinische Neuroimmunologie der Charité. Inzwischen ist Brandt als Dozent für Neurologie zur School of Medicine der University of California in Irvine (UCI) gewechselt, bleibt der Charité aber weiterhin als Gastwissenschaftler erhalten.

„In einer weiteren Untersuchung von 180 Patientinnen und Patienten mit schubförmiger oder progredienter MS aus Berlin haben wir zudem festgestellt, dass niedrige Serumspiegel von GlcNAc mit einem progressiven Krankheitsverlauf, klinischer Behinderung und Neurodegeneration assoziiert sind“, ergänzt der korrespondierende Autor der Studie, Professor Michael Demetriou von der UC Irvine. „Dies eröffnet neue potenzielle Wege, um Erkrankte mit einem erhöhten Risiko für einen progredienten Verlauf frühzeitig zu identifizieren und ihre Therapie entsprechend anzupassen.“

Therapiestudien am Menschen sind in Planung

Bereits im Herbst 2020 hatten Brandt, Demetriou und weitere Forschende um den damaligen Erstautor Dr. Michael Sy von der UC Irvine im „Journal of Biological Chemistry“ berichtet, dass sie GlcNAc säugenden Mäusen verabreicht hatten. Die Tiere gaben den Zucker, der übrigens auch in der menschlichen Muttermilch enthalten ist, an ihre Nachkommen weiter. Dies stimulierte die primäre Myelinisierung der Nervenzellausläufer bei den Jungtieren. „In den Mäuseexperimenten konnten wir zudem beobachten, dass N-Acetylglucosamin die Vorläuferzellen des Myelins aktiviert und auf diese Weise sowohl die primäre Myelinisierung als auch die Reparatur von beschädigtem Myelin fördert“, sagt Brandt.

Die Forschenden hoffen daher, dass sich GlcNAc nicht nur als Biomarker für die progrediente MS eignet, sondern darüber hinaus eine neue Therapieoption eröffnen könnte. „Unsere Hoffnung ist es, dass wir mit GlcNAc und der verbundenen Glykosylierung die Myelinreparatur fördern und so die Neurodegeneration verringern“, sagt Brandt. In einer ersten gerade abgeschlossenen, aber noch unveröffentlichten Phase-I Studie mit rund 30 Proband*innen haben die Wissenschaftler*innen untersucht, ob eine Einnahme von GlcNAc in bestimmten Dosierungen sicher ist. Sollte sich dieses bestätigen, hofft das Forschungsteam, in weiteren Studien mögliche Effekte als MS-Therapie untersuchen zu können.

Das US-amerikanische National Institute of Allergy and Infectious Disease, das National Center for Complimentary and Integrative Health sowie das deutsche Exzellenzcluster NeuroCure förderten die Studie.

Weitere Informationen

Literatur

Alexander Brandt et. al. (2021): „Association of a Marker of N-Acetylglucosamine With Progressive Multiple Sclerosis and Neurodegeneration“, JAMA Neurology, DOI:10.1001/jamaneurol.2021.1116

Über das ECRC

Als gemeinsame Einrichtung von MDC und Charité fördert das Experimental and Clinical Research Center die Zusammenarbeit zwischen Grundlagenwissenschaftler*innen und klinisch Forschenden. Hier werden neue Ansätze für Diagnose, Prävention und Therapie von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Krebs sowie neurologischen Erkrankungen entwickelt und zeitnah am Patienten eingesetzt. Die AG Klinische Neuroimmunologie unter Leitung von Prof. Dr. Friedemann Paul erforscht Ursachen und Therapien von autoimmun neuroinflammatorischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose.

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

 Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

forschen / 07.05.2021
LNDW-Podcast: "Wissenschaften als Antwort auf Fake News" (Folge 12)

Fake News und Lügen haben gerade in Pandemiezeiten Konjunktur, Fakten es dagegen in Zeiten großer Unsicherheiten schwer. Die Lüge fliegt, die Wahrheit humpelt hinterher, wusste schon der irische Satiriker Jonathan Swift. „Wissenschaft als Antwort auf Fake News“ ist Thema der zwölften Ausgabe des Inforadiopodcasts „Lange Nacht der Wissenschaften“.

Gäste der Sendung sind: Prof. Dr. Ulrich Panne, Präsident der Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung (BAM) und Vorsitzender des Vereins der Langen Nacht der Wissenschaften sowie Dr. Jürgen Schulz, Professor für strategische Kommunikationsplanung an der Universität der Künste (UdK) Berlin. Die Aufzeichnung fand in einem Studie des rbb unter Einhaltung der Corona-Regeln statt. Nachfolgend geben wir das Gespräch in Auszügen wieder. Das vollständige Gespräch hören Sie in der ARD Audiothek.

Thomas Prinzler: Herr Prof. Panne, vor ungefähr genau einem Jahr durfte ich Sie hier schon einmal begrüßen. Damals musste die Lange Nacht der Wissenschaften zum ersten Mal abgesagt werden. Nun muss die Lange Nacht auch 2021 ausfallen. Wie sehr schmerzt Sie die Absage? Und vor allem, wie geht es den wissenschaftlichen Einrichtungen und Institutionen der LNDW damit?

Prof. Panne: Das tat weh! Wir sind im Herbst 2020 gestartet mit dem Ziel, wieder Wissenschaft vor Ort erlebbar zu machen. Mit viel Elan und Zuversicht haben wir die Lange Nacht der Wissenschaften 2021 geplant, aber wir mussten uns auch der Pandemie beugen. Und diese Nacht – diese magische Nacht, in der man in Labore hineinkann, in der man Ort besuchen kann, die man sonst nicht sehen kann − die Lange Nacht lebt ja von der Präsenz – diese Lange Nacht mussten wir dieses Jahr leider auch absagen. Da die Wissenschaft zur strikteren Kontaktvermeidung und vielen anderen Maßnahmen rät, hätten wir uns als Veranstalter aus dem Wissenschaftsbereich selbst ad absurdum geführt. Insofern mussten wir auch 2021 auf die Lange Nacht der Wissenschaften verzichten.

Wissenschaft beginnt mit Zweifel

Im Wissenschaftsbarometer 2020 der Initiative Wissenschaft im Dialog sagen zwei Drittel der Befragten, sie hätten großes Vertrauen in Wissenschaft und Forschung, etwa so viele halten auch laut ARD Deutschlandtrend im April 2021 die Corona-Maßnahmen für angemessen. In beiden Umfragen ist die Tendenz allerdings fallend. Demgegenüber steht das Ergebnis einer Allensbach-Umfrage, derzufolge rund vierzig Prozent der Bevölkerung Fakten als Ansichtssache sehen. Woher kommt diese Diskrepanz?

Prof. Schulz: Wissenschaftler*innen beginnen ja mit dem Zweifel. Das hat auch schon Descartes mit seinem Ausspruch „dubito, ergo cogito“ („ich zweifle, also denke ich“) zum Ausdruck gebracht. Daher würde ich mit Blick auf die von Ihnen zitierten Umfragen zweifelnd nachfragen, was mit dem Begriff des Vertrauens gemeint ist. Ich glaube, dass man Befragte auch manchmal damit überfordert, was mit Vertrauen gemeint ist. Meines Erachtens haben solche Fragestellungen oft auch mit einem trivialen Verständnis von Wissenschaft zu tun. Wissenschaft wird oft reduziert auf Aussage einzelner Wissenschaften, die dann als Experten gehört werden. Getreu dem Motto eines Humoristen: „Von weit her kommt er angereist, Professor Dreist“. Als Experte gibt er Auskunft über das „Richtige“ und legt den Schalter um. Als wäre es so einfach, zwischen Wahrheit und Unwahrheit eine einfache Unterscheidung zu treffen. Das ist in den Wissenschaften, in den Geistes- wie den Naturwissenschaften, aber nicht so.

LNDW-Kampagne „Fake News. Sei klüger. Wissenschaften als Antwort auf Fake News“

Herr Prof. Panne, der Verein der Langen Nacht der Wissenschaften hat eine Kampagne entwickelt, „Fake News. Sei klüger“. Sie wollen damit Position beziehen gegen Falschdarstellungen, erfundene Behauptungen, Irrationalismus mit der Leitidee „Wissenschaften als Antwort auf Fake News“: Warum ist Ihnen das Thema Fake News in Bezug auf Wissenschaften so wichtig?

Prof. Panne: Uns ist es wichtig, dass wir an einem neuen Verständnis von Wissenschaft und deren Kommunikation arbeiten. Wir leben in einem postfaktischen Zeitalter, in dem manchmal objektive Fakten weniger einflussreich auf die Meinungsbildung sind als emotionale Appelle oder der persönliche Glaube. Wir sind der Meinung, dass wir als Bürger:innen die Verantwortung tragen, wie wir unsere Überzeugungen überprüfen und nach Evidenz suchen. Wir haben in diesem Jahr gesehen, dass sich zu den Fake News rund um die Klimadebatte Fake News hinzukamen, die aus dem pandemischen Erlebnis von Wissenschaft in Echtzeit entstanden. Gesellschaft und Politik haben miterlebt, dass es nicht DIE Wissenschaft gibt. Wissenschaft ist ein fortwährender Diskurs von Menschen, von Institutionen, von Disziplinen – das kann keine letzten Wahrheiten generieren. Das tut natürlich von außen betrachtet manchmal weh. Und wir haben auch erleben müssen, dass manchmal Wissen, lang erhärtetes Wissen in Debatten verflüssigt wird. Dagegen wollen wir mit der Kampagne „Fake News. Sei klüger“ etwas entgegenstellen.

Es geht darum, Vertrautheit mit Wissenschaften herstellen

Prof. Schulz: Ich würde gerne bekräftigen, was Herr Panne gesagt hat. Es gab einmal die Werbung einer Versicherung, die für sich war mit dem Spruch, „Vertrauen ist der Anfang von allem“. Aber der Anfang von allem ist vielmehr Vertrautheit. Veranstaltungen wie die Lange Nacht der Wissenschaften tragen dazu bei, wieder eine größere Vertrautheit mit der Wissenschaft zu erzielen. Das ist derzeit unser Problem auch mit unterschiedlichen Wahrheitsvorstellungen: Dass die Vertrautheit mit Wissenschaft, aber auch mit anderen Bereichen wie etwa der Politik nicht gegeben ist. Es gilt diese Vertrautheit mit Wissenschaft, mit Politik oder auch Kultur wiederherzustellen.

Haben sich Wissenschaftler*innen von den Menschen entfremdet?

Prof. Schulz: Wer da sich von wem entfremdet hat, lasse ich mal dahingestellt. Ich komme beispielsweise aus einfachen Verhältnissen. Meine Schwester war die erste in der Familie, die Abitur gemacht hat. Mein Vater sagte damals, jetzt „bist du eine Intellektüelle“. Was ich damit sagen will: Es liegt auch in der Verantwortung jedes Menschen, sich mit Wissen zu beschäftigen. Das Motiv des Menschen ist es, zu verstehen und verstanden zu werden – und da sind wir mittendrin in der Wissenschaft.

Fake News folgen Strategien – für die sollte man gewappnet sein

Herr Prof. Schulz, sie unterrichten strategische Kommunikation und spielen dabei unter anderem Rollenspiele mit den Studierenden. Was wollen Sie mit den Spielen vermitteln?

Prof. Schulz: Wir spielen so etwas wie Stuttgart 21 nach, Projekte bei denen unterschiedliche Interessensgruppen aufeinandertreffen. Es ist interessant, dass die Studierende dabei von sich aus auf den Gedanken kommen, Fake News zu verbreiten. Sie nutzen Fake News für ihre Strategien, um ihre Position in der Öffentlichkeit – wir vergeben verschiedene Rollen wie Politiker, Bürgerbewegung und eben auch Medien – nach vorne zu bringen. Die triviale Vorstellung von Strategie besagt, das ist nichts anderes als ein Plan. Im Spielerischen, beim Schach, bei Go, aber auch in anderen Kulturen gibt es einen anderen Begriff von Strategie. Das Verfremden von Informationen, das Simulieren von Informationen spielen dabei eine große Rolle. In China gibt es beispielsweise ein Arsenal von Kniffen und Kunstgriffen, die 36 Strategeme. Wenn man dort unterwegs sein will, muss diese Strategeme kennen. Um das auf Fake News zu beziehen: Es gibt die berühmte Gerasimov-Doktrin, benannt nach einem russischen Militär, der formulierte, dass bei der Kriegsführung mittlerweile auch Kommunikation eine Waffe sei, Stichwort: Cyber-Attacken. Meine Aufgabe als Wissenschaftler sehe ich darin, gewappnet zu sein und auch andere zu wappnen.

Den Wert von Technologien kenntlich machen, nicht nur deren Risiken

Herr Prof. Panne, Sie sind auch Präsident der Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung (BAM) und damit beauftragt, die Sicherheit in Technik und Chemie zu überprüfen, zu erforschen und Politik und Wirtschaft entsprechend zu beraten. Gibt es Fake News/Gerüchte, die Sie und Ihre Mitarbeitenden beschäftigen? Gegen die Sie angehen müssen?

Prof. Panne: Das hat sich deutlich verändert. Die BAM ist dieses Jahr 150 Jahre alt geworden. Das Verständnis von Wissenschaft und Technik war damals sicher ein ganz anderes als heutzutage. Damals war Technik ein Fortschrittsmotor, etwas, das mit Wohlstand verknüpft wurde. Technische Risiken wurden viel eher akzeptiert. Der Begriff Sicherheit hat heute eine ganz andere Bedeutung bekommen. Wir kümmern uns beispielsweise derzeit sehr intensiv in unserem Kompetenzzentrum Wasserstofftechnologie um Vertrauen in diese neue Technologie. Warum? Heutzutage können wir es uns nicht mehr erlauben, dass bei einem Technologiehochlauf etwas passiert. Wir müssen heute schon darüber nachdenken, wie wir mit Unfällen umgehen. Denn es können immer welche passieren, wir leben nicht in einer risikofreien Gesellschaft. Wie schaffen wir es, dass diese Technologie dann trotzdem noch für uns erhalten bleibt? Das ist die Schnittstelle, an der wir arbeiten und bei der es dann auch um Kommunikation geht. Etwa mit der Frage, wie wir dabei auch nicht-evidenzbasierten Argumentationen entgegentreten.

Als Chemiker kennen Sie sicher die Vorurteile, besser gesagt, Voreingenommenheit von Menschen gegenüber der Chemie. Obwohl unsere moderne Welt und unser Wohlstand ohne Chemie einfach nicht denkbar sind, wird „Chemisches“ abgelehnt und das Natürliche, die Natur, romantisiert. Wie gehen Sie, wie ihre Mitarbeit damit um?

Prof. Panne: Sicherlich gibt es ein wachsendes Misstrauen gegenüber manchen Disziplinen. Die Chemie gehört dazu. Auf der anderen Seite sind die Chemie und Materialwissenschaften die wichtigsten transformativen Naturwissenschaften, denen wir gegenüberstehen. Denn unsere Zukunft ist „dinglich“. Die vermutlich wichtigste Herausforderung heute ist die Lösung der Energiefrage. Diese Frage wird am Ende durch „Dinglichkeit“, durch „Sachen“ geregelt. Es geht also um Materialien, um Chemie, damit wir diesen Technologiewandel und eine gute Zukunft für uns alle erreichen. Insoweit müssen wir erreichen, dass auch der Wert gesehen wird und nicht immer nur Gefahren, die mit einer Disziplin und ihren Fortschritten verbunden sind.

Wissenschaftler:innen als Experten − Verlockung der Eindeutigkeit

Experten wie der Virologe Christian Drosten, der Präsident des RKI Roland Wieler oder die Modelliererin Viola Priesemann sind als Expert:innen medial und in der Politikberatung präsent. Nun wird kritisiert, man höre viel zu viel und geradezu sklavisch auf die Wissenschaftler – oder sogar auf die falschen. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

Prof. Schulz: Die Kritik ist dann berechtigt, wenn andere wissenschaftliche Disziplinen nicht auch befragt werden. Man kann die Maßnahmen beispielsweise aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive betrachten. Also beispielsweise, welche Folgen haben die Maßnahmen für Kinder, für bestimmte soziale Schichten. Gesellschaftlich habe ich den Eindruck, es gibt eine Verlockung der Eindeutigkeit. Als wenn alles nur mit einer Antwort beantwortet werden kann. Mitnichten! Auch in den Naturwissenschaften gibt es Widersprüche. Was mir fehlt, ist das Generieren von Alternativen. Das ist wieder strategisch, das weiß jeder Schach-, jeder Gospieler: Wenn ich keine Alternativen mehr habe, ist das Spiel vorbei. Dann bin ich schachmatt bzw. habe keine Freiheiten, wie es im Go heißt. Ich muss also Alternativen generieren und dafür sind die auch Wissenschaften unterschiedlicher Disziplinen wichtig.

Herr Prof. Panne, Ihr Kollege vom Robert-Koch-Institut (RKI), Prof. Dr. Lothar Wieler, steht in der Pandemie im Licht der Öffentlichkeit und wird mitunter massiv, auch persönlich angegriffen. Sind Sie manchmal froh, dass sie als BAM-Präsident so in der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen?

Prof. Panne: Die Ressortforschungseinrichtungen haben einen guten Kontakt zueinander. Ich habe immer wieder gegenüber den Kollegen Lothar Wieler und Klaus Cichutek (Anm.: Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel), die im grellen Licht der Öffentlichkeit stehen, meine Solidarität und auch meinen Respekt ausgedrückt. Ich finde, sie machen einen hervorragenden Job. Die Frage der Experten ist eine schwierige. Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich ja keine Aussage treffen, wie wir in Zukunft leben möchten. Empirische Wissenschaften können auf letzte Sinn- und Wertfragen keine Antwort geben. Auf der anderen Seite – und darüber freue ich mich sehr – ist eine lebhafte Diskussion entbrannt, wie soll ich heutzutage als Wissenschaftler agieren? Der klassische Satz in der Wissenschaft ist: „Good fences make good neighbours“. Man hält sich also vom Politischen und Gesellschaftlichen fern. Ich glaube nicht, dass das in der Zukunft haltbar sein wird. Wir werden sicher darüber streiten müssen, was das richtige Maß der Zuwendung von Wissenschaft zur Welt ist. In der nächste Dekade, die eine entscheidende für uns alle sein wird, wird sich die Wissenschaft nicht hinter einem Zaun vor der Politik verstecken dürfen. Wissenschaft muss zurück in die Gesellschaft. Wir müssen zeigen, dass die großen Lösungen nicht eindimensional sind. Wir werden das Thema Energie bspw. nicht mit, ketzerisch formuliert, ein wenig Wasserstoff lösen können. Heutzutage brauchen wir nicht nur inter-, sondern transdisziplinäre Lösungen. Der Klimawandel wird nicht mit drei Technologien gelöst werden.

Fakten und Wissenschaften waren niemals wichtiger als heute

Prof. Schulz: Diese Anfeindungen gegenüber Wissenschaftler:innen machen auch mir Sorge. In der Demokratie geht es um den Austausch von Argumenten. Die Trennung von Argument und Person ist ein wichtiger Bestandteil unserer demokratischen Vorstellung. Aristoteles äußert in seiner Poetika, dass das glaubwürdig Unmögliche höher wiege als das unglaubwürdig Mögliche. Das ist ein sehr denkwürdiger Satz. Warum? Weil damit die Argumente in eine moralische Kategorie verschoben werden. Und wir es dann sehr schnell und leicht mit solchen Anfeindungen zu tun haben.

Sehr oft wird dabei auch die Meinungsfreiheit bei Fake News bemüht, nach dem Motto: „Das wird man doch noch sagen dürfen …“

Prof. Panne: Wir müssen uns aktiv um Vertrauen bemühen. Demokratie und Wissenschaft werden erst durch Anfeindungen gestärkt. Das sind wir in den Wissenschaften vielleicht nicht gewöhnt, nicht mehr gewöhnt, gehört aber dazu. Fakten und Wissenschaften scheinen zwar bedroht, sie waren aber auch niemals wichtiger als in diesem Moment. Das ist die zentrale Botschaft.

Prof. Schulz: Da sind wir wieder bei „dubito, ergo cogito“ („ich zweifle, also denke ich“), dem Zweifel als Anfang. Das ist der entscheidende Punkte, dass Alternativen auch genannt werden. Was natürlich passiert, ist, dass sie vereinnahmt von bestimmten Gruppen werden. Da muss sich auch die Politik vorsehen, dass das nicht passiert. Um eines der genannten 36 Strategeme zu zitieren: „Das Brennholz heimlich unter dem Kessel wegnehmen“, also sinngemäß, das Wasser abgraben. Was aber häufig gemacht wird, ist, es wird noch ein Feuerholz drunter gelegt und dann geht die Sache erst richtig los.

Warum Wissenschaften Antwort auf Fake News sind

Fake News erzählen einfache Geschichte. Alles ist schwarz-weiß und sehr überschaubar. Wissenschaft ist komplizierter, prozesshafter, dauert länger. Wie können Wissenschaften diesen Nachteil ausgleichen und sind sie „Antwort auf Fake News“?

Prof. Panne: Auf jeden Fall! Wir leben zwar in einer beschleunigten Zeit, und das zieht auch eine Beschleunigung der Informationsverbreitung nach sich, was häufig eine direkte Eskalation erzeugt. Es gibt aber sehr wohl Gegenmaßnahmen: Das Vertrauen in Institutionen etwa. Das haben wir in der Pandemie jetzt erlebt. Institutionen wie das RKI ermöglichen es, uns schnell zu orientieren. Das andere, was wir erlebt haben, ist unter dem Begriff Open Science interessant. Wir haben noch nie mehr wissenschaftliche Zusammenarbeit erlebt als in dieser Pandemie. Das wird Open Science noch zu einem ganz anderen Durchbruch verhelfen. Man hat gesehen, globale Wissenschaften ist zumindest ein erstes Pflaster in einer so schwierigen Situation. Wir haben gesehen, wie schnell der Virus sequenziert wurde, wie schnell Impfstoffe entwickelt wurden mit einer Technologie, die noch wenigen Jahren keiner erwartet hätte. Das ist auch eine Beschleunigung der Wissenschaft, die durch Transparenz auch eine Möglichkeit für die Zukunft bietet. Und am Ende auch einen Mechanismus bietet, um sich Fake News entgegenzustemmen.

Prof. Schulz: Da stimme ich voll zu. Wir sprechen mittlerweile ja nicht nur von Interdisziplinarität, sondern von Transdisziplinarität. Insofern sind alle wissenschaftlichen Bereiche wichtig. Es ist interessant, dass der moderne Roman und die Wahrscheinlichkeitsrechnung in der gleichen Zeit entstanden sind. Beide sind dafür da, verschiedene Realitäten zu erheben oder zu konstruieren. Insofern sind auch die Kunst- und Kulturwissenschaften zentral, deren Aufgabe es ja gerade ist, Realität zu verdoppeln bzw. Realitätsangebote zu schaffen, die in vielen Zusammenhängen ganz hilfreich sind. Und die dann wiederum dazu führen, auch technologische Entwicklungen zu beflügeln.

Ausblick auf die LNDW 2021/2022

Die Lange Nacht der Wissenschaften ist tot. Es lebe die Lange Nacht der Wissenschaften. Herr Prof. Panne, wie geht es weiter?

Prof. Panne: Zunächst einmal gibt es trotz der jetzt ausgefallenen Veranstaltungen vor Ort, am 5. Juni 2021 auch digitale Angebote. Welche das sind können Sie auf der Website der LNDW ab Anfang Juni beobachten. Ich kann alle Zuhörer:innen nur einladen, dort virtuell Laborrundgängen und anderen interessanten Dingen zu folgen. Ich möchte auch noch auf unsere Sondersendung auf RadioEINS am 5. Juni zwischen 19 und 23 Uhr hinweisen, wo wir über den Äther einige spannende Projekte vorstellen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir 2022 eine ganz tolle Lange Nacht der Wissenschaften haben werden, bei besten Wetter, mit ganz unglaublich tollen Einblicken in die Wissenschaft vor Ort in Berlin und Potsdam. Und darauf freuen wir uns aus dem Verein und alle Partner:innen ganz besonders.

"Wissenschaften als Antwort auf Fake News" (Folge 12)

investieren, heilen / 05.05.2021
Roboterassistierte Knie-Operation mit „Rosa“

Innovation bei Helios: Ab sofort setzt das orthopädische Team um Chefarzt Prof. Dr. Daniel Kendoff auf die Unterstützung eines semi-aktiven Roboters namens Rosa (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Innovation bei Helios: Ab sofort setzt das orthopädische Team um Chefarzt Prof. Dr. Daniel Kendoff auf die Unterstützung eines semi-aktiven Roboters namens Rosa (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Ein neues computerbasiertes Assistenzsystem unterstützt ab sofort das Ärzte-Team der Orthopädie im Helios Klinikum Berlin–Buch bei Gelenkoperationen. Es optimiert die Anpassung der Gelenkprothese und sorgt für deren perfekten Sitz. Die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit ihrem künstlichen Gelenk wird somit nochmals gesteigert.

Mit einem OP-Roboter zum künstlichen Kniegelenk

Ab sofort setzt das orthopädische Team um Prof. Dr. Kendoff auf die Unterstützung eines sogenannten semi-aktiven Roboters namens ROSA© im Operationssaal. Die halb-aktiven Roboter gelten als die sicherste Form in der Robotik. Hier trifft die Praxiserfahrung der Operateure auf die Präzision der Roboter. Prof. Dr. med. Daniel Kendoff, Chefarzt der Orthopädie sagt: „Unser Ziel ist, dass der Patient vergisst, dass er ein künstliches Gelenk hat. Das roboterassistierte Operieren mit dem System Rosa ist für uns Orthopäden ein neuer Meilenstein, um dieses Ziel zu erreichen.“

„Wir sind stolz, diese Innovation als erster Maximalversorger für Orthopädie in Deutschland und als eine der ersten Kliniken im Raum Berlin-Brandenburg anbieten zu können“, ergänzt Daniel Amrein, Geschäftsführer im Helios Klinikum Berlin-Buch. „Wir setzen auf digitale Lösungen, um die bestmögliche medizinische Versorgung für unsere Patientinnen und Patienten zu erreichen. Auch deutschlandweit gehören wir so zu den medizinischen Vorreitern auf diesem Gebiet, denn in ganz Deutschland bieten derzeit nur 15 Kliniken die Operation mit einem roboterassistierten Eingriff an“, sagt Amrein.   

Wie funktioniert eine roboterassistierte Operation?

Zuerst wird das Knie mithilfe von Röntgenaufnahmen individuell vermessen. Am Computer fertigen die Orthopäden dann eine digitale Operationsplanung an. Im Operationssaal werden sogenannte Tracker am Knie des Patienten angebracht - die Navigationseinheit erkennt sie und überträgt die räumliche Kniestellung sowie die geplanten Knochenschnitte an den Roboter.

Am einarmigen Roboter können Werkzeuge befestigt werden, um den Knochen zu bearbeiten. Der Operateur führt mit seinen Händen selbst die Säge/Fräse und besitzt jederzeit die Kontrolle über das Instrument. Der Roboter definiert millimetergenau die Schnittebene und die Grenzen. Dadurch wird ein unkorrektes Sägen verhindert. Nerven, Gefäße oder Bänder werden besser geschützt.

Am Ende der Knie-Operation kann noch einmal die geplante Prothesenposition und die korrekte Stabilität im Gelenk individuell überprüft werden. Dabei hilft die Kontrollfunktion des Systems. Durch die digitale Dokumentation wird die Operation sehr genau nachvollziehbar.

Roboter und Operateur im Team: Präzision und geringe Fehleranfälligkeit

Prof. Dr. Kendoff ist von der Orthopädie-Robotik überzeugt: „Mit robotergesteuerter Unterstützung wird das künstliche Kniegelenk millimetergenau eingesetzt, die erforderliche Herstellung der geraden Beinachse im Kniegelenk sowie die korrekten Rotationen der Prothesenkomponenten kann mithilfe des neuen System Rosa sichergestellt werden.“

Wissenschaftliche Studien zeigten eine hohe Reproduzierbarkeit und extrem geringe Fehleranfälligkeit. Es wurden bereits zahlreiche positive Effekte nachgewiesen, wie beispielsweise ein geringeres Risiko für Revisionsoperationen und eine schnellere Rehabilitation oder geringerer postoperativer Schmerz.

Operationen am Knie gelten als schwierig – das Kniegelenk ist ein hochkomplexes System mit Knochen, Nerven, Sehnen, Bändern. Studien zufolge sind rund 25 Prozent der Patientinnen und Patienten nach herkömmlichen Knieoperationen mit ihrer Prothese nicht vollkommen zufrieden. Sie klagen u.a. über Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. Solche Begleiterscheinungen sollen künftig seltener vorkommen, weil bei Operationen mit Unterstützung künstlicher Intelligenz die Kniegelenke optimal eingepasst sind.

Kontakt:

Helios Klinikum Berlin-Buch
Fachbereich Orthopädie

Chefarzt: Prof. Dr. med. Daniel Kendoff
Schwanebecker Chaussee 50, 13125 Berlin
T (030) 9401-52 320 und -12 345 (Erreichbarkeit Montag bis Freitag: 08:00 bis 15:00 Uhr)

forschen / 04.05.2021
Zuviel Salz bremst Fresszellen aus

Erhöhte Natriumkonzentrationen im Blut führen dazu, dass die Mitochondrien – die Kraftwerke der Zellen – vorübergehend weniger ATP produzieren. © Felix Petermann, MDC
Erhöhte Natriumkonzentrationen im Blut führen dazu, dass die Mitochondrien – die Kraftwerke der Zellen – vorübergehend weniger ATP produzieren. © Felix Petermann, MDC

Erhöhte Natriumkonzentrationen im Blut dämpfen die Energieproduktion in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle. Das hat Folgen für Immunzellen. Den Mechanismus dahinter hat ein internationales Team um eine Forschungsgruppe am MDC aufgeklärt und im Fachjournal „Circulation“ publiziert.

Das Essen nachzusalzen ist für viele Menschen ganz normal. Im Grunde denkt man gar nicht darüber nach. Sollte man aber! Denn zu viel Kochsalz kann nicht nur den Blutdruck in die Höhe treiben, sondern auch den Energiehaushalt von Immunzellen empfindlich stören und damit ihre Funktionsfähigkeit beeinträchtigen.

Bereits 2015 hatte die Arbeitsgruppe von Professor Dominik Müller vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC) herausgefunden, dass erhöhte Natriumkonzentrationen im Blut sich sowohl auf die Aktivierung als auch die Funktion patrouillierender Monozyten, der Vorläuferzellen der Makrophagen, auswirkt. „Wir wussten aber nicht, was dabei genau in der Zelle passiert“, sagt Dr. Sabrina Geisberger vom Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB) des MDC. Sie ist Erstautorin der Studie eines internationalen Teams, das MDC-Wissenschaftler*innen zusammen mit Forscher*innen der Universität Regensburg und des Flämischen Instituts für Biotechnologie (VIB) / Hasselt University in Belgien angeführt haben. Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) hat die Arbeit gefördert, die jetzt im Fachjournal „Circulation“ erschienen ist.

Salz unterbricht die Atmungskette in den Zellen

Gemeinsam mit dem Biochemiker und Metabolomics-Experten Dr. Stefan Kempa vom BIMSB sahen sich die Forschenden zunächst im Labor den Stoffwechsel von Immunzellen an, die zuvor erhöhten Salzkonzentrationen ausgesetzt waren. Schon nach drei Stunden zeigten sich Veränderungen. „Die Atmungskette wird unterbrochen: Die Zellen produzieren weniger ATP und verbrauchen weniger Sauerstoff“, erklärt Sabrina Geisberger. ATP (Adenosin-Triphosphat) ist der universelle Kraftstoff aller Zellen. Er liefert Energie für die „chemische Arbeit“ – die Synthese von Proteinen und anderen Molekülen – für Muskelkraft und die Regulation des Stoffwechsels. Gewonnen wird ATP in den Mitochondrien, den „Kraftwerken“ der Zelle, mit Hilfe einer komplexen Folge von biochemischen Reaktionen – der Atmungskette. „Kochsalz inhibiert sehr spezifisch den Komplex II der Atmungskette.“

Das hat Folgen: Wegen des Energiemangels reifen die Monozyten anders aus. „Die Fresszellen, deren Aufgabe es ist, Krankheitserreger im Körper aufzuspüren und zu beseitigen, konnten einerseits Pathogene besser bekämpfen. Andererseits könnten Entzündungsprozesse dadurch eher gefördert werden, was unter Umständen das kardiovaskuläre Risiko erhöht“, erklärt Dominik Müller.

Reversible Salzeffekte

Professor Markus Kleinewietfeld von der Universität Hasselt und VIB und Professor Jonathan Jantsch von der Universität Regensburg waren maßgeblich an den Untersuchungen von humanen Monozyten und Makrophagen beteiligt. Sie konnten zeigen, dass in humanen Fresszellen Salz in gleicher Weise die Funktion beeinflusst.

Am ECRC, einer gemeinsamen Einrichtung des MDC und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, folgte dann eine Studie, bei der gesunde männliche Probanden 14 Tage lang zusätzlich zu ihrer gewohnten Nahrung täglich sechs Gramm Kochsalz in Form von Salztabletten aufnahmen. In einer anderen klinischen Studie untersuchten die Forschenden auch eine typische Alltagssituation: den Verzehr einer Pizza vom Lieblingsitaliener. Anschließend analysierten sie den Zustand der Monozyten im Blut der Probanden. Das Ergebnis: Der dämpfende Effekt auf die Mitochondrien zeigte sich nicht nur bei der längerfristig erhöhten Salzzufuhr, sondern schon nach einmaligem Pizzagenuss. Wie lange er anhält, zeigten die Daten des Pizza-Experiments. Den Probanden wurde nach drei und acht Stunden Blut abgenommen: In der zweiten Probe war der Effekt kaum noch messbar.

„Das ist auch gut so. Denn wäre es zu einer langanhaltenden Störung gekommen, müsste man sich Sorgen machen, dass die Zellen längerfristig nur eingeschränkt mit Energie versorgt werden“, sagt Dominik Müller. Die Mitochondrien-Aktivität ist demnach nicht dauerhaft gehemmt. Dass es zu Akkumulationseffekten kommt, wenn Menschen mehrmals am Tag stark salzige Mahlzeiten zu sich nehmen, ist jedoch nicht auszuschließen. Dies muss jetzt näher untersucht werden. Die Pizza enthielt übrigens insgesamt zehn Gramm Salz. Ernährungsgesellschaften empfehlen Erwachsenen pro Tag nicht mehr als fünf bis sechs Gramm. Das versteckte Salz in verarbeiteten Lebensmitteln ist dabei bereits eingerechnet.

Kleines Ion, große Wirkung

„Die grundlegende Erkenntnis unserer Studie ist, dass so ein kleines Molekül wie das Natriumion ein ganz zentrales Enzym der Atmungskette extrem effizient hemmen kann“, betont Stefan Kempa. „Wenn diese Ionen in die Mitochondrien einströmen – und das tun sie unter verschiedenen physiologischen Bedingungen – regulieren sie den zentralen Punkt in der Elektronentransportkette.“ Es scheint also ein sehr grundlegender Regulationsmechanismus der Zelle zu sein.

Nun müsse untersucht werden, ob dieser Mechanismus auch bei anderen Zelltypen durch Salz beeinflussbar ist. Und das sei äußerst wahrscheinlich, meint Markus Kleinewietfeld. Denn Mitochondrien finden sich nicht nur in Immunzellen, sondern – mit Ausnahme der roten Blutkörperchen – in jeder Körperzelle. Besonders viele sitzen dort, wo viel Energie verbraucht wird: in Muskel-, Nerven-, Sinnes- und Eizellen.

Noch ist unklar, wie bei bestimmten Zelltypen der Natriumeinstrom in die Mitochondrien reguliert wird. Die Studie untermauert jedoch, dass zu hoher Salzkonsum die Gesundheit beeinträchtigen kann. „Man denkt natürlich zuerst an das kardio-vaskuläre Risiko. Doch mehrere Studien haben gezeigt, dass Salz Immunzellen auf verschiedenste Weise beeinflussen kann. Ist ein so fundamentaler Zellmechanismus langfristig gestört, könnte sich das nachteilig auswirken. Entzündliche Erkrankungen an Gefäßen, an Gelenken oder Autoimmunerkrankungen könnten dadurch möglicherweise begünstigt werden“, sagt Markus Kleinewietfeld.

Weiterführende Informationen

Sabrina Geisberger et al. (2021): „Salt transiently inhibits mitochondrial energetics in mononuclear phagocytes“. Circulation, DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.120.052788

 

produzieren / 28.04.2021
Eckert & Ziegler schließt langfristigen Liefervertrag mit Sirtex Medical für Yttrium-90 zur Behandlung von Leberkrebs

Die Eckert & Ziegler AG (ISIN DE0005659700, TecDAX) und Sirtex Medical (Sirtex) haben einen langfristigen Liefervertrag über die Verwendung von Yttrium-90 in Sirtex-Mikrosphären zur Behandlung von Leberkrebs abgeschlossen. Die Vereinbarung hat zunächst eine Laufzeit von fünf Jahren und garantiert EZAG einen substanziellen Anteil an der steigenden weltweiten Nachfrage von Sirtex. Sie ergänzt die bestehende Liefervereinbarung, die bereits seit 2009 zwischen Sirtex und Eckert & Ziegler besteht. Die für das Geschäftsjahr 2021 abgegebene Umsatzprognose der Eckert & Ziegler AG bleibt unberührt.

„Wir freuen uns über diese langfristige strategische Partnerschaft. Der Vertrag festigt unsere langjährige Zusammenarbeit und vereinfacht die Planbarkeit für beide Parteien. Er unterstreicht erneut unsere starke Marktposition und Kompetenz als führender Produktionspartner für die pharmazeutische Industrie“, erklärt Dr. Lutz Helmke, Mitglied des Vorstands der Eckert & Ziegler AG und verantwortlich für das Segment Medical. „Mit unserer geographischen Expansionsstrategie bieten wir unseren Kunden eine zuverlässige und weltweite Versorgung mit hochwertigen Radioisotopen.“

„Mit seinem globalen Produktionsnetzwerk ist Eckert & Ziegler für uns der ideale Partner für die weltweite Zulieferung von Yttrium-90. In mehr als 50 Ländern wird unsere Therapie zur Behandlung von Leberkrebs eingesetzt. Unsere vor kurzem bei der FDA eingereichte, erste prospektive, multizentrische US-Studie zur Zulassung als Primärtherapie des hepatozellulären Karzinoms hat das Potenzial, die von der FDA zugelassene Indikation für den Einsatz von SIR-Spheres® in den USA zu erweitern“, erläutert Kevin R. Smith, CEO von Sirtex Medical Ltd.

Von seinen Produktionsstätten in Braunschweig und Boston (MA), USA beliefert Eckert & Ziegler die Sirtex Standorte in Frankfurt, Boston und Singapur mit Yttrium-90.

Bei der Radioembolisation oder selektiven internen Radiotherapie (SIRT) werden winzige radioaktive Kügelchen direkt in die Lebertumore eingebracht. Die klinischen Daten dieser Therapieform, die bereits seit 2002 angewendet wird, überzeugen immer stärker. Das renommierte britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) erteilte im Februar 2021 eine positive Empfehlung für die Behandlung von fortgeschrittenen Leberkarzinomen mit SIR-Spheres® Y-90 Mikrosphären. Jährlich erkranken weltweit rund 840.000 Personen an Leberkrebs (Quelle: Globocan, 2018).

Im Hinblick auf die steigende Nachfrage nach radiopharmazeutischen Substanzen erweitert Eckert & Ziegler momentan seine Produktionsstandorte. Der Standort Boston (MA), USA wird zum Jahresende 2021 um eine neue GMP-Anlage ergänzt. In Berlin wird im ersten Quartal 2022 eine neue GMP-Anlage mit einer Gesamtfläche von rund 270 m² betriebsbereit sein. In Jintan (China) investiert Eckert & Ziegler bis zu 50 Mio. EUR in den Bau einer Produktionsstätte für Radiopharmazeutika.

Mit dieser Expansionsstrategie positioniert sich Eckert & Ziegler als globaler Partner der radiopharmazeutischen Industrie und bietet komplette Frühentwicklungsdienstleistungen an, einschließlich Prozessentwicklung und Scale-up, CMC-Entwicklung, Herstellung und Verpackung, Produktfreigabe und Stabilitätsprogramme. Das Unternehmen wird damit in der Lage sein, als radiopharmazeutischer Auftragsfertiger Produkte im klinischen Maßstab der Phasen I, II und III und für den kommerziellen Einsatz herzustellen.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet an seinen weltweiten Standorten Dienstleistungen für Radiopharmazeutika an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

www.ezag.de

forschen / 22.04.2021
MDC für vorbildliche Kommunikation zu Tierversuchen ausgezeichnet

Forscher*innen am MDC haben während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 deutlich weniger Versuchstiere verwendet als in den Jahren zuvor. Für seine Transparenz beim Thema Tierversuche ist das MDC jetzt mit dem Siegel „Vorbildliche Kommunikation tierexperimenteller Forschung“ ausgezeichnet worden.

Am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) sind im Jahr 2020 insgesamt 35.166 Tiere für die biomedizinische Grundlagenforschung eingesetzt worden. Das sind 9.359 Tiere weniger als 2019. Der weitaus größte Teil der genutzten Tiere auf dem Campus Buch und in Berlin-Mitte waren Mäuse (insgesamt 30.315). Außerdem haben MDC-Wissenschaftler*innen mit Ratten und Fischen erforscht, wie sich menschliche Krankheiten entwickeln. Diese Zahlen hat das MDC jetzt an das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) übermittelt.

 

Starker Rückgang wegen Corona-Einschränkungen

 

Der Rückgang der Zahl der Versuchstiere setzt eine Entwicklung der vergangenen beiden Jahre fort und hat mehrere Gründe. Die Dimension des Rückgangs im Jahr 2020 hat vor allem mit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen erschwerten Forschungsbedingungen in der Biomedizin zu tun: Im März 2020 hat das MDC zunächst auf den Basisbetrieb umgestellt, und nur einige wenige Forschungsgruppen konnten wie üblich weiterarbeiten. Bis heute sind alle Beschäftigten im erweiterten Basisbetrieb, in den Laboren und in den Büros muss nach wie vor genügend Abstand gehalten werden. Auch der Tierhaus-Betrieb unterliegt den strengeren Corona-Vorschriften. Deshalb wurden während der Pandemie weniger neue Experimente begonnen.

 

 

Neben den üblichen Schwankungen (Beginn bzw. Ende von Experimenten oder Arbeitsgruppen) sind zudem die 3R-Prinzipien (Vermeiden, Verringern, Verbessern) zu nennen, die Wissenschaftler*innen am MDC systematisch befolgen und weiterentwickeln.

Ende 2020 hat das MDC sein neues Präklinisches Forschungscentrum (PRC) eröffnet. Dort hat das MDC beste Bedingungen dafür geschaffen, dass wissenschaftlich notwendige Tierversuche so schonend wie möglich durchgeführt und reduziert werden können.

Ohnehin nutzen MDC-Forscherinnen und -Forscher vorwiegend Zell- und Gewebekulturen sowie oft auch Computermodelle und Künstliche Intelligenz. Sie entwickeln neuartige Verfahren, um zum Beispiel mit Organoiden (Mini-Organen in der Petrischale) und anderen Stammzelltechnologien medizinische Probleme zu untersuchen. Nur wenn es keine alternativen Methoden gibt, um zu dem erstrebten Fortschritt zu kommen, darf ein Tierversuch stattfinden. Hierbei müssen die Wissenschaftler*innen möglichst wenig Tiere einsetzen, und sie müssen die Versuche so schonend wie möglich gestalten. Der erwartete wissenschaftliche und medizinische Nutzen jedes Versuchs muss also gegen die Belastung der Versuchstiere abgewogen werden.

Siegel für Transparenz

Für seine offene und dialogorientierte Kommunikation zum Thema Tierversuche und 3R ist das MDC jetzt mit dem Siegel „Vorbildliche Kommunikation tierexperimenteller Forschung“ ausgezeichnet worden. Die Initiative „Tierversuche verstehen“ vergibt dieses Siegel in diesem Jahr erstmals an Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsorganisationen, die „sich in vorbildlicher Weise für transparente und offene Kommunikation zum Thema engagieren“. Zur Begründung heißt es von der Initiative: „In vorbildlicher Weise werden auf der Webseite des MDC an zentraler Stelle Informationen zu Versuchstierzahlen, dem 3R-Prinzip oder der Entwicklung und Verwendung alternativer Forschungsmethoden transparent und verständlich dargestellt. Das MDC beteiligt sich an Informationsveranstaltungen für die Politik oder regionalen Events wie etwa der Berlin Science Week. Vorbildlich ist auch die Solidarität unter den Mitarbeitenden.“

Neben dem MDC hat die Initiative die Universität Hohenheim (Stuttgart), das Deutsches Primatenzentrum – Leibniz Institut für Primatenforschung (Göttingen), das Rudolf-Zenker-Institut für Experimentelle Chirurgie der Universitätsmedizin Rostock sowie Pro-Test Deutschland e.V. und die Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet.

Das MDC kommuniziert seit Jahren aufgeschlossen und proaktiv. Forscher*innen erklären, warum sie in der biomedizinischen Grundlagenforschung und der angewandten Gesundheitsforschung Tiere einsetzen und warum sie auf Tierversuche noch nicht verzichten können. Auf seiner Webseite und in öffentlichen Diskussionen, bei großen Publikumsevents wie der Langen Nacht der Wissenschaften oder bei Besuchen am MDC suchen die Wissenschaftler*innen den Dialog, beantworten Fragen und stellen sich Kritik. Zuletzt haben sich viele Forschungsgruppenleiter*innen aus allen Bereichen am MDC zu Wort gemeldet und öffentlich erklärt: „Warum wir auf Tierversuche noch nicht verzichten können.“

Thomas Sommer: Kein Impfstoff ohne Tierversuche

„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Sie ist für uns eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unsere Gesellschaft braucht den offenen Austausch auch über strittige Fragen“, sagt Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm). „Gerade in der Corona-Pandemie haben wir gesehen, wie wichtig ein gutes Verständnis für wissenschaftliche Prozesse und wissenschaftliches Arbeiten ist. Dazu möchten wir beitragen, auch durch eine ehrliche Tierversuchskommunikation. Denn auch das hat die Corona-Pandemie gezeigt: Ohne Tierversuche gibt es keinen medizinischen Fortschritt! Alle Impfstoffe, die uns vor dem Virus schützen können, basieren auf jahrzehntelanger Grundlagenforschung - mit Tierversuchen.“

Weiterführende Informationen:

Forschung, Tierversuche und 3R am MDC

Pressemitteilung auf der MDC-Webseite

Alle Zahlen im Überblick

Präklinisches Forschungscentrum des MDC – Meilenstein für schonende Tierversuche

Tierversuche verstehen: Qualitätssiegel für Best Practice in der Tierversuchskommunikation


Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. www.mdc-berlin.de

Quelle :Pressemitteilung: MDC für vorbildliche Kommunikation zu Tierversuchen ausgezeichnet
Pressemitteilung: MDC für vorbildliche Kommunikation zu Tierversuchen ausgezeichnet

leben, heilen / 22.04.2021
Neue Corona-Teststelle in Buch

Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung eröffnet am Donnerstag, den 22. April 2021 weitere Corona-Teststellen in Berliner Außenbezirken.

Die Teststellen befinden sich in:

  • Reinickendorf: Alt-Heiligensee 45/47, 13503 Berlin, geöffnet von 8 – 18 Uhr
  • Marzahn-Hellersdorf, Ortsteil Biesdorf: Frankenholzerweg 4 12683 Berlin, geöffnet von 8 – 18 Uhr
  • Neukölln: Alte Dorfschule Rudow, Alt-Rudow 60, 12355 Berlin, geöffnet am 22. April 2021 von 9 – 18 Uhr, ab dem 23. April 2021 von 8 – 18 Uhr
  • Pankow: Groscurthstr. 29-33, 13125 Berlin, geöffnet von 8 – 18 Uhr
  • Lichtenberg: Treskowallee 8, 10318 Berlin, geöffnet von 8 – 18 Uhr
  • Spandau: Zitadelle, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin, geöffnet von 8 – 18 Uhr

Die neuen Zentren haben zusammen eine Testkapazität von 4.500 Tests pro Tag und verfügen über die Fähigkeit zum PoC-Schnelltest und zur PCR-Nachtestung.

Weitere Informationen finden Sie unter https://test-to-go.berlin

Quelle: Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung

forschen / 22.04.2021
Mit Organoiden erstmals das Leigh-Syndrom erklären

In den Organoiden, in denen die SURF1-Mutation genetisch korrigiert wurde, sind die neurogenen Vorläuferzonen (grün) wiederhergestellt, und es können reife Neuronen (rot) gebildet werden. (© Dr. Rybak-Wolf, Organoide Plattform, MDC)
In den Organoiden, in denen die SURF1-Mutation genetisch korrigiert wurde, sind die neurogenen Vorläuferzonen (grün) wiederhergestellt, und es können reife Neuronen (rot) gebildet werden. (© Dr. Rybak-Wolf, Organoide Plattform, MDC)

Wenn die Kraftwerke der Zellen nicht richtig funktionieren, ist die Lebenswartung gering. Sonst weiß man wenig über das Leigh-Syndrom. Mit Organoiden haben Forschende aus Düsseldorf und Berlin nun ein erstes menschliches Modell dieser seltenen Erkrankung geschaffen und stellen es in „Nature Communications“ vor.

Das Leigh-Syndrom, auch als subakute nekrotisierende Enzephalomyelopathie bezeichnet, ist eine der schwersten erblichen Hirnerkrankungen bei Kindern. Dabei bringen verschiedene Genmutationen die Mitochondrien aus dem Gleichgewicht, die eine wichtige Rolle im Energiehaushalt des Körpers spielen. SURF1 ist eines der Kernene, das beim Leigh-Syndrom häufig verändert ist.  Die betroffenen Kinder erkranken meist in den ersten Lebensmonaten, leiden an Bewegungsstörungen, Atem- und Schluckbeschwerden sowie einergeistigen Behinderung. Die meisten Kinder sterben innerhalb weniger Monate oder Jahre. Therapien gibt es nicht.

Gesucht: Angriffspunkte für gezielte Therapie

„Bislang gab es kein effektives Modell für das durch SURF1-Defekte verursachte Leigh-Syndrom, das Wissenschaftler*innen dabei unterstützt, die molekularen Mechanismen der Krankheit zu verstehen“, erklärt Professor Alessandro Prigione, der mit seinem Team an der Klinik für Allgemeine Pädiatrie des Universitätsklinikums Düsseldorf den Stoffwechsel von Stammzellen erforscht. Gemeinsam mit den Gruppen von Professor Nikolaus Rajewsky, Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), und von Professor Markus Schuelke an der Klinik für Neuropädiatrie der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben die Wissenschaftler*innen um Prigione nun das erste Organoid des Leigh-Syndroms entwickelt. Das Modell, das sie im Fachblatt „Nature Communications“ vorstellen, basiert auf induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen), die mit der CRISPR-Cas9-Genschere verändert wurden. Im Fachblatt „Nature Communications“ stellen sie es vor. „Wir zeigen mit dieser Studie, dass Modellsysteme aus iPS-Zellen von Patient*innen den Weg zu Therapien für eine seltene Krankheit mit hohem medizinischen Bedarf eröffnen“, umschreibt Erstautorin Dr. Gizem Inak die Bedeutung ihrer Arbeit.

Wissenschaftler*innen haben in der Vergangenheit vielfach versucht, mitochondriale Erkrankungen an Tiermodellen zu untersuchen. „Doch das Erbgut der Mitochondrien unterscheidet sich deutlich von der Kern-DNA“, erklärt Prigione. „Methoden, mit denen Gene im Zellkern modifiziert werden können, funktionieren bei Mitochondrien einfach nicht.“ Schon vor einigen Jahren hat Prigione, damals Delbrück-Fellow am MDC, mit seinem Forschungsteam ein zellbasiertes Modell für mitochondriale Erkrankungen entwickelt. Die Wissenschaftler*innen versetzten Hautzellen von Erkrankten in einen ursprünglicheren Zustand zurück und schufen so iPS-Zellen. Diese wandelten sie in einem weiteren Schritt in Nervenzellen um.

Neue Einsatzgebiete für vorhandene Medikamente finden

Dabei stellten sie fest, dass die Vorläuferzellen von Neuronen auf den Stoffwechsel der Mitochondrien angewiesen sind. Da dieser Stoffwechsel medikamentös beeinflusst werden kann, eignen sich die Vorläuferzellen als Modell für die Entwicklung von Medikamenten. So kann an den Vorläuferzellen getestet werden, wie verschiedene Substanzen wirken. Als Koordinator eines Konsortiums, das vom European Joint Program for Rare Diseases (EJP-RD) finanziert wird, sucht Prigione mit dieser Methode nach Wirkstoffen, die für andere Indikationen bereits zugelassen sind, möglicherweise aber auch gegen das Leigh-Syndrom wirken. Der Vorteil: Bei Medikamenten, die von den Zulassungsbehörden bereits geprüft worden sind, ist die Testphase deutlich kürzer. Klinische Studien können eher beginnen, so dass neue Therapien schneller zur Verfügung stehen.

Mit Organoiden die Hirnentwicklung modellieren

Auch für die aktuelle Studie schuf Gizem Inak aus den Zellen von Patient*innen iPS-Zellen. Mithilfe der Genschere CRISPR-Cas9 korrigierte sie  die SURF1-Mutation. Parallel dazu schleuste sie das mutierte SURF1-Gen in gesunde Kontroll-iPS-Zellen ein. Dann gingen die Wissenschaftler*innen einen Schritt weiter. Dr. Agnieszka Rybak-Wolf, die die MDC-Technologieplattform „Organoide“ leitet, züchtete aus den genetisch veränderten Stammzellen Organoide. „Organoide ermöglichen es, die komplexe menschliche Gehirnentwicklung bis zu einem gewissen Grad zu modellieren. Mit Standard-Monolayer-Zellkulturen allein ist das nicht wirklich möglich“, sagt Agnieszka Rybak-Wolf. Organoide sind Miniatur-Organe, kaum so groß wie ein Stecknadelkopf, in denen sich die Zellen dreidimensional anordnen und einige Strukturen des Original-Organs in der Petrischale widerspiegeln – in diesem Fall der Gehirne von Menschen mit und ohne Leigh-Syndrom.

So entdeckten die Wissenschaftler*innen, dass die neuronalen Defekte beim Leigh-Syndrom möglicherweise von einem Energiedefizit bereits auf der Ebene der Vorläuferzellen verursacht werden. „Die Vorläuferzellen der Patient*innen bildeten keine Verzweigungen und differenzierten nicht weiter zu Neuronen“, beschreibt Prigione die Stagnation auf Ebene der Neuronen-Vorstufe. „Es war unglaublich, was in der Petrischale passiert ist, nachdem die Mutation korrigiert worden war“,sagt Agnieszka Rybak-Wolf. „Das Organoid fing an, sich zu entwickeln. Am Ende sah es fast genauso aus wie die gesunden Organoide.“

Leigh-Syndrom ist eine neurologische Entwicklungsstörung

Das war nicht die einzige Überraschung. Das Leigh-Syndrom galt bislang als neurodegenerative Erkrankung, ausgelöst von einer Schädigung der Neuronen durch freie Radikale. „Indem wir nachgewiesen haben, dass der gestörte Zellstoffwechsel bereits die neuronalen Vorläuferzellen beeinträchtigt, haben wir gezeigt, dass es sich beim Leigh-Syndrom nicht ausschließlich um eine neurodegenerative Erkrankung handelt, bei der sich Neuronen erst ausbilden und dann absterben“, fasst Gizem Inak zusammen. „Es handelt sich eher um eine neurologische Entwicklungsstörung.“ Dies könnte auch erklären, warum Kinder, die am Leigh-Syndrom erkrankt sind, häufig einen vergleichsweise kleinen Schädel haben oder geistig beeinträchtigt sind.

Ansätze für neue Behandlungsstrategien

„Dieser Einblick in den Mechanismus der Krankheit kann nun dafür genutzt werden, zielgerichtete Behandlungsstrategien für Kinder zu entwickeln, die an dieser seltenen Erkrankung leiden“, sagt Prigione. Ein Weg könnte darin bestehen, die verminderte Energieleistung in den Vorläuferzellen mithilfe der SURF1-Gentherapie zu verbessern. Dabei würde nicht das mutierte SURF1-Gen entfernt, sondern eine gesunde Kopie des Gen eingeschleust, damit sie die Mutation schachmatt setzt. Für andere neurologische Erkrankungen wird dieser Ansatz bereits getestet. Als möglichen Kandidaten für eine medikamentöse Therapie identifizierten die Wissenschaftler*innen Bezafibrat, ein Medikament, das zur Diätunterstützung bei Erwachsenen zugelassen ist. Es kurbelt nicht nur den Fettstoffwechsel an, sondern aktiviert auch das sogenannte PGC1-Alpha, einen Regulator des Zellstoffwechsels. „Ein Krankheitsmodell zu entwickeln war der erste Schritt“, fasst Prigione zusammen, „jetzt können wir dieses Modell nutzen, um nach den effektivsten therapeutischen Strategien gegen diese schwere Kinderkrankheit zu suchen.“

 

Weitere Informationen

 

Literatur

Gizem Inak et al: Defective metabolic programming impairs early neuronal morphogenesis in neural cultures and an organoid model of Leigh Syndrome”, in Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-22117-z

www.mdc-berlin.de

produzieren / 16.04.2021
Eckert & Ziegler erwirbt direkte Mehrheitsbeteiligung an Medikamentenentwickler PENTIXAPHARM

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG hat heute von den Gründern des Medikamentenentwicklers PENTIXAPHARM GmbH mehrere Anteilspakete erworben. Zusammen mit einer internen Übertragung hält die Eckert & Ziegler AG nach Vollzug der Transaktionen direkt rund 83% der Anteile an dem Würzburger Unternehmen. Der Gesamtaufwand für die drei Anteilspakete beläuft sich auf etwa EUR 30 Mio. Die Zahlung des Kaufpreises erfolgt zu etwa einem Viertel in bar, im Übrigen in Form von Aktien der Eckert & Ziegler AG, die die Verkäufer mindestens bis zu dem Zeitpunkt halten werden, an dem eine Genehmigung zur Durchführung einer fortgeschrittenen klinischen Prüfung der Phase III für das Diagnostikum und Leitprodukt PENTIXAFOR erwartet wird. Das Management der PENTIXAPHARM, das die restlichen 17% der PENTIXAPHARM-Anteile hält, erhielt im Rahmen des Anteilsverkaufs zusätzlich Verkaufsoptionen auf die verbleibenden Anteile.

PENTIXAPHARM entwickelt ein radiopharmazeutisches Kombiprodukt gegen Lymphome und eine Reihe artverwandter Tumore. Je nachdem, ob es mit dem Radionuklid Gallium-68 oder mit Yttrium-90 kombiniert wird, lässt es sich sowohl zur Diagnose als auch zur Therapie von Krebserkrankungen einsetzen. Für das Diagnostikum PENTIXAFOR erhielt PENTIXAPHARM von der Europäischen Arzneimittelbehörde jüngst in einer Art Vorbescheid grünes Licht für fortgeschrittene klinische Prüfungen. Das Management der PENTIXAPHARM rechnet damit, dass es in gut drei Jahren den Zulassungsprozess durchlaufen haben kann. Eckert & Ziegler AG beabsichtigt, die Finanzierung des Zulassungsprozesses durch weitere Investitionen nach der Übernahme von PENTIXAPHARM fortzuführen.

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forschen / 16.04.2021
Große Moleküle in lebende Zellen transportiert: Forscher erzielen Durchbruch ins Zellinnere

Zellpenetrierende Peptide (grün) auf der Zelloberfläche wirken als Türöffner für den Transport eines Proteins (blau) in lebende Zellen (Visualisierung: Barth van Rossum)
Zellpenetrierende Peptide (grün) auf der Zelloberfläche wirken als Türöffner für den Transport eines Proteins (blau) in lebende Zellen (Visualisierung: Barth van Rossum)

Es ist eine der großen pharmakologischen Fragen: Wie bringt man große funktionale Biomoleküle wie Proteine oder Antikörper in eine Körperzelle? Die Verknüpfung mit zellpenetrierenden Peptiden ist ein vielversprechender Weg – hat bislang jedoch noch nicht durchweg zu den erhofften Ergebnissen geführt. Jetzt präsentieren Forscher vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin und der TU Darmstadt eine neue Lösung: Befestigt man diese Peptide zusätzlich an der Zelloberfläche, klappt es mit dem Transport ins Zellinnere um vieles besser. Die bahnbrechenden Ergebnisse sind soeben im Fachmagazin „Nature Chemistry“ erschienen.

Unser Zellinneres ist aus gutem Grund durch eine Zellmembran vor unerwünschten Besuchern geschützt. Aus pharmakologischer Sicht ist dieser Schutz jedoch ein lästiges Hindernis, da große Proteine oder Antikörper nur schwer bis gar nicht ins sogenannte Zytoplasma gelangen. Die meisten Medikamente umgehen diese Barriere, indem sie an der Zelloberfläche ansetzen. Wirkstoffe zellgängig zu machen, bleibt indes eine der drängenden Fragen für die biomedizinische Forschung und die Pharmaindustrie.

Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten wird an zellpenetrierenden Peptiden geforscht. Dabei wird etwa ein Protein oder ein Antikörper mit einem chemischen oder biochemischen „Tag“ verknüpft, der das Eindringen in die Zelle erleichtern soll. Doch trotz weltweiter Bemühungen scheitern viele dieser Ansätze, wenn es um den Transport von solch großen Biomolekülen geht.

Auch die Arbeitsgruppe von Christian Hackenberger vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin hat es sich zum Ziel gesetzt, zellgängige Proteine herzustellen und kooperiert dabei eng mit Dr. M. Cristina Cardoso von der TU Darmstadt, einer weltweit führenden Expertin auf dem Gebiet der zellpenetrierenden Peptide.

Doppelte Manipulation verbessert den Transport erheblich

Nun ist dem Forscherteam aus Berlin und Darmstadt ein entscheidender Schritt gelungen, sogar große Moleküle ins Zellinnere zu bringen. Der Trick: Die Forscher verknüpfen nicht nur diese Moleküle mit den zellpenetrierenden Peptiden, sondern auch die Zelloberfläche. Wie Experimente an lebenden Zellen zeigten, wird dadurch die intrazelluläre Aufnahme von funktionalen Proteinen und Antikörpern erheblich verbessert. Die Ergebnisse wurden soeben im Fachmagazin „Nature Chemistry“ veröffentlicht.

„Auch wenn wir von ersten medizinischen Anwendungen noch weit entfernt sind, stellt die Arbeit einen echten Paradigmenwechsel für den zellulären Transport von funktionalen Molekülen dar“, freut sich der Arbeitsgruppenleiter Christian Hackenberger. „Denn wir haben an lebenden Zellen zeigen können, dass Proteine und Antikörper nicht nur scheinbar mühelos die Zellmembran passieren können, sondern auch in der Zelle aktiv sind, ohne dabei eine Toxizität auszulösen.“

Die Fracht wird einfacher zellgängig

Ganz entscheidend für diesen Erfolg ist, dass mit dem neuen Verfahren nur rund ein Zehntel der bisher verwendeten Substanz-Konzentrationen benötigt wird. Das vereinfacht die Methode deutlich und macht sie robuster und vielseitiger. „Wir können die Konzentrationen jetzt so weit reduzieren, dass die Fracht wirklich verlässlich in das Innere der Zelle gelangen kann“, sagt der frisch promovierte Erstautor Anselm Schneider. „Das gab es vorher so noch nicht.“ Anselm Schneider hatte im Rahmen seiner Doktorarbeit die zündende Idee, die Zelloberfläche mit den gleichen zellpenetrierenden Peptiden auszustatten wie die Fracht, die in die Zelle hinein soll. Gemeinsam mit dem Leiter der Mikroskopie-Facility am FMP Martin Lehmann beobachtete er, wie die Zellmembran scheinbar mühelos durchbrochen wurde. „Es ist diese Synergie, die es nun ermöglicht, eine ganze Bandbreite an Molekülen ins Zellinnere zu transportieren, was im wahrsten Sinne des Wortes ein Durchbruch ist“, so Anselm Schneider.

Tür zu neuen pharmakologischen Interventionen aufgestoßen

Die Anwendungsmöglichkeiten des zellulären Molekültransports sind breit. Mit aktiven zellpermeablen Proteinen oder Antikörpern können etwa Signalwege in einer Krebszelle gezielt beeinflusst oder krebstreibende Gen-Mutationen ausgeschaltet werden. Denkbar ist auch der Ersatz eines fehlenden Enzyms zum Beispiel bei einer Erbkrankheit – bis hin zum Gene-Editing, also der genetischen Manipulation von Zellen durch bereits fertige Proteine, die man zudem mit weiteren Eigenschaften ausstatten kann. Es gibt also viel zu tun für das Forscherteam!

Publikation

Schneider A., Kithil M., Cardoso C., Lehmann M., Hackenberger C., Cellular uptake of Large Biomolecules Enabled by Cell-surface-reactive Cell-penetrating Peptide Additives, Nature Chemistry, 10.1038/s41557-021-00661-x, https://www.nature.com/articles/s41557-021-00661-x

https://www.fv-berlin.de/infos-fuer/medien-und-oeffentlichkeit/news/grosse-molekuele-in-lebende-zellen-transportiert-forscher-erzielen-durchbruch-ins-zellinnere

produzieren / 14.04.2021
Eckert & Ziegler baut in Berlin GMP-Anlage für radiopharmazeutische Dienstleistungen

Eckert & Ziegler erweitert seinen Produktionsstandort in Berlin um eine neue Produktionsanlage für die Auftragsfertigung von Radiopharmazeutika. Die neue GMP-Anlage mit einer Gesamtfläche von rund 270 m² wird sämtliche Vorgaben der Good Manufacturing Practice erfüllen und ab dem ersten Quartal 2022 betriebsbereit sein.

„Im Moment befindet sich eine Vielzahl radiopharmazeutischer Substanzen von internationalen Pharmaunternehmen in fortgeschrittenen klinischen Prüfungen, darunter auch für breite Indikationen wie Prostatakrebs“, erklärt Dr. Lutz Helmke, Mitglied des Vorstands der Eckert & Ziegler AG und verantwortlich für das Segment Medical. „Mit der neuen GMP-Anlage positionieren wir uns als europäischer Produktions- und Entwicklungspartner für spezialisierte Pharmaunternehmen und innovative Wissenschaftler. Ihnen bieten wir eine Vielzahl von radiopharmazeutischen Dienstleistungen unter GMP-Bedingungen.“

Mit der GMP-Anlage wird Eckert & Ziegler komplette Frühentwicklungsdienstleistungen anbieten, einschließlich Prozessentwicklung und Scale-up, CMC-Entwicklung, Herstellung und Verpackung, Produktfreigabe und Stabilitätsprogramme. Das Unternehmen wird damit in der Lage sein, als radiopharmazeutischer Auftragsfertiger Produkte im klinischen Maßstab der Phasen I, II und III und für den kommerziellen Einsatz herzustellen.

Eckert & Ziegler ist als einer der führenden Partner der radiopharmazeutischen Industrie weltweit präsent und verfügt über Produktions- und Vertriebsstandorte in 13 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika und Asien.

In Boston (USA) befindet sich momentan eine Produktionsanlage in Fertigstellung, mit der Yttrium-90 basierte Radiopharmazeutika zur Behandlung von Leberkrebs hergestellt werden können. Zukünftig wird das Unternehmen seine europäischen Produktionskapazitäten für Lutetium-177 markierte Medikamente auf seinen US-amerikanischen Standort erweitern. Lutetium-177 ist ein begehrter Wirkstoff vieler neuer Krebsmedikamente. „Aufgrund der vielen Studien, in denen Lutetium-177 weltweit klinisch geprüft wird, erwarten wir in den kommenden Jahren eine steigende Nachfrage nach diesem Isotop und damit zusammenhängenden Dienstleistungen. Dafür sehen wir uns mit unseren Produktionsstätten in Europa, Asien und Nordamerika bestens aufgestellt“, ergänzt Dr. Lutz Helmke.

In Jintan (China) investiert Eckert & Ziegler bis zu 50 Mio. EUR in den Bau einer Produktionsstätte für Radiopharmazeutika.

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forschen, investieren, produzieren, heilen / 14.04.2021
Grundsteinlegung für den BerlinBioCube

Der Regierende Bürgermeister Berlins und Senator für Wissenschaft und Forschung, Michael Müller, bei seiner Rede zur Grundsteinlegung für das neue Gründerzentrum BerlinBioCube (Foto: Peter Himsel / Campus Berlin-Buch GmbH)
Der Regierende Bürgermeister Berlins und Senator für Wissenschaft und Forschung, Michael Müller, bei seiner Rede zur Grundsteinlegung für das neue Gründerzentrum BerlinBioCube (Foto: Peter Himsel / Campus Berlin-Buch GmbH)

Im Beisein des Regierenden Bürgermeisters von Berlin wurde heute der Grundstein für das neue Gründerzentrum BerlinBioCube auf dem Campus Berlin-Buch gelegt

Für Start-ups, die vielversprechende Ansätze für Therapien und Diagnostik in die Anwendung bringen wollen, entsteht im BiotechPark Berlin-Buch ein neues Gründerzentrum. Der BerlinBioCube wird ab 2023 auf fünf Geschossen rund 8.000 Quadratmeter für moderne Labore, Büros und Gemeinschaftsflächen bieten. Mit dem zukunftsweisenden Projekt können bis zu 400 neue Arbeitsplätze auf dem biomedizinischen Campus entstehen – einem der führenden Wissenschafts- und Technologiestandorte in Deutschland.

Bei der feierlichen Grundsteinlegung hob der Regierende Bürgermeister Berlins und Senator für Wissenschaft und Forschung, Michael Müller, hervor: „Der Campus Berlin-Buch wächst und entwickelt sich immer mehr zu einem Powerhouse unserer Medizin- und Biotechbranche. Aus dem Zusammenwirken von starken Forschungsinstituten und innovativen Unternehmen entsteht hier ein besonderes Potenzial, das wir mit dem neuen BerlinBioCube Zentrum für Gründerinnen und Gründer künftig noch besser erschließen können. Diese wichtige Investition legt einen weiteren Grundstein für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und neue, krisenfeste Arbeitsplätze. Eine erfolgreiche Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist die beste Zukunftsversicherung für eine gute Entwicklung unserer Stadt.“

An der Zeremonie nahmen auch der Bezirksbürgermeister von Pankow, Sören Benn, und die Geschäftsführenden der Campus Berlin-Buch GmbH, Dr. Christina Quensel und Dr. Ulrich Scheller, teil. Der Architekt Rainer Post übermittelte eine Videobotschaft.

Der Pankower Bezirksbürgermeister Sören Benn sagte: „Bereits jetzt bietet der Campus 3.000 zumeist hochqualifizierte Arbeitsplätze. Hier wirtschaftliches Wachstum und damit weitere Arbeitsstellen zu fördern, ist auch ein ausnehmend positives Signal für die anstehende städtebauliche Entwicklung des Berliner Nordens.“

Campusmanagerin Quensel betonte, dass der BiotechPark zur richtigen Zeit ausgebaut wird: „Wir erleben eine immense Nachfrage nach Laborflächen von jungen Unternehmen. Start-ups, die bereits im BiotechPark etabliert sind, benötigen weitere Flächen, und die Anfragen von externen, auch internationalen Firmen reißen nicht ab. Der Campus ist dank seines Profils besonders attraktiv für Gründerinnen und Gründer in der medizinischen Biotechnologie, Medizintechnik und angrenzenden Gebieten.“

Der kompakte Baukörper von doranth post architekten nutzt die Baufläche im BiotechPark optimal. Durch die Gliederung der Fassade und textile Elemente erhält das Gebäude eine größere Leichtigkeit. Das Gründerzentrum erfüllt Ansprüche, die auch an moderne Forschungsbauten gestellt werden, wie Rainer Post erläuterte. Dazu gehören eine hohe Aufenthaltsqualität, Labore mit Tageslicht und gemeinsame Flächen für die Kommunikation.

Der Neubau des BerlinBioCube ist mit einer Investition von 55 Millionen Euro verbunden und wird durch Fördermittel aus der Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur‘ (GRW) ermöglicht“. Das neue Gründerzentrum komplettiert den BiotechPark. Für den weiteren Ausbau sind Flächen in Campusnähe vorgesehen, die im Rahmenplan für Buch Süd festgelegt wurden.

https://www.berlinbiocube.de

Video der Veranstaltung

Ein Video der Veranstaltung wird anschließend auf www.berlinbiocube.de abrufbar sein.
 

Der Campus Berlin‐Buch ist ein moderner Wissenschafts‐, Gesundheits‐ und Biotechnologiepark. Alleinstellungsmerkmale sind der klare inhaltliche Fokus auf Biomedizin und das enge räumliche und inhaltliche Zusammenwirken von Forschungsinstituten, Kliniken und Biotechnologie‐Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erforschung molekularer Ursachen von Krebs,‐ Herzkreislauf‐ und neurodegenerativen Erkrankungen, eine interdisziplinär angelegte Grundlagenforschung zur Entwicklung neuer Therapien und Diagnoseverfahren, eine patientenorientierte Forschung und die unternehmerische Umsetzung biomedizinischer Erkenntnisse. Dank exzellenter Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen im BiotechPark hat der Campus ein herausragendes Innovations‐ und Wachstumspotenzial. Dazu gehören als Einrichtungen der Grundlagenforschung das Max‐Delbrück‐Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz‐Gemeinschaft (MDC) und das Leibniz‐Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP), das gemeinsam von MDC und Charité – Universitätsmedizin Berlin betriebene und auf klinische Forschung spezialisierte Experimental and Clinical Research Center (ECRC) sowie das Berlin Institute of Health (BIH). Seit 1992 sind über 600 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln durch die EU, den Bund und das Land Berlin in den Campus Berlin‐Buch investiert worden, um diese Synergien zu unterstützen.

Der BiotechPark Berlin‐Buch gehört mit 67 Unternehmen, 800 Beschäftigten und rund 31.000 Quadratmetern Büro‐ und Laborfläche zu den führenden Technologieparks in Deutschland. Ausgründungen im Bereich der Life Sciences finden hier ideale Bedingungen, vom Technologietransfer bis hin zu branchenspezifischen Labor‐ und Büroflächen. Die Life Science Community vor Ort ermöglicht einen direkten Austausch und gemeinsame Projekte. Der BiotechPark trägt maßgeblich zur dynamischen Entwicklung der Biotechnologie‐Region Berlin‐ Brandenburg bei und stärkt in besonderem Maße die industrielle Gesundheitswirtschaft.

Als Betreibergesellschaft des Campus ist die Campus Berlin‐Buch GmbH (CBB) Partner für alle dort ansässigen Unternehmen und Einrichtungen. Biotechnologieunternehmen – von Start‐ups bis zu ausgereiften Firmen – anzusiedeln, zu begleiten und in allen Belangen zu unterstützen, gehört zu ihren wesentlichen Aufgaben. Hauptgesellschafter der CBB ist mit 50,1 % das Land Berlin. Weitere Gesellschafter sind das Max‐Delbrück‐Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz‐Gemeinschaft (29,9 %) und der Forschungsverbund Berlin e.V. für das Leibniz‐Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (20 %).

 

Zahlen, Daten, Fakten zum BerlinBioCube

Anschrift:       BerlinBioCube, Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin
Bauherrin:      Campus Berlin-Buch GmbH
Architekt:       doranth post architekten GmbH
Kosten:           55 Mio. Euro
Nutzfläche:     8.000 qm
Errichtung:     2020 – 2023

 

         


Die Maßnahme „Errichtung des Gründerzentrums BerlinBioCube auf dem Campus Berlin-Buch“ wurde im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) mit Bundes- und Landesmitteln gefördert.

forschen / 13.04.2021
Ruhig Blut: Was Blutgefäße in Schach hält

Gebremstes Blutgefäßwachstum: die mikroskopische Aufnahme zeigt die Netzhautgefäße einer Maus, bei der die S-2-Hydroxyglutarat-Spiegel im Endothel selektiv erhöht sind. (Foto: AG Potente)
Gebremstes Blutgefäßwachstum: die mikroskopische Aufnahme zeigt die Netzhautgefäße einer Maus, bei der die S-2-Hydroxyglutarat-Spiegel im Endothel selektiv erhöht sind. (Foto: AG Potente)

Blutgefäße sind von einer Zellschicht ausgekleidet, das Endothel ist eine entscheidende Barriere zwischen Blut und umliegendem Gewebe. Wie diese Zellen ihren Ruhezustand aufrechterhalten, haben nun Forscher*innen des BIH & MDC Center for Vascular Biomedicine in „Nature Cell Biology“ veröffentlicht.

In ihrem Inneren sind Blutgefäße von einer hauchdünnen Zellschicht ausgekleidet: Das Endothel ist eine entscheidende Barriere zwischen Blut und umliegenden Gewebe. Der einlagige Zellverband fördert den Austausch von Sauerstoff und Nährstoffen, verhindert aber gleichzeitig den unkontrollierten Austritt von Blutbestandteilen. Nur bei erhöhtem Stoffwechselbedarf des Gewebes, etwa bei Wachstum, Wundheilung oder auch wenn ein Tumor entsteht, geben Endothelzellen diesen stabilen Zellverband auf, um sich zu teilen und neue Blutgefäße zu bilden. Die Signale, die dieses Aktivwerden auslösen, sind gut untersucht. Wenig dagegen wusste man bisher, wie Endothelzellen ihren stabilen Ruhezustand aufrechterhalten. Genau dies haben nun Wissenschaftler*innen des BIH & MDC Center for Vascular Biomedicine zusammen mit einem internationalen Forschungsteam herausgefunden.

Professor Michael Potente ist Kardiologe und Blutgefäßforscher. Erst vor wenigen Monaten kam er vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung an das Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité, wo er nun in seine neuen Labore im gerade eröffneten Käthe-Beutler-Haus in Berlin-Buch einzieht. Dort forscht er am BIH & MDC Center for Vascular Biomedicine. „Auch in diesen bewegten Zeiten haben wir mit Nachdruck an unserem großen Projekt gearbeitet, Blutgefäße besser zu verstehen“, erklärt der Professor für Vaskuläre Biomedizin. „Denn Blutgefäße gibt es überall im Körper, und so spielen sie auch bei vielen Krankheiten eine tragende Rolle.“

Ruhesignale gesucht

Normalerweise befinden sich Blutgefäße im erwachsenen Körper in einem stabilen Ruhezustand. Neue Gefäßkapillaren sprießen nur selten aus, etwa im weiblichen Zyklus, der Wundheilung oder aber bei krankhaften Prozessen wie dem Tumorwachstum. Die Signale, die die Endothelzellen dann anregen, sich zu teilen, sind zum Großteil bekannt. „Wir wollten jetzt verstehen, was Endothelzellen umgekehrt im Ruhezustand hält – ein Zustand, der auch als Quieszenz bezeichnet wird“, sagt Michael Potente.

Die Wissenschaftler*innen aus seinem Team wussten ziemlich genau, wo sie suchen mussten: „Es gibt Faktoren, die die Zelle daran hindern, sich zu vermehren. Ein solcher Faktor ist FOXO1, der das Ablesen von Erbinformation in Zellen steuert: Wenn wir FOXO1 in Endothelzellen ausschalten, wachsen die Gefäße übermäßig. Umgekehrt können wir durch das gezielte Anschalten dieses Faktors Blutgefäßbildung stoppen. Wir wollten nun herausfinden, wie genau FOXO1 das macht“, erklärt Jorge Andrade, einer der drei Erstautoren der Veröffentlichung in „Nature Cell Biology.

Ein „Endothel-Beruhiger“?

Dazu überführten die Wissenschaftler*innen eine dauerhaft aktive Form von FOXO1 in Endothelzellen. Das führte dazu, dass Endothelzellen aufhörten, sich zu teilen und in einem Zustand der Inaktivität verharrten. Um herauszufinden wie FOXO1 das schafft, untersuchten die Forscher*innen den Stoffwechsel (Metabolismus) der Zellen. Hierzu isolierten sie sämtliche Stoffwechselprodukte aus den Zellen, die auch als Metabolite bezeichnet werden. „Dabei haben wir gesehen, das vor allem die Konzentration von 2-Hydoxyglutarat durch FOXO1 anstieg, einem Metaboliten, der in der Krebsmedizin bereits sehr bekannt ist“, berichtet Ana Costa, ebenfalls Erstautorin des Papiers. Die Forscher*innen fanden allerdings heraus, dass es sich um eine besondere Form des 2-Hydroxyglutarat handelt: das S-2-Hydroxyglutarat. „Diese Variante unterscheidet sich in Struktur und Funktion von dem in manchen Krebszellen gebildeten Metaboliten“, sagt Costa.

Um die Rolle von S-2-Hydroxyglutarat als möglichem „Endothel-Beruhiger“ zu bestätigen, machten die Wissenschaftler*innen weitere Experimente mit den Endothelzellen: Sie gaben die Substanz in verschiedenen Konzentrationen und für verschiedene Zeiten zu normalen Endothelzellen. „Dabei haben wir beobachtet, dass allein S-2-Hydroxyglutarat in der Lage ist, Endothelzellen in der Quieszenz zu halten“, sagt Chenyue Shi, die dritte Erstautorin der Arbeit. Weitere Untersuchungen zeigten, dass das S-2-Hydroxyglutarat seine Wirkung entfaltet, indem es das Ablesen wachstumssteuernder Gene kontrolliert. Auch in Mausmodellen verhinderte das Stoffwechselprodukt das Auswachsen neuer Gefäße, hatte aber auf bereits vorhandene Blutgefäße keine negativen Auswirkungen. Entfernten die Wissenschaftler*innen 2-Hydroxyglutarat wieder, erlangten Endothelzellen ihre Fähigkeit, neue Blutgefäße zu bilden, wieder zurück.

Blutgefäße gezielt beeinflussen

„Gerade vor dem Hintergrund, dass ein „Zuviel“ oder ein „Zuwenig“ von neuen Blutgefäßen bei vielen Krankheiten eine Rolle spielt, ist es für uns enorm wichtig, die grundlegenden Mechanismen dahinter besser zu verstehen“, fasst Michael Potente die Ergebnisse zusammen. „Unser langfristiges Ziel ist es, das Wachstum und die Funktion von Blutgefäßen gezielt und möglichst ohne Nebenwirkungen therapeutisch beeinflussen zu können. Diesem Ziel sind wir mit der vorliegenden Arbeit ein Stück nähergekommen.“


Weiterführende Informationen

Feierliche Einweihung des Käthe-Beutler-Hauses
BIH & MDC Center for Vascular Biomedicine


Literatur
 
Jorge Andrade, Chenyue Shi, Ana S. H. Costa et al. (2021): „Control of endothelial quiescence by FOXO-regulated metabolites“. Nature Cell Biology, DOI 10.1038/s41556-021-00637-6.

 

Foto:Gebremstes Blutgefäßwachstum: die mikroskopische Aufnahme zeigt die Netzhautgefäße einer Maus, bei der die S-2-Hydroxyglutarat-Spiegel im Endothel selektiv erhöht sind. Die Blutgefäße (blau) wurden durch Fluoreszenzfärbungen sichtbar gemacht. Die Zellkerne von sich teilenden Endothelzellen erscheinen gelb, die ruhenden Endothelzellen grün. Sich teilende Zellen, die nicht vaskulären Ursprungs sind, erscheinen rot. (Foto: AG Potente)

 

produzieren / 12.04.2021
Eckert & Ziegler erhält Vertriebslizenz für Technetium-Generatoren in Brasilien

Die brasilianische Gesundheitsbehörde ANVISA hat der Eckert & Ziegler Brasil Comercial Ltda., einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (ISIN DE0005659700, TecDAX), eine Lizenz zum Import und Vertrieb von Technetium-Generatoren erteilt. Es handelt sich um die zweite Lizenz, die jemals für dieses Produkt in Brasilien vergeben wurde, und die erste für ein privates Unternehmen. Technetium-Generatoren sind eine Kernkomponente für ein nuklearmedizinisches Diagnoseverfahren namens SPECT, das zur Erkennung von medizinischen Anomalien eingesetzt wird. In Brasilien hat der SPECT-Markt ein Volumen von etwa 100 Mio. Euro jährlich. Eckert & Ziegler beliefert in diesem Land bereits rund 500 Krankenhäuser und Kliniken mit Medizinprodukten und Radioisotopen und hofft, im dritten Quartal 2021 mit der Auslieferung von SPECT-Produkten beginnen zu können.

"Wir freuen uns sehr, dass Eckert & Ziegler nun die Möglichkeit erhält, die brasilianischen Nuklearmediziner mit SPECT-Produkten beliefern zu können“, erklärte Claudia Goulart, Geschäftsführerin von Eckert & Ziegler Brasil. „Technetium-Generatoren ergänzen perfekt unser bestehendes Portfolio an Radiopharmazeutika, darunter Lu-177 und O-18 sowie die Dienstleistungen, die wir für internationale Pharmaunternehmen erbringen.“

Veröffentlichung einer Insiderinformation gemäß Artikel 17 MAR

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forschen, leben, bilden / 07.04.2021
"Wie dem Klimawandel begegnet werden kann" (Folge 11 des LNDW Podcasts)

Expertinnen und Experten ist schon lange klar: Wir stecken mitten im Klimawandel, den wir als Menschheit selbst verursacht haben. Klar ist auch, dass wir den Klimawandel nicht mehr werden aufhalten können. Wie stark er ausfallen wird, wie wir mit seinen Folgen umgehen, was wir jetzt und in der Zukunft besser machen können, hängt davon ab, welche neuen Lösungen wir finden. In den Wissenschaften beschäftigen sich viele unterschiedliche Disziplinen mit dieser Frage.

Folge direkt anhören in der ARD Audiothek

In der 11. Folge des LNDW-Podcasts geben wir einen Einblick in die Vielfalt der Forschungsansätze mit …

Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben, sie forscht am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) und leitet das Fachgebiet "Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in der Elektronik" an der TU Berlin.

Dr. Wolfgang Haupt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) und forscht zur Frage, wie Kommunen ihre Klimapolitik gestalten.

Prof. Dr. Bernd Rech ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums Berlin (HZB). Er ist Experte für erneuerbare Energien und koordiniert die Beiträge und Projekte zur Energieforschung der Helmholtz-Zentren. 

Lesen Sie weiter unter: https://www.langenachtderwissenschaften.de/news-detail/klimawandel-loesungen

forschen / 31.03.2021
Fasten wirkt als Diät-Katalysator

Muffins gehören eher selten auf den Speiseplan. Foto: CBB
Muffins gehören eher selten auf den Speiseplan. Foto: CBB

Wer den Ernährungsstil ändern muss, um den Blutdruck zu normalisieren, sollte mit einer Fastenkur starten. Warum Patient*innen damit ihren Gesundheitszustand langfristig verbessern können, schildern Wissenschaftler*innen von MDC und ECRC im Fachblatt „Nature Communications“.

Jede*r vierte Deutsche leidet am metabolischen Syndrom. Bei diesem „tödlichen Quartett“ treten von vier Wohlstandkrankheiten mehrere gleichzeitig auf: Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus. Jede davon gilt als Risikofaktor für schwerwiegende Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, beispielsweise Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Die Behandlung zielt darauf ab, Gewicht zu reduzieren und den Fett- und Kohlehydratstoffwechsel sowie den Blutdruck zu normalisieren. Neben Sport verordnen Ärztinnen und Ärzte eine kalorienarme und gesunde Ernährung. Daneben ist häufig auch eine medikamentöse Behandlung notwendig. Welche Effekte die Ernährung dabei auf das Mikrobiom, das Immunsystem und damit auf den Gesundheitszustand hat, ist allerdings nicht vollständig geklärt.

Eine Forschungsgruppe um Dr. Sofia Forslund und Professor Dominik N. Müller vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) hat nun untersucht, was eine Ernährungsumstellung bei Menschen mit metabolischem Syndrom bewirkt. Das ECRC ist eine gemeinsame Einrichtung vom MDC und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Eine Umstellung auf gesundes Essen wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus“, fasst Andras Maifeld die Ergebnisse zusammen. „Geht der Diät eine Fastenkur voraus, verstärkt sich dieser Effekt sogar noch.“ Maifeld ist Erstautor der Arbeit, die gerade im Fachjournal „Nature Communications“ erschienen ist.

Broccoli statt Rinderbraten

Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin und Inhaber der Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, und Professor Gustav J. Dobos, Inhaber des Lehrstuhls für Naturheilkunde und Integrative Medizin an der Universität Duisburg-Essen, rekrutierten dafür 71 Proband*innen mit metabolischem Syndrom und erhöhtem systolischen Blutdruck. Die Forschenden teilten sie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein.

Beide Gruppen ernährten sich drei Monate lang nach der DASH-Diät, dem Dietary Approach to Stop Hypertension – einem Ernährungsansatz gegen Bluthochdruck. Bei dieser „Mittelmeerdiät“ kommen viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte, Fisch und mageres weißes Fleisch auf den Tisch. Eine der beiden Gruppen nahm fünf Tage lang keinerlei feste Nahrung zu sich, bevor sie mit der DASH-Diät begann.

Mithilfe der Immunphänotypisierung beobachteten die Wissenschaftler*innen, wie sich die Immunzellen der Probanden während der Ernährungsumstellung verändern. „Das angeborene Immunsystem bleibt während des Fastens stabil, während sich das adaptive Immunsystem herunterfährt“, schildert Maifeld. Dabei nimmt insbesondere die Anzahl von entzündungsfördernden T-Zellen ab, während sich regulatorische T-Zellen vermehren.

Mittelmeerdiät ist gut – zusätzlich Fasten ist besser

Anhand von Stuhlproben untersuchten die Forschenden außerdem die Auswirkungen des Fastens auf das Mikrobiom des Darms. Die Darmbakterien stehen in engem Kontakt mit dem Immunsystem. So verstoffwechseln einige Bakterienstämme Ballaststoffe zu entzündungshemmenden kurzkettigen Fettsäuren, die das Immunsystem begünstigen. Während des Nahrungsverzichts verändert sich die Zusammensetzung des Ökosystems der Darmbakterien stark. Dabei vermehren sich vor allem die gesundheitsfördernden Bakterien, was die Blutdrucksenkung fördert. Einige dieser Veränderungen bleiben auch nach erneuter Nahrungsaufnahme. Besonders bemerkenswert: „Bei den Probandinnen und Probanden, die mit einer fünftägigen Fastenperiode in die gesunde Ernährung eingestiegen sind, blieben der Body Mass Index, der Blutdruck und der Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten dauerhaft niedriger“, erläutert Dominik Müller. Normalerweise schießt der Blutdruck sofort wieder in die Höhe, wenn die blutdrucksenkende Tablette auch nur einmal vergessen wird.

Blutdruck bleibt dauerhaft niedriger – auch drei Monate nach dem Fasten

Um sicherzustellen, dass dieser positive Effekt tatsächlich auf das Fasten und nicht auf die Medikamente zurückzuführen war, die die Proband*innen einnahmen, wertete Forslunds Arbeitsgruppe gemeinsam mit Wissenschaftler*innen des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig und der McGill University, Montreal, Kanada, diese Ergebnisse mithilfe einer Künstlichen Intelligenz statistisch aus. Dabei griffen sie auch auf Methoden aus einer früheren Studie zurück, in der sie den Einfluss von blutdrucksenkenden Medikamenten auf das Mikrobiom untersucht hatten. „So konnten wir den Einfluss der Medikamente herausfiltern und sehen, dass es von der individuellen Immunabwehr und dem Darmmikrobiom abhängig ist, ob jemand gut auf eine Ernährungsumstellung anspricht oder nicht“, sagt Forslund.

Lassen die Erfolge einer ballaststoffreichen, fettarmen Ernährung auf sich warten, könnte dies daran liegen, dass sich im Darmmikrobiom zu wenige der Darmbakterien tummeln, die Ballaststoffe zu schützenden Fettsäuren verstoffwechseln. „Die Betroffenen haben oft das Gefühl, dass sich der ganze Aufwand nicht lohnt und fallen in alte Muster zurück“, erläutert die Wissenschaftlerin. Deshalb empfiehlt es sich, eine Diät mit einer Fastenkur zu kombinieren. „Das Fasten wirkt wie ein Katalysator für die schützenden Mikroorganismen im Darm. Die Gesundheit verbessert sich sichtbar sehr schnell, die Patient*innen können ihre Medikation reduzieren oder oftmals ganz auf Tabletten verzichten.“ Das könnte sie dazu motivieren, einen gesünderen Lebensstil dauerhaft beizubehalten.

Text: Jana Ehrhardt-Joswig

https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/fasten-wirkt-als-diaet-katalysator

forschen / 25.03.2021
Eine Büste für Detlev Ganten – MDC-Gründungsdirektor wird 80

Detlev Ganten. Foto: privat
Detlev Ganten. Foto: privat

Professor Detlev Ganten, Gründungsdirektor des MDC und langjähriger Wissenschaftlicher Vorstand des Centrums, feiert am 28. März 2021 seinen 80. Geburtstag. Das MDC ehrt den Forscher und erfolgreichen Wissenschaftsmanager deshalb auf dem Campus Berlin-Buch mit der Enthüllung einer Büste.

Das Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und die Campus Berlin-Buch GmbH gratulieren Professor Detlev Ganten an seinem 80. Geburtstag am kommenden Sonntag in einer kleinen Zeremonie mit dem Aufstellen einer Büste. Detlev Ganten, geboren am 28. März 1941 in Lüneburg, hat das MDC nach der deutschen Vereinigung mit aufgebaut und war von 1991 bis 2004 Wissenschaftlicher Vorstand des Forschungscentrums. Bis heute ist er aktives Mitglied des MDC-Freundeskreises und engagiert sich für die Belange des Biotechnologiestandorts Campus Berlin-Buch.

„Als leidenschaftlicher Wissenschaftler hat Detlev Ganten voller Elan und mit großer Weitsicht das MDC gegründet. Er hat das MDC zu dem gemacht, was es heute ist: ein international angesehenes Forschungscentrum. Wir haben Detlev Ganten sehr, sehr viel zu verdanken und freuen uns, dass er immer noch fürs MDC aktiv ist – als freundschaftlicher Ratgeber für viele und Ideengeber im Freundeskreis. Ich gratuliere ihm von Herzen“, sagt Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm).

Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH ergänzt: „Detlev Ganten hat die Entwicklung des Campus zu einem herausragenden Berliner Zukunftsort mit enger Verbindung zu Biotechnologie, Kliniken, Kunst und zu naturwissenschaftlicher Bildung maßgeblich geprägt.“

Chef der Charité und Leiter des World Health Summit

Nach seiner Zeit am MDC war der medizinische Pharmakologe Ganten von 2004 bis 2008 Vorstandsvorsitzender der neuen Charité – Universitätsmedizin Berlin und von 2005 bis 2015 Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Charité; seit 2016 ist er dessen Ehrenvorsitzender. Von 2009 bis 2020 saß Detlev Ganten Präsident des World Health Summit vor. Vor seinem Ruf nach Berlin war Ganten von 1973 bis 1991 Professor am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg und von 1997 bis 2001 Vorsitzender der Helmholtz Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. 

Pandemiebedingt können neben dem Jubilar mit seiner Familie nur einige wenige, enge Wegbegleiter*innen sowie der Vorstand des MDC und die Geschäftsführung der Campus-Betreibergesellschaft anwesend sein. Während der Feier wird eine Büste von Detlev Ganten enthüllt. Die Plastik hat die Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach geschaffen.

Interessierte können per Zoom online an der Veranstaltung teilnehmen.

Geburtstagszeremonie für Detlev Ganten
Sonntag, 28. März 2021, 14:00 - 15:00 Uhr

Zum Programm und zur Anmeldung

Weiterführende Informationen
Unerschrocken, weitsichtig, inspirierend – Detlev Ganten zum 80.

Zeitzeugen-Interview

Über die Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Benannt ist es nach dem deutsch-amerikanischen Biophysiker Max Delbrück, der 1969 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um Krankheitsursachen auf den Grund zu gehen und damit eine bessere und wirksamere Krankheitsdiagnose, -prävention und -behandlung zu ermöglichen. An dieser Zielsetzung arbeitet das MDC gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH). Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit weiteren nationalen Partnern wie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und mit zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC sind über 1.600 Mitarbeiter*innen und Gäste aus fast 60 Ländern tätig, davon knapp 1.300 in der wissenschaftlichen Forschung. Finanziert wird das MDC zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. www.mdc-berlin.de

investieren, produzieren / 25.03.2021
Eckert & Ziegler: Dividendenvorschlag 0,45 EUR pro Aktie. Gewinnanstieg in 2020. Positiver Ausblick für 2021.

Die Eckert & Ziegler AG (ISIN DE0005659700, TecDAX) hat das Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatz von 176,1 Mio. EUR (Vj. 178,5 Mio. EUR) und einem Jahresüberschuss von 22,9 Mio. EUR (Vj. 22,0 Mio. EUR) abgeschlossen. Das Ergebnis pro Aktie beträgt splitbereinigt 1,11 EUR. Vor diesem Hintergrund haben Vorstand und Aufsichtsrat heute beschlossen, der Hauptversammlung die Zahlung einer splitbereinigten Dividende in Höhe von 0,45 EUR (Vj. 0,42 EUR) pro dividendenberechtigte Aktie vorzuschlagen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2021 rechnet der Vorstand mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau, einem Jahresüberschuss von rund 29 Mio. EUR und einem EPS von rund 1,40 EUR. Die Prognose basiert auf einem gewichteten Durchschnittskurs von 1,15 USD pro Euro und der Annahme, dass aufgrund der COVID19-Pandemie weiterhin keine Schließungen wesentlicher Betriebsstätten oder Verwerfungen anderer Art erfolgen.

Die Gewinn- und Verlustrechnung, die Bilanz und die Kapitalflussrechnung des abgelaufenen Geschäftsjahres finden Sie hier: https://www.ezag.com/de/startseite/investoren/berichte/

Der vollständige, testierte Jahresabschluss 2020 wird am 16. April 2021 veröffentlicht.

Veröffentlichung einer Insiderinformation gemäß Artikel 17 MAR

forschen / 24.03.2021
Ein Haus, das Grenzen überschreitet: Feierliche Einweihung des Käthe-Beutler-Hauses von BIH und MDC

Blick auf den Vorplatz und Haupteingang des Käthe-Beutler-Hauses vom Lindenberger Weg aus © Felix Petermann, MDC
Blick auf den Vorplatz und Haupteingang des Käthe-Beutler-Hauses vom Lindenberger Weg aus © Felix Petermann, MDC

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Regierende Bürgermeister und Senator für Wissenschaft und Forschung Berlins, Michael Müller, haben heute ein neues Gebäude für die translationale medizinische Forschung des Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) auf dem Wissenschafts-, Gesundheits- und Biotechnologiepark Campus Berlin-Buch eingeweiht. Der Bund hat sich mit 26,2 Millionen Euro an den rund 29 Millionen Euro Gesamtkosten für den Neubau beteiligt. Das frühere Klinikgebäude wurde saniert und durch einen Neubau, das Käthe-Beutler-Haus, ergänzt. Es bietet nun auf 3000 Quadratmetern Platz für rund 200 Wissenschaftler*innen. Ihr Forschungsschwerpunkt wird die Blutgefäßmedizin sein. Der Name des Hauses erinnert an die jüdische Ärztin und Wissenschaftlerin Käthe Beutler, die 1935 unter den Nazis in die USA emigrieren musste. Ihr Sohn und Enkel überbrachten ebenso Grußworte wie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Das Käthe-Beutler-Haus ist das erste Forschungsgebäude des BIH, das in Betrieb genommen wird.

„Das neue Käthe-Beutler-Haus wird die Forschung in Berlin weiter verbinden – und zwar sowohl räumlich als auch inhaltlich. Geschaffen wurde ein gemeinsamer Forschungsstandort für das BIH und das MDC am Campus Buch. Dabei steht die Namensgeberin des neuen Gebäudes, die Kinderärztin und Forscherin Dr. Käthe Beutler, durch ihre persönliche Lebensgeschichte für Entschlossenheit, Durchsetzungsfähigkeit und Weitsicht. Sie hat damit auch in der heutigen Zeit gerade für junge Wissenschaftlerinnen, Forscherinnen und Studentinnen eine Vorbildfunktion. Ich wünsche dem BIH und dem MDC, allen weiteren beteiligten Forschungseinrichtungen und allen, die das Käthe-Beutler-Haus nutzen werden für ihre gemeinsame Arbeit viel Erfolg und gutes Gelingen!“, sagte die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek anlässlich der Eröffnung des Käthe Beutler Hauses, die coronabedingt nur mit wenigen Gästen vor Ort stattfand. 

Karliczek überbrachte ihre Grüße daher per Videobotschaft, ebenso wie Berlins Regierender Bürgermeister und Senator für Wissenschaft und Forschung, Michael Müller: „Das Käthe-Beutler-Haus nimmt in der Privilegierten Partnerschaft des MDC mit dem BIH in der Charité eine wichtige Brückenfunktion ein. Ihre gemeinsamen Forschungsaktivitäten sind von großer wissenschaftlicher, gesundheitspolitischer und gesellschaftlicher Bedeutung und finden nunmehr ideale Rahmenbedingungen. Ich bin sehr dankbar, dass mit diesem besonderen Forschungsgebäude der Name Käthe Beutlers nach Berlin zurückkehrt und für unsere wachsende Medizinmetropole steht.“

Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH Direktoriums und gleichzeitig Vorstand des Translationsforschungsbereichs der Charité – Universitätsmedizin Berlin, freut sich über das erste BIH-Gebäude, das nun seinen Nutzer*innen übergeben werden kann. „Bisher sind die Arbeitsgruppen des BIH über verschiedene Häuser in ganz Berlin verteilt. Wir freuen uns sehr, dass das BIH mit dem Käthe-Beutler-Haus nun einen Ort und ein erstes Zuhause erhält. Mit dem Forschungsbereich der Translationalen Vaskulären Biomedizin werden hier bedeutsame Forschungen zu Blutgefäßen stattfinden, die bei vielen Krankheiten eine Rolle spielen und damit hoffentlich bald vielen Patientinnen und Patienten zugutekommen.“ 

Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm.), sagte zur Eröffnung des neuen Gebäudes, in dem Forschungsgruppen des MDC und des BIH gemeinsam unter einem Dach arbeiten werden: „Ich freue mich außerordentlich, dass wir heute das Käthe-Beutler-Hauses hier auf dem Campus Buch eröffnen. Wir stärken damit unsere fruchtbare Partnerschaft mit dem BIH und der Charité. Seit vielen Jahren arbeiten MDC-Wissenschaftler*innen und Mediziner*innen auf vielfältige Weise eng und erfolgreich zusammen. Das Experimental and Clinical Research Center von MDC und Charité hier direkt nebenan ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie patientenorientierte Forschung gelingt. Heute wird dieses Erfolgsmodell der Translation („vom Labor in die Klinik“) um die Blutgefäßforschung und -medizin erweitert. Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg.“ 

Mitten durch das Käthe-Beutler-Haus verläuft die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg. Da passt es, dass hier auch die Grenzen zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung täglich überschritten werden sollen. Professor Axel R. Pries, Dekan der Charité, hält dies für essentiell: „Es ist von großer Bedeutung, dass sich Ärztinnen und Ärzte, Forscherinnen und Forscher und nicht zuletzt Patientinnen und Patienten täglich unter einem Dach begegnen: Durch den unmittelbaren Austausch entwickeln sich neue Ideen und Forschungsergebnisse können schnell in die Realität übersetzt werden: Nur so wird aus Forschung Gesundheit!“ 

Der Name des Hauses geht auf die jüdische Ärztin Käthe Beutler zurück, die in Berlin Medizin studierte und anschließend zunächst an der Charité und danach in eigener Praxis als Kinderärztin tätig war. Im Jahr 1935 musste sie mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten fliehen, in den USA fand sie eine neue Heimat. Ihr Sohn Frederick Beutler und ihr Enkelsohn Bruce Beutler sind ebenfalls Wissenschaftler, Bruce Beutler erhielt im Jahr 2011 den Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten auf dem Gebiet der angeborenen Immunität. Beide waren bei der Einweihung des Käthe-Beutler-Hauses ebenfalls zugeschaltet und erinnerten an ihre Mutter und Großmutter. „Wir haben sie als eine starke Person erlebt, die immer versucht hat, Gutes zu tun, auch in einer Welt, die ihr gegenüber besonders hart war“, sagte Bruce Beutler in seiner Würdigung. „Wenn sie heute hier wäre, würde sie sich freuen – und sicher sehr darüber staunen, dass die Charité ein Haus nach ihr benennt. Wir sind stolz darauf, dass ihr vorbildliches Leben von dieser angesehenen Institution gewürdigt wird, die eine prägende Rolle in ihrer beruflichen Laufbahn spielte.“

Dr. Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, dankte den Verantwortlichen für die Namenswahl für das neue Forschungsgebäude. „Käthe Beutler steht stellvertretend für die vielen vertriebenen jüdischen Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen im Dritten Reich. Indem wir ihrer heute gedenken, stellen wir sicher, dass das Andenken an dieses Unrecht gewahrt bleibt. Gleichzeitig sind wir glücklich darüber, dass Wissenschaft heute grenzenlos betrieben wird und internationale Zusammenarbeit selbstverständlich geworden ist.“ 

Eine Gedenktafel am Eingang des neuen Gebäudes erinnert an Käthe Beutler. 

Stellvertretend für die Wissenschaftler*innen, die künftig im Käthe-Beutler-Haus arbeiten werden, sagte Professor Holger Gerhardt, Sprecher des BIH & MDC Center for Vascular Biomedicine und Professor für Experimentelle Herz-Kreislaufforschung im MDC: „Im Käthe-Beutler-Haus ermöglichen wir die Begegnung zwischen uns, den Forschungsteams der Vaskulären Biomedizin, und den Patientinnen und Patienten. Und wir stellen einen regen Austausch zwischen Spitzenwissenschaft und -technologie her: Wir nutzen hier neueste Omics-Technologien etwa zur Gensequenzierung oder Einzelzellanalyse und verfügen über modernste Mikroskopie-Methoden. Uns geht es um die Translation von der Grundlagenforschung in die Klinik – und auch zurück. Translation überbrückt Gräben zwischen Disziplinen, deren unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Denkweisen. So schafft sie neues Verständnis und neue Einsichten. Das wird nachhaltig verändern, wie wir Krankheiten verstehen, therapieren oder auch vorbeugend verhindern.”

Zahlen, Daten, Fakten zum Käthe-Beutler-Haus

Anschrift: Käthe-Beutler-Haus, Lindenberger Weg 80, 13125 Berlin

Bauherren: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Max-Delbrück-Centrum; 

Architekt: kleyer.koblitz.letzel.freivogel, Gesellschaft von Architekten mbH

Kosten: 29,1 Mio Euro

Nutzfläche: 3030 qm

Errichtung: 2017 – 2021

Fertigstellung: März 2021

Die Mission des Berlin Institute of Health (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel der rund 400 Wissenschaftler*innen ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das MDC ist Privilegierter Partner des BIH. www.bihealth.org

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Benannt ist es nach dem deutsch-amerikanischen Biophysiker Max Delbrück, der 1969 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um Krankheitsursachen auf den Grund zu gehen und damit eine bessere und wirksamere Krankheitsdiagnose, -prävention und -behandlung zu ermöglichen. An dieser Zielsetzung arbeitet das MDC gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH). Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit weiteren nationalen Partnern wie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und mit zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC sind über 1.600 Mitarbeiter*innen und Gäste aus fast 60 Ländern tätig, davon knapp 1.300 in der wissenschaftlichen Forschung. Finanziert wird das MDC zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. www.mdc-berlin.de 

Gemeinsame Pressemitteilung von BIH und MDC

produzieren / 24.03.2021
Eckert & Ziegler trennt sich vom Geschäftsfeld Tumorbestrahlungsgeräte

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (ISIN DE0005659700, TecDAX) wird sich von ihrem Geschäft mit Tumorbestrahlungsgeräten (HDR) trennen. Im ersten Schritt hat sie dazu 51% der Anteile an der BEBIG Medical GmbH, in die sie das HDR-Geschäft ausgegliedert hat, heute an die chinesische TCL Healthcare Equipment (TCL) in Shanghai verkauft.

Das ausgegliederte HDR-Geschäft erzielte in 2019 einen Umsatz von rund 11 Mio. EUR. Für die restlichen 49% der Anteile der BEBIG Medical GmbH erhielt TCL eine Kaufoption bis Anfang 2024 und Eckert & Ziegler danach eine Verkaufsoption an TCL. Der Kaufpreis bei Ausübung der Kaufoption ist entsprechend der Regelung des Kaufpreises des heutigen Vertrags fix; der Kaufpreis bei Ausübung der Verkaufsoption kann in Abhängigkeit von der Entwicklung des EBITDA der BEBIG Medical GmbH höher ausfallen.

Im vergangenen Jahr erbrachte das HDR-Geschäft mit den sogenannten Afterloader-Geräten einen niedrigen zweistelligen Millionenumsatz. Der Wachstumsmarkt für die Geräte befindet sich in Asien, speziell in der Volksrepublik China. „Erst mit einem starken chinesischen Partner wird das HDR-Geschäft sein volles Potenzial entfalten“, erläuterte Dr. Harald Hasselmann, Mitglied des Vorstands der Eckert & Ziegler AG, die Transaktion. „Es ergibt Sinn, dass wir dieses Geschäft in andere Hände geben und uns noch stärker auf das schnell wachsende Geschäft mit Radiopharmazeutika konzentrieren“. Die Produktion der Tumorbestrahlungsgeräte soll weiterhin in Deutschland erfolgen. 

TCL Healthcare Equipment (Shanghai) Co., Ltd. ist ein innovativer Anbieter von bildgebenden Diagnosegeräten. Das Unternehmen mit Sitz in Shanghai liefert umfassende Produkte und Lösungen für die medizinische Versorgung.
www.tcl-healthcare.com    

Veröffentlichung einer Insiderinformation gemäß Artikel 17 MAR

investieren, leben, heilen / 15.03.2021
Erster Spatenstich fürs Waisenhaus

Erster Spatenstich mit (v.l.) Architektin Meike Herzberg, Simone Rönick, Leiterin des Zentrum für trauernde Kinder,  Situs-Projektentwickler Andreas Dahlke und  Vereinsvorstand Jürgen Herfert (Foto: Kristiane Spitz)
Erster Spatenstich mit (v.l.) Architektin Meike Herzberg, Simone Rönick, Leiterin des Zentrum für trauernde Kinder, Situs-Projektentwickler Andreas Dahlke und Vereinsvorstand Jürgen Herfert (Foto: Kristiane Spitz)

Das Zentrum für trauernde Kinder baut in Buch dringend benötigte Einrichtung

In Buch gibt es die gute Möglichkeit, individuell und gemeinsam zu trauern. Der Verein TrauerZeit Berlin Brandenburg e. V. hat in seinen Räumen im Haus 30 A auf dem Gelände des denkmalgeschützten Ludwig-Hoffmann-Quartiers in Buch ein farbenfrohes Refugium geschaffen. »Die Trauer ist bunt«, sagt Simone Rönick, die das Trauerzentrum vor 16 Jahren ins Leben brachte.

Der Tod ist ein großes Tabuthema. Er berührt eigene Ängste, macht sprach- und hilflos und kann doch jeden treffen. »Wir helfen in dieser Krise und bieten psychosoziale Unterstützung für trauernde Familien an«, erklärt die ausgebildete Sterbe- und Trauerbegleiterin.

Kinder und Jugendliche, die die Erfahrung des vorzeitigen Todes von Mutter oder Vater machen, seien von Grund auf erschüttert, ihr Vertrauen in eine sichere Welt vollkommen zerstört. Wenn sich nach dem Tod auch noch das gesamte Umfeld verändere, Vergangenheit verlorengehe und die Gegenwart aus einer chaotischen neuen Welt bestehe, seien Kinder und Jugendliche überfordert und traumatisiert. Im Bucher Trauer-Zentrum treffen sie auf andere Trauernde, hier finden sie die Möglichkeit, über ihre Traurigkeit zu reden, sich an den geliebten Menschen zu erinnern, das Schweigen zu durchbrechen.

Das Reden über den Verlust sei wichtig, weiß auch Sandra Lücking aus eigener Erfahrung. Ihre Tochter hat nach dem Tod des Vaters eine Trauergruppe des Vereins besucht. Sie selbst empfand es als doppelt schmerzhaft, dass Bekannte, auch Freunde nicht mit ihr über den Tod sprachen. »Einer hat gar die Straße gewechselt, als er mich sah. Da waren mir jene Menschen lieber, die zumindest gesagt haben, dass sie nicht wüssten, was sie zu unserem Verlust sagen sollen.« Für ihre Tochter sei die Gruppe eine große Hilfe gewesen. »Sie fuhr jedesmal gern nach Buch und fühlte sich aufgehoben.«

In den professionell angeleiteten Kinder- und Jugendlichen-Gruppen wird die Trauer auch spielerisch aufgearbeitet. Eine wichtige Rolle spielen Gegenstände der verstorbenen Person, Fotos. Jedes Kind hat eine persönliche Erinnerungskiste mit unterschiedlichsten Dingen. In der Gruppe setzen sie sich kreativ mit ihren Gefühlen auseinander, Rituale, Erinnerungsbücher oder Musik helfen bei der aktiven Trauerarbeit.  

Auch kreative Einzeltrauerbegleitungen sowie Kriseninterventionen bei Suizid und anderen traumatischen Todesumständen bietet der Verein an. Nicht zuletzt stehen Beratungen für Fachkräfte auf dem Programm. Seit vergangenem Jahr ist TrauerZeit e. V. ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, doch finanzielle staatliche Unterstützung fehlt weiterhin. »Trauer kommt in der Sozialgesetzgebung nicht explizit vor«, so die Vereinsgründerin Simone Rönick. »Dass Tod und vorzeitiger Verlust Tabuthemen sind und selbst erste professionelle Begleiter sprach- und hilflos im Angesicht des zu frü̈hen Todes sind, haben wir oft erlebt. Kein Wunder.  Trauerbegleitung und Trauertherapie für Kinder und Jugendliche gehört leider auch nicht zu den Ausbildungs- und Studieninhalten.« Nur durch die Unterstützung der Sparda Bank Berlin und weiterer Förderer und Sponsoren konnte das Zentrum seine wichtige Arbeit bislang bestreiten.

Für Simone Rönick ist ihre Arbeit viel mehr als nur ein Job. Momentan brennt sie für das neueste Projekt. »Die Geschichten und Schicksale von Vollwaisen, die bei TrauerZeit begleitet wurden, haben mich oft sprachlos und traurig gemacht«, sagt Simone Rönick. Waisen, die keinen familiären Anschluss haben, werden in ihrer psychischen Ausnahmesituation über das Jugendamt in Kinder- und Jugendwohngruppen untergebracht. »Doch diese haben keinerlei Ausrich- tung auf Trauerbewältigung, sondern sind auf andere vielfältige Problemlagen, wie Gewalt in der Familie oder Vernachlässigung, spezialisiert.«

Aus diesem Grund nahm am 12. März ein in Berlin und Brandenburg einzigartiges Projekt seinen sichtbaren Anfang. Im nördlichen Teil des Ludwig-Hoffmann- Quartiers schritt eine Gruppe fröhlicher Menschen zum ersten Spatenstich für ein Waisenhaus, das bereits im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Seine Ausrichtung liegt auf der trauertherapeutischen und traumapädagogischen Begleitung und Gesundung trauernder Kinder. Der 2-geschossige, schlichte Neubau mit dem integrierten Trauer-Zentrum wird nach Fertigstellung und erfolgter Betriebserlaubnis zwei Wohngruppen mit jeweils 6 bis 8 Kindern ein neues Zuhause bieten.

Während der Spatenstichzeremonie wünschte Vereinsvorstand Jürgern Herfert dem Haus eine gute Energie. Hier werde mit Professionalität, Herzblut und Empathie für jene Kinder gearbeitet, die sonst auf der Strecke blieben. Und Simone Rönick strahlt: »Ich hoffe, die Kinder kommen hier zur Ruhe, können gesunden und haben die Chance auf ein gutes Leben«.                                         

Autorin: Kristiane Spitz

heilen, bilden / 10.03.2021
Heldinnen und Helden der Zukunft: Pflege-Azubis übernehmen die Station

Für drei Wochen sind angehende Gesundheits- und Krankenpfleger:innen für den Ablauf ihrer „Schülerstation“ verantwortlich (Foto: Thomas Oberländer / Helios Kliniken)
Für drei Wochen sind angehende Gesundheits- und Krankenpfleger:innen für den Ablauf ihrer „Schülerstation“ verantwortlich (Foto: Thomas Oberländer / Helios Kliniken)

Stations-Takeover durch die nächste Generation: Nach einjährigen Vorbereitungen haben angehende Gesundheits- und Krankenpfleger:innen eine kardiologische Station im Helios Klinikum Berlin-Buch übernommen. Für drei Wochen sind die Auszubildenden im dritten Lehrjahr vom Helios Bildungszentrum Berlin für den Stationsablauf der „B1-21“ verantwortlich und werden dabei von examinierten Pflegekräften, speziell ausgebildeten Praxisanleitern und Lehrerinnen unterstützt.

Die 30 „Azubis“ haben sich auf die Herausforderung des Projekts „Schülerstation“ mithilfe ihrer Praxisanleiter akribisch vorbereitet. In drei Schichten versorgen sie nun die Patientinnen und Patienten rund um die Uhr. Sie kümmern sich in den nächsten drei Wochen selbstständig um alle Aufgaben, die für den Pflegedienst auf der 42-Betten-Station anfallen. Die Schülerinnen und Schüler wechseln Verbände, prüfen Vitalwerte und verabreichen Medikamente. Auch sämtliche administrativen Tätigkeiten liegen in ihren Händen. Sie begleiten die täglichen Visiten mit den Ärzten, organisieren die Aufnahme, Entlassung, Untersuchungstermine und schreiben Dienstpläne. Das Projekt findet im Helios Klinikum Berlin-Buch zum ersten Mal statt.

Chance Schülerstation
„Für unsere Auszubildenden ist der praktische Einsatz die beste Vorbereitung auf das anstehende Examen und auf die Anforderungen, die später im beruflichen Alltag an sie gestellt werden. Das Projekt „Schülerstation“ bietet ihnen die Chance, ihr Wissen anzuwenden, ihre Qualifikationen weiterzuentwickeln und Routine im Stationsalltag zu gewinnen“, sagt Pflegedirektorin Sylvia Lehmann. Examinierte Pflegekräfte, Praxisanleiter und Lehrkräfte stehen den Schülerinnen und Schülern bei Fragen jederzeit beratend zur Seite.

Bevor die Azubis das Zepter übernehmen durften, musste zunächst eine Stationsleitung gewählt werden. Die Wahl fiel auf die 35- jährige Vivien Puhle. „Ich freue mich am meisten darauf, zusammen im Team eigenständig arbeiten zu können und Verantwortung zu übernehmen. In den letzten zwei Ausbildungsjahren haben wir bereits viele Erfahrungen in den unterschiedlichsten Fachbereichen machen können, sodass wir den Stationsalltag sehr gut gestalten und managen werden“, sagt Vivien. „Wir Auszubildenden sind sehr dankbar, dass uns so viele Kolleginnen und Kollegen unterstützen, fit für unseren Traumjob zu werden“, sagt Vivien im Namen aller Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs.

Aktueller Wissenstand
Gabriele Calenda-Moritz, eine der Lehrerinnen im Helios Bildungszentrum Berlin, sieht optimistisch in die Zukunft für ihre Azubis: „Die angehenden Fachkräfte erlangen Sicherheit für ihre Zeit nach dem Examen. Ich glaube, dass dieses Projekt von den Patientinnen und Patienten gut angenommen werden wird, denn die Schüler verbinden ihr Theorie- und Praxiswissen und sind auf dem aktuellsten Wissensstand ihres Berufes, um bestmögliche Patientenversorgung bieten zu können.“

Gut zu wissen: Ausbildung zum Pflegefachmann/Pflegefachfrau
Die Ausbildung zum Pflegefachmann/Pflegefachfrau im Helios Bildungszentrum Berlin startet immer zum 1. April und 1. Oktober – eine Bewerbung ist jederzeit möglich.

 

www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch

leben / 10.03.2021
Aktion zum Equal Pay Day am 10. März 2021

Zum Equal Pay Day wird am Rathaus Pankow am Mittwoch, dem 10. März 2021 die Equal-Pay-Day-Fahne gehisst, um auf geschlechterspezifische Unterschiede in der Bezahlung von Frauen und Männern aufmerksam zu machen. Unbereinigt liegt dieser in Deutschland aktuell bei 19 Prozent (EU-Durchschnitt: 14,8 Prozent). Berechnet wird dies auf Grundlage des durchschnittlichen Brutto-Stundenlohnes von Frauen (17,72 EUR) und Männern (22,16 EUR).

In Deutschland wird der Equal Pay Day offiziell seit dreizehn Jahren begangen. Seit dem Jahr 2010 schiebt sich der Aktionstag vom 26. März in langsamen Schritten in Richtung Jahresanfang. Die Wahl des Datums hängt mit der Höhe des aktuellen Lohnunterschiedes zusammen: 19 Prozent von 365 Tagen ergeben in diesem Jahr den 10. März 2021. Statistisch gesehen arbeiten Frauen bis zu diesem Tag umsonst, während Männer bereits ab dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt werden.

Drei Viertel des Verdienstunterschiedes zwischen Frauen und Männern sind darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in Branchen und Berufen arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird und sie seltener Führungspositionen innehaben. Auch arbeiten sie häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs und verdienen deshalb im Durchschnitt pro Stunde weniger. Im Jahr 2018 war in Deutschland fast jede zweite erwerbstätige Frau (47 Prozent) im Alter von 20 bis 64 Jahren in Teilzeit tätig. Unter den Männern betrug dieser Anteil nur neun Prozent. Der überwiegende Teil der teilzeitarbeitenden Frauen gab als Hauptgrund die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen (31 Prozent) beziehungsweise andere familiäre oder persönliche Verpflichtungen (17 Prozent) an.

Das verbleibende Viertel des Verdienstunterschieds entspricht dem bereinigten Gender Pay Gap, der den Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien misst. Er wird nur alle vier Jahre ermittelt und liegt aktuell bei sechs Prozent.

heilen / 05.03.2021
Sehr hohe Impfbereitschaft der Mitarbeiter*innen im Helios Klinikum Berlin-Buch

Bereits über 2.000 Beschäftigte im Helios Klinikum Berlin-Buch wurden geimpft (Foto: Thomas Oberländer / Helios Kliniken)
Bereits über 2.000 Beschäftigte im Helios Klinikum Berlin-Buch wurden geimpft (Foto: Thomas Oberländer / Helios Kliniken)

Bereits über 2.000 Beschäftigte geimpft

Das Helios Klinikum Berlin-Buch ist in der Pandemiebekämpfung einen großen Schritt weiter: Bislang haben sich über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen COVID-19 impfen lassen. Über 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im direkten Patientenkontakt haben eine Impfung erhalten.

„Wir sind in den letzten Wochen beim Impfen weit gekommen! Wir konnten allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im direkten Patientenkontakt ein Impfangebot machen. Die Impfbereitschaft im Haus war überdurchschnittlich hoch“, sagt Prof. Dr. Henning T. Baberg, Ärztlicher Direktor im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Pflegedirektorin Sylvia Lehmann ergänzt: „Wir freuen uns, dass schon so viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einen Schutz vor schwerer Erkrankung durch das Corona-Virus erhielten. Wir haben die erste Runde der Erstimpfungen und bereits eine große Zahl an Zweitimpfungen erfolgreich abgeschlossen. Dadurch können wir noch mehr Sicherheit bei der Behandlung unserer Patientinnen und Patienten garantieren.“
Über 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im direkten Patientenkontakt haben eine Impfung erhalten. In Folge der Impfungen hat das Klinikum seit einigen Wochen fast keine Corona-bedingten Ausfälle beim Personal zu verzeichnen.

„Es ist schön zu sehen, dass die Impfbereitschaft im Klinikum so groß ist. Die Impfung ist ein Meilenstein – für den Schutz jedes Mitarbeiters, der Familien, unserer Patienten aber auch zur Eindämmung der Pandemie“, betont Daniel Amrein, Geschäftsführer im Helios Klinikum Berlin-Buch.
Die Impf-Reihenfolge ist in der „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2“ festgelegt. Organisiert und realisiert wurden die Impfungen hausintern und sehr zeitnah entsprechend der Lieferungen über den Senat von Berlin.

Das Personal des Klinikums ist mit Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und vor allem AstraZeneca geimpft worden. Bis dato wurden klassische Impf-Reaktionen beobachtet: Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- oder Gliederschmerzen. In manchen Fällen traten auch Fieber und Schüttelfrost auf. „Insgesamt sind die Impfreaktionen im Rahmen dessen, was in den Studien beschrieben ist, alle Geimpften waren nach sehr kurzer Zeit wieder beschwerdefrei, keiner hat andere Nebenwirkungen entwickelt“, berichtet Prof. Baberg.

 

leben / 04.03.2021
Pankow tritt Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ bei

Der Bezirk Pankow hat jetzt, vertreten durch den zuständigen Bezirksstadtrat Daniel Krüger, die Deklaration „Kommunen für biologische Vielfalt“ unterzeichnet. In Berlin sind mit Lichtenberg, Mitte, Marzahn-Hellersdorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg bereits fünf weitere Bezirke Mitglied.

Ziel dieses Bündnisses ist es, die biologische Vielfalt zu erhalten und zu entwickeln, um zur Stabilität der Ökosysteme und somit zur Sicherung der für uns allen bedeutsamen natürlichen Lebensgrundlagen beizutragen. Die Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen gefährdet diese Artenvielfalt besonders stark und wird häufig durch Bauvorhaben (Wohnungen, Infrastrukturen) verursacht. Der Erhalt der Artenvielfalt ist eines der Hauptziele des Naturschutzes und wird im Bundesnaturschutzgesetz benannt. In der Konsequenz soll in Zukunft darauf geachtet werden, dass sämtliche Stadtentwicklungsprojekte und Infrastrukturvorhaben sich mit den Zielen des Artenschutzes vertragen und umsetzbar sind ohne diesen signifikant zu beeinträchtigen.

Seit September 2020 ist das Land Berlin zudem Mitglied beim Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“.

Weitere Informationen im Internet unter: https://www.kommbio.de/service/pressemitteilungen/articles/berlin-ist-mitglied/

produzieren, leben / 04.03.2021
Gewerberechtliche Allgemeinverfügung erlassen

"Erlöschensfristen" werden bis 31. Juli 2022 verlängert

Eine Allgemeinverfügung zum Fortbestehen von Erlaubnissen nach bestimmten gewerberechtlichen Regelungen hat das Bezirksamt Pankow jetzt erlassen. Hintergrund ist, dass bestimmte gewerberechtliche Erlaubnisse erlöschen, wenn Inhaber:innen den Betrieb nicht innerhalb eines Jahres nach Erteilung der Erlaubnis begonnen oder seit einem Jahr nicht mehr ausgeübt haben. In den mit dem Infektionsgeschehen durch das Coronavirus - SARS-CoV-2 einhergehenden rechtlichen und tatsächlichen Einschränkungen beim Betrieb der Gewerbe liegt ein wichtiger Grund für diese Fristenverlängerung bis zum 31. Juli 2022 vor.

Da Kneipen, Clubs, Spielhallen und Prostitutionsstätten erstmalig bereits ab 14. März 2020 geschlossen werden mussten, erfolgt die Bekanntmachung der Allgemeinverfügung rechtzeitig vor Ablauf der Jahresfrist. Die Fristverlängerung betrifft Gaststättenerlaubnisse gemäß § 2 Abs. 1 GastG sowie Erlaubnisse gemäß § 33a GewO, § 12 ProstSchG sowie § 2 SpielhG Bln.

Die Allgemeinverfügung ist auf der Homepage des Bezirksamtes Pankow unter www.berlin.de/pankow bei „Aktuelle Hinweise“ veröffentlicht.

forschen / 02.03.2021
Fehlfaltung im Alzheimer-Gehirn

Foto: AG Wanker, Technologieplattform „Advanced Light Microscopy“
Foto: AG Wanker, Technologieplattform „Advanced Light Microscopy“

Erich Wanker möchte herausfinden, inwieweit fehlgefaltete und damit krankhafte Amyloid-Eiweiße auch andere Proteine der Nervenzellen strukturell verändern – und so zum Fortschreiten der Alzheimer-Demenz beitragen. Dafür hat er von der privaten „Alzheimer Forschung Initiative“ 120.000 Euro erhalten.

Alzheimer entwickelt sich im Verborgenen. Bereits viele Jahre, bevor die ersten Zeichen der Erkrankung sichtbar werden, nimmt diese im Gehirn ihren unheilvollen Verlauf. Kleine Proteine, die Beta-Amyloid-Peptide, verändern aus noch unbekannten Gründen ihre räumliche Struktur. Dadurch werden sie klebrig und verklumpen zwischen den Nervenzellen zu Plaques. Das löst im Gehirn eine Entzündung aus, bei der sich Bündel ebenfalls fehlgefalteter Proteine, die Tau-Fibrillen, in den Zellen ansammeln. Irgendwann bedeuten die Fibrillen für die Zellen den sicheren Tod. Was genau diese tödliche Kaskade in Gang setzt, ist für die Wissenschaft aber noch immer ein großes Rätsel.

Krankhaft veränderte Eiweiße beeinflussen gesunde Proteine

„Erst seit einigen Jahren weiß man, dass fehlgefaltete Beta-Amyloide offenbar in der Lage sind, auch andere Proteine umzuformen – ähnlich wie man es bei den vom Rinderwahn bekannten Prionen beobachten kann“, sagt Professor Erich Wanker vom Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). „Kommt ein fehlgefaltetes Peptid mit einem gesunden Peptid in Kontakt, beginnt Letzteres ebenfalls, seine räumliche Struktur zu verändern“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe „Proteomforschung und molekulare Mechanismen bei neurodegenerativen Erkrankungen“. Auf diese Weise entstehen im Gehirn immer mehr der schädlichen Plaques. Auch beim Tau-Protein hat man solche Eigenschaften in Experimenten mit Mäusen bereits beobachtet. „Das bedeutet jedoch nicht, dass Alzheimer von Mensch zu Mensch weitergegeben werden kann“, betont Wanker. „Die Umfaltung erfolgt ausschließlich im Gehirn, von Protein zu Protein.“

Unklar ist bislang, ob die fehlgefalteten Amyloid- und Tau-Eiweiße ihre krankmachende Struktur nur untereinander übertragen können oder ob die Ausbreitung – das „Seeding“, wie Wanker es nennt – auch zwischen den beiden Proteinen erfolgen kann. Genau das möchte der MDC-Wissenschaftler jetzt gemeinsam mit seinem Team erforschen. Unterstützt wird er dabei in den kommenden drei Jahren, als einer von insgesamt elf prämierten Forscher*innen, von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Sie stellt Wanker Fördermittel von insgesamt 120.000 Euro zur Verfügung. Die AFI ist der größte private Förderer der Alzheimer-Forschung an deutschen Universitäten und öffentlichen Einrichtungen. Seit dem Jahr 1995 sammelt der Verein private Spendengelder für sein wichtigstes Anliegen, Alzheimer eines Tages heilbar zu machen.

Ziel ist es, die Ausbreitung der Amyloide im Gehirn zu verhindern

„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, mit deren Hilfe ich eine wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigen möchte und darüber hinaus Labormaterialien wie Zellkulturen oder synthetisch hergestellte Amyloid- und Tau-Proteine finanzieren kann“, sagt Wanker. „Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren Ansätze für neue Medikamente zu entwickeln, die die Vermehrung und die Ausbreitung der fehlgefalteten Proteine im Gehirn unterbinden.“

Zunächst plant der Forscher dazu Experimente mit Nervenzellen in der Kulturschale. „Die Zellen sind genetisch so verändert, dass Ansammlungen fehlgefalteter Eiweiße sichtbar werden“, erläutert Wanker. „Wir werden diese Proteine in Zellen einschleusen und dann untersuchen, ob die entstehenden Aggregate tatsächlich von Zelle zu Zelle weitergebeben werden.“ Ganz ähnliche Experimente sind mit Fruchtfliegen, also im lebenden Organismus, geplant. „Keines der bisher getesteten Medikamente gegen die Alzheimer-Demenz hat sich gegen das Seeding gerichtet“, sagt Wanker. Und vielleicht ist das ja zumindest einer der Gründe, warum man bei der Behandlung der Krankheit bislang kaum Erfolge erzielt hat.


Abbildung: Bei genetisch veränderten Mäusen, die ein Alzheimer-ähnliches Krankheitsbild entwickeln, treten im Gehirngewebe ebenfalls Beta-Amyloid-Plaques auf. Der Kern der Plaques erscheint hellblau, hier ist die typische Faltblattstruktur am stärksten ausgeprägt. In gelb und lila ist lose um den Kern angereichertes Beta-Amyloid zu sehen. Foto: AG Wanker, Technologieplattform „Advanced Light Microscopy“.


Weiterführende Informationen

www.mdc-berlin.de

leben / 02.03.2021
Steine ohne Grenzen wird 20: Mitmachprojekt - Courage gegen Rassismus - Wertepfad

Die Kunsttaschen werden als „lebendige Box“ zum Mitmachen an verschiedene Orte und Institutionen, in Bibliotheken und Bürgertreffs verteilt.
Die Kunsttaschen werden als „lebendige Box“ zum Mitmachen an verschiedene Orte und Institutionen, in Bibliotheken und Bürgertreffs verteilt.

Im Jubiläumsjahr des Symposions 2021 werden die beiden Künstler Silvia Fohrer und Rudolf J. Kaltenbach „coronakonform“ ein Kunstwerk mit interessierten Bürger*innen schaffen. Teilnehmen können Pankower*innen ab dem 23.03.2021. Es werden dazu Kunsttaschen „lebendige Box“ zum Mitmachen an verschiedene Orte und Institutionen, in Bibliotheken und Bürgertreffs verteilt. Darin befinden sich Steine aus vielen Kontinenten zumGestalten für ein gemeinsames Mosaik und Mobile, eine Verlosung mit Fotoaktion für einen Bildhauerworkshop und Informationen zur Aktion. 

Die gemeinsam geschaffenenen Kunstwerke Mosaik und Mobile werden in Berlin-Buch auf der Skulpturenlinie Steine ohne Grenzen aufgestellt.

Die Aufstellorte der Box findet man im Internet unter steineohnegrenzen.wordpress.com. Die fertigen gestalteten Steine können dann wieder dort zurückgegeben werden, wo sie abgeholt wurden oder im bb-EWERKultur in Berlin-Buch oder unter info steineohnegrenzen@web.de. Das läßt sich gleichzeitig verbinden mit einem interessanten Atelierbesuch bei den beiden Künstlern im alten E-WERK Buch.

Die Abschlussveranstaltung findet am 27.11.2021 ab 11.00 Uhr auf derSkulpturenlinie statt.

Treffpunkt ist der Parkplatz Steine ohne Grenzen in der Hobrechtsfelder Chaussee an der Ländergrenze zu Brandenburg. Von dort aus geht es mit den Bildhauern bis zur Wiltbergstraße entlang der zahlreichen Skulpturen der Künstler*innen des Symposions „verboten-verfolgt-entartet 1937“.

Steine ohne Grenzen hat mit seinen bisher 12 Internationalen Symposien mit über 200 Skulpturen im In- und Ausland, Berlins größtes Denkmal für einfriedliches Miteinander geschaffen, gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Zwei Denkmale für die Opfer des Nationalsozialismus erinnern andie Bucher Geschichte in dieser Zeit. Es lohnt sich auch sonst, die Skulpturen in der Landschaft um Berlin-Buch und Hobrechtsfelde zu erkunden. Eine abwechslungsreiche Landschaft mit hohem Erholungswert erwartet sie.

Kontakt und Informationen
Steine ohne Grenzen e.V.
Rudolf J. Kaltenbach
Mobil: 0175 7562872

Gemeinnüziger Verein seit 2017: Steine ohne Grenzen e.V., co/o Silvia Fohrer, Rudolf Kaltenbach, postadresse: Rathenower Str. 43, 10559 Berlin, web: steineohnegrenzen.wordpress.com, 0175 7562872 Mail: steineohnegrenzen@web.de

Das Projekt wird unterstützt von Demokratie-leben! Pankow

heilen / 01.03.2021
Evangelische Lungenklinik begrüßt neuen Chefarzt

Dr. Gunda Leschber und Dr. med. Zataar auf dem Bucher Klinikcampus
Dr. Gunda Leschber und Dr. med. Zataar auf dem Bucher Klinikcampus

Dr. med. Mohamed Zaatar übernimmt die Leitung der Klinik für Thoraxchirurgie

Heute, am 1. März 2021, übernimmt Dr. med. Mohamed Zaatar die Leitung der Klinik für Thoraxchirurgie an der Evangelischen Lungenklinik in Berlin-Buch und folgt damit auf Dr. med. Gunda Leschber, die nach fast 18 Jahren als Chefärztin in den Ruhestand geht.

Dr. Zaatar über die neue Herausforderung: „Die Evangelische Lungenklinik ist eine etablierte Lungen-Spezialklinik mit langer Tradition. Ich freue mich, die Nachfolge von Frau Dr. Leschber antreten zu dürfen. Zudem sehe ich großes Potenzial, die bereits positive Entwicklung der Lungenklinik weiter voranzutreiben.“

Die Klinik für Thoraxchirurgie bietet das komplette Spektrum thoraxchirurgischer Operationen. Dazu gehören Eingriffe an den Atemwegen, der Lunge, dem Mittelfellraum und der Brustwand. Dr. Zaatar: „Ich übernehme eine etablierte Klinik, deren hervorragenden Ruf es aufrecht zu erhalten gilt. Es liegt mir sehr daran, das vorhandene und umfassende Behandlungsspektrum fortzuführen und es gleichzeitig durch Ausweitung der minimal-invasiven Chirurgie, der erweiterten Resektionen und der Luftröhrenchirurgie auszubauen. Prozessoptimierung, Steigerung der Effizienz und der Behandlungsqualität sind im chirurgischen Alltag von äußerster Wichtigkeit.“

Dr. Zaatar arbeitete zuletzt als Oberarzt an der Klinik für Thoraxchirurgie und Thorakale Endoskopie an der Ruhrlandklinik Essen, einer der größten thoraxchirurgischen Kliniken Europas. Er weiß um den großen Wandel auf seinem Spezialgebiet: „In den vergangenen Jahren hat sich beispielsweise die minimal-invasive, schonende Chirurgie als Standard bei den meisten thoraxchirurgischen Eingriffen etabliert. Die Herausforderung besteht darin, für jede Patientin, jeden Patienten einen individuellen und optimalen Therapieplan zu erstellen.“ Seine Schwerpunkte sieht der gebürtige Ägypter unter anderem in der chirurgischen Behandlung von Lungenkrebs sowie der sogenannte parenchymsparenden - also gewebesparenden -  Resektion bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen. Bei dieser Operationsmethode wird mit einem speziellen Rekonstruktions-Verfahren das Lungengewebe und somit auch die Lebensqualität der Patient*innen erhalten.

Auch die Förderung junger Ärztinnen und Ärzte möchte der neue Chefarzt (41) weiter voranbringen.
 

ÜBER DIE EVANGELISCHE LUNGENKLINIK

Die Evangelische Lungenklinik, ein Unternehmen der Johannesstift Diakonie, ist seit ihrer Gründung im Jahr 1952 eine weithin anerkannte Spezialklinik für akute und chronische Erkrankungen der Lunge sowie des Brustkorbs.

Die Evangelische Lungenklinik in Berlin-Buch behandelt rund 6.400 stationäre und etwa 12.200 ambulante Patienten jährlich und ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

 

ÜBER DIE JOHANNESSTIFT DIAKONIE

Die Johannesstift Diakonie gAG ist das größte konfessionelle Gesundheits- und Sozialunternehmen in der Region Berlin und Nordostdeutschland. Rund 9.300  Mitarbeitende leisten moderne Medizin, zugewandte Betreuung und Beratung im Einklang mit den christlich-diakonischen Werten des Unternehmens. Der Träger betreibt Einrichtungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen mit einem vielfältigen Angebot in den Bereichen:

  • Krankenhäuser und ambulante Versorgungszentren
  • Pflege- und Wohneinrichtungen sowie Hospize
  • Behindertenhilfe
  • Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
  • Arbeit, Beschäftigung und Soziales
  • Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Ergotherapie
  • Dienstleistungen für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen
www.pgdiakonie.de/evangelische-lungenklinik

bilden / 01.03.2021
Broschüre zur Umweltbildung in Pankow erschienen

Bild: Bezirksamt Pankow
Bild: Bezirksamt Pankow

„Raus geht´s in die Natur!“

Eine Broschüre mit dem Titel „Raus geht´s in die Natur!“ hat die im Mai 2020 gegründete Koordinierungsstelle Umweltbildung Pankow jetzt veröffentlicht. Die Publikation bietet eine nützliche Übersicht über die verschiedenen Akteur:innen der Natur- und Umweltbildung im Bezirk. Der Fokus liegt dabei auf der Präsentation und Vorstellung von etwa 50 umweltpädagogischen Angeboten, die vorwiegend draußen stattfinden. Mit der Broschüre ist es für Pankower Erziehende und Lehrkräfte ab sofort leichter, Kinder und Jugendliche an das Thema Natur- und Umweltschutz heranzuführen und sie für die Stadtnatur zu begeistern und zu sensibilisieren. Denn laut Senatsbeschluss soll jedes Grundschulkind mindestens einmal im Jahr ein Umweltbildungsangebot wahrnehmen.

Zusätzlich stellt die Koordinierungsstelle eine Karte zum Zusammenfalten und für unterwegs zur Verfügung. Die Angebote der Natur- und Umweltbildung sind hier gelistet. Diese Karte lädt zur Entdeckungstour durch den gesamten Bezirk, aber auch durch die direkte Nachbarschaft ein. Zunächst ist die Broschüre nur online auf der Homepage des Bezirksamtes Pankow unter www.berlin.de/pankow unter "Aktuelle Hinweise" abrufbar.

Weitere Informationen bei der Koordinierungsstelle Umweltbildung Pankow, Susan Brost und Isabelle Deerberg, Hansastraße 182A, 13088 Berlin, E-Mail: ubk.pankow@agrar-boerse-ev.de, Tel.: 030 88497399

leben / 26.02.2021
Warten ohne abzusteigen

@SenUVKBerlin
@SenUVKBerlin

An der Kreuzung Wisbyer Straße, Prenzlauer Allee, Ostseestraße, Prenzlauer Promenade hat das Bezirksamt Pankow so genannte Haltestangen für Radfahrende vor allen vier Fahrrad-Ampeln aufgestellt. Die mit einem Trittbrett versehenen Festhaltebügel ermöglichen das Warten an roten Ampeln ohne vom Fahrrad abzusteigen. Insbesondere ältere Menschen, Radfahrende mit schwerem Gepäck oder Klickpedal-Nutzende warten nun komfortabler und kommen so schneller wieder in Fahrt.

Das Bezirksamt hat sich bei der Gestaltung der Bügel von den in Kopenhagen weit verbreiteten Modellen inspirieren lassen. In Kooperation mit einem Berliner Stahlbauunternehmen wurden zwei verschiedene Modelle entworfen, die nun auf Praxistauglichkeit getestet werden. Feedback unter Nennung des Betreffs „Festhaltebügel“ nimmt das Straßen- und Grünflächenamt daher gerne entgegen unter sga-pankow@ba-pankow.berlin.de . Die Kosten für das Pilotprojekt belaufen sich auf ca. 3.500 Euro und wurden finanziert aus dem Radverkehrsprogramm der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

Die Festhaltebügel sind ein Element, mit denen die Rad-Infrastruktur in Pankow aufgewertet werden soll, um Radfahrenden ihre Wege attraktiver zu gestalten. Auch für den Fußverkehr bieten die Bügel einen Vorteil, denn sie erschweren das beliebte Umfahren von roten Ampeln über den Gehweg.

forschen, bilden / 24.02.2021
Zukunftsfähige Ideen im Wettbewerb „Jugend forscht“

Professorin Heike Graßmann, Administrative Vorständin des Max-Delbrück-Centrums, zeichnete Peter Armin Jung von der Katholischen Oberschule Salvator mit einem Campus-Sonderpreis aus. (Foto: Felix Petermann, MDC)
Professorin Heike Graßmann, Administrative Vorständin des Max-Delbrück-Centrums, zeichnete Peter Armin Jung von der Katholischen Oberschule Salvator mit einem Campus-Sonderpreis aus. (Foto: Felix Petermann, MDC)

Das Immunsystem mit Kefirknollen stärken, intelligente Straßenmodelle entwickeln, ein Programm für chemische Reaktionen schreiben: Die Gewinner*innen des 56. Regionalwettbewerbs auf dem Campus Berlin-Buch überzeugten mit hohem Engagement und ideenreichen Projekten.

Pandemiezeiten sind außergewöhnlich, auch für den Wettbewerb „Jugend forscht“. Junge MINT-Talente und diejenigen, die sie fachlich betreuten, mussten sehr flexibel und kreativ sein, um die Projektideen umzusetzen. Dennoch war die Zahl der bundesweiten Anmeldungen im Vergleich zum Vorjahr nur um ein Viertel geringer: Etwa 9.000 junge Forscher*innen gingen 2021 an den Start. Der Campus Berlin-Buch, erstmals einer von drei Berliner Standorten des Regionalwettbewerbs, betreute insgesamt 39 Projekte.

Am 16. Februar 2021 präsentierten die Schülerinnen und Schüler unter dem Motto „Lass Zukunft da“ ihre Forschungsarbeiten beim digitalen Wettbewerb in Buch. Für die Umsetzung sorgten drei Pateneinrichtungen des Campus: das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP), die Campus Berlin-Buch GmbH und – assoziiert – das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) von MDC und Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Sonderpreis: Ein Tag im Labor
Bei der Siegerehrung am 23. Februar 2021 wurden in jedem der sieben Fachgebiete zwei Projekte mit einem ersten Preis ausgezeichnet – eines von „Jugend forscht“ und eines in der Juniorensparte des Wettbewerbs „Schüler experimentieren“. Im Fachbereich Technik gab es sogar ein zusätzliches Siegerprojekt und ein herausragendes Physik-Projekt gewann als „bestes interdisziplinäres Projekt“. Damit rücken insgesamt 16 Projekte auf die nächste Stufe des Wettbewerbs: Die Gewinnerinnen und Gewinner dürfen beim Landeswettbewerb an der TU Berlin teilnehmen. Zusätzlich zu den ersten bis dritten Plätzen wurden zahlreiche Sonderpreise vergeben, zum Beispiel der Sonderpreis „Ressourcenschonung“ des BilRess-Netzwerks für ein Projekt, das sich mit der Wiedergewinnung des Seltenerdmetalls Neodym aus gealterten Magneten befasst.

In den Fachgebieten Biologie, Physik, Arbeitswelt und Mathematik/Informatik qualifizierten sich darüber hinaus fünf junge Forscher für den Campus-Sonderpreis: ein Tag im Labor, der dem engagierten Nachwuchs Einblicke in die Forschung der jeweiligen Institute ermöglicht.

So zeichnete das FMP die beiden 14-jährigen Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, Emil Dahms und Luca Achilles, aus. Sie schrieben ein eigenes Programm, um chemische Reaktionen zu berechnen. Professor Volker Haucke, Direktor des FMP, würdigte im Vorfeld diese Leistung: „In diesem Alter ein Programm zu schreiben, das eine unvollständige chemische Reaktion als Eingabe erhält und dann alle fehlenden Ausgangsstoffe und Produkte berechnet und anschließend ausgleicht, ist sehr beachtlich.“

Vom MDC erhielt Peter Armin Jung, der die zwölfte Klasse der Katholischen Oberschule Salvator besucht, einen Campuspreis. Er legte dar, warum sich die Kefirknolle als wirkungsvolles Probiotikum zur Stärkung des Immunsystems eignet und untersuchte, wie sie sich am besten für den Verzehr vermehren lässt. „Ich bin sehr beeindruckt vom Engagement der Schülerinnen und Schüler – aber noch mehr von der Qualität ihrer Arbeiten. Besonders gefreut habe ich mich über die professionelle Versuchsanordnung und die Alltagsnähe des Experiments mit der Kefirknolle. Ich gratuliere Peter Armin Jung zum verdienten Sonderpreis“, sagte Professorin Heike Graßmann, Administrative Vorständin des MDC, während der Siegerehrung.

Umweltfreundliche Mobilität und Strahlenschutz
Professor Friedemann Paul, Direktor des ECRC, beglückwünschte Marvin Ramm, 17 Jahre, vom Archenhold-Gymnasium zu seiner bemerkenswerten Arbeit: „Marvin Ramm hat einen eigenen Geigerzähler konstruiert, dafür eine Platine sowie die nötige Software entwickelt und ein Gehäuse im 3D-Druck erstellt. Mit seinem Prototypen war er in der Lage, die Abschirmung oder Abschwächung ionisierender Strahlen näher zu untersuchen. Sein letztendliches Ziel ist aber vor allem, ein kostengünstiges Gerät für den Gebrauch in Schulen zu entwickeln.“ 

Im Fachgebiet Arbeitswelt erhielt Leonardo Kluge, 13 Jahre, Schüler des Robert-Havemann-Gymnasiums einen Sonderpreis für seine Arbeit, die sich experimentell mit einer intelligenten Straße beschäftigte. Er hat ein Straßenmodell entwickelt, das Elektroautos mittels Induktion nachhaltig mit elektrischer Energie versorgen soll. Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer des Patenunternehmens Campus Berlin-Buch GmbH, sagte dazu: „Umweltfreundliche Mobilität ist für den Campus und den gesamten Zukunftsort Buch ein wichtiges Anliegen, das wir intensiv verfolgen. Wir freuen uns darauf, Leonardo Kluge für einen Tag auf dem Campus zu begrüßen.“

Im nächsten Jahr unterstützt der Campus gerne wieder den „Jugend forscht“-Wettbewerb. „Die Ideenvielfalt, die sorgfältige Umsetzung der Projekte und die Begeisterung der Nachwuchstalente sprechen dafür“, erklärte Dr. Scheller. „Und nachdem in diesem Jahr alles digital stattfinden musste, kann im kommenden Februar der Wettbewerb hoffentlich wieder in Präsenz stattfinden. Denn der wichtige Austausch von Ideen funktioniert trotz aller Technik immer noch am besten von Angesicht zu Angesicht.“

Weiterführende Informationen

Liste der Siegerinnen und Sieger (Regionalwettbewerb Berlin-Buch 2021)

„Jugend forscht“

Der Wettbewerb „Jugend forscht“
„Jugend forscht“ ist der größte und bekannteste naturwissenschaftlich-technische Nachwuchswettbewerb Deutschlands. Er ist eine gemeinsame Initiative von Bundesregierung, der Zeitschrift „stern“, Wirtschaft, Wissenschaft und Schulen. Ziel ist es, besondere Leistungen und Begabungen von Jugendlichen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) zu fördern. In sieben Fachgebieten treten jährlich junge Forscherinnen und Forscher an. Ab Klasse 4 können talentierte Kinder in der Juniorensparte „Schüler experimentieren“ teilnehmen. Jugendliche ab 15 Jahren starten in der Sparte „Jugend forscht“. Veranstaltet wird der Wettbewerb von der Stiftung Jugend forscht e.V. www.jugend-forscht.de

Campus Berlin-Buch
Der Campus Berlin-Buch ist ein moderner Wissenschafts-, Gesundheits- und Biotechnologiepark. Alleinstellungsmerkmale sind der klare inhaltliche Fokus auf Biomedizin und das enge räumliche und inhaltliche Zusammenwirken von Forschungsinstituten, Kliniken und Biotechnologie-Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erforschung molekularer Ursachen von Krebs,- Herzkreislauf- und neurodegenerativen Erkrankungen, eine interdisziplinär angelegte Grundlagenforschung zur Entwicklung neuer Therapien und Diagnoseverfahren, eine patientenorientierte Forschung und die unternehmerische Umsetzung biomedizinischer Erkenntnisse.

Dank exzellenter Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen im BiotechPark hat der Campus ein herausragendes Innovations- und Wachstumspotenzial. Dazu gehören als Einrichtungen der Grundlagenforschung das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP), das gemeinsam von MDC und Charité – Universitätsmedizin Berlin betriebene und auf klinische Forschung spezialisierte Experimental and Clinical Research Center (ECRC) sowie das Berlin Institute of Health (BIH). Der BiotechPark Berlin-Buch gehört mit 67 Unternehmen, 800 Beschäftigten und rund 31.000 Quadratmetern Büro- und Laborfläche zu den führenden Technologieparks in Deutschland. Seit 1992 sind über 600 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln durch die EU, den Bund und das Land Berlin in den Campus Berlin-Buch investiert worden, um diese Synergien zu unterstützen. www.campusberlinbuch.de

forschen / 22.02.2021
Schlafenden Tumorzellen die Orientierung nehmen

Abbildung: Matthias Barone (Erläuterung siehe unten)
Abbildung: Matthias Barone (Erläuterung siehe unten)

Dormante Krebszellen, die sich vom Primärtumor gelöst haben und nun im Blutkreislauf zirkulieren, können durch die Chemotherapie oft nur unzureichend vernichtet werden. So kommt der Krebs früher oder später als Fernmetastase wieder zurück. Einem interdisziplinären Forscherteam vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin, der Universität zu Köln, sowie der Universiteit Leiden ist es gelungen, neuartige Moleküle zu entwickeln, die das Dilemma unterbrechen. Die Substanzen sind in der Lage, eine für die Metastasierung essentielle Proteinfamilie zu hemmen, so dass Krebszellen an ihrer Wanderschaft in entfernte Orte des Organismus gehindert werden, wie präklinische Experimente zeigten. Die Ergebnisse der Arbeit sind im Fachjournal PNAS erschienen.

Krebs ist tückisch. Selbst wenn der Tumor scheinbar komplett entfernt worden ist, verbleiben häufig etliche Tumorzellen schlummernd in den Blutbahnen des Körpers. Zytostatika sollen einen Rückfall verhindern, doch die „schlafenden“ Krebszellen erwischt die Chemotherapie nicht. Der Grund: Die meisten Zytostatika töten nur die sich schnell vermehrenden Zellen. Dormante Tumorzellen sind nicht aktiv und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Zellen eine Resistenz gegen die Therapie entwickeln. Danach wandern sie - angelockt durch Wachstumshormone – aus den Lymph- oder Blutbahnen aus und nisten sich im Organ ein. Über diesen Weg bilden sie dann Metastasen, die meist nicht mehr heilbar sind.
Forscher am FMP versuchen deshalb, invasive Krebszellen an ihrer Wanderschaft zu hindern. Angriffspunkt ist die Proteinfamilie Ena/VASP. Diese Proteine werden von allen Zellen benutzt, die ihre Form verändern müssen, etwa Immunzellen, Nervenzellen oder Blutplättchen; in besonders invasiven Krebszellen sind sie stark überexprimiert. Ena/VASP-Proteine sorgen in Interaktion mit weiteren Proteinen für den Umbau des Zellskelettes, damit eine Zelle gerichtet wandern kann, weshalb sie bei Krebs unerlässlich für die Metastasierung sind. Und genau an diesem Punkt greifen die Forscher an: „Die Idee ist, dass schlafende Krebszellen ihre Orientierung verlieren, wenn wir die fatale Maschinerie mit Hemmstoffen unterbrechen“, sagt Dr. Matthias Barone, Biochemiker in der Arbeitsgruppe „Drug Design“ von Ronald Kühne.

Set von Molekülen erfolgreich modifiziert
Bereits 2015 hatte das Forscherteam ein Molekül identifiziert, das an die Proteinfamilie bindet, jedoch war es noch nicht wirksam genug, um in geringen Mengen einen Effekt im Organismus zu erreichen. Dies ist jetzt durch weitere chemische Modifikationen am Molekül gelungen.
Zellexperimente zeigten: Krebszellen, die mit den Substanzen behandelt wurden, verlieren ihre Fähigkeit, entlang der Lockstoffe zu wandern. Je höher die Konzentration, desto stärker war der Effekt. „Unsere Moleküle binden spezifisch an die Proteinfamilie Ena/VASP, wodurch die Interkation mit weiteren Proteinen verhindert wird bzw. Partnerproteine verdrängt werden“, erläutert Matthias Barone das Wirkprinzip. „Dadurch werden die Krebszellen zwar nicht abgetötet, aber sie werden sozusagen orientierungslos und können ihren Weg in die Blutbahn oder in andere Organe nicht mehr finden.“
Dass dies auch im lebenden Organismus funktioniert, zeigten Experimente mit Zebrafischembryos, denen Brustkrebszellen implantiert worden waren. Fischembryos, die in diesen Substanzen schwammen, zeigten danach signifikant weniger Brustkrebszellen, die aus dem Blutkreislauf in die Schwanzflosse metastasierten.
Wichtig für die Weiterentwicklung der Substanzen: Das Forscherteam konnte nachweisen, dass die modifizierten Moleküle spezifisch an die Proteinfamilie binden und nicht an andere verwandte Proteine, was weitreichende unerwünschte Folgen nach sich ziehen könnte.

Blockade verhindert Metastasierung
„Wir haben in dieser Arbeit zum einen gezeigt, dass diese Proteinfamilie absolut notwendig für den Prozess der Metastasierung von Krebszellen ist“, fasst Arbeitsgruppenleiter Dr. Ronald Kühne die im Fachjournal PNAS publizierten Ergebnisse zusammen. „Und zweitens konnten wir als erste Forschergruppe weltweit ein Set an Molekülen entwickeln, das die Proteinfamilie erkennen und den Prozess hemmen kann. Das öffnet natürlich die Möglichkeit, parallel zu den zytostatischen Therapien, die Metastasierung zu unterbinden oder wenigsten zu verlangsamen.“
Im nächsten Schritt werden die Berliner Drug Designer die pharmakologischen Eigenschaften des Moleküls optimieren, damit es im Tiermodell erprobt werden kann. Am Ende einer langen Entwicklungsprozesses könnte in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie ein Medikament entstehen, das das Überleben bei Krebs deutlich verbessert. Bis dahin ist es zwar noch ein steiniger Weg, aber die wichtige erste Etappe ist erreicht.

Abbildung: Links: Anhand von Kristallstrukturen wurden die Inhibitoren optimiert und die Bindungsstärke an Ena/VASP erhöht. Rechts oben: Behandelte Krebszellen wandern nicht mehr zum Lockstoff hin. Optimierte Inhibitoren rufen diesen Effekt schon bei geringerer Konzentration hervor. Rechts unten: Krebszellen (rot) metastasieren aus den Blutgefäßen (grün) in der Schwanzflosse von Zebrafischen. Optimierte Inhibitoren (Inh. 7) reduzieren die Metastasenbildung. (Bild: Matthias Barone)

Publikation
Matthias Barone, Matthias Müller, Slim Chiha, Jiang Ren, Dominik Albat, Arne Soicke, Stephan Dohmen, Marco Klein, Judith Bruns, Maarten van Dinther, Robert Opitz, Peter Lindemann, Monika Beerbaum, Kathrin Motzny, Yvette Roske, Peter Schmieder, Rudolf Volkmer, Marc Nazaré, Udo Heinemann, Hartmut Oschkinat, Peter ten Dijke, Hans-Günther Schmalz, Ronald Kühne, Designed nanomolar small-molecule inhibitors of Ena/VASP EVH1 interaction impair invasion and extravasation of breast cancer cells, Proceedings of the National Academy of Sciences, Nov 2020, 117 (47) 29684-29690; DOI: 10.1073/pnas.2007213117

Das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB), einem Zusammenschluss von sieben natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. Entstanden ist der Forschungsverbund 1992 in einer einzigartigen historischen Situation aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR.

Quelle: https://www.leibniz-fmp.de/de/press-media/press-releases/press-releases-single-view1/article/disorientating-dormant-tumor-cells

17.02.2021
Umzug des Regional Sozialpädagogischen Dienstes (RSD) Region Nord

Eingeschränkte Erreichbarkeit vom 1. – 5. März 2021
 
Der Regional Sozialpädagogische Dienst (RSD) Region Nord des Pankower Jugendamtes zieht in der Woche vom 1. - 5. März 2021 in seine neuen Räumlichkeiten in die Friedrich-Richter-Straße 8 – 10, 13125 Berlin, in Buch. In dieser Zeit wird er wegen des Umzuges nur eingeschränkt erreichbar sein. Eine Bereitschaft ist eingerichtet vom 1.– 3. März von 9 – 16 Uhr, am 4. März von 9 – 18 Uhr und am 5. März 2021 von 9. – 13 Uhr unter Tel.: 030 90295–8730/8720. Die bezirkliche Hotline Kinderschutz des Jugendamtes Pankow ist weiterhin regulär besetzt und von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 18 Uhr unter 030 90295-5555 erreichbar.

Ab dem 9. März 2021 ist der RSD Nord regulär erreichbar unter:
Regional Sozialpädagogischer Dienst (RSD) Region Nord
Friedrich-Richter-Straße 8 – 10, 13125 Berlin / Buch
Telefon: 030 / 90295–8720
Fax: 030 / 90295–8722
E-Mail: rsd.nord@ba-pankow.berlin.de

forschen / 16.02.2021
Wie das Immunsystem SARS-CoV-2 den Weg ebnet

Darm-Organoide: Nach einer Behandlung mit IFN-Y differenzieren die Darmzellen © AG Sigal
Darm-Organoide: Nach einer Behandlung mit IFN-Y differenzieren die Darmzellen © AG Sigal

Mit antiviralen Botenstoffen will das Immunsystem SARS-CoV-2 eigentlich bekämpfen. Ein Forschungsteam von Charité und MDC hat nun gezeigt, wie ein solcher Botenstoff die Vermehrung des Virus begünstigen kann. Die Ergebnisse sind im Fachjournal EMBO Molecular Medicine veröffentlicht.

Die meisten Menschen, die SARS-CoV-2 infiziert, können die Erkrankung zu Hause auskurieren – auch wenn es bei ihnen sehr belastende Krankheitsverläufe gibt. Ein Teil hat gar keine Symptome. Doch etwa zehn Prozent der Betroffenen sind so schwer erkrankt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Annahme, dass hinter einem schweren Verlauf ein schwaches Immunsystem steckt, greift zu kurz. Denn gerade bei kritischen Verläufen arbeitet das Immunsystem unter Hochdruck, schafft es aber nicht, das Virus zu kontrollieren.

Eine Berliner Forschungsgruppe konnte nun beobachten, wie SARS-CoV-2 einen Verteidigungsmechanismus des Immunsystems nutzt, um verstärkt Schleimhautzellen des Körpers zu entern und sich dort zu vermehren. Ihre Studie ist gerade im Fachjournal EMBO Molecular Medicine erschienen. „Damit können wir möglicherweise einen Teil der Erklärung dafür liefern, warum bei manchen Menschen das Immunsystem Schwierigkeiten hat, die Infektion zu regulieren oder gar zu besiegen“, sagt Dr. Julian Heuberger, Wissenschaftler an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er ist Erstautor der Studie und Mitglied einer Emmy-Noether-Arbeitsgruppe von PD Dr. Michael Sigal an der Charité und dem Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB), das zum Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) gehört. Für die Untersuchung kooperierte die Arbeitsgruppe mit Forschenden des Max-Planck-Instituts (MPI) für Infektionsbiologie, der Freien Universität Berlin und der Universität Hongkong.

SARS-CoV-2 nutzt Verteidigungsmechanismus als Eintrittspforte

Eigentlich läuft im menschlichen Körper ein sehr effektives Verteidigungsprogramm gegen Eindringlinge ab, das auf dem Zusammenspiel verschiedener Immunzellen basiert. Eine wichtige Rolle spielen dabei die T-Zellen: Stoßen Sie im Organismus auf Viren, zerstören sie die befallenen Zellen. Außerdem schütten sie den Botenstoff Interferon-Gamma (IFN-ƴ) aus. IFN-ƴ bekämpft einerseits Infektionskeime. Andererseits ruft es weitere Immunzellen auf den Plan.

Heuberger und seine Mitstreiter*innen haben nun gezeigt, wie SARS-CoV-2 diesen IFN-ƴ -vermittelten Schutzmechanismus in sein Gegenteil verkehren kann. Denn neben den Immunzellen reagieren auch die Schleimhautzellen des Körpers auf IFN-ƴ, indem sie mehr ACE2-Rezeptoren ausbilden. SARS-CoV-2 benötigt diese ACE2-Rezeptoren als Einstiegspforte in die Zellen. Infizierte Zellen wiederum bilden mehr ACE2.  Sowohl die IFN-ƴ-Antwort der Epithelzellen als auch das Virus selbst bewirken also eine verstärkte SARS-CoV-2-Infektion. 

Zelldifferenzierung im Dickdarm-Organoid beobachtet

SARS-CoV-2-infizierte Patienten zeigen teilweise gastrointestinale Beschwerden. Um die Immunkaskade in den Darmzellen beobachten zu können, hat Heuberger Organoide des menschlichen Dickdarms kultiviert. Ein Organoid ist eine Art Mini-Organ in der Petrischale, kaum so groß wie ein Stecknadelkopf. Die Dickdarm-Organoide basieren auf Zellen, die aus Darmbiopsien stammen. Sie wachsen in dreidimensional angeordneten Einheiten und bilden die Physiologie der Schleimhautzellen des menschlichen Darmtraktes ab. „Diese Dickdarm-Organoide sind ein sehr hilfreiches Werkzeug“, unterstreicht Heuberger, „wir können damit das komplexe Zusammenspiel verschiedener Signalwege erforschen, die die Zelldifferenzierung von der Stammzelle bis zur spezialisierten Epithelzelle kontrollieren.“

Die Wissenschaftler*innen haben die gezüchteten Darmzellen zunächst mit IFN-ƴ behandelt, um die Immunreaktion des Körpers zu simulieren. Dann haben sie die Organoide mit SARS-CoV-2 infiziert.  Mithilfe eines Laser-Scanning-Mikroskops – das ist ein spezielles Lichtmikroskop, das eine Probe Punkt für Punkt scannt – und Genexpressionsanalysen konnten sie in den Organoiden eine vermehrte ACE2-Expression messen. Daneben wies eine quantitative PCR eine gesteigerte Virusproduktion nach.

Das heißt: Mehr IFN-ƴ bedeutet mehr ACE2. Mehr ACE2 bedeutet, dass mehr Viren in die Zellen eindringen können. Je mehr Viren in die Zellen gelangen, umso mehr Viren werden gebildet. So ebnen die Immunantwort und die Reaktion der Oberflächenzellen auf die Infektion SARS-CoV-2 den Weg.

Überschießende IFN-ƴ-Antwort medikamentös ausbalancieren

„Wir nehmen an, dass eine starke Immunantwort die Anfälligkeit von Schleimhautzellen für SARS-CoV-2 erhöhen kann“, sagt der Leiter der Studie PD Dr. Michael Sigal. Er leitet an der Charité und am MDC die Arbeitsgruppe „Gastrointestinale Barriere, Regeneration und Karzinogenese“ und ist als Gastroenterologe an der Charité tätig. „Wenn die IFN-ƴ-Konzentration von vornherein höher ist oder die Infektion eine sehr überschießende Produktion von IFN-y triggert, haben es die Viren vermutlich leichter, in die Zellen einzudringen.“ Unter welchen Bedingungen das tatsächlich passiert, muss allerdings erst in klinischen Studien untersucht werden.

Die Ergebnisse der Studie tragen die Idee eines Behandlungsansatzes bei schweren COVID-19-Verläufen in sich, sagt Heuberger: „Eine mögliche Strategie könnte darin bestehen, die IFN-ƴ-Antwort medikamentös auszubalancieren.“ Allerdings müssten dafür zunächst die Mechanismen, die der IFN-ƴ-Antwort zugrunde liegen, sehr genau analysiert werden.

Abb.: Darm-Organoide: Nach einer Behandlung mit IFN-Y differenzieren die Darmzellen. Die Zellkerne (blau) der Epithelzellen (grün) lokalisieren sich am basalen (äußeren) Rand der Organoide. Damit geht eine verstärkte Produktion des Rezeptors ACE2 einher, den SARS-CoV-2 als Einstiegspforte in die Zellen nutzt.  © AG Sigal

Gemeinsame Pressemitteilung mit der Charité

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forschen / 15.02.2021
Auszeichnung für Einzelzellforscher Leif Ludwig

Dr. Leif S. Ludwig (Foto: Felix Petermann, MDC)
Dr. Leif S. Ludwig (Foto: Felix Petermann, MDC)

Für seine Forschungen zum Erbgut der Kraftwerke der Zelle, den Mitochondrien, erhält Leif S. Ludwig den Hector Research Career Development Award. Der Preis unterstützt besonders talentierte Wissenschaftler*innen auf den ersten Schritten ihrer Karriere.

„Dass ich für den Hector Research Career Development Award ausgewählt wurde, hat mich außerordentlich gefreut“, sagt Dr. Leif S. Ludwig. „Ich möchte mich dafür zutiefst bei der Hector Fellow Academy und meinen MentorInnen bedanken, die mich während meiner wissenschaftlichen Entwicklung begleitet und unterstützt haben.“ Der Biochemiker und Humanmediziner hat sich unter anderem auf die Erforschung des Erbguts der als Zellkraftwerke bekannten Mitochondrien spezialisiert. Mit seiner Forschungsgruppe untersucht er beispielsweise, wie sich Varianten und Mutationen in der mitochondrialen DNA auf Erkrankungen beim Menschen auswirken.

Das neue Förderformat der Hector Fellow Academy richtet sich an besonders talentierte junge Forscher*innen aus den Natur- oder Ingenieurwissenschaften, der Medizin oder Psychologie, die ihr wissenschaftliches Profil bereits geschärft und ihren ersten Karriereschritt gemacht haben. Wer in das Programm aufgenommen wird, erhält neben einer einmaligen Unterstützung in Höhe von 25.000 Euro auch die Finanzierung einer Promotionsstelle sowie ergänzend 9.500 Euro Forschungsmittel pro Jahr. Darüber hinaus werden die Preisträger*innen für fünf Jahre zu Mitgliedern der Hector Fellow Academy ernannt. Das eröffnet ihnen die Möglichkeit, weitere Förderungen zu beantragen. „Der Award ist für meine Arbeitsgruppe und mich eine bedeutende Stütze. Denn nun können wir unsere Forschung in der Einzelzellanalyse und der mitochondrialen Genetik weiter stärken und ausbauen.“

Das Erbgut der Kraftwerke der Zelle im Fokus

Leif S. Ludwig ist Emmy-Noether-Gruppenleiter im neuen Forschungsfokus „Single-Cell-Ansätze für personalisierte Medizin“ des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), des Berlin Institute of Health und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sein Labor ist am MDC Mitte und somit am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) angesiedelt. Er hat Biochemie und Humanmedizin studiert und in beiden Fächern jeweils an der Freien Universität Berlin und der Charité promoviert. Für seine Doktorarbeit erforschte er genetische Einflüsse auf die Blutbildung im Labor von Professor Harvey Lodish am Whitehead Institute for Biomedical Research, USA. Als Postdoktorand bei Professorin Aviv Regev am Broad Institute des MIT und der Universität Harvard und bei Professor Vijay Sankaran am Boston Children's Hospital, USA, etablierte er neue Einzelzellmethoden zur Sequenzierung des mitochondrialen Genoms.

„Mit diesen neuen Ansätzen konnten wir zeigen, wie Mutationen in der mitochondrialen DNA-Sequenz dazu dienen können, die Aktivität von Stammzellen im Körper nachvollzuziehen, also wie viele Stammzellen aktiv Blut produzieren und wie diese Aktivität reguliert wird.“ Derzeit erforscht Leif S. Ludwig grundlegende Eigenschaften und Auswirkungen von Varianten und Mutationen im mitochondrialen Erbgut auf menschliche Erkrankungen. Die klinische Anwendung seiner Ergebnisse verfolgt er unter anderem gemeinsam mit seinen klinischen Partnern, den Direktoren der Medizinischen Kliniken der Charité mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Professor Lars Bullinger am Charité Campus Virchow-Klinikum (CVK) sowie Professor Ulrich Keller am Charité Campus Benjamin Franklin (CBF).

 

Weiterführende Informationen

Forschungsfokus „Single-Cell-Technologien für die personalisierte Medizin“
Pressemitteilung: „Mit zellbasierter Medizin Krankheiten abfangen“

Einzelzellbiologie am MDC

Das Berlin Institute of Health (BIH)
Die Mission des Berlin Institute of Health (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das MDC ist Privilegierter Partner des BIH.

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

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leben / 15.02.2021
Aufwertung des Schlossparks Buch geht weiter

5. Bauabschnitt startet Ende Februar 2021

Im Rahmen des Förderprogramms „Nachhaltige Erneuerung“ wird in diesem Jahr der 5. Bauabschnitt zur Aufwertung des Schlossparks Buch realisiert. Er umfasst den landschaftlichen Parkraum vom Eingang der Wiltbergstraße bis zum nördlichen Ende der Mittelallee des Holländischen Gartens, dem westlichen Kanalarm mit Teich und dem Abflussgraben. Dafür stehen Gelder in Höhe von 815.000 Euro zur Verfügung. Während der Bauzeit von Februar bis Dezember 2021 wird der betreffende Teil des Parks nicht nutzbar sein.

Im Rahmen der Maßnahmen müssen bis Ende Februar drei geschützte Bäume gefällt werden, zwei davon auf Grund ihrer starken Schädigung und der Dritte zu Gunsten der Freistellung einer besonders großen Rotbuche. In den einzelnen Parkarealen wird zudem der vorhandene Sämlingsaufwuchs entfernt. Im Gegenzug werden elf Bäume und 500 m² Gehölze neu gepflanzt, darunter drei Hainbuchen, drei Stieleichen, drei Schwarzerlen und zwei Eschen.

Im Rahmen der Maßnahme werden zudem 3.720 m² Wegeflächen erneuert sowie Bänke und Abfallbehälter ergänzt. Der in Teilen noch vorhandene Aussichtshügel am Teich mit Blickbeziehung zum ehemaligen Orangerieparterre wird wieder sichtbar gemacht, Zukunftsbäume werden freigestellt, Sämlingsaufwuchs entfernt und Blühgehölze bzw. Bodendecker gepflanzt. Am Eingang Wiltbergstraße wird die noch fehlende Parkeinfriedung durch einen schlichten Stabzaun hergestellt.

Der Schlosspark erhält außerdem ein Informationssystem: an vier Standorten werden Informationstafeln zur Geschichte des Parks und besonderen Bereichen bzw. Persönlichkeiten installiert. Die Informationen werden dann auch digital abrufbar sein.

 

produzieren / 12.02.2021
Eckert & Ziegler investiert in Produktionsstätte für Radioisotope in China

Die Eckert & Ziegler AG (ISIN DE0005659700), ein weltweit tätiger Spezialist für radioaktive medizinische und industrielle Anwendungen, hat mit dem Verwaltungskomitee der Jiangsu Jintan Economic Development Zone (VR China) einen Vorvertrag über den Erwerb und die kommerzielle Entwicklung eines 13.300 Quadratmeter großen Industriegeländes unterzeichnet. Wenn das im Vertrag vorgesehene öffentliche Bieterverfahren abgeschlossen ist, wird das Gelände einer 100%igen Tochtergesellschaft der Eckert & Ziegler AG gehören, die dort, vorbehaltlich diverser behördlichen Genehmigungen, Produktionsanlagen für Radiopharmaka und Radioisotope sowie die Verwaltungszentrale für den chinesischen Markt errichtet. Mittelfristig sollen auch andere Sparten der Eckert & Ziegler-Gruppe sowie Serviceeinrichtungen dort angesiedelt und Dritten die Infrastruktur zu Mitbenutzung angeboten werden.

Mit dem Baubeginn wird noch in diesem Jahr gerechnet. Die Fertigstellung des Gebäudes und die Betriebsbereitschaft sollen in Etappen erfolgen. Bis Ende 2027 wird sich das Investitionsvolumen einschließlich Grundstück, Gebäude, technische Anlagen und immaterielle Vermögensgegenstände auf bis zu 50 Millionen Euro belaufen. Kann das Projekt so umgesetzt werden wie geplant, soll dort ein breites Spektrum an radioaktiven pharmazeutischen und industriellen Produkten bearbeitet oder hergestellt werden. Die Entwicklung des Geländes wird Eckert & Ziegler aus dem laufenden Cash-Flow finanzieren können.

"Das Gesundheitssystem in China hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt", erläuterte Dr. Andreas Eckert, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Eckert & Ziegler. "Innovative Therapien zur Behandlung von Krebs stehen nun auch chinesischen Patienten zunehmend zur Verfügung. Als global agierender Zulieferer für onkologische Spezialfirmen ist es uns daher wichtig, in China mit einem lizensierten Produktionsstandort und einer starken lokalen Mannschaft vertreten zu sein. Die Investitionsvereinbarung mit Jintan bringt uns diesem strategischen Ziel ein Stück näher".

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den weltweit größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet an verschiedenen Standorten Dienstleistungen für Radiopharmazeutika an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
www.ezag.de

forschen / 10.02.2021
"Sprechen mit Häusern & Robotern − leben in der Stadt der Zukunft" (LNDW Podcast Folge 9)

Digitalisierung und Vernetzung machen es möglich: Häuser und Quartiere können bereits heute mit „intelligenter“ Technik so ausgestattet werden, dass Energie eingespart und der Komfort erhöht wird. Ist das Konzept smarter Häuser, die miteinander verbunden werden zur Smart-City, der richtige Weg, um die Stadt Zukunft CO2-neutral, klimaresistent und dennoch lebenswert zu machen?

In der neunten Folge des LNDW-Podcasts gibt es dazu ein differenziertes Meinungsbild mit diesen Gästen:

Anne-Caroline Erbstößer ist Diplom-Ingenieurin für Innenarchitektur und Architektur und als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Technologiestiftung Berlin im Bereich Technologie und Stadt tätig. Sie beschäftigt sich mit smarten Gebäude und intelligenten Quartiere und spricht sich dafür aus, die neue digitalen Technologien zu nutzen, um den Wandel hin zur klimaneutralen, aber auch partizipativen Stadt aktiv zu gestalten.

Prof. Dr. Manfred Hild ist Professor für Digitale Systeme an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Der Brain City Botschafter ist Studienfachberater des Studiengangs humanoide Roboter und kritisiert den aktuellen Technologie-Trend, alles mit allem zu vernetzen. Er will Roboter nicht zu den neuen Sklaven der Menschen machen, sondern sie zu Dienstleistungen auf Augenhöhe mit den Menschen befähigen. Das geht nur im Austausch zwischen Menschen und Robotern. Im Projekt RoSen geht er derzeit bspw. der Frage nach, wie und was Senior*innen dazu beitragen können, um Roboter besser zu machen.

Axel Schultz ist Leiter der Siemens AG Niederlassung Berlin/Brandenburg sowie Leiter des Geschäfts Smart Infrastructure der Region Ost. Er erläutert, was aus Sicht der Industrie an intelligenten Häusern und Quartieren interessant ist und wie die Energieversorgung der Städte in Zukunft nicht nur gesichert, sondern auch umweltfreundlicher werden kann. Zudem spricht er über die Pläne zur Siemensstadt 2.0.

Weitere Informationen: https://www.langenachtderwissenschaften.de/news-detail/sprechen-mit-haeusern-robotern-die-stadt-der-zukunft-folge-9

Zum Podcast:
https://www.ardaudiothek.de/lange-nacht-der-wissenschaften/sprechen-mit-haeusern-und-robotern-talk-ueber-projekte-fuer-eine-stadt-der-zukunft/85988474

leben / 10.02.2021
Beteiligungsverfahren "Pankower Tor" startet am 10. Februar 2021

Bürger-Feedback zu Entwürfen am Pankower Tor gefragt

Sechs renommierte und interdisziplinäre Planerteams aus Architekten, Stadt-, Freiraum- und Verkehrsplaner:innen erarbeiten seit Dezember 2020 städtebauliche Entwürfe für ein lebenswertes, urbanes Stadtquartier auf dem ehemaligen Rangierbahnhof in Pankow, auch bekannt als „Pankower Tor“.

Vom 10. - 23. Februar 2021 können sich Interessierte diese Entwürfe auf der Webseite unter www.pankower-tor.de ansehen und kommentieren: Welcher Ansatz gefällt Ihnen? Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf, woran sollten die Planer:innen noch arbeiten?

Ergänzend dazu findet ein digitales Bürgerforum am Montag, dem 22. Februar 2021 statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen von 18 bis 20 Uhr die bis dahin eingegangenen Hinweise und Fragen im Rahmen einer Videokonferenz mit den Planerteams live zu besprechen. Teilnehmen werden auch Vorhabenträger Kurt Krieger, Staatssekretär Dr. Frank Nägele, Bezirksbürgermeister Sören Benn sowie Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn. Die Einwahl in die Zoom-Videokonferenz erfolgt über den folgenden Link: https://us02web.zoom.us/j/4132339211.

Alle Hinweise aus der Beteiligung werden im Anschluss ausgewertet und den Planerteams sowie der Jury für die zweite Phase des Workshopverfahrens an die Hand gegeben.

Im Mai 2021 werden die finalen Entwürfe der Planerteams vorliegen. Diese werden anschließend von den Sachverständigen geprüft und von der Jury bewertet. Im Juni 2021 werden die Ergebnisse und der Siegerentwurf der Öffentlichkeit präsentiert.

forschen / 09.02.2021
Covid-19 versus Naturschutz

Die COVID-19-Pandemie - verursacht durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 - hat das Leben jedes Menschen auf dem Planeten verändert und wirtschaftliche, kulturelle, soziale und politische Prozesse beeinflusst. Forschung und Naturschutz sind von diesen negativen Auswirkungen nicht ausgenommen. Derzeit werden die positiven Folgen einer „Anthropause“ auf die Umwelt kontrovers diskutiert. Das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte BioRescue-Forschungsprogramm zur Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns ist ein Beispiel für die Herausforderungen, die bei der Durchführung von Forschung und Naturschutz in einem internationalen Konsortium in Zeiten einer globalen Pandemie zu bewältigen sind. COVID-19 behinderte die Kommunikation und Reisen, verhinderte oder verzögerte entscheidende Verfahren, verursachte Einnahmeverluste und senkte damit möglicherweise die Chancen auf ein Überleben des Nördlichen Breitmaulnashorns. Dennoch hat das Konsortium in diesen schwierigen Zeiten Strategien angepasst und wertvolle Erkenntnisse gewonnen und konnte seine Mission vorantreiben. Die Auswirkungen der Pandemie auf das BioRescue-Projekt wurden jetzt im wissenschaftlichen „Journal of Applied Animal Ethics Research“ veröffentlicht.

Derzeit gibt es nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner auf der Welt, beide sind weiblich. Um das Aussterben des Nördlichen Breitmaulnashorns zu verhindern, versucht ein internationales Konsortium aus Wissenschaftler*innen und Naturschützer*innen Technologien der assistierten Reproduktion und stammzellverwandte Techniken voranzutreiben. Mithilfe dieser Techniken und Methoden sollen Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns im Labor erzeugt werden. In naher Zukunft sollen diese Embryonen in Leihmütter von Südlichen Breitmaulnashörnern eingesetzt werden, um Nachkommen von Nördlichen Breitmaulnashörnern zu erzeugen. Dieses grenzüberschreitende Programm wird von einem internationalen Team durchgeführt, das global arbeitet und Wissenschaftler*innen und Naturschützer*innen aus Deutschland, Kenia, Japan, der Tschechischen Republik, den USA und Italien umfasst. Seit März 2020 wurde die Arbeit des Konsortiums durch die Covid-19-Pandemie in mehrfacher Hinsicht auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene stark beeinträchtigt.

Auf internationaler Ebene war das größte, zu überwindende Hindernis die internationale Reisebeschränkung. „Die Konsortialpartner hatten sich zuvor darauf geeinigt, die Eizellen der letzten beiden Nördlichen Breitmaulnashörner alle drei bis vier Monate zu entnehmen. Dieses Intervall gilt als sicher, um bei maximaler Eizellgewinnung die Gesundheit der Weibchen sicherzustellen. Jede einzelne der Eizellen ist enorm wertvoll, da daraus potenzielle Nachkommen erzeugt werden können“, erklärt BioRescue-Projektleiter Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW). Nach der durch die Pandemie verursachten Zwangspause war für März 2020 eine weitere Eizellenentnahme in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia geplant. „Aufgrund internationaler Reisebeschränkungen musste auch diese Prozedur abgesagt werden und konnte erst nach der Wiederöffnung der Grenzen Kenias im August 2020 durchgeführt werden“, ergänzt Leibniz-IZW-BioRescue-Wissenschaftlerin Susanne Holtze, die sich die Erstautorenschaft der Publikation mit Hildebrandt teilt. „Das bedeutet nicht nur, dass wir eine entscheidende Chance verpasst hatten, um ein oder zwei wertvolle Embryonen herzustellen. Die Reisebeschränkungen hatten auch konkrete Auswirkungen auf unser weiteres Vorgehen im August 2020“, erklärt Holtze. Das lange Intervall seit der letzten Eizellentnahme, die im Dezember 2019 stattfand, hat die Qualität der Eizellen negativ beeinträchtigt. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Grund dafür, dass von zehn Eizellen keine Embryonen erzeugt werden konnten. Darüber hinaus verringert die Verzögerung möglicher Embryotransfers in Kenia auch die Chancen der zukünftigen Nördlichen Breitmaulnashorn-Kälber mit Individuen ihrer eigenen Art aufzuwachsen. Das minimiert auch die Chance, prägendes Sozialverhalten von der eignen Art zu erlernen.

Das BioRescue-Forschungsprogramm zur Rettung der Nördlichen Breitmaulnashörner hat durch die Pandemie fast ein Jahr verloren - eine ernsthafte Verzögerung im Wettlauf gegen die Zeit. „Auf der anderen Seite hat uns die unfreiwillige Pause neue wertvolle Erkenntnisse für das Reproduktionsmanagement der Nördlichen Breitmaulnashörner gebracht“, sagt Hildebrandt. „Für die Wissenschaft haben wir auch 2020 noch Fortschritte gemacht und konnten mit unserer Kenia-Mission im Dezember 2020 unsere Forschung erfolgreich fortsetzen.“

Neben den Herausforderungen durch die Reisebeschränkungen nach Kenia gab es noch weitere Hürden für das Forschungskonsortium. Die Abriegelungen und zeitweilige Schließungen öffentlicher Einrichtungen in der Tschechischen Republik verursachte beim Konsortialpartner Safaripark Dvůr Králové spürbare Umsatzeinbußen. „Wir standen vor der noch nie dagewesenen Situation, keine Einnahmen aus Eintrittsgeldern und anderen Dienstleistungen zu erwirtschaften. Allen Widrigkeiten zum Trotz waren wir jedoch schnell in der Lage, neue Wege zu entwickeln, wie wir unsere potenziellen Besucher*innen und Unterstützer*innen online erreichen können, und das ermöglichte es uns, unsere Unterstützung für das BioRescue-Rettungsprogramm auf demselben Niveau wie in den Vorjahren zu halten. Unsere höchste Priorität ist es, Arten vor dem Aussterben zu bewahren. COVID-19 hat uns bestätigt, wie wichtig die Unterstützung einzelner Spender ist“, sagt Jan Stejskal, Direktor für Kommunikation und internationale Projekte des Safariparks.

Ähnlich erging es der gemeinnützigen Ol Pejeta Conservancy (OPC) in Kenia, die die letzten beiden Nördlichen Breitmaulnashörner beherbergt. Auch OPC verbuchte einen drastischen Rückgang der Einnahmen aus dem internationalen Tourismus aufgrund des Reiseverbots, nationaler Ausgangssperren und der Isolation der nationalen Hauptstadt Nairobi. „Daher war Fundraising notwendig, um unsere Wildtier- und Schutzprogramme aufrechtzuerhalten und die Gehälter zu bezahlen“, sagt Ol Pejeta-Geschäftsführer Richard Vigne. „Der Schutz der Nashörner und die professionelle tierärztliche Versorgung wurden jedoch in Zusammenarbeit mit dem Kenya Wildlife Service zu jeder Zeit aufrechterhalten.“

Für die Forschungseinrichtungen der Konsortialpartner in Deutschland, Italien und Japan gab es unterschiedlich starke Einschränkungen für die Laborarbeit. Entscheidende Arbeiten am Leibniz-IZW, im Avantea Laboratory of Reproductive Technologies (Italien), an der Kyushu University (Japan) und am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (Deutschland) konnten nur eingeschränkt weitergeführt werden. „Das Personal in den Laboren war begrenzt, Hygienevorschriften wurden erlassen, der Transport von Proben und Geräten wurde erschwert und nicht zuletzt zwang die Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen die Eltern von der Laborarbeit ins Home Office“, resümiert Sebastian Diecke vom Max-Delbrück-Centrum. Auch an der Universität Padua wurden Labore und Büros geschlossen und Online-Lehre und -Forschung implementiert. Das Team, das für die ethische Überwachung des BioRescue-Programms zuständig ist, arbeitete weiterhin von zu Hause aus und musste seine Strategien anpassen, um die ethische Bewertung für alle Einsätze weiterzuführen. „Trotz aller Schwierigkeiten wurde die ethische Bewertung bei allen BioRescue-Forschungseinsätzen immer durchgeführt, und das mit hohen Qualitätsstandards und unter der Einhaltung von Sicherheit und Wohlergehen sowohl der Forscher*innen als auch der beteiligten Tiere“, sagt Barbara de Mori von der Universität von Padua.

„COVID-19 hat auf der ganzen Welt katastrophale Folgen, aber zwei neue Embryonen, die wir im Dezember 2020 produziert haben, beweisen, dass unser BioRescue-Team entschlossen ist, alle wissenschaftlichen und logistischen Herausforderungen zu meistern, die die Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns mit sich bringen“, sagt Jan Stejskal.

Neben schweren negativen Auswirkungen der Pandemie gab es auch einige positive. Zum Beispiel eröffnete die Schließung der internationalen Grenzen neue Möglichkeiten für Verfahren der assistierten Reproduktion in Deutschland, die für die Weiterentwicklung und Perfektionierung von Methoden und Techniken wichtig waren. So konnte beispielsweise aufgrund von Reisebeschränkungen ein Paarungspartner für ein Südliches Breitmaulnashornweibchen in einem deutschen Zoo nicht anreisen. Dadurch hatte das BioRescue-Team die Möglichkeit, mit dem Tier zu arbeiten. Darüber hinaus trugen soziale Distanzierungsvorschriften dazu bei, eine neue Kultur der regelmäßigen Online-Treffen innerhalb der Konsortialpartner zu etablieren, die sich als nützlich erwies und beibehalten werden soll. Und schließlich gibt es ein neues Bewusstsein für die Zerstörung von Lebensraum und den Verlust von Biodiversität als Schlüsselfaktoren für neu auftretende zoonotische Infektionskrankheiten. „Bei BioRescue geht es nicht nur um die Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns. Auch die langfristige Wiederherstellung zerstörter Lebensräume in Zentralafrika ist ein nachhaltiges Mittel im Kampf gegen Pandemien“, sagt Thomas Hildebrandt. „Es ist ironisch und bitter, dass unsere Mission ausgerechnet durch das, was sie letztlich unwahrscheinlicher machen soll, eine Pandemie, schwer getroffen wurde.“

Mehr Informationen über BioRescue sowie Möglichkeiten, das Projekt zu unterstützen, finden Sie auf www.biorescue.org.

Publikation

Hildebrandt TB*, Holtze S*, Biasetti P, Colleoni S, de Mori B, Diecke S, Göritz F, Hayashi K, Hayashi M, Hermes R, Kariuki L, Lazzari G, Mijele D, Mutisya S, Ndeereh D, Ngulu S, Seet S, Zwilling J, Zywitza V, Stejskal J, Galli C (2021): Conservation Research in Times of Covid-19 – the Rescue of the Northern White Rhino. J APPL ANIM ETHICS RES 11, 312. doi: 10.1163/25889567-BJA10009.

Leibniz Institute for Zoo and Wildlife Research (Leibniz-IZW)

The Leibniz-IZW is an internationally renowned German research institute of the Forschungsverbund Berlin e.V. and a member of the Leibniz Association. Our mission is to examine evolutionary adaptations of wildlife to global change and develop new concepts and measures for the conservation of biodiversity. To achieve this, our scientists use their broad interdisciplinary expertise from biology and veterinary medicine to conduct fundamental and applied research – from molecular to landscape level – in close dialogue with the public and stakeholders. Additionally we are committed to unique and high quality services for the scientific community. http://www.izw-berlin.de

Safari Park Dvůr Králové

Safari Park Dvůr Králové is a safari park in the Czech Republic. It’s one of the best rhino breeders outside of Africa and the only place where the northern white rhino bred in human care - both remaining females, Najin and Fatu, were born here. Dvůr Králové Zoo coordinates efforts to save the northern white rhinos. https://safaripark.cz/en/

Max Delbrück Center for Molecular Medicine (MDC)

The MDC's research has a long-time goal: to advance medicine today and in the future. Its broad thematic orientation enables highly networked and collaborative projects providing insights into many different aspects of life and disease. https://www.mdc-berlin.de/research-approach

Kenya Wildlife Service

Kenya Wildlife Service is the principal government institution that conserves and manages wildlife for Kenyans and the world. It also enforces related laws and regulations. http://kws.go.ke/

 

Ol Pejeta Conservancy

Ol Pejeta Conservancy is the largest black rhino sanctuary in east Africa, and is the only place in Kenya to see chimpanzees. It is also home to the last two northern white rhinos on the planet. Ol Pejeta’s cutting-edge wildlife security includes a specialised K-9 unit, motion sensor cameras along its solar-powered electric fence, and a dedicated Rhino Protection Unit. https://www.olpejetaconservancy.org/

Avantea

Avantea is a laboratory of advanced technologies for biotechnology research and animal reproduction based in Cremona, Italy. Avantea has over twenty years of experience and the know-how in assisted reproduction of livestock developed through years of research conducted in the biomedical and animal reproduction fields. https://www.avantea.it/en/

University of Padua

University of Padua in Italy is one of the oldest in the world, celebrating 800 years. Its Department of Comparative Biomedicine and Food Science is developing leading research and education in the field of wildlife conservation and welfare with a special focus on ethical assessment and evaluation of research projects and educational programs. https://www.unipd.it/en/

PRESSEMITTEILUNG

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) | Università degli Studi di Padova (UP) | Avantea Laboratory of Reproductive Technologies | Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) | Kyushu University| Kenya Wildlife Service | Ol Pejeta Conservancy | Safaripark Dvůr Králové

heilen / 09.02.2021
Kinderonkologen sind alarmiert

Die Kinderkrebszentren des Helios Klinikums Berlin-Buch und der Charité – Universitätsmedizin Berlin verzeichnen aktuell einen besorgniserregenden Rückgang an Neudiagnosen bei Kindern mit Krebserkrankungen (Foto: Thomas Oberländer / Helios Kliniken)
Die Kinderkrebszentren des Helios Klinikums Berlin-Buch und der Charité – Universitätsmedizin Berlin verzeichnen aktuell einen besorgniserregenden Rückgang an Neudiagnosen bei Kindern mit Krebserkrankungen (Foto: Thomas Oberländer / Helios Kliniken)

Die Kinderkrebszentren des Helios Klinikums Berlin-Buch und der Charité – Universitätsmedizin Berlin verzeichnen aktuell einen besorgniserregenden Rückgang an Neudiagnosen bei Kindern mit Krebserkrankungen. Die Vermutung liegt nahe, dass bei den betroffenen Eltern eine Verunsicherung herrscht, ob sie in der aktuellen Situation eine Kinderarztpraxis oder Klinik aufsuchen sollten. Die Kinderonkologen appellieren jetzt an Mütter und Väter, unklare Symptome abklären zu lassen.
 
Die Kinderkrebszentren des Helios Klinikums Berlin-Buch und der Charité – Universitätsmedizin Berlin verzeichnen aktuell einen besorgniserregenden Rückgang an Neudiagnosen bei Kindern mit Krebserkrankungen.

Nehmen wir an, ein Kind fühlt sich schwach, hat einiges an Gewicht verloren, nachts schwitzt es und hat kaum Appetit. In normalen Zeiten würden Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen und diese unklaren Symptome abklären lassen. Doch in Zeiten von COVID-19 suchen viele gar nicht erst die Ärztin oder den Arzt auf. Aber genau das könnte schwere Folgen haben – beispielsweise dann, wenn es erste Symptome einer Krebserkrankung sind.

Eine repräsentative Studie der Helios Kliniken für den Bereich der Krebsmedizin zeigt, dass während des ersten Corona-Lockdowns und kurze Zeit danach 10 bis 20 Prozent weniger Krebsbehandlungen durchgeführt wurden. Dies ist besonders bedenklich, weil davon ausgegangen werden muss, dass durch nicht zeitgerecht eingeleitete Untersuchungen und Behandlungen gravierende Nachteile für Patientinnen und Patienten entstehen können. Gerade bei Erkrankungen wie Krebs ist es entscheidend, so früh wie möglich mit einer geeigneten Therapie zu beginnen, um die Überlebenschancen so hoch wie möglich zu halten.

Privatdozent Dr. Patrick Hundsdörfer, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch: „Wir machen uns Sorgen, weil die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die mit Neuerkrankungen in frühen, heilbaren Tumorstadien vorgestellt werden, in den letzten Wochen stark zurückgegangen ist. Wir befürchten, dass wir dadurch in einigen Wochen bis Monaten vermehrt junge Patienten mit Tumoren in fortgeschrittenen Stadien sehen werden. Das kann in einigen Fällen bedeuten, dass die Heilungschance enorm sinkt.“
Arztbesuch nicht aufschieben - Beschwerden abklären

„Akute und länger anhaltende Beschwerden aufgrund der Sorge um eine Ansteckung mit dem Coronavirus auszusitzen, ist keine Lösung“, sagt Prof. Dr. Angelika Eggert Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Charité. Sie warnt eindringlich: „Die Angst vor einer möglichen Corona-Infektion dürfen Eltern nicht davon abhalten, bei unklaren Symptomen ihr Kind bei einem Arzt vorzustellen.“
Sowohl in Arztpraxen als auch in Kliniken gibt es entsprechende Hygienekonzepte und Sicherheitsstandards, sodass der bestmögliche Schutz von Patientinnen und Patienten gewährleistet ist. Die beiden Berliner Kinderkrebszentren sind wie gewohnt rund um die Uhr für ihre Patientinnen und Patienten im Einsatz. Gemeinsam behandeln und betreuen sie Berliner und Brandenburger Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen und stellen deren optimale medizinische Versorgung regionsweit sicher.

Die Berliner Kinderkrebszentren

Das Kinderkrebszentrum im Helios Klinikum Berlin-Buch:
Das Kinderkrebszentrum im Helios Klinikum Berlin-Buch behandelt Kinder mit allen onkologischen Krankheiten und in allen Krankheitsphasen. Dabei kooperiert es eng mit den Nachbardisziplinen, darunter der Kinderchirurgie, Kinderneuroorthopädie, Tumororthopädie, Neurochirurgie, Tumorimmunologie und Stammzelltransplantationszentrum, Radiologie, Neuroradiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie.
Mehr Informationen unter: https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch/unser-angebot/unsere-fachbereiche/kinderkrebszentrum/

Die Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité:
Die umfassende und ganzheitliche Krebsbehandlung an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie basiert auf wissenschaftlich abgesicherten und qualitätsüberwachten Therapieverfahren. Sie und dauert in der Regel zwischen drei bis 12 Monaten. Etwa 120 neue Kinder und Jugendliche werden jährlich kinderonkologisch behandelt und haben damit eine Heilungsaussicht von > 80%. Die Klinik ist seit 2017 als Kinderkrebszentrum durch OnkoZert von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert und als Europäisches Referenzzentrum akkreditiert.  
Mehr Informationen unter: https://kinderonkologie.charite.de/


Das Helios Klinikum Berlin-Buch ist ein modernes Krankenhaus der Maximalversorgung mit über 1.000 Betten in mehr als 60 Kliniken, Instituten und spezialisierten Zentren sowie einem Notfallzentrum mit Hubschrauberlandeplatz. Jährlich werden hier mehr als 55.000 stationäre und über 144.000 ambulante Patienten mit hohem medizinischem und pflegerischem Standard in Diagnostik und Therapie fachübergreifend behandelt, insbesondere in interdisziplinären Zentren wie z.B. im Brustzentrum, Darmzentrum, Hauttumorzentrum, Perinatalzentrum, der Stroke Unit und in der Chest Pain Unit. Die Klinik ist von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Zentrum und von der Deutschen Diabetes Gesellschaft als „Klinik für Diabetiker geeignet DDG“ zertifiziert.
 Gelegen mitten in Berlin-Brandenburg, im grünen Nordosten Berlins in Pankow und in unmittelbarer Nähe zum Barnim, ist das Klinikum mit der S-Bahn (S 2) und Buslinie 893 oder per Auto (ca. 20 km vom Brandenburger Tor entfernt) direkt zu erreichen.

Helios ist Europas führender privater Krankenhausbetreiber mit insgesamt rund 110.000 Mitarbeitern. Zum Unternehmen gehören unter dem Dach der Holding Helios Health die Helios Kliniken in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien. Rund 21 Millionen Patienten entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2019 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 9,2 Milliarden Euro.
In Deutschland verfügt Helios über 89 Kliniken, 128 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und sechs Präventionszentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,6 Millionen Patienten behandelt, davon 4,4 Millionen ambulant. Helios beschäftigt in Deutschland 73.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro. Helios ist Partner des Kliniknetzwerks „Wir für Gesundheit“. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.
Quirónsalud betreibt 51 Kliniken, 71 ambulante Gesundheitszentren sowie rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 15,4 Millionen Patienten behandelt, davon 14,6 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt rund 37.500 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von über drei Milliarden Euro.
Helios Deutschland und Quirónsalud gehören zum Gesundheitskonzern Fresenius.

leben / 08.02.2021
Aktuelle Wetterlage: Vorsicht bei Nutzung der öffentlichen Spielplätze

Durch den aktuellen Wintereinbruch mit starkem Frost ist der Fallschutz auf den Pankower Spielplätzen eingefroren.
Er kann daher Stürze nicht mehr in ausreichendem Maße dämpfen und es kann zu Verletzungen kommen.
Das Bezirksamt Pankow rät daher Eltern und Kinder zu erhöhter Vorsicht.

produzieren / 08.02.2021
Eckert & Ziegler erhält Auftrag für Heißzellenbau von niederländischem Forschungszentrum

Eckert & Ziegler hat einen Auftrag zum Bau von Heißzellen im Wert von mehreren Millionen Euro erhalten. Auftraggeber ist die Nuclear Research and Consultancy Group (NRG) in Petten (NL), ein weltweit führendes Forschungsinstitut für die Herstellung von Radiopharmazeutika.

Der Auftrag umfasst Planung und Bau von Heißzellen für die GMP-konforme Bearbeitung von Alpha- und Betastrahlern im sogenannten FIELD-LAB der NRG am Standort Petten (NL). Das FIELD-LAB soll für Unternehmen und Forschungsinstitute ein praxisnahes Umfeld bieten, um Radiopharmaka für die personalisierte Behandlung von Krebs und anderen Erkrankungen zu entwickeln.

„Der Auftrag unterstreicht unsere hohe Expertise im Spezialanlagenbau für radioaktive Stoffe. Wir freuen uns, mit unserem Fachwissen in den Bereichen Radiopharmazie, Technik und Prozessentwicklung zu diesem spannenden Projekt beizutragen“, erklärt Felix Husmann, Geschäftsführer der auf Anlagenbau spezialisierten Eckert & Ziegler Tochtergesellschaft Isotope Technologies Dresden GmbH (ITD). „Angesichts der weltweit hohen Nachfrage nach Radiopharmaka wird der Spezialanlagenbau zunehmend wichtiger. Mit unserer langjährigen Erfahrung sind wir hier bestens als valider Partner der pharmazeutischen Industrie aufgestellt.“

"Bei ITD überzeugten uns die langjährige Erfahrung, der Preis und der kundenorientierte Lösungsansatz", so Vinod Ramnandanlal, Commercial Director von NRG. "Mit ITD haben wir einen starken Partner gefunden, mit dem wir gemeinsam die technische Infrastruktur unseres FIELD-LABs aufbauen und so die Entwicklung von Radiopharmazeutika zur Krebsbekämpfung beschleunigen können."

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den weltweit größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet an verschiedenen Standorten Dienstleistungen für Radiopharmazeutika an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
Wir helfen zu heilen.

Über Isotope Technologies Dresden
Die Isotope Technologies Dresden GmbH (ITD) ist ein Tochterunternehmen der Eckert & Ziegler AG und einer der international führenden Spezialisten für die Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von Heißzellen für Produktion, Materialtestung, Forschung & Entwicklung, sowie weiterer Anwendungen im radiopharmazeutischen und industriellen Umfeld. ITD verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung, Herstellung und Installation von kundenspezifischem Sonderanlagenbau.

Über Nuclear Research and Consultancy Group (NRG)
Die NRG ist ein international tätiger Anbieter von nuklearen Dienstleistungen. Das Unternehmen stellt Isotope her, führt nukleartechnische Forschung durch, berät zur Sicherheit und Zuverlässigkeit von Nuklearanlagen und bietet Dienstleistungen im Bereich Strahlenschutz an.

Über FIELD-LAB
FIELD-LAB ist eine Initiative des Konsortiums Advancing Nuclear Medicine und bietet Unternehmen und Forschungsinstituten ein praxisnahes Umfeld, um Radiopharmaka für die personalisierte Behandlung von Krebs und anderen Erkrankungen zu entwickeln.

www.ezag.de

investieren, leben / 04.02.2021
Städtebauliches Gutachter:innenverfahren fürs neue Stadtquartier Buch-Am Sandhaus startet

Luftbild Buch - Am Sandhaus (Foto: Dirk Laubner)
Luftbild Buch - Am Sandhaus (Foto: Dirk Laubner)

Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen vom 03.02.2021

In Berlin-Buch soll in den kommenden Jahren zwischen dem S-Bahnhof Buch, der Straße Am Sandhaus und dem ehemaligen Krankenhausgelände der Staatssicherheit in enger Abstimmung zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und dem Bezirk Pankow eins von 16 neuen Stadtquartieren entstehen. Neben 2.400 bis 3.000 neue Wohnungen sind im autoarmen Quartier auch Kitas und eine neue Grundschule vorgesehen.
 
 Am 4. Februar 2021 fällt nun der Startschuss fürs diskursive, städtebauliche Gutachter:innen-verfahren. In dessen Rahmen arbeiten drei Planungsteams parallel an städtebaulichen Entwürfen. Diese werden in mehreren Schritten und unter Beteiligung der Öffentlichkeit diskutiert und weiterentwickelt. Im Sommer soll eine Fachjury, das sogenannte Gutachter:innengremium, das beste Konzept auswählen. Es dient als Grundlage für die darauffolgende verbindliche Bauleitplanung.
 
Sebastian Scheel, Senator für Stadtentwicklung und Wohnen: „Die 16 neuen Stadtquartiere spielen bei der Schaffung von leistbarem Wohnraum eine zentrale Rolle. Insgesamt entstehen so im gesamten Stadtgebiet Wohnungen für über 100.000 Berliner:innen. Umso wichtiger ist uns die städtebauliche Qualität jedes einzelnen Quartiers. Ich freue mich deshalb ganz besonders auf die Ergebnisse des städtebaulichen Gutachter:innenverfahrens für das neue Stadtquartier Buch-Am Sandhaus. Ich bin zuversichtlich, dass die Planungsteams im Austausch mit der Nachbarschaft spannende Entwürfe entwickeln und das neue Quartier so zu einem wunderbar lebenswerten Ort werden lassen.“
 
Vollrad Kuhn, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste: „Der Bezirk Pankow ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Ein Projekt in der Größe des Standorts Buch-Am Sandhaus ist daher für uns ein wichtiges Element, um ausreichend Wohnraum im Bezirk anbieten zu können. Besonders attraktiv macht das Projekt die randstädtische Lage, die das Wohnen mit Bezug zur offenen Landschaft thematisiert und gleichzeitig auf bereits vorhandene Infrastruktureinrichtungen setzen kann (Ortsteilzentrum, Schulen, S-Bahn-Anschluss etc.), die auch das Potenzial bieten, das Gebiet unter den Vorzeichen eines autoreduzierten Quartiers zu entwickeln. Ich bin daher schon sehr gespannt auf die Entwürfe, die die Planerteams nun während des Gutachter-Verfahrens erarbeiten werden.“
 
Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Baustein des diskursiven Gutachter:innen-verfahrens. Bis zum Sommer sind öffentliche Planungswerkstätten bzw. Ausstellungen vorgesehen, in denen die Teams ihre Entwürfe präsentieren und mit interessierten Bürger:innen diskutieren werden. Die Ergebnisse dieser Debatten fließen in die weitere Bearbeitung ein. Die Veranstaltungstermine und -formate werden rechtzeitig vorab bekannt gegeben.
 
Die Bürgerschaft ist zudem in der Fachjury vertreten und kann so über die Auswahl der Entwürfe mitentscheiden. Hierfür konnten sich Anwohner:innen im Vorfeld bewerben. In einem Beteiligungskonzept werden alle geplanten Maßnahmen zusammengefasst. Weitere Informationen auf der Seite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen:

https://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/pressebox/archiv_volltext.shtml?arch_2102/nachricht7030.html

forschen / 02.02.2021
Single Cell goes clinical: Vier neue Forschungsgruppen nutzen Einzelzellmethoden für die Medizin

Die vier jungen Nachwuchsgruppenleiterinnen mit den Chairs des Single Cell Programms: Ashley Sanders, Angelika Eggert, Stefanie Grosswendt, Nikolaus Rajewsky, Leif Ludwig und Simon Haas (v.l.n.r.) © Felix Petermann, MDC
Die vier jungen Nachwuchsgruppenleiterinnen mit den Chairs des Single Cell Programms: Ashley Sanders, Angelika Eggert, Stefanie Grosswendt, Nikolaus Rajewsky, Leif Ludwig und Simon Haas (v.l.n.r.) © Felix Petermann, MDC

Das Berlin Institute of Health (BIH), das Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und die Charité – Universitätsmedizin Berlin haben vor einem Jahr den gemeinsamen Forschungsfokus „Single Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin“ gegründet. Ziel ist es, innovative Einzelzelltechnologien für klinische Fragestellungen zu nutzen. Umsetzen sollen dieses Vorhaben vier neue Nachwuchsgruppen, die nun ihre Arbeit aufgenommen haben.

2018 waren sie der „Durchbruch des Jahres“: Das Wissenschaftsmagazin Science kürte die neuen Technologien, mit denen Wissenschaftler*innen die genetische Aktivität einzelner Körperzellen analysieren können, zur wichtigsten Errungenschaft. „Diese revolutionären Technologien haben eine große Bedeutung für die personalisierte Medizin“, sagt Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH Direktoriums und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité. „Wir haben uns deshalb entschlossen, die Translation dieser Forschung zu fördern: Wir wollen die Ergebnisse der Forschung rascher in die Klinik bringen und umgekehrt, aus Beobachtungen in der Klinik neue Fragestellungen für die Single-Cell-Forschung entwickeln.“ Zu diesem Zweck haben das Berlin Institut of Health (BIH), das Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und die Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam den Fokusbereich „Single Cell Ansätze für die personalisierte Medizin“ gegründet.

Modernste Technologien für den klinischen Einsatz

Den Kern des neuen Forschungsfokus bilden vier neue Nachwuchsforschungsgruppen, deren Leiter*innen international berufen wurden: Dr. Leif Ludwig, der vom Broad Institute in Cambridge, USA nach Berlin gekommen ist, will mit seiner Gruppe die Entwicklung und Aktivität von Stammzellen im Zusammenhang mit dem Erbgut ihrer „Zellkraftwerke“, den Mitochondrien, untersuchen. Dr. Simon Haas kommt vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und analysiert Krebsstammzellen, um damit den Ursprung von Blutkrebserkrankungen gezielt angehen zu können. Dr. Stefanie Grosswendt vom Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik möchte herausfinden, welche Zelltypen und Vorgänge aus der Embryonalentwicklung im Krankheitsbild bestimmter Krebsarten eine Rolle spielen. Die Kanadierin Dr. Ashley Sanders war bisher am Europäischen Molekularbiologischen Labor in Heidelberg und erforscht, wie neue Mutationen in einzelnen Zellen entstehen und so deren unterschiedliche Ausprägung innerhalb eines Organs oder Tumors bedingen.

Die Nachwuchsgruppen werden am MDC in Mitte, und somit am Berliner Institut für Molekulare Systembiologie (BIMSB), angesiedelt sein. Hier haben sie Zugang zu neuesten Einzelzellmethoden und kooperieren mit exzellenten Systembiologen. BIMSB-Direktor Professor Nikolaus Rajewsky hat selbst entscheidende Beiträge zur Einzelzelltechnologie geleistet. „Das ist so, als ob wir ein Supermikroskop erfunden hätten, mit dem wir plötzlich in jede Zelle in einem Gewebe hineinschauen könnten, in alle Zellen gleichzeitig, und sehen könnten, was molekular in der Zelle vor sich geht - zum Beispiel wann und warum sie krank wird.“ Nikolaus Rajewsky und Professorin Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Charité, sind Sprecher und Sprecherin des neuen BIH-Forschungsfokus.

Zusammenarbeit mit Kliniker*innen

Das BIMSB befindet sich in Berlin Mitte und damit in unmittelbarer Nähe zum Campus Charité Mitte (CCM). Das erweist sich als großer Vorteil für ihre translationale Arbeit, denn die Nachwuchsgruppen werden jeweils eng mit einer Klinik der Charité zusammenarbeiten, um die Einzelzelltechnologien für konkrete medizinische Fragestellungen und deren klinischen Einsatz zu etablieren: Ashley Sanders wird mit Britta Siegmund, der Direktorin der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, kooperieren. Angelika Eggert ist klinische Partnerin von Stefanie Grosswendt. Simon Haas und Leif Ludwig werden mit den Direktoren der beiden Medizinischen Kliniken mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie zusammenarbeiten, Lars Bullinger am Campus Virchow-Klinikum (CVK) sowie Ulrich Keller am Campus Benjamin Franklin (CBF).

„Ich glaube, dass insbesondere die Krebsforschung von den neuen Single-Cell-Technologien profitieren wird“, sagt Angelika Eggert. „Denn Tumoren bestehen keineswegs aus lauter gleichartigen Zellen, sondern sind oft ein sehr heterogenes Gemisch aus unterschiedlich differenzierten Krebszellen, Bindegewebs-, Blutgefäß- und Immunzellen. Je genauer man die zelluläre Zusammensetzung eines Tumors kennt, desto gezielter kann man ihn bekämpfen.“

Der Beginn eines „Cell Hospitals“

„Ich freue mich sehr und bin auch ein bisschen stolz, dass wir diese tollen jungen Leute nach Berlin holen konnten“, sagt Nikolaus Rajewsky. Gleichzeitig ist auch das Angebot für die jungen Forscher*innen besonders attraktiv. Während man als Forscherin oder Forscher den molekularen Details auf den Grund gehen kann, fragen die assoziierten Ärzt*innen nach der klinischen Relevanz der Ergebnisse und ermöglichen den Forschenden Einblicke in Krankheitsfälle, die mithilfe von Einzelzelltechnologien aufgeklärt werden können.

„In diesem Sinne betrachte ich diese Initiative als den Beginn eines ‘Cell Hospitals‘, in dem die Grundlagenforschung des MDC/BIMSB, die klinische Forschung an der Charité und die translationale Forschung des BIH zusammenkommen“, sagt Nikolaus Rajewsky. „Nicht nur, um die Mechanismen zu verstehen, warum Zellen krank werden, sondern auch, um diese Zellen so frühzeitig zu entdecken, dass man sie wieder auf den Pfad des Gesunden zurückbringen kann. Ich bin mir sicher, dass wir zumindest für einige Krankheiten signifikante Fortschritte machen werden.“
 

Über das Berlin Institute of Health (BIH)

Die Mission des Berlin Institute of Health (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das MDC ist Privilegierter Partner des BIH.

Kontakt

Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Kommunikation & Marketing
Berlin Institute of Health (BIH)
Translationsforschungsbereich
der Charité – Universitätsmedizin Berlin

+49 (0) 30 450 543019
s.seltmann@bihealth.de

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Benannt ist es nach dem deutsch-amerikanischen Biophysiker Max Delbrück, der 1969 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um Krankheitsursachen auf den Grund zu gehen und damit eine bessere und wirksamere Krankheitsdiagnose, -prävention und -behandlung zu ermöglichen. An dieser Zielsetzung arbeitet das MDC gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH). Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit weiteren nationalen Partnern wie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und mit zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC sind über 1.600 Mitarbeiter*innen und Gäste aus fast 60 Ländern tätig, davon knapp 1.300 in der wissenschaftlichen Forschung. Finanziert wird das MDC zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. www.mdc-berlin.de

Kontakt

Jutta Kramm

Leiterin Abteilung Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare
Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)

+49-30-9406-2140
jutta.kramm@mdc-berlin.de oder presse@mdc-berlin.de  

 

leben / 01.02.2021
Start des Bürger:innenhaushalts Pankow

Bis 31. März 2021 können Vorschläge eingereicht werden

Am 20. Januar 2021 hat die Bezirksverordnetenversammlung Pankow (BVV) die Einrichtung eines Bürger:innenhaushalts ab 2021 beschlossen. Bürger:innen können in den nächsten Jahren fortlaufend Vorschläge zur Verwendung bezirklicher Haushaltsmittel einreichen.
2021 startet der Bürger:innenhaushalt mit einer Kampagne. Einwohner:innen mit Erstwohnsitz in Pankow können vom 1. Februar - 31. März 2021 über die Plattform mein.berlin.de Vorschläge einreichen, die in die Planungen für den Doppelhaushalt 2022 / 2023 einfließen.
Die eingereichten Ideen werden von den verantwortlichen Fachbereichen auf Zuständigkeit und grundsätzliche Realisierbarkeit überprüft und an die jeweiligen Fachausschüsse der BVV überwiesen. Der BVV obliegt die Entscheidung über die Berücksichtigung im Haushalt. Die Ideengeber:innen werden über den Werdegang ihrer eingegangenen  Vorschläge auf dem Laufenden gehalten.
Vorschläge können zu allen bezirklichen Belangen wie zum Beispiel Straßenquerungen, Spielplatzsanierungen, Fahrradwege, Stärkung von Kinderrechten, Straßengrün oder der Gestaltung von öffentlichen Plätzen uvm. eingebracht werden.
Vorschläge und Ideen zur Gestaltung des Bezirks und der Verwendung der Haushaltsmittel können von allen Einwohner*innen des Bezirks Pankows über folgenden Link unterbreitet werden: https://mein.berlin.de/projekte/burgerinnenhaushalt-pankow/

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre können ihre Ideen formlos und mit Angabe des jeweiligen Ortsteils auch anonym, aber gerne mit Altersangabe, an das Büro für Bürgerbeteiligung oder die Kinder- und Jugendbeauftragte in Pankow senden oder in die Briefkästen der Bürgerämter des Bezirks einwerfen.

Für alle Bürger:innen ohne Zugang zum Internet werden ab 10. Februar 2021 postalisch einzureichende Vorschlagsformulare in den bezirklichen Bürgerämtern ausliegen.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der SPK unter:
https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/service-und-organisationseinheiten/sozialraumorientierte-planungskoordination/buero-fuer-buergerbeteiligung/buerger_innenhaushalt-1044432.php
Für Rückfragen steht das Büro für Bürgerbeteiligung Pankow in der Zeit von Montag bis Freitag 9 - 15 Uhr unter den unten angegebenen Kontaktdaten zur Verfügung.

Büro für Bürgerbeteiligung (OE SPK)
Breite Straße 24a-26
13187 Berlin

Tel: (030) 90295 -2713 / -2016, E-Mail: spk@ba-pankow.berlin.de
Kinder- und Jugendbeauftragten Pankow: Britta Kaufhold, Berliner Allee 252, 13088 Berlin
Tel.: (030) 90295-7260, E-Mail: britta.kaufhold@ba-pankow.berlin.de

forschen / 29.01.2021
Paare oder Singles auf Krebszellen

Zwei embryonale Nierenzellen, die den CXCR4-Rezeptor ausbilden (in dunkelgelb). Bild: Paolo Annibale, Ali Isbilir, MDC
Zwei embryonale Nierenzellen, die den CXCR4-Rezeptor ausbilden (in dunkelgelb). Bild: Paolo Annibale, Ali Isbilir, MDC

Ein wichtiger Rezeptor auf der Oberfläche von Krebs- und Immunzellen liebt es unverbindlich: Er liegt mal als Single, mal als Paar vor. Dies hat erstmals ein Team am MDC im Journal PNAS gezeigt und bringt damit entscheidend die Entwicklung neuer Medikamente voran.

Es könnte von einer Tanzveranstaltung die Rede sein: Sind es eher Paare oder Singles, die sich da tummeln? Diese Frage trieb Ali Isbilir und Dr. Paolo Annibale am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) um. Sie untersuchten jedoch nicht etwa einen Ballsaal, sondern die Oberfläche von Zellen – und wollten wissen: Kommt eine bestimmte Eiweißantenne auf der Hülle von Krebs- und Immunzellen dort alleine vor oder verbindet sie sich paarweise?

„CXCR4“ heißt jene Antenne – der molekulare Rezeptor hatte in den vergangenen Jahren eine hitzige Debatte unter Expert*innen in Gang gehalten, weil sein Beziehungsstatus Rätsel aufgab. Trat er als Single auf oder doch als Paar? Und was macht den Unterschied? Ein Forschungsteam in der AG „Signalprozesse von Rezeptoren“ am MDC hat nun erstmals das Rätsel um seinen Beziehungsstatus gelöst. Die Ergebnisse veröffentlichte kürzlich das Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

CXCR4 ist ein wichtiger Rezeptor auf Immun- und Krebszellen
„Wenn CXCR4 in großer Zahl auf Krebszellen zu finden ist, sorgt er unter anderem dafür, dass diese wandern können. Er legt damit eine Basis für Metastasen“, sagt Erstautor Isbilir. Metastasen sind bekanntlich schwer zu therapieren; oftmals sterben Patient*innen an den Folgen der Tochtergeschwulste.

Auch bei jeder Entzündung ist CXCR4 mit von der Partie. Der Entzündungsherd setzt Botenstoffe aus der Klasse der Chemokine frei. Diese sorgen in den Lymphknoten dafür, dass Immunzellen sehr viele CXCR4-Antennen auf ihrer Hülle ausbilden. Mithilfe dieser Antennen orten Immunzellen den Entzündungsherd und wandern zu ihm hin. Auf diese Fähigkeit verweist im Übrigen auch der Name CXCR, der für „Chemokinrezeptor“ steht. „Solche Rezeptoren sind die wichtigsten Zielstrukturen in der Pharmaforschung“, betont Professor Martin Lohse, der Letztautor der Studie. „Ungefähr ein Drittel der Arzneien adressieren diese Klasse von Rezeptoren.“

Ob solche Rezeptoren als Paar oder Single vorliegen, ist damit nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Pharmabranche zentral. Mit neuen Methoden der optischen Mikroskopie konnte das Team diese Frage nun erstmalig beantworten. CXCR4 legt sich offenbar nicht fest: Er kommt vorübergehend paarweise (als transientes Dimer), dann wieder alleine (als Monomer) vor.

Der Beziehungsstatus hängt maßgeblich davon ab, wie viele der CXCR4-Rezeptoren auf einer Zelle sitzen, wies das Team nach. Ist die Zelloberfläche dicht besetzt, formieren sich mehr Paare. Sind nur wenige Rezeptoren vorhanden, bleiben diese häufiger alleine. Zugleich konnten die Forschenden zeigen, dass bestimmte Arzneien, die als CXCR4-Blocker wirken, die Paarbildung unterdrücken können. „Man nimmt an, dass die CXCR4-Paare schlecht für die Gesundheit sind. Ob das wirklich so ist, können wir mit unseren neuen mikroskopischen Methoden prüfen“, erläutert Lohse.

Fluoreszierende Paare und Singles
Die Wissenschaftler*innen haben erfolgreich zwei junge Verfahren der optischen Mikroskopie auf einzigartige Weise miteinander kombiniert: Mit Einzelmolekülmikroskopie konnten sie dann den Beziehungsstatus einzelner CXCR4-Rezeptoren auf der Oberfläche lebender Zellen ermitteln. Die Fluoreszenzfluktuationsspektroskopie ermöglichte es zusätzlich, den Beziehungsstatus bei Zellen zu messen, die sehr viele Rezeptoren hatten. Das Besondere: Dazu mussten die Forschenden ein Verfahren entwickeln, um alle Rezeptoren effizient zu markieren. Zum anderen mussten sie ein hochsensitives Mikroskop aufbauen, mit dem sie einzelne Moleküle sehen können. Die neuen Methoden stellt das Team in einem Bericht im Fachblatt „Nature Protocols“ vor.

„Das Spannende ist, dass wir mit diesen Fluoreszenzmethoden nun lebende Krebszellen untersuchen können. Wir können herausfinden, ob CXCR4 dort paarweise oder alleine vorkommt“, sagt Annibale, der Co-Leiter der Arbeitsgruppe und ebenfalls Letztautor der Studie in „Nature Protocols“ ist. „Und dann können wir CXCR4-Blocker für Paare und Singles einsetzen und prüfen, welche wirksamer gegen Tumore sind. So können hoffentlich spezifischere Krebsmedikamente mit weniger Nebenwirkungen entwickelt werden.“

Auch heute prüfen Pathologen und Pathologinnen en detail die Eigenschaften der Krebszellen von Patient*innen. Damit können die Krebstherapien so individuell und wirksam wie möglich zusammengestellt werden. Annibale hofft, dass der Ansatz bald für Medikamenten-Screenings genutzt wird, um zu untersuchen, wie Rezeptorfunktionen beeinflusst werden. So könnten neue Therapien entstehen, zum Beispiel für Brust- oder Lungenkrebs.

Weiterführende Informationen
AG „Signalprozesse von Rezeptoren“

Literatur
Ali Işbilir et al. (2020): “Advanced fluorescence microscopy reveals disruption of dynamic CXCR4 dimerization by subpocket-specific inverse agonists”, PNAS, DOI: 10.1073/pnas.2013319117

Ali Işbilir et al. (2020): “Determination of G-protein-coupled receptor oligomerization by molecular brightness analyses in single cells”, Nature Protocols, DOI: 10.1038/s41596-020-00458-1

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH ) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

https://www.mdc-berlin.de/de/news/news/paare-oder-singles-auf-krebszellen

forschen / 29.01.2021
Nacktmulle sprechen Dialekt

In freier Wildbahn leben Nacktmulle ausschließlich in unterirdischen Höhlen und Tunneln in halbtrockenen Regionen Ostafrikas. Den gesamten Wasserbedarf decken die Nager über ihre Nahrung (Foto: Felix Petermann, MDC)
In freier Wildbahn leben Nacktmulle ausschließlich in unterirdischen Höhlen und Tunneln in halbtrockenen Regionen Ostafrikas. Den gesamten Wasserbedarf decken die Nager über ihre Nahrung (Foto: Felix Petermann, MDC)

Die einen schnacken Platt, die andern schwätzen Schwäbisch. Doch nicht nur wir Menschen, auch Nacktmulle haben ihre eigenen Mundarten entwickelt. Wie ein Team um den MDC-Forscher Gary Lewin jetzt im Fachblatt Science berichtet, stärkt das den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Nacktmull-Kolonie.

Nacktmulle sind äußerst kommunikative Wesen. Steht man vor ihrem Bau, hört man die kleinen Nager fast ununterbrochen leise zwitschern, piepsen, zirpen oder grunzen. „Mit unserer Studie wollten wir herausfinden, ob diese Laute für die Tiere, die nach strengen Regeln in ihrem eigenen kleinen Staat leben, eine soziale Bedeutung haben“, sagt Professor Gary Lewin, der Leiter der Arbeitsgruppe „Molekulare Physiologie der somatosensorischen Wahrnehmung“ am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC).

Fremde Nacktmulle sind im Staat wenig willkommen

Gemeinsam mit Dr. Alison Barker aus seinem Team sowie weiteren Forscherinnen und Forschern vom MDC und der südafrikanischen Universität Pretoria – Professor Nigel Bennett und Dr. Daniel Hart – hat Lewin das leise Zwitschern, mit dem sich Nacktmulle untereinander zu begrüßen scheinen, genauer analysiert. „Dabei haben wir festgestellt, dass jede Kolonie ihren eigenen Dialekt hat“, berichtet Barker, die Erstautorin der jetzt in Science veröffentlichten Studie. „Offenbar stärkt die Ausbildung einer speziellen Mundart das Zugehörigkeitsempfinden und den Zusammenhalt im Nacktmull-Staat.“

Denn fremde Nacktmulle sind in einem bereits bestehenden Staat alles andere als willkommen. „Man könnte sogar sagen, dass die Tiere ausgesprochen fremdenfeindlich sind“, sagt Lewin, der die Nacktmulle schon seit rund zwanzig Jahren am MDC erforscht. „Vermutlich geht dieses Verhalten auf die permanente Nahrungsknappheit in den trockenen Steppen ihrer ostafrikanischen Heimat zurück.“ Innerhalb des eigenen Staates verhalten sich die Nager jedoch sehr kooperativ: Jedes Tier kennt seinen Rang sowie die damit verbundenen Aufgaben – und geht diesen in aller Regel sehr zuverlässig nach.

Jeder Nacktmull hat seine unverwechselbare Stimme

Um die Sprache der Nacktmulle zu analysieren, nahm das Team um Lewin über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg insgesamt 36.190 leise Zwitscher von 166 Tieren aus sieben im Labor gehaltenen Kolonien in Berlin und Pretoria auf. Lewins und Barkers Kollege, der Mathematiker Grigorii Veviurko, der inzwischen an der Technischen Universiteit Delft in den Niederlanden forscht, nutzte einen Algorithmus, um die akustischen Merkmale der einzelnen Laute bildlich darzustellen. „Dadurch konnten wir acht verschiedene Faktoren wie zum Beispiel die Höhe oder die Asymmetrie der so erhaltenen Kurve erfassen und miteinander vergleichen“, erklärt Lewin.

Darüber hinaus entwickelte Veviurko ein Computerprogramm, das nach einem entsprechenden Training mit großer Zuverlässigkeit ermitteln konnte, welches leise Zwitschern von welchem Nacktmull stammt. „Wir wussten nun, dass jeder Nacktmull seine eigene Stimme hat“, sagt Barker. „Offen blieb aber, ob sich die Tiere anhand der Stimme auch untereinander erkennen.“

Das Computerprogramm, eine Form künstlicher Intelligenz, konnte die Tiere nicht nur anhand ihrer Stimme identifizieren. „Es stellte auch Gemeinsamkeiten der Laute innerhalb einer Kolonie fest“, sagt Lewin. Dadurch habe das Programm vorhersagen können, aus welcher Kolonie ein bestimmtes Tier stammt. „Jede Kolonie könnte also ihren eigenen unverwechselbaren Dialekt besitzen“, erläutert Barker. Ob den Tieren das auffalle und ob sie eigene und fremde Dialekte erkennen, sei zu diesem Zeitpunkt der Studie allerdings ebenfalls noch unklar gewesen.

Die Laute von Artgenossen wirken sehr anziehend

Um beide Fragen beantworten zu können, dachte sich Barker mehrere Experimente aus. Im ersten setzte sie wiederholt einen Nacktmull in zwei über eine Röhre miteinander verbundene Kammern. In der einen Kammer waren leise Zwitscherlaute eines anderen Nacktmulls zu hören, in der anderen war es still. „Wir konnten beobachten, dass die Tiere stets unverzüglich die Kammer mit den eingespielten Lauten aufsuchten“, erzählt Barker. Kamen die Laute von einem Tier aus der eigenen Kolonie, antwortete der Nacktmull sofort. Stammten sie von einem Tier aus einer fremden Kolonie, blieb der Nager hingegen still. „Das ließ uns vermuten, dass die Tiere den eigenen Dialekt erkennen und nur auf ihn reagieren“, sagt Barker.

Um sicher zu gehen, dass es die Mundart war und nicht die Stimme eines einzelnen Individuums, die der Nacktmull erkannte, kreierte Veviurko künstliche Laute. Diese beinhalteten spezifische Merkmale des jeweiligen Dialekts, ähnelten aber nicht der Stimme eines einzelnen Tieres. „Auch auf diese am Computer entwickelten Stimmen antworteten die Nacktmulle mit ihrem leisen Zwitschern“, berichtet Barker. Das Experiment funktionierte selbst dann, wenn in der Kammer mit der vertrauten Mundart der Duft einer fremden Kolonie verströmt wurde. „Damit hatten wir den Nachweis erbracht, dass die Tiere spezifisch den eigenen Dialekt erkennen und positiv auf ihn reagieren“, sagt Lewin. 

Pflegekinder lernen den Dialekt der neuen Kolonie

In weiteren Experimenten setzten die Forscherinnen und Forscher insgesamt drei verwaiste Nacktmull-Welpen in eine fremde Kolonie, in der die Königin – die als Einzige im Nacktmull-Staat Nachwuchs bekommen darf – ebenfalls gerade geworfen hatte. „Dies gewährleistete, dass die Neuankömmlinge nicht angegriffen wurden“, erklärt Barker. „Sechs Monate später konnten wir mithilfe unseres Computerprogramms zeigen, dass die Pflegekinder den Dialekt der Gast-Kolonie erfolgreich angenommen hatten.“

Dass die Königin im Nacktmull-Staat nicht nur für den Nachwuchs sorgt, sondern auch eine ganz entscheidende Rolle bei der Pflege der Mundart spielt, entdeckte das Team eher zufällig. „Eine unserer Kolonien verlor im Verlauf der Studie nacheinander zwei Königinnen“, sagt Lewin. „Wir stellten fest, dass sich die Laute der anderen Nacktmulle des Staates in dieser Zeit der Anarchie viel mehr als sonst voneinander unterschieden, der gemeinsame Dialekt also viel weniger ausgeprägt war.“ Das habe sich erst wieder geändert, nachdem sich ein paar Monate später ein anderes, ranghohes Nacktmull-Weibchen als neue Königin etabliert habe. 

Einblicke auch in das Wesen der menschlichen Kultur
„Menschen und Nacktmulle scheinen sich viel ähnlicher zu sein, als irgendjemand hätte ahnen können“, lautet das Fazit von Lewin. „Nacktmulle verfügen über eine Sprachkultur, die sich entwickelt hat, lange bevor es den Menschen überhaupt gab.“ Der nächste Schritt bestehe nun darin, herauszufinden, welche Mechanismen im Gehirn der Tiere eine solche Kultur unterstützen. „Denn das“, so glaubt der MDC-Forscher, „könnte uns wichtige Einblicke auch in das Wesen der menschlichen Kultur liefern.“

Weiterführende Informationen
AG Lewin „Molekulare Physiologie der somatosensorischen Wahrnehmung”
Porträt „Nacktmulle: Berührung, Schmerz und seltsame Sinneswelt“ 
Pressemitteilung „Wie Nacktmulle Sauerstoffmangel trotzen

Literatur
Alison Barker et al. (2020): „Cultural transmission of vocal dialect in the naked mole-rat“. Science, DOI: 10.1126/science.abc6588

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

www.mdc-berlin.de 

Audiobeispiele: https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/nacktmulle-sprechen-dialekt

forschen / 29.01.2021
Paare oder Singles auf Krebszellen

 

Ein wichtiger Rezeptor auf der Oberfläche von Krebs- und Immunzellen liebt es unverbindlich: Er liegt mal als Single, mal als Paar vor. Dies hat erstmals ein Team am MDC im Journal PNAS gezeigt und bringt damit entscheidend die Entwicklung neuer Medikamente voran.

Es könnte von einer Tanzveranstaltung die Rede sein: Sind es eher Paare oder Singles, die sich da tummeln? Diese Frage trieb Ali Isbilir und Dr. Paolo Annibale am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) um. Sie untersuchten jedoch nicht etwa einen Ballsaal, sondern die Oberfläche von Zellen – und wollten wissen: Kommt eine bestimmte Eiweißantenne auf der Hülle von Krebs- und Immunzellen dort alleine vor oder verbindet sie sich paarweise?

„CXCR4“ heißt jene Antenne – der molekulare Rezeptor hatte in den vergangenen Jahren eine hitzige Debatte unter Expert*innen in Gang gehalten, weil sein Beziehungsstatus Rätsel aufgab. Trat er als Single auf oder doch als Paar? Und was macht den Unterschied? Ein Forschungsteam in der AG „Signalprozesse von Rezeptoren“ am MDC hat nun erstmals das Rätsel um seinen Beziehungsstatus gelöst. Die Ergebnisse veröffentlichte kürzlich das Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

CXCR4 ist ein wichtiger Rezeptor auf Immun- und Krebszellen
„Wenn CXCR4 in großer Zahl auf Krebszellen zu finden ist, sorgt er unter anderem dafür, dass diese wandern können. Er legt damit eine Basis für Metastasen“, sagt Erstautor Isbilir. Metastasen sind bekanntlich schwer zu therapieren; oftmals sterben Patient*innen an den Folgen der Tochtergeschwulste.

Auch bei jeder Entzündung ist CXCR4 mit von der Partie. Der Entzündungsherd setzt Botenstoffe aus der Klasse der Chemokine frei. Diese sorgen in den Lymphknoten dafür, dass Immunzellen sehr viele CXCR4-Antennen auf ihrer Hülle ausbilden. Mithilfe dieser Antennen orten Immunzellen den Entzündungsherd und wandern zu ihm hin. Auf diese Fähigkeit verweist im Übrigen auch der Name CXCR, der für „Chemokinrezeptor“ steht. „Solche Rezeptoren sind die wichtigsten Zielstrukturen in der Pharmaforschung“, betont Professor Martin Lohse, der Letztautor der Studie. „Ungefähr ein Drittel der Arzneien adressieren diese Klasse von Rezeptoren.“

Ob solche Rezeptoren als Paar oder Single vorliegen, ist damit nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Pharmabranche zentral. Mit neuen Methoden der optischen Mikroskopie konnte das Team diese Frage nun erstmalig beantworten. CXCR4 legt sich offenbar nicht fest: Er kommt vorübergehend paarweise (als transientes Dimer), dann wieder alleine (als Monomer) vor.

Der Beziehungsstatus hängt maßgeblich davon ab, wie viele der CXCR4-Rezeptoren auf einer Zelle sitzen, wies das Team nach. Ist die Zelloberfläche dicht besetzt, formieren sich mehr Paare. Sind nur wenige Rezeptoren vorhanden, bleiben diese häufiger alleine. Zugleich konnten die Forschenden zeigen, dass bestimmte Arzneien, die als CXCR4-Blocker wirken, die Paarbildung unterdrücken können. „Man nimmt an, dass die CXCR4-Paare schlecht für die Gesundheit sind. Ob das wirklich so ist, können wir mit unseren neuen mikroskopischen Methoden prüfen“, erläutert Lohse.

Fluoreszierende Paare und Singles
Die Wissenschaftler*innen haben erfolgreich zwei junge Verfahren der optischen Mikroskopie auf einzigartige Weise miteinander kombiniert: Mit Einzelmolekülmikroskopie konnten sie dann den Beziehungsstatus einzelner CXCR4-Rezeptoren auf der Oberfläche lebender Zellen ermitteln. Die Fluoreszenzfluktuationsspektroskopie ermöglichte es zusätzlich, den Beziehungsstatus bei Zellen zu messen, die sehr viele Rezeptoren hatten. Das Besondere: Dazu mussten die Forschenden ein Verfahren entwickeln, um alle Rezeptoren effizient zu markieren. Zum anderen mussten sie ein hochsensitives Mikroskop aufbauen, mit dem sie einzelne Moleküle sehen können. Die neuen Methoden stellt das Team in einem Bericht im Fachblatt „Nature Protocols“ vor.

„Das Spannende ist, dass wir mit diesen Fluoreszenzmethoden nun lebende Krebszellen untersuchen können. Wir können herausfinden, ob CXCR4 dort paarweise oder alleine vorkommt“, sagt Annibale, der Co-Leiter der Arbeitsgruppe und ebenfalls Letztautor der Studie in „Nature Protocols“ ist. „Und dann können wir CXCR4-Blocker für Paare und Singles einsetzen und prüfen, welche wirksamer gegen Tumore sind. So können hoffentlich spezifischere Krebsmedikamente mit weniger Nebenwirkungen entwickelt werden.“

Auch heute prüfen Pathologen und Pathologinnen en detail die Eigenschaften der Krebszellen von Patient*innen. Damit können die Krebstherapien so individuell und wirksam wie möglich zusammengestellt werden. Annibale hofft, dass der Ansatz bald für Medikamenten-Screenings genutzt wird, um zu untersuchen, wie Rezeptorfunktionen beeinflusst werden. So könnten neue Therapien entstehen, zum Beispiel für Brust- oder Lungenkrebs.

Weiterführende Informationen
AG „Signalprozesse von Rezeptoren“

Literatur
Ali Işbilir et al. (2020): “Advanced fluorescence microscopy reveals disruption of dynamic CXCR4 dimerization by subpocket-specific inverse agonists”, PNAS, DOI: 10.1073/pnas.2013319117

Ali Işbilir et al. (2020): “Determination of G-protein-coupled receptor oligomerization by molecular brightness analyses in single cells”, Nature Protocols, DOI: 10.1038/s41596-020-00458-1

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH ) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

https://www.mdc-berlin.de/de/news/news/paare-oder-singles-auf-krebszellen

Abb. Zwei embryonale Nierenzellen, die den CXCR4-Rezeptor ausbilden (in dunkelgelb). Bild: Paolo Annibale, Ali Isbilir, MDC

forschen, heilen / 26.01.2021
Der Herr der Ringe

PD Dr. Anton Henssen (Foto: Linda Ambrosius)
PD Dr. Anton Henssen (Foto: Linda Ambrosius)

Gemeinsame Pressemitteilung von MDC, Charité, BIH und DKTK anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar

Für die Erforschung ringförmiger DNA und deren Bedeutung bei der Entstehung kindlicher Neuroblastome ist Anton Henssen vom ECRC mit dem Preis der Kind-Philipp-Stiftung für pädiatrisch-onkologische Forschung ausgezeichnet worden. Entscheidend dafür war eine Publikation im Fachblatt „Nature Genetics“.

Krebs ist eigentlich eine typische Alterserkrankung. Im Laufe des Lebens sammeln sich in den Zellen des Körpers Veränderungen im Erbgut an, die zunehmend schlechter repariert werden. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem eine Zelle aufgrund der Mutationen anfängt, unkontrolliert zu wachsen und sich zu vermehren.

Warum auch schon Kinder an Krebs erkranken, ist eine Frage, die PD Dr. Anton Henssen seit Längerem beschäftigt. Der 35-Jährige ist Wissenschaftler am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). Seit 2019 leitet er auf dem Campus Berlin-Buch die Emmy-Noether-Forschungsgruppe „Genomische Instabilität bei kindlichen Tumoren“.

Interesse an zirkulärer DNA  ist neu

Erst im vergangenen September erhielt Henssen für seine Forschung einen der begehrten Starting Grants des European Research Council (ERC). Für das Projekt „CancerCirculome“ stellt der ERC Henssen in den kommenden fünf Jahren rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. „Die Bedeutung zirkulärer DNA bei der Entstehung von Krebs rückt immer mehr in das Zentrum des wissenschaftlichen Interesses“, sagt Henssen. Das sei, als er begonnen habe, sich für das Thema zu begeistern, noch ganz anders gewesen.

„Auch deshalb freue ich mich jetzt sehr über den Preis der Kind-Philipp-Stiftung für pädiatrisch-onkologische Forschung“, sagt Henssen, der neben seiner Arbeit als Wissenschaftler auch als Kinderarzt an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité praktiziert. „Die Auszeichnung ist hierzulande eine der bedeutendsten auf dem Gebiet der Kinderonkologie.“

Winzige Ringe bringen Erbgut durcheinander

Leider werde die Preisverleihung aufgrund der Corona-Pandemie erst irgendwann im Laufe des Jahres stattfinden, sagt Henssen. Das Preisgeld von 10.000 Euro habe ihm die Stiftung aber bereits überwiesen. „Wenn die aktuelle Krise vorüber ist, werde ich mit meiner Arbeitsgruppe, ohne die ich den Preis niemals bekommen hätte, ganz groß feiern gehen“, sagt Henssen, der auch am Clinician Scientist Program des Berlin Institute of Health (BIH) und der Charité teilnimmt und darüber hinaus wissenschaftliches Mitglied im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) am Standort Berlin ist.

Mit dem Kind-Philipp-Preis wird einmal im Jahr die beste Arbeit deutschsprachiger Autor*innen zur Erforschung von Krebs bei Kindern ausgezeichnet. Prämiert hat die Stiftung dieses Mal eine Studie, die 2020 im Fachblatt „Nature Genetics“ erschienen ist. Zusammen mit Dr. Richard Koche vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, Prof. Dr. Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité, sowie 35 weiteren Forscher*innen hat Henssen in der Publikation gezeigt, dass kleine DNA-Ringe in Nervenzellen von Kindern das Erbgut so durcheinanderbringen können, dass sich ein Neuroblastom entwickelt.

Wachstum des Neuroblastoms beschleunigt

Das Team hatte für die Studie Gewebeproben von 93 Kindern mit einem Neuroblastom untersucht. Dabei stellte die Gruppe fest, dass zirkuläre DNA in den Tumorzellen deutlich häufiger und in größerer Komplexität zu finden ist als bis dahin angenommen. Zusätzlich konnten die Wissenschaftler*innen anhand ihrer Daten ableiten, wie sich bestimmte Abschnitte der Erbinformation aus einem Chromosom herauslösen, Ringe bilden und sich anschließend an anderer Stelle des Chromosoms wieder einbauen. „Da dabei die ursprüngliche Abfolge der Erbinformation durcheinandergebracht wird, können die betroffenen Zellen leicht entarten“, erklärt Henssen.

Gemeinsam mit seinem Team zeigte der Forscher zudem, dass bestimmte DNA-Ringe das Wachstum von Neuroblastomen beschleunigen. Deren Nachweis könnte es künftig erleichtern, den Krankheitsverlauf der Kinder besser einzuschätzen. Henssens nächstes Ziel ist es nun, das zirkuläre Erbgut genau zu sequenzieren und jene Faktoren zu identifizieren, die das Entstehen und die Vermehrung der Ringe überhaupt erst ermöglichen.

So hofft der Forscher und Arzt, seinen kleinen Patient*innen an der Charité in Zukunft noch besser als bisher helfen zu können. „Wenn wir Marker für eine bessere Diagnose und Prognose entwickeln“, sagt Henssen, „werden wir in der Lage sein, den krebskranken Kindern und ihren Eltern eine sehr viel individuellere und damit vermutlich auch effektivere Therapie anzubieten.“

Text: Anke Brodmerkel

Weiterführende Informationen

Portrait Anton Henssen: Der DNA-Künstler
Wie DNA-Ringe Krebs bei Kindern verursachen

www.mdc-berlin.de

forschen, produzieren / 26.01.2021
Wissen was wirkt: ASC Oncology testet vor Therapiebeginn die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten

ASC Oncology beantwortet für Patienten und Onkologen dank eines neuen Testverfahrens vor Therapiebeginn die zentrale Frage nach der Wirksamkeit von Krebsmedikamenten am individuellen Patiententumor.

Bei rund der Hälfte aller Krebspatienten weltweit versagt die verschriebene Chemotherapie. ASC Oncology stellt sich mit dem Reverse Clinical Engineering-Testverfahren dieser Herausforderung der Krebsbehandlung und trifft wissenschaftlich belastbare Aussagen über die Wahrscheinlichkeit der Wirkung sowie Nicht-Wirkung von Krebsmedikamenten am patienteneigenen Tumorgewebe. Außerhalb des Körpers, ohne Tierversuche, ohne Nebenwirkungen und vor Therapiebeginn.

Für mindestens 1000 Patienten jährlich wird es ab dem 1. Februar 2021 möglich sein, Therapieentscheidungen mithilfe von individuellen, an 3D-Organoid-Modellen ihres jeweiligen Tumors durchgeführten, Medikamententestungen zu treffen. Die Grundlage für das Reverse Clinical Engineering-Testverfahren sind 3D-Zellkulturmodelle (PD3D), sogenannte Organoide. Dabei handelt es sich um im Labor mithilfe einer Tumorprobe gezüchtete Abbilder des Ursprungstumors des Patienten. Organoide bestehen aus Zellclustern und behalten die komplexe Architektur des Ursprungstumors bei. An diesen testet ASC Oncology in Absprache mit dem behandelnden Onkologen unterschiedliche Krebsmedikamente und Wirkstoffkombinationen parallel. Erste Ergebnisse können dabei bereits nach zwei Wochen vorliegen. Eine Testung aller infrage kommender Therapieansätze dauert, je nach von der Aggressivität des Tumors abhängigen Wachstumsgeschwindigkeit der Organoide, vier bis sechs Wochen. Auf Grundlage der pathologischen und molekularbiologischen Daten kann ASC Oncology so auf wissenschaftlicher Basis mögliche wirksame Medikamente sowie Resistenzen voraussagen.

Informationen helfen dabei, bessere Entscheidungen zu treffen – darum ist es unser Ziel, Patienten darin zu bestärken lebenswichtige Entscheidungen bestmöglich informiert zu treffen“, erläutert Dr. Christian Regenbrecht, Gründer von ASC Oncology und Entwickler des Reverse Clinical Engineering-Verfahrens. „ASC Oncology versteht sich dabei als Teamplayer, der den Onkologen mit dem angebotenen Testverfahren unterstützt, aber nicht ersetzt.“ Was in einigen Jahren vermutlich Routine in der Krebsbehandlung sein wird, ist durch ASC Oncology bereits 2021 für Betroffene und Onkologen anwendbar: Im Sinne der personalisierten Medizin die Behandlung von Krebs an jeden einzelnen Patienten effektiv und individuell anzupassen. Durch das Reverse Clinical Engineering-Verfahren werden Patienten die massiven Nebenwirkungen einer unnötigen Therapie erspart und wertvolle Zeit für die Behandlung gewonnen.

Um die Komplexität des Angebots zu vereinfachen, wird die Leistung in drei verschiedenen Paketen angeboten. Diese unterscheiden sich in der Anzahl der aufgearbeiteten Tumorgewebestücke, im Umfang der zu testenden Medikamente, in der Wahl einer zusätzlichen Protein-Analyse sowie einer optionalen Konservierung der Tumorzellen. Das Testverfahren wird zum Selbstkostenpreis angeboten und ist zurzeit eine Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Diese wird nicht von den Krankenkassen übernommen. Durch die Gründung des Cancer Rebels e.V. bietet ASC Oncology Krebserkrankten mit geringen finanziellen Mitteln unter anderem finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für die Nutzung des Testverfahrens an.

Quelle: https://www.asc-oncology.com/pm-rce-testverfahren/

produzieren, leben, heilen / 25.01.2021
Verteilung medizinischer Masken ab 26. Januar 2021

Bezirksamt Pankow startet an vier Standorten Verteilung an Bedürftige

Wegen der neuen Pflicht zum Tragen medizinischer Masken im Einzelhandel und dem Öffentlichen Personennahverkehr wurden den Bezirksämtern vom Berliner Senat entsprechende Masken zur Ausgabe an Bedürftige geliefert. Die kostenlose Verteilung der OP-Masken an Pankower Bedürftige erfolgt an den Standorten der Bürgerämter. Die Bedürftigkeit ist durch geeignete Dokumente (BerlinPass, BaFög, ALG, Grundsicherung u. ä.) zu belegen.

Die Ausgabe erfolgt zu einheitlichen Sprechzeiten: Mo.: 8 – 16, Di., Do.: 10 – 18 Uhr, Mi.: 8 – 14, Fr.: 8 – 13 Uhr.

Ausgabestellen sind die Rathäuser Pankow (Breite Str. 24a-26, 13187 Berlin), Weißensee (Berliner Allee 252-260, 13088 Berlin) Prenzlauer Berg (Fröbelstraße 17, 10405 Berlin, Haus 6) sowie das Bürgerhaus Karow/Buch (Franz-Schmidt-Str. 8-10, 13125 Berlin).

An den Standorten ist ein Wegeleitsystem eingerichtet. Es gelten die Abstands- und Hygieneregeln, eine Mund-Nasenbedeckung ist zwingend.

leben / 22.01.2021
Schließung des Tempohomes in der Siverstorpstraße

Die Containerunterkunft für Geflüchtete in der Siverstorpstraße 5-19 in Berlin-Karow schließt Ende Januar 2021. Die noch rund 200 Bewohnerinnen und Bewohner, darunter zahlreiche Familien, ziehen in der letzten Januarwoche aus dem Tempohome aus. Notwendig ist die Schließung, da der Standort als temporäre Schuldrehscheibe für geplante Schulsanierungsmaßnahmen in den Ortsteilen Karow und Buch benötigt wird.

Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten organisiert die Umzüge. Bei der Verteilung der geflüchteten Menschen auf neue Unterkünfte wird darauf geachtet, dass möglichst der Sozialraumbezug von Familien erhalten bleibt. Kindern und Jugendlichen soll es ermöglicht werden, weiterhin in ihren Kitas und Schulen zu bleiben. Ein Großteil der Menschen zieht in die beiden Gemeinschaftseinrichtungen im Lindenberger Weg und in der Wolfgang-Heinz-Straße in Buch sowie in die neu gebaute Gemeinschaftsunterkunft in der Falkenberger Straße 154 in Weißensee. 

„Mit der Schließung des Temphomes nach vierjähriger Betriebszeit endet die provisorische Unterbringung von Geflüchteten in Pankow, die in Karow mit der zur Notunterkunft umfunktionierten Sporthalle der Grundschule Am Hohen Feld im November 2015 begann. Ohne das unermüdliche Engagement der vielen Karowerinnen und Karower wären die vielen Schutzsuchenden aus Syrien, Irak, Iran oder auch Eritrea nie so gut bei uns in Pankow angekommen. Für diese nachbarschaftliche Solidarität möchte ich meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen! Nach wie vor bleibt viel zu tun, aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese Herausforderung gemeinsam weiterhin gut meistern.“, sagt Bezirksbürgermeister Sören Benn (DIE LINKE).

forschen, bilden / 22.01.2021
„Gefahr fürs Gehirn“ – Urania-Vortrag über Alzheimer

Prof. Thomas Willnow. Foto: Pablo Castagnola, MDC
Prof. Thomas Willnow. Foto: Pablo Castagnola, MDC

Die Neurowissenschaften bilden eines der stärksten Forschungsfelder Berlins. Die Vortragsreihe Berlin Brains an der Urania zeigt die Bandbreite dieser Forschung in der Hauptstadt – in diesem Jahr unter dem Motto „Junior trifft Senior“. Thomas Willnow und Anna Löwa vom MDC eröffnen die Reihe.

Die mittlerweile siebte „Staffel“ dieser erfolgreichen Zusammenarbeit von Charité – Universitätsmedizin Berlin und Urania Berlin wird 2021 gemeinsam präsentiert vom Einstein-Zentrum für Neurowissenschaften, dem Exzellenzcluster NeuroCure, dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), dem Sonderforschungsbereich 1315 (SFB1315), dem Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB) und dem Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience Berlin (BCCN Berlin).

Das diesjährige Motto lautet „Junior trifft Senior“:  Jeweils zwei Neurowissenschaftler*innen stellen gemeinsam ihre aktuelle Forschung vor. Den Anfang machen am 26. Januar um 19.30 Uhr zwei Forschende des MDC: Professor Thomas Willnow, Leiter der AG Molekulare Herz- Kreislaufforschung, und Dr. Anna Löwa von der Technologie-Plattform Organoide am Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB). Sie sprechen über „Gefahr fürs Gehirn – den Ursachen von Alzheimer auf der Spur“. Der Vortrag wird aufgezeichnet.

„Gefahr fürs Gehirn – den Ursachen von Alzheimer auf der Spur“
26. Januar 2021, 19:30 Uhr

Zum Live-Stream

Weitere Informationen
AG Willnow, Molekulare Herz-Kreislaufforschung
Technologie-Plattform Kultursysteme für Gehirn-Organoide

Quelle: Pressemitteilung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC)

bilden / 21.01.2021
Live-Schaltung aus dem Gläsernen Labor – für Winterferienkinder!

Foto: Patrick Meinhold
Foto: Patrick Meinhold

Für die Mitarbeiterinnen des Gläsernen Labors war es kürzlich selbst ein Experiment: Wie funktioniert es, wenn Kinder und ihre Familien sich von zu Hause ins Labor schalten und eine Stunde lang am Küchentisch mitexperimentieren? Nach der ersten Erprobung lässt sich sagen: Es klappt sehr gut und alle sind begeistert! Jeder Schritt wird live im Labor gezeigt, und sämtliche Fragen zum Experimentieren werden beantwortet.

Das Lernen mit Spaß macht auch in den Winterferien keine Pause, es gibt nun erstmals ein digitales Ferienangebot. Natürlich nicht den ganzen Tag, wie es sonst bei den Forscherferien üblich ist, sondern drei Stunden lang. Dabei geht es unter anderem um das Sehen, das Hören und die Frage, was das Dach des Münchner Olympiastadiums mit Seifenblasen zu tun hat. Chemiedetektive kommen selbstverständlich auf ihre Kosten, und Fans des Planeten Mars lernen, wie man eine Atmosphäre herstellt.

„Das Programm wechselt täglich, und wir hoffen, dass für jeden etwas dabei ist. Damit die Bewegung nicht zu kurz kommt, ist auch jeden Tag eine kleine Sporteinheit dabei“, so Dr. Bärbel Görhardt, Kursleiterin im Gläsernen Labor.

Für den Kurs „Den Mars bewohnbar machen!“ bekommen die Teilnehmer*innen einige Materialien nach Hause geschickt. Ansonsten stellen die Materiallisten keine großen Anforderungen – vieles ist im Haushalt vorhanden.

https://www.forscherferien-berlin.de/de/ferien/winter21_1

heilen / 21.01.2021
Arztgespräch trotz Lockdown

Medizinische Beratung, Rezept oder Krankschreibung sind mit der Videosprechstunde möglich (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)
Medizinische Beratung, Rezept oder Krankschreibung sind mit der Videosprechstunde möglich (Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken)

Der Lockdown wird verlängert und der Alltag bleibt weiter eingeschränkt, damit wir gemeinsam die Pandemie eindämmen. Dennoch sollte dabei die eigene Gesundheit nicht vernachlässigt werden. Die Online-Sprechstunde der Helios Kliniken ermöglicht weiterhin den Arztbesuch, ganz bequem von zu Hause aus.

Arztbesuch nicht aufschieben - Beschwerden abklären

Akute und länger anhaltende Beschwerden aufgrund der Sorge um eine Ansteckung mit dem Coronavirus, eingeschränkter Mobilität oder veränderter Sprechzeiten der Arztpraxen auszusitzen, ist keine Lösung. „Wer aus Angst vor Corona oder aus organisatorischen Gründen nicht zum Arzt geht, der irrt. Akute aber auch anhaltende gesundheitliche Beschwerden bedürfen einer Abklärung und Behandlung. Werden Krankheiten verspätet entdeckt und therapiert, kann dies schwerwiegende Folgen haben“, warnt Dr. med. Christine Marx, Medizinische Regionalgeschäftsführerin der Helios Region Ost.

So belegen nun erste Studien den Rückgang an Behandlungen aufgrund des Lockdowns. Eine repräsentative Studie der Helios Kliniken für den sensiblen Bereich der Krebsmedizin zeigt aktuell, dass während des ersten Corona-Lockdowns und kurze Zeit danach zehn bis 20 Prozent weniger Krebsbehandlungen durchgeführt wurden. Doch nicht nur für Risikogruppen kann ein Arztbesuch per Videoanruf  interessant sein.

Keine Angst vor der Videosprechstunde

Die Helios Kliniken bieten seit einigen Monaten einen besonderen Service für Patienten: die digitale Sprechstunde. „Ganz unabhängig vom Gesundheitszustand oder Wohnort können Patientinnen und Patienten unser Ärzte-Team konsultieren. Man spart den Anfahrtsweg mit potenziellen Kontakten sowie Wartezeit und kann schnell Auskunft zu seinen Beschwerden bekommen,“ sagt Daniel Amrein, Geschäftsführer im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Auch wenig technikaffine Patienten brauchen keine Angst vor dem digitalen Verfahren zu haben: Zur Online-Sprechstunde braucht man nur ein Handy, Tablet oder Computer mit Kamera und Verbindung zum Internet. Außerdem sollte man wie gewohnt die Krankenkassenkarte zur Hand haben. Rezepte und Krankschreibungen, die in der Videosprechstunde ausgestellt werden, erreichen die Patienten anschließend per Post.

Videosprechstunde der Poliklinik am Helios Klinikum Berlin-Buch

Die Poliklinik mit ihren 16 Fachbereichen und mehr als 70 Ärzten bietet medizinische Versorgung auf höchstem Niveau. Hohe Qualifikation sowie modernste Medizintechnik sichern die bestmögliche Patientenbetreuung. Über die Website der Poliklinik kann ein Termin zur Online-Sprechstunde vereinbart werden:

https://www.helios-gesundheit.de/ambulant/berlin-buch-poliklinik-am-helios-klinikum-berlin-buch-fachaerzte/ueber-die-poliklinik/anmeldung-videosprechstunde/

bilden / 18.01.2021
Pankower Stadtbibliotheken bis vorerst 31. Januar 2021 weiter geschlossen

Pankower Stadtbibliotheken bis vorerst 31. Januar 2021 weiter geschlossen

Aufgrund der aktuellen Pandemiesituation bleiben die Pankower Stadtbibliotheken weiterhin bis einschließlich 31. Januar 2021 geschlossen. Am 28. Januar wird die Entwicklung der gemeldeten Fallzahlen/Infektionen erneut geprüft. Sollte eine Verbesserung der Lage erkennbar sein, werden die Bibliotheken zum 1. Februar mehrheitlich wieder öffnen. Bei einem weiterhin konstanten Fallbild oder einer Verschlechterung werden die Bibliotheken im Rahmen des Lockdowns zunächst weiterhin geschlossen bleiben.

Die zurzeit ausgeliehenen Medien werden automatisch verlängert, so dass keine Mahngebühren anfallen werden. Die digitalen Angebote des VÖBB stehen auch während der Schließung zur Verfügung: https://voebb.de/digitale-angebote.

Weitere Informationen: www.berlin.de/stadtbibliothek-pankow

leben / 12.01.2021
Planung unserer Region - Beteiligung noch bis 17. Januar möglich

Buch grenzt direkt an den Barnim (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)
Buch grenzt direkt an den Barnim (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)

Die Nachbarländer Berlin und Brandenburg wollen ihre Zusammenarbeit auf mehreren Feldern wie beispielsweise Verkehr oder Klimaschutz ausweiten. Am Plan für den “Strategischen Gesamtrahmen Hauptstadtregion” können sich die Bürger beider Bundesländer seit dem 11. Dezember beteiligen [mein.berlin.de].

In den Kategorien “Siedlungsentwicklung und Wohnungsmarkt”, “Mobilität”, “Wirtschaft, Fachkräfte, Energie und Klimaschutz”, “Bürgerschaftliches Engagement, Medien und Demokratieförderung”, “Natürliche Lebensgrundlagen und Lebensqualität”, “Digitale Transformation”, “Wissenschaft, Forschung, Kultur und Bildung” sowie “Weltoffenheit, internationale Vernetzung und Zusammenarbeit mit Polen” können Bürger ihre Ideen einbringen oder Vorschläge kommentieren.

Hier können sich auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Buch beteiligen. Buch wird auch öfter als das Tor zum Barnim genannt, kurz hinter unseren Häusern fängt das Land Brandenburg an. Es wirkt sich direkt auf Buch aus, wenn in Bernau ein neues Parkhaus gebaut wird. Viele Brandenburger nutzen die Einkaufsmöglichkeiten in Buch, wie z.B. Kaufland. Ein 10-Minuten-Takt auf der S 2 wird seit Jahren gefordert. Und so gibt es viele Beispiele, wo es uns nur gemeinsam mit Brandenburg gelingen wird, eine passende Infrastruktur zu schaffen. Neue Buslinien könnten die Neubaugebiete von Buch, die S-Bahn-Stationen und die Ortsteile von Panketal verbinden. Die ersten Politiker haben sich mit Blick auf die Wahlen im nächsten Jahr dazu geäußert, dass man die Randbezirke stärker beachten muss.

Haben Sie auch Ideen, was in Buch geschehen soll und was Berlin und Brandenburg voranbringt? Noch bis zum 17. Januar können Sie sich online mit Ideen und Anregungen einbringen!

In welchen Bereichen soll die schon bestehende Zusammenarbeit zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg intensiviert werden? Welche Themen sind besonders wichtig? Welche Projekte sollten umgesetzt werden? Welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden?

Hier geht es zur Online-Beteiligung:
Öffentliche Beteiligung zum „Strategischen Gesamtrahmen Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg”

Mehr zum geplanten Gesamtrahmen Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg
rbb24/Bürgerbeteiligung Regionalplanung

produzieren, heilen / 12.01.2021
Eckert & Ziegler: Seed-Implantation bei Prostatakrebs erhält Kostenerstattung bei ambulanter Versorgung

Die Seed-Implantation bei Prostatakrebs soll nun auch als ambulante Behandlung von den gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland erstattet werden. Dies entschied der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) mit Wirkung zum 08.01.2021.

Die Seed-Implantation oder sogenannte LDR-Brachytherapie ist ein organerhaltendes, minimalinvasives Bestrahlungsverfahren. Dabei werden unter optimaler Schonung des umliegenden Gewebes millimeterkleine, schwach radioaktive Titanröhrchen in die Prostata eingebracht. Im Vergleich zu anderen Therapieoptionen, wie Entfernung der Prostata oder äußere Strahlentherapie, weist die Brachytherapie ein anderes, häufig für den Patienten vorteilhafteres Nebenwirkungsprofil auf.

„Wir freuen uns, dass die Behandlungskosten einer Seed-Brachytherapie bei Prostatakrebs nun sowohl stationär als auch ambulant von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden sollen,“ erklärt Dr. Harald Hasselmann, Mitglied des Vorstands der Eckert & Ziegler AG und verantwortlich für das Segment Medical. „In seiner zusammenfassenden Bewertung erkennt der G-BA den Nutzen der Methode als hinreichend belegt sowie deren medizinische Notwendigkeit als gegeben an.“

„Im Ergebnis der Betrachtung von Nutzen und medizinischer Notwenigkeit lässt sich mit der Brachytherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom ein PSA-basiertes rezidivfreies Überleben erreichen, das mit anderen kurativen Therapien (radikale Prostatektomie, perkutane Strahlentherapie) vergleichbar ist. Das Nebenwirkungsprofil der LDR-Brachytherapie zeigt Vorteile im Hinblick auf Erhalt der Kontinenz und Sexualfunktion sowie Darmfunktion,“ resümiert der G-BA in seiner Gesamtbewertung der interstitiellen Brachytherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom mit niedrigem Risikoprofil.

In Europa gibt es jährlich rund 473.000 Prostatakrebs-Neuerkrankungen (Globocan, 2020). Die stationäre Seed-Brachytherapie ist in Deutschland seit 2004 im Abrechnungskatalog der Krankenkassen enthalten. Eckert & Ziegler BEBIG ist europäischer Marktführer für Seeds und produziert diese am Standort Berlin.

Über Eckert & Ziegler.
Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den weltweit größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

Quelle: www.ezag.de

forschen / 12.01.2021
Schneller, kontrastreicher, informativer: Neuer Kontrastmechanismus verbessert Xenon-MRT

Visualisierung: Barth van Rossum
Visualisierung: Barth van Rossum

Die Xenon-Magnetresonanztomographie erlaubt tiefe Einblicke ins Körperinnere und eröffnet neue Möglichkeiten in der Diagnostik und Therapie von Krankheiten. Physiker vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin konnten die Detektionsmethode mit dem Edelgas Xenon nun entscheidend verbessern. An zwei Molekülen getestet und mit einigen neuen technischen Tricks ist es gelungen, aus einer einzigen Daten-Aufnahme in wenigen Sekunden mehr Bildinformationen zu gewinnen, als es bislang möglich war. Zudem wird für den neuen Kontrastmechanismus weniger Kontrastmittel und kein Gadolinium benötigt, dessen mögliche Unverträglichkeit weiterhin diskutiert wird. Die Methode ist ca. 850-mal sensitiver als vergleichbare Kontrastmittel konventioneller MRT mit Wassermolekülen. Die Ergebnisse der Arbeit sind soeben im Fachjournal „Chemical Science“ erschienen.

Krankhafte Prozesse im Körper aufspüren, die sich den herkömmlichen bildgebenden Verfahren entziehen – dieses Potenzial verspricht die Xenon-Magnetresonanztomographie. Anders als bei der konventionellen MRT werden hierbei keine Wassermoleküle, sondern das ungiftige Edelgas Xenon detektiert, das aufgrund seiner besonderen Magnetisierung eine extrem hohe Signalstärke im MRT besitzt. Darüber hinaus besitzt die Xenon-Bildgebung auch analytisches Potenzial, da Moleküle, die mit Xenon interagieren, als Wirkstoffträger dienen können und nun mit MRT sowohl lokalisiert als auch charakterisiert werden können.

Physiker vom FMP arbeiten seit Jahren daran, die Xenon-MRT weiter zu perfektionieren, so dass sie zum Beispiel in der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden kann. Nach der Entdeckung mehrerer Moleküle, die das Edelgas Xenon sehr gut binden und so hoch kontrastreiche Bilder aus dem Körperinneren liefern können, ist dem Team um Dr. Leif Schröder nun ein weiterer Erfolg gelungen.
„Wir haben einen weiteren Kontrastmechanismus zugänglich gemacht, der in kürzerer Zeit wesentlich mehr Bildinformationen generiert als die bisherige Methode“, erläutert Leif Schröder. „Dabei ist die sogenannte Relaxivität viel höher, das heißt, wir brauchen wesentlich weniger Kontrastmittel als konventionelle Methoden, um Bildkontrast zu erzeugen, was ja gerade für die medizinische Anwendung von großem Vorteil ist.“

Ein kurzer Kontakt reicht für den T2-Kontrast

Konkret ging es in der jetzt im Fachmagazin „Chemical Science“ publizierten Arbeit um den T2-Kontrast – neben T1 einer der beiden Kontrast-Parameter in der Kernspintomographie - und wie er sich durch die beiden Moleküle cryptophane-A monoacid (CrA-ma) und cucurbit[6]uril (CB6) beeinflussen lässt. Diese Fragestellung wurde zuvor noch nicht untersucht, obwohl die beiden metallfreien Moleküle als hochpotente Kandidaten für die Xenon-MRT gelten.

Wie Leif Schröder und sein Kollege Martin Kunth zeigen konnten, kommt es allein durch den kurzen Kontakt zwischen Xenon und dem Molekül zu einer Signaländerung. Eine einzige Aufnahme (Single-Shot) mit trickreicher, fortlaufender Beobachtung des Signals genügt, um den T2-Kontrast für eine ganze Bildserie darstellen zu können. Zuvor waren mindestens zwei Messungen für ein einzelnes Bild nötig – eine bei angeschaltetem und eine bei ausgeschaltetem Signal und es vergingen jeweils mindestens rund 30 Sekunden, bis ein Bild codiert wurde. Der neue Kontrastmechanismus schafft dies mit einem Single-Shot in ca. 7 Sekunden.

„Das ist ein extremer Zeitvorteil im Vergleich zur alten Methode“, sagt Martin Kunth. Ein weiterer Vorteil des neuen Mechanismus ist, dass keine weiteren Referenzaufnahmen oder umstrittene Metallkomplexe nötig sind, um den T2-Kontrast zu erzeugen. Zudem lassen sich nun aus einem einzigen fortlaufenden Signal über 1.000 Bilder mit fortschreitendem Kontrast rekonstruieren. Bei der herkömmlichen Methode waren es maximal 30 Bilder, die alle einzeln aufgenommen werden mussten, also ein ungleich höherer Aufwand. „Im Grunde ist das eine sehr einfache Messung, wir brauchen nur einen Datensatz, um eine informationsreiche Bilderserie mit einer sehr viel besseren räumlichen Auflösung zu bekommen“, betont der Physiker.

Daten mit hoher Aussagekraft

Die einfache Messung ist an eine komplexe Datenverarbeitung gekoppelt, die ebenfalls neuartig ist. Die von den FMP-Forschern programmierte Software kann mehr als nur relative Signalvergleiche – wo ist es heller, wo dunkler - sondern für bestimmte physikalische Parameter erstmals auch absolute Zahlen errechnen. Die Zahlen beschreiben die exakte Austauschrate zwischen Xenon und den Molekülen und lassen zum Beispiel Rückschlüsse auf die Stabilität eines Moleküls als Wirkstoffträger zu.

„Wirkstofftransporter müssen eine gewisse Stabilität besitzen, damit sie das Medikament nicht zu früh, aber auch nicht zu spät abgeben. Diese Eigenschaft können wir jetzt ebenso messen wie die Aktivierungsenergie, die für die Bindung im Wirkstoffträger benötigt wird“, beschreibt Martin Kunth eine der vielen neuen Anwendungsmöglichkeiten.

„Zusammengefasst können wir mit unserem neuen Verfahren sowohl die klinische Bildgebung verbessern als auch pharmakologische oder chemisch-analytische Fragestellungen beantworten“, ergänzt Leif Schröder. „Damit haben wir die Xenon-MRT einen entscheidenden Schritt vorangebracht, von dem nun alle Forscher und Kliniker, die damit arbeiten, profitieren werden.“

Publikation
Kunth M., Schröder L.; Binding Site Exchange Kinetics revealed through Efficient Spin-Spin Dephasing of Hyperpolarized 129Xe, Chemical Science 2021, 12, 158-169, DOI: 10.1039/D0SC04835F

 

www.leibniz-fmp.de

forschen, heilen / 11.01.2021
Mit scharfer Waffe gegen Lymphome

Die gegen CXCR5 gerichteten CAR-T-Zellen (grün) greifen Lymphom-Zellen (rot) innerhalb des Stroma-Zellnetzwerks im B-Zell-Follikel an (hellblau). (Foto: AG Höpken)
Die gegen CXCR5 gerichteten CAR-T-Zellen (grün) greifen Lymphom-Zellen (rot) innerhalb des Stroma-Zellnetzwerks im B-Zell-Follikel an (hellblau). (Foto: AG Höpken)

Forschende des MDC haben eine neue Variante der CAR-T-Zell-Therapie entwickelt. Im Fachblatt „Nature Communications“ zeigt das Team, dass sich das Verfahren vor allem bei follikulären Lymphomen und chronisch-lymphatischer Leukämie, der häufigsten Form von Blutkrebs, als sehr effektiv erweist.

In Krebszellen sieht die Körperabwehr für gewöhnlich keine Gefahr. Um diesen mitunter tödlichen Irrtum zu korrigieren, verfolgen Forschende eine raffinierte Idee: Man entnehme Krebspatient*innen ein paar Immunzellen und rüste sie im Labor derart auf, dass sie bestimmte Oberflächeneiweiße der entarteten Zellen erkennen. Anschließend vermehrt man die Immunzellen und injiziert sie zurück ins Blut – auf dass sie sich im Körper auf die Reise begeben, alle Krebszellen aufspüren und zielgerichtet attackieren. 

Tatsächlich gibt es bereits erste zugelassene Behandlungen, die auf dieser Idee basieren: CAR-T-Zellen kommen in Europa seit dem Jahr 2018 insbesondere bei Patient*innen mit B-Zell-Lymphomen zum Einsatz, denen die gängigen Krebstherapien nicht geholfen haben. 

T-Zellen sind die Polizeistreife des Immunsystems. Die Abkürzung CAR steht für „chimärer Antigenrezeptor“ – die Streife ist also mit einer neuen, im Labor konstruierten Spezialantenne ausgerüstet, die auf ein Oberflächeneiweiß der Krebszellen ausgerichtet ist. Dank dieser Antenne können wenige T-Zellen eine Vielzahl an Krebszellen überführen und unschädlich machen. Idealerweise patrouillieren die CAR-T-Zellen über Wochen, Monate oder gar Jahre im Körper und kontrollieren so das Tumorwachstum. 

Eine Art Wegweiser für B-Zellen
Bislang war die Antenne der CAR-T-Zellen vorrangig gegen das Protein CD19 gerichtet, das B-Zellen – die ebenfalls zu den Immunzellen gehören – auf ihrer Oberfläche tragen. Allerdings schlägt diese Form der Therapie längst nicht bei allen Patient*innen an. Ein Team um Dr. Uta Höpken, die Leiterin der Arbeitsgruppe „Mikroumgebung als Regulator bei Autoimmunität und Krebs“ am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), hat jetzt eine Variante entwickelt, mit der die T-Zellen im Labor für ein anderes Erkennungsmerkmal sensibilisiert werden: das Oberflächeneiweiß CXCR5 der B-Zellen.

„CXCR5 wurde vor mehr als 20 Jahren am MDC erstmals beschrieben und fast ebenso lang forsche ich selbst an diesem Protein“, sagt Höpken. „Umso mehr freue ich mich, dass es uns jetzt tatsächlich gelungen ist, CXCR5 zu nutzen, um Non-Hodgkin-Lymphome wie das follikuläre und das Mantelzell-Lymphom sowie chronische Leukämien im Labor effektiv zu bekämpfen.“ Bei dem Protein handelt es sich um einen Rezeptor, mit dessen Hilfe reife B-Zellen vom Knochenmark – wo sie gebildet werden – in die Organe des Immunsystems, etwa in die Lymphknoten und die Milz, gelangen. „Ohne den Rezeptor würden die B-Zellen ihren Zielort, die B-Zell-Follikel dieser lymphatischen Organe, nicht finden“, erläutert Höpken.

Ein gut geeignetes Ziel
„Alle reifen B-Zellen, auch die entarteten, tragen diesen Rezeptor auf ihrer Oberfläche. Deshalb schien er uns gut geeignet zu sein, um Tumore der B-Zellen aufzuspüren – so dass gegen CXCR5 gerichtete CAR-T-Zellen den Krebs attackieren können“, sagt Janina Pfeilschifter, Doktorandin in Höpkens Team. Sie und Dr. Mario Bunse aus der gleichen Arbeitsgruppe sind Erstautor*innen der im Fachblatt „Nature Communications“ erschienenen Publikation. „In unserer Studie haben wir durch Experimente mit menschlichen Krebszellen und zwei Mausmodellen gezeigt, dass diese Immuntherapie sicher und sehr wirksam ist“, sagt Pfeilschifter.

Vor allem für Patient*innen mit einem follikulären Lymphom oder chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) könnte sich der neue Ansatz gut eignen. „An beiden Krebsarten sind neben den B-Zellen auch follikuläre T-Helferzellen beteiligt, die CXCR5 ebenfalls auf ihrer Oberfläche tragen“, erklärt Bunse. Die auf das Erkennungsmerkmal spezialisierte Antenne, den CXCR5-CAR, hat Dr. Julia Bluhm generiert – in ihrer Zeit als Doktorandin in der MDC-Arbeitsgruppe „Translationale Tumorimmunologie“, die der Mediziner Dr. Armin Rehm leitet. Er und Höpken sind die korrespondierenden Autor*innen der Studie.

Erste Erfolge in der Kulturschale
Pfeilschifter und Bunse zeigten zunächst, dass verschiedene menschliche Zellen, etwa aus Blutgefäßen, dem Darm und dem Gehirn, den Rezeptor CXCR5 nicht auf ihrer Oberfläche tragen und daher in der Kulturschale auch nicht von den mit CXCR5-CAR ausgerüsteten T-Zellen attackiert werden. „Das ist wichtig, damit es bei einer Therapie nicht zu unerwarteten Organschäden kommt“, erläutert Pfeilschifter. Dagegen zeigten Experimente mit menschlichen Tumorzelllinien, dass entartete B-Zellen aus ganz unterschiedlichen Formen von B-Non-Hodgkin-Lymphomen den Rezeptor allesamt aufweisen.

Professor Jörg Westermann von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin am Campus Virchow-Klinikum stellte dem Team darüber hinaus Tumorzellen von Patient*innen mit CLL oder B-Non-Hodgkin-Lymphomen zur Verfügung. „Auch dort konnten wir CXCR5 auf allen B-Lymphomzellen und follikulären T-Helferzellen nachweisen“, sagt Pfeilschifter. Brachten sie und Bunse die Tumorzellen in der Kulturschale mit den CXCR5-CAR-T-Zellen zusammen, waren nach 48 Stunden fast alle entarteten B- und T-Helferzellen aus der Gewebeprobe verschwunden.

Mäuse mit Leukämie konnten geheilt werden
Auch an zwei Mausmodellen haben die Forscher*innen das neue Verfahren getestet. „Krebskranke bekommen die CAR-T-Zellen ja über eine Infusion ins Blut. Wir brauchen also Tierversuche, um zu zeigen, dass die Zellen ihren Einsatzort – die Nischen, die sich der Krebs gesucht hat – finden, sich dort vermehren und erfolgreich ihren Dienst verrichten“, sagt Höpken. 

Bei den Modellen handelte es sich zum einen um Tiere mit einem stark unterdrückten Immunsystem, die daher mit menschlichen CAR-T-Zellen behandelt werden konnten, ohne dass es zu Abstoßungsreaktionen kam. „Zum anderen haben wir speziell für die aktuelle Studie ein reines Mausmodell für die CLL entwickelt“, berichtet Bunse. „Diesen Tieren haben wir per Infusion Mäuse-CAR-T-Zellen gegen CXCR5 verabreicht und konnten so reife B-Zellen und T-Helferzellen, auch die entarteten, aus den B-Zell-Follikeln der lymphatischen Organe eliminieren.“ 

Zu schweren Nebenwirkungen sei es bei den Mäusen nicht gekommen. „Aus der Erfahrung mit Krebskranken weiß man zwar, dass eine CAR-T-Zell-Therapie das Infektionsrisiko ein paar Monate lang erhöht“, sagt Rehm. Doch diese Nebenwirkung sei in der Praxis fast immer gut beherrschbar.

Eine klinische Studie ist schon geplant
„So eine Publikation stemmt kein Labor allein. Sie ist nur dank einer erfolgreichen Zusammenarbeit vieler Kolleginnen und Kollegen am MDC und der Charité entstanden“, betont Höpken. Für sie ist die Studie der erste Schritt zu einem „lebenden Medikament“ - ähnlich wie andere zelluläre Immuntherapien, die am MDC entwickelt werden. „Wir kooperieren bereits mit zwei Krebsmedizinern der Charité und bereiten momentan mit ihnen gemeinsam eine klinische Phase-1/2-Studie vor“, ergänzt Höpkens Kollege Rehm. Beide hoffen, dass schon sehr bald die ersten Patient*innen von ihrer neuen CAR-T-Zell-Therapie profitieren.

Weiterführende Informationen

AG Höpken

AG Rehm

Literatur

Mario Bunse, Janina Pfeilschifter et al. (2021): „CXCR5 CAR-T cells simultaneously target B cell non-Hodgkin’s lymphoma and tumor-supportive follicular T helper cells“. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-020-20488-3. 

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Benannt ist es nach dem deutsch-amerikanischen Biophysiker Max Delbrück, der 1969 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um Krankheitsursachen auf den Grund zu gehen und damit eine bessere und wirksamere Krankheitsdiagnose, -prävention und -behandlung zu ermöglichen. An dieser Zielsetzung arbeitet das MDC gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH). Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit weiteren nationalen Partnern wie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und mit zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC sind über 1.600 Mitarbeiter*innen und Gäste aus fast 60 Ländern tätig, davon knapp 1.300 in der wissenschaftlichen Forschung. Finanziert wird das MDC zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. www.mdc-berlin.de    

leben, bilden / 08.01.2021
Die Bibliotheken der Stadtbibliothek Pankow bleiben weiter zu

Neubewertung der Lage am 14. Januar 2021

Wegen der aktuellen Pandemiesituation und dem gemeinsamen Ziel von Bundesregierung und Ministerpräsidenten, die Kontaktmöglichkeiten und Wege in der Öffentlichkeit zu reduzieren, bleiben die Stadtbibliotheken Pankows zunächst bis einschließlich 17. Januar 2021 geschlossen. Am 14. Januar 2021 wird die Entwicklung der gemeldeten Fallzahlen/Infektionen erneut geprüft. Sollte eine Verbesserung der Lage erkennbar sein, werden die Bibliotheken zum 18. Januar 2021 mehrheitlich wieder öffnen. Bei einem weiterhin konstanten Fallbild oder einer Verschlechterung werden die Bibliotheken im Rahmen des Volllockdowns zunächst weiterhin geschlossen bleiben.

Die zurzeit ausgeliehenen Medien werden automatisch verlängert, so dass keine Mahngebühren anfallen werden. Die Digitalen Angebote des VÖBB stehen auch während der Schließung zur Verfügung: https://voebb.de/digitale-angebote.

08.01.2021
Neue Klimaschutzbeauftragte im Bezirk Pankow

Angelika Haaser tritt die neue Stabsstelle für Klimaschutz beim Pankower Bezirksbürgermeister Sören Benn an (Foto: Bezirksamt Pankow)
Angelika Haaser tritt die neue Stabsstelle für Klimaschutz beim Pankower Bezirksbürgermeister Sören Benn an (Foto: Bezirksamt Pankow)

Leitstelle im Bezirksamt Pankow mit Angelika Haaser eingerichtet

Angelika Haaser ist neue Beauftrage für das Themenfeld Klima im Bezirksamt Pankow. Als neu geschaffene Stabstelle beim Bezirksbürgermeister soll sie den Klimaschutz in der Bezirksverwaltung bereichsübergreifend verankern und weiter ausbauen. 2019 hatte die Pankower Bezirksverordnetenversammlung per Beschluss den Klimanotstand für den Bezirk erklärt und unter anderem die Einrichtung einer solchen Stelle angeregt. Die Umsetzung des Berliner Energiewendegesetzes und das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 soll nachhaltig vorangetrieben werden.

Zur Förderung des Klimaschutzes und zur nachhaltigen Entwicklung des Bezirkes gilt es, Klimaschutzziele zu erarbeiten sowie bezirkliche Klimaschutzmaßnahmen zu definieren und zu realisieren. Als Ansprechpartnerin für diese Belange in der Bezirksverwaltung begleitet Angelika Haaser künftig Ausschusssitzungen, erarbeitet klimarelevante Beschlussvorlagen und ist bei Entscheidungen zu Stadtentwicklung und Bauvorhaben beteiligt. Zudem wird sie für die Pankower Bevölkerung klimaschutzrelevante Maßnahmen koordinieren und eine Leitstelle aufbauen, die perspektivisch um einen Klimaschutzmanager erweitert werden soll.

„Der Klimaschutz in Pankow ist nun auch personell besetzt, ein wichtiger Hebel, das Thema in unser Verwaltungshandeln regelhaft zu integrieren“, erklärt Bezirksbürgermeister Sören Benn (Die Linke). „Die neue Kollegin verantwortet keine Naturschutzbelange sondern agiert übergeordnet und wird die Leitstelle Klimaschutz zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung des Bezirkes aufbauen“, so Benn weiter.
Ein wichtiger Schritt ist die Einrichtung eines Klimaschutzbeirates. Zudem wird sie für die Organisation und Durchführung von Informationsveranstaltungen zu klimaschutzrelevanten Themen zuständig sein und als Kompetenz- und Kontaktstelle für wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Projekte agieren.

„Als Verwaltung können wir intern mit geeigneten Maßnahmen und einem durchdachten Gesamtkonzept viel erreichen“, ist sich Angelika Haaser sicher. „Aber auch die Arbeit mit den Bürger:innen sowie den Institutionen und Gremien im Bezirk ist elementare Aufgabe auf dem gemeinsamen Weg zu Klimaneutralität“, ergänzt Haaser.

Nach ihrem Studium der Nachhaltigkeitswissenschaft (Msc.) an der Universität Lüneburg mit den Schwerpunkten Klimaschutz, Nachhaltige Energien und Nachhaltige Gemeindeentwicklung, begann Angelika Haaser ihre Arbeit für den Klimaschutz.
Seit Januar 2017 war sie bereits als Klimaschutzmanagerin in der Leitstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Bezirksamt Spandau tätig. Durch die Beteiligung am European Energy Award, an Zertifizierungsverfahren oder etwas die Betreuung des Lastenrad-Projektes „fLotte kommunal“ bringt Angelika Haaser wertvolle Erfahrungen für ihre Arbeit im Bezirksamt Pankow mit.

forschen, produzieren, heilen, bilden / 08.01.2021
Podcast LNDW: Fakten, Fakes und Sensationen – zur Rolle der Wissenschaftskommunikation (Folge 8)

(v.l.) Thomas Prinzler, Torsten Lipski, Prof. Dr. Gwendolyn Sasse, Stefan Gotthold, Josef Zens (Foto: LNDW/LHLK2020)
(v.l.) Thomas Prinzler, Torsten Lipski, Prof. Dr. Gwendolyn Sasse, Stefan Gotthold, Josef Zens (Foto: LNDW/LHLK2020)

Das in der Corona-Pandemie oft bemühte Bild des Brennglases, das Stärken und Schwächen sichtbarer macht, gilt auch für die Wissenschaftskommunikation: Nüchterne Aufklärung konkurriert in der Krise mit Verschwörungserzählungen und Fake-News über das Virus, seine Herkunft und seine Folgen. In der 8. Folge des LNDW-Podcasts greifen wir daher das Motto auf, das eigentlich schon das Jubiläumsprogramm der Corona bedingt abgesagten LNDW 2020 sein sollte „Wissenschaft als Antwort auf Fake-News“.

Wie Wissenschaftskommunikation im Spannungsverhältnis zwischen Senation, Fakes und Fakten gelingt, was im Verhältnis zwischen Wissenschaftlern und Journalisten zu beachten ist und wie unterhaltsam Wissenschaft kommuniziert werden kann, darf oder soll, diskutiert Moderator Thomas Prinzler mit diesen Gästen:

Prof. Dr. Gwendolyn Sasse, Wissenschaftliche Direktorin desZentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), hat in ihrer Forschung viel mit autoritären Regimen zu tun und weiß daher, wie rasch Wissenschaft für politische Zwecke missbraucht werden kann. In der Sendung plädiert sie u. a. dafür, sich in der Wissenschaftskommunikation nicht nur auf die Medienarbeit zu konzentrieren, sondern auch auf eigene Veranstaltungen und Publikationen zu setzen.

Josef Zens, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ und gelernter Zeitungsjournalist, ist in seiner täglichen Arbeit damit konfrontiert, den Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis des Journalismus nach Quote und dem der Wissenschaften nach Kenntnisnahme von Fakten in Einklang zu bringen.Er wünscht sich mehr sachlichere Debatten in den Medien und weniger Diskussionen, die lediglich auf Konfrontation und Streit ausgelegt sind.

Torsten Lipski, Fachbereichsleitung Sozialkunde Lise-Meitner-Schule OSZ für Naturwissenschaften, hört auch an seiner Schule mitunter Fake-News und Verschwörungserzählungen. In der Sendung berichtet er, wie er damit im Unterricht umgeht.

Stefan Gotthold, verantwortlich für die Archenhold-Sternwarte der Stiftung Planetarium Berlin sowie kommissarischer Leiter der Bildungsabteilung der Stiftung, begeistert mit seinen Vorträgen Menschen allen Alters für die Naturwissenschaften. In der Sendung spricht er darüber, wie unterhaltsam Wissenschaft sein darf oder auch sein sollte und wie er es anstellt, komplexe naturwissenschaftliche Erkenntnisse allgemeinverständlich zu erklären.

Folge direkt anhören in der ARD Audiothek

Der Podcast wurde aufgezeichnet im Zeiss-Großplanetarium der Stiftung Planetarium Berlin.

Quelle: https://www.langenachtderwissenschaften.de/news-detail/wissenschaftskommunikation-folge-8-fakten-fakes-und-senationen

bilden / 06.01.2021
Das neue Angebot „Mach’s GenaU!“ des Schülerlabor-Netzwerks GenaU erhält Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

Experimentieren im Labor. (Foto: Peter Himsel)
Experimentieren im Labor. (Foto: Peter Himsel)

Mit dabei: Das Gläserne Labor mit der AG „NATürlich“

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das neue MINT-Cluster „Mach´s GenaU!“ mit fast 320.000 Euro für die Umsetzung neuer, kostenfreier Nachmittagskurse. Dieses regionale Angebot des Berlin-Brandenburger Schülerlabor-Netzwerks GenaU wird damit vom 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2023 Teil des bundesweiten MINT-Aktionsplans. Das MINT-Cluster stellt naturwissenschaftlich-technische Nachmittagsangebote für Berliner und Brandenburger Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 16 Jahren bereit. „Mach’s GenaU!“ ist eines von 22 ausgewählten MINT-Clustern in Deutschland, die eine solche Förderung erhalten.

MINT-Cluster „Mach’s GenaU!“
Das Schülerlabor-Netzwerk GenaU (Gemeinsam für naturwissenschaftlich-technischen Unterricht) verfügt über 14 Jahre Erfahrung in der außerschulischen MINT-Bildung in Berlin und Brandenburg. Es betreibt bewusst Breitenförderung und möchte ein grundsätzliches Interesse an Naturwissenschaften und Technik fördern. Bisher legte das Netzwerk seinen Schwerpunkt vor allem auf mehrstündige Angebote für Schulklassen oder Kurse. Im Rahmen des Projektes „Mach´s GenaU!“ baut das Netzwerk seine Angebote in regelmäßigen Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag aus. Diese stehen interessierten Schülerinnen und Schüler im Alter von zehn bis 16 Jahren offen. Um neue Zielgruppen zu erreichen, wird das Netzwerk verstärkt mit Mädchen und Schulen aus sozioökonomisch schwächeren Gebieten in Berlin und Brandenburg zusammenarbeiten.

Drei Angebote an sieben Standorten
Das MINT-Cluster „Mach‘s GenaU!“ wird zunächst drei verschiedene Arbeitsgemeinschaften an insgesamt sieben Standorten anbieten:
Die AG „GenaU-App“ des dEIN Labor an der Technischen Universität Berlin baut mit einem partizipativen Ansatz Berührungsängste in dem Zukunftsbereich der Informatik ab.

Die AG „NATürlich“ richtet sich ausschließlich an Mädchen und soll sie in ihrer Berufsorientierung unterstützen. Die Mädchen lernen in dem Angebot, das abwechselnd im NatLab der Freien Universität Berlin, im Gläsernen Labor auf dem Campus Berlin-Buch und im Mikroskopierzentrum des Museums für Naturkunde Berlin stattfindet, verschiedene Ausbildungsberufe und Studienmöglichkeiten kennen.

Der „Science-Club“ besteht aus drei festen AGs an verschiedenen Standorten, die im Austausch miteinander stehen. An diesem Angebot beteiligen sich das Schülerlabor Blick in die Materie am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie, das UniLab Adlershof an der Humboldt-Universität zu Berlin und das Wettermuseum e. V. in Tauche in Brandenburg.

MINT-Cluster in Deutschland – Förderung für die 22 besten Angebote
MINT-Bildungscluster sind regionale Verbünde mit naturwissenschaftlich-technischem Schwerpunkt, die Freizeitangebote im MINT-Bereich für Kinder und Jugendliche leichter zugänglich machen. Das BMBF wählt die besten regionalen Cluster aus und unterstützt diese finanziell. Die Cluster sind eine zentrale Maßnahme des MINT-Aktionsplans des BMBF zur Stärkung der MINT-Bildung und Fachkräftesicherung.
Weitere Infos: https://www.bildung-forschung.digital/de/mint-cluster-fuer-jugendliche-starten-3526.html

Das Schülerlabor-Netzwerk GenaU
Das Netzwerk GenaU mit Sitz an der Freien Universität Berlin verbindet 16 Schülerlabore und acht Partner aus Berlin und Brandenburg. Es wurde 2006 gegründet mit dem Ziel, mehr junge Menschen von Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Die Schülerlabore im Netzwerk sind an wissenschaftliche Einrichtungen angebunden. Hier können Schulklassen oder Oberstufenkurse eigenständig experimentieren und einen Einblick in wissenschaftliche Berufsfelder gewinnen. GenaU wird vom Berliner Senat für Bildung, Jugend und Familie gefördert.

Weitere Informationen:
Silke Vorst
Koordinatorin Schülerlabor-Netzwerk GenaU
Fabeckstraße 34/36
14195 Berlin
Tel.: 030 838 54297
E-Mail: vorst@genau-bb.de 
genau-bb,de

Zu den Mitgliedern des Netzwerks zählen:
Blick in die Materie, Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
Dein Labor, Technische Universität Berlin
DLR_School_Lab Berlin, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
GFZ-Schülerlabor, Deutsches GeoForschungsZentrum
Gläsernes Labor, Campus Berlin-Buch
mathExperience, DFG-Forschungszentrum Matheon und 3D-Labor
MicroLab, Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik und Lise-Meitner-Schule Berlin
Mikroskopierzentrum, Museum für Naturkunde Berlin
NatLab und PhysLab der Freien Universität Berlin
NaWiTex, Technische Hochschule Wildau
physik.begreifen, Deutsches Elektronen-Synchrotron, DESY
Science on Tour und Unex, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg Unilab Adlershof, Humboldt-Universität zu Berlin
Wettermuseum e. V. Lindenberg Tauche

Die Partner des Netzwerks sind:
Energiezentrum Pankow, Robert-Havemann-Gymnasium
Extavium, Das wissenschaftliche Mitmachmuseum Potsdam
Helleum, Kinderforscherzentrum in Berlin-Hellersdorf
Orbitall FEZ, Berlin-Wuhlheide
OSZ Lise Meitner Berlin
Schülerlabor Geisteswissenschaften, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Science Center Spectrum, Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin
Solar Explorer, Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Quelle: Pressemitteilung GenaU

produzieren / 05.01.2021
Single Mouse Trials: mimicking clinical phase II trials in PDX models with manageable costs and efforts

The long and successful collaboration of EPO with the Charité University Hospital in Berlin recently led to the following publication:

Combination of copanlisib with cetuximab improves tumor response in cetuximab-resistant patient-derived xenografts of head and neck cancer

The article has been published in the peer-reviewed journal Oncotarget (Oncotarget, 2020, Vol. 11, (No. 41), pp: 3688-3697).

Background

Head and neck squamous cell carcinoma (HNSCC) represents the 6th most common type of cancer and despite recent advances remains an area of high unmet medical need. Around 66% of HNSCCs harbor genomic alterations in one of the major components of the phosphoinositide 3-kinase (PI3K) signaling pathway, making PI3K an attractive target.

EPO´s contribution

EPO has established a thoroughly characterized panel of more than 70 HNSCC patient-derived xenograft (PDX) models (HPV +/-). To explore the activity of the PI3K inhibitor copanlisib in monotherapy and in combination with the EGFR inhibitor cetuximab, 33 PDX models were selected out of this panel for a mouse clinical trial together with Bayer AG.

How YOUR projects could benefit from it

We successfully applied the one mouse, one tumor, one treatment trial design on our HNSCC PDX panel to establish a sound preclinical rational for the evaluation of copanlisib in combination with cetuximab in a clinical setting. This demonstrates that a large number of heterogeneous tumors can be evaluated and a clinical phase II trial can be mimicked in PDX models with manageable costs and efforts.

Mouse clinical trials in oncology drug development

Around 85% of preclinical agents entering oncology clinical trials fail to demonstrate sufficient safety or efficacy to gain regulatory approval. This high failure rate highlights the continued limitations of the predictive value of existing preclinical models and clearly shows an urgent need for experimental systems that better replicate the diversity of human tumor biology in a preclinical setting. While PDX models faithfully recapitulate human tumor biology and predict patient drug response, studies with small numbers of models have limited value in predicting potential clinical-trial response at the population level. Mouse clinical trials (MCTs) are population-based efficacy studies mimicking human trials. For these, the single mouse study design is a feasible and very cost-effective approach to reliably screen a large numbers of models with diverse genetic characteristics.

Important considerations for your study

Similar to clinical trials, rational design of MCTs requires statistical power calculation and sample size determination, thus the number of mouse models as well as the number of mice per model needs to be carefully considered. In general, the study design depends on factors such as the study aims, the efficacy of the applied drugs and the available resources. For example, when there is only a limited number of suitable PDXs, e.g., PDXs carrying a particular mutation or PDXs of a specific subtype, the number of mice per PDX could be increased to boost statistical power. Our scientific and bioinformatics team will actively support you to tailor a study design specifically for your needs based on detailed statistical and bioinformatics analyses.

Possible applications

There is a broad variety of possible applications for single mouse trials. These include exploration of new drug combinations as demonstrated by our new publication, comprehensive analysis of one tumor entity, identification of biomarkers for predicting treatment responses, screening of a large number of compounds in diverse tumor populations and many more. Please reach out to learn more!

Source: EPO Gmbh Newsletter December 2020: Single Mouse Trials

epo-berlin.com

forschen, produzieren, leben, heilen, bilden / 05.01.2021
Schätze des Campus

Jean Ipoustéguy: L‘HOMME von 1963 (Foto: David Ausserhofer/CBB)
Jean Ipoustéguy: L‘HOMME von 1963 (Foto: David Ausserhofer/CBB)

Kunstwerke, Wissenschaftsgeschichte und Botanik sollen stärker ins Blickfeld rücken

Elly Welt beschreibt in ihrem Buch über die genetische Forschung im Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Buch ein „riesiges, wunderschönes Freigelände“ mit endlosen Rasenflächen, unzähligen Bäume und Beeten voller Tulpen und Narzissen. Auch heute noch ist der Wissenschafts- und Biotechcampus ein großer Park mit Wiesen, hochgewachsenen Bäumen und waldartigen Bereichen. Seltene Bäume wie Hemlocktanne, Christusdorn oder der Japanische Schnurbaum zeugen davon, dass sich auf dem Gelände etliche Jahre auch eine Baumschule befand.

Ort der Kreativität

Kunst und Wissenschaft teilen den schöpferischen Prozess, Kunst kann Wissenschaft inspirieren – und umgekehrt. Diese Verknüpfung spielte immer eine Rolle bei der Gestaltung des Campus. Dank finanzieller Zuwendungen, Leihgaben und Schenkungen verfügt der Campus über zahlreiche Skulpturen und einen japanischen Garten mit Steinlaterne. Zur Sammlung gehören auch Gemälde und Installationen, darunter Werke von Jeanne Mammen, die zuletzt in ihrer großen Retrospektive in der Berlinischen Galerie gezeigt wurden. Mit neuen Gebäuden für die Wissenschaft wächst der Bestand an Kunst am Bau: Im MRT-Forschungsgebäude hat der Künstler Robert Patz einen groß dimensionierten Wissenschafts-Comic auf die Wände der Flure gebracht. Rätselhaft präsentiert sich die Installation „Treated Wood“ im Südosten des Campus. Die „Chiralität“ von Ulrike Mohr und das Kunst-Nest von Fritz Balthaus gehören zu den jüngsten Erwerbungen in Buch, am MDC-Standort Mitte ist es die Lichtinstallation „Splash“ von Barbara Trautmann.

Wissenschaftsgeschichte

An prominente, mit dem Campus verbundene Persönlichkeiten der Wissenschaft wird unter anderem in Form von Porträtbüsten erinnert. Darunter sind Büsten von Cécile und Oskar Vogt, Max Delbrück und Hermann von Helmholtz. Im Wissenschaftsmuseum des Campus lassen sich historische Laborausstattungen und Geräte sowie der Arbeitsplatz des bekannten Genetikers Alexej Timofeeff -Ressovsky besichtigen. Der Neurowissenschaftler Prof. Helmut Kettenmann stellte seine umfangreiche Sammlung historischer Mikroskope für eine medizinhistorische Dauerausstellung zur Verfügung, die über die Anfänge der Mikroskopie bis hin zu modernen Methoden, die am Max-Delbrück-Centrum angewendet werden, informiert.

Lebendige Vermittlung

Kunst und Wissenschaftsgeschichte sollen künftig für Besucher*innen, Gäste des Campus und auch für die Beschäftigten besser erschlossen werden. Geplant ist eine Campus-App, die eine neue, barrierefreie Beschilderung von Objekten mit digitalen, vertiefenden Inhalten verknüpft. So sollen zum Beispiel Künstler*innen die Intention und die Entstehungsgeschichte ihrer Kunstwerke in Videoclips vorstellen. Durch Beschilderung und digitale Erschließung soll auch Wissenswertes über die schützenswerte Artenvielfalt und die Biotope des Campus vermittelt werden. Beispielsweise ist geplant, Lehrpfade für Gehölze, Flechten und Pilze anzulegen und die Wildblumenwiesen zu beschildern. Letztere verdanken sich einer Kooperation mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und ermöglichen dem Gläsernen Labor, ein Insekten-Monitoring in die Bildungsarbeit zu integrieren. Mit der Campus-App soll es auch eine Tour zur Wissenschaftsgeschichte geben, die virtuell durch Videoclips zu jeder Büste und Gedenktafel unterstützt wird. Das Wissenschaftsmuseum wird um einen Raum erweitert, der eine umfangreiche Sammlung von Mikroskopen von Berliner Herstellern präsentiert. Zudem soll ein virtuelles Museum die Geschichte und heutige Nutzung der Mikroskopie erzählen. In Zukunft wird Interessierten deutlich mehr Information über diese Besonderheiten des Campus geboten – sei es bei einer individuellen Erkundung oder bei einer geführten Thementour.

www.campusberlinbuch.de

heilen / 03.01.2021
Neujahrsbaby: Theodor Jonas ist das erste Baby 2021 im Bucher Klinikum

Das Geburtenzentrum im Helios Klinikum Berlin-Buch sagt dem ersten Neujahrsbaby Theodor Jonas ein herzliches Willkommen. (Foto: Thomas Oberländer/Helios Klinikum Berlin-Buch)
Das Geburtenzentrum im Helios Klinikum Berlin-Buch sagt dem ersten Neujahrsbaby Theodor Jonas ein herzliches Willkommen. (Foto: Thomas Oberländer/Helios Klinikum Berlin-Buch)

Was für ein perfekter Zeitpunkt: Am 01.01.2021 um genau 0:11 Uhr erblickte der kleine Theodor Jonas im Helios Klinikum Berlin-Buch das Licht der Welt. Mit 3.890 Gramm und 54 Zentimetern erfreut sich das erste Baby, das im Bucher Geburtenzentrum am Neujahrstag zur Welt kommt, bester Gesundheit.

Genau 11 Minuten war das neue Jahr alt, als Theodor Jonas das Licht der Welt erblickte. Somit ist er das erste Baby, das am Neujahrstag 2021 im Helios Klinikum Berlin-Buch geboren wurde. „Wir heißen unser erstes Neujahrsbaby herzlich willkommen“, sagt Susanne Czihak, die betreuende Hebamme vom Team des Geburtenzentrums. Für Mama Lydia Rudolf und Papa Dan ist es das zweite Kind. Papa Dan war bei der Geburt dabei. Beide sind sehr stolz auf ihren kleinen Theodor Jonas mit seinen 3.890 Gramm und 54 Zentimetern.

Am Silvesterabend gab es im Familienkreis noch ein kleines Tischfeuerwerk für Leoni Marie, die mit ihren 2 Jahren und 10 Monaten nun eine große Schwester ist. Kurz darauf setzten die ersten Wehen ein. Um 23.30 Uhr waren die werdenden Eltern dann in Berlin-Buch im Kreißsaal. Baby Theodor Jonas hatte es ganz schön eilig. „Hebamme Susanne ist sehr erfahren und hat viel Ruhe auf mich übertragen. Es war eine wunderschöne Geburt“, berichtet sehr zufrieden die nun zweifache Mama Lydia und sagt weiter: „Einen besseren Start ins neue Jahr hätte ich mir gar nicht vorstellen können.“ Sie freut sich gemeinsam mit ihrer kleinen Familie auf das Zuhause in Französisch-Buchholz (Berlin-Pankow).

Das Helios Klinikum Berlin-Buch hat eins der größten und modernsten Geburtenzentren Deutschlands. Monatlich kommen hier mehr als 250 Babys zur Welt. „Unsere hohen Geburtenzahlen am Bucher Standort in den vergangenen Jahren belegen den guten Ruf unseres Geburtenzentrums in der Region“, betont Oberärztin Heike Renner-Lützkendorf.

Gut zu wissen: Um werdende Eltern bestmöglich über das umfangreiche, individuelle Angebot, aktuelle Maßnahmen und Regelungen in der Geburtshilfe zu informieren, bieten die Hebammen regelmäßig Kreißsaal-Live-Chats als zusätzliche Informationsquelle an. Jeden ersten und dritten Dienstag im Monat um 17:30 Uhr sind sie live auf Facebook und Instagram.

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