Aktuelles

bilden / 26.08.2025
Neuer Bildungscampus der Akademie der Gesundheit in Greifswald eröffnet

© Akademie der Gesundheit Berlin/Brandenburg e.V.
© Akademie der Gesundheit Berlin/Brandenburg e.V.

Am 22. August 2025 hat die Akademie der Gesundheit e.V. einen wichtigen Meilenstein gefeiert: Mit der feierlichen Eröffnung des neuen Bildungscampus in Greifswald ist die Akademie der Gesundheit e.V. nun erstmals auch in Mecklenburg-Vorpommern vertreten. In Anwesenheit von rund 50 Gästen aus Politik, Gesundheitswesen und Bildung sowie Grußworten der Dezernentin Bereich "Soziales, Jugend und Gesundheit" beim Landkreis Vorpommern-Greifswald Karina Kaiser wurde der neue Standort an der Siemensallee offiziell eröffnet.

Gleichzeitig fand die feierliche Immatrikulation der ersten 25 Bildungsteilnehmenden, welche gebürtig aus Deutschland, Indien und der Schweiz kommen, zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann statt – ein bedeutender Moment für die Lernenden und das engagierte Team vor Ort. Unter der Leitung von Corinna Stefaniak startet der Campus mit einem erfahrenen vierköpfigen Lehrerteam und modernen, praxisnah gestalteten Räumlichkeiten. Perspektivisch bietet der Standort Platz für bis zu 120 Auszubildende und vielfältige Fort- und Weiterbildungsangebote sowie Qualifizierungsmaßnahmen.

www.gesundheit-akademie.de

forschen, heilen / 21.08.2025
Klaus Rajewsky wird für sein Lebenswerk geehrt

© Pablo Castagnola, MDC
© Pablo Castagnola, MDC

Die European Federation of Immunological Societies zeichnet Klaus Rajewsky vom Max Delbrück Center mit ihrem ersten Lifetime Achievement Award aus. Sie würdigt den 88-Jährigen, der noch immer aktiv forscht, als Pionier der zellulären und molekularen Immunologie.

Es begann mit zwölf Käfigen für Kaninchen in Köln. Und mit einer Stelle als Vertreter eines wissenschaftlichen Assistenten. Als der damals 27-jährige Klaus Rajewsky nach einem Medizinstudium in Frankfurt und München sowie einem zweijährigen Forschungsaufenthalt in Paris im Jahr 1964 an das erst kurz zuvor von Max Delbrück gegründete Institut für Genetik kam, war es seine vorrangige Aufgabe, Antikörper in Kaninchen herzustellen. Und Forschungsgelder für eigene Studien einzuwerben. „Ich war der einzige Immunologe dort und die anderen schienen meine Antikörper für nützlich zu halten“, erinnert sich Rajewsky.

Als er die Kölner Universität nach 38 Jahren wieder verließ, um an der Harvard Medical School in Boston weiter zu forschen und so seiner Emeritierung in Deutschland zu entgehen, war seine Abteilung die größte des Instituts und unter Immunolog*innen und Molekularbiolog*innen auf der ganzen Welt bekannt. Inzwischen kann der 88-jährige Forscher, der am Max Delbrück Center seit 2011 die Arbeitsgruppe „Immunregulation und Krebs“ leitet, auf eine mehr als sechs Jahrzehnte währende Karriere zurückblicken – in der er viele der genetischen Mechanismen entschlüsselt hat, die dem Immunsystem zugrunde liegen und Krankheiten entstehen lassen.

Die European Federation of Immunological Societies (EFIS) hat Professor Rajewsky jetzt für sein Lebenswerk geehrt. Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens vergibt die EFIS, der europäische Dachverband von 26 nationalen Gesellschaften für Immunologie, zum ersten Mal einen Lifetime Achievement Award. Mit dem Preis würdigt sie Rajewsky als Pionier der zellulären und molekularen Immunologie.

„Bahnbrechende Forschung, transformative Innovationen“

„Als ich von der Auszeichnung erfahren habe, war das für mich ein bewegender Moment“, sagt Rajewsky. „Die EFIS ist eine große Gemeinschaft von Immunologinnen und Immunologen – und dass sie mich, der damals so klein angefangen hat, für ihren ersten Lifetime Achievement Award ausgesucht hat, das fand ich wirklich toll.“ Der Forscher nahm den Preis am 17. August 2025 in Wien entgegen. Die Verleihung fand während des Kongresses der International Union of Immunological Societies (IUIS) statt.

Für den Award vorgeschlagen wurde Rajewsky von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), die er 1967 mitgegründet hat. Er habe sein Fachgebiet mit bahnbrechender Forschung, transformativen Innovationen und der Betreuung von Generationen von Immunologen geprägt, heißt es in der Begründung der EFIS für ihre Wahl. Sie hebt insbesondere Rajewskys grundlegende Arbeiten zur Biologie der Antikörper bildenden B-Zellen hervor sowie zur Entwicklung eines Gene-Targeting-Systems, mit dem sich einzelne Gene erstmals spezifisch in bestimmten Geweben oder zu einem gewünschten Zeitpunkt ein- und ausschalten ließen. „Beim klassischen Gene-Targeting hingegen wurden prinzipiell alle Zellen im Organismus verändert“, erläutert Rajewsky. Forschende aus aller Welt seien in sein Kölner Labor gekommen, um diese CRE/loxP-basierte Methode zu erlernen.

Darüber hinaus lobt die EFIS den Wissenschaftler dafür, dass er moderne Technologien wie die Mikro-RNA-Analyse und die Genschere CRISPR/Cas9 nicht nur früh in die immunologische Forschung eingeführt, sondern auch verfeinert hat. Erst vor drei Jahren stellte sein Team im Fachblatt „Science Advances“ zum Beispiel eine modifizierte Version der Genschere vor, die deutlich präziser arbeitet als ihre Vorgängerin – und somit zur Genkorrektur bei Erbkrankheiten, die auf einer einzelnen Mutation beruhen, vermutlich besonders geeignet ist.

Rajewsky hat noch einiges vor

Die Publikation ist nur eine auf der sehr langen Liste der Veröffentlichungen, an denen der Forscher beteiligt war. Mehr als 500 dürften es inzwischen sein, schätzt Rajewsky, der gemeinsam mit seinen Mitarbeiter*innen und einem Pathologen auch als erster erkannte, dass das bis dahin völlig rätselhafte Hodgkin-Lymphom aus B-Zellen eines bestimmten Entwicklungsstadiums entsteht. Er sei ein unermüdlicher Förderer der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und des internationalen Austauschs gewesen, betont die EFIS. Zudem habe er Generationen von Immunolog*innen in Deutschland, Europa und weltweit ausgebildet und inspiriert. Auf die Preisverleihung und den Kongress freut Rajewsky sich daher auch schon sehr: „Es werden sicherlich viele ehemalige Schülerinnen und Schüler, Bekannte, Freundinnen und Freunde von mir anwesend sein“, sagt er.

Auch danach hat der Forscher noch einiges vor. „Aktuell beschäftigen wir uns unter anderem mit bestimmten erblichen Immundefizienzen, bei denen die T-Zellen nicht richtig funktionieren“, berichtet er. Man könne diese Zellen genetisch reparieren – und im Mausmodell hat er gemeinsam mit seinem derzeit zehnköpfigen Team schon gezeigt, dass damit die Tiere von ihrer tödlichen Krankheit geheilt werden konnten. Auch Experimente mit menschlichen Zellen waren bereits erfolgreich. „Es handelt sich allerdings um Erkrankungen, die beim Menschen sehr selten sind – weshalb es schwierig ist, Forschungsgelder für klinische Studien einzuwerben“, bedauert Rajewsky. Doch vielleicht hilft ihm ja auch dabei wieder sein Erfahrungsschatz, den er vor mehr als sechzig Jahren in Köln zu sammeln begonnen hat.

Text: Anke Brodmerkel

Weitere Informationen

AG K. Rajewsky

Immunregulation und Krebs

 

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forschen, heilen / 15.08.2025
Wie Impfstoffe im Alter besser schützen können

Können wir ein alterndes Immunsystem dazu bringen, auf eine Impfung wie in jüngeren Jahren zu reagieren? In der Fachzeitschrift „Nature Aging“ diskutieren Sebastian Hofer, Katja Simon und ihre Kolleg*innen, welche Ansätze es dafür gibt. Sie suchen außerdem Freiwillige für eine eigene klinische Studie.

Mit dem Alter wird unser Immunsystem schwächer. Dieser Prozess, bekannt als Immunoseneszenz, macht ältere Menschen anfälliger für Infektionen. Auch Impfstoffe können ihre Wirkung weniger gut entfalten; ein Teufelskreis beginnt. Zwar tragen Lebensstil- und altersbedingte Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes zu dieser Schwächung bei. Das Kernproblem ist jedoch, wie das Altern die Immunzellen und ihre internen Wartungssysteme verändert.

In einem Übersichtsartikel in „Nature Aging“ diskutieren Dr. Sebastian Hofer, Postdoktorand im Labor für Zellbiologie der Immunität von Professor Katja Simon am Max Delbrück Center, und Kolleg*innen aus Großbritannien, wie man die Impfantwort bei älteren Erwachsenen stärken kann, wenn die neueste Forschung zur Biologie des Alterns einbezogen wird. Bisher haben Impfstoffhersteller auf technologische Ansätze wie Adjuvantien zurückgegriffen, um eine stärkere Immunantwort hervorzurufen. Diese sind jedoch nicht immer wirksam.

In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass ergänzende Ansätze praktischer sein können als neue Impfstoffe für verschiedene Altersgruppen zu entwickeln, sagt Simon. Die Forschung zur Biologie des Alterns habe beispielsweise gezeigt, dass bestimmte Medikamente wie Metformin aus der Typ-2-Diabetes-Therapie und Rapamycin, das oft Menschen nach einer Organtransplantation bekommen, die Lebensdauer und die Spanne gesunden Lebens bei Insekten, Nagern und anderen Tieren verlängern können. Ein Teil der Erklärung: Sie beeinflussen das Immunsystem. Andere Studien haben gezeigt, dass Bewegung und Kalorienrestriktion sowohl bei Menschen als auch bei Tieren die Schwächung der Immunzellen im Alter verlangsamen können. Auch die zellulären Mechanismen, die der Schwächung der Immunität zugrunde liegen, verstehe man inzwischen besser, ergänzt Hofer.

Im Interview erklären Hofer und Simon, wie man dieses Wissen bei Impfungen von älteren Menschen anwenden und die Reaktion des Körpers auf die Impfstoffe möglicherweise verbessern kann. Sie rekrutieren außerdem Freiwillige für eine klinische Studie. Dabei wollen sie testen, ob Fasten die Impfantwort verstärkt.

Was versteht man unter Immunseneszenz und wie genau lässt die Immunität im Alter nach? 

Katja Simon: Immunseneszenz ist ein sehr breiter Begriff, der die allmähliche Schwächung des Immunsystems beschreibt, wenn wir älter werden. Ältere Menschen haben öfter chronische Erkrankungen, das trägt zum Nachlassen der Immunfunktion bei. Aber ein ganz zentrales Merkmal eines alternden Immunsystems, das sich auch ganz ohne chronische Krankheiten einstellt, ist folgendes: Neben anderen molekularen Änderungen können die Immunzellen Schaden und Müll nicht mehr so gut beseitigen. Dieser Prozess nennt sich Autophagie – ein ganz fundamentales Recycling, auf das jede Zelle im Körper angewiesen ist. Wenn die „Autophagie-Flux“ nachlässt, also die Effizienz dieser Recycling-Zyklen, trägt das zur Schwächung der Immunantwort bei älteren Menschen bei. Unser Labor erforscht Autophagie seit Jahren. Eine Frage ist, wie man sie in alternden Immunzellen wiederherstellen und damit die Immunität verbessern kann.   

Wissen wir denn, wie Medikamente oder Änderungen des Lebensstils, die nachweislich die Lebensdauer von Tieren verlängern, wirken?

Sebastian Hofer: Wir haben eine recht genaue Vorstellung davon, wie Kalorienreduktion und Rapamycin die Lebensspanne verlängern – zumindest bei Tieren. Für den Menschen haben wir kein so klares Bild. Viele Interventionen, die in der Biologie des Alterns getestet werden, stupsen die Zellen in einen schützenden und energiesparenden Modus: Sie reduzieren Entzündungen, verlangsamen den Metabolismus und fördern Autophagie. Wenn wir weniger Kalorien zu uns nehmen, geschieht das ganz natürlich. Medikamente wie Rapamycin dagegen greifen in bestimmten zellulären Signalwegen ein. Alle diese Änderungen helfen den Zellen, Schäden zu reparieren, resilient zu bleiben und auch im Alter besser zu funktionieren. Die zugrundeliegende Biologie ist vielversprechend, vor allem in Tiermodellen. Aber wir müssen noch verstehen, wie diese Interventionen beim Menschen wirken. Wer – oder welches Gewebe – profitiert am ehesten davon?

Gab es schon Versuche, mit solchen Interventionen die Impfantwort bei älteren Erwachsenen zu verbessern?

SH: Immer mehr Forschende aus dem Fachgebiet wenden das Wissen jetzt in klinischen Studien an. Wenn man die Literatur anschaut, wurde aber bisher nur Rapamycin ausreichend getestet in Bezug auf die Impfantwort. Diese Studien legen nahe, dass Rapamycin die Wirksamkeit von Impfstoffen bei älteren Erwachsenen verbessern kann. Es reguliert das Immunsystem in einer Art und Weise, dass es stärker reagiert: Rapamycin blockiert ein Protein namens mTOR, das man sich wie einen Hauptschalter in den Zellen vorstellen kann.  Es steuert das Wachstum und den Energieverbrauch. Wird mTOR gehemmt, gehen die Zellen in einen vorsichtigeren, auf Reparatur ausgerichteten Zustand über – sie reduzieren Entzündungen, verbessern die Autophagie und machen die Immunzellen reaktionsfähiger auf Reize.

Sie suchen derzeit Freiwillige für eine klinische Studie, um zu testen, ob eine Ernährungsintervention die Immunantwort auf Impfstoffe stärken kann. Können Sie uns weitere Details dazu geben?

SH: In der Pilotstudie VITAL rekrutieren wir 24 Freiwillige über 60 Jahre. Wir bitten die Hälfte von ihnen, ausschließlich innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden zu essen. Wir möchten herausfinden, ob eine vierwöchige Phase mit intermittierendem Fasten die Immunantwort auf Influenza- und COVID-Impfstoffe im Vergleich zur Gruppe, die nicht fastet, verbessern kann. Präklinische Erkenntnisse zeigen nämlich, dass kurzfristige Ernährungsinterventionen die Immunfunktion verjüngen können – möglicherweise, weil sie die Autophagie fördern. Wir konzentrieren uns auf den saisonalen Grippeimpfstoff, da Studien gezeigt haben, dass ein erheblicher Anteil der über 60-Jährigen schlecht auf Grippeimpfstoffe anspricht. Wir testen außerdem das Blut der Teilnehmer*innen und statten sie mit Technologie aus, um die Einhaltung des Fastenprotokolls zu überwachen.

Warum interessieren sie sich für Ernährungsänderungen – und nicht für pharmakologische Lösungen wie Rapamycin? 

SH: Es ist eine attraktive Strategie. Sie ist sicher, jeder und jede hat Zugang. Außerdem würde eine Firma nie eine solche Studie durchführen. Als staatlich geförderte Institution steht es uns gut zu Gesicht, hier aktiv zu werden. Wenn wir die komplexen Probleme eines alternden Immunsystems angehen wollen, ist es vermutlich vorteilhaft auf Interventionen zu setzen, die mehrere molekulare Signalwege gleichzeitig beeinflussen. Die Kalorienzufuhr zu beschränken, ist ein Beispiel. Wir sehen uns aber auch andere Ansätze an. Die AG Simon hat in einer klinischen Studie gezeigt, dass das Nahrungsergänzungsmittel Spermidin die Immunantwort nach einer Impfung bei älteren Menschen verstärken kann. Die Publikation ist noch nicht veröffentlicht. Aber unsere Daten legen nahe, dass Spermidin die Impfantwort nach einer Coronaimpfung verbessern könnte.  

Warum ist das Thema so wichtig für die Öffentliche Gesundheit?

KS: Wir leben in einer alternden Gesellschaft und wir wissen, dass die Menschen ab 60 oder 65 anfälliger für Infektionen sind. Die über 60-Jährigen waren ja auch in der Coronapandemie am stärksten betroffen. Die Altersgruppe trägt zudem das höchste Risiko, an einer Grippe zu versterben. Leider zeigen Daten durchweg, dass die Effektivität von etlichen Schutzimpfungen mit zunehmendem Alter abnimmt, insbesondere bei denjenigen, die den Schutz am dringendsten benötigen. Wir werden in Zukunft wahrscheinlich auch immer öfter mit neuen Infektionskrankheiten konfrontiert sein. Eine einfache und leicht umsetzbare Maßnahme, die die Immunität und die Wirksamkeit von Impfstoffen in dieser Gruppe verbessert, könnte viele Leben retten.

Interview: Gunjan Sinha

Sebastian Hofer, Katja Simon und ihr Team rekrutieren derzeit Menschen über 60 Jahre für ihre klinische Studie. Sie testen, ob intermittierendes Fasten die Antwort auf Influenza- und COVID-Impfungen verbessern kann. Für weitere Informationen oder um sich für die Studie zu melden, wenden Sie sich bitte an Sebastian Hofer (Sebastian.hofer@mdc-berlin.de) oder die Clinical Research Unit am ECRC (vital@charite.de).

Weiterführende Informationen

forschen, heilen, bilden / 14.08.2025
„Das Bewusstsein für Gesundheitsforschung stärken“

© Prof. Dr. Young-Ae Lee, Max Delbrück Center
© Prof. Dr. Young-Ae Lee, Max Delbrück Center

Im Gläsernen Labor tauchten 24 Jugendliche während einer Projektwoche ein in Fragen der Genetik, Immunologie und Allergien. Mit dem Kurs startete eine Zusammenarbeit mit Berliner Forschungszentren wie dem Max Delbrück Center, der Charité und dem Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit.

Dr. Aleix Arnau Soler, Sie sind Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe „Molekulare Genetik allergischer Erkrankungen“ am Max Delbrück Center und haben die Projektwoche im Juli 2025 ins Rollen gebracht. Wie kam es dazu?

Dr. Aleix Arnau Soler: Unsere Kommunikationsabteilung hatte im Jahr 2024 einen Workshop über Wissenschaftskommunikation veranstaltet, an dem ich teilnahm. Ziel des Kurses war es, Initiativen für das Gläserne Labor zu entwickeln und dabei die Forschungsperspektive einzubringen. In meiner Arbeit bin ich auch mit dem Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) verbunden. Das ist ein von der Bundesregierung gefördertes Netzwerk gesundheitsforschender Standorte, das sich seit 2024 für die Stärkung der Forschung im Bereich Kinder- und Jugendmedizin einsetzt. Das DZKJ entwickelt Strategien, um Kinder und Familien aktiv an der Gesundheitsforschung zu beteiligen. 

Was heißt das konkret?

Zum Beispiel, mit Kindern ins Gespräch zu kommen, sie für zu Forschung zu begeistern und ihnen zu zeigen, wie wir Krankheitsursachen erforschen. Hier geht es um Kindergesundheit, daher will das DZKJ früh mit ihnen und den Eltern in Kontakt kommen. Ich wusste, dass man beim DZKJ noch auf der Suche nach Partnern war, mit denen sich das praktisch umsetzen ließe…

… und da passte es, dass Sie gerade am Schüler*innenlabor auf dem Campus Buch in Berlin engagiert waren.

Richtig. Das Gläserne Labor mit seinem professionellen Bildungsteam, seinen etablierten Vermittlungsformaten und seiner Anbindung an die Wissenschaft auf dem Campus bot sich als idealer Partner an. Und so haben wir, also Max Delbrück Center, die Charité – Universitätsmedizin Berlin (Kinderkliniken), Deutsches Rheumaforschungszentrum, Gläsernes Labor und das DZKJ schließlich den Kurs entwickelt zum Thema Genetik und Immunologie, einschließlich Immunantwort und Behandlung von Allergien. Von ihnen sind sehr viele Menschen betroffen, auch schon die Jüngeren. Die Kinder und Jugendlichen konnten sich der Wissenschaft hierzu in einem echten Forschungsumfeld nähern und selbst experimentieren. Und hoffentlich auch ihr Bewusstsein dafür stärken, wie wichtig Gesundheit und damit auch die Gesundheitsforschung ist.

Wie haben Sie die Teilnehmenden für die Projektwoche ausgewählt?

Die Jugendlichen kamen vom Berliner Robert-Havemann-Gymnasium, mit dem das Gläserne Labor schon länger kooperiert. Eine Gruppe beschäftige sich mit Genetik, eine zweite mit Immunologie. Die Jugendlichen führten viele praktische Experimente durch, etwa DNA-Isolierung, PCR oder Elektrophorese und sie entwarfen am Ende gemeinsam Poster, um ihre Erkenntnisse in der Schule zu präsentieren. In unserem Labor hatten wir die Immunologie-Gruppe zu Gast. Unter anderem führten wir einen Test durch, mit dem man Allergien diagnostiziert, und zeigten ihnen einen bestimmten Schritt des Protokolls, um DNA zu isolieren: Man gibt einen Alkohol in das Blut, die DNA wird so als im Blut schwimmende „Wolke“ sichtbar. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr engagiert und hatten viel Spaß. Ich kann das gut verstehen: Als ich zur Schule ging, wäre es undenkbar gewesen, dass wir solche Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten in einem Forschungszentrum bekommen. 

Wird die Zusammenarbeit fortgesetzt?

Das DZKJ wird derzeit für eine neue Förderperiode evaluiert. Nach Abschluss dieses Prozesses rechne ich damit, dass die Zusammenarbeit um mehrere Jahre verlängert wird und wir weitere Programmformate entwickeln können. Eine der Ideen für die Zukunft: Patientinnen und Patienten mit Krankheiten wie beispielsweise Fettleibigkeit, Mukoviszidose oder Schwerhörigkeit, die an der Charité behandelt werden, erhalten das Angebot, auf ihr Krankheitsbild zugeschnittene Kurse zu besuchen. Inhalte sind etwa forschungsgestützte Informationen darüber, warum man erkrankt oder wie man mit der Krankheit umgehen kann. Ein solches Angebot finde ich sehr geeignet, um Wissenschaft näher an die Menschen zu bringen und um umgekehrt zu erfahren, was sie wünschen oder brauchen.

Interview: Wiebke Peters

Weiterführende Informationen

Foto: Dr. Aleix Arnau Soler und die Doktorandin Alisa Iakupova gaben Schüler*innen des Robert-Havemann-Gymnasiums im Labor einen Einblick in die Forschung zur Allergologie. © Prof. Dr. Young-Ae Lee, Max Delbrück Center

News auf der Website des Max Delbrück Center:
„Das Bewusstsein für Gesundheitsforschung stärken“

 

forschen, heilen / 08.08.2025
Schlafende Krebszellen im Visier

Neuroblastom-Zellen © Charité | Giulia Montuori
Neuroblastom-Zellen © Charité | Giulia Montuori

Neuroblastome, an denen vor allem Kinder erkranken, sind oft schwer zu behandeln. Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max Delbrück Center haben entdeckt, woran das liegen könnte. Im Fachblatt Cancer Discovery* schlagen sie einen neuen Therapieansatz vor, der besonders widerstandsfähige Tumore bekämpft.

Ein Neuroblastom kann ein besonders tückischer Tumor sein. Zwar bildet sich etwa die Hälfte von ihnen wieder zurück, mitunter sogar ohne Therapie. Doch die andere Hälfte wächst sehr schnell. Oft sprechen diese Tumore auf eine Chemotherapie zunächst gut an, kehren nach ein bis zwei Jahren aber oft wieder zurück. Ein charakteristisches Merkmal dieser aggressiven Neuroblastome ist das vermehrte Vorkommen des Onkogens MYCN.

Ein Team um Dr. Jan Rafael Dörr und Prof. Anton Henssen vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité und des Max Delbrück Center, hat jetzt herausgefunden, dass die Lokalisation dieses Gens eine wichtige Rolle spielt: Befindet es sich außerhalb der Chromosomen, können sich die Krebszellen durch einen Ruhezustand vor dem Angriff der Medikamente schützen. Die Forschenden schlagen eine neue Behandlungsstrategie vor, die auch diese schlafenden Zellen des Tumors verstärkt ins Visier nimmt. Im Mausmodell hat sich ihr Ansatz bereits bewährt.

Krebsgene auf kleinen Ringen

Das Neuroblastom zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen von Kindern. Die Tumore entwickeln sich aus Zellen des sympathischen Nervensystems, können überall im Körper entstehen und sind überwiegend bei Kindern unter fünf Jahren zu finden. „Als besonders schlecht behandelbar galten bisher Neuroblastome, in denen das Onkogen MYCN nachweisbar ist“, sagt Jan Dörr, der auch als Kinderonkologe an der Charité tätig ist. „Wir wollten herausfinden, was das Gen in den Zellen genau bewirkt, wie es die Expression anderer Gene womöglich beeinflusst und wie man solche Tumore künftig effektiver zerstören kann.“

Anton Henssen, ebenfalls Charité-Kinderonkologe, hatte im Vorfeld mit seinem Team bereits herausgefunden, dass das Onkogen oft nicht auf den Chromosomen liegt, sondern auf sehr viel kleineren, ringförmigen DNA-Molekülen. „Wenn sich die Zellen teilen, wird diese DNA anders als die chromosomale willkürlich auf die Tochterzellen verteilt“, erläutert der Wissenschaftler. Das hat zur Folge, dass sich in solchen Neuroblastomen sowohl Zellen mit sehr vielen als auch Zellen mit sehr wenigen MYCN-Kopien befinden. 

Die schlafenden Zellen entziehen sich

Jan Dörr und sein Team haben die unterschiedlichen Tumorzellen weiter untersucht. „Gemeinsam mit der Gruppe von Fabian Coscia ist es uns dank einer in der Studie erstmals beschriebenen Methode gelungen, Zellen mit vielen MYCN-Kopien von denen mit wenigen Kopien zu trennen und dann zu untersuchen, wie sich die Zusammensetzung der Proteine und der Phänotyp dieser Zellen voneinander unterscheiden“, berichtet der Forscher.

In Experimenten mit kultivierten Tumorzellen, Mausmodellen und Patientenproben haben die Forschenden anschließend zeigen können, dass nur die aggressiven Zellen mit vielen MYCN-Kopien von einer Chemotherapie zerstört werden. „Tumorzellen mit wenigen MYCN-Kopien hingegen überleben und fallen lediglich in eine Art Tiefschlaf“, erklärt Jan Dörr. Aus diesem können sie allerdings durch noch nicht vollständig verstandene Weckrufe wieder erwachen und dann zum Wiederaufflammen der Krebserkrankung beitragen.

Ein Ansatz auch für Hirntumore

„Es gibt Medikamente, die sich speziell gegen solche seneszenten, das heißt schlafenden, Zellen richten“, sagt Jan Dörr. Im Mausmodell haben er und sein Team zeigen können, dass die Kombination einer Chemotherapie, die vor allem die schnell wachsenden Zellen mit vielen MYCN-Kopien zerstört, und eines anschließend verabreichten Wirkstoffs, der die seneszenten Zellen angreift, die Therapie des Neuroblastoms deutlich effektiver macht. „Unser Ansatz eignet sich vermutlich vor allem für Tumore, bei denen das MYCN-Gen oder andere Onkogene auf der extrachromosomalen DNA liegen“, sagt der Wissenschaftler. Für Tumore, bei denen sich diese Erbanlagen auf den Chromosomen befinden, müsse man andere Strategien entwickeln.

Zunächst wollen die Forschenden nun systematisch nach weiteren Wirkstoffen suchen, die sich auch im menschlichen Gewebe gezielt gegen die schlafenden Tumorzellen richten und gesunde Zellen möglichst verschonen. „Interessant ist der jetzt vorgestellte Ansatz in jedem Fall auch für die Therapie anderer Tumore, an deren Entstehung Krebsgene auf den DNA-Ringen beteiligt sind“, ergänzt Anton Henssen. Dazu zählen beispielsweise die besonders gefürchteten Hirntumore.


*Montuori G, Tu F et al. Extrachromosomal DNA-driven oncogene dosage heterogeneity promotes rapid adaptation to therapy in MYCN-amplified cancers. Cancer Discov 2025 Aug 07. doi: 10.1158/2159-8290.CD-24-1738

Über die Studie
Die Studie wurde gleichberechtigt von Prof. Anton Henssen und Dr. Jan Rafael Dörr geleitet. Beide sind ärztlich an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité tätig. Am ECRC leitet Jan Dörr die Forschungsgruppe „Tumorheterogenität und Therapieresistenz in pädiatrischen Tumoren“, Anton Henssen die Forschungsgruppe „Genomische Instabilität in pädiatrischen Tumoren“. Gemeinsame Erstautorinnen der Studie sind Dr. Giuila Montuori, Wissenschaftlerin an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité, und Fengyu Tu, die in London und China unter der Leitung von Dr. Benjamin Werner und Dr. Huang forscht. Prof. Henssen, Dr. Werner und Dr. Huang sind Mitglieder des internationalen Cancer Grand Challenges Team eDyNAmiC, das von Cancer Research UK und dem National Cancer Institute finanziert wird. Maßgeblich beteiligt war zudem die Arbeitsgruppe des Max Delbrück Center „Spatial Proteomics“ von Dr. Fabian Coscia.

Bild: Das Foto zeigt Neuroblastom-Zellen, in denen das Onkogen MYCN türkis angefärbt ist. Pink ist eine Veränderung im Chromatin, die für schlafende Zellen charakteristisch ist. Die Zellkerne sind blau markiert. Gut zu sehen ist, dass sich Zellen mit wenigen Kopien des MYCN-Gens vermehrt im Ruhezustand befinden. © Charité | Giulia Montuori (mit freundlicher Unterstützung der Technologieplattform „Advanced Light Microscopy“ des Max Delbrück Center)

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und Max Delbrück Center:
Schlafende Krebszellen im Visier

forschen / 07.08.2025
Wie Immunzellen kommunizieren

Mit einer neuen Technologie können Forschende die Kommunikation der Immunzellen entschlüsseln – und ablesen, wie unser Körper auf Infektionen reagiert, Fehlfunktionen zu Autoimmunleiden führen und warum Immuntherapien nur manchen Menschen helfen. Das berichtet ein Team um Simon Haas in „Nature Methods“.

Ein gesundes Immunsystem ist darauf trainiert, Infektionen und Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Diese Abwehr beruht auf einem komplexen Kommunikationssystem auf zellulärer Ebene, in dem verschiedene Immunzellen jeweils eine spezialisierte Aufgabe erfüllen: Infektionserreger erkennen, andere Immunzellen darauf aufmerksam machen und schädliche Zellen oder Erreger beseitigen. Problematisch wird es, wenn die Kommunikation zwischen verschiedenen Zelltypen gestört ist. Dann kann es zu einer Vielzahl von Krankheiten kommen.  

In „Nature Methods“ stellt nun ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftler*innen des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), des Max Delbrück Center, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Heidelberg Institute for Stem Cell Technology and Experimental Medicine (HI-STEM) und der Queen Mary University in London, UK, eine neue Technologie vor, die diese Kommunikation belauschen kann.

Vorhersagen, wer von einer Immuntherapie profitiert

Krebszellen zum Beispiel entwickeln häufig Strategien, um den Informationsaustausch im Immunsystem gezielt zu stören oder zu umgehen – auf diese Weise können sie der Immunüberwachung entgehen und ungehindert wachsen. „Moderne Immuntherapien haben die Behandlung bestimmter Krebsarten grundlegend verändert, indem sie die Kommunikation zwischen Immunzellen wiederherstellen oder gezielt verstärken“, erklärt Professor Simon Haas, ein Letztautor der Studie. 

Haas leitet eine Arbeitsgruppe im gemeinsamen Forschungsfokus „Single-Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin“ des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), des Max Delbrück Center und der Charité – Universitätsmedizin Berlin und ist außerdem Chair für Einzelzelltechnologien und Präzisionsmedizin am Precision Healthcare University Research Institute (PHURI) der Queen Mary University London. Sein Labor ist am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB) angesiedelt.

Dr. Daniel Hübschmann, ebenfalls Letztautor und Gruppenleiter am Heidelberg Institute for Stem Cell Technology and Experimental Medicine (HI-STEM) ergänzt: „Allerdings sprechen nicht alle Patient*innen gleichermaßen gut auf diese Therapien an. Bislang fehlen verlässliche Methoden, um vorherzusagen, welche Patient*innen besonders davon profitieren werden.“    

Eine Basis für maßgeschneiderte Krebstherapien   

In Kooperation haben die Wissenschaftler*innen eine Technologie entwickelt, die dank eines besseren Verständnisses von Immunzell-Kommunikation viele dieser Hürden überwindet. Mit dieser Methode kann man Millionen von Zell-Zell-Interaktionen schnell und kostengünstig messen, sowohl in Forschungslaboren als auch in der Klinik.  

Ermöglicht wurde die innovative Entwicklung durch eine enge interdisziplinäre Kooperation über die klassischen Grenzen von Medizin, Informatik und Biowissenschaften hinweg – maßgeblich getragen von den Doktorand*innen und Erstautor*innen Dominik Vonficht, Lea Jopp-Saile, Schayan Yousefian und Viktoria Flore.  Die Wissenschaftler*innen nutzten die neu-entwickelte Technologie, um das Verhalten und die Kinetik von Immuntherapien zu untersuchen und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie diese Therapien auf der Ebene der Zell-Zell-Interaktionen wirken. Dabei konnten sie zeigen, dass der Ansatz auch die Vorhersage individueller Therapieansprechen ermöglicht und somit eine zentrale Grundlage für personalisierte Immuntherapien und gezielte Therapieentscheidungen schaffen kann.  

Darüber hinaus konnten Wissenschaftler*innen mithilfe ihrer neuen Technologie hochaufgelöst darstellen, wie Zellen des Immunsystems bei Virusinfektionen und Autoimmunerkrankungen miteinander interagieren. Auf dieser Grundlage entwickelten sie dynamische Karten der Immunzellnetzwerke. Sie veranschaulichen erstmals, wie die Immunabwehr in verschiedenen Geweben koordiniert wird.     

Gemeinsam mit klinischen Partnern arbeitet das Team nun daran, diese Erkenntnisse aus der translationalen Forschung in die Praxis zu bringen, etwa um Behandlungserfolge besser vorherzusagen und personalisierte Therapien gezielter einzusetzen.  

Weiterführende Informationen

AG Haas
Forschungsfokus „Single-Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin“

Wenn der Blutkrebs erstmals streut

Literatur

Dominik Vonficht, Lea Jopp-Saile, Schayan Yousefian, Viktoria Flore et al. (2025): Ultra-high-scale cytometry-based cellular interaction mapping. Nature Methods, DOI: 10.1038/s41592-025-02744-w

 

www.mdc-berlin.de

02.08.2025
REINSCHAUEN: RBB HEIMATJOURAL ÜBER BERLIN-BUCH

Dreharbeiten im Gläsernen Labor. Foto: Gläsernes Labor
Dreharbeiten im Gläsernen Labor. Foto: Gläsernes Labor

Das rbb Heimatjournal hat das Gläserne Labor besucht und dabei Schülerinnen und Schüler des Robert-Havemann-Gymnasiums bei Projektwochen zu Seltenen Erkrankungen und Immunologie begleitet. Sendetermin ist der 2. August ab 19:00 Uhr auf dem rbb.Reinschauen und Neues aus Berlin-Buch entdecken. 

Die Projektwochen im Gläsernen Labor wurden vom Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) gefördert. In der Kindheit und Jugend werden grundlegende Weichen für ein gesundes Leben gestellt, weshalb Prävention, Diagnose und Therapie von Erkrankungen in diesen Entwicklungsphasen eine entscheidende Rolle spielen. Das Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) fördert die interdisziplinäre Erforschung von Ursachen häufiger und seltener Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sowie die Entwicklung innovativer Therapien und Präventionsstrategien. Es sorgt dafür, die Öffentlichkeit für das Thema Kinder- und Jugendgesundheit zu sensibilisieren und Forschungsergebnisse schneller in die Praxis zu transferieren.

Aufklärung und Prävention als wichtige Säule

Das DZKJ fördert das öffentliche Wissen über Erkrankungen und deren Prävention: Wer Erkrankungen und mögliche Ursachen kennt, kann besser auf seine Gesundheit achten. Das Gläserne Labor auf dem Campus Berlin-Buch bot daher seit Mai 2025 in Kooperation mit dem DZKJ Arbeitsgemeinschaften und Projektwochen für Schüler:innen an, die verschiedene Erkrankungen thematisieren. Dabei wurde ein Bezug zu vier Forschungsschwerpunkten des DZKJ hergestellt: Adipositas und Metabolismus, Entwicklung des Zentralen Nervensystems und neurologische Erkrankungen, seltene genetische Erkrankungen sowie die Erforschung der Immunantwort und Behandlung von Allergien.

rbb Heimatjournal

www.glaesernes-labor.de

produzieren / 29.07.2025
Eckert & Ziegler wird US-Hersteller für Archeus' Radiopharmazeutikum der nächsten Generation ART-101

Eckert & Ziegler (ISIN DE0005659700) und Archeus Technologies (Archeus), ein Unternehmen, das verschiedene radiopharmazeutische Therapien entwickelt, haben einen Rahmenvertrag über die Auftragsfertigung des neuartigen Wirkstoffs ART-101 geschlossen. Die Kooperation unterstützt die bevorstehende Phase-1-Studie von Archeus mit ART-101 in den Vereinigten Staaten. Die Herstellung erfolgt in der hochmodernen GMP-Anlage von Eckert & Ziegler in Boston, Massachusetts.

ART-101 ist eine Niedermolekulare Verbindung der nächsten Generation, die auf das prostataspezifische Membranantigen (PSMA) abzielt und für die Bildgebung und Behandlung von Prostatakrebs entwickelt wird. Präklinische Studien deuten darauf hin, dass ART-101 im Vergleich zu bestehenden PSMA-gerichteten Therapien eine verbesserte Pharmakologie und Verträglichkeit bieten könnte.

„Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit Archeus in der klinischen Entwicklung von ART-101”, kommentierte Dr. Harald Hasselmann, Vorstandsvorsitzender der Eckert & Ziegler SE. „Unsere GMP-zertifizierte Produktionsstätte in Boston ist optimal ausgestattet, um die Anforderungen von Archeus in der frühen Entwicklungsphase zu erfüllen. Diese Zusammenarbeit unterstreicht unser Engagement für die Weiterentwicklung innovativer zielgerichteter Radiotherapien durch erstklassige Fertigungs- und Versorgungsdienstleistungen.”

„Die GMP-Infrastruktur, operative Zuverlässigkeit und Expertise von Eckert & Ziegler im Bereich der radiopharmazeutischen Herstellung ermöglichen es Archeus, ART-101 noch in diesem Jahr schnell und sicher in die erste Phase der klinischen Studien zu bringen“, fügte Dr. Evan Sengbusch, Geschäftsführer von Archeus Technologies, hinzu.

Die Zusammenarbeit ist ein wichtiger Meilenstein in den laufenden Bestrebungen beider Unternehmen, die Entwicklung zukunftsweisender Lösungen im Bereich der Radiopharmazeutika voranzutreiben. Eckert & Ziegler betreibt weltweit mehrere CMO-Standorte und bietet eine Reihe weiterer Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an, einschließlich der Lieferung hochwertiger Radioisotope.

Über Eckert & Ziegler
Die Eckert & Ziegler SE gehört mit über 1.000 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
 

Quelle: Pressemitteilung Eckert & Ziegler SE
Eckert & Ziegler wird US-Hersteller für Archeus' Radiopharmazeutikum der nächsten Generation ART-101

produzieren / 28.07.2025
Eckert & Ziegler: Kapitalerhöhung eingetragen. Aktiensplit in Vorbereitung.

Die Hauptversammlung der Eckert & Ziegler SE (ISIN DE0005659700) hatte am 18. Juni 2025 eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln um 42.343.864 € auf 63.515.796 € beschlossen.

Die Kapitalerhöhung wurde am 25. Juli 2025 in das Handelsregister eingetragen und damit wirksam. Das Grundkapital der Gesellschaft hat sich dadurch von 21.171.932 € auf 63.515.796 € erhöht.

Über die genauen Daten zur Umsetzung des Aktiensplits wird die Gesellschaft nach Festlegung der Einzelheiten im Rahmen der bankenseitigen Umsetzung berichten.

Ziel des Aktiensplits ist es insbesondere die Liquidität der Aktie zu erhöhen und damit die Handelbarkeit der Eckert & Ziegler Aktie zu erleichtern.

Über Eckert & Ziegler
Die Eckert & Ziegler SE gehört mit über 1.000 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.

Pressemitteilung auuf der Website der Eckert & Ziegler SE:
Eckert & Ziegler: Kapitalerhöhung eingetragen. Aktiensplit in Vorbereitung

forschen, heilen / 25.07.2025
Gezieltere Hilfe bei Erdnussallergie

Eine orale Immuntherapie hilft vielen Kindern mit einer Erdnussallergie. Bei manchen führt sie allerdings auch zu schweren allergischen Reaktionen. Im Fachblatt „Allergy“ erläutert ein Team um Young-Ae Lee, welche Gründe das haben kann – und wie sich die Behandlung individueller gestalten lässt.

Eine Erdnussallergie gehört zu den häufigsten und gefährlichsten Allergien gegen Nahrungsmittel. Zuweilen reichen schon geringste Mengen der eiweißreichen Hülsenfrüchte aus, um allergische Reaktionen wie Juckreiz und Schwellungen oder sogar eine lebensbedrohliche Anaphylaxie auszulösen. Lange Zeit gab es dagegen nur eine Maßnahme: Es galt, Erdnüsse so akribisch wie möglich zu meiden. Da viele Lebensmittel Spuren von ihnen enthalten können, war – und ist – das eine schwierige Aufgabe, auch für die Eltern der betroffenen Kinder. Notfallmedikamente müssen stets in Reichweite sein.

Seit Kurzem gibt es für Kinder mit einer Erdnussallergie die Möglichkeit einer oralen Desensibilisierung. „Einige Kinder, die eine solche Therapie erhalten, sprechen auf die Behandlung allerdings kaum oder gar nicht an“, sagt Professorin Young-Ae Lee, die Leiterin der Arbeitsgruppe „Molekulare Genetik allergischer Erkrankungen“ am Max Delbrück Center. „Bei einigen führt das Präparat, das steigende Dosierungen der Erdnussallergene enthält, auch zu anaphylaktischen Reaktionen.“

Warum Kinder auf die Therapie so unterschiedlich ansprechen und wie sich diese künftig womöglich sicherer und effektiver gestalten lässt, beschreibt ein Team um Lee und Professorin Kirsten Beyer, die Leiterin der Sektion Kinderallergologisches Studienzentrum der Charité – Universitätsmedizin Berlin, jetzt in der Fachzeitschrift „Allergy“. Erstautor der Publikation ist Dr. Aleix Arnau-Soler aus Lees Gruppe. „Wir haben in unserer Studie nach molekularen Veränderungen im Immunsystem von Kindern gesucht, die eine orale Immuntherapie bekamen – und sie auch gefunden“, erklärt Arnau-Soler.

Immunzellen des Darms spielen eine Schlüsselrolle

Für ihre Studie untersuchten die Forschenden das Blut und die darin enthaltenen Immunzellen von 38 Kindern. Die Proband*innen waren im Mittel sieben Jahre alt und erhielten an der Charité aufgrund einer Erdnussallergie eine orale Desensibilisierung. Arnau-Soler und seine Kolleg*innen bestimmten vor und nach der Therapie unter anderem die Blutkonzentrationen von Allergie-Antikörpern, den Immunglobulinen, und von Entzündungsbotenstoffen, den Zytokinen. 

Zudem untersuchten die Wissenschaftler*innen, welche Mengen der Erdnussproteine das Immunsystem der Kinder vor und nach der Behandlung jeweils tolerierte – inwieweit die Desensibilisierung also erfolgreich gewesen war. Darüber hinaus nutzten die Forschenden moderne Omics-Technologien, um zu verstehen, welche Gene in den kindlichen Immunzellen bei gutem Therapieansprechen aktiv werden, wenn die Zellen im Labor mit Erdnussproteinen in Kontakt kommen.

 „Kinder, die gut auf die Behandlung ansprachen, schienen schon vor Beginn der Therapie ein weniger reaktives Immunsystem zu haben. In ihrem Blut fanden wir niedrigere Immunglobulin- und Zytokin-Werte“, berichtet Arnau-Soler. Diese Ergebnisse könnten dem Forscher zufolge dabei helfen, bereits im Vorfeld der Desensibilisierung herauszufinden, welche Kinder von ihr besonders profitieren und welche ein höheres Risiko für Nebenwirkungen haben.

Darüber hinaus konnten die Forschenden zwischen den Immunzellen von Kindern, die eher gut oder eher schlecht auf die Behandlung ansprachen, gemeinsame Unterschiede in der Genexpression und dem DNA-Methylierungsmuster ausmachen. Letzteres ist an der Regulation der Genaktivität entscheidend beteiligt. „Die Unterschiede spielen vor allem bei bestimmten Immunzellen eine wichtige Rolle, die im Blut eher selten, umso häufiger aber im Darm zu finden sind und dort wichtige Aufgaben übernehmen“, sagt Arnau-Soler. Es handelte sich dabei sowohl um spezielle T-Zellen, die zum erworbenen Immunsystem gehören, als auch um Immunzellen, die Teil der angeborenen Körperabwehr sind.

Neue Biomarker ermöglichen eine personalisierte Therapie

„Unsere Ergebnisse öffnen die Tür für personalisierte Ansätze, um eine Erdnussallergie – an der in den Industriestaaten immerhin drei Prozent aller Kinder leiden –  künftig effektiver und zugleich sicherer zu behandeln“, sagt Lee. „Wir haben jetzt potenzielle Biomarker, um schon vor Beginn der Therapie herauszufinden, wie gut ein Kind auf diese anspricht und welche Risiken mit ihr in dem jeweiligen Fall verbunden sind.“ Denkbar sei auch, die Länge der Behandlung und die jeweils verabreichten Mengen der Erdnussallergene in Zukunft an das individuelle Immunprofil der Patient*innen anzupassen.

Derzeit bemühen sich die Forschenden darum, ihre Ergebnisse in einer weiteren Studie zu bestätigen. Auch die im Blut gefundenen Immunzellen des Darms möchten sie nun weiter untersuchen. „Zeitgleich arbeiten wir an einem Prognosemodell, um künftig mit einem einfachen Bluttest die orale Desensibilisierung besser auf das einzelne Kind abzustimmen“, ergänzt Arnau-Soler. Das würde der Erdnussallergie viel von ihrem Schrecken nehmen.

Text: Anke Brodmerkel
 

Weitere Informationen

Literatur

Aleix Arnau-Soler, et al. (2025): „Understanding the Variability of Peanut-Oral Immunotherapy Responses by Multi-Omics Profiling of Immune Cells“. Allergy, https://doi.org/10.1111/all.16627

 

 

www.mdc-berlin.de

forschen, heilen / 18.07.2025
Summer Science Day 2025: Gemeinsam für ein Ziel

Foto: David Ausserhofer/Max Delbrück Center
Foto: David Ausserhofer/Max Delbrück Center

Laborführungen, Vorträge, Musik und Auszeichnungen – der Summer Science Day 2025 hat die Kolleginnen und Kollegen des Max Delbrück Center auf besondere Weise zusammengebracht. Es war ein zum Austausch zwischen unseren vielfältigen Teams und zum Feiern.

Am 3. Juli feierte das Max Delbrück Center den Summer Science Day 2025. Der Campus verwandelte sich in einen Ort lebendiger Begegnung von wissenschaftlicher Forschung und gesellschaftlichem Engagement. Neben einem vielfältigen Programm mit Essen, Musik und Spielen gab es in diesem Jahr auch Laborführungen, Vorträge, Workshops und Informationsstände, die den Austausch zwischen den Mitarbeitenden aus den verschiedenen Bereichen des Forschungszentrums förderten. Beschäftigte aus der Verwaltung erhielten Einblicke in die Forschung – und umgekehrt. Das Programm war speziell auf die Ziele unserer neuen Strategie 2030 zugeschnitten.

„Der Summer Science Day soll unser Zentrum unter einer gemeinsamen Vision zusammenzuführen“, sagte Professorin Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center, in ihrer Eröffnungsrede. „Wir wollen die prädiktive Systemmedizin vorantreiben, und jede*r leistet einen wichtigen Beitrag dazu.“

„Wir sind bereits eng zusammengewachsen“, ergänzte Kirstin Bodensiek, kommissarische Administrative Vorständin des Max Delbrück Center. „Mit dem neuen Veranstaltungsformat bauen wir diese Brücken weiter aus – für mehr Austausch, besonders von unten nach oben. Das entspricht nicht nur dem, was uns ausmacht, sondern auch dem, wohin wir gemeinsam wollen.“

Vorträge, Workshops, Spiele

An einem angenehm warmen Sommertag konnten die Mitarbeitenden des Max Delbrück Center aus mehr als 50 Angeboten wählen: an Infoständen mehr über die Arbeit verschiedener Bereiche erfahren, an Spielen wie Immunzellen-Bingo oder dem Science Pub Quiz teilnehmen oder einfach bei einem gemeinsamen Mittagessen an den Picknicktischen auf der großen Wiese am Campus Buch verweilen.

In einem Workshop konnten die Teilnehmenden mit Präzisionslasern, die normalerweise dazu dienen, einzelne Zellen aus Gewebe zu isolieren, ihre Namen in einzelne Reiskörner gravieren. Bei einer Laborführung durch die Advanced Light Microscopy Platform erhielten die Besucher*innen Einblicke in Bildgebungstechnologien, mit denen Forschende zelluläre Strukturen und Prozesse sichtbar machen.

Ralph Streckwall, Leiter des Technischen Gebäudemanagements, führte durch das neue Modelllabor, in dem interdisziplinäre Forschungsteams künftig gemeinsam daran arbeiten werden, wissenschaftliche Erkenntnisse in innovative Therapien zu überführen. Der Betrieb soll im September starten. Christian Panetzky, Nachhaltigkeitsbeauftragter, informierte in einem Vortrag darüber, wie die Labore des Max Delbrück Center ihren ökologischen Fußabdruck verringern wollen. Außerdem konnten Mitarbeitende beim Bau eines neuen Hochbeets mithelfen – das Gestell bestehat aus alten Mikroskopkoffern, die kreativ weiterverwendet wurden.

„Silent Heros“ und „Marvelous Mentors“

Zum Abschluss des Summer Science Day wurden zwei Auszeichnungen verliehen – an Mitarbeitende, die sich im vergangenen Jahr in besonderer Weise engagiert haben. Mit der ersten Auszeichnung werden Menschen geehrt, die meist im Hintergrund agieren und deren Einsatz dennoch unverzichtbar ist. Diese „Stillen Held*innen“ bilden das Rückgrat des Campusbetriebs und verdienen besondere Anerkennung, betonte Dr. Jean-Yves Tano vom Verein der Freunde des Max Delbrück Center, der den Preis gestiftet hat. Mit der Auszeichnung ist ein kleines Preisgeld verbunden.

Der erste Preis in der Kategorie „Silent Hero“ ging an Dr. Timkehet Teffera Mekonnen aus dem Veranstaltungsteam der Stabsstelle Kommunikation. „Sie ist jemand, die nicht auftritt, um gesehen zu werden – sondern um wirklich etwas zu bewirken. Sie tut dies leise, verlässlich, mit Herzlichkeit und Humor“, sagte Anne Merks, wissenschaftliche Referentin bei der Ehrung. Sie las Kommentare von Personen vor, die Timi Mekonnen nominiert hatten. Eine Einsendung lautete: „Timi ist der Fels in der Brandung, den jedes Team braucht, der Inbegriff von Engagement und Einsatzbereitschaft. Was auch immer das Leben ihr zumutet: Sie nimmt es an, bleibt ruhig, besonnen – und behält dabei ihr Lächeln.“

Jana Richter, Technische Assistentin in der Arbeitsgruppe von Professor Philipp Junker, erhielten den zweiten Preis, weil sie ihr Team stets tatkräftig unterstützt und hilfreich zur Seite steht. „Sie sagt oft, dass sie für ihre kleinen Schäfchen alles tun würde. Und alle, die mit ihr arbeiten, bestätigen: Das stimmt“, bestätigte Johanna Berenike Kroll, Doktorandin in der Junker-Arbeitsgruppe, die Jana Richter nominiert hatte. Michaela Herzig, die das Max Delbrück Center in diesem Jahr verlässt, erhielt den dritten Preis – als Anerkennung für 15 Jahre Engagement beim Aufbau des Graduiertenprogramms. „Sie hat viele verschiedene Projekte entscheidend geprägt“, betonte Jean-Yves Tano. „Wir sind sehr dankbar, dass sie hier war.“

Erstmals wurde in diesem Jahr ein „Marvelous Mentor“-Preis vergeben. „Diese Auszeichnung lenkt den Blick auf etwas, das in der Wissenschaft viel bedeutet – aber oft zu wenig gewürdigt wird: gutes Mentoring“, sagte Dr. Grietje Krabbe aus der Stabsstelle Strategie. Der Preis ehrt Personen, die sich in besonderer Weise für den wissenschaftlichen Nachwuchs engagieren, weil sie diesen mit echtem Interesse begleiten, ein inklusives Umfeld schaffen und gezielt fördern. Weitere Kriterien waren etwa die Fähigkeit, den Mentoringstil an individuelle Bedürfnisse anzupassen, sowie eine Vorbildfunktion im Alltag. Aus den neun Nominierten wählte die Jury Dr. Daria Bunina, Leiterin der Forschungsgruppe Systembiologie kardiovaskulärer Erkrankungen, zur Preisträgerin. Sie und alle anderen Nominierten erhielten eine Urkunde – „denn großartig sind sie alle“, betonte Krabbe.

„Der erste Summer Science Day am Max Delbrück Center hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen“, sagte Kirstin Bodensiek. „Das Programm war vielseitig, inspirierend und voller kreativer Ideen. Vor allem aber hat der lebendige Austausch von Gedanken und Erfahrungen gezeigt, wie viel Kraft und Leben in unserer Community steckt.“

Text: Gunjan Sinha 
 

Weiterführende Informationen

 

 

forschen / 17.07.2025
Gewinnerteams des Campus von „Wer radelt am meisten?“ ausgezeichnet

Zehn von 17 Radlerinnen und Radlern der ausgezeichneten Teams konnten ihre Urkunden persönlich entgegennehmen (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)
Zehn von 17 Radlerinnen und Radlern der ausgezeichneten Teams konnten ihre Urkunden persönlich entgegennehmen (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)

Im Wettbewerb 2025 hat der Campus Berlin-Buch den vierten Platz belegt. Am 16. Juli wurden unsere besten Teams campusintern ausgezeichnet

Der diesjährige Wettbewerb „Wer radelt am meisten?“ ist entschieden. Die Einrichtungen des Campus Berlin-Buch/MDC Mitte haben in der Unternehmenswertung aller 23 teilnehmenden Unternehmen den 4. Platz belegt. Sieger sind in diesem Jahr die Berliner Wasserbetriebe vor der Berliner Energieagentur und der BVG.

Unsere 182 Radlerinnen und Radler des Wissenschafts- und Biotechcampus/MDC-Mitte radelten vom 1. Mai bis 30. Juni gemeinsam 117.693,4 Kilometer. Vom Campus Berlin-Buch kommt auch der drittbeste Einzelfahrer in der Gesamtwertung aller Unternehmen: Kai von Krbek von der Campus Berlin-Buch GmbH fuhr im Wettbewerbszeitraum 4.798,1 km mit dem Fahrrad. Eine tolle Leistung! Insgesamt wetteiferten bei uns sieben Kleinteams, elf mittlere Teams und zwei Megateams.

Von Berlin bis Istanbul, über Chicago hinaus und bis Rio de Janeiro

Am 16. Juli wurden die besten unserer 20 Campus-Teams in drei Kategorien ausgezeichnet. Das Zweierteam „8:50“ vom Max Delbrück Center fuhr zusammen über 1.700 km – was etwa der Luftlinie zwischen Berlin und Istanbul entspricht. Die EPO-Raketen der EPO Berlin-Buch GmbH radelten zu viert und wären theoretisch weiter als bis Chicago – aber nicht ganz bis nach Denver gekommen. Die FyoniBioneers der FyoniBio GmbH waren zu zwölft und legten umgerechnet etwa eine Strecke bis Rio de Janeiro zurück.

Kleinteam (bis 3 TN)
8:50 
1.751,7 km / 875,9 km
Juan, Anna-Lena, Max Delbrück Center

Mittlere Teams (4-10 TN)
EPO-Raketen
7.867,2 km / 1.966,8 km
Maria, Ole, Nils, Diana, EPO Berlin GmbH

Megateams (ab 11 TN)
FyoniBioneers
9.395,3 km / 782,9 km
Robert, Renée, Patrick, Anke, Monique, Sven-Clemens, Mandy, Lars, Joanna, Beate, Abdullah, Andrea; FyoniBio GmbH

Wir danken allen, die beim Wettbewerb mitgeradelt sind, für ihren Enthusiasmus, ihr Dranbleiben und ihre Extrarunden!

Bis zum nächsten Jahr – denn es geht um den mehrwert-Pokal!

Euer Team von CampusVital

Quelle: CampusVital
CampusVital

 

forschen / 16.07.2025
Mit innovativen Ideen um Risikokapital werben

Voller Inspiration und Innovation: Unsere Wissenschaftler*innen auf der Bühne des VC Day.  © Klaas Yperman, Max Delbrück Center
Voller Inspiration und Innovation: Unsere Wissenschaftler*innen auf der Bühne des VC Day. © Klaas Yperman, Max Delbrück Center

Der erste VC Day am Max Delbrück Center brachte angehende Unternehmer*innen mit dem CLIC Incubator und führenden Risikokapitalgeber*innen der Berliner Biotech-Branche zusammen – zum Pitching, Austausch und Networking.

CAR-T-Zell-Therapien der nächsten Generation, die darauf ausgerichtet sind, die Mikroumgebung von Tumoren zu stören, oder die tiefgreifende Phänotypisierung von neurodegenerativen Krankheiten, um neue Medikamente zu entwickeln – das waren nur zwei der Spin-off-Projekte, die Wissenschaftler*innen des Max Delbrück Center vergangene Woche beim VC Day (Venture Capitalist Day) vorgestellt haben. 

Zwölf vom Team für Innovation & Entrepreneurship unterstützte Forschende waren eingeladen, ihre Ideen in fünfminütigen Pitches vor Fachleuten von Risikokapitalfirmen und des neuen Clinical Incubator des Berlin Institute of Health at Charité (CLIC) vorzustellen. Die Innovationen deckten die Bereiche Datenwissenschaft und Diagnostik bis hin zu Therapeutika und Technik ab. Danach folgte jeweils ein gezieltes zehnminütiges Feedback der Expert*innen.

Sechs VCs – darunter Apollo Health Ventures, ein junges transatlantisches Biotech-Unternehmen, und bmp Ventures, ein junges deutsches VC-Unternehmen für Biowissenschaften – nahmen an der Veranstaltung teil, ebenso wie BioLabs, ein globales Netzwerk für gemeinsam genutzte Laboreinrichtungen.

Feedback von Unternehmen

VCs sind Unternehmen, die in vielversprechende Start-ups investieren und im Gegenzug eine finanzielle Rendite für ihre Investition anstreben. Das Pitching bei VCs erfolgt in der Regel später im Entwicklungsprozess, wenn ein Start-up bereits gegründet worden ist und sich um eine Anschubfinanzierung bemüht.

Der VC Day am Max Delbrück Center bot Wissenschaftler*innen die einmalige Gelegenheit, in jedem Entwicklungsstadium zu pitchen – egal ob es sich noch um frühe translationale Forschung oder bereits um fortgeschrittene Spin-off-Projekte handelt. Die Idee dazu entstand aus Gesprächen, die Dr. Nevine Shalaby, die Leiterin der Abteilung Innovation & Entrepreneurship am Max Delbrück Center, mit VCs aus ihrem eigenen Netzwerk geführt hatte. „Sie haben mir erzählt, dass sie sich eigentlich gerne Ideen in ihrer frühen Entwicklungsphase anhören, weil sie dann nützliches Feedback geben können, um das Projekt aus geschäftlicher Sicht erfolgreich zu gestalten“, sagt Shalaby.

Wie immer im Leben macht Übung den Meister beziehungsweise die Meisterin. „Wir wollen unseren Forschenden die Möglichkeit geben, ihr Projekt vorzustellen, Feedback von Expert*innen zu erhalten, sich zu verbessern und zu wiederholen“, sagt Shalaby. Die Rückmeldung in einem frühen Stadium ermutige die Wissenschaftler*innen, darüber nachzudenken, wie sie ihr translationales Projekt mit einer kommerziellen Denkweise weiterentwickeln können. Die Beratung wurde auf jedes Projekt einzeln zugeschnitten. VC-Vertreter*innen gaben Einblicke in Zeitpläne, Zielmärkte und Geschäftsmodelle – Schlüsselelemente einer soliden kommerziellen Strategie.

Dr. Klaas Yperman von der Abteilung Innovation & Entrepreneurship nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil – als Leiter eines Spin-offs zur Therapie neuropathischer Schmerzen. Die Einbindung von Geldgeber*innen schon in der Frühphase eines Projekts helfe, Vertrauen und langfristige Beziehungen aufzubauen, die zu künftigen Investitionen führen können, sagt er: „Oft wollen VCs sehen, wie sich ein Projekt im Laufe der Zeit durch verschiedene Interaktionen entwickelt, bevor sie sich zu einer Investition verpflichten.“

Informeller Rahmen

Sowohl die Forschenden als auch die VCs profitierten von der relativ kleinen Gruppe der Teilnehmenden. Zu jedem Pitch gab es Feedback aus verschiedenen Perspektiven, und in den Pausen konnten in informellen Treffen vertiefende Gespräche geführt werden. „Die kleine interne Veranstaltung ermöglichte es uns, direkt mit den VCs in Kontakt zu treten“, sagt Yperman. „Das wäre in einem großen Rahmen mit hundert Personen nicht möglich gewesen.“

Von den Vorteilen des Netzwerks, das jetzt zwischen den Forschenden des Max Delbrück Center und den Partnern aus der Industrie geschaffen wurde, profitieren nicht nur die Teilnehmenden des VC Day. „Selbst wenn ein Projekt nicht in das Portfolio eines bestimmten VCs passt, kann es sein, dass dieser sagt: Ich kenne jemanden in einem anderen Unternehmen, der interessiert sein könnte, und werde die beiden einander vorstellen“, erklärt Yperman. Indem sich bei der Veranstaltung einige der aufstrebenden Innovationstalente des Max Delbrück Center präsentierten, trug das Event zudem dazu bei, das Forschungszentrum bei den Berliner Biotech-Finanzierern noch bekannter zu machen.

Training für künftige Unternehmen

„Die VCs, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr beeindruckt von der Qualität der Pitches unserer Wissenschaftler*innen“, sagt Shalaby. Mehrere Pitches hätten zu Folgegesprächen geführt. „Es ist eine aufregende Zeit für Innovation und Translation“, fügt Shalaby hinzu. Zu den geplanten bevorstehenden Aktivitäten gehört ein von H3 Health finanzierter Workshop, in dem Spin-off-Gründer*innen darin geschult werden, wie sie den regulatorischen Weg vom Labor zum Markt bewältigen können. 

In der Zwischenzeit laufen Vorbereitungen für die Eröffnung eines Transferzentrums, das als Inkubator Spin-off-Projekte unterstützen soll. Dort können Laborräume bereitgestellt werden, und es soll Raum bieten für Schulungen künftiger Unternehmer*innen, für  Networking und Unternehmensgründungen. Das Hub soll noch in diesem Jahr auf dem Campus Buch starten.

Text: Anita Waltho

produzieren / 16.07.2025
Eckert & Ziegler: Ausbildungsqualität erneut ausgezeichnet

Die Eckert & Ziegler SE (ISIN DE0005659700) wird zum vierten Mal in Folge von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin für die besondere Qualität seiner Ausbildung prämiert. Das Berliner Gesundheitsunternehmen war bereits von 2019 bis 2020, von 2021 bis 2023 und von 2023 bis 2025 Träger des Gütesiegels für "Exzellente Ausbildungsqualität". Dabei wurden nicht nur sämtliche Pflichtkriterien erfolgreich erfüllt, sondern auch in den freiwilligen und Exzellenz-Kriterien konnte Eckert & Ziegler aufgrund seines langjährigen Engagements in der Ausbildung punkten.

„Unseren Auszubildenden bieten wir die Möglichkeit, in einem zukunftsorientierten Wachstumsbereich wertvolle praktische Erfahrungen zu sammeln und abwechslungsreiche Aufgaben zu übernehmen, die sowohl Gestaltungsspielraum, eigene Ideen und die Übernahme von Verantwortung erlauben“, erläutert Dr. Harald Hasselmann, Vorsitzender des Vorstands der Eckert & Ziegler SE. "Mit einer Übernahmequote von rund 70% bieten wir jungen Talenten nach dem Ende ihrer Ausbildung zudem eine echte berufliche Perspektive. Denn gut ausgebildete Fachkräfte sind unerlässlich für den Erfolg eines Unternehmens.“

Die IHK hat die Ausbildung bei Eckert & Ziegler anhand von mehr als 30 Pflicht- und Exzellenz-Kriterien überprüft. Bewertet wurden unter anderem die Rahmenbedingungen für Auszubildende und Ausbildungsbegleiter sowie die Durchführung und Betreuung der jeweiligen Ausbildung. Besonders überzeugend waren hierbei die an die Ausbildungsrahmenpläne angepassten individuellen Einsatzpläne der Auszubildenden, sowie die Maßnahmen zur Bildung und Aufrechterhaltung des Auszubildendenteams über die verschiedenen Ausbildungsberufe hinweg. Darüber hinaus beeindruckte Eckert & Ziegler damit, dass Auszubildende frühzeitig in eigenverantwortliche Projekte eingebunden und damit auch soziale Kompetenzen gefördert werden.

Eckert & Ziegler bildet Industriekaufleute, Chemielaboranten, Fachinformatiker für Systemintegration und Mechatroniker aus. Für den Ausbildungsstart am 1. September 2026 sind noch Plätze verfügbar. Wir freuen uns über Bewerbungen.

Über Eckert & Ziegler
Die Eckert & Ziegler SE gehört mit über 1.000 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Nuklearmedizin und Strahlentherapie. Das Unternehmen bietet weltweit an seinen Standorten Dienstleistungen und Produkte im Bereich der Radiopharmazie an, von der frühen Entwicklung bis hin zur Kommerzialisierung. Die Eckert & Ziegler Aktie (ISIN DE0005659700) ist im TecDAX der Deutschen Börse gelistet.
 

Quelle: Pressemitteilung Eckert & Ziegler SE
Eckert & Ziegler: Ausbildungsqualität erneut ausgezeichnet

produzieren / 15.07.2025
Biosynth stärkt Berliner Standort mit neuer Anlage

Feierliche Eröffnung am 2. Juli 2025 (Foto: Pierre Adenis/Biosynth)
Feierliche Eröffnung am 2. Juli 2025 (Foto: Pierre Adenis/Biosynth)

Das in Staad ansässige Life-Science-Unternehmen Biosynth hat seine GMP-Biokonjugationsanlage am bestehenden Standort in Berlin erweitert. Die neue Einheit ermöglicht eine skalierbare Herstellung von Biokonjugaten für klinische Studien und die kommerzielle Versorgung.

Biosynth, führender Anbieter von Rohstoffen und Services für die Life-Science- und Diagnostikbranche, investiert damit gezielt in seine globalen Fertigungskapazitäten. Die Berliner Erweiterung deckt vor allem die Herstellung von Konjugatimpfstoffen, Konjugatwirkstoffen, aktivierten PEGs und polymerbasierten Wirkstoffträgern ab.

"Wir freuen uns, die neue Erweiterung unserer Biokonjugationsanlage in Berlin offiziell zu eröffnen", sagt Chief Operations Officer Thomas Eisele. "Die neue Suite ermöglicht unseren Kunden hochwertige, vielfältige und skalierbare Konjugationsservices für die nächste Generation von Therapien."

Auch Frank Leenders, General Manager des Berliner Standorts, unterstreicht den strategischen Schritt: "Der Bau der neuen Anlage mit Reinräumen der Klassen C und D ist eine logische Weiterentwicklung unseres Berliner Betriebs. Gleichzeitig haben wir die bestehende Anlage modernisiert, um unsere GMP-Fähigkeiten weiter zu stärken und den wachsenden Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden."

Marie Leblanc, Executive Vice President Life Sciences, ergänzt: "Konjugationschemie, fortschrittliche Polymere und Biokonjugationsproduktion sind für viele unserer Kunden in der Life-Science-Branche entscheidend. Mit der neuen Anlage können wir Projekte von der frühen Prozessentwicklung bis zur GMP-konformen Belieferung begleiten und so unsere Position als verlässlicher Partner für Diagnostik und Therapie weiter ausbauen."

Über Biosynth
Biosynth ist ein globaler Anbieter von kritischen Rohstoffen und Dienstleistungen für die Pharma-, Diagnostik- und Life-Science-Forschung. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Staad SG betreibt ein weltweites Netzwerk an F&E- und Produktionsstandorten und unterstützt Kunden in allen Entwicklungs- und Fertigungsphasen.

Foto: (v.l.) Prof. Dr. Gianfranco Pasut, Universität Padua, Italien; Dr. Sebastian Kopitzki, Production Supervisor, Biosynth GmbH, Berlin; Dr. Severin Fischer, Staatssekretär, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Berlin; Dr. Frank Leenders, General Manager, Biosynth GmbH, Berlin; Dr. Marie Leblanc, Executive Vice President of Life Sciences, Biosynth; Matt Gunnison, Chief Executive Officer, Biosynth (Foto: Pierre Adenis/Biosynth)

forschen, produzieren, heilen / 11.07.2025
Beispielhafte Zusammenarbeit im NCT Berlin

© Rita Elena Serda, National Institutes of Health , CC By-NC-2.0
© Rita Elena Serda, National Institutes of Health , CC By-NC-2.0

Captain T Cell, eine Ausgründung aus dem Max Delbrück Center, kann ab 2027 seine TCR-T-Zelltherapie erstmals in einer klinischen Studie prüfen. Möglich wird das durch eine Förderung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen und die enge Zusammenarbeit mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren Forschungspartnern, fördert einen vielversprechenden Therapieansatz für Patient*innen mit fortgeschrittenen soliden Tumoren: Die von Captain T Cell entwickelte TCR-T-Zelltherapie wird ab 2027 in einer multizentrischen Studie erstmals klinisch geprüft. Studienleiterin ist Dr. Antonia Busse, Oberärztin an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité am Campus Benjamin Franklin. Die Charité ist Sponsor der Studie und verantwortet diese rechtlich.

Fortgeschrittene, schwer behandelbare Tumorerkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen – direkt nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Während CAR-T-Zelltherapien bei Blut- und Lymphdrüsenkrebs bereits große Erfolge erzielen, sind vergleichbare Immuntherapien bei soliden Tumoren – etwa in der Lunge, der Blase, im Weichgewebe oder im Kopf-Hals-Bereich – bislang deutlich weniger wirksam.

Die ToMA4TA1-Studie wird die TCR-T-Zelltherapie bei bis zu 24 Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen, soliden Tumoren klinisch prüfen. Die Studie soll die Sicherheit, die optimale Dosierung sowie erste Hinweise auf die Wirksamkeit der Therapie untersuchen. Sie wird vom NCT Berlin gesteuert, beteiligt sind außerdem die NCT-Standorte Dresden, Heidelberg, SüdWest, WERA und West sowie zusätzlich das Klinikum Nürnberg als Partner außerhalb des NCTs. Jahrzehntelange, vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderte Forschungsarbeiten am Max Delbrück Center und am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) haben die Grundlage dafür geschaffen. 

Meilenstein für den NCT Standort Berlin

Der Studie ist eine gemeinsame Initiative des Biotech-Start-ups Captain T Cell, einer erfolgreichen Ausgründung aus dem Max Delbrück Center, und der Charité. „Die Förderung ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung personalisierter Krebstherapien und gleichzeitig ein Meilenstein für den Aufbau des neu gegründeten NCT Standorts Berlin, der hier wissenschaftlich im Lead ist und dessen Forschungstätigkeit nun weiter Fahrt aufnimmt“, sagt Professor Ulrich Keilholz, Sprecher und geschäftsführender Direktor des NCT Berlin. Die Zusammenarbeit der Wissenschafler*innen von Captain T Cell und führenden Krebszentren deutscher Universitätskliniken bezeichnet Ulrich Keilholz als „beispielhaft für den Ansatz des NCTs, in deutschlandweiten Kooperationen Krebsforschung auf höchstem Niveau voranzutreiben“.

Die TCR-T-Zelltherapie basiert auf T-Zellen, die mit einem gentechnologisch veränderten T-Zellrezeptor (TCR) ausgestattet sind. Dieser Rezeptor erkennt ein Eiweiß, das in verschiedenen soliden Tumoren vorkommt und als vielversprechendes Angriffsziel für Immuntherapien gilt: das Tumorantigen MAGE-A4. Diese T-Zellen können nicht nur Oberflächenmerkmale von Tumorzellen erkennen, sondern auch versteckte Strukturen innerhalb der Krebszellen. Zudem wurden sie molekular so trainiert, dass sie im feindlichen Umfeld des Tumors besser überleben und länger aktiv bleiben als andere Immunzellen.

Eine weitere, wichtige Besonderheit: Die in der ToMA4TA1-Studie verwendeten T-Zellen werden erstmals gezielt für Patient*innen mit HLA-A1 Gewebemerkmalen entwickelt und optimiert. Die vor Kurzem in den USA zugelassene erste TCR-T-Zelltherapie – ebenfalls eine MAGE-A4-spezifische Therapie – richtet sich hingegen nur an Menschen mit der Gewebemerkmal-Variante HLA-A2, wodurch viele potenzielle Patient*innen ausgeschlossen bleiben. Für sie eröffnen sich nun neue Möglichkeiten.

Eine neue Perspektive für Patient*innen

„Leider sehen wir in der Klinik viele Menschen, für die es keine etablierten Therapiemöglichkeiten mehr gibt und für die wir dringend neue Behandlungsoptionen benötigen“, erläutert Antonia Busse. „Neuartige TCR-T-Zelltherapien bieten in solchen Fällen die Chance auf relevante Therapieerfolge – selbst bei Krankheitsverläufen, die bisher als kaum behandelbar galten.“

„Die vorklinischen Daten sind vielversprechend und stimmen uns optimistisch, dass wir eine substanzielle Wirkung erzielen können“, ergänzt Dr. Felix Lorenz, Geschäftsführer (CEO und CSO) von Captain T Cell. „Es ist ein bedeutender Moment für unser Team, dass unsere TCR-T-Zelltherapie nun erstmals in einer klinischen Studie eingesetzt wird. Unser Ziel ist es, Patientinnen und Patienten ohne verbleibende Behandlungsoptionen eine neue Perspektive zu eröffnen.“

Patientenbeteiligung von Anfang an

Die Einschätzung teilt Ulla Ohlms, Sprecherin des Patientenforschungsrats am NCT Berlin und von Anfang an in die Studienentwicklung eingebunden: Als Patientenvertreterin müsse sie nicht in die Funktionsweise komplizierter Antigene eintauchen, betont sie. „Unsere Aufgabe ist es vielmehr, zu schauen, ob und welchen Nutzen Patienten von dieser Therapie haben könnten. Bei ToMA4TA1 handelt es sich um ein „proof of concept“. Hier werden also neue therapeutische Möglichkeiten erprobt, damit Patientinnen und Patienten weiterleben können, wenn zuvor alle anderen Therapien versagt haben: Das verstehe ich unter echtem Nutzen“, sagt Ohlms.

Text: Sandra Giannakoulis-Markus, NCT Berlin

Weiterführende Informationen

leben / 10.07.2025
Start der Auftaktmaßnahme zur Entwicklung des Pankeparks

Foto: Promenade am Pankepark (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)
Foto: Promenade am Pankepark (Foto: Campus Berlin-Buch GmbH)

Es ist so weit, die Baumaßnahmen der Auftaktmaßnahme Pankepark werden Mitte Juli 2025 beginnen und Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Pankepark ist ein teilweise sehr naturnaher Grünzug zwischen dem Flüsschen Panke, der S-Bahntrasse, dem Bahnhof Buch und der Autobahn. Er soll langfristig zu einem Gesundheits- und Sportpark für alle Generationen weiterentwickelt werden.

Als Auftakt für das Projekt wird die Fläche zwischen dem Zugang zum S-Bahnhof Buch und der Tennisanlage umgestaltet. Künftig werden sich alle Bewegungsbegeisterten an einer Calisthenics-Anlage, einer Tischtennisplatte und auf einer Boulefläche sportlich betätigen können. Zudem werden der Wegebelag der Promenade an der Panke erneuert und entlang des Weges neue Sitzmöglichkeiten gebaut. Zur Gewährleistung der klimaangepassten Gestaltung werden zusätzlich schattenspendende Bäume gepflanzt.

Einschränkungen während der Bauphase

Während der Bauzeit muss die Promenade westlich der Panke im Bereich der Tennisanlage und des Sportplatzes vorübergehend gesperrt werden. Eine ausgeschilderte Umleitung führt über den östlichen Weg entlang der Panke.

Zu Beginn der Arbeiten bleibt der südliche Zugang zum Sportplatz bis Mitte August geschlossen, der nördliche Zugang ist in dieser Zeit weiterhin nutzbar. Ab Mitte August kehrt sich dies um: Dann bleibt vorübergehend nur noch der südliche Zugang geöffnet.

„Mit dem Start der Bauarbeiten machen wir einen wichtigen Schritt hin zu einem attraktiven und lebendigen Pankepark. Unser Ziel ist es, Orte zu schaffen, an denen sich Menschen gerne aufhalten, sich begegnen und bewegen können – offen für alle Generationen. Besonders freut mich, dass wir dabei auch dem Klimaschutz Rechnung tragen und mit einer naturnahen Gestaltung auf die Herausforderungen des urbanen Raums reagieren“, freut sich Manuela Anders-Granitzki, Bezirksstadträtin für Ordnung und Öffentlicher Raum.

Die Finanzierung der Maßnahme erfolgt aus dem Städtebauförderprogramm Nachhaltige Erneuerung. Insgesamt werden für die Neugestaltung des Bereiches ca. 655.000 Euro eingesetzt.

Weitere Infos unter: https://www.nachhaltige-erneuerung.berlin.de/buch/pankepark-nord

 

forschen / 09.07.2025
Der Maschinist der Zellen

Strukturbiologie Oliver Daumke © Pablo Castagnola, Max Delbrück Center
Strukturbiologie Oliver Daumke © Pablo Castagnola, Max Delbrück Center

Molekulare Maschinen erledigen viele lebenswichtige Prozesse in unseren Zellen. Sind deren Einzelteile – bestimmte Eiweißbausteine – defekt, können Krankheiten entstehen. Der Strukturbiologie Oliver Daumke untersucht, wie sie aufgebaut sind und was ihre Funktionsweise ermöglicht – oder stört.

Für Oliver Daumke ist die Zelle ein Maschinenraum. Molekulare Maschinen, die aus Eiweißbausteinen bestehen, verrichten hier fortwährend ihre Arbeit. Die Proteinmaschinen transportieren Nährstoffe in die Zelle oder machen unerwünschte Eindringlinge unschädlich. Es ist eine bis ins Feinste abgestimmte Choreografie unzähliger Miniatur-Prozesse.

Professor Daumke schaut in diesen Maschinenraum des Lebens, um die Baupläne der molekularen Maschinen zu verstehen. Er erforscht ihre Struktur und Funktion. Mit Hilfe von Röntgenkristallanalyse und Kryo-Elektronenmikroskopie untersucht der Strukturbiologe, aus welchen Aminosäuren sich ihre Eiweißbausteine zusammensetzen und wie sich die Aminosäureketten im Raum falten, um Proteinmaschinen zu bilden, die kleiner sind als die Wellenlänge des sichtbaren Lichts. 

„Wie die Klinge eines Taschenmessers“

Daumke klappt sein Laptop auf und lässt einen Kurzfilm mit einem animierten 3D-Modell ablaufen. Er zeigt den komplexen Miniatur-Prozess einer Proteinmaschine mit dem Kurznamen GBP1. Sie ist ein wichtiger Teil der angeborenen Immunantwort beim Menschen und sorgt dafür, dass Bakterien wie Salmonellen sich nicht unbehelligt in Zellen vermehren können. Sie heftet sich an sie, kapselt sie ein und löst ihre äußere Membran auf. „Wir haben herausgefunden, wie die GBP1-Maschine sich gezielt an der Membran von Bakterien anordnet, um diese zu zerstören“, sagt Daumke. „Ihre Proteinstruktur macht an den Bakterien eine umfassende Veränderung durch und bildet dann eine gleichmäßige Hülle um den Krankheitserreger.“ 

Auf dem Monitor entspinnt sich die molekulare Choreographie des GBP1, wie sie in Folge einer Infektion in menschlichen Zellen ablaufen würde. Zwei Protein-Bausteine binden an zwei Energieträger-Moleküle, GTP genannt, und verbinden sich an der Stirnseite. Die Motorproteine nutzen die Energie des GTP, um einen molekularen Hebel aufzuklappen. „Wie die Klinge eines Taschenmessers“, bemerkt Daumke. Dann verbinden sie sich mit tausenden weiteren aufgeklappten GBP1-Proteinen wie Speichen zu einem Rad, die sich wiederum mit vielen anderen Rädern zu Röhrchen stapeln. Diese Röhrchen heften sich auf die Membran des Bakteriums – und machen sie durchlässig. Andere, bislang noch unbekannte, Moleküle der Immunabwehr können dann in das Bakterium eindringen und es unschädlich machen. 

Daumkes Augen leuchten, als würde er sich das Video zum ersten Mal anschauen. „Die Aufklapp-Bewegung, die das Protein durchführt, ist absolut spektakulär“, sagt er. Es fasziniert ihn, zu verstehen, wie der molekulare Mechanismus dahinter funktioniert. Diese Strukturaufklärung ist zunächst reine Grundlagenforschung. „Wir forschen aber auch an der Schnittstelle zu Krankheitsprozessen. Häufig ergeben sich konkrete Vorschläge, wie man Krankheiten behandeln kann“, sagt Daumke. Das umfassende Verständnis des GBP1-Mechanismus könnte etwa dazu beitragen, die Immunantwort bei Bakterieninfektionen medikamentös zu unterstützen. 

Kleinste Änderung, schwerste Krankheiten – und Wege zur Heilung

Am Max Delbrück Center ziehen Kolleg*innen Daumkes Arbeitsgruppe häufig hinzu, wenn fehlgesteuerte Proteinmaschinen für Krankheiten verantwortlich gemacht werden. „Mutationen in unseren Genen können ihre Funktion beeinträchtigen“, sagt Daumke. „Wenn man Pech hat, führt der Austausch einer einzelnen Aminosäure eines Proteins zur schwersten Krankheit.“ Macht zum Beispiel eine Mutation die Proteinmaschine Dynamin überaktiv, kann eine tödliche Muskelkrankheit die Folge sein – die zentronukleäre Myopathie. Dynamin, das normalerweise für lebenserhaltende Prozesse verantwortlich ist, zerstört dann die Muskelstruktur. Durch Struktur-Funktionsanalysen lässt sich herausfinden, welche Aminosäuren genau für solche Fehlfunktionen verantwortlich sind – und wie man sie möglicherweise verhindern kann. 

Daumke hat die Proteinmaschinen der Dynamin-Familie zwölf Jahre lang eingehend erforscht. Sie sind unter anderem an der Endozytose beteiligt, ein elementarer Prozess, durch den die Zellen Stoffe aufnehmen können. Partnerproteine lotsen Dynamin dabei an die Stelle der Zellmembran, an der zum Beispiel Eisenmoleküle in einer Membran-Einstülpung aufgenommen werden sollen. Dort bilden 40 bis Dynamin-Maschinen eine ringartige Struktur um den Hals der Einstülpung. „Dynamin funktioniert wie eine Ratsche, die den Hals immer weiter abschnürt, bis die Einstülpung mitsamt der Eisenmoleküle abgetrennt und dann in die Zelle aufgenommen werden kann“, sagt Daumke. Schon 2011 hat er die Struktur erstmals bestimmt, 2021 dann alle Erkenntnisse in einem umfassenden Computermodell zusammengeführt. 

In vielen Fällen können strukturelle Erkenntnisse einen direkten therapeutischen Nutzen haben. So wurde in Daumkes Gruppe ein Antikörper gezielt verändert, sodass er einer Kohorte von Patientinnen und Patienten gespritzt werden konnte. Der Antikörper erkennt Zellen des Multiplen Myeloms, einer Form von unheilbarem Krebs, der das Knochenmark befällt. „Der Antikörper ist noch in der klinischen Testung, aber bei einer Patientin hat sich der Krebs vollständig zurückgebildet“, sagt Daumke. Der Antikörper könnte also die Basis für eine neue Therapie sein.

Ein Forscherleben im Dienste der Proteinmaschinen 

Wenn man Oliver Daumke fragt, was ihn als Forscherpersönlichkeit auszeichnet, dann antwortet er: Hartnäckigkeit, Detailversessenheit und die Bereitschaft, das eigene Wissen ständig zu hinterfragen. Nur so lässt sich wohl erklären, warum er sich seit dem Studium für die hochkomplexen Mechanismen von Proteinmaschinen begeistert. 

Seine erste, eine Transportmaschine, die Peptide durch Membranen befördert, analysierte er bereits für seine Diplomarbeit an der Universität zu Köln. Für die Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund bestimmte er die 3D-Struktur einer anderen Maschine namens Rap1GAP. Er fand einen komplett neuen Mechanismus, mit dem sie einen molekularen Schalter in der Zelle abschalten kann. Und am Laboratory of Molecular Biology (LMB) an der University of Cambridge – einer Wiege der Strukturbiologie – deckte er während seiner Postdoc-Zeit den Mechanismus der Proteinmaschine EHD2 auf. Diese bildet auf Membranen einen Ring aus und stabilisiert so Membranröhrchen in der Zelle.  

Ans Max Delbrück Center kam Oliver Daumke 2007 und leitete dort zunächst eine Nachwuchsgruppe. Seit 2013 ist die Arbeitsgruppe mit dem Titel „Strukturbiologie Membran-assoziierter Prozesse“ verstetigt – und er ist Professor an der Freien Universität Berlin. 15 Mitarbeitende zählt sein Team heute.

Die ganze Zelle im Blick 

Die Kryo-Elektronenmikroskopie, für die 2017 drei Nobelpreise vergeben wurden, hat die Strukturbiologie in den letzten Jahren beflügelt. Sie erlaubt es, den Aufbau von sehr komplexen Proteinmaschinen und ihre Anordnung im Raum präzise abzubilden. Die Proben werden dafür in flüssigem Stickstoff schockgefroren und allseitig per Elektronenstrahl abgelichtet, so dass eine aussagekräftige 3D-Aufnahme entsteht. Seit 2017 gibt es auch in Daumkes Arbeitsgruppe ein solches Hightech-Gerät. 

War der Ansatz der Strukturbiologie bisher, Komplexität zu reduzieren und Proteine isoliert per Röntgenkristallstrukturanalyse zu betrachten, ermöglicht es die neue hochauflösende Strukturbestimmung per Elektronenstrahl, den Blick auf die Umgebung in der Zelle zu weiten. Daumkes Team kombiniert die Methode zudem mit der Lichtmikroskopie, um Proteine zu markieren und in der Zelle zu verorten. 

„Viele Proteine stehen in einer Wechselwirkung mit zellulären Partnerproteinen oder zellulären Membranen“, sagt Daumke. „Erst wenn man das alles zusammen betrachtet, kann man die Funktion und die Wirkung zellulärer Maschinen in Gänze verstehen.“ Integrative Strukturbiologie nennt sich dieser Ansatz. Mit diesem Blick auf die ganze Zelle lassen sich auch die Auswirkungen von Mutationen besser verstehen und therapeutisch adressieren. 

Computermodelle für Vorhersagen

Der zweite Umbruch, der Daumkes Arbeit derzeit aufmischt, ist die Künstliche Intelligenz. Mit AlphaFold hat Google eine Plattform veröffentlicht, auf der die Struktur von 200 Millionen Proteinen im dreidimensionalen Raum berechnet und der Wissenschaftsgemeinschaft zugänglich gemacht wurde. „Dadurch ist es oft nicht mehr nötig, Strukturen selbst zu bestimmen“, sagt Daumke. Was im Labor mehrere Jahre dauern kann, erledigt AlphaFold in wenigen Minuten. Doch viele Fragen lassen sich weiterhin nur experimentell beantworten: wie Proteine nach ihrer Synthese verändert werden, zum Beispiel, ihr Zusammenspiel oder welche Bewegungen Proteinmaschinen tatsächlich ausführen. 

Arbeitslos werden Strukturbiologen ohnehin nicht. Im Gegenteil: Die integrative Strukturbiologie in Kombination mit KI-Methoden ermöglicht es, ganz neue Fragen zu beantworten. Am Horizont steht das Ziel, die Zelle mit all ihren sich bewegenden und ineinandergreifenden Rädchen in einem umfassenden Computermodell zu simulieren, um Vorhersagen zu treffen, die sich experimentell prüfen lassen. „Wie eine ganze Zelle funktioniert, in der tausende Maschinen gleichzeitig arbeiten, und wie das alles koordiniert wird, ist eine große Frage. Die müssen viele Disziplinen zusammen lösen“, sagt Daumke. Er will einen Beitrag dazu leisten, indem er mit neuesten Technologien noch tiefer in den Maschinenraum der Zelle hineinschaut und den Miniatur-Prozessen des Lebens nachspürt. Rädchen für Rädchen.

Text: Mirco Lomoth

News auf der Webseite des Max Delbrück Center:
Der Maschinist der Zellen

 

forschen, produzieren, heilen / 08.07.2025
Mehr Nachhaltigkeit im Labor

Christian Panetzky, Koordinator für Nachhaltigkeit (links), mit Vertreter*innen aus den Arbeitsgruppen. In ihren Händen halten sie mit den LEAF-Zertifikaten die Ergebnisse ihres Engagements. (© Felix Petermann, Max Delbrück Center)
Christian Panetzky, Koordinator für Nachhaltigkeit (links), mit Vertreter*innen aus den Arbeitsgruppen. In ihren Händen halten sie mit den LEAF-Zertifikaten die Ergebnisse ihres Engagements. (© Felix Petermann, Max Delbrück Center)

Vom Stromsparen mit den Gefrierschränken bis zur Vermeidung von Plastikmüll: Mit dem LEAF-Programm stärkt das Max Delbrück Center gezielt Strategien für mehr Nachhaltigkeit. Die beteiligten Arbeitsgruppen verbessern so nicht nur ihre Umweltbilanz, sondern auch die Qualität ihrer Forschung.

Biomedizinische Forschungslabore verbrauchen pro Quadratmeter fünf- bis zehnmal mehr Energie als normale Büros – und haben entsprechend einen hohen CO₂-Fußabdruck. Laut einer Studie, die 2023 in PLOS erschien, verbraucht allein ein -80 °C-Gefrierschrank jährlich so viel Energie wie ein kleiner deutscher Haushalt. Zudem ist die biowissenschaftliche Forschung für fast zwei Prozent des weltweiten Plastikmülls verantwortlich.

Das Max Delbrück Center ist keine Ausnahme. Es stößt jedes Jahr etwa 20.000 Tonnen CO₂ aus – wer hier arbeitet, verdoppelt also rechnerisch seinen CO₂-Fußabdruck. Doch Christian Panetzky, dem Koordinator für Nachhaltigkeit, und sein Vorgänger Dr. Michael Hinz haben erste konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Energieverbrauch zu senken. Das Ziel: bis 2038 klimaneutral werden.

Christian Panetzky, Koordinator für Nachhaltigkeit (links), mit Vertreter*innen aus den Arbeitsgruppen. In ihren Händen halten sie mit den LEAF-Zertifikaten die Ergebnisse ihres Engagements. (© Felix Petermann, Max Delbrück Center)

Zunehmend klimafreundlich

Zentral ist die Teilnahme am Laboratory Efficiency Assessment Framework (LEAF) – einer Nachhaltigkeitsinitiative des University College London. Sie zielt darauf ab, Forschungslabore klimafreundlicher zu machen. LEAF stellt eine Online-Plattform bereit, die Labore dabei unterstützt, ihren Energie- und Wasserverbrauch zu senken sowie Plastikmüll zu reduzieren. Je nach Umfang und Qualität der umgesetzten Maßnahmen erhalten weltweit teilnehmende Labore eine Zertifizierung in Bronze-, Silber- oder Gold. In diesem Jahr erhielten die ersten vier Arbeitsgruppen am Max Delbrück Center eine Bronze-Zertifizierung: die AGs Sander, Poulet, N. Rajewsky und K. Rajewsky.  

„Bei Bronze geht es darum, kleine Schritte zu machen, um sich an bestimmte Praktiken zu gewöhnen“, sagt Dr. Alexis Shih, aus der Arbeitsgruppe von Professorin Maike Sander. Ihr Labor hat zum Beispiel das Probeninventar neu sortiert und aufgeräumt. So konnten drei Kühlschränke abgeschafft werden. Das Team um Professor James Poulet spart Strom, indem es sich Ultra-Tiefkühlschränke mit anderen Arbeitsgruppen teilt. Seit 2024 stellen alle Labore die Temperatur ihrer Gefrierschränke auf –70 °C ein, da ein Unterschied von zehn Grad keinen Qualitätsverlust der Proben mit sich bringt.

„Bei vielen Maßnahmen geht es darum, herauszufinden, welche Geräte besonders viel Energie fressen – und Strategien zu entwickeln, um den Verbrauch zu senken“, sagt Shih. Auch Datenspeicherung verbraucht viel Strom. Deshalb sichert Shih nur noch Daten, die tatsächlich gebraucht werden, und verzichtet auf doppelte Ablagen. Viele Labore haben zudem eigene, auf ihre Arbeit abgestimmte Nachhaltigkeitsmaßnahmen eingeführt – sie kaufen etwa sterile Pipettenspitzen in teilweise recycelbaren Verpackungen.

Die Umweltbelastung zu reduzieren, ist nicht der einzige Vorteil von LEAF. So fordert etwa eine Aufgabe auf der Bronze-Checkliste, dass Labore regelmäßig alle Geräte und Reagenzien überprüfen – um sicherzustellen, dass sie korrekt kalibriert, eindeutig beschriftet und nicht abgelaufen sind. Experimente, die wegen vermeidbarer Fehler scheitern, verschlingen viele Ressourcen, sagt Shih, weil sie wiederholt werden müssen. „Jede*r Forschende möchte die Qualität und Reproduzierbarkeit seiner Ergebnisse sicherstellen. Das ist einfach gute Wissenschaft.

Messen, rechnen, umdenken

Um den Energieverbrauch und den Plastikmüll zu erfassen, stellt die LEAF-Plattform Online-Rechner zur Verfügung. Das Team von Professorin Kathrin de la Rosa ist jedoch auf Initiative von Lisa Spatt und Mikhail Lebedin noch einen Schritt weiter gegangen: Es hat den Stromverbrauch jedes Geräts im Labor gemessen, das über einen Standardstecker betrieben wird. Die Überraschung war groß – allein die 230-Volt-Geräte verbrauchen mehr als 220 Kilowattstunden pro Woche. Das entspricht der Energiemenge, die zum vollständigen Aufladen von zwei Teslas benötigt wird. Und dabei sind die größten Stromfresser wie Tiefkühlgeräte und Gebäudetechnik noch gar nicht mitgerechnet.

Auch Lüftungssysteme zählen zu den größten Stromfressern im Laborbetrieb. Der Grund: In vielen Laboren des Max Delbrück Center wird aus Sicherheitsgründen achtmal pro Stunde die Luft ausgetauscht. In zertifizierten Laboren neuerer Gebäude können die Teams die Lüftung manuell regulieren – die Höchstleistung aktivieren sie dann nur bei Bedarf. Das spart vor allem an Wochenenden Energie, wenn die Räume weitgehend ungenutzt bleiben.

Die vielleicht größte Veränderung durch das LEAF-Programm betrifft die Denkweise im Laboralltag. In der AG Poulet wird zum Beispiel Isofluran eingesetzt, um Versuchstiere zu betäuben – ein starkes Treibhausgas. Nach eingehender Recherche fand die Labormanagerin Dr. Svenja Steinfelder einen Weg, überschüssiges Gas aus dem Filtersystem an den Hersteller zurückzugeben. Dort wird es wiederaufbereitet und zu neuem Isofluran verarbeitet. Das gehört zwar nicht zur LEAF-Zertifizierung. Doch die Checkliste habe sie angeregt, über weitere Möglichkeiten zur Ressourcenschonung im Labor nachzudenken, sagt Steinfelder. „Bronze zu erreichen ist gar nicht so schwer“, sagt sie. „Wichtig ist vor allem, das Bewusstsein für den Energieverbrauch zu schärfen – und Kolleg*innen dazu zu bringen, über Einsparpotenziale nachzudenken.“   

LEAF für alle

„Die Bronzestufe ist eine hervorragende Gelegenheit, die Teams in den Laboren dafür zu sensibilisieren, welche Auswirkungen ihre tägliche Arbeit hat – und gemeinsam zu überlegen, wie sie sich verbessern können, ohne dass dafür viel zusätzlicher Aufwand nötig ist“, sagt Christian Panetzky. „Ehrlich gesagt könnte jedes unserer Labore mit minimalem Einsatz Bronze holen.“

Bis Ende 2026 will Christian Panetzky mit seinem Team erreichen, dass mindestens die Hälfte aller Labore am Max Delbrück Center eine Bronze-Zertifizierung erhält. Deshalb wird das Nachhaltigkeitsteam die AGs systematisch ansprechen und zur Teilnahme am LEAF-Programm ermutigen. Die Fortschritte stellen sie beim Summer Science Day am 3. Juli sowie beim vierteljährlichen Treffen der Nachhaltigkeitsbotschafter*innen vor – zu dem jedes Labor und jede Abteilung eine Vertretung entsendet.

Zwar ist in Deutschland derzeit nicht geplant, die Einhaltung der LEAF-Richtlinien verbindlich vorzuschreiben. Aber Labore, die sich um internationale Fördermittel bewerben, stellen zunehmend fest: Organisationen wie Cancer Research UK oder der Wellcome Trust verlangen inzwischen ein Green-Lab-Zertifikat, um Anträge überhaupt zu prüfen.  

Auf zu Gold! 

Alle Labore sollten langfristig den anspruchsvolleren LEAF-Status „Silber“ oder „Gold“ anstreben, meint Christian Panetzky. Dafür müssten sie unter anderem Best Practices im Umgang mit Dingen wie Abzugshauben und Sicherheitsschränken umsetzen, die Energieeffizienz ihres Software-Codes überprüfen und Verbrauchsmaterialien noch konsequenter recyceln.

„Um wirklich alle Arbeitsgruppen mit ins Boot zu holen, braucht es Engagement – und Zeit“, sagt Panetzky. „Das ist ein langfristiges Ziel. Vielleicht lässt es sich fördern, indem wir den zusätzlichen Aufwand belohnen: etwa, indem Labore einen Teil der erzielten Einsparungen bei Energie- und Ressourcen selbst behalten dürfen. Solche Anreize machen Nachhaltigkeit zu einer Win-Win-Situation – für die Wissenschaft und fürs Budget.“

Text: Gunjan Sinha 

Weiterführende Informationen

www.mdc-berlin.de

leben / 07.07.2025
Bezirk Pankow zeigt am 8. Juli die Flagge der „Mayors for Peace“ an der Fröbelstraße

Das Bezirksamt Pankow zeigt Flagge für eine atomwaffenfreie und friedliche Welt. Kriege, Klimawandel und eine weltweite Bedrohung der Demokratien: Vor diesem Hintergrund findet am 8. Juli der Flaggentag der „Mayors for Peace“ (Bürgermeister:innen für den Frieden) statt. Auch in diesem Jahr setzen rund 600 Städte in Deutschland mit dem Hissen der „Mayors for Peace“ Flagge vor den Rathäusern ein deutliches Zeichen gegen Kriege und für eine friedliche Welt ohne Atomwaffen. Am Verwaltungsstandort in der Fröbelstraße 17, 10405 Berlin weht die Flagge am Dienstag, dem 8. Juli 2025.

Wer sind die „Mayors for Peace“?

Die Organisation wurde 1982 durch den Bürgermeister von Hiroshima gegründet. Das weltweite Netzwerk setzt sich vor allem für die Abschaffung von Atomwaffen ein, greift aber auch aktuelle Themen auf, um Wege für ein friedvolles Miteinander zu diskutieren. Mehr als 8.390 Städte in 166 Ländern gehören dem Netzwerk an, darunter 895 Städte in Deutschland.

Was ist der Flaggentag?

Am Flaggentag erinnern die „Mayors for Peace“ an ein Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag vom 8. Juli 1996. Der Gerichtshof stellte fest, dass die Androhung des Einsatzes und der Einsatz von Atomwaffen generell gegen das Völkerrecht verstoßen. Zudem stellte der Gerichtshof fest, dass eine völkerrechtliche Verpflichtung besteht, „in redlicher Absicht Verhandlungen zu führen und zum Abschluss zu bringen, die zu nuklearer Abrüstung in allen ihren Aspekten unter strikter und wirksamer internationaler Kontrolle führen.“

forschen, produzieren, heilen / 03.07.2025
Deep Tech Award 2025: Berliner Unternehmen ausgezeichnet, darunter PRAMOMOLECULAR

Foto: Zukunftsorte Berlin
Foto: Zukunftsorte Berlin

Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe vom 02.07.2025

Am 2. Juli 2025 wurden fünf Berliner Unternehmen mit dem Deep Tech Award ausgezeichnet. Der Preis würdigt besonders innovative und gesellschaftlich relevante Technologien aus der Hauptstadt in fünf Kategorien: Künstliche Intelligenz, Photonik & Quantentechnologien, Robotik, Sustainable & Social Impact und Web3 – DLT, Blockchain, NFT & Metaverse.

In der Kategorie Sustainable & Social Impact gewann PRAMOMOLECULAR, ein Biotech-Unternehmen mit Sitz am Zukunftsort Campus Berlin-Buch. Auch dieses Unternehmen ist eine Ausgründung der Technischen Universität Berlin (Zukunftsort Berlin Campus Charlottenburg). Das Biotech-Unternehmen PRAMOMOLECULAR setzt auf innovative siRNA-Therapien zur gezielten Behandlung schwer therapierbarer Erkrankungen wie Bauchspeicheldrüsenkrebs. Durch patentierte Transportmoleküle kann die Wirkung punktgenau entfaltet werden, ohne gängige Verpackungsmechanismen und mit hoher Effizienz.

Die Gewinner erhielten jeweils 10.000 Euro. Die Preisverleihung fand anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Awards im Säälchen am Holzmarkt statt.

Hier gelangen Sie zur gesamten Pressemitteilung.

https://zukunftsorte.berlin/news/deep-tech-award-2025/

forschen / 01.07.2025
Maike Sander wird Mitglied der EMBO

Prof. Dr. Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center (© Pablo Castanogla / Max Delbrück Center)
Prof. Dr. Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center (© Pablo Castanogla / Max Delbrück Center)

Die European Molecular Biology Organization (EMBO) hat Maike Sander als neues Mitglied gewählt. Die Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center gehört damit einer Gemeinschaft von mehr als 2.100 führenden Biowissenschaftler*innen an, die die Zukunft dieses Forschungsfeldes gestalten.

Professorin Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center und Vizepräsidentin von Helmholtz Health, ist zum Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) gewählt worden – einer der größten molekularbiologischen Organisationen in Europa. Die Forscherin ist eines von 69 neu gewählten und assoziierten Mitgliedern, die in diesem Jahr für ihre herausragenden Leistungen im Bereich der Biowissenschaften ausgewählt wurden.

EMBO-Mitglieder werden von den bestehenden Mitgliedern nominiert und gewählt. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Aktivitäten der Organisation zu leiten und zu unterstützen. Sie beurteilen Finanzierungsanträge, sind im EMBO-Rat und in Komitees tätig oder gehören den Redaktionsausschüssen der EMBO-Fachjournale an. Darüber hinaus helfen sie, die Richtung der biowissenschaftlichen Forschung vorzugeben, junge Wissenschaftler*innen zu unterstützen und Forschungsgemeinschaften zu stärken.

„Es ist eine Ehre, der EMBO beizutreten, deren Mitglieder Durchbrüche in den Biowissenschaften geprägt haben. Ich freue mich darauf, zur Mission der EMBO beizutragen und eine Forschung voranzutreiben, die die Gesundheit der Menschen verbessert“, sagt Sander.

Führend im Kampf gegen Diabetes

Sanders Forschung konzentriert sich darauf, die molekularen Mechanismen aufzudecken, über die insulinproduzierende Betazellen entstehen und funktionieren. Ihr Ziel ist es, neue Behandlungsansätze gegen Diabetes zu entwickeln.

Betazellen befinden sich innerhalb der Inselzellen. Dabei handelt es sich um Zellgruppen in der Bauchspeicheldrüse, die verschiedene Arten hormonproduzierender Zellen beherbergen. Sander und ihr Team haben Verfahren entwickelt, um aus menschlichen pluripotenten Stammzellen Inselzell-Organoide zu züchten. An ihnen untersuchen sie, warum Betazellen bei Diabetes nicht mehr richtig funktionieren. Dazu verändern die Forschenden die Organoide, um verschiedene Bedingungen zu imitieren, und sie nutzen die Einzelzell-Genomik und andere Werkzeuge, um die molekularen Signale aufzuzeichnen, die die Zellen zur Insulinproduktion veranlassen. So möchten sie verstehen, was diesen Prozess im Verlauf der Erkrankung stört.

Kürzlich hat Sanders Arbeitsgruppe aus menschlichen pluripotenten Stammzellen ein Organoid-Modell der Inselzellen gezüchtet, das eigene Blutgefäße besitzt – und so der natürlichen Umgebung der Betazellen im menschlichen Körper näherkommt. Dieses Modell möchte Sander nun gemeinsam mit ihrem Team weiter verbessern. Mit Mikrofluidik-Chips, die die Organoide Immunzellen aussetzen werden, will die Forscherin besser verstehen, wie Immunzellen die Betazellen bei Typ-1-Diabetes zerstören. Mit diesem Wissen – ergänzt um die Frage, warum Betazellen bei Typ-2-Diabetes kein Insulin mehr produzieren – möchte Sander innovative Diabetes-Therapien auf den Weg bringen.

Über Maike Sander

Professorin Maike Sander ist Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Centers und Vizepräsidentin von Helmholtz Health. Sie ist gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Association of American Physicians (AAP) und der American Society for Clinical Investigation (ASCI). Sie ist Trägerin des Grodsky-Preises der Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF), des Forschungspreises der Alexander von Humboldt-Stiftung und des Albert-Renold-Preises 2022 der European Society for the Study of Diabetes (EASD).

Weiterführende Information:

AG Sander: Pancreatic Organoid Research and Disease Modeling
Erste Inselzell-Organoide mit Blutgefäßen
Porträt von Maike Sander
Pressemitteilung der EMBO

www.mdc-berlin.de

forschen, produzieren, heilen, bilden / 29.06.2025
Enormer Besucheranstieg: Mehr als 36.000 Berlinerinnen und Berliner feiern 25 Jahre Lange Nacht der Wissenschaften

Einblick in die Forschung auf dem Campus Berlin-Buch (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH)
Einblick in die Forschung auf dem Campus Berlin-Buch (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH)

Zum 25. Jubiläum hat die Lange Nacht der Wissenschaften 2025 in Berlin am Samstag mehr als 36.0000 Besucher:innen angezogen – deutlich mehr als in den vergangenen Jahren und ein eindrucksvoller Beleg für das enorme Interesse an und die Bedeutung der Forschung und Wissenschaft in der Stadt.

Als Verein der Langen Nacht der Wissenschaften freuen wir uns schon jetzt auf die nächste LNDW, die für den 06.06.2026 geplant ist“, sagte Dr. Christine Quensel, Vorstandsvorsitzende des LNDW e. V. und Geschäftsführerin der Campus Berlin-Buch GmbH (Datum vorbehaltlich von Änderungen).

Das Wissenschaftsevent mit dem umfangreichen und vielfältigen Programm feierte in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: Seit 25 Jahren begeistert die LNDW ihre Gäste mit faszinierenden Einblicken in Forschung und Innovation – ein Vierteljahrhundert voller Staunen, Lernen und Erleben. Das Festival, das 2001 in Berlin erstmals zehntausende Besucher:innen anlockte, wird inzwischen auch in vielen anderen Städten gefeiert.

Eröffnet wurde die Jubiläumsveranstaltung in diesem Jahr auf dem Campus Berlin-Buch von der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, Dr. Ina Czyborra, sowie Dr. Christina Quensel.

Dr. Christina Quensel zeigte sich hoch erfreut über das große Interesse und die spürbare Begeisterung der Besucherinnen und Besucher für wissenschaftliche Themen:

„Ich bin sehr beeindruckt, wie wissensdurstig unsere Gäste sind – ganz gleich, ob sie aus Berlin, Brandenburg oder von weit herkommen. Für mich zeigt die Lange Nacht der Wissenschaften gerade in Zeiten der Digitalisierung, in der vieles auch virtuell möglich scheint, wie wichtig echte Begegnungen und Forschung zum Anfassen und Mitmachen sind. Wir alle und natürlich zuallererst unsere Gäste haben erlebt, wie wertvoll es ist, wenn Wissenschaft verständlich und nahbar wird. Und sie haben gesehen, wie wichtig die Wissenschaft für diese Stadt ist – als Motor für Innovation und wirtschaftlichen Fortschritt.

Für das große Interesse unserer über 36.000 Besucher:innen sage ich ganz persönlich: Herzlichen Dank! Und selbstverständlich auch ein großer Dank an die vielen aktiven Wisschenschaftler:innen in den mehr als 50 Einrichtungen, die dabei waren. Wir alle freuen uns schon jetzt auf die LNDW am 06.06.2026 – und darauf, noch mehr Menschen für Wissenschaft zu begeistern.“

Mit Experimenten, Wissenschaftsshows, Vorträgen, Laborführungen und vielen anderen Formaten wurde ein vielseitiges Programm geboten: Die Lange Nacht der Wissenschaften gab Einblicke in Naturwissenschaft und Technik, Geisteswissenschaften, Bildung und Forschung, Mensch und Gesellschaft, Medizin und Gesundheit sowie Kunst und Kultur. Sie griff zudem wichtige Themen unserer Zeit auf – wie Klimawandel, Ernährung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

Die nächste LNDW ist für den 06.06.2026 geplant (vorbehaltlich von Änderungen).

Fotos von der Langen Nacht der Wissenschaften 2025 finden Sie hier.
 

Informationen zur Langen Nacht der Wissenschaften:

Die Lange Nacht der Wissenschaften (LNDW) findet seit 2001 jährlich statt. Organisiert und finanziert wird die Lange Nacht der Wissenschaften weitgehend von den beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen selbst. Darüber hinaus wird sie von zahlreichen Partner:innen unterstützt.

Ein besonderer Dank gilt der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege und unserer Spenderin, der Technologiestiftung Berlin.

Die Lange Nacht der Wissenschaften online:    

www.langenachtderwissenschaften.de   
www.facebook.com/LangeNachtDerWissenschaftenBerlin  
www.instagram.com/lndwberlin  
www.linkedin.com/company/lange-nacht-der-wissenschaften-berlin

 

forschen, produzieren, heilen, bilden / 28.06.2025
Das war die Lange Nacht der Wissenschaften 2025!

© Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH
© Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH

Seit 25 Jahren gibt es die Lange Nacht der Wissenschaften in Berlin – und wir am Max Delbrück Center und auf dem Campus Berlin-Buch waren von Anfang an dabei. Am 28. Juni haben wir mit Forschungsbegeisterten, vielen Familien und prominenten Gästen das Jubiläum gefeiert.

Ein Vierteljahrhundert! Was 2001 als Initiative einzelner Berliner Wissenschaftsinstitutionen begann, ist inzwischen zu einem stadtweiten Festival der Forschung geworden. „Die Lange Nacht ist wohl einer der schönsten Termine des Jahres, zumindest für mich“, sagte Dr. Ina Czyborra, die Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, bei der Eröffnung auf dem Campus Buch. „Und Sie gehören zu den Organisator*innen der ersten Stunde! Der Campus Buch ist ein zentraler Motor für den Fortschritt in der Gesundheitsversorgung – das freut mich als Senatorin besonders. Wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, wie sehr uns die Wissenschaft seit Jahrtausenden voranbringt statt der Anti-Eliten-Erzählung zu glauben, die es nicht nur in den USA gibt.“ 

Die Lange Nacht zeige jedes Jahr aufs Neue, wie sehr Wissenschaft die Stadt Berlin prägt, betonte Kirstin Bodensiek, die Administrative Vorständin (interim) des Max Delbrück Center.  „Wer hier hinter die Kulissen blickt, kann sehen, wie die Medizin von morgen entsteht.“ 

Damit die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung wirklich in die Klinik kommen, seien Unternehmen unerlässlich, ergänzte Dr. Christina Quensel, Geschäftsführerin der Campus Berlin-Buch GmbH (CBB) und Vorsitzende der Langen Nacht. Auf dem Campus gebe es etwa 70 Unternehmen, die meisten wurden aus den Forschungszentren ausgegründet. „Und ja, es ist immer noch Berlin – auch wenn wir außerhalb des Autobahnrings liegen und die S-Bahn heute nicht bis Buch fährt. Schön, dass Sie zu uns gefunden haben!“ 

Ab 17 Uhr konnten Familien, Forschungsbegeisterte und prominente Gäste dann in den Laboren hinter die Kulissen schauen, eine Lichtshow, Magie, ein Pub-Quiz und eine Lesung erleben, selbst Experimente machen, durch ein Arterienmodell gehen oder VR-Exkursionen ins Herz unternehmen. 
 

Foto: Von links nach rechts: Dr. Henry Marx, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung in Berlin, Olaf Schulz, Vorstand der Berliner Sparkasse, Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege in Berlin, Dr. Christina Quensel, Geschäftsführerin der Campus Berlin-Buch GmbH, Kirstin Bodensiek, Administrative Vorständin (interim), Professorin Dorothea Fiedler, Direktorin des Leibniz FMP, Professor Volker Haucke, Direktor des Leibniz FMP, Dr. Harald Hasselmann, Vorstandsvorsitzender Eckert & Ziegler. Dr. Ulrich Scheller, Geschäftsführer der Campus Berlin-Buch GmbH eröffneten die Lange Nacht.

© Peter Himsel / CBB

Weitere Fotos finden Sie auf www.mdc-berlin.de

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forschen / 27.06.2025
Wie sich das frühe Herz entwickelt

Foto: Mireia Pampols-Perez, Max Delbrück Center
Foto: Mireia Pampols-Perez, Max Delbrück Center

Der Ionenkanal PIEZO2 verarbeitet nicht nur Berührungsreize. Wie ein Team um Annette Hammes vom Max Delbrück Center in Nature Cardiovascular Research berichtet, ist er auch für das Wachstum der Herzkranzgefäße wichtig. Die Erkenntnisse könnten helfen, angeborene Herzleiden besser zu verstehen. 

Unsere Haut spürt selbst einen leisen Lufthauch. Zu verdanken ist ihre Sensibilität speziellen Ionenkanälen, die in den Membranen ihrer Zellen liegen und dort auf feinste mechanische Reize reagieren. Dass einer dieser Kanäle, PIEZO2, zudem eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Herzkranzgefäße und des Herzens spielt, hat ein Team um Dr. Annette Hammes gezeigt. Die Forscherin leitet am Max Delbrück Center die Arbeitsgruppe „Molekulare Signalwege in der kortikalen Entwicklung“. Erschienen ist ihre Arbeit im Fachblatt „Nature Cardiovascular Research“.

Weitere Arbeitsgruppen des Max Delbrück Center waren an der Studie maßgeblich beteiligt, darunter die Teams der Professoren Gary Lewin, Holger Gerhardt und Norbert Hübner. „An unserem Zentrum bündeln wir unterschiedliche Fachkompetenzen, um zentrale biologische Prozesse zu verstehen“, sagt Hammes. Die Ergebnisse der jüngsten Kooperation tragen dazu bei, die Ursachen angeborener Herzerkrankungen herauszufinden – mit dem Ziel, sie künftig früher erkennen und behandeln zu können. „Zudem könnte PIEZO2 eine neue Zielstruktur für Therapien gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden“, erläutert Hammes.

Fehlerhafte Herzkranzgefäße

Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen konnte die Erstautorin der Studie, Dr. Mireia Pampols-Perez aus Hammes’ Team, an Mausmodellen zeigen, dass sich die Koronararterien ohne PIEZO2 nicht korrekt entwickeln: Fehlt der Ionenkanal, bleiben die feinen Gefäße zu eng oder verzweigen sich anders als gewöhnlich. Dadurch wird der Herzmuskel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Ähnliche Fehlbildungen traten bei Mäusen mit einer überaktiven PIEZO2-Variante auf, die beim Menschen unter anderem eine seltene Erbkrankheit, das Marden-Walker-Syndrom, hervorruft. In beiden Fällen verdickte sich besonders in der linken Herzkammer das Herzmuskelgewebe – vermutlich infolge des gestörten Wachstums der Gefäße.

„Genomweite Assoziationsstudien deuten darauf hin, dass Mutationen im PIEZO2-Gen auch beim Menschen kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Bluthochdruck oder Aneurysmen verursachen können“, sagt Hammes. „Fehlfunktionen des Ionenkanals während der Embryonalentwicklung führen vermutlich zunächst zu kaum erkennbaren Gefäßveränderungen – die im Alter oder bei starker körperlicher Belastung aber schwere Herzprobleme auslösen können.“

Gewöhnlich ist PIEZO2 nur bei Embryonen in den Endothelzellen der Koronararterien, die die Innenseite der Gefäße auskleiden, aktiv. Spätestens nach der Geburt stellt der Kanal dort in der Regel seine Arbeit ein. „Es gibt aber Hinweise, dass er im erwachsenen Herzen unter bestimmten Bedingungen wieder exprimiert wird und dann möglicherweise die Regeneration von Gefäßen fördern kann“, berichtet Hammes. „Das ist natürlich ein sehr spannender Aspekt – zum Beispiel bei der koronaren Herzkrankheit oder nach einem Infarkt.“

Neue Optionen für Diagnostik und Prävention

Aktuell untersucht ihr Team daher gemeinsam mit Kolleg*innen des Helmholtz-Instituts für translationale AngioCardioScience (HI-TAC) in Heidelberg und Mannheim sowie der Technologie-Plattform „Pluripotente Stammzellen“ des Max Delbrück Center, inwieweit sich die an Mäusen gewonnenen Erkenntnisse über PIEZO2 auf den Menschen übertragen lassen. Dazu nutzen die Forschenden humane Endothelzellen, die sie aus pluripotenten Stammzellen gewinnen. „Mit diesen Modellen möchten wir herausfinden, wie sich die Expression und die Aktivität von PIEZO2 beim Menschen gezielt beeinflussen lassen“, sagt Hammes. 

 

Der medizinische Nutzen ihrer Forschung ist vielfältig. „Die aktuelle Studie erweitert das Verständnis für angeborene Herzfehler und ergänzt die Liste von Genen, die sich für die Diagnostik und Prävention nutzen lassen“, erklärt Hammes. „Unsere Ergebnisse können so dazu beitragen, genetisch bedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen früher zu erkennen – und langfristig vielleicht sogar zu verhindern.“

Weiterführende Informationen

AG Hammes

AG Lewin

AG Gerhardt

AG Hübner

Literatur
Mireia Pampols-Perez, et al. (2025): „Mechanosensitive PIEZO2 channels shape coronary artery development“. Nature Cardiovascular Research, DOI: 10.1038/s44161-025-00677-3

Bild: Herz einer Maus im späten Embryonalstadium: Das Gewebe wurde per Tissue Clearing transparent gemacht. Auf dem mit dem Lichtblattmikroskop aufgenommenen Bild sind die sich entwickelnden Koronararterien zu sehen. Sie sind mit Antikörpern türkis gefärbt. (Foto: Mireia Pampols-Perez, Max Delbrück Center)

leben / 27.06.2025
Sturmschäden in Pankower Grünanlagen – Warnung vor dem Betreten bleibt bestehen

Durch das Unwetter am 23.06.2025 ist es im gesamten Bezirk Pankow zu erheblichen Sturmschäden gekommen. Zahlreiche Baumkronen wurden beschädigt, Bäume stürzten um und in vielen Fällen hängen noch lose Äste gefährlich in den Baumkronen. Der darauffolgende Sturm am 26.06.2025 hat die Situation weiter verschärft und zusätzliche Schäden an Bäumen und Gehölzen verursacht.

Gefahr beim Betreten der Grünanlagen
Die aktuellen Schäden stellen eine erhebliche Gefahr für die Allgemeinheit dar. Das Straßen- und Grünflächenamt Pankow warnt daher weiterhin ausdrücklich vor dem Betreten der Grünanlagen. Es wird dringend darum gebeten, besondere Vorsicht walten zu lassen und beschädigte Bereiche weiträumig zu meiden.

Schadenbeseitigung dauert an
Alle verfügbaren internen und externen Kapazitäten sind derzeit im Einsatz, um die Schäden zu sichten und notwendige Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen. Aufgrund des Umfangs der Schäden reichen die vorhandenen Ressourcen jedoch nicht aus, um sämtliche Gefahrenstellen kurzfristig zu beseitigen. Es ist davon auszugehen, dass die Arbeiten zur Schadensbeseitigung noch mehrere Tage in Anspruch nehmen werden.

„Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, die Grünanlagen weiterhin nur mit größter Vorsicht zu betreten oder im Zweifel ganz zu meiden“, erklärt Manuela Anders-Granitzki, Bezirksstadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum. „Die Sicherheit der Menschen hat für uns oberste Priorität. Es wurden unverzüglich Maßnahmen eingeleitet, um gefährliche Äste und beschädigte Bäume zu sichern. Dennoch ist die Lage weiterhin angespannt und mit Risiken verbunden.“

Das Straßen- und Grünflächenamt bittet um Verständnis und Aufmerksamkeit – zum Schutz aller. Sobald die akuten Gefahrenstellen beseitigt sind, wird über eine Aufhebung der Warnung informiert.

forschen, produzieren, heilen / 26.06.2025
30 Millionen Euro für biomedizinische Innovationen in Berlin

Am Max Delbrück Center entsteht das „Center for AI–Accelerated Molecular Innovations in Medicine“. Dafür hat die Helmholtz-Gemeinschaft 30,8 Millionen Euro bewilligt. Die Forschenden werden neue Technologien nutzen, um KI-basierte Strategien für eine passgenaue Behandlung und Prävention zu entwickeln.

Wenn die Menschen in einer alternden Gesellschaft möglichst lange möglichst gesund bleiben sollen, reicht es nicht aus, Krankheiten zu behandeln. Die Krankheiten sollten gar nicht erst ausbrechen und Schaden anrichten können. Eine solche Präzisionsprävention ist aber nur möglich, wenn wir die allmählichen molekularen und zellulären Veränderungen am Übergang von Gesundheit zu Krankheit genau verstehen. 

Forscher*innen müssen dafür enorme molekulare und klinische Datensätze sowohl von Gesunden als auch von Patient*innen erheben und analysieren. Um Muster und Mechanismen in diesen komplexen Datensätzen erkennen zu können, sind zukunftsweisende KI-Modelle unerlässlich. Die damit gewonnenen Einblicke werden den Weg für neue Werkzeuge, Diagnoseverfahren und Therapien ebnen – und die Präzisionsmedizin voranbringen. Das Ziel: Krankheiten verhindern, bevor Symptome auftreten.

Mit dem „Center for AI-Accelerated Molecular Innovations in Medicine“ (AI2M) entsteht ein Baustein, um diese Zukunftsvision zu verwirklichen. Dank einer Helmholtz-Förderung in Höhe von 30,8 Millionen Euro für Bau und Ausstattung beginnen die Umbauten für AI2M bereits 2026. Zu dem Zentrum gehören zwei strategische Drehscheiben (Hubs) in Mitte und Buch. In Mitte, am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center, wird es um räumliche sowie einzelzellbasierte Biomedizin und KI gehen. Die Bauarbeiten dort sollen 2029 abgeschlossen sein. Der Hub für Modelle mit menschlichen Zellen und Bioengineering in Buch folgt 2033.  

„Die Medizin verändert sich. Sie wird nicht mehr nur auf Symptome reagieren, sondern Voraussagen treffen. Innovationszentren wie AI2M werden eine ganz zentrale Rolle bei dieser Transformation spielen. Eine sehr frühe Diagnose sowie personalisierte und wirksamere Interventionen sollen nicht nur möglich sein, sondern im medizinischen Alltag ankommen“, sagt Professorin Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center und Vize-Präsidentin Helmholtz Health. 

Technologie und Expertise kombinieren

An beiden Hubs werden Forschende mit Kolleg*innen aus Industrie und Klinik in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten. Sie werden auf große Populationsstudien zurückgreifen, die riesige Datensätze zu den Proband*innen sammeln. Mithilfe neuster KI werden sie die Daten durchforsten, um Biomarker zu finden, die noch vor klassischen Symptomen auf den Übergang zur Krankheit hinweisen, und um neue zielgerichtete Therapien zu entwickeln. 

Die Technologien, die AI2M für medizinische Innovationen nutzen wird, werden maßgeblich von Forschenden am Max Delbrück Center entwickelt. Die Arbeitsgruppen von Professor Nikolaus Rajewsky, Dr. Ashley Sanders und Dr. Fabian Coscia zum Beispiel haben gezeigt, dass räumliche und einzelzellbasierte Multi-Omics-Ansätze das Fortschreiten einer Krankheit in bisher ungeahnter Präzision kartieren können. Dr. Jakob Metzger, Dr. Mina Gouti und Dr. Sebastian Diecke haben Hochdurchsatz-Screening-Plattformen für Organoide entwickelt. Sie können damit im großen Maßstab Organoide aus den Zellen von Patient*innen züchten und als Modell verwenden – um Krankheitsverläufe genau nachzuvollziehen und personalisierte Therapien zu testen. 

Vor Ort in Berlin werden sowohl die Charité – Universitätsmedizin Berlin als auch das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) Partner für die Translation sein, damit die medizinischen Innovationen aus dem Labor möglichst rasch in die Klinik kommen. 

„Niemand kann die großen und besonders drängenden Herausforderungen in der Wissenschaft allein angehen; wir müssen die Fachsilos aufbrechen. AI2M wird KI, Engineering, Biologie und Medizin auf neue und besonders leistungsfähige Art und Weise verknüpfen, sodass sich Ideen ungehindert entfalten, Technologien nahtlos ineinandergreifen und vielfältige Teams gut zusammenarbeiten können“, sagt Dr. Stan Gorski, der Leiter der Abteilung „Strategische Initiativen“ am Max Delbrück Center. „Durchbrüche passieren an den Schnittstellen.“ 

Pressemitteilung auf der Website des Max Delbrück Center:
30 Millionen Euro für biomedizinische Innovationen in Berlin

forschen, produzieren, heilen, bilden / 25.06.2025
Wie gut kennen Sie Berlins Forschungslandschaft?

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Jetzt beim Quiz zur Langen Nacht der Wissenschaften mitmachen

Zum 25-jährigen Jubiläum der Langen Nacht der Wissenschaften lädt ein spannendes Quiz dazu ein, das eigene Wissen rund um Wissenschaft und Forschung in Berlin auf die Probe zu stellen. Ob Wissenschaftsfan oder Neugierige:r – testen Sie hier Ihr Wissen und feiern Sie mit uns 25 Jahre kluge Köpfe und große Ideen.

Hier geht's zum Quiz

Quelle: Newsletter #5 Lange Nacht der Wissenschaften e.V.
Jetzt beim Quiz zur Langen Nacht der Wissenschaften mitmachen

leben / 25.06.2025
Sturmschäden in Pankow – Bezirksamt bittet um erhöhte Aufmerksamkeit

Durch das Unwetter am 23.06.2025 ist es im gesamten Bezirk zu Sturmschäden gekommen. Beschädigte Baumkronen, umgestürzte Bäume und lose in den Bäumen hängende Äste stellen aktuell in den Pankower Grünanlagen eine große Gefahr für die Allgemeinheit dar.

Das Straßen- und Grünflächenamt Pankow warnt daher vor dem Betreten dieser Bereiche und bittet um erhöhte Aufmerksamkeit. Alle verfügbaren Dienstkräfte sind zurzeit im Einsatz, um die Schäden zu begutachten und zu beheben. Es wird voraussichtlich jedoch mehrere Tage dauern, bis zumindest die akuten Unfallgefahren beseitigt sind.

„Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, die Grünanlagen derzeit nur mit größter Vorsicht zu betreten und beschädigte Bereiche weiträumig zu meiden.“, warnt Manuela Anders-Granitzki, Bezirksstadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum. „Die Sicherheit der Menschen hat für uns höchste Priorität. Es wurden umgehend Maßnahmen ergriffen, um beschädigte Bäume und Äste zu sichern und somit das Risiko für Passanten zu minimieren.“

leben / 19.06.2025
Gesundheitsrisiken durch den Eichenprozessionsspinner auch im Bezirk Pankow

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) tritt in diesem Jahr besonders häufig auf. Auch im Bezirk Pankow mehren sich derzeit die Beobachtungen und Hinweise auf Raupennester an Eichen – sowohl im öffentlichen Grün als auch in der Nähe von Wohnanlagen, Spielplätzen, Schulen oder Erholungsflächen. Die Raupen des Nachtfalters stellen eine ernstzunehmende gesundheitliche Gefahr für Menschen dar.

Bitte keine Eigeninitiative!

Aufgrund der aktuellen Lage bittet das Bezirksamt Pankow um erhöhte Aufmerksamkeit im Umgang mit auffälligen Raupen oder Gespinsten im Stadtgrün. Befallene Bäume und betroffene Flächen sollten möglichst gemieden werden, insbesondere mit Kindern oder Haustieren. Bei Verdacht auf einen Befall ist vom Kontakt mit den Raupen oder Nestern strikt abzusehen. Kleidung, die möglicherweise mit den Haaren in Berührung kam, sollte sofort gewechselt und gewaschen werden. Das Bezirksamt weist darauf hin, dass keine eigenständigen Bekämpfungsmaßnahmen vorgenommen werden sollten. Fachfirmen verfügen über die notwendige Ausrüstung und Erfahrung zur sicheren Entfernung.

Eine klare Unterscheidung zu harmlosen Arten wie der Gespinstmotte hilft, unnötige Sorgen zu vermeiden. Wer sich umsichtig verhält, Kontakt meidet und befallene Bereiche meidet, schützt sich selbst und andere, ganz besonders in der jetzigen Phase erhöhter Raupenaktivität.

Brennhaare mit Nesselgift

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners erscheinen ab April und entwickeln sich im Laufe des Frühjahrs bis zur Verpuppung im Sommer. Ab dem dritten Larvenstadium (L3) – aktuell vielerorts bereits erreicht – tragen sie feine Brennhaare, die ein Nesselgift enthalten. Dieses Gift kann bei Berührung oder Einatmung Hautausschläge, Augenreizungen, Juckreiz und in schweren Fällen Atembeschwerden oder allergische Reaktionen auslösen. Besonders empfindlich reagieren Kinder, ältere Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen der Atemwege. Die feinen Haare brechen leicht ab, haften an Kleidung oder Schuhen und werden durch den Wind über größere Distanzen verbreitet. Selbst alte oder scheinbar verlassene Nester können noch Monate später gefährlich sein.

Potenzielle Gesundheitsgefahr

Typisch für den Eichenprozessionsspinner sind dichte, oft mehrere Raupengenerationen beherbergende Gespinste an Stämmen oder in Astgabeln von Stiel- und Traubeneichen. Die Raupen bewegen sich oft in langen Reihen, sogenannten „Prozessionen“, auf der Suche nach Futterplätzen in der Baumkrone daher ihr Name. Aufgrund der potenziellen Gesundheitsgefahren sollte der direkte Kontakt mit den Raupen oder ihren Nestern unter allen Umständen vermieden werden.

Für die Organisation von Abwehrmaßnahmen, wie etwa die mechanische Entfernung der Nester, sind die jeweiligen Eigentümer der betroffenen Grundstücke zuständig. Die Entfernung darf ausschließlich durch geschultes Fachpersonal unter Verwendung geeigneter Schutzkleidung erfolgen. Eine eigenständige Beseitigung ist nicht empfehlenswert.

Verwechslungsgefahr - Prozessionsspinner nur an Eichen

Im Frühjahr kommt es außerdem häufig zu Verwechslungen mit den harmlosen Gespinstmotten. Diese treten bevorzugt an Sträuchern wie Weißdorn, Apfel oder Pfaffenhütchen auf. Ihre Raupen sind hell, unbehaart und für den Menschen ungefährlich. Während der Eichenprozessionsspinner ausschließlich an Eichen vorkommt, besiedeln Gespinstmotten eine Vielzahl von Sträuchern und spinnen ganze Pflanzenteile in silbrige Netze ein. Ihre Gespinste wirken zwar auffällig, stellen aber keinerlei gesundheitliche Gefahr dar. Im Unterschied zum Eichenprozessionsspinner befinden sich die Nester der Gespinstmotte meist großflächig um Zweige und ganze Sträucher, während der Eichenprozessionsspinner kompakte Nester bevorzugt, die direkt an Stämmen und Ästen von Eichen sitzen. Eine weitere Unterscheidung liegt in der Behaarung: Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind stark behaart, während Gespinstmottenraupen unbehaart und hell sind.