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forschen, produzieren, heilen / 26.01.2023
Fähre in die Zelle

Interview mit Dr. Merle Fuchs, Gründerin und Geschäftsführerin der PRAMOMOLECULAR GmbH, einem Start-up auf dem Campus Berlin-Buch
Wie ist PRAMOMOLECULAR entstanden?
Als Mikro- und Molekularbiologin habe ich fast 25 Jahre als selbständige Unternehmensberaterin für Hightech-Start-ups und Grown-ups gearbeitet. Daneben war ich auch Scout für den High-Tech-Gründerfonds, im EXIST-Sachverständigenrat des Bundeswirtschaftsministeriums tätig und habe sieben weitere Start-ups mitgegründet. Dabei habe ich einen Ansatz für die Entwicklung neuartiger Wirkstoffe identifiziert. Zusammen mit meinen Mitgründern Ida Shaef und Dr. Thomas Hiller haben wir Fördergelder über EXIST-Forschungstransfer akquiriert und an der TU Berlin bewiesen, dass unser Ansatz grundsätzlich funktioniert. Außerdem belegen Preise bei internationalen Life-Sciences-Wettbewerben, dass unser Gründungsansatz zukunftsfähig ist.
Was bedeutet der Name PRAMOMOLECULAR?
Pramo bedeutet „Fähre“ auf Esperanto. Wir verfügen über patentgeschützte „Fährmoleküle“. Damit gelingt es uns, innovative Arzneimittel auf Basis von therapeutischen Oligonukleotiden – sogenannten siRNAs– in die Zellen ausgewählter Organe zu transportieren, in die man sie bisher nicht einschleusen kann. Diese siRNAs sind Wunderwaffen, denn man kann mit ihnen theoretisch jedes krankmachende Protein herunterregulieren. Fehlt das krankmachende Protein, heilt man die Krankheit. Das funktioniert jedoch nur, wenn man die siRNA im lebenden Organismus in die Zielzelle einschleusen kann. Bisher gelingt dies nur in Leberzellen. Wir können die siRNA-Wirkstoffe in Zellen von Lunge, Herz oder Bauchspeicheldrüse einschleusen.
Damit können wir anderen Entwicklern von therapeutischen Oligonukleotiden helfen, ihre Wirkstoffe in eines der drei Zielorgane einzuschleusen, um Krankheiten, die ihre Ursache dort haben, zu heilen. Wir können aber auch selbst innovative Wirkstoffkandidaten entwickeln und später an Pharmaunternehmen auslizenzieren. Aktuell arbeiten wir an siRNA-Wirkstoffen zum Herunterregulieren von Krebsproteinen im Lungen- oder Pankreaskarzinom sowie von krankmachenden Proteinen im Herzen.
Wie gelingt es Ihnen, als Start-up selbst Wirkstoffkandidaten zu entwickeln?
Wir designen unsere Wirkstoffkandidaten auf rationale Weise. Das bedeutet, wir müssen nicht wie bei klassischen Pharmawirkstoffen riesige Molekülbibliotheken erst synthetisieren und dann auf Wirksamkeit überprüfen. Unsere Wirkstoffe können wir fast mit Bleistift und einem Blatt Papier entwerfen. Auch müssen wir für die arzneimittelkonforme Herstellung unserer Wirkstoffkandidaten keine neue Synthese-Infrastruktur aufbauen und zertifi zieren. Unsere erfahrenen Partner können dies vollautomatisch – auf bestehender Infrastruktur.
Wir könnten uns zum Beispiel sehr gut vorstellen, innovative Wirkstoffkandidaten zusammen mit der Silence Therapeutics zu entwickeln. Silence, unser Nachbar im BiotechPark, ist das wichtigste siRNA-Unternehmen in Europa. Silence versteht sehr viel von der präklinischen Optimierung und der klinischen Entwicklung von siRNA-Wirkstoffen – und wir bringen die patentgeschützten Transportmoleküle mit.
Welche Meilensteine wollen Sie mittelfristig erreichen?
Unser Ziel ist, eine eigene Wirkstoffpipeline aufzubauen. Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr die Leitstruktur von mindestens zwei Wirkstoffkandidaten entwickelt haben. Diese wollen wir präklinisch charakterisieren und dann 2025 mit der ersten klinischen Studie beginnen.
Was gab den Ausschlag für den BiotechPark Berlin-Buch?
Berlin ist ein hervorragender Start-up- und Healthtech-Standort. Die Region bietet einen ausgezeichneten Verkehrsanschluss und die IBB sehr gute Förderbedingungen. Auch kommt jeder unserer Geschäftspartner mindestens einmal pro Jahr sowieso in die Hauptstadt. Unsere Räume im BiotechPark Berlin-Buch sind ideal. Und wir arbeiten bereits mit CELLphenomics, PROSION, EPO, FyoniBio und HealthTwiSt zusammen, die ebenfalls auf dem Campus sitzen. Zukünftig sehen wir die Chance, mit weiteren Campus-Partnern zu kooperieren.
Vor allem genießen wir aber die tolle Campusatmosphäre in der parkartigen Landschaft voller Kunstwerke – und die professionelle Betreuung vor Ort!
Interview: Christine Minkewitz / Campus Berlin-Buch GmbH
Das Interview erschien zuerst im Standortjournal buchinside.
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