News
Ihre Auswahl
bilden / 09.05.2025
15 Jahre Chemie im Gläsernen Labor

Am 11. Mai 2010 eröffnete das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) das FMP-ChemLab im Gläsernen Labor. Zum Jubiläum traf sich Chemikerin Dr. Bärbel Görhardt, die dieses Schülerlabor leitet, mit uns für ein Interview.
Was war der Anlass, das ChemLab zu gründen?
Das Gläserne Labor hatte seit 2004 in Kooperation mit dem Max Delbrück Center sehr erfolgreich Experimentierkurse für Molekularbiologie, Themen wie Herz-Kreislauf oder Neurologie aufgebaut, die Forschungsthemen des Max Delbrück Center vermitteln. Der damalige Direktor des FMP, Prof. Hartmut Oschkinat, war sehr interessiert an dieser Form der außerschulischen Bildung, um Jugendlichen die Themen des FMP näher zu bringen. So entstand ein brandneues, professionell ausgestattetes Chemielabor im Haus 13 auf dem Campus Berlin-Buch, mit dem wir die Kurse rund um Natur- und Wirkstoffe, Polymere und Farbstoffe aufbauen konnten, die wir heute im Programm haben. Gestartet sind wir unter anderem mit dem Kurs „Coffein – Wirkstoff oder Droge“. Er gibt einen umfangreichen Überblick über Extraktionsmethoden von Naturstoffen, über Nachweismethoden ausgewählter Stoffklassen, Methoden zur Stofftrennung und Analytik.
Was ist das Besondere am ChemLab?
Es bereichert den naturwissenschaftlichen Unterricht. Hier können die Lernenden in die Rolle von Chemikerinnen und Chemikern schlüpfen und in kleinen Teams und unter wissenschaftlicher Anleitung Fragestellungen lösen. Für die Experimente stehen ihnen Apparaturen und Methoden zur Verfügung, die ein Fachraum an der Schule nicht bieten kann. Der direkte Kontakt mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermittelt die Methoden der Chemie anschaulich und unkonventionell. Dabei spannt das ChemLab einen Bogen zwischen anspruchsvollen chemischen Verfahren und gesellschaftsrelevanten Fragestellungen. Im Coffeinkurs erfahren die Jugendlichen zum Beispiel, wie Coffein wirkt und wo es überall enthalten ist. Sie isolieren reines Koffeinpulver aus Kaffeepulver und Teeblättern – den Wirkstoff, der dann mittels verschiedener Methoden Rückschlüsse auf den Koffeingehalt der jeweiligen Getränke erlaubt. Die Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte sind begeistert davon, im Labor mit der Soxhlet-Apparatur, Rotationsverdampfern oder Fotometer zu arbeiten. Die Lernenden verbessern nicht nur ihr Wissen in Chemie, sondern auch ihr Alltagswissen: Wenn es darum geht, vorab zu schätzen, ob in Tee oder Kaffeepulver mehr Coffein ist, liegen die Jugendlichen meist nicht richtig.
Welche Entwicklung des Angebots im ChemLab würdest du gern hervorheben?
Als ich das ChemLab übernommen habe, war für mich wichtig, dass wir nicht nur mit der Sekundarstufe II arbeiten, sondern auch Chemiekurse für Sekundarstufe I aufbauen. Die Schülerinnen und Schüler in den Leistungskursen haben sich bereits bewusst für das Fach entschieden und interessieren sich vielleicht auch für eine entsprechende berufliche Laufbahn. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler lassen sich noch für Chemie begeistern. Chemie in der Schule ist mit Fragen des chemischen Gleichgewichts und chemischem Rechnen ist eher trocken und nicht sehr beliebt bei den Schülerinnen und Schülern. Experimente aus dem Lebensalltag begeistern sie dagegen. Daher haben wir Kurse zu Duftstoffen, Kunststoffen und Farbstoffen entwickelt, die alle sehr gut angenommen werden.
Welcher ist davon dein Lieblingskurs?
Vielleicht der Kurs zu den Duftstoffen. Das Labor verwandelt sich in ein wahres Duftwunder. Dieser Kurs passt so gut zum FMP, weil es Wirkstoffe aus der Natur sind, die isoliert werden. Außerdem gibt es mit diesem Thema den so wichtigen Bezug zum Rahmenlehrplan: Nur wenn es in den eng gesteckten Rahmenlehrplan passt, können die Lehrkräfte mit den Klassen für vier Stunden Wissenszuwachs ins Gläserne Labor kommen.
Der Kurs hat auch eine schöne praktische Komponente: Am Ende des Kurses nehmen die Kinder selbstgefertigte Seifen oder isolierte Düfte mit nach Hause: Ethanolische Extrakte aus Zitrone und Orange oder ätherische Öle aus Pfefferminz, Lavendel und Zimt, die man als Parfum oder Raumduft verwenden kann.
Wie würdest du die Kurse gestalten, wenn du freie Hand hättest - ohne Rahmenlehrplan?
Dann würden wir viel längere Kurse anbieten wollen – 6-Stunden-Formate oder Formate über ein bis zwei Tage. In diesem Rahmen könnte man Themen viel umfassender bearbeiten und noch mehr spannende Bezüge einbauen. Aber es wird immer schwieriger für die Lehrer, Freistellungen für Exkursionen im Rahmen des Unterrichts zu erhalten.
Was wäre so ein Thema?
Das aktuelle Thema sind zur Zeit Algen: Diese sind zum einen das neueste Superfood, aber auch chemisch interessant, da sie Farbstoffe produzieren, die in der Lebensmittelchemie eingesetzt werden. Sie bieten so viele Ansätze, die bearbeiten werden können, dass man durchaus eine ganze Projektwoche daraus gestalten könnte. Das Problem bei Projektwochen ist, dass dafür eine zusätzliche Förderung wichtig wäre. Die Kosten von über 300 Euro pro Schüler sind sehr hoch und nur für wenige bezahlbar. Diese Kluft wollen wir nicht verstärken. Glücklicherweise haben wir haben wir bereits Einrichtungen und Unternehmen für die Förderung anderer Projektwochen gewinnen können.
Was würdest du dir für die Zukunft dem Chemlabs wünschen?
Wir konnten dank der Förderung des FMP ein tolles Bildungsangebot aufbauen und sind dafür sehr dankbar. Gemeinsam wollen wir künftig stärker aktuelle wissenschaftliche und technologische Entwicklungen aufgreifen, zum Beispiel mit Projekten, die es den Schüler:innen ermöglichen, Künstliche Intelligenz bezogen auf Anwendungsbereiche in den Forschungsgebieten des FMP zu verstehen.
Ein ganz zentraler Wunsch ist, dass wir künftig genügend Nachwuchs bei den jungen Dozentinnen und Dozenten gewinnen können, die das ChemLab mit der gleichen Leidenschaft weiterführen. Und natürlich, dass wir genügend Förderung erfahren, um das ChemLab auf dem hohen Niveau weiterführen zu können.
https://www.glaesernes-labor.de
https://leibniz-fmp.de/
Über das FMP
Wie kommt es zu Diabetes, Alzheimer oder Krebs? Wie entstehen seltene Erkrankungen? Aber vor allem: wie kann man diese frühzeitig erkennen und gezielt behandeln? Angetrieben von Fragen grundlegender Natur untersuchen die Forschenden am FMP die Funktion und das Zusammenspiel von Proteinen, Lipiden, und anderen Biomolekülen in den Zellen und Geweben des Körpers. Proteine erhalten chemische Aufträge der Zellen und Organe des Körpers und ändern dadurch ihre Aktivität. Auf diese Weise kontrollieren chemische Botenstoffe die Erregungsübertragung zwischen Nervenzellen im Gehirn ebenso wie die Muskelkontraktion, die Verdauung oder das Wachstum von Zellen und Organen. Wenn diese Kommunikation gestört ist oder Zellen und Gewebe dysfunktional werden, führt das zu Erkrankungen wie Diabetes, Krebs, oder neurologischen Störungen. Zu verstehen, welche molekularen Mechanismen in Zellen und Organen verändert sind, wie man dies sichtbar machen, behandeln oder vielleicht sogar verhindern kann, ist Ziel der interdisziplinären Forschung am FMP. Die Forschungsergebnisse des Instituts stellen damit die Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente oder neuartiger Diagnose- oder Therapieansätze dar. Dafür arbeiten am FMP Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen Nationen und verschiedenen Disziplinen wie der Biologie, Chemie, Pharmakologie und Physik eng zusammen.
Das FMP befindet sich auf dem Campus Berlin-Buch, wo die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eng mit Forschenden der anliegenden Einrichtungen wie dem Max-Delbrück Centrum für Molekulare Medizin (MDC) oder dem Experimental and Clinical Research Center (ECRC) von Charité und MDC kooperieren.
Quelle: Campus Berlin-Buch GmbH
Alle News im Überblick
News Buch Berlin
15 Jahre Chemie im Gläsernen Labor
Am 11. Mai 2010 eröffnete das Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) das FMP-ChemLab im Gläsernen Labor. Zum Jubiläum traf sich Chemikerin Dr. Bärbel Görhardt, die dieses Schüle...
weiter ...Lernen vom Campus Berlin-Buch: Zentraler Stromeinkauf und energetische Musterlösungen
Am 29. April traf sich die AG Energie der Zukunftsorte Berlin am Zukunftsort Campus Berlin-Buch, in der sich Energie- und Nachhaltigkeitsmanager zu Best-Practise-Ansätzen austauschen. Ziel ist es, Nac...
weiter ...Tumore in 3D verstehen
Eine Kombination hochauflösender räumlicher Einzelzelltechnologien kann die zelluläre Nachbarschaft eines Tumors in 3D kartieren und so Angriffspunkte für eine personalisierte Krebstherapie finden. Da...
weiter ...Termine Buch Berlin
13.05.2025, 17:00
Sprechstunde der Bezirksbürgermeisterin am 13. Mai auf dem Helmholtzplatz
Die Pankower Bezirksbürgermeisterin Dr. Cordelia Koch führt am Dienstag, dem 13. Mai 2025 von 17 – 19 Uhr ihre nächste Sprechstunde durch. Dazu trifft man sie an einem Stand am Helmholtzplatz, Ecke Ra...
weitere Informationen15.05.2025, 17:00
/ BerlinBioCube
Talk im Cube: "International Cooperation and Funding programs in Life Sciences"
This event will feature four esteemed experts in the field who will share their insights and experiences on the importance of collaboration across borders and the role of funding in advancing life sc...
weitere Informationen